Villingen im Schwarzwald - die Zähringerstadt

  • Villlingen marode...oder wo Eigentum jahrelang zu nichts verpflichtet...


    Lebensgefahr für Passanten – Straße bleibt gesperrt


    Die wichtige Innenstadtverbindung der Villinger Gerberstraße ist weiterhin zu.
    Ein Giebel eines mittelalterlichen Hauses droht einzustürzen
    In den nächsten Tagen dicht – die Gerberstraße: Zunächst muss ein einbruchgefährdetes mittelalterliches Gebäude gesichert werden.


    VS-Villingen – Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ist die Gerberstraße dicht. Damit ist die wichtige Innenstadtverbindung in Richtung Sparkasse nicht mehr befahrbar. Erneut macht die Häuserreihe 10, 12 und jetzt auch 14 zu schaffen (wir berichteten gestern kurz). Die Stadt kann aber eine Sanierung der maroden Gebäude mit mittelalterlicher Bausubstanz nicht anordnen: Das sei Sache der Privateigentümer, sagte gestern Friedrich Mey vom Baurechtsamt auf Anfrage.

    Die erneuten Probleme traten auf, als das Dach des Hauses 12 gesichert werden sollte. Dort beobachteten Handwerker einen größeren Riss in der Bruchsteinmauer: Nicht nur diese Mauer, sondern der gesamte Dachstuhl drohte abzubrechen und auf der Gerberstraße aufzuschlagen, berichtete Werner Ettwein, dessen Mitarbeiter die Lücke entdeckten. Sofort wurde die Stadt alarmiert, die Mitarbeiter der Technischen Dienste sicherten am Montag die Baustelle.

    Probleme tun sich derzeit so große auf – wie Löcher in den maroden Dächern zu beobachten sind. Das größte: Die Bruchsteinmauer kann auf herkömmliche Weise gar nicht repariert werden könne, berichtet Ettwein. Das sei viel zu gefährlich, deshalb dürfte ein Hubwagen zum Einsatz kommen. Die von der Stadt angeordnete Reparatur muss dann über einen Drehkorb erfolgen, präzisierte der Statiker Erich Bißwurm. Die Wand sei zwar abgestützt, Arbeiten direkt im Gebäude seien aber zu gefährlich. Wenn etwas verrutsche, würden die Handwerker unter Tonnen von Gestein begraben.


    Offen ist, was mit den mittelalterlichen Gebäuden geschieht. Der Denkmalschutz hat dem Abbruch der maroden Dachstühle zugestimmt, die Häuser sollen durch spezielle Dachfolien vor einem weiteren Eindringen von Feuchtigkeit geschützt werden, berichtet Mey. Allerdings gilt die Gebäudesubstanz als kaum noch zu retten. [Anmerkung: Jahrelang standen die Dachstühle bereits offen und konnten vor sich hingammeln, so was nennt man dann wohl fahrlässig?] Die Eigentümer der Häuser 10 und 12 suchen seit einiger Zeit nach einem Investor – bisher vergeblich. Auch der Abriss der Gebäude stand schon zur Diskussion, doch die Stadt steht dieser Überlegung eher skeptisch gegenüber, weil damit in einem der ältesten Stadtviertel Villingens eine Baulücke entsteht.

    Quelle:
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz…t372541,3672759

  • Das mittlere Empfangsgebäude des Villinger Bahnhofs wie es bis um 1963 bestand:

    Anschließend wurde es ohne Not entfernt und durch eine schäbige Glaskiste ersetzt, die wiederum vor wenigen Jahren durch diesen Gestängeschund abgelöst wurde:


    An eine Reko des Mittelteils wurde im Sinne einer Wiedergutmachung nicht gedacht! :?

  • Ich schlage vor, einfach mal ein paar 1.Mai-Randalierer aus Kreuzberg in den Schwarzwald zwangszuverpflichten. Danach ist das Glas-Gestänge-Konglomerat unbrauchbar und die Reko kann beantragt werden. 8)

  • Angeregt durch die ehemaligen Stadttore Wiens und die frühen Bilddokumente im Strang "Wien - was nicht blieb", stelle ich hier ergänzend das letzte Villinger Erkel (Vortor) des Bickentores vor. Glücklicherweise hat der Fotograf das zum Abbruch bestimmte Tor kurz vor Vollstreckung festgehalten. Es war das letzte von vier Vortoren, das erhalten geblieben war, das sogar den Abbruch des Niederen Torturms im Jahre 1847 überstanden hatte! Der Bickentorerkel wurde im Jahre 1737 zur Feldseite hin erweitert und mit einer konvexen, fein heraus gearbeiteten Buckelquaderfassade sowie Allianzwappen versehen. 1840 fielen bereits der Obertorerkel, 1843 der Riettor- und 1844 der Niedertorerkel. Als letztes wurde das Vortor des Bickentors im Jahre 1868 Opfer der Spitzhacke.

    Ein schönes Rekonstruktionsobjekt allemal *träum* ;)

  • Ja, ein schoener Traum in der Tat, Stefan! :D

    Aber leider scheint es mir, dass der in unserem Sinne etwa an 29. Stelle steht weil wir uns um die Stadt so viele andere Sorgen machen muessen. :(

    Sind die neuen Bauvorschriften irgendwo/irgendwie schon zum Tragen gekommen?

