Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Wegen solcher Leute halte ich mich in diesem Forum auch so zurück. Gegen einen Abriss der ganzen 70er-Jahre-Platten am Stadtrand hätte ich tatsächlich nichts, aber die gibts ja in allen Städten, auch in München, und da sogar viel zahlreicher. Hier allerdings zu fordern Frankfurt solle sich seiner Wolkenkratzer entledigen... :augenrollen:

  • Beiträge ab dem von Münchener wurden aus dem "Rekonstruktionsvorhaben in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]: aktuelle Liste"-Strang hierher verschoben.

    Nun zum Beiträg von Münchener: also in der Tendenz muss ich mich Treverer und spacecowboy anschließen. Ja, Frankfurt ist vielerorts hässlich. Ja, die Innenstadt ist geschichtsfern bebaut und bedarf an zahllosen Stellen der Besserung. Doch die Forderung, die Bankentürme abzureißen, ist noch gelinde gesagt Blödsinn. Die Bankentürme sind doch gerade der Ausdruck davon, dass das, was Frankfurt seit dem Mittelalter genannt wurde, eine Handelsstadt, nichts an Bedeutung verloren hat. Die Bankentürme stehen in einem historisch weitestgehend unbedeutenden Gebiet, 99 % von dem, was dort im Zweiten Weltkrieg oder später zerstört wurde, war gründerzeitlich oder höchstens noch klassizistisch. Dass eine international agierende Bank ihre Leute in einem solchen Gebäude unterbringen würde oder wenn sie es gar wollte, dies schon aus Platzgründen könnte, ist dann doch reichlich illusorisch.

    "Freie Reichsstadt" sind wir übrigens im Sinne der heutigen Gesetze immer noch - eben kreisfreie Stadt. Mehr geht nicht. Nur das mit der "Wahlstadt" ist allerdings auch schon seit 1806 nicht mehr aktuell. Den Vergleich mit München finde ich unabhängig von den gezeigten Fotos total blödsinnig, weil hier von zwei Städten vollkommen unterschiedlicher kulturgeschichtlicher und architektonischer Prägung gesprochen wird. Wieviel des barocken und klassizistischen Glanzes des alten München ist im Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich verbrannt? Wieviel ist davon nur noch als Reko vorhanden? Müssen wir uns auf so ein Niveau herabbegeben? Ich finde nicht.

    Die wirklich wertvolle Bausubstanz Frankfurts (also die, die wertvoller war als die anderer Großstädte) lag innerhalb der Staufenmauer, und die ist bisher auch von Hochhäusern verschont geblieben - und wird es wohl auch bleiben. Mal abgesehen davon gibt es selbst in diesem Bereich so gewaltige Probleme wie unter Denkmalschutz stehenden 50er Jahre-Müll (Bundesrechnungshof, Berliner Straße, die Wohnhöfe um den Dom etc.) und die zahllosen geänderten Straßenverläufe, dass man sich doch nun wirklich nicht um die Bankentürme einen Kopf machen sollte, die, ob man jetzt moderne Architektur mag oder nicht, ein Wahrzeichen der Stadt geworden sind. Im Übrigen gebe ich zu bedenken, dass ein Großteil der Banken bei weitem das Beste an Nachkriegsarchitektur darstellen, was hier im gesamten Rhein-Main-Gebiet gebaut wurde!

    Deine Beobachtungen zu Prostititution, Drogenhandel etc. sind schon seit Ende der 1990er Jahre kein Thema mehr. Der hohe Migrantenanteil mag für einen Münchener in der Tat im wahrsten Sinne des Wortes befremdlich sein, aber ich persönlich bin hier in den Jahren, die ich hier wohne, noch nie mit irgendjemanden aneinandergeraten. Auch nicht nachts um 3 Uhr allein auf der Zeil. Da wird man dann eher schon von irgendeinem Penner in hochdeutsch nach Zigaretten gefragt. :lachen:

    Also lieber Münchener, deine Wünsche in Ehren, aber bitte bleib doch bei deinen künftigen Beiträgen etwas auf dem Boden. Und hole nicht irgendwelche 30 Jahre alten Ammenmärchen über Frankfurt aus der Gruselkiste.

