Dresdner Bausünden

  • Nein, ich bin ein Spion der Modernisten. *böses Lachen* :boese: Jetzt, wo ich mich verraten habe, muss ich weiter an der Verschandelung der Welt arbeiten...


    :gg:

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Mein Gott, sei doch nicht so ein Haarspalter - Du hast geschrieben, in anderen Städten wäre man froh, eine solche Bebauung vorzufinden. Wer froh wäre, etwas vorzufinden, was er bisher nicht hat, der wünscht es sich. Also, was soll ich da umgedeutet haben? Und wo sollte man froh sein, solche langweiligen Glaskästen wie auf dem Foto zu bekommen? Offenbar fällt Dir keine Antwort ein, sonst hättest Du ja mir eine gegeben statt der Wortklauberei.

    Haarspalter? Wenn du meine Aussage kritisierst, hättest du der Objektivität halber noch dieses oder jenes Foto hinzufügen können. Aber selbst bei deinem gewählten bleibe ich dabei, dass es woanders weitaus schlimmere Beispiele gibt, wo mancher froh wäre, eine Bebauung wie am Wiener Platz vorzufinden. Ist aber auch egal, von mir aus sind alle Bilder furchtbare Bausünden. Armes Dresden!

  • Zitat von "spacecowboy"

    Aber selbst bei deinem gewählten bleibe ich dabei, dass es woanders weitaus schlimmere Beispiele gibt, wo mancher froh wäre, eine Bebauung wie am Wiener Platz vorzufinden.

    Na gut, ist wie gesagt alles Ansichtssache. Ich wiederum bleibe dabei, daß solche Bauten wie auf dem "Glaskistenbild" auch jede andere Stadt - ob [lexicon='Leipzig'][/lexicon], München, Frankfurt, Chemnitz, Pforzheim - verschandeln würden (es gibt ja auch interessante Glasgebäude - diese sind einfach nur schlecht). Das eine von Dir jetzt ausgewählte Bild mit den Sandsteinfassaden ist in der Tat etwas erträglicher (wie ich ja auch schon geschrieben hatte: Einige sind noch halbwegs erträglich), aber einfallslose Architektur ist das trotzdem - ja, aber den Dresdner Hauptbahnhof hier anzuführen, geht am Thema vorbei - daß der eine Bausünde sei, hat wohl noch niemand behauptet. 8)

  • Zum Wiener Platz noch folgende Anmerkung: Gerade der westdeutsche Besucher dürfte, wenn er den Hbf verlässt, staunen, dass er in Dresden nicht inmitten schmuddeliger Nachkriegstristesse auf Dönerbuden und Ramschläden en masse trifft, sondern auf eine gepflegte Umgebung mit "seriös wirkenden" Läden, wo sich auch Leute wohlfühlen, die sich, ich sag's mal vorsichtig, sonst in Bahnhofsgegenden nicht so wohlfühlen. Dies wurde mit der neuen Wiener-Platz-Bebauung hervorragend umgesetzt, und das zählt. Dazu man sich allerdings auch ein bisschen von seinen hohen Ansprüchen einer supi gepflegten Gründerzeitbebauung verabschieden. Und wer noch im Dresden des Jahres 1756 lebt, für den ist freilich nur das Stückchen Neumarkt eine Insel "umgeben von einem Meer architektonischen Gruselns". :gg:

  • Zitat von "spacecowboy"

    Gerade der westdeutsche Besucher dürfte, wenn er den Hbf verlässt, staunen, dass er in Dresden nicht inmitten schmuddeliger Nachkriegstristesse auf Dönerbuden und Ramschläden en masse trifft, ...

    ???

    Wo gibt es in Westdeutschland Dönerbuden an den Hbf´s? Welche Bahnhöfe sollen denn schmuddeliges Umfeld haben (bis auf München)?

  • Schmuddeliges Bahnhofsumfeld gibt es zum Beispiel in Frankfurt. Stichwort: Kaiserstraße und Münchner Straße.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Kommt drauf an, was man als schmuddelig bezeichnet. Grundsätzlich - fast alle. Was aber zugegebenermaßen im Osten auch nicht groß anders ist.

  • Zitat von "Stephan"

    Schmuddeliges Bahnhofsumfeld gibt es zum Beispiel in Frankfurt. Stichwort: Kaiserstraße und Münchner Straße.

