Berlin-Mitte (Galerie)

  • Anonymous: ich könnte deinen Kommentar geschrieben haben. Gleich deselben Gedänke und Worte....... wir sind uns 100% einig über was geschehen soll in Berlin. Leider werden unsere Werten insache klassiche oder vTraditionellen Formen der Architektur und Bedrürfnissen in der Mitte Berlins nicht oder selten von Bauherren oder Architekten übernommen.

  • Nachfolgend eine kleine Zeitreise zur städtebaulichen Entwicklung im Bereich Pariser Platz in der Nachkriegszeit. Die dort entstandenen Gebäude dürften den meisten sehr gut bekannt sein, aber insbesondere die Luftbilder vermitteln doch neue Eindrücke. Alle Fotos besitzen eine recht gute Auflösung und können nach dem Öffnen nochmals vergrößert werden (einfach draufklicken).

    März 1955

    Oktober 1956

    Juli 1958
    Juli 1958

    18.07.1990

    24.07.2000

    09.11.2006

    07.08.2008

    11.08.2008
    11.08.2008

  • Sicherlich werde ich keinen umfassenden Galeriebeitrag zu Berlin mehr machen, aber einige Bilder aus dem Inneren des Zeughauses kann ich gerne noch hinzufügen. Der nachfolgend abgebildete Schüterhof des Zeughauses (DHM) ist tagsüber (kosten-)frei zugänglich, so wie es der künftige Schlüterhof des Humboldtforums sogar Tag und Nacht sein soll.

    Nordseite

    Ostseite

    Südseite

    Westseite

    Ein Blick auf das transparente Dach von Süd nach Nord.

    Schließlich noch stellvertretend zwei der insgesamt 22 großartigen Schlüterschen Masken sterbender Krieger des Innenhofs - hier diejenigen von den nördlichen Eckrisaliten.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Dann noch aus der ebenfalls zugänglichen Eingangshalle, welche praktisch das gesamte Ergeschoss an der Lindenseite umfasst. Hier sind einige ausgewählte Statuen ausgestellt.

    Standbild von Kurt Christoph Graf von Schwerin, ursprünglich seit 1790 in Schwerinsburg (Pommern) aufgestellt.

    Die marmorne Viktoria aus der ehem. Herrscherhalle des Zeughauses, 1880er-Jahre (Fritz Schaper).

    Allegorie der Kraft aus der ehem. Feldherrnhalle des Zeughauses, 1880er-Jahre (Reinhold Begas); bis 2009 an der Nikolaikirche.

    Kriegerstatue, früher im Lichthof an der früher bestehenden Treppenaufgängen, aus den 1880ern (Reinhold Begas)

    Gipsmodell für ein Bismarck-Denkmal von Gustav Eberlein aus den 1890ern, Bestandteil der Berliner Kunstausstellung 1896.

    Nachbildung (1980er) eines Standbilds aus dem Ehrenhof der Neuen Reichskanzlei mit dem Titel 'Wehrmacht'. Zumindest bei der Intimfrisur war das (imaginäre) Modell seiner Zeit wohl voraus.

    Der Berlin-Connaisseur hat sie längst erkannt, die marmorne Allegorie der Kriegswissenschaft (Dipl.), welche ebenfalls von Reinhold Begas in den 1880ern für die Feldherrnhalle geschaffen wurde und bis 2009 im Nikolaiviertel herumstand.

    Zum Abschluss noch die großen Figuren von Allegorien der mathematisch-technischen Wissenschaften beiderseits des Haupteingangs an der Lindenseite. Sie waren am Ende des Zweiten Weltkrieges eingehaust, so dass sie nicht von den Sowjetsoldaten zerschossen wurden.

