Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Um wieder mal vom leidigen Thema Schirn Kunsthalle abzulenken, möchte ich den Berührungspunkt von ihr und dem neuen Altstadtquartier zur Debatte stellen. Vor einigen Monaten wurde hier geschrieben, dass man sich in Frankfurt mit einer allfälligen Überbauung des U-Bahnabgangs vor der Rotunde Gedanken macht. Ich weiss zwar nicht mehr, ob die Stadt oder Initianten dahinter stehen. Hierzu mal ein Überlagerungsplan des neuen Altstadtquartiers mit dem Rafensteinplan von 1861:


    Ausschnitt mit dem U-Bahnabgang:

    Die Treppenanlage nimmt heute den Platz von Alter Markt 29, 31 und des Hinterhauses von 33 ein. Zwischen Nr. 29 und 31 führte einst das Goldhutgässchen zum Fünffingerplätzchen.

    Nun kann man sich fragen, ob eine Rekonstruktion der einst dort stehenden Bauten einen Sinn macht. Vielmehr gehen die Überlegungen wohl dahin, dass hier ein Bauwerk ins Auge gefasst werden könnte, das sich an den Gegebenheiten von Rotunde und postmoderner Bebauung links (westlich) davon orientiert. Städtebaulich wäre das natürlich sinnvoller. Auch traue ich den Verantwortlichen zu, dass hier ein Bau geschaffen werden könnte, der im Dialog mit der nun fertiggestellten Nordseite des Alten Markts stünde.

    Trotzdem sollten aber auch die Rekonstruktionen im Modell und in Visualisierungen erprobt werden:
    - Nr. 29 könnte vom Platz her realisiert werden, allerdings mit einer rückseitigen Verkürzung.
    - Nr. 31 könnte komplett rekonstruiert werden.
    - Nr. 33 stünde zu nahe an der westlichen Bebauung.

    Folgend eine Ansichtskarte mit den Häusern Alter Markt 25-35 (das Fachwerkhaus ist Nr. 31) mit Blick Richtung Römerberg. Anstelle ihrer Fassaden steht heute die Pergola, die im Bereich des "Einwärtsknickes" von Nr. 27 endet:


    Ansichtskarte ohne Verlagsangabe, um 1940

    Die Häuser Nr. 27, 31 und 33 hatte ich im Strang Fachwerkbauten in Frankfurt bereits ausführlicher vorgestellt. Für Nr. 31 erstellte ich vor zehn Jahren sogar eine ausführliche Dokumentation, welche ich den damaligen Initianten des Altstadtquartiers zuhanden des Stadtplanungsamtes als Diskussionsgrundlage und Beispiel zur Verfügung stellte. Heute steht einer Veröffentlichung dieser Arbeit nichts mehr im Wege:

    http://www.sg-hausgeschichten.ch/frankfurt/reko…er-markt-31.pdf

    Aus Gründen einer heute veralteten Version von Microsoft Word sind die Seitenzahlen nicht enthalten; auch der Anhang ist nicht eingebunden, den ich manuell beifügen musste. Er umfasste die Pläne aller vier Fassaden (davon zwei Haustrennwände), fünf Grundrisse und zwei Schnitte 1:100. Eine Idee damals war, das Holzgerüst 1:1 nachzubauen und als Werbeflagge für das Altstadtprojekt dort aufzustellen.

    Ob es heute gelingen würde, Nr. 29 und 31 zu rekonstruieren, ohne dass sie eine Karikatur darstellen würden?

  • Kompromissvorschlag:
    Am Fünffingerplatz steht derzeit noch ein potthässlicher rosafarbener Klotz.
    Ist der erst einmal abgerissen, kann die Schirn vom Römer gesehen hinter neuen Altstadthäusern verschwinden.
    Deren Wiederaufbau wäre ohnehin wegen ihrer schlanken Größe eine faszinierende Angelegenheit und eine weitere Attraktion. Einen Teil der Schirn (Halbrundgebäudeteil am südlichen Krönungsweg) müsste allerdings noch einer Neubebauung weichen. Den Rest der Schirn kann man dann durchaus auch sanieren.

