Dresdner Bausünden

  • @ spacecowboy

    ich bezog mich mit meinem Berlinvergleich auf die Situation allgemein in Mitte; dass die Situation um den Hauptbahnhof/Kanzleramt noch unbefriedigend ist, gebe ich gerne zu.

    Aber Fakt ist doch, dass die Verdichtung von Berlin-Mitte dort am besten gelungen ist, wo die historische Straßenführung weitgehend wieder aufgegriffen wurde. Hätte man in Dresden die alte Straßenführung wiederaufgenommen und die Bebauung entweder stark reglementiert oder wie am Potsdamer Platz sich mal wirklich etwas getraut, wäre die Situation wesentlich besser gelungen.
    Der Wiener Platz ist ja nicht schlecht, aber er ist austauschbar, beliebig, ohne Bezug zu Dresden. Es ist Architektur von der Stange. Wie hier bereits mehrfach angemerkt wurde, könnten die Gebäude auch in jeder anderen Stadt stehen. Die Gebäude wirken wie die heute weit verbreiteten Fertighäuser. Man hat einen Baukasten, passt die Elemente den Gegebenheiten an, aber im Prinzip sind es alles die gleichen Häuser, und dabei spielt es keine Rolle, ob sie nun in Bayern oder Niedersachsen stehen.
    Es ist einfach Architektur, die in 30 Jahren wieder ersetzt werden wird, weil ihr die Qualität fehlt. Wie der Rest der Prager Straße wird sie irgendwann der Selektion der Generationen zum Opfer fallen. Diese Selektion hat die europäischen Städte über Jahrhunderte geformt und von jeder Epoche blieb nur das Beste stehen. Der 2. WK hat dazu geführt, dass dieser Selektionsprozess nun wieder von vorne beginnt, aber in 200 Jahren wird von der Architektur von 1950 bis heute wohl nur sehr wenig übrig bleiben. Ich würde zum Beispiel den Kulturpalast durchaus zu solchen Gebäuden zählen, die es verdient hätten, erhalten zu werden, nur eben nícht an diesem Standort. Von mir aus kann man ihn versetzen. Aber ansonsten gibt es in Dresden wenig Erhaltenswertes. Und der Wiener Platz wird wie der Wilsdruffer Kubus oder das WTC das Schicksal vieler anderer Gebäude der Gegenwart teilen, sie werden auf kurz oder lang ersetzt werden, diese Selektion hat es immer gegeben und sie gilt auch für die Zukunft, frei nach dem Motto Darwins: survival of the fittest :!:

    APH - am Puls der Zeit

  • Tschuldigung...aber das WTC ist für mich ein Beispiel gelungener moderner Architektur in Dresden...keine Bausünde...denke nicht, dass es "fallen" wird

    Zitat

    Und der Wiener Platz wird wie der Wilsdruffer Kubus oder das WTC das Schicksal vieler anderer Gebäude der Gegenwart teilen, sie werden auf kurz oder lang ersetzt werden, diese Selektion hat es immer gegeben und sie gilt auch für die Zukunft, frei nach dem Motto Darwins: survival of the fittest Ausrufezeichen

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich weiß gar nicht warum Ihr die ganze Zeit auf dem Wiener Platz rumhackt. Für mein Dafürhalten ist es zwar nicht all zu großes Kino, strahlt aber eine gewisse Eleganz aus, die z.B. dem Raschplatz in Hannover lange Zeit völlig abhanden kam. Und außerdem: Im Prinzip war die Vorkriegsprager auch nur austauschbarer Investorenmüll (ich überspitze) diese Häuser haben auch in jeder Stadt gestanden, heute noch vergleichbar mit FfM. Viel mehr trauere ich der vorgründerzeitlichen Prager Straße nach, die von einer einzigartigen Villenarchitektur geprägt war, einschließlich der Struveschen Heil- und Kuranstalt.

