Villingen im Schwarzwald - die Zähringerstadt

  • Diese Art Brunnen scheint es häufiger in der Region zu geben. Gerade habe ich im Internet einen Brunnen der Abtei Neuburg in Heidelberg gesehen, der fast gleich ausschaut:
    http://www.abtei-neuburg.de/Images/Anfang/AUT_1319.jpg
    http://www.abtei-neuburg.de/Images/Anfang/DSC01688.jpg[/url]

  • Stadt oder Dorf.. anscheinend lief das damals noch etwas durcheinander bei Kleinstaedten. Auf jeden Fall ist der Uebergang hin zu unserer Zeit sehr gut dokumentiert!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Oliver

    Da bin ich unentschieden...ich weiß nicht, ob die totale Verbannung der Bezinkutsche aus unseren (Klein-)Städten, der beste Entschluss war.
    Villingens Hauptstraßen sind heute, inkl. Zugangsgassen komplett als
    Fußgängerzone ausgewiesen. Die Stadt ist seidem wie ausgestorben.
    Sicher bin auch ich kein Freund von Autoabgasen, Erschütterungen und Lärm, doch denke ich, dass insbesondere in mittleren und kleinen Städte, diese Entwicklung mit zur Verödung beigetragen hat. Wo, wie in Villingen sogar der ÖPNV aus der Stadt genommen wurde und auch das Fahrradfahren untersagt ist, merkt man das besonders.
    Freiburg hat da einen glücklichere Situation gewählt. Hier fahren die Straßenbahnen nach wie vor und selbstverständlich sind hier Fahrräder erlaubt! Für Villingen hätte man sicher nicht diese Konzept, aber generell einen Mittelweg finden können, der für die wirklich warmen Sommermonate eine Fußgängerzone vorsieht, jedoch in den Wintermonaten einen Zugang für den Individualverkehr ermöglicht...Das aber nur am Rande. Generell machen die alten Aufnahmen wohl sehr deutlich, wie negativ das Villinger Stadtbild sich nach dem 2.Weltkrieg ohne größere Kriegseinwirkungen, verändert hat. Die Vernachlässigung und der Abbruch setzen sich bis zum heutigen Tage fort. hoffen wir, dass die Gestaltungssatzung hier Einhalt gebietet und das Gemeinderatsgremium anstandslos passiert. Noch weiter hätte das Werk nicht ausgehöhlt werden dürfen, sonst hätte man es auch gleich ganz bleiben lassen können...^^

  • Stephan

    Nur so: manche Strassen wirken auch auf den aelteren Bildern recht staedtisch, mit geschlossener Bebauung aus 3-4 geschossigen Haeusern. Andererseits sieht man auch einen Ochsenwagen, und man treibt vielerlei Gewerbe auf der Strasse. Ich glaube, solche Sachen gab es in Grossstaedten wie Mannheim oder Stuttgart auch damals schon nicht mehr.

    Auf den Bildern "unserer Zeit" (ich glaube eher auch schon 70er oder 80er Jahre) fallen neben den Autos auch die Neubauten mit Baumarktelementen negativ auf, die so gar nicht zu den aelteren Haeusern passen wollen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Historische, aus dem 14. Jahrhundert stammende Mauer soll weitgehend rekonstruiert werden...

    3.02.2008
    Südkurier
    Villingen

    Bagger buddeln am Spitalgarten
    VON EBERHARD STADLER

    Nun ist es soweit. Der einstige Garten des Villinger Franziskaner Klosters, heute eine Grünanlage ("Spitalgarten"), bekommt wieder eine weitgehend geschlossene Einfriedung. Die ersten Arbeiten haben bereits begonnen. Bis März/April soll die historische, aus dem 14. Jahrhundert stammende Mauer rekonstruiert sein.

