Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Also ich habe heute einen schnellen Blick in die "Altstadt" werfen können.

    Selbst mit einem zB Markt 30 „Altes Kaufhaus“ kann ich gut leben. Ich könnte mir gut vorstellen das man ohne die Bombennächten und 68, auch solche Bauten als Neubauten bei Bedarf gebaut hätte. Jetzt fehlt halt nur noch etwas echtes Leben und Patina in dem Viertel.

    Ansonsten gehe ich jedem Medienbericht über die Altstadt diese Woche aus dem Weg. Diese Trüby Meinungsbild ist in den Medien keine Einzelmeinung.

  • Nun ja, Leute die nicht in der Lage sind, jemanden zu widersprechen ohne sich sofort in der Beleidigungkiste zu bedienen, bezeugen auch nicht wirklich mit einem besonders hohen geistiges Reichtum..... :kopfschuetteln:

    Ich fand den Beitrag im Heute-Journal sehr gut. Natürlich bedarf es auch immer einer Gegenpostion. Was der Herr Kübry dort vertreten hat, war jedenfalls sehr widersinnig und zum Widerspruch herausfordernd. Eher ein schwaches Argument.

    Architekturexperten müssen jetzt mal überlegen, worin die Wertigkeit von historisch gewachsenen Formen im Stadtraum liegt, die selbst in der Nachschöpfung die Allgemeinheit überzeugen und eine lebenswerte Atmosphäre schaffen.

  • Genau. Man sollte solche Experten fragen, was sie eigentlich in ihrem Ag(it)ieren motiviert:

    Der Impuls ihre Mitmenschen erziehen zu wollen?
    Oder:
    Der Impuls Gebäude zu errichten, in und mit denen Menschen sich wohlfühlen und gut leben.

    Die Antwort sollte für einen Mensch, der sich Architekt nennt, selbstverständlich sein.
    Allein: Ich fürchte, viele "Architekturexperten" brennen für Ersteres ... und haben damit eigentlich ihren Beruf verfehlt. Sie leben in einer Hybris, in der sie gar nicht merken, dass sie eigentlich ihre Profession verraten und alles, was sie in den letzten paar tausend Jahren ausgemacht hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Nibelgauer (12. Mai 2018 um 00:20)

  • Genau. Man sollte solche Experten fragen, was sie eigentlich in ihrem Ag(it)ieren motiviert:

    Der Impuls ihre Mitmenschen erziehen zu wollen?
    Oder:
    Der Impuls Gebäude zu errichten, in und mit denen Menschen sich wohlfühlen und gut leben.

    Die Antwort sollte für einen Mensch, der sich Architekt nennt, selbstverständlich sein.
    Allein: Ich fürchte, viele "Architekturexperten" brennen für Ersteres ... und haben damit eigentlich ihren Beruf verfehlt. Sie leben in einer Hybris, in der sie gar nicht merken, dass sie eigentlich ihre Profession verraten und alles, was sie in den letzten paar tausend Jahren ausgemacht hat.

    Heillige Makrele!

    Das ist die schnellste und beste Erklaerung des Vorgangs der letzten 70 Jahre des Weltweiten architektur-Phenomens!
    Gratuliere Nibelgauer! Diese Erkenntnis werde ich noch oefter zitieren.

  • Ich fand den Beitrag im Heute-Journal sehr gut. Natürlich bedarf es auch immer einer Gegenpostion. Was der Herr Kübry dort vertreten hat, war jedenfalls sehr widersinnig und zum Widerspruch herausfordernd. Eher ein schwaches Argument.
    Architekturexperten müssen jetzt mal überlegen, worin die Wertigkeit von historisch gewachsenen Formen im Stadtraum liegt, die selbst in der Nachschöpfung die Allgemeinheit überzeugen und eine lebenswerte Atmosphäre schaffen.