    @Wissen
    Du widersprichst Dir doch selbst: Du sagst, da wo die Gründerzeitlichen Strukturen aufgenommen wurden funktioniert die Stadt. Aber Du weißt auch um die Belebtheit des Potsdamer Platzes, der ja bekanntlich völlig andere Strukturen aufweist als es vor der Zerstörung der Fall war.

  • Zitat von "DarkVision"

    Tschuldigung...aber das WTC ist für mich ein Beispiel gelungener moderner Architektur in Dresden...keine Bausünde...denke nicht, dass es "fallen" wird

    Als Bausünde würde ich das WTC auch nicht bezeichnen; vor allem steht es, soweit ich mich erinnere, an einer Stelle, an der es nicht weiter stört. Den Preis für den originellsten Namen werden die Investoren allerdings nicht mehr gewinnen. :zwinkern:


    Zurück zur Prager Straße und zum Wiener Platz: Man sollte hier nicht die Vorkriegsbebauung und die aktuelle Bebauung gegeneinander aufwiegen. Natürlich sah die Straße vor 1945 tausendmal schöner aus, natürlich war es eine Schande, daß die 1945 stehengebliebenen Gebäude abgerissen wurden - und natürlich war klar, daß das alles niemals rekonstruiert wird.

    Aber es gibt doch noch so viele Möglichkeiten dazwischen, zwischen Reko und Glaskasten. Eine Bebauung im Stil der - ja eigentlich nicht besonders gelungenen - Nachwendebauten zwischen Altmarkt und Kreuzkirche (Legohaus, C&A etc.) - warum war nicht wenigstens das möglich? Auch in Berlin-Mitte finden sich viele Neubauten, die nicht direkt toll sind, aber allemal besser in einer europäische Stadt passen und, tja, "urbaner" wirken als das, was an der Prager und am Wiener Platz gebaut wurde.

    Was die Prager Straße auch so monoton macht, ist das Fehlen von Querstraßen. Jede Fußgängerzone in Deutschland hat welche, nur in DD hat man sie "vergessen" bzw. hat man die früheren Straßenkreuzungen ausradiert. Warum nur? Dieser Fehler hätte nach der Wende korrigiert werden können. Da fällt es mir schwer zu verstehen, was manche Leute an dieser Straße schön finden und warum Architekten das als gelungene und erhaltenswerte DDR-Stadtplanung ansehen.

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    Im Prinzip war die Vorkriegsprager auch nur austauschbarer Investorenmüll (ich überspitze)


    mmh...

    Zitat

    Ja, Dresden war eine wunderbare Stadt. Ihr könnt es mir glauben. Und ihr müßt es mir glauben! Keiner von euch, und wenn sein Vater noch so reich wäre, kann mit der Eisenbahn hinfahren, um nachzusehen, ob ich recht habe. Denn die Stadt Dresden gibt es nicht mehr.

    und weiter

    Zitat

    Ich stand auf der Prager Straße? Auf der weltberühmten Prager Straße? Auf der prächtigsten Straße meiner Kindheit? Auf der Straße mit den schönsten Schaufenstern? Auf der herrlichsten Straße der Weihnachtszeit? Ich stand in einer kilometerlangen, kilometerbreiten Leere. In einer Ziegelsteppe. Im Garnichts.

    Zitate nach Erich Kästner. Passen irgendwie in diesen Strang.

    Also Müll war das ganz sicher nicht, was da auf der Prager stand. Investorenbauten hingegen großteils ganz sicher, aber das ist a priori auch nicht schlimm, da der Mensch auch unter norrmalen Umständen ein homo oeconomicus ist und danach handelt sowie obendrein ein wunderbares Stadtbild damit schmückte. Die herrliche Profanarchitektur der Wiener Ringstraße ist bekanntlich auch kein "Investorenmüll", obschon diese Gebäude auch der Erwirtschaftung einer Rendite dienten.