    Allerdings wird die Mauer des einstigen Klostergartens nicht, wie im Mittelalter, auf 3,30 Meter Höhe gebaut. Sie soll lediglich 1,50 Meter hoch werden und auf diese Weise von der Rietgasse einsehbar bleiben. Dieser Aspekt war vor allem der Ortspolizeibehörde wichtig, damit hier eine "soziale Kontrolle" stattfinden kann. Denn in der Vergangenheit gab es im Garten immer wieder Gelage und mutwillige Zerstörungen durch Jugendliche.

    Die Firma Wildi Garten hat diese Woche mit den Vorarbeiten für die Fundamentierung begonnen. Sie wird auch die Bepflanzung neu gestalten. Insgesamt, so Firmenchef Dietmar Wildi, sieht die Planung von Landschaftsarchitekt Hans Voss eine deutliche Verbesserung der Optik vor.

    Die Mauer, die derzeit nur in Teilen existiert, wird in den nächsten Wochen wieder vervollständigt werden. Die Lücke an der Rietgasse wird durch ein neues Mauerstück mit einer Länge von 18 Metern geschlossen. Von der Rietgasse Richtung Stadtmauer werden weitere neun Meter gebaut.

    Dafür braucht man rund 35 bis 40 Tonnen Baustoff. Verwendet werden in der Region heimische Steine, vor allem roter Buntsandstein, aber auch der gelblichere Rhätsandsein und Granit, berichtet Ralf Ries, der mit dem Mauerbau betraute Landschafts- und Gartenbauer aus Villingen. Im Laufe des März, wenn die größte Frostgefahr vorbei ist, will er beginnen. Ende März oder Anfang April sollte der neue Wall stehen.

    Bezahlt wird die Rekonstruktion der historischen Umfassung im Übrigen nicht von der Stadt, sondern vom Spitalfonds, dem Eigentümer des Grundstücks. Die Pkw-Zufahrt in den Spitalgarten wird mit einem elektrisch gesteuerten Schiebetor gesichert.


    Die ersten Fundamentarbeiten für die Wiederherstellung der alten Klostergartenmauer am Franziskaner in Villingen haben diese Woche begonnen.

    Quelle:http://www.suedkurier.de/region/villing…art2997,3053676

  • Südkurier 10.7.2008
    http://www.suedkurier.de/region/villing…t2997,3308979,0


    VS-Villingen
    Neue Bauvorschriften für die Innenstadt
    VON EBERHARD STADLER
    Auf die Hauseigentümer im historischen Villinger Stadtkern kommen
    neue Bauvorschriften zu. Der Technische Ausschuss billigte bei zwei
    Gegenstimmen die neue Fassung einer Gestaltungssatzung für die
    Gebäude innerhalb der Stadtmauer. Darin wird beschrieben, was bei
    Umbaumaßnahmen gestalterisch erlaubt und was verboten ist. Ein
    Thema, dass nicht nur Bürger, sondern auch Kommunalpolitiker erhitz-
    en kann...

    ...Insgesamt bewertet das Amt für Stadtentwicklung das Reglement als vergleichsweise liberal. Andere Städte mit historischen Innenstädten wie Konstanz, Meersburg, Tübingen, Überlingen oder Rottweil machen den Hauseigentümer noch viel enger gefasste Vorschriften... :augenrollen:


    ...Gleichwohl geht diese Liberalität nicht allen weit genug. So kündigte Stadtrat Erich Bißwurm an, dass die Fraktion der Freien Wähler nächste Woche im Gemeinderat [Anmerk.: der gute Mann ist Statiker und Stadtrat, deutlicher konnte er seine Befangenheit nicht zum Ausdruck bringen!]mehrheitlich dieser Satzung wohl nicht zustimmen werde. Bißwurm selbst fühlt sich als Opfer des innerstädtischen Denkmalschutzes. Er selbst könne nicht, so klagte er, eine ihm gehörende Immobilie als Wohnraum nutzen, weil die Vorschriften zu restriktiv seien.Ernst Reiser. Er bezeichnete die neue Satzung als bereits viel zu sehr "verwässert". Die Vorschriften seien scheibchenweise entschärft worden und hätten kaum noch eine schützende Wirkung für die Innenstadt. Nach seiner Auffassung ist das historische Stadtbild das höchste touristische Gut der Stadt und müsste viel energischer geschützt werden. Reiser dankte dem Amtsleiter vom Amt für Stadtentwicklung, Gerd Zulley, für seine ernsthaften Bemühungen, die historische Innenstadt zu erhalten. Leider gingen diese Bemühungen durch die Aufweichungen im Gemeinderat nun "die Brigach hinab"....