  • Der Abbruch des "historischen" Villingens schreitet unbemerkt voran... :augenrollen:

    War es Ende der 90er Jahre des 20.Jahrhunderts das Quartier südwestlich des Straßenkreuzes, welches "dank" des Investors einen hohen Substanzverlust zu verzeichnen hatte, geht es dieses Mal um das Quartier südöstlich des Straßenkreuzes entlang der Gerberstraße...


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    VS-Villingen
    Stadtentwicklung Gerberstraße

    Quartier in der Zerreißprobe


    Wie viel Denkmalschutz muss sein, wann behindert er die Stadtentwicklung? Eine Frage, die in der Villinger Innenstadt seit Jahren Konflikte aufwirft. Aktuelles Beispiel: Die baufälligen Häuser an der Ecke Gerberstraße/Bickenstraße. Die Firma Top Bau würde hier gerne ein großes Wohn- und Geschäftshaus realisieren. „Doch wenn wir nicht große Teile abräumen dürfen, können wir es vergessen“, stellt Geschäftsführer Winderlich fest.



    VS-Villingen – Andreas Winderlich hat, wie berichtet, Pläne ausarbeiten lassen, die eine Überbauung der Gebäude Gerberstraße 2 bis 16 sowie Bickenstraße 6, 8 und 8a (Firma Wiebelt) in der Bickenstraße umfasst. Allerdings: Die Stadt und das Denkmalamt haben Einwände und wollen keine komplette Neubebauung des Quartiers zulassen. Dies hat der neue Chef im Amt für Stadtentwicklung, Henning Keune, in der Gemeinderatssitzung vergangene Woche unmissverständlich klargemacht. Gestern wiederholte er gegenüber dem SÜDKURIER diese Aussage: Eine „Brachiallösung“ mit dem Abriss eines halben Innenstadtquartiers werde es nicht geben. Infrage komme nur eine „behutsame bauliche Ergänzung“, um den kleinteiligen Charakter der Innenstadt zu bewahren. Wenn es die Möglichkeit gebe, die Fassaden zu erhalten, sei eine größere Lösung aus Sicht der Stadtentwicklung denkbar, zeigte sich Keune gesprächsbereit. Denkbar seien aber auch kleinere Lösungen durch die Eigentümer.

    Fakt ist aber: Mehrere der Gebäude sind ein hochgradiger Sanierungsfall. Für zwei Häuser in der Gerberstraße hat die Stadt bereits eine Abbruchgenehmigung zugelassen. Doch der Erhalt der anderen Gebäude, daran lässt der mögliche Investor Top Bau keinen Zweifel, würde eine Überbauung wirtschaftlich uninteressant machen.

    Winderlichs Konzept sieht vor, dass die Wiebeltfassade in der Bickenstraße erhalten bliebe. Die alten Gebäude in der Gerberstraße indes müssten weg. Winderlich weist darauf hin, dass die Häuser unterschiedliche Stockwerkshöhen haben. „Wir müssen aber eine Höhenlinie von vorne bis hinten haben“, sagte der Geschäftsführer. „Was wir machen können, ist, die Fassadenfront mit ihren Vor- und Rücksprüngen nachzubauen.“ So wie dies auch an der „alten Post“ am Villinger Kaiserring gemacht wurde. „Manche Dinge lassen sich nicht mehr reparieren, da muss man etwas Neues machen“, bekundete der Unternehmer.

    Allerdings nimmt Winderlich in einem ersten Vorentwurf Rücksicht auf die im Wiebelt'schen Innenhof stehende denkmalgeschützte Scheune. Der Innenhof soll nach diesem Entwurf überdacht und die alte Getreidescheune erhalten bleiben (siehe Skizze). Die Planer können sich vorstellen, darin eine attraktive Erlebnisgastronomie unterzubringen. Winderlich äußerte ebenfalls weiteres Verhandlungsinteresse mit der Stadt. Denn die Hausbesitzer in der Gerberstraße seien bereits seit zehn Jahren verkaufsbereit, doch verhinderten die Denkmalschutzauflagen jede Investition.

    Ähnlich sieht dies auch Franz Wiebelt (55), der Eigentümer des elterlichen Geschäftshauses in der Bickenstraße sowie der Gerberstraße 10. Seit 1990 habe er schon viele Anläufe gemacht, im Bereich der Gerberstraße eine sinnvolle Nutzung voranzubringen und über 100 000 Mark in Pläne investiert. Aus den verschiedensten Gründen habe sich alles zerschlagen. Als einzelner Privatmann will er dort nicht investieren. Sein Hauptgeschäft, der Büromöbelhandel, befindet sich in der Karlsruher Straße, Kinder hat der 55-Jährige nicht. „Für wen soll ich hier also investieren? Ich nehme dafür kein Geld mehr in die Hand“, betonte der Geschäftsmann unmissverständlich. Zugleich stellt er fest: „Sollte ein Investor kommen, bin für alle Maßnahmen, die das Quartier beleben, offen.“

    Nach Ansicht des Geschäftsmannes wird es Zeit, dass in dem Quartier etwas geschieht. „Ich finde, die Stadt sollte sich nicht auf Paragraphen zurückziehen, sonst fällt hier alles zusammen.“ Ein positives Beispiel ist für ihn der Drogeriemarkt Müller in der Rietstraße. Dieser Einkaufsmagnet habe sich für die Innenstadt äußerst segensreich erwiesen.