  • Treverer: der Wiederaufbau mittelalterlicher Häuser ist keineswegs lebensfremd, sie sollten vornehmlich zum Wohnen und Arbeiten genutzt werden, wie zur Zeit ihrer Entstehung. So bietet sich die Chance für ein menschliches Dasein innerhalb des Zentrums der Stadt, ferner wäre Schluss mit der Entvölkerung der Innenstadt nach 20 Uhr.

  • Grundsätzlich stimme ich RMA zu. Die größten städtebaulichen Probleme bereitet uns mancher 50er- und 60er-Jahre-Müll (und natürlich das Technische Rathaus), nicht die Hochhäuser, deren Kulisse für Deutschland gleichwohl etwas besonderes darstellen.
    Möglichenfalls allerdings wird die Entwicklung irgendwann ohnehin in die von "Münchner" gewünschte Richtung gehen. Und das, ohne daß man etwas aktiv dafür tun müßte. Bereits heute besteht in Frankfurt ein enormer Büroleerstand. Dennoch werden weitere Hochhäuser geplant, weil daran Immobilienfonds und Bauwirtschaft verdienen. Wenn erst die Finanzkrise Deutschland richtig erreicht, dürften gerade im Bankenbereich die Arbeitsplätze und Büros nur so wegpurzeln, so daß noch weniger Bedarf für Bürohochhäuser (die teils heute schon leerstehen) besteht. Hinzu kommt die teure Unterhaltung der Gebäude und die geringe Haltbarkeit der dünnen Glasfassaden (20 bis 30 Jahre, dann ein Sanierungsfall). Sollte sich das System nicht rasch fangen, kann es durchaus passieren, daß die Hochhauszahl in Frankfurts Innenstadt also auch mal wieder rückläufig wird.

    P.S.: Daß RMA bezüglich negativer Begegnungen mit migrantischen Mitbewohnern noch nichts widerfahren ist, freut mich. Auch ich bin bislang verschont geblieben, wenngleich manchmal auch schon etwas unerfreulichere Situationen entstanden sind. Da habe ich dann im richtigen Moment den Rückzieher gemacht und die Lage deeskaliert. Das war aber alles noch im Rahmen des halbwegs Normalen und gleicht sich auf jeden Fall durch viele positive Erlebnisse aus, toitoitoi. Einigen Freunden/Bekannten von mir ging es da aber schon ganz anders: Mehrfach überfallen, geschlagen, bedroht, zu berauben versucht, als "Rassist" beschimpft, weil man angeblich "nicht freundlich genug" sei... Es waren in der Regel schwächer, unsicherer wirkende Menschen, die offenbar gerne als Opfer auserkoren werden.
    P.P.S.: Die Hütchenspieler und die offene Drogenszene sind für einen Nicht-Ortskundigen ganz sicher ein Kulturschock. Das kann ich schon verstehen. Allerdings sind diese Phänomene nur auf das unmittelbare Bahnhofsviertel beschränkt und nicht symptomatisch für die ganze Stadt.

  • RMA und andere

    Also, ich bin schon erstaunt, wie hier inzwischen versucht wird, die überzeugten Rekonstruktionsbefürworter in Deutschland auch noch abzukanzeln. Ich bin zwar die letzten Jahre nicht mehr so aktiv dabei gewesen, doch kenne ich die aph-garde der ersten Stunde wie antiquitus, pilaster und marc noch von den ersten Treffen in Dresden persönlich. Zudem bin ich immer noch spendendes Mitglied der GHND.
    Ihr scheint ja wohl schon die Mehrheit in Deutschland überzeugt zu haben, wenn Ihr meint die Freunde historischen Bauens mit Begriffen wie "blöde" und "sinnentleert" betiteln zu können.
    Na ja, ich werde trotzdem weiterhin meine Meinung hier vertreten, auch wenn sie einigen anscheinend zu radikal erscheint. Es ist wohl müssig, darauf hinzuweisen, daß die Verluste an historischer Bausubstanz in Deutschland ebenfalls sehr radikal sind und man daher auch mit größeren Forderungen dagegenhalten muss.
    In einer Demokratie wird am Ende immer ein Kompromiss zwischen den auf dem Tisch liegenden Forderungen aller Seiten gefunden. Wenn die Forderung aus einem Stadtschloß besteht, dann sieht der Kompromiss letztendlich ein Schloß mit einer modernen Ostfassade vor.
    Wenn die Forderung zukünftig z.B. aus der Wiederherstellung eines ganzen Stadtkernes bestehen wird, dann könnte der Kompromiss aus 40-60 Prozent historischer Bebauung bestehen (so wie am Dresdner Neumarkt aktuell schon umgesetzt wird).
    Daher sollten wir uns in Zukunft daran gewöhnen, größere Forderungen zu stellen, dann kann in Städten wie Frankfurt oder Berlin auch mehr erreicht werden. Sollte ich mit meiner Vision von Übermorgen hier einige überfordert oder verärgert haben, so tut mir das leid. 8)

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • ^ Deine Vision ist eher eine von vorgestern. Wie dir RMA weiter oben erklärt hat, haben das Bankenviertel und die (ehemalige) Altstadt nichts miteinander zu tun (genauso wenig wie die offene Drogenszene in den 1980er Jahren). Warum sollten die Türme fallen, wenn es gilt, die Altstadt zu rekonstruieren? Soll dann der Kompromiss lauten, wenn ihr die Altstadt rekonstruiert, dürft ihr eure Hochhäuser behalten? So ein Quatsch, ein bisschen Realitätssinn sollte auch hier angebracht sein. Und als "blöde" oder "sinnentleert" hat dich auch keiner bezeichnet.

  • spacecowboy

    Ich denke nunmal in Gesamtkategorien beim Städtebau. Ich weiß z.B. nicht, wieso die gründerzeitlichen oder klassizistischen Gebäude, die vor den bankentürmen dort standen, kein Verlust sein sollen und wieso die austauschbare Hochhaussilhouette Frankfurts so erhaltenswert sollte. Natürlich weiß ich auch, daß hier so bald keine Änderung zu erwarten ist und wohl kaum im Jahr 2009 die Türme abgebaut werden.
    Ich PERSÖNLICH sehe halt in diesen Türmen keine Bereicherung einer europäischen Stadt. Wenn das hier manche anders sehen, dann nehme ich das zur Kenntnis. Ich würde allerdings eine andere Entwicklung bevorzugen.
    Es ist auch in Ordnung, wenn die negativen Erscheinungsbilder in der Frankfurter Innenstadt wie offene Drogenszene und Prostitution inzischen verschwunden oder rückläufig sind. Das war damals mein letzter Eindruck von Frankfurt und er hat sich negativ eingebrannt. Es ist ja nur zu begrüßen, wenn hier positive Veränderungen stattgefunden haben.
    Hier soll sich auch kein Frankfurter persönlich auf den Schlips getreten fühlen, doch muß eben jeder akzeptieren, was "seine" Stadt auf andere für einen Eindruck macht. Mir wurde als Münchner z.B. öfter von Norddeutschen erklärt, wie unfreundlich und arrogant viele Münchner seien und wie ruppig es im öffentlichen Nahverkehr zuginge. Und da ich selbst mal knapp ein Jahr in Hamburg gelebt habe, kann ich dem auch in der Relation nicht widersprechen.
    Es ist also durchaus mal angebracht, die Eindrücke von Reisenden über die eigene Metropole wahrzunehmen. Wenn alte Zöpfe inzwischen abgeschnitten wurden, ist das umso besser.
    Unter dem Strich bleibt aber die Aussage, daß in Frankfurt ein beklagenswerter Zustand besteht und ich würde mir für Frankfurt eben viel mehr wünschen als "nur" ein halbes Dutzend wiederaufgebauter Fachwerkhäuser in der Altstadt.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Hallo,
    der Münchener hat prinzipiell Recht!!! Die Frankfurter Hochhäuser sind tatsächlich keine Bereicherung für die Silhouette der Stadt. Sie wirken gewollt und nicht gekonnt, und im Weltmaßstab eher drittklassig,außerdem liegt F nicht auf einer Insel auf der platzknappheit herrscht, so dass auch kein besonderes bedürfniss nach den Hochhäusern besteht... also weg damit.
    Wir haben es wirklivch nicht nötig Silhouetten amerikanischer grossstädte zu kopieren und dabei auch noch dämlich aufzufallen !!!!

    PROST NEUJAHR !!!!!

  • Die Hochhäuser im Bankenviertel haben mit dem Büroleerstand kaum was zu tun. Letzterer wird vor allem durch nicht mehr vermietbare Objekte in schlechteren Lagen verursacht, vor allem der Bürostadt Niederrad und diesen grauenhaften 70er-Jahre-Kisten, die als Fremdkörper die Gründerzeitviertel verschandeln. Immer mehr davon werden ja aktuell zu Wohnungen umgebaut (wenngleich nur Abriss und historisierender Wohnungsneubau in jeglicher Hinsicht die Ideallösung darstellt).
    Die Wolkenkratzer selbst weisen allesamt gute bis sehr gute Ausnutzungen auf, und damit ist auch längerfristig ein Abriss Dieser weder wünschenswert noch nötig, und schon gar nicht realistisch, sondern es ist durchaus noch genügend Potential vorhanden für einige weitere Türme. Aus einigen Perspektiven ist die Dichte der Skyline ja doch noch etwas zu niedrig - dieses Problem kann also mit der Zeit behoben werden 8)
    Außerdem gehören diese Hochhäuser zu den wenigen gelungenen Beispielen von moderner Architektur in Deutschland. Im Gegensatz zu jenen in Paris und vielen US- oder asiatischen Städten (von den völlig übertriebenen Reißbrettplanungen in Dubai oder Moskau ganz zu schweigen) sind die die Türme in Frankfurt nämlich keine langweiligen Kisten sondern auch architektonisch durchaus qualitätvoll.
    Ganz abgesehen davon, dass Frankfurts Innenstadt-Bereich ohne die Hochhäuser nach den ganzen Zerstörungen durch Krieg und "Wiederaufbau" ähnlich trist wäre wie jener von Hannover, Köln oder Stuttgart.

    Münchner, dein letzter Besuch in Frankfurt scheint in den 80ern gewesen zu sein. Seit dem hat sich da Einiges radikal geändert.
    Um noch Prostitution oder offene Drogenszene zu finden, muss man heutzutage selbst im Bahnhofsviertel ganz schön suchen, abseits der Taunusstraße gibts da nicht mehr viel und auch die Taunusanlage ist mittlerweile clean.
    Desweiteren find ich es ja schon ziemlich lustig, dass ausgerechnet ein Münchner durch den Migrantenanteil einen Kulturschock bekommen will. Gehört München selbst doch neben Frankfurt und Stuttgart zu den drei Top15-Städten (bezeichnet Jene mit ca500000 oder mehr Einwohnern) mit dem höchsten Ausländeranteil, alle so bei 22-25%, und der Spitzenplatz immer regelmäßig am Wechseln zwischen genau diesen drei Städten. Und die einzigen negativen Erfahrungen die ich persönlich mit Leuten aus nem anderen Kulturkreis gemacht habe, waren in Berlin und... ... München! :P

  • Also, da muss ich Ihnen total Recht geben! In meiner "Ausgehzeit" in den 80-ern war ich sehr oft in Frankfurt und dann jahrelang nicht mehr. Als ich dann 2007 geschäftlich dort zu tun hatte, war ich total überrascht, wie sehr sich diese Stadt zum Positiven gewandelt hat. Mittlerweile muss ich zugeben, dass die Innenstadt Frankfurts wesentlich attraktiver und schöner ist als Stuttgarts Innenstadt!

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Zitat

    Also, ich bin schon erstaunt, wie hier inzwischen versucht wird, die überzeugten Rekonstruktionsbefürworter in Deutschland auch noch abzukanzeln.