    ...Andere Stadträte wiederum äußerten sich zufrieden mit der Satzung. "Wir sind nicht Rothenburg ob der Tauber, wir sind Villingen" :peinlich::schockiert::boese: , meinte SPD-Fraktionschef Edgar Schurr... Aus seiner Sicht sei nun eine gute Kompromisslinie gefunden wurden, Villingen als "lebens- und liebenswerte Stadt" zu erhalten...

    ...Allerdings ist die Satzung damit noch nicht rechtskräftig. Wegen der eingearbeiteten Änderungen müssen die Bauvorschriften anschließend erneut offen gelegt werden. Das heißt, Bürger können die Satzung mehrere Wochen lang einsehen und Einsprüche geltend machen. Diese werden dann wieder dem Gemeinderat vorgelegt. Voraussichtlich im Herbst, so die Planung der Stadt, sollen diese Bauvorschriften per Ratsbeschluss rechtskräftig werden.


    Anmerkungen:

    Ich werde die Satzung nach Offenlage hier gerne vorstellen, so dass man sich von der Liberalität :? ein Vorstellung machen kann...Die Satzung wurde bereits weitgehend ausgehöhlt und verfehlt ihren Zweck. So wurde von Seiten der Verwaltung eine ausreichende Versprossung der Fenster (Augen des Hauses!) im laufenden Verfahren wegen zu starken Eingriffs in die Belange der Bauherren zurückgewiesen, um nur ein prägnantes Beispiel zu nennen. Dabei sind zweiflüglige Fenster, womöglich nicht mal symmetrisch, nun mal kein Gestaltungselement der historischen Innenstadt!
    Insgesamt geht es denjenigen, die die Satzung vermurkst haben offenbar auch mehrheitlich darum, modernistische Gestaltungselemente zu erlauben und zu zementieren. Das versteht man in Villingen also unter einer Gestaltungssatzung. Ich habe daher die große Befürchtung, dass dieses Satzung dem Villinger Stadtbild sogar eher zusätzlichen Schaden bringen wird, weil nun legitimiert, als das sie zur Bewahrung dient, was bisher teilweise durch den Denkmalschutz und den Ensembleschutz geregelt wurde. Da jedoch seit der Gesetzesnovelle zum Denkmalschutz in Ba-Wü die Unteren Denkmalschutzbehörden, angesiedelt bei den Städte und Gemeinden vor Ort, nun auch zusätzliche Entscheidungsbefugnisse übertragen bekommen haben und die Landesdenkmalpflege nur in seltenen Fällen zu Rate gezogen werden muss, kann man sich ausmalen nach welchen
    Wünsche und Vorstellungen Denkmalpflege an sich neuerdings gehandhabt wird... :augenrollen:

    Es ist traurig aber wahr, Reglementierungen scheinen leider notwendig, wo es um das kulturelle Erbe geht, wo Einzelinteresse in Egomanier und falsch verstandenem Freiheitsanspruch ausufern...im Grunde reicht eine harte Gestaltungssatzung nicht mal aus. Die LBO lässt neben dieser, dem Denkmal- und Ensembleschutz, wie an anderer Stelle beschrieben, auch noch Erhaltungssatzungen zu. Für den Bereich einer historischen Innenstadt ist darüberhinaus ein Bebauungsplan unabdingbar. Nur so wird man offenbar der Willkür her, leider!

  • Dankeschoen, Stefan!