    Ein Kommentar
    von Eberhard Stadtler

    Vor dem Verfall

    Vor einigen Jahren hat ein Privatmann in der Gerberstraße 1 ein Haus mit mittelalterlicher Bausubstanz mit viel Geld und Eigenarbeit in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt renoviert. Heraus kam ein Schmuckstück in der Innenstadt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lässt sich das genaue Gegenteil studieren: Trostlose Fassaden, morbider Verfall. Diese Eigentümer verfügen entweder nicht über das Geld oder den Idealismus, die alten Gemäuer aufwändig herauszuputzen. Beides ist nachvollziehbar. Die Investorenpläne, die jetzt ein heimisches Unternehmen vorlegt, bringen die Stadt in ein Dilemma. Ein Neubau könnte die Innenstadt beleben und aufwerten. Doch ein grober Klotz im historischen Altstadtensemble verbietet sich aus Gründen der Stadtgestaltung und des Denkmalschutzes. Auf der anderen Seite erscheint die Hoffnung der Verwaltung, dass die Anlieger selbst Geld in die Hand nehmen und eine „kleinteiligere Lösung“ umsetzen, unrealistisch. Der Ausweg kann nur in einer Kompromisslösung zwischen Wirtschaftlichkeit und Denkmalschutz liegen. Sonst droht dem Karree weiterer Niedergang und Verfall.

    Quelle: http://www.suedkurier.de\r
    http://www.suedkurier.de

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    Der Schwarzwälder Bote schreibt:

    VILLINGEN-SCHWENNINGEN

    VS - Stadt blockt neues Zentrum ab

    Villingen-Schwenningen - Einige Gebäude in der Villinger Gerberstraße zwischen Bickenstraße und Schlösslegasse sind in einem erbärmlichen Zustand. Das Denkmalamt schreckt aber Investoren ab.

    Es gibt bereits Planungen, die das Gelände attraktiv umgestalten für Handel, Parken und Wohnungen. Die fünf Immobilienbesitzer haben sich bereit erklärt mitzuziehen. Dabei ist auch Franz Wiebelt, dem ein Großteil der Gebäude und Fläche gehört. Eine Planung ließ Andreas Winderlich schon fertigen.

    Gespräche mit der Bauverwaltung führten vor allem im Denkmalbereich zu Auflagen, die jeden Investor abschrecken. »Wir haben genügend Interessenten«, sagte Winderlich. Ein Hemmschuh ist, dass in jedem Gebäude die Geschosshöhen unterschiedlich verlaufen. Diese wollen die Denkmalschützer erhalten. Somit ist eine Vermarktung nicht möglich.
    Alte Häuser drohten beim Einbau der Kanalisation bereits einzufallen

    Beim Einbau der Kanalisation in der Gerberstraße drohten alte Gebäude einzufallen. Der Dachstuhl des einen Hauses musste abgenommen werden. Dann kippte der des Nachbarhauses von Franz Wiebelt ebenfalls um. Mit Gummiplanen sind die maroden Gemäuer notdürftig abgedeckt. Unnötige Investitionen wird dort kein Hausbesitzer mehr tätigen. Im Innenhof des Areals stehen wilde Anbauten.

    Die alte Scheune, eine frühere Kornkammer, die Wiebelt gehört, fristet einen Dornröschenschlaf als Abstellraum und könnte sinnvoller genutzt werden. Eine kleine Grünzone wirkt wie eine Oase inmitten des sonstigen Chaos. Zwölf Quadratmeter unnütze Fläche nennt die Stadt ihr eigen und möchte diese gern für viel Geld versilbern.

    Franz Wiebelt erklärt, dass nur eine Gesamtlösung Sinn mache. Die einzelnen Häuser halten sich gegenseitig. Wird eines abgerissen, fallen die Nachbargebäude ebenfalls ein. Bicken- und Gerberstraße fristen im Innenstadt-Handel ein Schattendasein. Mit einem neuen Zentrum könnte diese Ecke enorm aufgewertet werden. Da müsse aber die Stadt mitspielen.

    Für Oberbürgermeister Rupert Kubon war das Thema auf Anfrage neu. Die Bauverwaltung räumt den Ideen wohl keine hohe Priorität ein. »Sie macht nur Auflagen und bringt keine Vorschläge für eine Realisierung«, sagte An­dreas Winterlich: »Diese Innenstadtsanierung wird ja von privater Hand finanziert.«

    So hat Villingen als Touristenstadt in bester Lage Schandflecken stehen, die nicht sein müssten.

    Die städtische Verwaltung ist der Meinung, dass der Bauträger am Zuge sei. Dieser müsse ein Gutachten zum wirtschaftlichen Erhalt der Gebäude vorlegen. »Da haben wir bisher nichts mehr gehört«, so die Pressestelle.