    Allegorie der Mechanik

    Allegorie der Geometrie

    Allegorie der Arithmetik

    Allegorie der Ballistik

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (27. September 2017 um 10:15)

  • Da bin ich baff, dass das Bismarckdenkmal aus Gips ist. Bin selbst neulich davor gestanden. Sieht original wie patinierte Bronze aus . . . könnte man gerne gießen und an einer prominenten Stelle im öffentlichen Raum platzieren :D was ist eigentlich jetzt eigentlich aus den zwei Pferden von der Reichskanzlei geworden, die man vor einiger Zeit in einem Depot gefunden hat?

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Snork 7. Februar 2020 um 15:11

    Hat das Thema aus dem Forum Berlin nach Galerie verschoben.
  • Snork 27. März 2020 um 23:47

    Hat den Titel des Themas von „Mitte (Galerie)“ zu „Berlin-Mitte (Galerie)“ geändert.
  • Wahnsinn!!! Was Bilder. So was geniales selten gesehen, sogar hier im Forum !!! Mantikor du bist der HAMMER !!

    Ich kenne das Zeughaus natürlich, wusste nicht dass das von innen solche Schätze zu bieten hat!! noch mal: WAHNSINN! Bin total hin und weg. Diese Schönheit und Kunst haut mich um.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Mantikor: wisssen Sie wo sich heute das Original der "Wehrmacht" bronze Figur von Arno Breker befindet? In Spandau gibt es ein original Figur von ihm. Wo immer ich Arno's Werken begegne, bin immer getroffen von der kräftige Austrahlung.

  • Das Original dürfte bei den Bombardements und der anschließenden Zerstörung der Reichskanzlei zerstört worden sein. Breker hat aber nach dem Krieg weitergearbeitet und u.a. Büsten vieler bekannter Persönlichkeiten angefertigt. Darunter Konrad Adenauer und Salvador Dali. Er starb 1991.

  • Ist zwar hier Off-Topics, aber vielleicht wissen nicht alle, dass es das Atelier von Arno Breker noch gibt und als Galerie nahe dem Brücke-Museum genutzt wird. Es befindet sich in Dahlem am Käutzchensteig:

    Am Käutzchensteig

    Am Käutzchensteig

    Am Käutzchensteig

    Am Käutzchensteig


    Fotos von mir vom 27. 11. 2019

  • Arno Breker ist genial. Ich lasse mich von diesem unseligen Zeitgeist auch nicht mehr einschüchtern, das alles was aus der Vergangenheit stammt "Nazi" sein soll. Wenn es jemand nicht passt was ich sage, Pech gehabt! Gefällt mir alles, was andere sagen?

    Breker nimmt ganz klar Bezug auf klassische Schönheitsideale, wenn ich z.b. 2000 Jahre alte griechische Statuen (oder auch römische) vergleiche, schwingt hier ein ähnlicher Geist mit.

    Und das heisst ja bitteschön nicht, indem ich sage ich mag Brekers Werke, dass man die negativen Auswirkungen einer Epoche ignoriert. Aber ich sehe es eben auch nicht mehr ein, mir von einem Staat vorschreiben zu lassen, welche Kunst ich gefälligst schön zu finden habe (Kulka??) und was nicht. Die Römer gelten ja als Protagonisten der Baukunst , der Zivilisation und einigen sogar als der Demokratie (was ein totaler Irrtum ist). Dabei ist der Faschismus (Lat. "Fasces" = Rutenbündel als Zeichen der Macht römischer hoher Beamter) ja eine Ideologie die sich direkt auf d das römische Reich bezieht.

    Und leider ist es aber noch immer so, dass man sehr vorsichtig sein muss, öffentlich so etwas zu sagen wie z.b. sich positiv über Breker zu äussern. Ich wünsche mir einen entspannteren Umgang mit der Geschichte - und zwar mit der gesamten Geschichte.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Petersburg

    Es sei dir ja unbenommen, die Kunst von Hr. Breker ästhetisch zu finden. In diesem Fall muss man aber sehen, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass Hr. Breker ohne seine enorme Förderung durch das Nazi-Regime niemals zu größerer Bekanntheit gekommen wäre - Und wir hier nicht über ihn schreiben würden. Künstler und Werk sind in diesem Fall untrennbar miteinander verbunden, denn seine Werke entstanden ja nicht in einem Vakuum. Er wusste für welche Mordbuben er da arbeitet und hat es in Kauf genommen. Einen entspannten Umgang mit diesem Künstler kann es nicht geben - Vom Dritten Reich gar nicht zu sprechen.