    Es ist wahrhaftig ein Jammer, dass wohl gemeinte und voellig angebrachte Bauvorschriften vor ihrem Erlass auch noch verwaessert werden. :(

    Offen gestanden halte ich sowieso wenig von Bauvorschriften, denn allzu oft werden sie mit offizieller Hilfe umgangen. :kopfschuetteln:

  • Also ich bin dennoch interessiert an der Satzung, weil wir in Nürnberg keine haben, aber die Träger der öffentlichen Belange schon länger für den Erlaß einer solchen erwärmen wollen.

    Es wäre mal sinnvoll zu vergleichen, welche Satzungen es in den verschiedenen Städten gibt, welche Erfahrungen man damit gemacht hat und welches Verhältnis zum Denkmalschutz besteht.

    Es darf natürlich nicht sein, daß der Schuß nach hinten losgeht.

  • 18.09.2008

    Villingen-Schwenningen
    Villingen ins rechte Licht rücken
    VON EBERHARD STADLER

    Die Vorzüge der schönen historischen Innenstadt Villingens sollen
    künftig durch ein modernes Beleuchtungskonzept nächtens ins rechte
    Licht gerückt werden. Das Alte Rathaus und das Bickentor wurden von
    der Stadtverwaltung als erste öffentliche Gebäude ausgewählt, die alsbald
    innovativ ausgeleuchtet werden sollen.

    Ganz billig wird das Beleuchtungskonzept nicht. Die optisch effektvolle
    Illumination des Bickentors soll rund 43000 Euro kosten, das Alte Rathaus
    schlägt mit 48000 Euro zu Buche. Dennoch: Die Stadträte des Technischen
    Ausschusses waren sehr angetan und stimmten diese Woche dem von
    der Bauverwaltung vorgelegten neuen Beleuchtungskonzept zu. Der
    Zeitpunkt der Umsetzung hängt indes von der Finanzlage der Stadt ab.
    Es ist vorgesehen, mit dem Bickentor und dem Alten Rathaus 2009
    anzufangen.

    Warum ein neues Beleuchtungskonzept? Werden doch die Stadttore
    und andere Gebäude bereits seit vielen Jahren in der Nacht angestrahlt.
    Allerdings entspricht die bisherige Praxis nicht mehr den modernen
    Möglichkeiten der Beleuchtungstechnik. Bisher, so erläuterte Bauamtsleiter
    Franz-Josef Holzmüller, werden die Gebäude frontal von Strahlern ins
    Licht getaucht. Die künftige Beleuchtung soll so verfeinert werden, dass
    einzelne Elemente der Gebäude hervorgehoben werden können. Damit
    entsteht für den Betrachter ein weitaus interessanteres, kontrastreicheres
    Seherlebnis. Wie Bürgermeister Rolf Fußhoeller ausführte, ist eine
    moderne, effektreiche Beleuchtung der kulturhistorischen Kostbarkeiten
    in der Villinger Innenstadt ein sinnvolles Stück "Stadtmarketing".

    Die Stadt hat das Beleuchtungskonzept bei der Dortmunder Firma
    Winkels & Partner beauftragt. Das Ingenieurbüro, das in engem
    Kontakt mit der Firma Hess Leuchten steht, hat bereits mehrere
    Probebeleuchtungen an verschiedenen Gebäuden vorgenommen.
    Die Pläne stießen bei den Stadträten auf breite Zustimmung.
    Bürgermeister Fußhoeller betonte, dass das Beleuchtungskonzept auf
    weitere Gebäude ausgedehnt werden soll. Dies könne aber aus
    finanziellen Gründen nur schrittweise erfolgen.



    So sieht die frontale
    Beleuchtung des Bicken-
    tors heute aus.



    So soll das Bickentor
    künftig beleuchtet werden:
    Einzelne Elemente werden
    bieten mehr Kontrast.

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/villing…art2997,3422777
    Bilder: Hahne

  • Ich würde mich über Meinungen zum neuen Lichtkonzept freuen.