    Kommentar

    Amt als Bremse

    »Die verwalten nur, um sich die Arbeit zu erhalten«, diese Meinung vertreten immer mehr Bürger, die mit einem städtischen Amt in Kontakt kommen. Einerseits sind Auflagen der Bauverwaltung wichtig, damit dem Wildwuchs an Baustilen vor allem in der historischen Innenstadt Einhalt geboten wird.

    Die Stadt darf aber nicht nur als Bremser auftreten, sondern muss vor allem gestaltend mitwirken. Privatinvestitionen in Häusern werden sonst kaum noch getätigt, da die Auflagen zu teuer sind und eine sinnvolle Nutzung sich nicht rechnet. Investoren von auswärts winken dann schnell ab.

    So verfallen zum Beispiel die Gebäude in der Gerberstraße. Das Denkmalamt kann dann nur noch kontaminierten Schutt schützen. Bei einem Neubau würde die Außenfassade erhalten bleiben, dahinter könnte aber das Leben pulsieren. Der Müllerbau ist solch ein positives Beispiel. Sich in der Historie in die Zukunft bewegen und nicht nur Paragrafenreiterei zu betreiben, stünde manchem gut an.

    Von Dietmar Schindler

    Quelle: http://www.schwarzwaelder-bote.de

  • Wie bei Müller Drogerie wird auch hier die Ökonomie siegen. Im Unterschied dazu wird sich im Vergleich zu den 90er Jahren Stadt und Denkmalschutz ganz offiziell ihre Bemühungen auf die Kappe schreiben - sogar zurecht - und ihre Hände in Unschuld waschen. Das hatten die Behörden zumindest vor 10 Jahren vernachlässigt, nein, im Freudentaumel um den Drogeriemarkt den Abbruch als Notwendigkeit gut geheißen. Immerhin distanziert man sich bis zum jetzigen Zeitpunkt noch von der Maßnahme. Von einem Kompromiss kann hier bei Totalverlust nicht gesprochen werden.

    Was TOP-BAU in Villingen schon alles angerichtet, pardon errichtet hat, hier ein Überblick:
    http://www.topbau-vs.de/bautraeger/referenzen/eigentumswohnung.php#

    Besonders "schön"...

    direkt gegenüber vom Oberen Tor:
    http://www.topbau-vs.de/__we_thumbs__/…tinerring-2.jpg
    (Anmerkung: Im Erdgeschoss befinden sich die Villinger Räumlichkeiten des Schwarzwälder Boten - ein Schelm, der angesichts der Berichterstattung Böses dabei denkt... :augenrollen: )

    direkt gegenüber vom Riettor:
    http://www.topbau-vs.de/bautraeger/xEx…d.php?picID=509

    Neubaukomplex am unteren Ende der Gerberstraße, für den ebenfalls zahlreiche Altbauten abgebrochen wurden
    http://www.topbau-vs.de/__we_thumbs__/…rberstrasse.jpg

    Anstelle des eheml. Gasthaus zur Traube in Überlingen am Bodensee:
    http://www.topbau-vs.de/__we_thumbs__/…sierung-880.jpg

  • Danke, Stefan, für diese gründliche Berichterstattung, die auch demjenigen, der seinen Fuß bisher noch nicht auf den Boden der Villinger Altstadt gesetzt hat, eine gute Vorstellung gibt!

    Laut Luftbild sind mindestens die beiden mittleren Gebäude mit den hohen Dächern sehr wertvoll für das Stadtbild. Ihr Verlust wäre sehr bedauerlich!

    Nun ja, ich würde sagen, ein ganz normales Neubauvorhaben in Baden-Württemberg, das mehrere bisherige Grundstücke umfasst. Von solchen gibt's ja im ganzen Land massenhaft. Eine solche Zusammenfassung erlaubt zwar größere Nutzflächen, schadet dem Stadtbild aber häufig. Da ist es ganz natürlich, dass in dem Areal unterschiedlich gut gepflegte Gebäude stehen. Dass der "Investor" alles abräumen möchte, ist ja klar und verständlich, und das mit den unterschiedlichen Geschoßhöhen ist ja auch nachvollziehbar.

    Aber: es geht auch anders! Es fällt auf, dass einerseits damit argumentiert wird, die Häuser würden ja schon fast selbst zusammenfallen, andererseits störten die unterschiedlichen Geschoßhöhen. Die können aber doch nur stören, wenn man die Häuser grundsätzlich erhält. Natürlich kann man Übergänge zwischen versetzten Geschoßdecken einbauen, man muss nur wollen. Und selbst, wenn man alles neu baut, muss nicht so eine Fassade rauskommen. Es geht auch altstadtverträglicher. Solche die lokalen Bautraditionen verlassenden Großformen sind genau die, die das Stadtbild kaputtmachen.

    Sehr schön aber die bisherige Haltung der Verwaltung!

