Tübingen - Kloster Bebenhausen (Galerie)

  • Angeregt durch Hansefans Bildserie über Tübingen ( http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1437&start=36">viewtopic.php?t=1437&start=36 ) möchte ich euch nun eine weitere Hauptsehenswürdigkeit Tübingens vorstellen, das ehemalige Zisterzienserkloster Bebenhausen ( http://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Bebenhausen\r
    de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Bebenhausen ), das in einem heute eingemeindeten Stadtteil Tübingens liegt.

    Die Klosteranlage wurde in wesentlich Teilen vom 13 bis 15 Jahrhundert errichtet, nach der Reformation als Klosterschule, im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts als Jagdschloss der Könige von Württemberg und nach dem 2. Weltkrieg als Sitz des Landtags des nur kurzeitig bestehenden Landes Württemberg-Hohenzollern genutzt. Heute ist es „nur“ ein Museum.

    Obwohl das gesamte Kloster vom Württenberger König genutzt wurde, ist vor allen ein Gebäudekomplex um das ehemaligen Gestehaus und die Abtsküche als Schloss und im Stil des Historismus als Jagdschloss ausgebaut und genutzt worden. Diesen separat zu besichtigenden Schlossbereich habe ich bei meinem letzten Besuch in Bebenhausen leider nicht von Innen photographiert, obwohl er auch einen Besuch wert ist.

    Beginnen möchte ich mit einem Blick vom Parkplatz auf den im 19. Jahrhundert als Jagschloss ausgebauten Bereich der Klosteranlage mit Fachwerkaufsatz…

    …an einem Turm der Klosterummauerung …

    …und diversen Wirtschaftsgebäuden vorbei…

    …zum Schreibturm, dem Hauptzugang zum inneren Klosterbereich:

    Vom dem im Hintergrund des folgenden Bildes zu erkennenden Schreibturms aus geht es ins Innere des Klosters, wobei links Stallungen und rechts die Südwand des Sommerrefektoriums zu sehen ist…

    …daran vorbeigehend erkennt man auf der linken Seite die Südwand der Bruderhalle…

    …und rechts das Abtshaus…

    ….an diesem vorbeigehend stößt man auf das ehemalige Gästehaus des Klosters, welches als im 19. Jahrhundert als Jagdschloss umgebaut wurde…

    …und im Erdgeschoß unter anderem das ehemalige Krankenhaus des Klosters…

    …in eine offene Halle verwandelt hat…

    …in den nächsten Tagen folgt eine Fortsetzung mit Bildern der Klosterkirche und des Klausurbereichs…

  • Fängt auf jeden Fall sehr interessant an! Alleine die Fachwerkbilder verraten eine bewegte Baugeschichte. Das typisch oberdeutsche Fachwerk im ersten Bild dürfte noch aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen, im vierten Bild sehen wir ein wohl mindestens so altes Gebäude mit einem Aufsatz aus dem 19. Jahrhundert, das Gebäude rechts davon ist wohl aus der selben Zeit, die Gauben zeigen sogar schon historistische Anklänge, die wieder weg vom rein konstruktiven Fachwerk gehen. Im zweitletzten Bild können wir dann im Giebel einen Blick auf gebogene Fußstreben erhaschen, ein untrügliches Zeichen für Fachwerk der Jahre 1470 - 1550. Am beeindruckendsten natürlich die Halle im letzten Bild, wohl auch aus der Zeit um 1500?

    Kannst du etwas zur Datierung der einzelnen Teile sagen? Gibt es dendrochronologische Daten? Bildindex gibt leider nix her...

  • Zitat von "RMA"

    ...Kannst du etwas zur Datierung der einzelnen Teile sagen? Gibt es dendrochronologische Daten?...


    RMA: was meine Bücher hergeben ist folgendes:
    - zum ersten Bild: der sich über die Breite des Bildes erstreckende Bau ist der sog. Kapffsche Bau, dessen Außenwand 1424 auf die innere Klostermauer des 13. Jahrhunderts aufgesetzt wurde. Die zweite Fachwerketage wurde allerdings erst 1885 unter bewusster Beibehaltung der alten Fachwerkformen aufgestockt.
    - zum vierten Bild habe ich leider keine Angaben gefunden, und auch
    -zum vorletzten Bild kann ich keine genauen Angaben machen. Der abgebildete doppelgeschossige Übergang führte vom Dorment der Mönche zur Kloake und dem anschließenden Gästehaus. Der rechts zu erkennende steile Fachwerkaufsatz ist wohl noch ein Rest der Kloake, die erst im 19. Jahrhundert weitgehend beseitigt wurde. Rechts schließt dann das Gästehaus an, das um 1532 dort errichtet und im Erdgeschoß noch das im letzten Bild zu erkennende ehem. Krankenhaus aufnimmt, das in eine offene Halle umgewandelt wurde.