    Bei Wörtern wie "Kontrast" und ins "rechte Lichte setzen"
    bekomme ich vielleicht zu unrecht Bauchschmerzen, aber das
    ungute Gefühl, es ist nun mal da und bleibt...wie nennt man sowas?
    Weitsicht, Erfahrung...? ;)

    Mir will die zukünftige Anstrahlung nicht gefallen. Die bisherige
    atmosphärische Beleuchtug scheint mir ganz gut gelungen, sie
    hat etwas Erhabenes.
    Die Neue wirkt dagegen auf mich mit den zugehörigen modernistischen
    Straßenleuchten effekthascherisch und unruhig.

    Und so es nicht beabsichtigt ist, es gibt Aufnahmen aus der Zeit
    des Nationalsozialismus, in denen eben jenes Stadttor u.a. ähnlich in
    Szene gesetzt wurde wie beabsichtigt. Ich möchte da keinen Zusammen-
    hang beschwören, dennoch irritiert es mich... :augenrollen:

    Vermutlich könnte man einwenden, was solls? Es ist lediglich Licht...
    Andererseits, wenn hier fürs Stadtmarketing Geld ausgegeben und die
    Stadt in ein zwispältiges oder u.U. in ein schlechtes Licht gerückt wird,
    dann darf man die Maßnahme durchaus hinterfragen...

  • Abgesehen von den natürlich sicherlich nicht geringen Kosten sehe ich das Beleuchtungskonzept nicht so negativ. In [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] hat man so etwas unlängst auch am Kaiserdom installiert, mit der Wirkung, daß die Architektur bei Nacht weitaus plastischer und filigraner zur Geltung kommt. Ich denke, die Zeit der puren Anstrahlung neigt sich dem Ende und weicht eben komplexeren Systemen. Wollte man das mit dem Nationalsozialismus gleichsetzen, müßte man das zum Beispiel auch bei allen Bühnenshows von großen Popkonzerten (Madonna usw.). Speer war in der lichtkünstlerischen Gestaltung eben einfach ein Vorreiter.

  • VS-Villingen
    Mehr Schutz für Altstadt


    VS-Villingen (est) Heftig diskutierten die Stadträte gestern im Technischen Ausschuss über die neuen Bauvorschriften zum Schutz der historischen Villinger Innenstadt.

    Vor allem die „Baufraktion“ im Ausschuss, die Architekten, Bau-Ingenieure und Handwerker, übten heftige Kritik an den bereits entschärften Vorschriften, die ihnen nach wie vor viel zu weit gehen. Sie blockiere die Weiterentwicklung des Stadtkerns zu einer attraktiven Einkaufstadt, argumentierte Gerhard Janasik (FWV). „Wir brauchen keinen Knebel“. Auch Bernd Hezel (CDU) wünschte sich „liberalere“ Bauvorschriften. Kritik äußerten auch Jürgen Schnekenburger (FDP) und Werner Ettwein (FWV). :boese:

    Dagegen bewertete Edgar Schurr (SPD) die Satzung als „gute Sache“. Sie bringe Bauherren mehr „Investitionssicherheit“. Dietmar Wildi (CDU) hob den Sonderstatus der Innenstadt hervor, die emotional besetzt sei und zur Identifikation der Bevölkerung in hohem Maße beitrage. Daher gebe es ein verstärktes Schutzbedürfnis für das Altstadt-Ensemble. Ernst Reiser (FWV) ärgerte sich, dass einige seiner Kollegen die Satzung immer stärker aushöhlen wollten. Die historische Innenstadt sei das „wertvollste Kapital“ der Stadt und müsse geschützt werden. „Es geht nicht um die Knebelung der Bauherren, sondern darum, gewisse historische Gestaltprinzipien festzuschreiben“, betonte Bürgermeister Fußhoeller. Bisher habe die Stadt kein „Feinsteuerungs-Instrument“, wenn Häuser abgerissen und neugebaut oder umfassend umgestaltet werden, ergänzte Rainer Temme (Stadtplanungsamt). OB Kubon wies auf die Gefahr hin, dass Bauherren ihre Gebäude verwahrlosen lassen, um sie abzureisen und damit den Denkmalschutz aushebeln zu können. Auch diesem Vorgehen soll die Satzung vorbeugen. Am Ende bekam die neue Satzung bei elf Befürwortern und drei Gegnern sowie zwei Enthaltungen eine klare Mehrheit. Nächste Woche entscheidet der Gemeinderat.


    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/schwarz…t372541,3540797

  • Danke, Stefan! Dass diese neuen Bauvorschriften (die sicher schon waehrend ihres Entstehens von Leuten mit der Haltung wie die Janasiks zurueckgeboxt und verwaessert wurden) nun die erste Instanz passiert haben ist sehr erfreulich. Moege der Gemeinderat sie diskussionslos durchwinken. Das soll schon naechste Woche geschehen? Waere ein schoenes fruehes Weihnachtsgeschenk fuer Villingen! :D

    Es ist mir unverstaendlich, dass manche Leute meinen, die Erhaltung und Pflege alter, stadtbildpraegender Gebaeude irgendwie nicht kommerzfoerdernd seien. :augenrollen:

  • Villingen-Schwenningen
    Modernes Wohnen ermöglichen


    Die Villinger Innenstadt ist ein historisches Kleinod, das es zu bewahren gilt. Auf der anderen Seite muss auch innerhalb der mittelalterlichen Mauern modernes Wohnen möglich sein. „Wohnen in der Innenstadt“ ist das beste Konzept, um der Verödung der Innenstadt entgegen zu wirken. Aber ist beides unter einen Hut zu bekommen? Darüber diskutierte die SPD-Gemeinderatsfraktion in ihrer jüngsten Klausursitzung.
    Nach Meinung von Stadtrat Bernd Schenkel ein Beispiel für gelungene Sanierung in der Innenstadt: Das Zehndersche Haus in der Bärengasse.


    http://www.suedkurier.de/storage/pic/xm…1_4S2KS6TI.jpeg
    zum Bild: Nach Meinung von Stadtrat Bernd Schenkel ein Beispiel für gelungene Sanierung in der Innenstadt: Das Zehndersche Haus in der Bärengasse.


    Villingen-Schwenningen – In der Fraktionsklausur am Wochenende stand der Haushalt für 2009 im Mittelpunkt, aber auch die „Örtlichen Bauvorschriften für die historische Innenstadt“ wurden nochmals diskutiert. Der Gemeinderat hat schon mehrfach die entsprechende Vorlage der Verwaltung überarbeitet und durch erneute Offenlage die Bürger zu Wort kommen lassen. In der nächsten Gemeinderatssitzung soll diese Vorlage beschlossen werden.

    Für den Fraktionsvorsitzenden Edgar Schurr ist die Satzung nach langem Feilen entscheidungsreif: „In ausführlichen Gesprächen hat ein Interessenausgleich stattgefunden. Wir werden in den nächsten Jahren sehen, ob sich die Satzung bewährt.“

    Stadtrat Harry Frey lebt seit vielen Jahren in der Innenstadt – in der Brunnenstraße. Für ihn ist wichtig, dass die Innenstadt bewohnbar bleibt, dass weitere Menschen in die Innenstadt ziehen, sie beleben und dafür sorgen, dass sich Geschäfte des täglichen Bedarfs in der Innenstadt halten können. Er tritt dafür ein, dass an den Hinterseiten, den Gartenseiten der Häuser, Balkone, Terrassen und auch eine Loggia im Dachbereich möglich sein müssten.

    Stadtrat Bernd Schenkel ist es wichtig, dass die Struktur der Straßen und Gassen, aber auch die Fassaden der Häuser in ihrem ursprünglichen Zustand, in ihren ursprünglichen Proportionen erhalten bleiben. Mit einigen Fotos machte er sein Anliegen deutlich. Das Zehndersche Haus in der Bärengasse sei wunderbar saniert - ein echtes Schmuckstück. Die jetzt vorliegende Satzung hätte allerdings verhindern sollen, dass die Giebelseite mit einer Satellitenschüssel verunstaltet worden sei.

    Bernd Schenkel fragt sich auch, wie verhindert werden könne, dass die ganze Woche hindurch sechs Abfalleimer den Eingang zur Hans-Kraut-Gasse ‚schmücken'. „Die Besucher der Stadt erwarten saubere Straßen und Gassen, in denen die alte Bausubstanz aus Mittealter und früher Neuzeit wirkungsvoll herausgearbeitet ist. Wenn Villingen attraktiv bleiben will, muss es diese Erwartungen erfüllen.“ Als weiteres Negativbeispiel nannte der Stadtrat die zunehmende Verkrautung und Verslumung des ‚Kanonengässle'.

    Verständnis bringt die SPD-Fraktion für die Mahnung des Regierungspräsidiums auf, das schreibt: „Wir halten es aus fachlicher Sicht für geboten, die von den Ringanlagen aus einsehbaren Dachflächen ungestört zu erhalten.“ Gegen eine solche Sicht der Dinge sei aber in der Vergangenheit – so sieht es die SPD-Fraktion – deutlich verstoßen worden. Diese Einschränkung sei heute nicht mehr durchsetzbar. Als Beispiel wurde auf die Bebauung im südlichen Bereich der Gerberstraße hingewiesen, wo der Spaziergänger in den Ringanlagen moderne Hausrückseiten mit Balkonen und Terrassen innerhalb der Stadtmauer sieht.

    Ingrid Riebl wies auf Probleme hin, die mit der Innenstadt-Satzung allein nicht zu beheben sind und nannte vor allem das frühere Haux-Gebäude, das Haus Ecke Brunnenstraße/Färberstraße und die Bauruine in der Färberstraße. Hier gehe es darum, dass die Stadt mit viel Geduld auf die Besitzer zugehen müsse, um eine für das Stadtbild verträgliche Lösung zu erreichen.

    Die SPD-Fraktion erkennt den Kompromisscharakter der vorgelegten Satzung und wird sie in ihrer Gesamtheit mittragen, teilte sie nach der Klausursitzung mit.

    Quelle:http://www.suedkurier.de/region/schwarz…t372541,3551125

  • VS-Villingen
    Rat sagt ja zu Bauvorschriften


    Ein so sensibles wie umstrittenes Thema und seit über drei Jahren intensiv und heftig in den verschiedensten Gremien diskutiert: die neuen Bauvorschriften zum Schutz der historischen Villinger Innenstadt. Doch jetzt steht die Satzung. Der Gemeinderat beschloss die Bauvorschriften zwar mehrheitlich, aber immerhin mit 13 Gegenstimmen. Das beweist, wie kontrovers hier die Meinungen sind.

    VS-Villingen – Mehrfach diskutiert, mehrfach zurückgewiesen, mehrfach überarbeitet. Aus Sicht der SPD sei das Thema nun ausdiskutiert, vielleicht auch müde diskutiert, erklärte Bernd-Rüdiger Schenkel. Man sollte der neuen Satzung zum Schutz der Villinger Innenstadt jedenfalls die Chance geben, sich zu bewähren. Wenn sich einzelne Punkte als unglücklich herausschälen sollten, dann müsse man eben noch mal drangehen. „Man kann die Satzung umsetzen“, ist Schenkel sicher. Auch Eva Huenges von den Bündnisgrünen plädierte fürs „Ausprobieren, was machbar ist“ und lobte die beispielhafte Diskussion zur Aufstellung dieser Richtlinien.

    „Diese Satzung bringt den Bürgern mehr Steine als Brot“, so kommentierte dagegen CDU-Rat Peter Bergmann die neuen Bauvorschriften, die für ihn enormes Streitpotential beinhalten, bürgerunfreundlich seien und lediglich der Verwaltung Entlastung brächten. Verschiedene Paragraphen seien „geradezu schwachsinnig“, so Bergmann. Bisher habe man mit den Bauämtern immer Lösungen gefunden. Man könne am bisher Geschaffenen im Kernbereich der Stadt doch deutlich sehen, wie alt und neu wunderbar harmonieren. Die neue Satzung dagegen sei lediglich ein „Verhinderungs-Instrument“, das später ohnehin wieder durch Ausnahmeregelungen außer Kraft gesetzt werde.

    In der CDU herrscht zu diesen Bauvorschriften keine einheitliche Linie. Man wolle zwar, dass die historische Bausubstanz erhalten bleibe, erklärte CDU-Rat Rolf Kammerer. Trotzdem sollten seiner Meinung nach Zeitzeugen-Hinweise möglich sein, Gebäude sich verändern dürfen. Das könnte für die Villinger Innenstadt ausgesprochen reizvoll und belebend sein. Kammerer: „Mit dieser Satzung bauen wir jedoch nur Blockaden für die Investoren auf“.

    Architekt Gerhard Janasik stellte für die Freien Wähler rigoros klar: „Wir lehnen diese Satzung ab“. Sie behindere die Entwicklung Villingens zu einer lebendigen Einkaufs- und Wohnstadt in unerträglicher Weise. Der Einzelhandel könne mit der Forderung von 40 Zentimeter hohen Sockeln und den vorgeschriebenen Schaufensterbreiten und Materialien nicht mehr mit anderen Städten konkurrieren. Immer wieder werde auch über den Verlust der „Blume-Post“, heute K & L am Marktplatz lamentiert. Doch diese Pariser Stadtarchitektur
    hätte überhaupt nicht in diese Satzung gepasst, stellte Janasik klar. Gehe man nach den jetzigen Vorschriften, würde das heutige Gebäude , gemeinhin als nicht sehr attraktiv eingestuft, sich noch besser einfügen.*
    Auch das Haux-Gebäude passe eigentlich nicht in diese Satzung, die, lese man sie genau, eindeutig im Widerspruch zur Entwicklung der Altstadt und ihren Veränderungen stehe. Sein Fraktionskollege Erich Bißwurm dazu: „Unsere Innenstadt soll leben. Doch das schaffen wir mit dieser Satzung nicht“. Ganz anderer Meinung ist dagegen Ernst Reiser: „Wir tragen hier ein Stück Verantwortung, das Erbe unserer Väter zu schützen“. Und dazu benötige man diese Satzung.

    Alfred Bruttel hingegen waren die „Vorschriften gleich haufenweise“ einfach zuviel. Man müsste die Satzung kleiner und übersichtlicher halten. Denn trotz der Vielzahl an Vorschriften könne die Stadt in vielen Dingen nichts tun, wie er an einem Beispiel eines als Schrottplatz verkommenen Geländes im Kurgebiet verdeutlichte.

    „Hier wird nichts verhindert und die Satzung soll die Bürger auch nicht gängeln“, widersprach Bürgermeister Rolf Fußhoeller den Vorwürfen. Nach so langen Diskussionen habe man jetzt ein Ergebnis, das sicher in den Abweichungen zur Diskussion stehen werde. Aber auch andere Städte müssten mit einer Satzung zum Schutz historischer Gebäude leben.

    Quelle:http://www.suedkurier.de/region/schwarz…t372541,3562236

    *Anmerkung: Die zitierte Aussage, die Herr Janasik trifft, ist falsch. Die Satzung enthält Elemente, die typisch für die Villinger Stadtlandschaft sind. Gründerzeitliche Elemente enthält sich NICHT. Nichts desto trotz ist explizit dieses Gebäude für die jüngere Stadtbaugeschichte Villingens von besonderer Bedeutung, weil es die Diskussion des Umgangs mit historischer Bausubstanz in den frühen 70er Jahren eröffnete.
    Ursprünglich sah das Gebäude vor Umbau zum Gründerzeitler folgendermaßen aus:

    Entsprechend der Satzung unter Beibehaltung des jetzigen Allzweckbaus wäre bei einem Umbau eine für Villingen typische Gestaltung denkbar, welche keine Rekonstruktion darstellt, sich jedoch an der Gebäudegestaltung vor 1900 orientiert. Hierzu folgender Vorschlag:



    Lediglich beim Eckbau wäre für mich denkbar, dass er als herausragendes Element im Stil
    der Gründerzeit -unabhängig von der Satzung- rekonstruiert werden könnte.