  • Wie lange noch immer wieder dasselbe? Solange die Fördermittel für die Sanierung von Altbauten nicht wieder deutlich erhöht und die rechtlichen Möglichkeiten geschaffen werden, uneinsichtige Besitzer entsprechender Gebäude nötigenfalls zu enteignen und die Häuser in den Besitz der Stadt zu überführen, wird sich an der jetzigen Situation kaum etwas ändern. Ich begreife auch nicht, wie man in einem Land wie Deutschland, das unvergleichliche Zerstörungen seines vorindustriellen Bauerbes im 2. Weltkrieg hinnehmen musste, denen weitere schwere Verluste in der Nachkriegszeit folgten, bisher noch nicht über ein generelles Abrissverbot für Bauten vor 1870 nachdenken konnte. Nichts weniger als das wäre nämlich notwendig, um Investoren endlich davon abzuhalten, mit unmoralischen Angeboten für ein Altstadtareal an die Stadträte (oder privaten Eigentümer) heranzutreten - und damit meist sogleich ein Jucken in den Fingern der Stadtplaner auszulösen.:boese: Vor diesem Hintergrund ist die bisherige, abwehrende Haltung der Verwaltung in Villingen tatsächlich lobenswert, nur leider haben diese Leute kaum Möglichkeiten, Sicherungsmaßnahmen von den Hausbesitzern zu erzwingen oder mit eigenen Mitteln selbst vorzunehmen.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Großes Loch in der Stadtmauer

    http://www.suedkurier.de/storage/pic/xmlios_import/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/4060118_1_NO343LVB.jpg\r
    http://www.suedkurier.de/storage/pic/xm ... 343LVB.jpg

    Schwer beschädigt ist die Villinger Stadtmauer in der Nähe des Oberen Tors.
    Dort krachten mehrere Tonnen Bruchstein in die Tiefe.


    Die Ursache des tonnenschweren Abbruchs ist dem Bauamt bisher noch nicht bekannt. Das Hochbauamt, vom SÜDKURIER, auf das Loch aufmerksam gemacht, hat mittlerweile eine statische Untersuchung in Auftrag gegeben, um festzustellen, ob die Restmauer an dieser Stelle noch standfest ist oder Stützmaßnahmen notwendig werden. Auf jeden Fall soll die Schadstelle heute noch abgesperrt werden, hieß es gestern. Was die Reparatur kostet und ob die Stadt kurzfristig dafür Geld hat, ist derzeit noch ungeklärt.

    Quelle:
    http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/Grosses-Loch-in-der-Stadtmauer;art372541,4086876#kommentare\r
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... kommentare


    Leseronlinekommentare: aktualisiert 19.12.09

    "Wenn man die Dachdeckung der Mauer öfters kontrolliert und Instand gesetzt hätte, wäre auch kein Wasser eingedrungen und der Frost wäre spurlos daran vorbei gegangen."

    "man sollte wohl altersschwache stadt zu villingen sagen. nach den maroden brücken fällt jetzt die stadtmauer in sich zusammen. das kommt davon, wenn man sich jahrelang um nichts kümmert und das geld in "sinnvolle" dinge wie z.b. eine lgs oder eine thüga steckt! und der gemeinderat schläft, und schlääft, und schläääft...."

    "Muss Ihnen beiden zustimmen. Aber was tun unsere Stadträte ? Sie nicken den erhöhten Kosten der LGS-Begleitmaßnamen zu....Seltsam finde ich auch, dass der Südkirier das Hochbauamt informieren muss. Für was haben wir eigentlich Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Aussendienst. Ach so ja, die kümmern sich nur um möglichst viele Verwarngelder und haben für so was keine Zeit."

    "Wie lange schaut man dem Treiben noch zu?
    Schon wird die Maßnahme eines privaten Bauherren als Ursache in Betracht gezogen, wo an vielen Stellen der Stadtmauer sichtbar ist, in welch miserablem Zustand sich diese auf Grund mangelnder Instandhaltungsmaßnahmen befindet. Rat und Verwaltung müssen sich angesichts einseitiger Verteilung von Millionenbeträge die Frage gefallen lassen, was ihnen die Erhaltung des historischen Erbes am Beispiel der Villinger Innenstadt überhaupt wert ist? In den vergangenen Jahrzehnten wurde dieses durch Vernachlässigung, Abbrüche und inakzeptable Neubaumaßnahmen verwüstet. Versuche, von privater Seite, dem Stadtbild wieder eine Spur von Harmonie zurück zu geben werden politisch meist unterbunden. Der Ausverkauf der alten Stadt Villingen hat längst begonnen. Mit dem Zusammenbruch der Stadtbefestigung wird das nun auch nach Außen augenscheinlich. Die Zukunft der Stadt liegt bekanntlich woanders. Und wo sich Villinger unter einander nicht eins sind, wird sich daran auch zukünftig nichts ändern."

    "Ich bin derselben Ansischt, wie meine Vorkommentierer. Sollten wir -auf jeden Fall vor der OB-Wahl- nicht wieder eine "Aktion Villingen" gründen ? Wer macht mit?
    Es sind viel Bausünden im 20sten Jahrhundert gemacht worden, aber im 21.Jahrhundert vergammelt unsere Stadt und sieht dann aus wie Schwenningen vor 40 Jahren."