  • Spreetunnel

    Vielen Dank für die Bilder von Arno Brekers heute noch existierenden Atelier - des "deutschen Michelangelo des XX. Jahrhunderts" (lt. Aristide Maillol).

    Meiner Meinung sollte in sein noch vorhandenes Atelier das heute bei Köln gelegene Arno Breker Museum (Schloss Nörvenich) an eine Stätte seines Wirkens umziehen, wobei das Atelier in Dahlem möglichweise dann zu klein wäre, aber die dort aktuell ausgestellten Kleinplastiken fühlen sich in diesem großen Atelierraum vermutlich ohnedies verloren.

  • Breker wird nur von Leuten vergöttert, die keine Ahnung von der Entwicklung der Bildhauerei im 20. Jahrhundert haben - oder aber ideologische Gründe sind ausschlaggebend. Die Äußerung "der deutsche Michelangelo des 20. Jahrhunderts" ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Selbst wenn sie von Maillol stammen sollte. Jeder sagt mal was Dummes. Das Problem ist, dass die meisten Menschen kaum etwas über die Geschichte der Bildhauerei wissen. Die Namen Michelangelo und Breker kennt aber jeder. Also nehmen sie an, dass das die wichtigsten Künstler seien. Während sie bei Michelangelo richtig geraten haben, liegen sie bei Breker damit aber voll daneben. Tabuisierung fördert den Mythos Breker nur. Eine nüchterne Einordnung in die Kunstgeschichte hilft dagegen, Breker zu entzaubern.

    Arno Breker war vor dem Dritten Reich schon da und er hat danach noch ein Spätwerk geschaffen. Sein Werk aus der Zeit des Dritten Reiches lässt sich in drei Phasen einteilen. Die schwächste Phase fällt in die Jahre 1938-1942, als der Einfluss des nationalsozialistischen Zeitgeistes am größten war und sich das NS-Regime auf dem Höhepunkt seiner Macht befand. Danach wandelt sich - in Vorahnung des baldigen Untergangs - sein Schaffen. Das lässt sich auch bei einigen anderen Künstlern beobachten.

    Die im Zeughaus ausgestellte Figur "Die Wehrmacht" aus dem Ehrenhof der Neuen Reichskanzlei habe ich dort, im Zeughaus, auch schon selbst gesehen. Sie ist wirklich das Schwächste, was Breker je geschaffen hat - neben ihrem Pendant "Die Partei" und einigen Kriegerdarstellungen aus der Zeit. Diese hypertrophierte Breitschultrigkeit und der ganze dümmliche Ausdruck der Figur haben mit der klassischen Antike nichts gemein.

    Breker war ein begabter Mann und beherrschte das Handwerk. Das trifft aber auf viele Bildhauer des 20. Jahrhunderts zu. Darunter waren übrigens auch nicht wenige Frauen. Aus diesem Kontext ragt er als NS-Staatskünstler heraus. Insofern muss man sagen: Benjamin hat recht. Ich habe mal in einer Ausstellung das Original seines Zehnkämpfers vom Olympiastadion gesehen. Das ist um Längen besser als das Werk im Zeughaus. Es gibt zu dem männlichen Athleten auch ein weibliches Gegenstück (Die Siegerin) am Olympiastadion. Danach geht es mit Breker künstlerisch bergab. Nach dem Krieg kommt dann sein neoklassisch unterkühltes Spätwerk, das in der kunstgeschichtlichen Gesamtschau nicht als besonders interessant eingestuft werden kann.

