Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Oje, ich befürchte, es ist wie Herzog es vermutet. Wenn das die sogenannte Reko der Frankfurter Altstadt werden soll, dann ist das wirklich ein Trauerspiel. Besser als das Technische Rathaus, aber Frankfurt hätte zumindest in der ehemaligen Altstadt die Chance gehabt ein klitzekleines Stück wieder attraktiv zu werden. Ich hoffe sehr und drücke den Frankfurtern die Daumen, dass das so wie bei diesen Entwürfen geplant nicht kommen wird!

    Ab nächstem Jahr soll doch im Internet für die über 30 Häuser um Reko Investoren geworben werden?! Macht das jetzt eigentlich noch Sinn? Wahrscheinlich schon, denn es wird wohl die letzte Chance sein, wenn nicht die 6 Häuser verloren herumstehen sollen wie das die Bauverwaltung und das Architektenkartell wünscht.

  • Lest ihr meine Beiträge nicht?? Anstatt sich darüber zu freuen dass ein Entwurf gewonnen hat, auf dem sich tatsächlich aufbauen und noch mit Abstand am meisten rausholen lässt (da von Seiten der Politik ja noch niemand eine Vorstellung davon hatte was sich dort überhaupt realisieren lässt, wird es ja wohl vor allem erstmal um den Städtebau gegangen sein, und nicht schon um die konkrete Architektur), nur wieder Rumgejammer... Mit der Vorgehensweise würde man es nie schaffen was altstadtgerechtes herzubekommen

  • Naja, was heißt Rumgejammer? Es mag sein, daß mit dem Entwurf noch einiges zu retten ist. Mich ärgert aber allgemein diese ganze blöde Idee vom "Stadthaus". Ich weiß gar nicht mehr genau, wann und von wem das kam, aber seltsamerweise war eine Bebauung dieser Stelle nie ein Thema - erst als die Idee einer Rekonstruktion der Vorkriegsbebauung aufgekommen war, brauchte man plötzlich noch irgendein kulturelles Ding mitten in der Altstadt. Jürgen Aha hatte beim Altstadtforum diese Idee ja recht treffend mit sozialistischem Städtebau verglichen, wo auch in jeder Stadt an exponierter Stelle ein "Kulturpalast" hingepropft werden mußte.

    Im übrigen bleibt der "Tisch" nun stehen - und das ist auch nicht gerade ein Grund zum Jubeln.

  • ich habe mir eben noh einmal die Webseite über dieses Projekt durchgelesen. Es scheint wirklich so zu sein, dass das Altstadtprojekt gestört werden soll. Denn was soll das sein, eine Begegnungsstätte(?) mit Stadthaus lediglich als Arbeitstitel, der archäologische Park noch zugänglich, also eine Nebensache ???
    Scheinbar lebt hier ein Alt68er seine Bombenkriegsneurose aus, indem er wieder eine Bombe in die Altstadt wirft?
    Oder aber es soll mit Gewalt Geld verbrannt werden, um Entwürfe zu prämieren, die dann irgendwann verworfen werden???
    Wie immer: Ich fass es nicht !!

  • Hier wird versucht eine neue künstliche moderne "Ortsmitte" zu schaffen an einer Stelle die für die Altstadt reserviert war. Wir sind hier nicht in Poing bei München einem 13.000 Einwohner-Vorort wo gerade ein ähnliches Bürgerhaus errichtet wurde. Provinzieller geht es nicht mehr.

    Im übrigen gab es schon eine Einigung den "Tisch" abzureissen. Nun bleibt dieser unangetastet. kopfschütteln

    ...

  • Die Beibehaltung des Tisches war aber Teil des Wettbewerbs, da der Schirn-Architekt (aufgrund grobschlächtigen Verhaltens der Frankfurter Gesprächspartner) auf diese bestand.
    In der Ausschreibung wurde daher die Beibehaltung des Tisches gefordert, ein weiterer Beitrag mit einer "Abriss-Variante" konnte aber jeder Teilnehmer zusätzlich abgeben. Daß der Tisch in den Modellen zu sehen ist, kann keine Überraschung sein und bedeutet auch keine Änderung der zuletzt überall, aber immer nur inoffiziel zu vernehmenden Haltung, daß dieser stört.
    Insofern keine Neuigkeit hier.