    "Für was haben wir eigentlich in Villingen einen Geschichts- und Heimatverein ? Ausflüge en mass. Doch Mißstände in unserer Heimatstadt anzuprangern, dazu fehlt offensichtlich der Mut und Wille."

    "wieder ein Stück der traurigen Geschichte dieser schönen alten Stadt.Es wird abgerissen und verschandelt.Mittlerweile braucht man nur noch zu warten, bis alles Alte von selbst zusammenfällt.Die paar engagierten Menschen, die es gibt, sind nahezu alle im fortgeschrittenen Alter.Nachwuchs, der sich für die alten Gebäude einsetzt, kommt keiner nach.Und der Geschichts-und Heimatverein reist und reist und reist herum."

  • VS-Villingen
    Schadhafte Mauer jetzt abgesichert


    VS-Villingen (est) Die Stadtverwaltung ließ gestern ein Stück Villinger Stadtmauer nahe des Oberen Tores absichern. Dort war, wie berichtet, diese Woche ein tonnenschweres Stück Bruchsteinwand abgebrochen. Mitarbeiter des Bauhofs sicherten gestern die Schadstelle mit einem Absperrband. Außerdem wurden auf Mauerinnenseite Stützmaßnahmen ergriffen und das Dach eines Carports mit Platten gegen weitere Abbrüche gesichert, teilte das Hochbauamt mit. Im Frühjahr soll die Reparatur der Mauer erfolgen. Ein ehemaliger Anlieger sagte, er habe die Stadt schon vor Jahren aufgefordert, die Mauer an dieser Stelle zu sanieren. Dies sei mit Hinweis auf fehlende Mittel nicht erfolgt.

    Quelle:
    http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/Grosses-Loch-in-der-Stadtmauer;art372541,4086876\r
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... 41,4086876


    Anmerkung:

    Angesichts der Millionenbeträge die für Prestigeobjekte wie Landesgartenschau 2010, Neckaroffenlegung, Eisstadion im Stadtteil Schwenningen durch die Stadt Villingen-Schwenningen in den letzten Jahren anteilsweise geschultert werden, verwundert diese Aussage der fehlenden Mitteln zunehmend. Geht es hier einfach nur um Prioritäten oder gar schon um Fahrlässigkeit angesichts solcher Zustände? Die Stadt Villingen-Schwenningen weist in ihrem jährlichen Budget zur Instandhaltung von Stadtmauern und Wehrtürmen gerade mal den lächerlichen Betrag von €6000,- aus. Das dürfte die Frage vielleicht beantworten... :augenrollen::boese:

  • Eine weitere Reaktion über die Zustände in Villingen:

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/-bdquo-Das-ist-schlicht-ein-Skandal-ldquo-;art372541,4104735\r
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... 41,4104735


    Moderationshiweis (Pilaster): Artikel gekürzt. Beim Einstellen von fremden Texten und Bildern bitte ALLE das Urheberrecht und die Forumsrichtlinien zu diesem Thema beachten.

  • Hallo,

    Erst einmal freue ich mich, dieses Forum und die Seite des Stadtbild Deutschland e.V. entdeckt zu haben. Ich bin Student der Kunstgeschichte und wohne bei Heidelberg, komme aber immer wieder für einige Monate in meine alte Heimatstadt Villingen zurück.

    Der hier kurz besprochene Wehrgang am Käferbergle wurde renoviert und ist inzwischen meines Erachtens ein echtes Kleinod. Leider scheint dieser Abschnitt auf privatem Gelände zu liegen und ist von einer Hecke umzäunt, sodass man nicht herantreten und das unter dem Wehrgang stehende Kreuz betrachten kann. Als ich im Herbst 2008 dort war, war die Stelle noch begehbar.

    Ein "neues" Schmuckstück ist auch das restaurierte "Café Törtchen", dessen gelber Anstrich zwar nicht unbedingt historisch, aber doch sehr freundlich und angenehm ist. Durch den privaten Aufkauf konnte hier ein altes Haus gerettet werden: http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/Viel-Flair-im-Caf%E9-Toertchen;art372541,3822026\r
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... 41,3822026

    Am Heny-Bogen-Durchgang, an der Stelle der wiederaufgestellten Heny-Uhr (siehe hier), wurde vor einiger Zeit eine Gedenktafel für Melchior Heny aufgestellt. Durch diese "kleinen Verbesserungen" konnte die niedere Straße ein wenig aufgewertet werden, auch wenn es nur Tropfen auf dem heißen Stein sind.

    Eine der wichtigsten Renovierungen in letzter Zeit betraf die Universitäts-Zehntscheuer, die nun vom Narroverein als neues Vereinsheim genutzt wird:
    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=2556376\r
    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/ ... Id=2556376
    Kürzlich war die Zehntscheuer fürs Publikum geöffnet, ich hatte aber leider keine Zeit. Ich weiß auch nicht, ob die Renovierung schon gänzlich abgeschlossen ist. Demnächst werde ich mal aktuelle Fotos des Gebäudes machen.

