Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Zitat von "Anna"

    oder man stelle sich vor, es käme eine Welle der Erleuchtung über Politiker und Hausherren (meist helfen Sonderabschreibungen) und der gesamte Große Hirschgraben würde historisch hergerichtet. Frankfurt würde vor Besuchern überquellen.

    In der Tat, wer als Einheimischer in der Stadt unterwegs ist, wird regelmäßig von Japanern in mehr oder minder gutem Englisch angehauen, wo's denn zum "Gothehaus" geht - das Teil scheint gerade im asiatischen Raum eine echte Attraktion zu sein.

    Leider muss man sagen, dass im Großen Hirschgraben relativ rücksichtsvolle 50er Jahre-Architektur steht. Alles zwar nur billiger Zweckbau, aber die ursprüngliche Traufhöhe wird überall noch eingehalten. Am ehesten ist hier an Rekos zu denken, wenn die Häuser wegen Baufälligkeit mal abgerissen werden müssten, aber möglicherweise ist hier auch schon wieder die Denkmalpflege hinterher, das alles als herausragendes 50er Jahre-Ensemble in Frankfurt unter Schutz zu stellen. Leider gibt es ja eine Menge durchaus sehenswerter 50er Jahre-Bauten, die bereits abgerissen worden sind, seltsamerweise bleiben genau die absoluten Untaten jener Jahre (Bundesrechnungshof, Berliner Straße etc.) unberührt.

  • Zitat

    Leider muss man sagen, dass im Großen Hirschgraben relativ rücksichtsvolle 50er Jahre-Architektur steht. Alles zwar nur billiger Zweckbau, aber die ursprüngliche Traufhöhe wird überall noch eingehalten. Am ehesten ist hier an Rekos zu denken, wenn die Häuser wegen Baufälligkeit mal abgerissen werden müssten, aber möglicherweise ist hier auch schon wieder die Denkmalpflege hinterher, das alles als herausragendes 50er Jahre-Ensemble in Frankfurt unter Schutz zu stellen. Leider gibt es ja eine Menge durchaus sehenswerter 50er Jahre-Bauten, die bereits abgerissen worden sind, seltsamerweise bleiben genau die absoluten Untaten jener Jahre (Bundesrechnungshof, Berliner Straße etc.) unberührt.

    Genauso ist es. Zwar ist einmal darueber gesprochen, die Berliner Strasse rueckzubauen (durch Speer) Die Haeuser am Grossen Hirschgraben und der Bundesrechnungshof wird man nur durch ein zaehes Ringen mit dem Denkmalschutz loswerden. Und wahrscheinlich ueberhaupt nicht.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die Welt steht oft auf dem Kopf - welchen Sinn machen denn die Goethe-, Schiller-, Klopstock- usw. - Häuser eigentlich? Klein Erna streift dort mit dem Kegelclub hindurch und hofft etwas vom Genius Loci zu erhaschen, in der irrigen Erwartung, daß von den Gesimsen etwas Musengeist auf sie heruntertropft? Umgekehrt wird ein Schuh daraus, das G. - haus z.B. in Frankfurt ist ein schönes Beispiel für ein Patrizierhaus seiner Zeit, aber so sahen viele aus, nur der Umstand, daß Jung-Wolfgang dort herumsprang, verdanken wir seinen Wiederaufbau und einen Blick durchs Fernglas in eine andere Zeit. Goethe aber dürfte kaum aufgrund der Raumverhältnisse zu dem geworden sein, als der er der Nachwelt überliefert ist, sondern aufgrund der Erziehung seines Vaters und den vielen Eindrücken, die er in Frankfurt erhielt.
    Insofern ist der Aufhänger stets ein dünner Faden, aber es wäre zu wünschen, wir hätten hunderte von Goethes', so stünden hundert schöne alte Gebäude mehr und die Brücke in unsere Vergangenheit wäre etwas breiter und prächtiger.

    Dich will ich loben : Häßliches,
    Du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet, flieht,
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut auf Dauer.

    R. Gernhardt

  • Heute im Feuilleton der FAZ ein großer Artikel zu den Spolien. Demnach sind rund 300 vorhanden - Bartetzko plädiert wieder für großzügigegen Einbau - aber hunderte (!) der geborgenen Spolien sind mittlerweile verschwunden.

  • Ja, das Thema hatten wir hier auch schon mal kurz angesprochen. Ich meine auch, daß es grundsätzlich besser ist, einige nicht aus dem heutigen TR-Areal stammenden Spolien an der "falschen" Stelle wieder einzubauen, denn ansonsten verrotten sie weiter im Depot.

    Zwei Voraussetzungen würde ich allerdings nennen:

    - Die Spolie muß sich halbwegs harmonisch in den Neubau einfügen, es muß passen.

    - Der heutige Standort des historischen Gebäudes, von dem die Spolie stammt müßte so beschaffen sein, daß aufgrund der baulichen Situation eine Rekonstruktion des Gebäudes (und damit der Einbau der Spolie am Orginalort) auch in naher Zukunft nahezu ausgeschlossen ist.

    Das wäre zum Beispiel bei den Fassadenteilen des Salzhauses nicht der Fall, bei Teilen aus dem heutigen Gebiet der Berliner Straße hingegen vermutlich schon. Denn diese Straße wird Frankfurt wohl nicht mehr loswerden.

  • Naja, die Berliner Straße werden wir in der heutigen Form sicher los, so Gott will. Die einst dort befindliche Altstadt (Schnurrgasse mit Quergassen) steht aber schon wegen ihres - im Vergleich zur Altstadt südlich der Braubach - geringen kulturhistorischen Wertes sowie aufgrund des selbst optimistisch betrachtet katastrophalen Katasters (sehr hohe, fast ausschließlich barocke Bauten auf einem zutiefst mittelalterlichen Straßengrundriss, die meisten Straßen waren wesentlich düsterer als in der viel älteren Altstadt zwischen Dom und Römer) wohl selbst in ferner Zukunft nicht zur Rekonstruktion.

  • In der FAZ vom 25.01. stand ein Artikel, daß der Wiederaufbau des Rebstocks von einer Expertenkommission für machbar erklärrt wurde. Außerdem wurde über einen möglichen Totalabriß des Parkhauses diskutiert werde und als Standort für das Historische Museum eine Überbauung des "Archäologischen Gartens" im Gespräch sei. Das mit dem Rebstock ist sicher gut. Vom Rest weiß ich nicht was ich halten soll.

  • Zitat von "Neußer"

    Was es da nicht für Möglichkeiten gibt. So viele Projekte, alleine in Frankfurt. Wenn man einiges davon umsetzen könnte, wäre Frankfurt a. M. wohl einzigartig in der Welt. Denn wo kann man schon von einer Altstadt mit Fachwerkhäusern direkt zu einer modernen Hochhausbebauung durchspazieren? Die Stadt Frankfurt hat zwar sehr viel verloren, aber mit einer gelungenen verteilung sehenswerter historischer Bauten im Stadtgebiet, ließe sich eine Menge erreichen. Mir fehlt da nur häufig die Gedult. Das muß schneller gehen. :wuetenspringen:


    Es macht mich ohnmächtig zu sehen, das in einer breiten, richtigen und wichtigen Diskussion über den Wiederaufbau einiger Altstadthäuser debattiert wird und gleichzeitig immer noch wertvolle Gebäude im Westend/Sachsenhausen unter der Abrissbirne verschwinden.

    Es macht mich darüber hinaus geradezu wütend, wenn ich in einem Artikel lesen, das anwohnende Geschäftsleute/Wirte des technischen Rathauses sich jetzt schon über den zu erwartenden Baulärm beschweren und dieses Argument für eine Bewahrung der trostlosen 70iger-Jahre Kulisse verwenden. Was bilden sich diese Anwohner überhaupt ein? Hier geht es um eine gestalterische Diskussion bei der am Ende alle provitieren werden. Es ist in der "Weltmetropole" ein unglaublicher Provinzmief verbreitet, dessen Protagonisten tatsächlich denken, die vielen asiatischen/US-Touristen kämen wegen der tollen Hochhäuser nach Frankfurt. Diese im weltweiten Vergleich lächerliche Skyline zieht hundertprozentig keinen Touristen ins alte Europa.

    Frankfurt steht als touristisches Ziel und wirtschaftlicher Standort nicht mit Stuttgart, Hannover oder Duisburg im Wettbewerb, sondern mit globalen Metropolen. Ein unverwechselbares Profil mit "weichen Faktoren" wie urbane Kultur und einzigartigen Sehenswürdigkeiten, ist für die Stadt-Vermarktung deshalb unverzichtbar.

    Wenn das die Entscheidungsträger, Bürger und Wirtschaftsführer in der Rhein-Main-Metropole nicht begreifen, dann darf man sich nicht wundern, das z.B. in 5-10 Jahren wichtige Welt-Messen nicht mehr in Frankfurt sondern woanders stattfinden. Eine Stadt von der man spricht, muss aus Vermarktungssicht eine Geschichte erzählen: Die Skyline erzählt eine langweilige Geschichte, der Krönungsweg, die Altstadt dagegen eine spannende und einzigartige Geschichte.

    ...

  • Zitat von "Robkriers"

    Die Skyline erzählt eine langweilige Geschichte, der Krönungsweg, die Altstadt dagegen eine spannende und einzigartige Geschichte.


    Wie wahr! :daumenoben:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Zitat

    Es macht mich darüber hinaus geradezu wütend, wenn ich in einem Artikel lesen, das anwohnende Geschäftsleute/Wirte des technischen Rathauses sich jetzt schon über den zu erwartenden Baulärm beschweren und dieses Argument für eine Bewahrung der trostlosen 70iger-Jahre Kulisse verwenden. Was bilden sich diese Anwohner überhaupt ein?


    Aber die Rekonstruktion einiger markanter Häuser ist doch schon beschlossene Sache!? Man wartet doch nur noch auf den Abriss des Rathauses. Oder habe ich da was falsch verstanden? Gibt das nun wieder ein hin & her wie bei den Stadtschlössern in Potsdam und Berlin? Hm, das ist wohl erst als sicher zu betrachten, wenn das erste Haus steht.

  • Zitat von "Neußer"

    Aber die Rekonstruktion einiger markanter Häuser ist doch schon beschlossene Sache!? Man wartet doch nur noch auf den Abriss des Rathauses. Oder habe ich da was falsch verstanden? Gibt das nun wieder ein hin & her wie bei den Stadtschlössern in Potsdam und Berlin? Hm, das ist wohl erst als sicher zu betrachten, wenn das erste Haus steht.

    So ist es, trotz Beschluß, erstmal abwarten bis das erste Haus steht.

    ...

  • Vorhin wurde der Frankfurter Fastnachtsumzug im hr-Fernsehen übertragen...

    Als die Kamera die Ostzeile zeigte, schwärmten die beiden Fernsehkommentatoren von der Schönheit dieser Häuser und wiesen auf den baldigen Abriss des "potthässlichen" Technischen Rathauses hin. Einer der Kommentatoren sagte, er freue sich bereits auf die geplanten Rekonstruktionen... :zwinkern:

  • Sehr schön! :gg: Solche Aussagen sägen beständig am Elfenbeinturm der modernistischen Architekten....

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Vorhin wurde der Frankfurter Fastnachtsumzug im hr-Fernsehen übertragen...

    Als die Kamera die Ostzeile zeigte, schwärmten die beiden Fernsehkommentatoren von der Schönheit dieser Häuser und wiesen auf den baldigen Abriss des "potthässlichen" Technischen Rathauses hin. Einer der Kommentatoren sagte, er freue sich bereits auf die geplanten Rekonstruktionen... :zwinkern:

    Noch mehr solche Reportagen, und der gemeine BDA-Modernist bezeichnet Rekos künftig statt Disneyland als "Fastnachts-Architektur"... :zwinkern:

  • Schlechte Neuigkeiten:

    Wie wir soeben erfahren haben, muss die Stadt aufgrund eines ähnlich lautenden Gerichtsurteils in NRW die Auftrag für das TR-Areal europaweit ausschreiben. Das bedeutet, dass sich das gesamte Projekt um etwa 1 Jahr verzögert. Bisher ging die Stadt Frankfurt davon aus, dass es eine gerichtsfeste Lösung für das Problem geben könnte und man den Auftrag direkt an die FAAG und doe OFB geben könnte. Weitere Details sind uns z.Zt. nicht bekannt.

  • Um etwas Panik herauszunehmen, es geht nur um den Aufrag für das Projekt, nicht das Projekt selbst. Am geltenden Magistratsbeschluss, der die Totalreko bevorzugt und sechs/sieben Vollrekonstruktionen garantiert, ändert sich weiter nichts.

  • Schade. Die Dresdner bräuchten dringend ein Vorbild, wie man es besser macht!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!