    Wie gesagt, ich bin Auch nicht mit ihm einverstanden, aber mich nervt langsam dass bei Widerspruch sofort Wörter wie "geistig arm" oder andere Nettigkeiten verwendet werden, und oft legen einige Auch noch nach, mehr oder weniger unter Beifall wenn ich sehe wie viele solche Postings "liken".
    Es ist immer wegen solche Reaktionen dass dieses Forum in der Presse nicht immer positiv zitiert wird.
    Bei Thread "Garnisonskirche" nimmt es sogar pathologische Züge, den jede kleinste Gegeninitiative zum Wideraufbau wird sofort aufgegriffen und es wird darüber seitenlang gegiftet. Und dies obwohl diese Initativen null Einfluss auf die Rekonstruktion haben werden.
    Und das ist das selbe hier : Herr Kübry ist nicht einverstanden. Na und? Das Komplex wird dadurch nicht abgerissen. Einfach reden lassen, und das war es. Warum also sofort die Artillerie verwenden?
    Mich nervt es besonders, denn eine ähnlische Rethorik habe ich schonmal in alte Ausgaben von "Neues Deutschland" gelesen, gegen die sogenannte "Reaktion" oder die "Klassenfeinde".....

  • So, und jetzt zum Thema.
    Ich war Heute im Areal. Zuerst, die ist bereits sehr gut besucht, viele Leute waren dort.
    Ich kann Auch nur bestätitgen was andere gesagt haben, nämlich dass die Stimmung sehr sehr positiv ist, ich habe seltsamerweise keine kritische Stimme gehört (was sehr oft der Fall war als ich Entlang der Baustelle lief), es herrscht viele positive Neugier, und es wird viel fotografiert.
    Persönlich finde ich es ziemlich gut gelungen, und definitiv eine Bereicherung für die Stadt Frankfurt.
    Einziger Kritikpunkt ist, dass es ein bisschen zu "neu" wirkt, zu sauber. Ich hätte es künstlich "ältern" lassen, damit es mehr Flair bekommt, aber ist nur meine Meinung, denn dazu roch es sehr stark nach Farbe :D

  • [...] Einziger Kritikpunkt ist, dass es ein bisschen zu "neu" wirkt, zu sauber. Ich hätte es künstlich "ältern" lassen, damit es mehr Flair bekommt, aber ist nur meine Meinung, denn dazu roch es sehr stark nach Farbe

    Dann gehörst du wohl zu den Nostalgikern und bist mit der Frankfurter Altstadt nicht gut bedient. ;) Den Zustand jetzt kenne ich aus Görlitz und dort sind die Gebäude wirklich um die 500 Jahre alt. Das Viertel muss sich jetzt erst wieder in den restlichen Stadtorganismus einfügen. Der Farbgeruch wird verschwinden, die neuen Einwohner und Betreiber den derzeit doch noch recht großzügigen Platz einnehmen. Dann erst wird es "wieder da sein".

    Das zeigt nebenbei bemerkt wieder einmal, dass der Vorwurf der "Geschichtsfälschung" bei Rekonstruktionen völlig fehl am Platz ist. Die Zerstörung ist Fakt, der Wiederaufbau ist es auch - die Geschichte geht weiter.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Das zeigt nebenbei bemerkt wieder einmal, dass der Vorwurf der "Geschichtsfälschung" bei Rekonstruktionen völlig fehl am Platz ist. Die Zerstörung ist Fakt, der Wiederaufbau ist es auch - die Geschichte geht weiter.


    Völlig richtig! Geschichte ist nie statisch, sondern stets eine Abfolge von "menschlichen" Entscheidungen oder sogar Zufälligkeiten. Der bauliche Zustand deutscher Städte ist also nicht allein Folge der Hitler-Barbarei, sondern auch des Flächenbombardements ziviler Ziele im Zweiten Weltkrieg und besonders der folgenden Entscheidungen deutscher Stadtplaner, das tradierte Bauerbe auszuschlagen; etwas, was nach den Zerstörungen des Ersten Weltkriegs noch völlig anders verlaufen war. Alles Ausweis der Geschichte - eine Geschichte von Entscheidungen oder der Korrektur von Entscheidungen.

    Was machen nun statisch-destruktive Leute wie Trüby nur mit Städten wie Bamberg oder Lüneburg? Keine Zerstörungen trotz deutscher Kriegsschuld?! Ihre Existenz ist wohl unerträglich.