    In der Nähe des S-Bahnhofs Heerstraße ist das Wohnhaus und Atelier des Bildhauers Georg Kolbe erhalten. Es ist als Museum der Bildhauerei zugänglich. Kolbes Arbeiten der Zeit um 1940 zeigen auch eine Steigerung ins Monumentale. Aber Kolbe bleibt Humanist und ein ausdrucksstarker Künstler.

    Im Kunsthaus Dahlem habe ich mal eine Ausstellung mit deutscher Plastik der unmittelbaren Nachkriegsjahre gesehen. Eine sehr schöne Ausstellung. Im Garten standen abstrakte Großplastiken. Auch das passte gut. Man merkt daran, dass das Atelierhaus künstlerische Qualität hat. Reizvoll ist auch der Kontrast zum benachbarten Gebäude des Brücke-Museums. Es ist gut, dass im Kunsthaus Dahlem Breker nicht gezeigt wird.

    Liebe Leute, geht auf Entdeckungsreise in der Kunst! Es gibt so viele Künstler, die interessanter sind als Breker:

    Renée Sintenis, Emy Roeder, Hermann Blumenthal, Georg Kolbe, Fritz Klimsch, Fritz Cremer, Gustav Weidanz, Jenny Mucchi-Wiegmann, Gerhard Marcks, Bernhard Heiliger und und ...

  • Ausstellungen mit kleinen Plastiken funktionieren in dem großen Atelierraum sehr gut. Ich habe auch das Gegenteil schon mehrfach erlebt, dass die Präsentation großformatiger Werke der Malerei oder Bildhauerkunst in relativ kleinen Räumen im Rahmen einer Ausstellung gut funktionieren kann.

    Aber ich will nun wieder zum Thema dieses Stranges zurückführen:

    Berlin-Mitte, Rathausstraße, Bronzeplastik "Aufbauhelferin" von Fritz Cremer, dahinter die Marienkirche und Neubauten an der Karl-Liebknecht-Straße, historische Aufnahme um 1970 (Foto: LHM, Sammlung FORTEPAN, CC-BY-SA-3.0)

    Fritz Cremer (1906-1993) schuf das Figurenpaar "Aufbauhelferin" und "Aufbauhelfer" in den Jahren 1953/54. Die Aufstellung der Bronzegüsse vor dem Roten Rathaus erfolgte 1958. Insbesondere das Motiv der Aufbauhelferin mit der Marienkirche im Hintergrund wurde in den folgenden Jahrzehnten relativ oft fotografiert. Die Plastiken stehen unter Denkmalschutz. Vorübergehend mussten sie der U-Bahn-Baustelle weichen, aber sie werden dann wohl bald wieder aufgestellt.

    Rathausstraße, Aufbauhelferin, ganz rechts ist im Hintergrund die Marienkirche zu erahnen (Foto: SpreeTom, 2006, CC-BY-SA-3.0)

    Rathausstraße, "Aufbauhelfer" von Fritz Cremer (Foto: SpreeTom, 2006, CC-BY-SA-3.0)

    Die Figuren sind bekleidet und realistisch dargestellt. Dabei besteht die Gefahr, sich im Kleinklein der Details zu verlieren. Cremers Meisterschaft zeigt sich darin, dass die künstlerische Aussage bei aller Liebe zum Detail im Vordergrund steht. Beachtenswert ist die gleichberechtigte Rolle der Frau und der Verzicht auf übertriebenes Pathos. Cremer setzt den Menschen, die beim Wiederaufbau nach dem Krieg angepackt haben, ein schönes Denkmal.

    Rathausstraße, Aufbauhelfer (Foto: Adam Carr, Mai 2006, public domain)

  • Die beiden sind schon seit letztem Jahr (hinterm Bauzaun) wieder aufgestellt worden.

    Und jetzt sollten wir uns hier dann mal intensiv mit Fritz Cremer auseinandersetzen. floet:)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)