    Wenn dieser hässliche Krieg nicht Dresden verglüht hätte, dann würden die damaligen Bauten, ob ihrer hochwertigen, massiven Bauweise, noch immer dort stehen. Bei den in den letzten Jahrzehnten gebauten und auch hier gezeigten Liegenschaften ist es jedoch fast durchwegs sicher, dass unsere Enkel diese Häuser kaum mehr erleben werden.

    Gut, Du hast hier bewußt überspitzt und das ist mir zB dazu ad hoc eingefallen.

  • Wer die alte Prager Straße sehen möchte, kann sich die DVD "Dresden einst und jetzt - unterwegs mit der Straßenbahn" zulegen und dann urteilen.

    Natürlich war die Straße nicht ideal, weil viel zu schmal für einen repräsentativen Boulevard in einer Großstadt, aber ungleich besser als das, was jetzt dort steht.

  • Sagt mal...wie findet ihr eigentlich den neuen (schiefen ;) ) Lichtpylon auf dem Altmarkt...ich würde ihn als Bausünde bezeichnen...und wenn man der SZ von heute glaubt...viele Dresdner auch

    Schsische Zeitung [online] - Dresden: Neuer Altmarkt wieder aufgerissen

    so heißt es da:

    Zitat

    Der 24-Meter-Lichtpylon auf dem Altmarkt steht dagegen weiterhin in der Kritik. Selbst Experten sehen die Installation des Planers Hinnerk Wehberg als nicht optimal gelungen an. „Für das typische Striezelmarkt-Fotomotiv wirkt dieser Mast schon störend“, findet Heinrich Müller, Inhaber der Dresdner Firma Licht-in-Form. Wehberg verteidigt dagegen die gefundene Lösung, die aus seiner Sicht etwas „Leichtes, Spielerisches“ hat. Das grelle Licht der beweglichen Strahler sei inzwischen abgemildert worden.

    Der Kommentator wirft auch kein gutes Licht auf ihn...aber der ist mir leider nicht vollständig zugänglich...

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Die Störung des Mastes im Platzbild war doch von Anfang an abzusehen. Ach was wäre das für ein schön verliebter Platz geworden mit altmodischen Strassenlaternen, besonders nachts zur Weihnachtszeit... Nein, Fussballatmosphäre... Anpfiff auf dem Striezelmarkt! Budenzauber stelle ich mir aber dann anders vor.

    Manchmal sind auch einige dieser Strassenbahnhaltestellen richtige Bausünden. Nur das Schwarz der Gestänge, die das Glas halten, wirken oft nicht störend und nehmen etwas die Eleganz manch alter Strassenlaternenständer auf. Aber gänzlich ohne sieht es oft am besten aus, nicht wahr? Natürlich mit der passenden Architektur im Hintergrund. Ich liebe ja die Stationen am Theaterplatz...

  • Ich bin ja mal gespannt, wie sie das mit dem Striezelmarkt machen,
    dort gilt für jeden Budenbetreiber:

    Zitat


    "Die äußere Gestaltung der Verkaufseinrichtungen hat dem Charakter des Marktes Rechnung
    zu tragen, um diesem ein ansprechendes Erscheinungsbild zu verschaffen."


    Dem muß auch der Fluter Rechnung tragen!
    Also am besten umflexen das Ding!

  • Zitat von "Miwori"

    Ich bin ja mal gespannt, wie sie das mit dem Striezelmarkt machen,
    dort gilt für jeden Budenbetreiber:

    Was soll das heißen? Alle Buden mit Glasfassaden versehen???

  • Zitat von "DarkVision"


    Der Kommentator wirft auch kein gutes Licht auf ihn...aber der ist mir leider nicht vollständig zugänglich...