    Vorteil: Alle kommen auf ihre Kosten. Die Schirnfans, die Altstadtliebhaber, die Frankfurter.
    Der Krönungsweg wird vollständig. Die Schirn wird vorzeigbar. Der Fünffingerplatz ein weiterer Hingucker.
    Und weitere Scheußlichkeiten verschwinden.

  • Vor einigen Monaten wurde hier geschrieben, dass man sich in Frankfurt mit einer allfälligen Überbauung des U-Bahnabgangs vor der Rotunde Gedanken macht. Ich weiss zwar nicht mehr, ob die Stadt oder Initianten dahinter stehen.

    http://www.bff-frankfurt.de/artikel/index.php?id=1158

    Man beachte den Nachtrag:

    Zitat

    Nachtrag: Die FAZ berichtete nach Fertigstellung dieses Artikels, dass der Aufsichtsrat der Dom-Römer-GmbH, anders als vom Gestaltungsbeirat empfohlen, vorerst von einer Bebauung des hier behandelten Areals absieht. Zuerst möchte man das fertiggestellte Dom-Römer-Areal ausreichend begutachten und danach entscheiden. Das Thema ist somit nun etwas aufgeschoben, deshalb aber keinesfalls vom Tisch.

  • @ Heimdall
    Danke für das Einstellen des Artikels!

    Dass man jetzt erst mal die Fertigstellung des Altstadtquartiers abwarten und Erfahrungen sammeln möchte, wie sich das Quartier entwickelt, finde ich vernünftig. Die Autorin des Artikels hat übrigens in unserem Forum recherchiert, wie man anhand ihres Links "Hier sieht man" merken kann.

    @ Kaiserpalast
    Ja, das sind Steinpoller zum Schutz gegen Fuhrwerke. Die sieht man auf allen Altstadtfotos mit engen Gassen.

  • Noch einmal zu der besagten Rekonstruktion in der Braubachstraße.

    Hier ein aktuelles Handy-Foto. Man sieht vielleicht, dass die Fassade nicht einfarbig ist, sondern durch einen helleren und dunkleren Ton gegliedert farblich wurde. Mir gefällt das jedenfalls besser als die doch etwas in die Jahre gekommene bzw. fast kitschige gelb-braune Farbe des Altbaus daneben. Aber das sind natürlich alles Geschmackssachen, die sich sicherlich mit jeder Generation ändern können.

  • Natürlich fände auch ich eine Rückkehr des Fünffingerplätzchens erstrebenswert. Meines Erachtens wäre das auch großteils problemlos umsetzbar, wenn der rosa Klotz fällt.
    Aber ich vermisse hier eine Diskussion über den Tuchgaden. Denn der wäre wirklich umsetzbar, wenn man diesen nichtssagenden Separat-Bereich des Stadthaus wieder entfernt und beim Sandsteinbau zumindest eine Tuchgaden-Fassadenreko in Angriff nimmt. Das Rote Haus ohne Tuchgaden ist wie Suppe ohne Salz.

  • Man sieht vielleicht, dass die Fassade nicht einfarbig ist, sondern durch einen helleren und dunkleren Ton gegliedert farblich wurde. Mir gefällt das jedenfalls besser als die doch etwas in die Jahre gekommene bzw. fast kitschige gelb-braune Farbe des Altbaus daneben.



    Ich finde die Farben auch zu knallig, und ob das Kackbraun mit dem satten, fast gelben Ocker historisch korrekt ist, darf man wohl bezweifeln. Vor allem aber der jetzt neu entstandene scharfe Kontrast ist m.E. problematisch. Es wirkt, als hätte man eine alte Schwarz-Weiß-Aufnahme in ein Farbfoto hineinkopiert.

    Das linke Haus müsste etwas farbiger werden, und das rechte Haus im Gegenzug etwas dezentere Farben erhalten; ein dem Farbton des Mainsandsteins ähnliches Rotbraun neben einem blasseren Beige fände ich gut. Aber das sind zum Glück Dinge, die man später noch korrigieren kann, wesentlich leichter als z.B. die verrutschten Fenster bei der behämmerten Goldenen Schachtel.

  • Wird es auch (ich habe ja auch die Hoffnung auf einen neuen, wieder steileren Dachstuhl, mal sehen) ....auch das alte Hauptzollamt (Haus am Dom) wird jetzt nochmal neu gestrichen.

  • Kommen wir noch einmal darauf zurück:

    Zitat von erbse

    Die Schirn muss umziehen!

    Umziehen kann und wird sie nicht, und ein Abriss ist in den nächsten Jahrzehnten völlig illusorisch, das dürfte unstreitig sein.

    Aber was zumindest denkbar wäre, ist ein Teilabriss: Wenn man den rechts zu sehenden halbrunden, verglasten Teil hinter dem (bereits abgebrochenen "Tisch") abreißen, also die Rotunde "freilegen" würde, nähme man der Schirn nur einen kleinen Teil weg, nämlich das Schirn-Café, das für die eigentliche Nutzung entbehrlich ist. Die Ausstellungsräume, also das, worauf es eigentlich ankommt, liegen in dem langgestreckten Querriegel und blieben unangetastet. Und schlechter als heute aussehen würde das Gebäude mit einer freigestellten Rotunde m.E. auch nicht, vielleicht sogar besser. Und man könnte die gesamte restliche Südseite des Marktes rekonstruieren.

    Zitat von Riegel



  • Ich halte es für ziemlich unrealistisch, dass solche Teilabrisse in absehbarer Zeit auf der Agenda stehen. Das Schirn Café ist eine großartige Lokalität (auch wenn es nicht mehr den Charme der 90er Jahre hat, als es eine absolute In-Location war), und es gehört im Prinzip untrennbar zur Schirn hinzu. Niemand der Verantwortlichen dürfte derzeit auf die Idee kommen, dieses Außenteil der Rotunde abzureißen. Die Bemühungen um eine Fortentwicklung des Gebietes sollten sich also auf Bereiche konzentrieren, die leichter realisierbar und vermittelbar wären. Derzeit ist schon aufgrund der angespannten Finanzlage ohnehin wenig drin.

  • ...warum denn von vornherein immer gleich alles ausschließen? Wer nicht wagt der nicht gewinnt! Mit der Sanierung gäbe es hier gleich die Chance zur Vervollständigung des Marktensembles. Wenn man nicht versucht das anzugehen, macht man sich später bloß Vorwürfe.

    Das Cafe ist wohl kaum unverzichtbar, das könnte in einer rekonstruierten Zeile viel attraktiver neu entstehen.

  • Es mach aber wenig Sinn gerade den Abriss eines von den an kulturellen Dingen Interessierten genutzten und bei diesen beliebten Gebäudes zu fordern.

    Plätze an den Stadtreparatur eher angezeigt ist gibt es in Frankfurt, auch in unmittelbarer Nähe von Römerberg/Dom, zu hauf. Heimdall hat hier ja schon viele Beispiele genannt. Bei diesen dürfte die Akzeptanz das bestehende abzubrechen und durch Rekonstruktionen und auch der Altstadt angemessenen Neubauten zu ersetzen viel höher sein. Da anzusetzen ist aus meiner Sicht viel nötiger als den Abriss der oder von Teilen der beliebten Schirn zu fordern.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (16. Februar 2018 um 15:47)

  • Es geht um ein paar Quadratmeter Glas, Leute! Den Tisch konnte man doch auch loswerden.

    Naja. APH bleibt wohl immer ne Schwatzbude, wo alles klagt und jammert, aber kaum jemand den Mumm hat etwas voranzutreiben (außer Schloßgespenst in diesem Fall)... Sehr schade.

    Ich halte mich jetzt erstmal aus dem Thema Erweiterung der Altstadtrekonstruktion raus.

  • Niemand der Verantwortlichen dürfte derzeit auf die Idee kommen, dieses Außenteil der Rotunde abzureißen.

    Nun, von "derzeit" hat auch niemand etwas gesagt. Es ging eher um "am ehesten eines Tages möglich", also um eine langfristige Option, d.h. wenn man in absehbarer Zeit mit Situation mit der großen Lücke und dem U-Bahn-Eingang nicht mehr zufrieden ist und den Bau eines Solitärs über der Rolltreppe als städtebaulich unbefriedigend empfindet, dann wäre dies eine denkbare Lösung.