Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Wie stehen eigentlich die Chancen, dass in Frankfurt ein eventuell besseres Ergebnis als in Dresden entstehen wird? Sprich: Vielleicht werden die "Füllbauten" auch aus Fachwerk oder deren Gestaltung wird an ganz bestimmte Vorgaben gebunden, was ja in Dresden leider nie so umgesetzt wurde.

  • @ exilwiener

    Es gibt 7 Leitbauten, die gebaut werden müssen, wenn nicht durch einen Investor, dann durch die Stadt selbst. So steht es im Stadtratsbeschluss vom September 2007. Für die übrigen Gebäude gibt es eine Vorfahrtsregelung für Rekonstruktionen, d.h. wenn es zwei Investoren für eine Parzelle gibt, und der eine möchte rekonstruieren, der andere neu bauen, erhält der Rekonstruktionswillige den Zuschlag. Für die Parzellen, für die sich kein Investor findet, der rekonstruieren will, soll eine Gestaltungssatzung erlassen werden, die enge Vorgaben macht. Die ist aber noch in Planung, da kann man noch nichts dazu sagen. Wichtig ist außerdem, dass die Parzellen einzeln vergeben werden sollen, und nicht en bloc wie in Dresden am Neumarkt. Da kann also was besseres entstehen wie in Dresden, muss aber nicht.

  • Das hört sich wirklich sehr positiv an. Ist es denn sicher, daß sich bis zum Baubeginn nicht wieder alles ändert?

    Man weiss ja nie was in den Köpfen der Stadtverwaltung so alles rumschwirrt.
    Wenn die Pläne tatsächlich so umgesetzt werden, hoffe ich, daß das auch den Startschuss für den Langen Franz usw bedeutet.

    jörg,

    mal eine Frage außerhalb der Reihe. Da Du ja aus Darmstadt bist, würde mich folgendes interessieren. Vor einigen Wochen habe ich mir Darmstadt mal angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, daß es zwar einige Brunnen in der Stadt gibt, aber keiner von denen in Betrieb war. Selbst das Wasserbecken an der Mathildenhöhe war trocken. Ist das immer so? Will die Stadt da Kosten sparen?

    Vielen Dank!

  • Die Brunnen auf dem Luisenplatz sind während der Sommerzeit eigentlich immer in Betrieb genau wie das Wasserbecken auf der Mathildenhöhe. Während deines Besuches war entweder noch keine Brunnen-Saison, oder es wurden Wartungsarbeiten durchgeführt.

    Meine Darmstadt-Galerie: http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1833\r
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?t=1833

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Stephan,

    vielen Dank! Kann sein, daß die Brunnensaison noch nicht begonnen hatte. Das war Pfingsten. Am selben Tag war ich aber noch in Worms. Da liefen einige Brunnen schon :zwinkern:

    Was ist mit der Wasserinstallation an dem Obelisk auf diesem Bild. Funktioniert die auch noch?
    http://img510.imageshack.us/img510/3964/img0204rp8.jpg\r
    img510.imageshack.us/img510/3964/img0204rp8.jpg

    So, jetzt aber genug von Darmstadt.

  • Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob der Brunnen am Obelisken in Betrieb war. Wenn man sich das Bild genauer ansieht, kann man dunkle Flecken am Wasseraustritt sehen. Demnach müsste er in Betrieb gewesen sein als das Bild entstand.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • jörg

    Vielen Dank für die prompte, informative Antwort!

    Jetzt bin ich wieder im (Stadt)bilde :zwinkern:

    Die Vorrangregelung ist eine vernünftige Idee, die es auch nach andernorts zu exportieren gilt. Ich freu mich schon sehr auf die Wiederaufbauzeit!

  • Mit scharfen Worten haben die obersten hessischen Denkmalpfleger die Altstadsanierung in Frankfurt kritisiert.