  • Als evtl. Reko-Kandidaten sollte man außerdem die Nordzeile bzw. einen Teil der Nordzeile des Römerbergs ins Auge fassen. Gerade der linke Pendant zum großen Engel (auf der Verlinkung mit Türmchen links) würde der neuen Altstadt ein passendes Entree geben :)

    Siehe hier

    https://oldthing.de/103858-AK-Fran…1945-0024754308

  • Rechts an der Bildkante

    https://www.google.de/imgres?imgurl=…iact=mrc&uact=8

    Heute steht auf den Nachbarhäusern des Lutherecks das Paulaner-Restaurant
    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran…aner_am_Dom.jpg

    Gut zu erkennen außerdem....es würde nicht soooooo viel Aufwand kosten, auch die nördliche Fassadenfront zu rekonstruieren, die Hälfte der Altbebauung steht nämlich noch......

  • Was haltet ihr eigentlich auf lange Frist gesehen von einer Gründung einer GHFA (Gesellschaft historische Altstadt Frankfurt) nach Dresdner Modell? Natürlich kann man nicht die komplette Altstadt wiederaufbauen, aber man kann ähnlich dem Neumarkt in Quartiere aufteilen und dort Leitbauten wie etwa

    das Luther-Eck
    das Roseneck
    das Fürsteneck
    Haus Lichtenstein
    die Römerberg-Nordseite
    das Haus zum Storch
    die Mehlwaage
    die Scharnhäuser
    die Ostseite des Paulsplatzes


    usw. planen. Man sollte dabei den frischen Wind und die Energie, welche von der letztwöchigen Eröffnung bis zur Eröffnungsfeier im September herrscht, konservieren und die Werbetrommel drehen. Möglich wäre es an vielen Ecken ohne großartigen Wohnraum vernichten zu müssen.

  • Zitat von zl

    Das Neue Salzhaus dürfte so (un-)erträglich wie ein Teil der soeben fertiggestellten modernistischen Interpretationen des wiederaufgebauten Altstadtareals sein. Nicht abzustreiten ist wie die Bildergalerien hier (an die Moderation: warum korrekterweise eigentlich nicht in der dafür vorgesehenen Galerie?) bestätigen, dass die Rekonstruktionen mit ihrem traditionellen Bauvokabular und Erscheinungsbild für zahlreiche Besuchenden und Kommentierenden das Salz in der Suppe sind. Ohne diese wäre das Modernistische wohl immer noch besser als ein Technisches Rathaus und gleichzeitig wenig bis nicht überzeugend.

    dem würde ich widersprewchen, und zwar aus drei Gründen. Den ersten grund, jenen der architektonischen Bedeutung des alten Salzhauses, hat freund NL schon dargelegt.
    2. wäre die exponierte Stellung zu beachten, neben dem Römer und in diversen wichtigen Sichtachsen. Die modernisten Einsprengsel der Neuen Altstadt stehen eher irgendwo dazwischen. Das hier ist keine Lage für Füllbauten.
    3. und darauf kommt es mir am meisten an: ich würde diesem Text in erster Linie aus ästhetischer Wertung widersprechen. Mir sagt die schicke moderne Eleganz der Neuen Altstadt ungleich mehr zu als dieser Unstil der Wiederaufbauzeit, der heute nur noch plump, ärmlich, schäbig daherkommt. An diesem Haus ist schon von den Proportionen her alles falsch, ein ungeschlachter Kasten auf altem EG, mit einem unbeholfenen giebel gekrönt, nicht richtig spitz, irgendwie alibimäßig.
    Diese Bude ist ein ästhetisches Ärgernis, und NLs Beobachtung trifft es mE haargenau.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vor kurzem wurde einen Antrag zur Rekonstruktion der Gärküchenhäuser abgelehnt - und zwar von einer deutlichen Mehrheit. Weiß jemand warum? Der Platz ist unbebaut.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Vielleicht stammt er wieder von rechtsextremer Seite?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Lutherhaus mit seinem aufgestelzten Erker (Aufnahme datiert auf 1878):


    In Ergänzung zu den vielen Altstadt-Bildern der letzten Tage im Forum ein Verweis auf 162 weitere Ansichten zum Durchblättern.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)