    Auch das Abt-Gaiser-Haus, eine ehemalige Benediktiner-Prälatur aus dem 14.-16. Jahrhundert, wird derzeit renoviert:
    http://www.schwarzwaelder-bote.de/wm?catId=12522277&artId=14547681\r
    http://www.schwarzwaelder-bote.de/wm?ca ... d=14547681
    Man darf gespannt sein, wie es ausgehen wird. Das Abt-Gaiser-Haus ist eines der historisch bedeutsamsten Gebäude in Villingen, liegt aber seit Jahren brach und war dem Verfall preisgegeben. Es ist auf jeden Fall erstrebenswert, dem Gebäude wieder Leben einzuhauchen, da das ganze zur Zeit einen "toten Winkel" darstellt.

    Es gibt also auch einige positive Entwicklungen, und auch wenn es sicher viel zu beanstanden gibt, ist Villingen eine sehr freundliche und interessante Stadt. Vielleicht zeige ich noch ein paar Bilder meiner "Lieblingsecken", wenn Interesse besteht.

    Viele Grüße,
    Peter

  • Hallo,
    Hier noch ein Bild von der abgebrochenen Stelle in der Stadtmauer, in der Nähe des oberen Tores. Da es der Stadt an Geld fehlt, sind zur Zeit keine Maßnahmen geplant. Seit einigen Monaten ist die Stelle abgesperrt.
    Dieser Abschnitt der Stadtmauer wurde durch die Beseitigung von Büschen und Bäumen vor einigen Jahren stark aufgewertet.

    Demnächst öffne ich mal einen Villingen-Thread in der Galerie.

    santiago

  • Der Ausverkauf der alten Stadt geht weiter...

    Der Kapuzinerhof steht zum Verkauf
    Die Sparkasse sucht einen Käufer für den historischen Bau in der Villinger Innenstadt

    http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/villingen-schwenningen/Der-Kapuzinerhof-steht-zum-Verkauf;art372541,4468966\r
    http://www.suedkurier.de/region/schwarz ... 41,4468966

    Dieses Mal trifft es das ehemalige Kapuzinerkloster an der Niedere Straße, heute Kapuzinerhof.
    Das Gebäude steht zum Verkauf. Ob es nach seiner Sanierung 1988 noch unter Denkmalschutz steht,
    die Untere Denkmalschutzbehörde weiß es. Bestandslisten über Kulturdenkmale im Internet gibt es von Seiten
    der Stadt Villingen-Schwenningen nicht. Vor Ort wird der Denkmalschutz gern mal kurzfristig ausgehebelt,
    um den Investoren alle Türen zu öffnen. Mich würde es nicht wundern, so das ehemalige Klostergebäude
    nach seiner kompletten Entkernung damals seinen Denkmalstatus eingebüßt hat. Andererseits ist die Immobilie
    soweit in Schuss, als dass wesentliche Änderungen der Fassade nicht unmittelbar zu befürchten sind.

    Im Vordergrund der Aufnahme übrigens eine jener fantastischen Altstadtleuchten, wie sie fast die gesamten
    Villinger Hauptstraßen des Stadtkerns schmücken. Verantwortlich für das Leuchtenmodell, das sich in ähnlicher oder
    gleicher Form im abliegenden Bereich des Dresdner Altmarkts und auf Stuttgarts kleinem Schlossplatz
    hinter dem neuen Kunstmuseum wiederfindet, ist die Villinger Firma Hess. Als Aushängeschild der Stadt darf die
    Firma seit Jahrzehnten das Villinger Stadtbild mit ihren Innovationen missbrauchen...

  • Zitat von "santiago"


    Hier noch ein Bild von der abgebrochenen Stelle in der Stadtmauer [...]. Da es der Stadt an Geld fehlt, sind zur Zeit keine Maßnahmen geplant.


    Also wenn es nur um die paar Quadratmeter Mauerfläche geht, denn werden die das doch wohl hinkriegen, die Steine dort wieder hinzukriegen. Ist ja peinlich ... Da muss es ja schon gewaltig am Geld fehlen.


    Zitat von "Stefan"


    [...] das ehemalige Kapuzinerkloster [...].
    Ob es nach seiner Sanierung 1988 noch unter Denkmalschutz steht, die Untere Denkmalschutzbehörde weiß es. Bestandslisten über Kulturdenkmale im Internet gibt es von Seiten der Stadt Villingen-Schwenningen nicht.


    Aus der Entfernung würde ich sagen, dass so ein Gebäude ja schon wegen seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung geschützt gehört. Aber die professionelle Denkmalpflege scheint ja mittlerweile ziemlich auf Substanzfetischismus abzufahren. Ich würde sagen: Selbst wenn alle Steine ausgetauscht sind (was hier offensichtlich nicht der Fall ist), ist es vom Wesen her noch dasselbe Gebäude. Beim menschlichen Körper werden ja auch alle Zellen nach und nach ausgetauscht, so dass nach einigen Jahren der Mensch rein substanzmäßig vollständig neu ist, wenn auch all die Information, die gespeichert war, vollständig auf eine neue Hardware übertragen wurde. Und selbstverständlich ist es immer noch derselbe Mensch.

  • Zeno

    Eine Tragödie ist das, was sich in Villingen-Schwenningen abspielt.

    Landesgartenschau, Neckaroffenlegung, Neckartower, Helios-Arena (Eisstadion),... Projekte, die der amtierende OB
    in seiner Amtszeit zur Vorlage seiner Karriere favorisierte und für die im Nachhinein immer wieder Gelder bewilligt wurden.
    Hier 2 Millionen, dort 500 000 u.s.w. Das Regierungspräsidium Freiburg verweigerte der Stadt jüngst die Genehmigung
    des städtischen Haushalts. Das Problem: Die Gemeinderäte, welche die Projekte mehrheitlich abgenickt hatten, standen
    im Zugzwang und stellten erneut Millionenbeträge bereit.

    Im Gegenzug wird bei Beträgen von 10 000 Euro um fast jeden Euro gerungen, wo es beispielsweise um
    Instandhaltungsmaßnahmen (hier die desolaten, eingestürzten Teile der Stadtmauer) geht.
    Die Stadt könne sich das nicht leisten, heißt es - Punkt!

    Das Beispiel der Stadtmauer ist nur eines von vielen. Ohne das Engagement einzelner Anlieger/Bürger würde die
    Stadtmauer und das Stadtbild Villingens sicherlich in großen Teilen erbärmlicher aussehen.
    Das kultureller Erbe wird in Villingen-Schwenningen augenscheinlich mit Füßen getreten, wo im gleichen Zuge
    im Vorfeld gebundene Gelder für Prestigeobjekte des jeweiligen Oberbürgermeisters gepusht werden.

    Hoffnung, dass mit den OB-Wahlen im Herbst eine Änderung eintritt, besteht natürlich mit jedem neuen Kandidaten.
    Die Vergangenheit zeigte aber auch, dass das Grundproblem für Villingen ein weiteres ist, das andere Städte in dieser
    Form nicht kennen: Es ist und bleibt die Doppelstadt! Ehe Villingen nicht wieder eine eigenständige Stadt ist,
    wird ihrem baulichen Erbe von städtischer Seite wohl kaum entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt.
    Im Grunde nur logisch, denn mit der Gründung von Villingen-Schwenningen 1972 richtete sich der Fokus, das Denken
    und Walten der entscheidenden Gremien zunehmend auf die gemeinsame Stadt. Ursprünglich eigenständige Traditionen
    und Identitäten stören hier langfristig und MÜSSEN auf dem Altar der gemeinsamen Stadt geopfert werden.
    Bis heute wird dieser Aspekt vereitelt und doch ist er offensichtlich. Langfristig wird daher die Identität Villingens
    als auch Schwenningens im Sumpf der gemeinsamen Stadt untergehen.

    Dass es allerdings bis dato keinen adäquaten Ersatz für die gewachsene alte Stadt gibt, dürfte den Verantwortlichen
    aus den Erfahrungen der Moderne inzwischen klar sein. Doch aus deren Sicht gibt es keinen Weg zurück.
    Und welcher OB-Kandidat hätte tatsächlich eine Chance, der die zu vertretende Institution Doppelstadt in Frage stellt?

    Die aus dem Erdboden gestampften Märkten und Wohngebieten im Zentralbereich zwischen den beiden Stadtteilen
    zeigen es ebenfalls. Sie werden nicht in dem Maße angenommen wie politisch erhofft und schon steht die Aufgabe
    großer Handelsfläche gerade mal 10 Jahre nach ihrer Errichtung zur Diskussion. Statt diese absehbare Misere endlich zu
    begreifen, werden weiter städtische Gelder in das Konstrukt Villingen-Schwenningen gestopft, die umgekehrt an anderer
    Stelle natürlich seit Jahren fehlen. Das Tafelsilber (Kurgebiet, städtische Immobilien, Villingens Stadtwald etc.) wird hierfür
    verschleudert, um die Illusion der gemeinsamen Stadt aufrecht zu erhalten... :weinen::boese:

    Wie stoppt man einen solchen Wahnsinn?

  • http://img3.imagebanana.com/img/r73mv8fb/villingenaltesrathausvisionrealiaet.jpg\r
    img3.imagebanana.com/img/r73mv8f ... aliaet.jpg

    Münsterplatz - seitliche Abfolge, von links nach rechts: Altes Rathaus, Neues Rathaus, Kanzlei -
    in einem Vergleich mit bemalter Fassade des Alten Rathaus orientierend an der Fassung von 1898
    und optimierten Hausfassaden. Welchen Gewinn ordentlich versprosste Fenster, Fensterläden,
    Rundbogenöffnungen und eine angemessene Beschriftung darstellen wird hier augenscheinlich :)

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (29. November 2011 um 08:05)

  • Mir gefällt der Marktplatz, so wie er ist, ehrlich gesagt weitaus besser als irgendwelche Rekonstruktionen, deren Vorbilder schon vor 100 Jahren kitschig aussahen... Der jetzige Zustand kommt dem mittelalterlichen Bau weitaus mehr entgegen als die Fassadenmalerei. Ich finde das Rathaus in Schiltach z.B. auch recht hässlich. Weniger ist manchmal doch mehr.