    Hier ein Auszug. "...Unzeitgemäße "Freizeitarchitektur", "von vornherein zum Scheitern verurteilt": Mit scharfen Worten kritisiert das hessische Landesamt für Denkmalpflege die Pläne für den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt.
    Die geplante Rekonstruktion von bis zu sieben Fachwerkhäusern diene lediglich den Touristen als Kulisse, sagte der Hauptkonservator des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, Christoph Mohr, am Dienstag in Frankfurt. Rekonstruktionen erlaubten wegen der überholten Grundrisse auch keine moderne Nutzung. Mehr: http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=5986&key=standard_document_34326650\r
    http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_34326650

    ...

  • Was hat denn die Denkmalpflege nur für probleme, gerade durch rekonstruktionen wird doch Geschichte erlebbar, und darauf kommt es ihr doch eigentlich an. Die denkmalpflege scheint sich gegen sich selbst zu richten, komische Sache.

  • "...Rekonstruktionen erlaubten wegen der überholten Grundrisse auch keine moderne Nutzung, so der Hauptkonservator des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, Christoph Mohr...".

    Ein tolles Argument das Herr Mohr da vorgebracht hat. Insbesondere kleine Wohnungen im Zentrum haben ja in Frankfurt keinerlei Nachfrage. Nach dieser Aussage kann man z.B. die 50 Bewohner der Erfurter Krämerbrücke ja nur auffordern schnellstens ihre liebgewonnenen Wohnungen im Zentrum von Erfurt zu verlassen. Denn diese haben teilweise noch kleiner Grundrisse als die Rekonstruktionen in der Frankfurter Altstadt.

    Traurig, das man als Steuerzahler für solch einen Unfug für ein mindestens A16-Gehalt aufkommen muss für einen Landeskonservator, der offenbar jegliche Bodenhaftung verloren hat.

    ...

  • Ach Gottchen, diese Betonkopf-Dogmatik der offiziellen Denkmalpflege ist langsam nur noch peinlich. Denken? - bei der deutschen Denkmalpflege Fehlanzeige.

    Stattdessen werden die uralten Dehio-Dogmen zum 3000sten mal durchgenudelt, von oben herab irgendwas von "verfehlter Emotionalität" geschwafelt und sich mit den Argumenten der Reko-Befürworter tunlichst nicht auseinandergesetzt. Wer sich selbst so ins Abseits stellt, denn sollte man genau da auch stehen lassen.


    P.S.: ich ziehe demnächst auch in ein dreihundert Jahre altes Fachwerkhaus ... und ich habe die Vorahnung, daß ich mich darin entgegen der Meinung von Herrn Mohr sehr wohl fühlen werde! Was geht bloß in Denkmalpflegern vor, die offensichtlich eine regelrechte Verachtung für alte Bauten haben?!

  • Die Haeuser der Roemerberg-Ostzeile haben es ja auch schwer, eine zeitgemaesse Nutzung zu bekommen.. Aber die Denkmalpfleger und Kunsthistoriker, siehe z. B. Ulrich Grossmann, haben diese Rekonstruktionen sowieso immer jeglichen Wert aberkannt, wie z. B. auch beim Hildesheimer Knochenhaueramtshaus.
    Am positivsten ist da noch die Bewertung als "Denkmal fuer die untergegangene jeweilige Fachwerkaltstadt.."

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat

    Die geplante Rekonstruktion von bis zu sieben Fachwerkhäusern diene lediglich den Touristen als Kulisse, sagte der Hauptkonservator des hessischen Landesamtes für Denkmalpflege, Christoph Mohr

    Abgesehen davon, daß es sich um keine Kulissen, sondern um echte (wenn auch nicht historische) Fachwerkhäuser handeln wird: Was soll dauernd dieser polemische Verweis auf die Touristen? Daß diese "Kulisse" auch Frankfurtern gefallen könnte, dafür reicht Mohrs Phantasie offenbar nicht aus.

  • Städtebau -
    Die neue Sehnsucht nach dem Alten

    [...] Der Stadt am Main ist nicht viel von ihrem Erscheinungsbild aus der Vorkriegszeit geblieben. Und ein Teil dessen, was alt aussieht, wie Alte Oper, Goethehaus, Literaturhaus und die Fachwerk-Ostzeile des Römerbergs, sind Nachbauten. Frankfurt hat sich in weiten Teilen neu erfunden und dabei Irrungen und Wirrungen der Nachkriegsmoderne mitgemacht. [...] Am Main haben sich Bürgergruppen und Politiker darauf kapriziert, Teile der Altstadt neu zu erschaffen. In einem planerischen Kraftakt will man herstellen, was zuvor über Jahrhunderte gewachsen war, und Fachwerkbauten rekonstruieren, die auf dem „Dom-Römer-Areal“ standen. [...] „Kontinuierlich ist die Aufgeschlossenheit gegenüber der verschütteten Stadtgeschichte gewachsen“, sagte der Frankfurter Planungsamtsleiter Dieter von Lüpke während eines Stadtrundgangs, zu dem das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz eingeladen hatte. [...] Mit seinem Wunsch, Zerstörtes nachzubauen, steht Frankfurt keineswegs allein. Die besondere Begeisterung für die Rekonstruktion ist auch in Berlin, Braunschweig, Dresden und Hannover zu beobachten. „Das ist schon eine eigenartige Konjunktur, die historische Fassaden erleben“, urteilt Walter Prigge vom Bauhaus Dessau. „Das Alte ist gut, weil es alt ist - und vor allem nicht modern.“ Die Moderne habe viel versprochen - und eine Menge ungelöster Probleme zurückgelassen, räumt der Soziologe ein.

    [...]

    Kopien von Vorgängerbauten sollen Zerstörtes und im Wiederaufbau Vermurkstes reparieren. Diese Hinwendung zum Historischen deutet Prigge als „Kompensation für die globalen Zumutungen“. Galt in der Moderne die Zukunft noch als sicher, herrsche zunehmend Orientierungslosigkeit. Die Welt als Dorf ist vielen zu groß. Und vielleicht muss man Hamburger sein, um die Herausforderung entschlossen anzunehmen. Dort jedenfalls lassen sich die Bürger mit der Elbphilharmonie von Herzog und de Meuron ein betörend schönes wie visionäres neues Wahrzeichen bauen.

    „Das Historische bietet vielen einfach eine größere Identifikationsmöglichkeit“, urteilt auch Martina Löw, Professorin für Stadt- und Regionalsoziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Statt Neues zu wagen, besinne man sich da auf alte architektonische Vorbilder, oft sehr willkürlich. Im 21. Jahrhundert ganze Straßenzüge einer längst vergangenen Epoche wiederaufleben lassen zu wollen - für Prigge hat das etwas von einem Kostümverleih. „Eine in die Zukunft weisende Antwort ist das nicht.“ [...] Auch in der Frankfurter Debatte geht es vor allem um die Optik. Die Qualität von Straßen und Plätzen habe keine Rolle gespielt, berichtet Planungsamtsleiter von Lüpke. Vorzeigbar soll das zukünftige Viertel werden, auf dem zur Zeit noch das vielgeschmähte Technische Rathaus steht. [...] Im Hintergrund steht zudem die Frage, was eine Stadt des 21. Jahrhunderts mit Neubauten, die dem Spätmittelalter nachempfunden sind, eigentlich anfangen soll, wie sie die kleinen, unzeitgemäßen Grundrisse bespielen will. Von all dem abgesehen, gibt es juristische Schwierigkeiten, was die Grundstücksvergabe anbelangt.

    Die Rekonstruktions-Befürworter hoffen, dass die Stadt wenigstens sieben Häuser nach historischem Vorbild entlang des einstigen „Kaiser-Krönungswegs“ zwischen Römer und Dom baut. Sie sehnen sich nach einem „Ort der Besinnung und der Geschichte“ wie es Günter Possmann, Vorsitzender der „Freunde Frankfurts“, einmal formulierte. Die Fachwerkbauten will man nicht gegen die Skyline ausspielen. Doch hegt man die Hoffnung, die „Seele der Stadt wiederherzustellen“. Die Kritiker indes fürchten eine museale Fassade, die einzig touristischen Wert hat. „Was wir nicht brauchen, ist einen weiteren Hessenpark“, mahnt Architekt Mäckler.

    http://www.faz.net/s/RubFED172A9E10F46B3A5F01B02098C0C8D/Doc~EE80D791CC48745E68F961B93E55B093F~ATpl~Ecommon~Sspezial.html?rss_aktuell\r
    http://www.faz.net/s/RubFED172A9E10F46B ... ss_aktuell

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Na, da glänzt ja mal wieder durch Unkenntnis, Platitüden und mangelndes Reflexionsvermögen.

    Abgesehen davon, daß mal wieder sämtliche Themen durcheinander geschmissen werden. Was hat bitte die Elbphilharmonie mit der Rekonstruktion eines (winzigen) Teils der Frankfurter Altstadt zu tun?

  • Die Elbphilharmonie wird in dem Artikel nur genannt um zu suggerieren, dass die Frankfurter "rückwärtsgewand" sind weil sie das verloren gegangen widerhaben möchten und die Hamburger "weltmännisch", "offen" und "vorwärtsgewand" weil sie etwas kompromisslos "modernes" bauen. Dass der Bauplatz der Elbphilharmonie und der Teil der Frankfurter Altstadt grundverschieden sind wird dabei gar nicht erst erwähnt.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • ausserdem ist die elbphilharmonie mit ihrem spitzen, dem menschlichen empfinden nach gewollt abstossend und extrem geformten dach alles andere als schön, sondern nur ein weiteres beispiel für modernisten allerlei.

  • Mit scheinheiligen und zynischen Argumenten wie "Errichtung eines Hessenparkes" wird auf obszöner Weise der Bürgerwille der Frankfurter nach einer Stadtreparatur verhöhnt.

    Man kann Herrn Hauptkonservator Mohr & Co. nur zurufen: verlassen Sie Ihren theoretischen Elfenbeinturm und sprechen Sie mit den Frankfurter Bürgern. Aus täglichen Gesprächen kann ich ihnen einen Tenor weitergeben: Die Frankfurter Bürger haben ein seelenloses Nachkriegs-Stadtzentrum mit kubischen Glas-Barracken, hundeverkoteten Betonhochbeeten und weiteren Stadtplaner-Ego-Experimenten für eine "moderne" Stadt über beide Ohren satt. Die Menschen sehnen sich hier nach einem intakten, lebhaften und lebenswerten Altstadtbereich.

    ...

  • Zitat

    Die Elbphilharmonie wird in dem Artikel nur genannt um zu suggerieren, dass die Frankfurter "rückwärtsgewand" sind weil sie das verloren gegangen widerhaben möchten und die Hamburger "weltmännisch", "offen" und "vorwärtsgewand" weil sie etwas kompromisslos "modernes" bauen. Dass der Bauplatz der Elbphilharmonie und der Teil der Frankfurter Altstadt grundverschieden sind wird dabei gar nicht erst erwähnt.

    Ganz genau: da werden in rein polemischer Absicht Äpfel mit Birnen verglichen, um Reko-Befürworter als rückwärtsgewandt zu denunzieren - billig, sehr billig, Frau Ochs!

  • Bin vor zwei Stunden über den Römer gelaufen und was musste ich dort erleben? Massenhaft Asiaten die begeistert vor der "Ostzeile" standen und wie wild geknipst haben. Das müssen alles Spießer sein, die die einmalige Schönheit des Technischen Ratheuses oder des Historischen Museums nicht zu würdigen wissen. Kulturbanausen!

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)