    Stimmt. Aber wenigstens gibt's dazu ausreichend Gründerzeit-Architektur. 8)

  • Da ich selber in einem "schmuddeligen" Bahnhofsviertel wohne (Nähe Bhf. Neustadt), kann ich nur für mich sagen, dass diese Gegend 1000 mal urbaner und belebter ist als der Wiener Platz. Eine dichte Wohngegend finde ich gehört zu jedem Bahnhofsviertel dazu. Der Wiener Platz ist dagegen nach Ladenschluss wie ausgestorben. Es ist eben die Frage, ob die Dresdenbesucher sich darüber freuen, dass sie als erstes eine Einkaufsmeile betreten - und dazu noch eine so hässliche. Dank unserer klugen Stadtentwicklungspolitik werden die Touristen bald bis zum Zwinger eine einzige Einkaufsstraße vorfinden. Ganz toll!

  • Man hätte in Dresden einfach mal nach Berlin Mitte schauen müssen. Natürlich weiß ich, dass man die Investitionskraft, die in Berlin herrscht, nicht mit Dresden vergleichen kann, aber meiner Meinung nach hat man in Mitte viel richtig gemacht, auch wenn man über Einzelprojekte sicherlich streiten kann. Man sieht in Berlin aber, dass z.B. am Potsdamer Platz moderne Architektur funktioniert, wenn man sich etwas traut. Zudem hatte man in Mitte ein ganzheitliches Konzept, während in Dresden alles irgendwie Stückwerk ist, an der einen Seite wird rekonstruiert, woanders genau das Gegenteil gemacht.
    Was in Berlin ganz wichtig war ist die Tatsache, dass man den alten Stadtgrundriss überall wiederaufgenommen hat. wo dies nicht möglich war, wurde abgerissen (Palast der Republik, Hotel Unter den Linden, Außenministerium der DDR). Zudem wurden die modernen Bauten entweder stark an historische Vorbilder angepasst bzw. so gestaltet, dass sie nicht völlig aus dem Rahmen fallen (wobei es natürlich auch hier Ausnahmen gibt) oder man hat sich wie am Potsdamer Platz etwas getraut.

    In Dresden ist davon nichts zu sehen. Der historische Stadtgrundriss ist kaum noch erfahrbar, weil entweder riesige Brachflächen oder den historischen Stadtgrundriss völlig ignorierende Plattenbauten das Stadtbild dominieren.
    Hinzu kommt, dass die moderne Architektur nichts Originelles hat, es ist vielmehr Architektur von der Stange (Wiener Platz, WTC, Neubauten der 90-er in der Prager Straße, Wilsdruffer Kubus, neue Altmarktgalerie ...).

    Am Ende kommt dann das heraus, was man heute vorfindet, eine weitgehend identitätslose, banale Stadt, die ohne den Neumarkt und ihre 5-6 Ankerbauten wie Zwinger oder Frauenkirche im Innenstadtbereich (dabei schließe ich das Elbtal etc. nicht mit ein :zwinkern: ) kaum etwas zu bieten hat.

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "Stephan"

    Schmuddeliges Bahnhofsumfeld gibt es zum Beispiel in Frankfurt. Stichwort: Kaiserstraße und Münchner Straße.

    Das stimmt, hat allerdings weniger mit der teils großartigen Architektur, als vielmehr mit der sich dort aufhaltenden und geduldeten Klientel zu tun. Wenn ich mit der Reisetasche zum Bahnhofsgebäude über blutige Taschentücher und Spritzenverpackungen latsche, mir derweil ein Typ Steine oder Age verkaufen will, während ein anderer vor mir die Straße vollkotzt, ist das natürlich nicht einladend. Weniger für mich, der das gewohnt ist, als für unbedarfte Touris von außerhalb, die natürlich erst mal ihren Schock abbekommen.

    Im Vergleich dazu macht der Wiener Platz einen braven, allerdings eben auch langweiligen Eindruck. Der Platz könnte in irgendeiner westdeutschen Kleinstadt stehen (Langen oder Dieburg zum Beispiel), gleichwohl gibt es ja weit schlimmeres. Und daß die städtebauliche Lücke geschlossen wurde, finde ich nicht falsch. Ein Bahnhof zwischen Brachflächen dürfte ja nicht unbedingt besser ankommen. Insofern würde ich mich an Stelle der Dresdner nicht mehr zu lange über das Bahnhofsareal aufregen, als vielmehr verstärkt auf künftige Planungen Einfluss nehmen. Da scheint ja manches im Argen zu liegen.

  • Zitat von "DarkVision"

    Miwori: es darf gelacht werden, JA ;)

    Xmas 2008
    Welcome to Dresden international striezel-market with our new glass cube Pfefferkuchenhaeusels, concrete Nussknackers and edel steel Pflaumentoffels!

  • zu verlegen nicht...aber ein neuer Weihnachtsmarkt war mal auf dem Neumarkt geplant...aber ich denke...die Buden würden nicht in die Kubatur passen...Allerdings muss man auch einwerfen...dass Dresdens Innenstadt zu einem einzigen Riesenweihnachtsmarkt verkäme...von der Prager Straße, Altmarkt, Stallhof, Neumarkt bis zur Hauptstraße...da is das Flair schnell dahin.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Zitat von "DarkVision"

    ...Allerdings muss man auch einwerfen...dass Dresdens Innenstadt zu einem einzigen Riesenweihnachtsmarkt verkäme...von der Prager Straße, Altmarkt, Stallhof, Neumarkt bis zur Hauptstraße...da is das Flair schnell dahin.


    Finde ich nicht.
    Ein Glück, wenn die Innenstadt mal wenigstens für ein paar Wochen nicht so steril wirkt. Ich bin ganz klar Riesenweihnachtsmarkt-Befürworter! Natürlich ohne Ami-Kitsch!

    Die Behörden wollten ja mit der Neumarktsatzung den Neumarkt sterilisieren, Tempo-Fritz vergraulen und den Münzgassenweihnachtsmarkt zurückdrängen.
    hat die FDP zum Glück verhindert
    Für mich seit längerem die einzige wählbare Partei in DD!

  • Zitat

    Was ist das eigentlich für ein schiefer Mast auf dem Altmarkt?Soll das die neue Lampe für den Platz sein?

    Ich denke, das ist ein Telegrafenmast, ein Geschenk aus der Sowjetunion. Oder es werden noch Lautsprecher dranmontiert ... für die Besucher des Palastes der Sozialistischen Kultur. Vielleicht auch Ampeln für Autofahrer, die die Tiefgarage nicht gefunden haben und auf dem Altmarkt umherirren. Wer weiß.

    < sz-online | sachsen im netz >

  • ^ Deine Sozialismus-Phobie scheint dir arg zuzusetzen.

    @Wissen.de, gerade das Beispiel des neuen Berliner Hauptbahnhofs zeigt doch, wie schwierig es selbst in der Hauptstadt ist, Investoren für eine Bebauung des Umfelds zu gewinnen. Ich wüsste nicht, was dort gut (oder gar besser) sein soll, außer dass die große Brache neben dem Hauptbahnhof im Sommer als hippe Beach Location genutzt wird. Aber urban würde ich das auch nicht nennen.

    Der Vergleich mit dem Neustädter Bahnhof halte ich ebenso für abwegig. Wo die gründerzeitlich gewachsenen Strukturen noch vorhanden sind, werden diese für die urbane Weiterentwicklung auch genutzt, als bei einem Gebiet, wo die Strukturen im WK II völlig ausradiert wurden und der real existierende DDR-Sozialismus 40 Jahre lang wütete. Ein solches Gebiet, das völlig neu bebaut werden muss, braucht eben Zeit, um sich zu entwickeln. Das kann mitunter Jahrzehnte dauern, in denen auch immer nachgebessert werden muss. Beim Wiener Platz bedeutet das zum Beispiel mehr grün, das auch vorgesehen ist, wenn das neue EKZ im sog. Wiener Loch bis 2010 realisiert wird.

    Zitat

    Bäume am Platz

    Langner von Hatzfeldt hat auch ein Konzept für die Gestaltung des gesamten Platzes vorgelegt. „Sobald das Einkaufszentrum gebaut wird, können die Spundwände gezogen und endlich Bäume gepflanzt werden,“ sagt der Architekt.

    Schsische Zeitung [online] - Dresden: Neues Einkaufszentrum am Wiener Platz