  • Nach einem Blick zurück vom Durchgang aus, der im vorletzten Bild zu sehen war, auf das Gästehaus auf der linken und das Abtshaus rechts…

    …gelangt man zur östlichen Außenseite des Klausurbereichs und erblickt den Ostteil der Klosterkirche mit dem äußerst filigranen steinernen Vierungsturm von 1409, der an sich nach den Zisterzienserregeln als zu prachtvoll verboten wäre…

    Nun einige Bilder vom Innern der Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten und später häufig veränderten Klosterkirche, die heute vor allem den Zustand des 16. Jahrhunderts und der Überformung des 19. Jahrhunderts zeigt. In den Bildern nicht zu erkennen ist übrigens, dass die Kirche nach Einführung der Reformation um die Hälfte gekürzt und nur noch der Chor, das Querschiff und Reste des Langhauses vorhanden sind.

    Im folgenden Bild sieht man das wiederum entgegen der Zisterzienserregeln 1335 in die Ostwand der Kirche eingebaute riesige Maßwerkfenster mit Farbverglasung, wobei die Farbverglasung im unteren Teil leider im 18. Jahrhundert wieder ausgebaut worden ist:

    hier nun die Kanzel die Ende des 16. Jahrhunderts errichtete Kanzel

    Fortsetzung folgt…

  • Nun noch einige Bilder vom Zentrum der Anlage, dem Kreuzgarten, bevor ich euch demnächst den wunderbaren Kreuzgang und die Klausurräume genauer vorstellen werde.

    Hier noch mal ein Blick auf die Reste der Klosterkirche und den Nordflügel des Kreuzgangs, der im wesentlichen Ende des 15. Jahrhunderts errichtet worden ist…

    …auf dem nächsten Bild erkennt man gut, dass von der Klosterkirche nur noch der östliche Rest vorhanden ist…

    …nachfolgend der erst Anfang des 16. Jahrhunderts errichtete Westfügel des Kreuzgangs mit Fachwerkaufsatz…

    …und in den nächsten Bildern das besonders sehenswerte Brunnenhaus, welches ebenfalls erst 1512 an den Südflügel des Kreuzgangs angebaut worden ist…

    …zuletzt ein Detail der Außenwand des Brunnenhauses. Wie man sieht haben auch schon frühere Besuchergenerationen (vermutlich Klosterschüler) Spuren hinterlassen und ihren Namen eingeritzt:

    Fortsetzung folgt…

  • Weiter geht´s mit dem Innern des herrlichen spätgotischen Kreuzgangs. Zuerst der Südflügel, der bis 1496 ein prächtiges Sternnetzgewölbe erhielt…

    …hier ein paar Detailaufnahmen einiger der insgesamt mehr als 120 verschiedenen Schlusssteine …

    …und der Übergang zum Westflügel,…

    …der erst um 1512 vollendet wurde…

    Nun folgt der direkt an die Kirche anschließende 1492 vollendete Nordflügel, der als Ort der abendlichen Lesung mit Sitzbänken ausgestattet ist, die allerdings im 19. Jahrhundert rekonstruiert wurden…

    …schließlich noch ein Bild des 1481 vollendeten Ostflügels

    Fortsetzung folgt…

  • Fortfahren möchte ich mit einigen Photos der Klausurräume des Klosters. Zuerst die im Südosten des Kreuzgangs anschließende Bruderhalle von Anfang des 13. Jahrhunderts, die allerdings im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach überarbeitet und zum Teil neu gewölbt wurde…

    Nördlich schließt das Parlatorium an, das 1200-1250 erschaffen wurde…

    …daran anschließend folgt einer der wichtigsten Räume eines Zisterzienserklosters, der Kapitelsaal, hier zuerst der Zugang vom Kreuzgang…

    …und anschließend ein paar Aufnahmen dieses Kapitelsaals des 13. Jahrhunderts mit Gewölbeausmahlungen von 1528…

    Fortsetzung folgt...

  • Zwischen Kapitelsaal und Kirche geht es über eine Treppe hoch in die erste Etage des Ostflügels, in der sich wie üblich der Schlafsaal der Mönche, das Dormitorium befand. Der ursprünglich ungeteilte Raum wurde im 16. Jahrhundert in Einzelzellen aufgeteilt:…

    Auf der gleichen Etage befindet sich das ehemalige Scriptorium, das 1526 zum Gästezimmer umgestaltet wurde:

    Im Westflügel des Kreuzgangs befand sich ursprünglich der Speissaal der Konversen, der Anfang des 16. Jahrhunderts in ein Winterrefektorium für die Mönche umgebaut wurde, wobei allerdings die Fenster und Wandbemalungen erst im 19. Jahrhundert angebracht wurden…

    Ebenfalls im Westflügel befindet sich das Laienrefektorium. Eine Besonderheit dieses Raumes ist es, dass er erst um 1530 in der Form der wesentlich älteren östlichen Klausurräume errichtet wurde, somit ein frühes Beispiels eines Historismus darstellt…

    Fortsetzung folgt...

  • Weiter geht es mit dem von außen bereits gezeigten Brunnenhaus in der Mitte des südlichen Kreuzgangflügels….

    …es wurde erst um 1512 mit Schleifensterngewölbe errichtet…

    …der zugehörige Brunnen ist leider nicht mehr erhalten…

    Wie üblich liegt direkt gegenüber des Brunnenhauses der Eingang zum Sommerrefektorium, dem einstigen Speisesaal der Mönche,...

    der um 1335 errichtet worden ist…

    …und wunderschöne Sterngewölbe aufweist…

    Das war´s.

  • Vielen, Vielen Dank. Eine bessere Dokumentation in überschaubarem Wort und ausführlichem Bild ist kaum vorstellbar.

    Leider fehlt dem ganz gut erhaltenen Kloster bei aller Schönheit von Lage und Ensemble offenbar die Geschichtsträchtigkeit, um höhere Weihen zu erlangen. Nicht nur Maulbronn und Hirsau, auch Lorch (Lorsch ohnehin) scheinen mir bekannter.

    Was auf dem Weg nach Bebenhausen übrigens - wenngleich offtopic - auch begeistern kann, ist die alte B27. Sie hat zwischen Echterdingen und Tübingen einen Hauch von Guter Alter Zeit bewahrt.

  • Max: Vielen Dank für dein Lob. Ja, Bebenhausen scheint auch mir leider weniger bekannt als die beiden anderen von dir genannten Kloster zu sein. Aber Maulbronn ist nun mal Weltkulturerbe (was den Bekanntheitsgrad eines Gebäudes deutlich steigern kann) und Hirsau war ein bedeutendes Zentrum einer klösterlichen Erneuerungsbewegung in Deutschland.

    Aber die historische Bedeutung Bebenhausens ist ja auch nicht ganz vernachlässigbar: Nach der Reformation Jagdsitz und Schloss der württembergischen Herzöge/Könige (das ja heute auch als Museum zu besichtigen ist, von mir aber nur von außen photographiert wurde) und von 1947-1952 Sitz des Landtages ( http://www.kloster-bebenhausen.de/de/bebenhausen/Beruehmte-Personen/237105.html\r
    http://www.kloster-bebenhausen.de/de/be ... 37105.html ).

    Ach ja, die alte B27 war mir kein Begriff. Danke für den Hinweis.

  • Eine Schande, dass bei dieser herausragenden Bilddokumentation sich bisher gerade mal zwei Leute dazu aufraffen konnten, dir für deine Mühen zu danken. Das tue ich an dieser Stelle, hervorragende Arbeit!

  • Aktuelle Bilder des sehr schönen Zisterzienser-Klosters Bebenhausen nahe Tübingen

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Bebenhausen

    Der Klosterbereich lässt sich auch ohne Kosten erkunden, ich empfehle aber die 5 Euro Eintritt zum Klosterhof, Kreuzgang und Klosterkirche. schon weil es zum Erhalt der Bauwerke beiträgt. Einen guten Überblick über die Gesamtanlage kann man sich in Google-Maps machen.

    Ein sehr lohnenswertes Ziel und zusammen mit dem benachbarten Tübingen ein sehr schöner Tagesausflug . . .





















    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"