    Zitat

    Mitten auf dem Altmarkt leuchtet die schiefe Lampe von Dresden. Eine einbeinige Giraffe mit Lampenfieber. Hell, grell mit der Leuchtkraft eines Stadionlichts. Der Altmarkt, so beschreibt es der Hamburger Lichtdesigner, sei eine Bühne mit Akteuren. Der Altmarkt ist ein Platz und bleibt einer. Mitten in der Stadt mit großer Geschichte. Eine Bühne ist er nicht. Aber draufstellen kann man eine. So ein Platz als Ort der Begegnungen zu inszenieren, einen Platz mit Menschen und Märkten braucht auch ein wenig Gemütlichkeit. Stadionatmosphäre braucht er nicht. Schon gar nicht, wenn der Striezelmarkt dort stattfindet. Ein Weihnachtsmarkt mit kuscheliger Atmosphäre. Der Altmarkt jedenfalls hätte mehr gewonnen, wenn wie einst an den Straßen rundum Laternen mit gutem Licht stehen würden. Modernität zum Höchstpreis ist nicht immer einleuchtend.

    Herr Ufer hat mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen.

  • Schön und gut, aber ist das nicht bloß ein Geschrei um Symptome? Den Leuchter wird man demontieren können, die generelle fortschreitende Verschandelung des Altmarkts hingegen nicht.
    Warum wird diese hier nicht thematisiert?
    Ein Haus hässlicher und abgeschmackter als das andere. Reine Kommerzbauten in
    übl(ich)er Wirtschaftswundermanier, wie man sie aus dem Westen, von München bis Kiel zuhauf kennt.
    So wird eine Chance auf sinnvolle Neugestaltung des zentralen Platzes vertan und keinen scheint dies aufzuregen.
    Offenbar erscheint die in den Umfassungsmauern bestehen gebliebene Kreuzkirche niemandem wert, in würdigem städtebaulichem Kontext stehen zu dürfen.
    Komisch auch, dass moderne 'Architekur' von politischer und Architektenseite ausgerechnet für den Neumarkt verlangt wird.
    Der Altmarkt scheint allen völlig gleichgültig zu sein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Warum wird diese hier nicht thematisiert?

    Vielleicht, weil andere anders darüber denken als Du?

    Zitat

    Ein Haus hässlicher und abgeschmackter als das andere.

    So? Welches genau? Die zweiseitigen DDR-Barocks finde ich grandios, das Lego-Haus in Ordnung, den geplanten Neubau äußerst medium, aber die einzig wirkliche Misere sehe ich wie am Neumarkt im Kulturpalast. Schade, dass die Kreuzkirche nun durch eine forcierte peinliche Nase verdeckt wird, die den Neubau zudem zum standardisierten Rechteck degradiert. Aber es gibt durchaus Orte in Dresden, an denen die städtebauliche Entwicklung destruktiver verläuft.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Um mal was Positives loszuwerden...In Blasewitz entstehen derzeit sehr schöne Mehrfamilienhäuser...die sich sehr gut in das Umfeld einfügen...es gibt gerade abseits von der Innenstadt nämlich durchaus positive Entwicklungen...

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • "Die schiefe Lampe von Dresden", ich lach mich weg :gg:

    Aber mal was Positives: habe mir den Altmarkt, der inzwischen fast vollständig begehbar ist, mal angesehen. Der Leuchter ergibt schon eine "Schieflage", aber immerhin sind die Tiefgarageneinstiege erstaunlich gut gelungen. Außenrum befinden sich geschwungene Sandsteinsitzflächen. Schwer zu beschreiben, aber eigentlich sehr nett anzuschauen.

  • @ jungFBer
    Der Stalinbarock mag angehen, allerdings stehen die beiden Reihen nicht eigentlich am Altmarkt, zumindest, wenn dieser, was zu begrüßen ist, in seinen alten Umrissen wieder hergestellt sein wird.
    Aber was man an der Nachwendebebauung positiv sehen kann, versteh ich einfach nicht. Da ist einfach alles minderwertig bis widerwärtig. Ich meine, über das Legohaus oder wie der Schrott heißt, auch nur diskutieren zu wollen, ist doch müßig.
    Ehrlich gesagt meine ich, dass es nicht angeht, ganz ohne Rekos bzw ganz ohne historisches Zitat auskommen zu wollen. Das Rathaus oder der eine oder andere Bau nach Canalettos Vorlage wäre fällig gewesen. Das hätte man dann mit wirklich qualitätsvoller modernistischer Architektur in ein Spannungsfeld setzen können, wodurch auch ein sinnvoller Kontrast zum Neumarkt entstanden wäre. Ein aufregendes, inhomogenes, meinetwegen zerrüttetes Platzbild, an welchem seine Zerstörung gut abzulesen ist, und das dadurch sogar expressive Wirkung erlangen kann.
    Aber so? Nur Kommerz, völlige Beliebigkeit und Belanglosigkeit. AdF 22 regt alle auf, dabei ist dies im Vergleich zur Altmarktbebauung noch exzellent gelungen.
    Der Altmarkt als ehemaligs gute Stube DDs scheint allen gleichgültig zu sein, auch hier in diesem Forum, auch bei der meinungsführenden Architektenschaft, die alles daran legt, den Neumarkt als historisch wirksames Ensemble zu verunmöglichen, aber hier auf wirklich anspruchsvolle Architektur keinen Anspruch erhebt.
    Ohne wirksamen Altmarkt aber wird die Innenstadt jedoch immer nur ein eindimensionaler Torso bleiben, eine reine Staffage, eine Verbindungslinie von einigermaßen erhaltenen imperialen Großbauten zur Frauenkirche samt wiederhergestellten Umgebung hin, ohne Kreuzung, ohne Tiefe.
    Im Grund der gleiche Blödsinn, den die Kommunisten machten mit ihrer dazu vertikalen Linie vom Bahnhof in die Neustadt (deren Vernachlässigung seit der Wende übrigens auch ein Skandal ist).

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Na ja, am Altmarkt gibt es einfach nichts zu retten. Nach dem Krieg ist er so sehr vergrößert worden, dass eine historische Bebauung eigentlich damit schon unmöglich wurde. Heute kann man nur noch seinen Unwillen über die geplante Bebauung der letzten Lücke äußern - ändern wird das nichts. Das Legohaus gibt das Niveau vor, nicht die Kreuzkirche und schon garnicht der Stalinbarock.

    Ehrlich gesagt würde ein historischer Altmarkt wie verloren stehen zwischen Platten-Pirni, Würfel-Postplatz und Kulti-Klotz. Hier ist Hopfen und Malz verloren. Damit müssen wir leben bis der Stahl verrostet und der Beton porös ist.

  • Nun, da gehen die Meinungen eben auseinander. Ich habe mich auf dem Altmarkt immer recht wohl gefühlt - das Legohaus ist mir mit seinem warmen Farbton und der Putzfassade nicht unsympathisch, und die beiden DDR-Arkaden-Seiten retten meines Erachtens die Urbanität des Platzes. Also mir, lieber ursus, ist das so eindeutig lieber als Deine Vision des zerrütteten Spannungsfeldes. :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Dass das Legohaus das Niveau vorgibt, ist das Problem (auch wenn es in Freiburg tatsächlich zumindest einen Bewunderer gefunden hat).
    Eben dagegen müsste man ankämpfen.
    Ein historisch rekonstruierter Altmarkt schwebte mir nicht vor.
    Aber ein architektonisch doch relevanterer. Das Spannungsfeld verschiedener Stilrichtungen, ohne dass irgendetwas 'verloren' wirkte, oder gerade eine pointiert herausgestellte Wirkung der 'Verlorenheit' wäre doch eine Herausforderung für inspirierte moderne Architektur.
    Und warum sollen seine Proportionen nicht wiederherstellbar sein? Was zu groß geraten ist, kann man immer noch verkleinern, auch ohne Abrisse.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.