    Aber in dem Siegerbeitrag wird noch ganz anderes deutlich:
    Wie zu erwarten hat der Wettbewerbssieger keinerlei Ahnung von Fachwerkbauten, ganz zu schweigen von der ortsüblichen Variante. Das Rote Haus hat die falsch in einer Quelle angezeigte glatte Wand (in die er noch wandhohe Fenster eingesetzt hat, was nun wirklich nichts mehr mit dem Anspruch einer möglichst weitgehenden Rekonstruktion zu tun hat), des Weiteren hat er über die Hälfte der Goldenen Waage weggelassen, inkl. des Treppenturms.
    Mir würde es persönlich ganz schön auf die Nerven gehen, jedesmal, wenn ich einkaufen gehen will, die Feuerwehr zu rufen, damit ich über eine Leiter aus den OGs klettern kann.
    Dadurch fehlt außerdem das "Belvederche". Mir scheint, daß ein großer Teil der Frankfurter Politiker immer noch nicht realisiert hat, daß dieses "herausragende" Merkmal nicht auf dem Eckgebäude, sondern auf einem Hintergebäude stand.

    Ein weiteres Indiz für die Hilflosigkeit der Verfasser ist die Dachausbildung. Daß die Barockgiebel, sowie die (eine) Brandwand über die Dachfläche hinausragen... gut, war so, aber alle anderen Giebel, inkl. die des Roten Hauses, zeugt von Fahrlässigkeit gegenüber der Aufgabe.

    Wie zu erwarten wird der Architekt nicht, vor allem nicht in der kurzen zeit in der Lage sein, fachgerecht zu rekonstruieren. Leider gibt es in Frankfurt auch keine Instanz die das beurteilen könnte. Eventuell vom Gestaltungsbeirat Björn Wissenbach, der ist aber nur nicht stimmberechtigtes stellvertretendes Mitglied.
    Andererseits kann man dem Architekten in den Punkten zur Goldenen Waage auch nur bedingt einen Vorwurf machen. Da hat nämlich unser Dr. Alexander von der FAZ ganz recht. Die Ausschreibung war dilletantisch. Der Treppenturm beispielsweise war in Grundplänen im Umriss zwar eingezeichnet, doch befand er sich ca. 50 cm zu weit nördlich. Außerdem war es ein gleichmäßiges Achteck, was nur ganz grob an die Gestalt des Treppenturms erinnert.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • ich finde Architekten-Irrtümer nicht schlimm. Je mehr Fehler diese Leute machen, desto schwächer wird ihre Position. Ich glaube nicht, dass der Entwurf wirklich eine Chance auf Umsetzung hat. Vielleicht war es sogar die Aufgabe des Wettbewerbs, die Unmöglichkeit dieses Unterfangens zu verdeutlichen. Dass dann erstmal nur die Fachwerk-Zeile am Krönungsweg gebaut wird, und der archäologische Garten so bleibt, wäre die logische Konsequenz. Und ich fände das nicht übel. In 20 Jahren, denken dann genug Leute über die Schirn genauso, wie sie heute über das Technische Rathaus denken - und es ergeben sich ganz andere Perspektiven.

  • Nachdem ich die weieren Bilder im DAF angeguckt habe, finde ich den 3. Preis insgesamt besser.
    Erstmal sollen da anscheinend 3 der vier Häuser zwischen GW und RH rekonstruiert werden, anstatt gar keins wie beim 1. Platz. Und die Fassade südlich der GW beim Siegerentwurf ist einfach nur schrecklich. Das Eingangsgebäude von B&S dagegen hat was.
    Und eine spätere Tuchgaden-Reko wäre dort auch möglich.

  • Bilder der Entwürfe im DAF:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost.php?p=245940&postcount=43\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... stcount=43

    Man kann recht schnell erkennen, dass Kleihues + Kleihues mit Abstand der grausamste ist (Materialität!). Der 1. Platz hält am ehesten die alten Fluchten ein, hat aber ein Äußeres, das eher an der Schirn als an der ehemaligen Altstadt orientiert ist. Am besten erscheint der 3. Platz, bei dem jedoch die Architektur des Stadthauses noch überarbeitet werden muss. Letzteres halte ich übrigens auch für zwanghaften Blödsinn, da man hier etwas baut, für das man dann erst im Nachhinein herausfinden muss, wofür man es eigentlich braucht.

    Und auch wirklich gute Nachrichten – die Rekonstruktion des Hauses Rebstock, bislang nur optional, ist jetzt wohl gesichert:

    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rmn01.c.7040927.de.htm\r
    http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/rm ... 927.de.htm

  • Ein interessanter Artikel heute in der FAZ, über die Probleme in Warschau und wie man sie in Frankfurt vermeiden könnte:

    Moderationshinweis (Pilaster): Artikel gekürzt. Volltext s. Link oben.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Die haben leicht reden, die polnischen Freunde- was wissen sie über die deutschen psychischen Störungen. Eine Aufbauleistung à la Warschau ist da undenkbar.

    Man sollte daher den Wiederaufbau FFs am besten gleich ganz in polnische Hände legen.

    Die angesprochenen Probleme scheinen mir nicht für FF relevant. Zunächst wird die "FFer Altstadt" trotz der paar Häuslein kein Touristenrenner werden, denn auch 7 Schwalben machen noch keinen Sommer. Dazu ist die sog. "City-Bildung" (aufgrund der neg. Konnotation erscheint der Anglizismus hier vertretbar) zu weit fortgeschritten, mit dem nach sozialistischen Kriterium wiederaufgebauten und ergo dicht besiedelten Stare Miasto lässt sich dies nicht vergleichen.
    Diese Sorgen hätte wohl FF gerne!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mir ist der Grundtenor dieses Artikels nicht ganz klar. Eine möglichst authentische Rekonstruktion wird von den Befürwortern ohnehin angestrebt und allenfalls durch zeitgenössische Gesetzgebung erschwert.

    Der Aspekt der "Mc Donaldisierung" ist kein Einzelphänomen von Warschau und wird auch keines von FFM sein.
    Im Gegenteil, es ist ein Massenphänomen, dass Filialisten mit ihren Edelboutiquen, Kaffee- und Fast-Food-Ketten in
    die (historischen) Innenstädte ziehen. Ich würde sagen wollen, dass ist kein typisches Problem von rekonstruierten Altstädten.

  • Der Verweis auf die Fremdenphobie erscheint mir allerdings als etwas zu weithergeholt und unpassend (schließlich geht es wohl zu einem Gutteil auch um inländische, also polnische Touristen, zumindest war dies in den früheren Jahren der Fall)- ein nahezu chronischer Reflex bundesdt. Befindlichkeit.
    Der dadurch angeschlagene leicht arrogante Ton ist sogar höchst unangebracht - man sollte versuchen, die Polen zu verstehen, um von ihnen zu lernen, gerade in diesem Punkt. Stadtbildpflege im Besonderen wird dort wie jegliche Kultur im Allgemeinen (wie auch Landschaftspflege und Naturschutz) völlig losgelöst von wirtschaftlichen Interessen und Begehrlichkeiten gesehen, woraus sich des öfteren eine den Bundesbürger (viel öfter natürlich auch den polnischen Bürger, den kleinen an schikanöse Auflagen gebundenen Gewerbetreibenden) verstörende Rigorosität ergibt. Ja, noch schlimmer, meist scheinen diese Bestrebungen den wirtschaftlichen Interessen sogar zuwiderzulaufen.
    Was die Polen auch anpacken, das machen sie aus reinem Selbstzweck, um der guten Sache willen.
    Das verdient mE höchste Anerkennung, nicht jenen besserwisserischen Despekt.
    Rührend erschien mir auch jene gewisse polnische Naivität, diese Geisteshaltung auch bei den bundesdeutschen Nachbarn vorauszusetzen - oder war es gar eine selbstbewusste Demonstration ihrer geistigen, philosophischen Überlegenheit?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich denke der Autor der Leserbrief hatte eher die bundesdeutschen Rekonstruktionsfeinde im Gedächtnis, die ja auch argumentieren, man mache das alles doch nur für die Touristen. Es ist in der Tat sehr wichtig zu betonen, daß die Rekonstruktion zuallererst - schon naturgemäß - den Frankfurtern selbst dient, so wie es in Dresden auch und in Warschau schon allemal war. Vielleicht wollten die Polen mit ihren negativen Hinweise auf den Tourismus diese bekannte Kritik der Modernisten- und Disneylandfraktion vor sein, wo sie wußten, wie die in Deutschland noch immer herrscht, schließlich möchte man als Gastredner auch einfach ernst genommen werden.
    Ich glaube der Autor will eher die postmodernen altmodernistischen deutschen Rekonstruktionsgegner antitouristischer Fremdenfeindlichkeit bezichtigen, als die Polen. Sonst wäre es eine Gemeinheit, die ich eher den altmodernistischen postmodernen deutschen Rekonstruktionsgegnern zutrauen würde.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • In einem kurzen Artikel "Elefantenfuß wird abgerissen" des Darmstädter Echos v. 15.1.10 wird der Direktor des Deutschen Architekturmuseums Peter Cachola Schmal mit folgenden Zitat zum Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt zitiert "In 20 Jahren werden wir sagen, dass das nicht die klügste Lösung war". Scheint ja ein echter Prophet zu sein...

    ...

  • Zitat von "Brandmauer"

    Ich denke der Autor der Leserbrief hatte eher die bundesdeutschen Rekonstruktionsfeinde im Gedächtnis, die ja auch argumentieren, man mache das alles doch nur für die Touristen.

    Zitat

    Ich glaube der Autor will eher die postmodernen altmodernistischen deutschen Rekonstruktionsgegner antitouristischer Fremdenfeindlichkeit bezichtigen, als die Polen.

    Selbstverständlich sagt der Leserbriefschreiber genau das - ist doch auch eindeutig und unmißverständlich. Wo bitte findet sich in dem ganzen Text auch nur ein einziges Wort gegen Polen? Ursus scheint einen anderen Brief gelesen zu haben... :augenrollen: