Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Zitat von "Stephan"

    Bin vor zwei Stunden über den Römer gelaufen und was musste ich dort erleben? Massenhaft Asiaten die begeistert vor der "Ostzeile" standen und wie wild geknipst haben. Das müssen alles Spießer sein, die die einmalige Schönheit des Technischen Ratheuses oder des Historischen Museums nicht zu würdigen wissen. Kulturbanausen!

    Aber die verschicken bestimmt alle Ansichtskarten mit dem Technischen Rathaus oder der Schirn drauf. :gg:

  • Zitat von "Stephan"

    Bin vor zwei Stunden über den Römer gelaufen und was musste ich dort erleben? Massenhaft Asiaten die begeistert vor der "Ostzeile" standen und wie wild geknipst haben. Das müssen alles Spießer sein, die die einmalige Schönheit des Technischen Ratheuses oder des Historischen Museums nicht zu würdigen wissen. Kulturbanausen!

    Nichts gegen Asiaten - aber die knipsen bekanntlich alles, was ihnen vor die Linse kommt (am liebsten mit sich selbst im Vordergrund), und die meisten von ihnen würden mit Sicherheit ebenso begeistert fotografieren, wenn sie nicht vor der weitgehend originalgetreuen Ostzeile stehen würden, sondern vor völlig frei erfundenen kitschigen Phantasiehäusern aus Beton mit vorgeblendetem Pseudo-Fachwerk. Das soll kein Vorwurf sein - die meisten von ihnen sind eben keine Kunsthistoriker mit Schwerpunkt europäisches Mittelalter und wissen es eben nicht besser; ich würde in Japan auch auf einen angeblich historischen, aber in Wahrheit so nie dagewesenen Tempel hereinfallen, weil ich keine Ahnung von sowas habe. Die Mehrzahl der deutschen Dresden-Touristen bemerkt vielleicht noch nicht einmal, daß das Hotel de Saxe weder alt noch eine Reko eines im Krieg zerstörten Gebäudes ist.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Touristen sind kein Maßstab. Und wenn es darum geht, argumentativ gegen Reko-Gegner zu punkten, würde ich das Thema Touristen grundsätzlich komplett ausklammern. Denn bei dem Stcihwort "Tourist" springen die Leute sofort auf "Disneyland", "Las Vegas" und "Hessenpark", und genau das wollen wir ja vermeiden, diese Steilvorlage dürfen wir ihnen gerade nicht liefern! Und wenn sich's thematisch gar nicht vermeiden läßt, würde ich statt "Touristen" wenigstens "Besucher" sagen.

  • Das wird der grünen Empörungswarze gar nicht gefallen, denn es muss natürlich BesucherInnen heissen!

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat

    Lange Rede, kurzer Sinn: Touristen sind kein Maßstab. Und wenn es darum geht, argumentativ gegen Reko-Gegner zu punkten, würde ich das Thema Touristen grundsätzlich komplett ausklammern. Denn bei dem Stcihwort "Tourist" springen die Leute sofort auf "Disneyland", "Las Vegas" und "Hessenpark", und genau das wollen wir ja vermeiden, diese Steilvorlage dürfen wir ihnen gerade nicht liefern! Und wenn sich's thematisch gar nicht vermeiden läßt, würde ich statt "Touristen" wenigstens "Besucher" sagen.

    Das ist ein sehr wichtiger Grundsatz!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Generell ist mir in den letzten Tagen bei Gesprächen von Leuten, die nicht so eng in der Frankfurter Reko-Debatte drin sind, aufgefallen, daß es die "Denkmalschützer" und BDA-Vertreter durchaus schaffen, unbedarften Gemütern ihre negativen Suggestionen nahe zu bringen.

    Man hört folgende Argumente: "Fachwerk kann ja wohl nicht der Baustil des 21. Jahrhunderts sein" (als ginge es darum, das Areal nun zur Experimentalbühne des Futurismus werden zu lassen), "das sind doch nur Kulissen", "das funktioniert doch alles nicht" (als würden die alternativ präsentierten Stahlbeton-Cluster funktionieren), "das ist doch zu teuer", "das machen die doch nur für die Touristen" usw. usf.

    Derzeit versuchen diese alten Kreise der modernistischen Architektur- und "Denkmalschutz"-Lobby ein massives Roll-Back in der Presse, um ihre gefährdeten Machtpositionen wieder zurückzugewinnen. Das ist für die "Normalbürger" oft nicht so leicht durchschaubar.

    Hier ist einfach mehr Aktivität und Aufklärungsarbeit vonnöten, um der gezielten Desinformation entgegen zu wirken.

  • ...steter Tropfen höhlt den Stein - eben auch im umgekehrten Sinne:!:
    Richtig erkannt, die Altmodernisten werden es weiterhin nicht unterlassen
    zu intervenieren...das Kind scheint noch lange nicht in trockenen Windeln
    zu sein...vorher besteht immer noch die Gefahr, dass es in den brunnen fällt...

    Adlerauge sei wachsam!

  • Um mal wieder ein paar aktuelle und teils auch erfreuliche Informationen einzubringen, ein kleiner Bericht vom gestrigen Dom-Römer-Ausschuss, anwesend waren aus dem Forum hier, soweit bekannt, noch Kardinal und jörg.

    Die ganze Veranstaltung hat elendiglich lange gedauert, nämlich von 16.30 Uhr bis kurz nach 20.00 Uhr, ohne Unterbrechung, sich im Endeffekt dann aber doch gelohnt und war weit informativer als manche zuvor.

    In der Reihenfolge der Tagesordnungspunkte:

    TOP3 - Bericht des Dezernenten - Spolienstudie

    Zunächst kam, was sich aus der Tagesordnung nicht unbedingt ergab, endlich die "Spolienstudie" zur Vorstellung, die im Wesentlichen Björn Wissenbach und Prof. Dr. Dreysse erarbeitet haben. Hier wurde im Grunde 2008 etwas getan, was eigentlich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mal gemacht hätte werden sollen, nämlich ein detaillierter Index über alle in den verschiedenen Lapidarien der Stadt erhaltenen Reste der Altstadt angefertigt.

    Das Ergebnis ist ein - über die ursprünglichen Erwartungen im Umfang weit hinaus gehender - Katalog, der ingesamt 308 Einzelstücke auflistet. Dieser soll in Kürze auch der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, ich vermutete mal auf ähnliche Weise wie die Altstadt-Studie entweder über den Shop des Technischen Rathauses oder als PDF-Download. Der Katalog unterscheidet drei verschiedene Kategorien, Teile aus dem Kernbereich der Altstadt zwischen Dom und Römer, der im Rahmen der TR-Neubebauung zu schätzungweise 10 - 15 % des originalen Bestandes wieder zu errichten ist, Teile aus der übrigen Altstadt und schließlich nicht zuordenbare Teile.

    Direkt für den Kernbereich wiederverwendbar sind meiner Erinnerung nach 28 Teile. Aus naheliegenden Gründen handelt es sich größtenteils um Bauplastik aus Bunt- oder roten Mainsandstein, seltener Metallteile (v. a. Kunstschmiedearbeiten), aber auch einige Holzfragmente. Die Erhaltung wird wieder nach dem aus der ersten Studie bekannten "Ampel-System" angegeben, macht aber einen wesentlich optimistischeren Gesamteindruck als da - im Endeffekt kann alles noch verwendet werden, bei manchen Sachen müssten aus konservatorischen Gründen halt Repliken bzw. Abgüsse verbaut werden. Interessant waren auch einige Äußerungen des bekennenden Altstadt-Reko-Ablehner Dreysse, der über die Vielfalt und Qualität der einstigen Altstadt geradezu ins Schwärmen geriet - ist da etwa jemand dabei, umzudenken?

    Die Existenz vieler Sachen war natürlich schon mehr oder minder bekannt, so etwa ein Türsturz des Hauses zum Esslinger (vgl. Wikipedia), einiges von der Goldenen Waage, anderes aber (zumindest mir) unbekannt, so viele Teile des Nachbarhauses der Goldenen Waage, genannt "Weißer Bock", was natürlich indirekt die Chancen auf eine Rekonstruktion auch dieses Gebäudes etwas erhöht! Wichtig auch die Erhaltung der gotischen Schnitzmadonna des "Goldenen Lämmchens" (ebenfalls bereits als Totalreko fixiert), im Anhang der nicht zuordenbaren Teile meinte Kardinal zudem noch einige Kragsteine ebenfalls dem "Goldenen Lämmchen" zuschlagen zu können.

    Die Vorstellung der ganzen Studie ging weit über eine Stunde, weswegen ich die ganzen Details hier nicht ausbreiten will. Alle Interessierten können aber gerne zum APH-Stammtisch am nächsten Freitag kommen, da gebe ich bereitwillig Auskunft bzw. versuche für da ein "Vorabexemplar" zu organisieren. ;)

    TOP3 - Bericht des Dezernenten - Haus Rebstock und die Tiefgarage

    Es schloss praktisch nahtlos ein Vortrag über die Machbarkeit der Rekonstruktion des Hauses Rebstock vor dem Hintergrund an, dass die gegenwärtig an der Ostseite des Hauses am Dom gelegene Tiefgaragenzufahrt dafür verlegt werden müsste. Es folgte ein ziemlich technischer Vortrag, den ich zugegeben auch deswegen kaum mitbekommen habe, da ich gerade in einem mühsam ergatterten Exemplar der "Spolienstudie" blätterte. Alle nachfolgenden Angaben daher ohne Gewähr, wäre natürlich super, wenn ein Mann vom Fach wie z. B. Kardinal dazu etwas ergänzen könnte.

    Grob zusammengefasst gibt es drei Varianten: die erste wäre ein Verlegen des Hauses Rebstock vom ursprünglichen Ort, wodurch dann, soweit ich das verstanden habe, eine komplett unterirdische Führung der Zufahrt weiter möglich wäre - warum, müsste gegebenenfalls nochmal jemand ausführen, der besser zugehört hat. Diese "Variante 1" wurde aber bereits in der laufenden Diskussion von den Politikern praktisch wieder verworfen, allem voran dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU im Römer, Jochem Heumann, der sehr energisch für "Authentizität" eintrat und dass diese durch ein "Umsetzen" des Rebstocks ad absudurm geführt werde. Dem konnten die meisten Anwesenden aus dem Publikum, mich eingeschlossen, nur zustimmen.

    "Variante 2" bedeutet eine originalgetreue Reko, nur ergäbe sich bei dieser das "Problem", dass über das südlich der Braubachstraße, östlich des Rebstocks gelegene "Plätzchen" (eigentlich ein Innenhof, der erst 1904 - 1906 im Zuge des Braubachstraßendurchbruchs entstand) ununterbrochen Autos brettern würden, wodurch eine touristische, geschweige denn gastronomische Nutzung dieses Platzes unmöglich würde. Auch hier kam wieder (ich glaube von Jochem Heumann) der berechtigte Einwand, dass in einer Altstadt eben alles eng an dicht gebaut sei und man, abgesehen von barocken Planstädten, auch in einer rekonstruierten Altstadt nicht mit riesigen Plätzen zu rechnen habe - so langsam scheint man zu verstehen, worum es geht!

    "Variante 3" bedeutet schließlich den Anbau eines "Rucksacks" (so wurde er in der Diskussion tatsächlich genannt) an der Westseite des "Hauses am Dom", wodurch eine komplett unterirdische Tiefgaragenzufahrt weiter gewahrt werden könne. Der "Rucksack" würde die abfallende Tiefgaragenzufahrt überbauen und so den Lärm und die Abgase komplett vom Plätzchen fernhalten, es andererseits aber auch in seinem Raumgefüge etwas beschneiden. Dennoch, soweit ich es mitbekommen habe, die von allen favorisierte Lösung. Einziges Problem ist wohl, dass man hierfür sowohl Herrn Jourdan als auch das Erzbistum Limburg fragen müsste, da diese Variante eben Umbauten am Haus am Dom erfordern würde.

    TOP4 - Vorstellung von stadtplanerischen Konzepten von Archäologischen Gärten aus anderen Städten

    Dieser Punkt versprach zunächst langweilig und sachfremd zu werden, wie so viele vorangegangene, wo herbeigekarrte "Experten" über ein Thema referierten und man sich dann am Ende fragte, was das denn alles mit Frankfurt zu tun habe. Referent war diesmal der Direktor des Amtes für archäologische Bodendenkmalpflege in Köln, Dr. Sven Schütte, der sich schon bald, wie jörg so treffend bemerkte, als rheinische Frohnatur entpuppte, den man sich gut auf dem Kölner Karneval vorstellen kann. Alleine diese Tatsache trug zu unerwarterten Auflockerung des doch schon lang gewordenen Abends bei.

    Zunächst stellte Schütte einige Projekte archäologischer Gärten aus anderen Städten vor. Dabei sparte er keinesfalls mit teils ätzender Kritik an der Unfähigkeit der Planer, namentlich Architekten, zeitgenössische Lösungen zu finden, die ein Bodendenkmal konservierten, und eben nicht hermetisch abriegelten. Er nannte die erstaunliche Zahl, dass alle (!) architektonisch modernen (Stahl-/Glas) archäologischen Gärten in Europa die gleichen Probleme mit Schimmelbefall, Moos- und Algenbewuchs, Versalzung etc. hätten, während klassische Lösungen, die es schon seit dem 19. Jahrhundert gibt, die Bodendenkmale bis heute erhalten hätten. Er zeigte auch einige üble bis spektakuläre Bilder, was eine Einglasung bereits binnen weniger Minuten an Hitzeentwicklung, binnen weniger Jahre an Zerstörung produzieren kann.

    Im Zusammenhang mit einem größeren Kölner Projekt sprach er sich für eine rigide Vorgabe von Rahmenbedingungen für das Überbauen eines archäologischen Gartens aus (wie in Frankfurt ja geplant), da sich die Architekten sonst eher mit Entwürfen wieder selbst verwirklichen würden anstatt eine städtebaulich annehmbare Lösung zu schaffen, und ferner eine enge Zusammenarbeit von verschiedenen Berufsgruppen bei der Auslobung und Planung solcher Projekte aus, um nicht binnen weniger Jahre die oben genannten Probleme zu bekommen. Dem ebenfalls anwesenden Direktor (?) des Archäologischen Museums in Frankfurt legte er zudem nahe, dass die gegenwärtige Präsentation der Kaiserpfalz Frankfurt gelinde gesagt nicht vorhanden sei und dringend einer didaktischen Überarbeitung bedürfe, um den tatsächlichen Wert herauszustellen.

    Ingesamt dürfte der Vortrag in Richtung der Politiker einige wertvolle Hinweise gegeben haben, wie man es in Frankfurt besser machen könnte als anderswo. Also sehr erfreulich.

    Ich glaube, das war's soweit, und ich danke allen Lesern, bis hierher durchgehalten zu haben. ;)

  • Was zum Thema Haus Rebstock eben wichtig ist, daß vom Stadtplanungsamt, bzw. deren Vertreter eine Vor- und Nachteilsanalyse für die drei Varianten vorgestellt wurde.
    Man hat bei der Rekonstruktion auf Nachteile hingewiesen, die die Neubauplanung (bei der sie verschwiegen wurden) genauso, bzw. in anderer oder sogar schlimmerer Form auch hat. Der Hof von Rebstock bleibt eben eng (12 m breit) bei Rekonstruktion UND bei Neubau. Daß es aber nur bei Rekonstruktion ein Problem wäre mit einer Nutzungsverträglichkeit eine Gaststätte im Erdgeschoss, die man bei Neubau gar nicht hat, weil im Erdgeschoss dann die Autos in die Tiefgarage fahren, sehr schön für die Hausbewohner, und der Hof dann erst recht im hinteren Teil nicht mehr nutzbar...
    Naja, das Stadtplanungsamt versucht halt konsequent, ihren Entwurf durchzusetzen. Sie setzen sich gerade selbt an die Stelle des Planers. Das ist weder originär deren Aufgabe, noch haben sie dafür irgend einen Auftrag, die Magistratsvorlage sagt etwas völlig anderes.

    Der "Rucksack" ist ein Podest, welches das letzte Stück der Einfahrtsrampe überdeckt mit einer Höhe von ca. 1 m !!!
    Das als Qualitätsverschlechterung für den Aufenthalt anzuführen, ist wieder eine bewusste Täuschung seitens des Stadtplanungsamtes!

    Es mag da sehr positiv überraschen, daß ausgerechnet Stadtrat Schwarz hier richtige und gute Aufklärung betrieb und mal erklären konnte, wie die Verhältnisse wirklich sind!

    Zu der Kölner Vorstellung ist noch bemerkenswert, daß Dr. Schütte an einer Stelle zur Neubauplanung sich nicht verkneifen konnte zu sagen, daß die Qualität der Architekten in Deutschland ziemlich erbärmlich ist, von denen kann anscheinend keiner mehr ein normales Dach konstruieren! Das hat er fast wortwörtlich so gesagt (nach meiner Erinnerung).
    Meine Rede!!! Siehe auch meinen heutigen Beitrag zu den Mainzer Markthäuser!

    Daher wurden strenge Restriktionen auferlegt, aber alle Entwürfe werden begutachtet. Man darf sich zwar von den Anforderungen lösen (um mögliche geniale Alternativlösungen nicht zu beschränken), aber bei Missachtung der Vorgaben wirkt sich das ganz eindeutig auf die Bewertung aus, die nur durch eine wirklich genaile Alternative ausgeglichen werden kann. Man kann es vielleicht vergleichen mit dem unterirdischen Schumacher-Plan am Städel.
    Das Ganze wurde in der FAZ so hingedreht, als hätte man den Architekten alle Freiheiten gelassen und somit wird leider durch Herrn Dr. Alexander der Eindruck erweckt, in Köln sei moderne spektakuläre Architektur erwünscht...das Gegenteil ist eher der Fall.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Zitat von "RMA"

    Ich glaube, das war's soweit, und ich danke allen Lesern, bis hierher durchgehalten zu haben. ;)

    Oh, aber absolut! Das war eine grossartige Zusammenfassung fuer die ich Dir herzlich danke, RMA. :) Und natuerlich auch Dank an den gelehrten Kardinal.

    Zitat von "Neußer"

    Aber die verschicken bestimmt alle Ansichtskarten mit dem Technischen Rathaus oder der Schirn drauf. :gg:


    Da ich ein grosser Rekonstruktionsbefuerworter bin und diesen thread schon lange verfolge habe ich gestern am Frankfurter Flughafen das Postkartenangebot inspiziert. Die meisten zeigten Alt-Frankfurt. Nur bei den Kuehlschrankmagneten war in erster Linie die skyline praesent.

  • Zitat von "Pilaster"

    Oh, aber absolut! Das war eine grossartige Zusammenfassung fuer die ich Dir herzlich danke, RMA. :) Und natuerlich auch Dank an den gelehrten Kardinal.[

    Ach ja, da wollte ich mich eigentlich auch anschließen, was ich hiermit verspätet tue. :peinlich:


    Sehr erfreulich finde ich diesen Kommentar, der auch in der FAZ erwähnt wurde:

    Zitat

    Auch hier kam wieder (ich glaube von Jochem Heumann) der berechtigte Einwand, dass in einer Altstadt eben alles eng an dicht gebaut sei und man, abgesehen von barocken Planstädten, auch in einer rekonstruierten Altstadt nicht mit riesigen Plätzen zu rechnen habe

    Denn wie oft hat man schon das Killer-Argument gehört und gelesen, daß alles zu klein und zu eng und deshalb völlig ungeeignet für heutige Ansprüche sei. Auf eine Wohnung mit 2 m hohen Decken mag das ja noch zutreffen, aber insgesamt muß man sich eben damit anfreunden, daß wir hier einen gotischen und keine barocken Altstadtkern nachbauen wollen. Die Enge gehört einfach dazu und muß in Kauf genommen werden. Sozialistische Aufmarschstraßen und riesige "Event-Plätze" gibt es in
    keiner Altstadt, und gerade die engen Gassen und die intimen kleinen Plätze sind es doch, die die Menschen an Altstädten lieben. Auch wenn vielen Leuten das zum Wohnen zu eng und zu wenig grün sein wird - kein Problem, niemand muß dort wohnen - aber einige werden sich mit Sicherheit finden, es wird bestimmt keinen Leerstand geben, und das reicht ja. 8)

    Zitat

    Interessant waren auch einige Äußerungen des bekennenden Altstadt-Reko-Ablehner Dreysse, der über die Vielfalt und Qualität der einstigen Altstadt geradezu ins Schwärmen geriet - ist da etwa jemand dabei, umzudenken?

    In den Mann würde ich auch gerne mal reingucken. Bei der Diskussion damals im Deutschen Architekturmuseum zog er auf dem Podium die Altstadt und die Reko-Befürworter rhetorisch durch den Dreck. Nachher sagte er zu Kardinal etwas wie "ich habe mir Ihre Pläne angesehen, sehr interessant, nur ein Problem habe ich da noch: Der Brandschutz verlangt noch eine Fluchttreppe, wo soll die denn hin? Ach da? Naja, das könnte gehen..." Jedenfalls klang er da gar nicht mehr ideologisch, sondern fast wohlwollend. Wer weiß, vielleicht zwingt er sich jeden Morgen vor dem Spiegel "ich bin Modernist, ich bin gegen Reko, ich bin gegen Reko, was sollen denn sonst die Kollegen denken...!" :zwinkern:

  • Nun ist es raus:

    Das Büro von Mäckler baut nicht nördlich der Leonhardskirche, wie man mir seitens des Büros fälschlicherweise gesagt hatte, sondern westlich.

    Damit wäre der Standort des spätgotischen Gebäudes Haus Aldenburg betroffen.
    Ich habe einen Aufmaßplan mit dem durch Untersuchungen 1935 festgestellten Fachwerk. Alle drei Häuser wiesen demnach eine Figur der Übergangszeit auf.

    Mäckler baut anderen Stelle nun eine Wohn- und Bürobebauung, fünfgeschossig, modern, wie man es von ihm kennt. Er greift zwar grob die Formen der Mainbebauung auf, hat jedoch keine detaillierten handwerklichen Qualitäten, sondern ist eben ein aus modernen, auf Quantität ausgelegten Produktionstechniken stammendes Produkt.

    Gegen das weiter westlich liegende Wohnhaus kann man gar nichts sagen, jedoch hätte ich mit eben persönlich diese besondere Note gewünscht, zumal es nur einen Teil ausgemacht hätte und sogar einen weiteren Bereich einbezogen. Leider wurde ich bei Gesprächsanfragen vertröstet (...wir rufen Sie zurück, jaja).

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Früher:

    http://www.bildindex.de/bilder/MI00564d11a.jpg\r
    http://www.bildindex.de/bilder/MI00564d11a.jpg

    An dieser Stelle standen selbstverständlich klassizistische Häuser aus dem frühen 19. Jahrhundert, die ja einst die berühmte Mainfront der Stadt ausmachten. Ich muss ehrlich sagen, das Haus von Mäckler finde ich klasse. Also jetzt mal von Reko des Vorkriegszustandes abgesehen, den ich natürlich immer bevorzugen würde, hat er doch ziemlich viel historisches und vor allem ortgerechtes in seinen Entwurf gepackt.

    Viel wichtiger ist allerdings das:

    - Leonhardskirchhof wird um 50 cm abgesenkt und erhält Natursteinpflaster

    Diese versiffte Ecke wird so vielleicht endlich mal belebt - und es gucken sich vielleicht auch mal mehr Leute die schönste (und unbekannteste) Kirche der Stadt an! Vielleicht ist das ja sogar der Anfang davon, auch endlich den Fußboden *in der Kirche* wieder auf das gotische Niveau herabzuverlegen, denn seit 1809 ist er aus Hochwassergründen ebenfalls um 50 cm nach oben verlegt, was die Proportionen des Kirchenraumes empfindlich stört.

  • Ich finde Maecklers Entwurf auch in Ordnung, eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur heutigen Zustand. Es ist gewisslich an der Zeit, dass die Wohnblocks am Mainufer auf Hoehe des Doms auch von klassizistischen Rekonstruktionen oder eben von solchen klassischen Neubauten ersetzt werden.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Kardinal"

    Nun ist es raus:

    Das Büro von Mäckler baut nicht nördlich der Leonhardskirche, wie man mir seitens des Büros fälschlicherweise gesagt hatte, sondern westlich.

    Damit wäre der Standort des spätgotischen Gebäudes Haus Aldenburg betroffen.
    Ich habe einen Aufmaßplan mit dem durch Untersuchungen 1935 festgestellten Fachwerk. Alle drei Häuser wiesen demnach eine Figur der Übergangszeit auf.

    Aus diesem Anlass habe ich endlich mal meine Ausführungen zum Haus "Aldenburg" im Strang "Fachwerkbauten" niedergeschrieben...
    Aber welche Häuser meinst Du mit "alle drei Häuser"?

  • Aus der Rundschau:

    Vollständig hier:
    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?sid=72f5be52bcbf6d22703a2eb301cc7ac3&em_cnt=1354402\r
    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_h ... nt=1354402

  • Die Initiative an sich ist ja gut.... Aber die Umstände unter denen die Balken verfügbar geworden sind treibt einem die Zornesröte ins Gesicht... :boese:

    Ich bin jedenfalls mal gespannt, wieviele Fachwerkhäuser noch für die Frankfurter Altstadt "recycelt" werden.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Die Wiederverwendung von Abbruchholz ist historisch betrachtet aber nichts ungewöhnliches. Viele Bauten aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg sind aus den Resten abgefackelter Häuser errichtet. Dies führt bei dendrochronologischen Untersuchungen oft immer wieder zu Überraschungen.