    Man verlangt hier aber nicht die Reko einer Kirche an ihrem jetzt leerstehenden Standort, statt einen Büroneubau dort zu bauen. Ohne Grund alle Nachkriegsbauten abzureißen (gerade solche speziellen) und jedes Gründerzeit-Mietshaus zu rekonstruieren, wie es hier von manchen immer wieder gefordert wird, ist nun mal total irrational, trägt nicht zu unserer Seriosität bei und hat nichts mit unserem Anliegen zu tun. Einige der HH sind aufgrund ihres Jahrgangs durchaus weniger ansprechend, mehr Messetürme und MainPlazas wären mir lieber. Jetzt hat Frankfurt aber nun mal die Silhouette einer einer amer. Großstadt, neben der üblichen europ. Kirchturmsilhouette, die wohl allen hier lieber ist, man jedoch immer noch in unzähligen anderen Städten finden kann, im Ggs. zu solchen Hochhausstrukturen. Ich kenne F nicht, aber wenn ich es mir bei GoogleEarth anschaue, scheint sich die Fläche wirklich auf einen Cluster zu beschränken. Die Finanzkrise wird vielleicht verhindern, dass neue gebaut werden, aber wohl kaum zum Abriss der bestehenden führen. Es gibt durchaus schlimmere Nachkriegsbauten in F, deren Abriss wünschenswerter, sinnvoller und vielleicht auch leichter durchzusetzen wär.

  • Alle Hochhäuser in Frankfurt abreißen :lachentuerkis:
    Das bewegt sich in etwa auf dem Niveau der Forderung, den Kölner Dom der Abrissbirne zu opfern...

    Also manch einer leidet hier offensichtlich an extremem Realitätsverlust. Das ist weder der Diskussion, noch der Stadt Frankfurt, noch unserem Anliegen dienlich.


    Und daher rufe ich dazu auf, schleunigst zum Thema Wiederaufbau eines Teils der Frankfurter Altstadt zurück zu kehren!

    Und da eröffnen sich mir einige Fragen, die mir hier im Vorgängerthread nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnten: Es wurde gesagt, dass 7 Rekonstruktionen auf dem TR-Areal sicher seien. Der Rest sollte möglichst angepasst bebaut werden, Investoren mit Rekonstruktionswunsch aber bevorzugt werden. Wird das tatsächlich gängige Praxis sein? Oder ist dies nur ein Täuschungsmanöver irgendwelcher Hintermänner, um ein "Gezeter" wie in Dresden seitens Rekobefürwortern von vornherein abzuwenden? Hat man das irgendwo festgeschrieben? Und wie wird diese Bevorzugung aussehen? Bekommen Bauherren mit einem Rekonstruktionswunsch vorrangig den Zuschlag?

    Zudem wurde darauf verwiesen, dass die Dresdner Fehler möglichst vermieden werden sollte. So will man in FFM auf eine Vergabe größerer Flächen an einen Einzelinvestor verzichten, stattdessen die Bauflächen kleinteiliger verkaufen. Gibt es dafür eine Absicherung, oder ist das nur Besänftigungsgerede? Wird das überhaupt noch so verfolgt? Zu hoffen wäre es natürlich.

    Und zu guter letzt: Wird es eine Baukommission/einen Gestaltungsbeirat o.Ä. wie in Dresden geben? Ich hoffe doch schwer, dass nicht...

    Danke im Voraus für Antworten jeglicher Art :)

  • Wie RMA erläutert hat, befinden sich die Hochhäuser glücklicherweise nicht innerhalb des Altstadtbereichs. Insofern sind sie doch, unabhängig davon wie man sie bewerten mag, halb so wild. Der absolute Schwerpunkt aller kommenden Rekonstruktionsbemühungen wird auf dem Areal der ehemaligen Altstadt liegen, dem steht unser allseits geliebtes Mainhattan nicht im Wege. Mit seiner Argumentation, grundsätzlich zunächst mit Maximalforderungen aufzutreten, auch wenn diese illusorisch sein mögen, könnte der Münchner richtig liegen. Ansonsten steht am Ende womöglich tatsächlich der Kompromiss dessen, was aus Sicht der Rekonstruktionsbefürworter bereits ein gut gemeinter Kompromiss gewesen ist.

    Außerhalb der Altstadt wäre es für Frankfurt empfehlenswert, eine Leipziger Politik zu übernehmen und seine noch bestehenden Gründerzeitler - deren Zahl womöglich nicht einmal so gering ist - wieder auf Vordermann zu bringen. Nur leider wollen zahlreiche Politiker in Frankfurt wahrscheinlich gar nicht auf eine arme, "kleine" Stadt "im Osten" schauen. Man blickt lieber neidvoll und mit Bewunderung nach London, ins boomende China oder zu irgendwelchen nordamerikanischen Metropolen, die 18xx gegründet wurden. Letztlich entstanden auch die heutigen Hochhäuser Frankfurts aufgrund solcher falschen Vorbilder.


    Zitat von "Treverer"

    Für mich ist Frankfurt eine der ganz wenigen Städte, wo ich sagen würde, dass eine großflächige Rekonstruktion der mittelalterlichen Innenstadt blödsinnig wäre. Es wird den heuteigen Lebensanforderungen einfach nicht mehr gerecht.

    Dass Fachwerkhäuser heutigen Lebensanforderungen gerecht werden, beweist doch z. B. in Hessen jede zweite Klein- und Mittelstadt.


    Zitat von "Neußer"

    Die Hochhäuser sind mit Sicherheit ein Pluspunkt von Frankfurt. Wo sonst in Europa findet man eine solche Kulisse?!

    Na z. B. in London, einer Stadt mit kaum mehr vorhandener indigener Identität und einem der wichtigsten Motoren der Globalisierung, dessen einzige Antwortung auf all die mit ihr verbundenen Entwicklungen ein affirmatives Ja ist. Gehörte ich zu denen, die der Architektur stets eine politische Bedeutung für das Hier und Jetzt beimessen müssen, würde ich sagen: Frankfurt befindet sich in falscher Gesellschaft.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Der Münchner"

    RMA und andere

    Also, ich bin schon erstaunt, wie hier inzwischen versucht wird, die überzeugten Rekonstruktionsbefürworter in Deutschland auch noch abzukanzeln. Ich bin zwar die letzten Jahre nicht mehr so aktiv dabei gewesen, doch kenne ich die aph-garde der ersten Stunde wie antiquitus, pilaster und marc noch von den ersten Treffen in Dresden persönlich. Zudem bin ich immer noch spendendes Mitglied der GHND.
    Ihr scheint ja wohl schon die Mehrheit in Deutschland überzeugt zu haben, wenn Ihr meint die Freunde historischen Bauens mit Begriffen wie "blöde" und "sinnentleert" betiteln zu können.


    Also, ich bin schon erstaunt, daß Du so schnell beleidigt bist und Dich hier diskriminiert fühlst und den anderen Nutzern Dinge unterstellst, die sie weder gesagt noch gemeint haben. So hatte ich Dich nicht in Erinnerung, aber vielleicht fängst Du Dich ja im neuen Jahr wieder. Zu den überholten Klischees von Frankfurt ist hier ja schon alles gesagt worden (danke Rohne und RMA).

    Zitat

    Na ja, ich werde trotzdem weiterhin meine Meinung hier vertreten, auch wenn sie einigen anscheinend zu radikal erscheint.


    Kannst, darfst und sollst Du natürlich auch, bitteschön. Aber Du mußt auch den anderen Nutzern das Recht zugestehen, Deine geäußerte Meinung zu bewerten, ihre Sicht der Dinge vorzubringen und falsche Behauptungen zu korrigieren.

  • Wow... hier geht's ja wieder rund.

    Ich mag die Hochhäuser auch nicht. Zumal in den 60ern und 70ern ja doch einiges an Gründerzeitvillen für diese Bürohäuser geopfert wurden. Ich selber hoffe, dass es nicht mehr HH's werden und vor allem, dass so Gebäude wie das Polizeipräsidium oder die Matthäuskirche nicht mehr geopfert werden. Ansonsten muss man sich halt mit den Türmen arrangieren.
    Schön wäre es jedoch, wenn sich im Westend ein Baustil durchsetzen wird, der sich an der historischen Bebauung orientiert und somit wieder ein angenehmes, homogenes Stadtbild entsteht. Und sonst sollte sich eher was in der City tun.

    Ich selber habe Frankfurt auch eher positiv wahrgenommen, glaube auch, dass in der Stadt enormes Potential steckt. Sie muss sich nur nicht mehr neu erfinden wollen sondern versuchen, so zu werden wie sie mal war.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Bitte nichts durcheinanderwerfen. Die Verunstaltung des Westend hat bis auf 1 - 2 Ausnahmen (Westend Center, evtl. noch BHF-Bank) mit der Hochhausplanung in Frankfurt nichts zu tun. Und ich gebe nochmal zu bedenken, dass das Gros der Hochhäuser am westlichen Rand des Anlagenrings und der Mainzer Landstraße steht, die 1944 nicht nur unbedeutend bebaut, sondern auch auf das allerheftigste zerstört waren.

    Die Investorenklötze, die dagegen das Westend verschandeln, und gegen die sich auch schon seit Jahren Architekten wie Politiker aussprechen - wobei die Idiotie letzterer, Stichwort Fünffingerplan, es war, die die Bodenspekulation dort überhaupt erst möglich machte - haben aber wie gesagt mit Hochhäusern relativ wenig zu tun.

    Die Zersiedelung des Westends ist ein Musterbeispiel für die technokratische und vollkommen illusionistische Stadtplanung der 60er und 70er Jahre. Mehr aber auch nicht.

    Es gibt übrigens im Westend durchaus Projekte, die zaghaft an die historische Bebauung anknüpfen (siehe entsprechende Threads im DAF). Die Zeit der Investorenklötze ist vor dem Hintergrund der Finanzkrise ohnehin vorbei, war es aber auch davor eigentlich schon.

    Ansonsten noch danke für den wertvollen Beitrag von Rohne!

  • Zitat

    Die Hochhäuser im Bankenviertel haben mit dem Büroleerstand kaum was zu tun. (...) Die Wolkenkratzer selbst weisen allesamt gute bis sehr gute Ausnutzungen auf, und damit ist auch längerfristig ein Abriss Dieser weder wünschenswert noch nötig, und schon gar nicht realistisch, sondern es ist durchaus noch genügend Potential vorhanden für einige weitere Türme.

    Dem möchte ich widersprechen. (Wenngleich man sich natürlich darüber streiten kann, anhand welcher Straßengrenzen man nun das "Bankenviertel" definiert.)

    Ich habe jetzt teils nur ein paar ältere Links. An der Situation hat sich aber seitdem nichts grundlegendes geändert:

    http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=5930&key=standard_document_5202668" onclick="window.open(this.href);return false;

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/archive/index.php?t-1672.html" onclick="window.open(this.href);return false;

    http://www.focus.de/immobilien/bauen/staedtebau_aid_51450.html</a>" onclick="window.open(this.href);return false;

    Gerade die Wirtschaftskrise und die recht hohen Mieten in den Türmen dürften Firmen dazu animieren, sich Einsparpotentiale zu schaffen, wo günstigere Mieten oder niedrigere Gewerbesteuersätze bestehen. Dies zumal, wenn es sich nur um Büros ohne repräsentativen Publikumsverkehr handelt. Ein Weiterbau von Hochhäusern wird den Büroleerstand erhöhen, somit die Mietpreise weiter fallen lassen, und dadurch die Attraktivität alter Gebäude zusätzlich verstärken. Insofern könnten z.B. der Bürostadt Niederrad oder Eschborn mit ihren teils häßlichen Kästen durchaus gute Zeiten bevorstehen, während die Auslastungsquote in den Hochhäusern fällt. Rechnet man die kostspieligen Unterhaltungskosten hinzu, stellt es sich fraglich dar, wie rentabel ein solcher, nur auf "Prestige" setzender Hochhauskomplex dann wirklich ist.

    Andernorts übrigens funktioniert das Hochhauskonzept überhaupt nicht. Frankfurts Nachbarstadt Offenbach versuchte sich vor Jahren in seiner Innenstadt um eine Art Skyline en miniature. Die dortigen, baulich durchaus gefälligen, Hochhäuser, stehen seit Jahren faktisch weitgehend leer.

    Zudem ist bei dieser zweifellosen Anerkennung der "Kulisse Skyline" ein negativer Aspekt der Wolkenkratzer (mal ganz abgesehen von Sicherheitsaspekten und den schrecklichen Windkanälen) noch gar nicht zur Sprache gekommen, obwohl er für eine enge "mittelalterlich" gebaute Stadt wie Frankfurt durchaus von Bedeutung ist. Es ist derjenige der Infrastruktur. Je höher der Bau, umso mehr Menschen werden auf einen kleinen Fleck angezogen. Das führt nicht nur zu einer hohen Belastung der öffentlichen Verkehrsmittel in den Berufsverkehrzeiten, sondern auch zu immensen Problemen im Straßenverkehr. Nicht nur Pendler verstopfen tagsüber Frankfurts enge Straßen, sondern auch in zweiter Reihe parkender Lieferverkehr, Postzusteller, Taxis usw. usf. Je höher der Bau, je höher die verkehrstechnische Belastung. Dies stände - abgesehen von Verslummungsgefahren - wohl auch einem Umbau von Bürohochhäusern in Wohnsilos entgegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (11. April 2011 um 04:21)

  • Wir können den "Streit" über die Hochhäuser im Frankfurt auch gerne erstmal ruhen lassen, da ja aktuell kein Handlungsbedarf besteht.
    Abgesehen davon fand ich es denoch erstaunlich, daß im Forum der Freunde für traditionelles Bauen und für Rekonstruktionen die Frage der alles bestimmenden Hochhausskyline von Frankfurt so eine Pro-Hochhaus-Fraktion auf den Plan ruft.
    Wie stellen sich hier eigentlich den ZustandFrankfurts am Ende einer optimalen Entwicklung vor? Vieleicht mit einem kleinen Fachwerkdörfchen zu Füßen von dann 50 Wolkenkratzern? Das würden ja einige verspulte Architekten mit ihrer Vorliebe für Kontraste bestimmt ganz spannend finden. Aber finden das auch die Freunde des traditionellen Bauens?
    Hier soll doch der Bogen zu Stadtbild Deutschland geschlagen werden und das kann man doch wohl nicht ohne sich über das gesamte Stadtbild Gedanken zu machen. Als Befürworter einer traditionellen Architektur sollte man doch erstmal vehement gegen jedes neue Hochhausprojet in Frankfurt sein um dann eines fernen Tages vielleicht sogar eine Rückbebauung ins Auge fassen zu können.
    Bei einer Stadt von der Größe Frankfurts hilft es meines Erachtens nichts, wenn die Türme angeblich kulturhistorisch nicht so interessante Gebäude ersetzt haben. Entscheidend ist, daß sie das Stadtbild dominieren und der ganzen Stadt ihren Stempel aufgedrückt haben. Es ist egal, ob man sich Frankfurt mit dem Flugzeug, dem Auto oder mit dem Schiff vom Main her nähert. Die Hochhäuser wirken von überall her zentral und massib platziert, sind unübersehbar und prägen die Stadt. Auch bei einer völligen Wiederherstellung der Altdtadt gäbe es kaum eine Sichtachse ohne die Türme im Hintergrund.
    Daher war ich wirklich überrascht, daß man sich bei einer möglichst großen Annäherung an Frankfurts prachtvolle architektonische Vergangenheit über die Türme keine Gedanken machen soll.
    Aber unabhängig davon unterstütze ich natürlich jedes wiedererrichtete Fachwerkhaus in der Altstadt genauso wie jede andere Rekonstruktion eines bedeutenden verlorenen Bauwerkes und da bin ich wohl dann wieder mit der Mehrheit hier konform - hoffe ich zumindest.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "