Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Das ist der Artikel:

    Frankfurt erhält ein neues Herz: Es ist das alte

    Zitat

    Die Pläne, zumindest sieben Altstadthäuser wieder in den historischen Maßen und Konturen aufzubauen, stoßen auf überwältigende Zustimmung. Ein Altstadtrausch ist ausgebrochen, vereint die Generationen und gesellschaftlichen Schichten. Von der Oberbürgermeisterin über den Flughafenchef, der Bankerin bis zur Gymnasiastin - alle freuen sich auf das Ende der "gefühlten Heimatlosigkeit". Diese sieben Häuser waren einst markante Bauten im engen mittelalterlichen Kataster. Im Neubau soll ihre das Altstadtbild prägende Silhouette nun wieder klar erkennbar sein. Auch wenn eine moderne Architektursprache dominiert, müssen die Häuser, so verlangt es der Rahmenplan, "typische Merkmale der früheren Bebauung aufgreifen". Das bedeutet: Fassaden in Putz, Schiefer, Stein oder Holz, die Farbgestaltung wie im Mittelalter, außerdem steil geneigte Dächer in Naturschiefer, "stehende Fensterformate", keine Balkone zur Straßenseite und eine Fassadendekoration, die "Geschichte erzählt".

    Das klingt mir aber doch ein bißchen zur sehr nach "7 Rekos und der Rest angepaßt modern nach Maßgabe der Gestaltungssatzung" - dabei sollen doch eigentlich viel mehr Rekos entstehen, wenn sich rekonstruktionsfreudige Bauherren finden. "In dubio pro reko" soll doch gelten, also daß der Bauherr, der rekonstruiert im Zweifel den Zuschlag erhält, so war's doch?

    Und gegen eine kleinteilige Bebbauung aus Nicht-Rekos regt sich doch sowieso so gut wie kein Widerstand, oder? Höchstens gegen ein zu enges Korsett der Gestaltungssatzung.

  • Zitat

    Lässt die Quellenlage keine seriöse Rekonstruktion zu, ist das Zitat erwünscht, der Neubau in den alten Proportionen, die Wahrung des Parzellenzuschnitts. Die Architekten Jo. Franzke, Stefan Forster, Michael Landes und Karl Dudler haben einen Stadtraum der Erinnerung entworfen, ein Innenstadtquartier, das sie anhand alter Pläne und historischer Fotos entwickelten. Es soll keine Ansammlung von Knusperhäuschen werden, sondern eine Annäherung an die Geschichte. Vielleicht wird es die neue Mitte.

    Bei solchen Formulierungen kriege ich schon gleich wieder offene Füße :augenrollen: Forster, Landes und die restlichen Jungs von der "Wir sind die Superschlauen"-Truppe arbeiten schon am Geniestreich, der die Altstadt-Reko überflüssig machen soll.

  • Hallo an alle Leser und Schreiber!
    Ich habe zwei Fragen, die hoffentlich jemand von Euch beantworten kann.

    1. Neulich stand in der Zeitung, daß die Freunde Frankfurts das Alte Kaufhaus wieder aufbauen möchten (bzw einen Investor dafür gefunden haben, und selbst als Mieter auftreten). In der Zeitung stand die Adresse Markt 30. Nun habe ich beim durchblättern des Forums eine Liste mit den Namen aller Häuser im TR-Bereich entdeckt:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1023&postdays=0&postorder=asc&start=828\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic. ... &start=828
    Hier steht, daß zum Alten Kaufhaus auch das rückseitige Gebäude Hinter dem Lämmchen 3 gehört (hat). Will der Investor von Markt 30 auch dieses Haus bauen?

    2. Öfters werden Possmann, Albrecht oder Binding als Interessenten erwähnt, wenn von der Altstadtrekonstruktion und deren späteren Nutzung die Rede ist. Haben diese Leute angekündigt Häuser zubauen oder 'nur' Räume in der Altstadt zu mieten?

    MfG

  • Günter Possmann ist Vorsitzender der Freunde Frankfurts und mittlerweile haben sie einen Investor eingeschaltet und werden selbst nur als Mieter auftreten. Leider können diese sich nur den Bau eines Hauses leisten.

    Frank Albrecht, Präsident des hessischen Einzelhandelverbandes, ist aus familiären Gründen am Aufbau von Markt 28 (Würzgarten) interessiert.

    Es gibt noch weitere Interessenten, die sich aber noch nicht öffentlich geäußert haben und somit werde ich es auch nicht tun.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Man kann nur hoffen, daß diese Interessenten nicht durch die ewigen Verzögerungen das Interesse verlieren oder irgendwann dafür kein Geld mehr haben. Wenn neben den sieben städtischen Rekos wenigstens ein halbes Dutzend von privat gebaute hinzu kämen (am besten am Hühnermarkt), dann wäre die architektonische Marschrichtung vorgegeben und würde vielleicht Nachahmer mitziehen.

  • @ Philipp Groß

    ist ja unglaublich, was da noch alles im Depot liegt. Wie groß ist denn die Chance, dass weinigstens einige Häuser außerhalb des Areals des Technischen Rathauses zurückkehren. Es gibt ja manche Häuser, wo sehr viele Teile erhalten sind. Bei welchen Häuser ist ein Wiederaufbau denn überhaupt möglich oder wurden die Flächen alle überbaut. Es kann doch nicht sein, dass diese ganzen kleinen Kunstwerke in den Depots vergammeln!

    APH - am Puls der Zeit

  • Im Moment ist außer dem TR-Areal nirgendwo etwas konkretes geplant, einfach weil sich nirgends die Möglichkeit für eine Neubebauung ergibt. Die einzige Ausnahme ist das Historische Museum, wo eine Rekonstruktion grade in Konkurrenz zu dem steht, was spöttisch schon als "sehr gelungenes Straßenbahndepot" bezeichnet wurde...

    Aber ich habe immernoch Hoffnungen, dass die in den 40er und 50er Jahren in großer Eile und mit nicht ganz so hochwertigen Baumaterialien hochgezogenen Wohnhäuser in der Altstadt in den nächsten Jahren langsam baufällig werden. Idealerweise würde dies mit der Fertigstellung der "neuen" Altstadt zusammenfallen, so dass die Rekonstruktionsbewegung neuen Zulauf erhält...

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat von "Philipp Groß"

    Die Spolienstudie ist nun online, zumindest der Teil mit den Stücken in städtischem Besitz:

    http://www.frankfurter-spolien.de/\r
    http://www.frankfurter-spolien.de/

    Danke für den Hinweis. Die Tatsache, dass die erhaltenen Teile des Salzhauses (vgl. Holzspolien) hier wissentlich unterschlagen werden, ist allerdings wenigstens eine Unverschämtheit. In der Einleitung der Spolienstudie steht nämlich, dass sie "als herausragende Spolien in den Neubau des Historischen Museums" eingearbeitet werden sollen - was die Stadt bisher aber auf Nachfrage immer verneint hatte! Ich glaub' beim nächsten Dom-Römer-Ausschuss am 26.08. geht mir dann wirklich die Hutschnur hoch...

    Übrigens findet sich hier auch erstmals eine "Karte", was alles vom Salzhaus erhalten ist:

    http://www.frankfurter-spolien.de/pic/e7.jpg\r
    http://www.frankfurter-spolien.de/pic/e7.jpg

  • Zitat von "Philipp Groß"

    Aber ich habe immernoch Hoffnungen, dass die in den 40er und 50er Jahren in großer Eile und mit nicht ganz so hochwertigen Baumaterialien hochgezogenen Wohnhäuser in der Altstadt in den nächsten Jahren langsam baufällig werden.

    Allerdings sind diese Häuser, zum Beispiel entlang der Fahrgasse, erst vor wenigen Jahren umfassend renoviert worden. Nach Baufälligkeit "in den nächsten Jahren" sieht es also nicht aus. Zudem ist der Denkmalschutz sicherlich bald in den Startlöchern, das Areal als 50er-Jahre-Ensemble unter Schutz zu stellen. Entsprechende Architekturführungen finden schon statt. Ob sich die Bauschäden in 20 Jahren ausweiten mögen, vermag ich natürlich nicht zu sagen.
    Möglichenfalls steht irgendwann mal der Bau der Schirn Kunsthalle zur Frage, jedenfalls steht dort in den nächsten Jahren sicher mal eine Sanierung an. Einem Abriss würden sich aber sicherlich viele Kulturinteressierte, Stadtobere, Architekten und auch Bürger (denn die Schirn wird ja allgemein gut angenommen) widersetzen.
    Also, für weitere Rekonstruktionsareale sehe ich derzeit wenig Raum. Es bleibt zumindest zu hoffen, daß der Turm "[lexicon='Langer Franz'][/lexicon]" am Rathaus mal wieder aufgestockt wird, ebenso das Dach der Kämmerei.

  • Zitat

    Frankfurter Altstadt
    Grenzen der Rekonstruktion

    Von Dieter Bartetzko

    [...] Fünfzig Jahre nach dem Wahnwitz der „autogerechten Stadt“

    Mit Stumpf und Stil entsorgte man diese Welt. Nicht nur Schuttberge verschwanden, sondern auch wiederaufbaufähige Ruinen und zuletzt, beim Bau der U-Bahn, sogar die gotischen und romanischen Gewölbekeller der einstigen Bürgerhäuser. Radikaler vernichtete keine deutsche Stadt ihr bauliches Erbe. Als man endlich 2006 beschloss, zwischen Dom und Römer einige Gassen, Höfe und sechs Bürgerhäuser zu rekonstruieren, war die Rede vom Bedürfnis nach sinnfälliger Geschichte und Kontinuität, vom atmosphärischen Zauber der verschwundenen Bauten und Quartiere. Man listete gerettete Fragmente auf und debattierte Gestaltungssatzungen, die gewährleisten sollten, dass etwaige Neubauten in Form und Materialien den verlorenen Originalen angeglichen werden. Ein verspäteter Wiederaufbau im Geiste Fried Lübbeckes schien sich abzuzeichnen. Inzwischen aber hat man die Mühen der Ebene erreicht: Am vergangenen Dienstag erklärte Frankfurts Planungsdezernent Edwin Schwarz auf der Sitzung des städtischen Dom-Römer-Ausschusses, eine Vorlage in den Geschäftsgang gegeben zu haben, damit ein Bebauungsplan aufgestellt wird – eine Willenserklärung, die zähe Ämterarbeit nach sich zieht. [...] Die Rekonstruktion des Hauses Rebstock, eines Baus aus dem sechzehnten Jahrhundert, so Schwarz, sei fraglich, da sie die Zufahrt der vorhandenen Tiefgarage gefährde. Probleme bereite auch der U-Bahn-Zugang Dom-Römer, da er der Rekonstruktion des Fachwerkhauses „Zur Goldenen Waage“ im Wege steht. Die zuständige Frankfurter Verkehrsgesellschaft hat Schwarz auf Anfragen wegen Verlegung nicht geantwortet. Fünfzig Jahre nach dem Wahnwitz der „autogerechten Stadt“ und ihren Verheerungen sind Verkehrsfragen noch immer imstande, menschenwürdigen Städtebau zu torpedieren. [...]

    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154…tml?rss_aktuell

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Tja, halt das übliche deutsche Klein-Klein, wenn der große Wurf nötig wäre. Ach so, die Tiefgarage wird beeinträchtigt? Hach, wie wichtig!

    Das ganze wird jetzt gezielt verschleppt, zumal man je eh nicht dahinter steht, und in 20 Jahren stehen 2 Häuser. Wetten?

    Es sei denn, die Wähler merken sich dies und drücken das auch in einem entsprechenden Wahlverhalten aus...

  • Mal angenommen, morgen würde ECE in Franfurt anklopfen, um auf demselben Areal ein gigantisches Shopping-Center zu errichten.

    Ich wette, die Stadtverwaltung würde sofort alle Hebel in Bewegung ansetzen, dass alles so umgesetzt wird (Verlegung Tiefgarage eingeschlossen) wie es ECE wünscht.

    Einen Eindruck, den ich bisweilen in vielen Städten habe.

  • Leine1977

    Ganz richtig erkannt. Die würden das sofort umsetzen, darauf kannst Du Gift nehmen. Vor allem, wenn das Projekt ein wenig kulturell garniert würde (kleines Museum oder ähnliches integriert) und der Architekt Speer oder Coop Himmelb(l)au oder Zaha Hadid heißen würde. Eine Reihe unkritischer Kulturjournalisten würde wieder schwärmerische Hofberichte schreiben können. Und Kostenargumente oder die Tiefgarage oder die Schirn-Verschattung würden mit einem mal ganz zweitrangig werden...

  • In dem Zusammenhang stellt sich mir direkt einige Fragen:

    Inwiefern ist die Rekonstruktion der 7 Bürgerhäuser überhaupt abgesichert?
    Gibt es einen vertraglichen Beschluss, irgendeine juristische Manifestation der hier vorzunehmenden Wiederaufbauten?

    Und was ist nun mit den restlichen Neubauten, abseits der definitiven Rekos?
    Jene sollten doch per strenger Gestaltungssatzung ihren historischen Vorbildern angenähert werden. Zudem sollten rekonstruktionswillige Investoren und Privatleute klar bevorzugt werden bei Vergabe der Grundstücke.
    Wird das tatsächlich so umgesetzt werden?


    -> Was ich sagen will: Man sollte in Frankfurt von Anfang an unbedingt jene Fehler vermeiden, die aus dem Dresdner Neumarkt nun keinen absolut überragenden, sondern 'nur' einen sehr guten Platz gemacht haben!

  • Zitat

    Mal angenommen, morgen würde ECE in Franfurt anklopfen, um auf demselben Areal ein gigantisches Shopping-Center zu errichten.

    Ich wette, die Stadtverwaltung würde sofort alle Hebel in Bewegung ansetzen, dass alles so umgesetzt wird (Verlegung Tiefgarage eingeschlossen) wie es ECE wünscht.

    Einen Eindruck, den ich bisweilen in vielen Städten habe.

    Es ist doch einfach so: wer blechzt, wird ernst genommen.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Da hat sich bei Dieter Bartetzko aber ganz schön was bewegt...
    find ich echt gut.

    Nun mal nicht so pessimistisch, das schaffen wir schon...wenn's einfach wäre, wäre es auch nur der halbe Spaß! :zwinkern:

    Jetzt aber mal zu den richtig lustigen Dingen:

    Der BDA veranstaltet ein Sommerfest am 4.9. im Archäologischen Garten!!! :schockiert:

    http://www.bda-hessen.de/veranstaltungen/BDA_Sommerfest.pdf\r
    http://www.bda-hessen.de/veranstaltunge ... erfest.pdf

    Klingt alles ein wenig nach "wir tanzen unseren Namen...".
    Vielleicht kann man der philosophischen BDA-Architekten-Selbstbeweihräucherung (inkl. der durch den verbalen Weihrauch verursachten Wahrnehmungsverzerrung) mal wieder Volkes Stimme und etwas Realität entgegensetzen. Die verlangen zwar Eintritt (dafür ein Essen) aber der Archäologische Garten, bzw. der Tisch (im Regenfall) ist immer noch öffentlich).
    Interessant ist auch, daß die Mitteilung erst jetzt öffentlich gemacht wurde (Anmeldeschluss war der 21.8.). Da hat jemand scheinbar richtig Angst vor der Öffentlichkeit...

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Na, da kann man nur viel Regen wünschen und dass, wie fast immer, die Abgüsse des Archäologischen Gartens kräftig verstopft sind. :lachen: