Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Ich muss zugeben, dass ich damals ähnliche Bedenken hatte. Natürlich war ich Feuer und Flamme für das Projekt und war bei meinem ersten Besuch in Frankfurt 2018 etwas enttäuscht, dass man noch so wenig sehen konnte. Ich habe dann das Initiativtreffen des Vereins 2019 für meinen ersten "richtigen" Besuch genutzt, aber hatte doch ein wenig Angst, es könnte mir gar nicht gefallen. Was, wenn das, wofür man sich so begeistert und einsetzt in der Realität gar nicht so erstrebenswert ist?

    Letztendlich war ich von der Wirkung in Echt eigentlich sogar positiv überrascht, allerdings kannte ich das Projekt durch das Forum natürlich schon recht genau und habe mir keine Illusionen über die Größe und Ausgestaltung des Areals gemacht.

    Zunächst sollte man sich klar machen und seine Erwartungen dementsprechend anpassen, dass es sich eben nicht um eine alte, sondern um eine neue Altstadt handelt. So etwas kennt man halt sonst von nirgendwo.

    Wodrum es meiner Meinung nach viel mehr geht, ist die Frage der städtebaulichen Qualität. Es ging mir nicht um die Frage, ob sich das wirklich wie eine jahrhundertealte Altstadt anfühlt - wieso sollte es auch? Etwas alt wirken zu lassen, obwohl es gar nicht alt ist, wäre doch wirklich "fake". Nein, es ging mir um die Frage, ob man hier einen gelungenen Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität erschaffen hat - und die Antwort ist eindeutig ja. Die Kleinteiligkeit und Gemütlichkeit, die Details, die Ecken und Winkel und die harmonischen Formen haben einen Ort geschaffen, an dem man sich gerne aufhält. Sogar die modernen Fassaden haben mich weniger gestört, als ich gedacht hätte, weil sie sich in das Gesamtkonzept einfügen.

    Einzig mit dem Gerüst entlang des Krönungsweges konnte ich irgendwie nichts anfangen. Ansonsten gehörte alles, was mich an den neuen Stadträumen störte, zu den umliegenden Bereichen und gar nicht zur neuen Altstadt selber. Mit anderen Worten: Das einzig wirklich bedauernswerte an der neuen Altstadt ist, dass sie so klein ist.

    Wenn man sich für Rekonstruktionen begeistert, ist die Frankfurter Altstadt ein absolutes Muss, und so weit ist es von Köln ja wirklich nicht :wink:

  • Was für ein schönes Plädoyer Centralbahnhof, das anekdotisch herausarbeitet, worum es eigentlich geht. Es geht nicht um ein Zurück in irgendeine Nostalgie vergangener Tage. Es geht um ein mächtiges zeitgemäßes Werkzeug für qualitativen Städtebau und Architektur mit dem Anspruch dem öffentlichen Raum, den Menschen dort, wieder zu dienen. Wenn die heutigen modernen Versuche in vielen Fällen so derart augenscheinlich versagen, wer würde dann nicht auf Erprobtes zurückgreifen? Es ist wie wenn man ein Gericht zubereitet. Man probiert mal etwas ganz neues aus, es misslingt. Man probiert es immer mal wieder, doch wenn dann nicht irgendwann sich der Erfolg einstellt, dass man ein Gericht hat, das vergleichbar ist mit der Qualität seiner sonst bekannten Küche, wird man versuchen wieder mit den erprobten Mitteln zu arbeiten, wieder mehr am Rezept sich zu orientieren.

  • Mir geht es in erster Linie um Flair und Atmosphäre, und wenn das in der neuen Altstadt gegeben ist, dann freue ich mich.

    Altstädte müssen für mich Gemütlichkeit ausstrahlen, zugleich aber Belebtheit, Orte sein, an denen man sich einmal gerne niederlässt, um ein Eis zu essen oder einen Kaffee zu trinken. Rekonstruktionen sind oft schön und gut, aber das Feeling muss einfach stimmen.

    Das Bekenntnis zur reinen Architektur hat seine Berechtigung, aber das ist nicht alles. Für eine gewisse Wirkung kommt es auf die Details an. Ich finde zum Beispiel, dass es immens viel ausmacht, wie sich eine Altstadt oder überhaupt ein Stadtviertel ihren/seinen Besuchern präsentiert. Ich lasse mich von Kleinigkeiten hinreißen, wie einer Bank neben einer Haustür, üppig bepflanzten Blumenkästen vor den Fenstern, eine Kletterpflanze, die sich eilig ihren Weg über ein Spalier an der Fassade sucht. Das alles gehört für mich einfach zum Flair eines lebenswerten und liebenswerten Viertels dazu. Wenn das fehlt vermisse ich etwas.

    Ein Beispiel: vor Jahren besuchte ich wiedermal das Freilichtmuseum in Kommern. Jeder, der im Köln-Bonner-Raum lebt, kennt es.

    Dort betrat ich das weitläufige Areal und in der ersten Baugruppe fiel mir sofort auf, dass man sämtlichen Bewuchs an den Häusern: Wildblumen, Rosen, Hagebutten, Stockrosen entfernt hatte und die Oberfläche des Platzes komplett mit grauen Steinen bestreut hatte. An den schwarzweißen Fachwerkhäusern sah man kein grünes Fleckchen mehr. Ich war schockiert. Eine E-Mail-Korrespondenz mit dem Museumsdirektor brachte Klarheit: aufgrund von Entwässerungsproblemen und daraus resultierenden Schäden und einem Schädlingsbefall hatte man die Maßnahmen getroffen. Besserung war aber in Sicht. Tatsächlich sieht es heute wieder fast wie früher aus. Das zeigt, wie wichtig solche Dinge für die Gesamtwirkung sind.

    Wenn ich mir heutzutage viele Städte angucke, dann blicke ich auf leere Fassaden, leere Eingangsbereiche. Und ich rede hier von tatsächlichen Plätzen und Fußgängerzonen und nicht von Wohnblocks an dicht befahrenen Straßen. Den Menschen sind solche Dinge einfach nicht mehr wichtig oder sie haben keine Zeit mehr dafür, wie ich oft hören konnte. Was nützt einem eine noch so umsichtig gestrichene Fassade, wenn man nicht sehen kann, ja, hier lebt jemand und hat dem Haus seinen eigenen Charakter gegeben?

    Noch ein Beispiel: beim Durchzappen sah ich vergangenen Sonntag, dass der ZDF-Fernsehgarten (die älteren unter euch erinnern sich) in Wittenberg zu Gast war. Der Marktplatz hat unzweifelhaft toll herausgeputzte Fassaden, aber auch hier konnte ich nur ein Haus erspähen, wo die Mieter Blumenkästen mit Geranien vor den Fenstern hatten. Ansonsten viel blendendes Weiß und Grau und viele leere Verbundglasfenster in Barock- und Gründerzeitfassaden. Teils schön anzusehen, aber für mich kein Grund mich dort wohl zu fühlen oder länger zu verweilen.

    Ich will damit nur sagen: für mich braucht es vieles, damit ich ein Wohnviertel tatsächlich genießen und schätzen kann.

    Ich lasse mich auf Frankfurt ein und bin gespannt, ob mich die Altstadt packen kann oder doch eher ratlos zurücklässt. :) ;)

  • Auch wenn nur ein winziger Teil der ursprünglicher Altstadt aufgebaut wurde, so hat sich die Stadt doch grundlegend geändert. Vorher gab es Besucher, die dachten die Stadt sei erst 60 Jahre alt. Es gab Bewohner, die wussten noch nicht einmal, dass Frankfurt am Main eine Altstadt besaß. Mit dem Bau der Altstadt gab es einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Selbstwahrnehmung der Stadt. Einhergehend mit dem DomRömer-Projekt gab es hunderte Veröffentlichungen zur Altstadt und zur Stadtgeschichte. Die Geschichtsvergessenheit der Nachkriegszeit, der Verdrängungsmechanismus bezüglich der Kriegszerstörungen wurde durchbrochen. Die Stadt nimmt sich jetzt nicht mehr nur als Konsum- und Eventstadt mit einer Ansammlung von Wolkenkratzern für Banker wahr, sondern hat sein historisches Herz wieder entdeckt. Das die Stadt nach Fertigstellung der Altstadt auch (vor Corona) noch als Destination zulegen konnte (mehr Besucher, Ausweitung der Aufenthaltstage, Schaffung neuer Arbeitsplätze, höherer Umsatz in der Innenstadt) kommt als schöner, wirtschaftlicher Nebeneffekt hinzu.

    ...

  • Möchte hierzu auch noch meinen Senf dazu geben. Zu dem Thema hatte ich früher schon geschrieben, dass dieses Viertel wohl erst im Lauf der Jahre/Jahrzehnte seinen Charme bekommen wird.

  • Wegen einer freundschaftlichen Verbindung an der Oper Frankfurt sind wir in den letzten Jahre ziemlich oft dort. Vorhin-- bevor die neue Altstadt rekonstruiert wurde-- hat mich die Stadt nicht interessiert. Ich wusste natürlich dass auch moderne Städte schön sein können, und dass die moderne Hochhausarchitektur in Frankfurt etwas ungewöhnliches für Europa war. Aber, da ich in jetzt in Boston wohne (früher in LA), San Francisco sehr gut kenne, und New York City regelmässig besuche, schien es mir nicht notwendig nach Europa zu fliegen nur um ein nettes Skyline zu bewundern. Das Fehlen von erstklassigen alten Grossbauten (in Gegensatz zu Köln) und einem Altstadt-Areal machte Frankfurt für mich überflüssig. (Ehrlich gesagt, die scheußlichen Bausünden Technisches Rathaus und Stadtmuseumanbau, in ihrer Provinzialität ekelten mich.) Damit habe ich Frankfurt in seiner historischen Bedeutung und Lebensqualität zweifellos Unrecht getan.

    Jetzt aber sind die Bausünden gefallen, und eine Verbindung zwischen Römer und Dom erhöht den aesthetischen Wert von beiden Bauwerken. Vor allem gibt es mit dem Hühnermarkt einen Ort zu verweilen, wie Begas es sich wünscht! Wir sitzen immer gern dort, auch wenn die Touristen vorbei strömen und das Essen eher durchschnittlich ist: das passiert sowieso in jeder Europäischen Großstadt, und gehört doch zum Erlebnis.

    Es stimmt dass die Frankfurter Altstadt sehr klein und neu erscheint, kann auch nicht mit einer echten Altstadt verglichen werden. Es macht einen ganz anderen Eindruck als das viel größere, neu gestaltete Gesamtzentrum von Dresden mit seinen vielen erhaltenen historischen Bauten. Ich finde auch den Hildesheimer Markt ein befriedigenderes Ergebnis, wahrscheinlich wegen der einmaligen Schönheit der Fachwerkhäuser und auch weil der Hildesheimer Markt irgendwie besser in der umliegenden Stadtstruktur eingegliedert ist.

    Trotzdem schätze ich die neue Frankfurter Altstadt sehr. Für mich hat es eine wesentliche Verbesserung in meinem Stadterlebnis gebracht. Jetzt kann ich ganz in der Nähe übernachten (Motel One), und in zwei Minuten die schöne Römerplatz Ostzeile bewundern. Dann geht's weiter, entweder Richtung Dom mit Möglichkeit einer Tasse Kaffee vor der Goldenen Waage, oder Richtung Main, wo Frankfurt den grossen Vorteil einer Flusslandschaft genießt: ein Vorteil der jede Stadt aufwertet, und den ich früher einfach übersehen habe, weil mich keine Architektur gefesselt hatte. Abends geht's in die Oper, nur ein Paar Schritte entfernt. Wenn ich will, kann ich damit die ganze Misere des Nachkriegswiederaufbaus einfach vermeiden. Dasselbe Erfahrung kann ich auch in Köln übrigens geniessen, wenn ich mal mit der Bahn ankomme und nur in der kleinen "Altstadt" übernachte und verweile. Mit Dom, Gross St Martin und mehreren Museen von Weltklasse, liess es sich dort doch ein Zeitlang aushalten!

  • Ich finde es immer spannend, wie doch für jeden andere Punkte zentral und wichtig sind.

    Eine gewisse Illusion zu erzeugen, gehört zu einer erfolgreichen Rekonstruktion gewiss dazu. Die Illusion von Heimeligkeit, Vertrautheit und Althergebrachtem. Das ist keineswegs etwas Schlechtes, sondern tut den Menschen gut. Mit Altstädten kann man sich lokal verbunden fühlen und in die Vergangenheit abtauchen. Neue Altstädte können solche Gefühle ebenfalls hervorrufen, wenn sich die Planer eben nicht auf den schnelllebigen Lebensstil sondern auf ein Erleben konzentrieren.

    Köln ist übrigens ein gutes Beispiel für das bewusste Erleben, das ein gutes Gefühl erzeugt. Die sogenannte Altstadt am Rheinufer um Groß St. Martin ist, wie jeder weiß, fast ausschließlich ein Ergebnis des Wiederaufbaus, allerdings in einigen Teilen basierend auf den Umbauplänen (Altstadtgesundung) der Nazi-Zeit. Der Häusertypus, der dort oft zu sehen ist, hat nur rudimentär etwas mit den mittelalterlichen Häusern zu tun. Vielmehr werden Neuschöpfungen und formelle Nachbildungen der 30er Jahre widergespiegelt, was auch oft deutlich zu sehen ist. Es reichen aber die Formen der hohen schlanken Häuser, die engen Gassen und die Kneipen, um die Altstadt zum Erlebnis zu machen und Besuchern ein gutes Gefühl zu geben. Tatsächlich alte Häuser braucht es gar nicht. Einfach raus aus der Hektik des städtischen Verkehrs und rein ins Flanieren.

  • Begas ich denke es geht nicht nur um Illusion. Diese Rekonstruktionen zeigen auch das früher meistens schöner gebaut wurde als heute. Die meisten der heutigen Bauten sind kalt und einfallslos. Irgendwie passt es aber zu unserer heutigen Gesellschaft (Sorry) Wenn ich in die Toskana fahre fühle ich mich sofort wohl und Zuhause. In der Nachkriegszeit musste einfach gebaut werden damit die Menschen wieder ein Dach über dem Kopf hatten. Heute wird gebaut, damit die Investoren sich ein schönes altes Gebäude am Meer kaufen können. ?

  • Ich verstehe, was Du meinst, finde aber, dass man hier nach der Frage des Potenzials urteilen sollte.

    Ich will es so erklären: Das schwierigste, was man in einer Stadt verändern kann, ist wohl der Stadtgrundriss. Straßenschneisen zu verschmälern, Plätze zu vergrößern oder zu verkleinern, ist nur mit sehr großem Aufwand zu erreichen.

    Direkt danach kommt die Architektur. Der Eigentümer muss willens für einen Umbau sein, den richtigen Geschmack und das genügende Kleingeld haben, das Bauamt muss die Pläne absegnen. Und in komplett wieder bebauten Städten wir Nürnberg oder Köln müssten viele, viele Eigentümer neu bauen, damit sich die Situation überhaupt substanziell verbessern würde.

    Was sich dagegen recht einfach ändern lässt, sind Straßenbelag, Stadtmöbelierung, Blumenkübel oder Straßenlaternen.

    Das Potenzial einer historischen Altstadt mit unbefriedigender Ausstattung (so wie deiner Meinung nach Wittenberg) ist also sehr groß, mit geringen Mitteln viel zu erreichen. Das Potenzial einer 50er-Jahre-Stadt, die alles liebevoll mit schönen Bänken, Kopfsteinpflaster und Blumenkübeln dekoriert hat, ist dagegen praktisch ausgeschöpft und nur mit größerem Aufwand zu erhöhen.

    Ich finde deswegen, dass man bei teilweise noch etwas steril wirkenden oder unbelebten Rekonstruktionsvierteln nicht von Anfang an Perfektion erwarten sollte, aber das Potenzial enorm nach oben gesteigert wurde.

  • Eine gewisse Illusion zu erzeugen, gehört zu einer erfolgreichen Rekonstruktion gewiss dazu. Die Illusion von Heimeligkeit, Vertrautheit und Althergebrachtem. Das ist keineswegs etwas Schlechtes, sondern tut den Menschen gut.

    Ja, ich stimme zu dass es natürlich keineswegs schlecht ist.

    Allerdings sehe ich Rekonstruktion nicht als Illusion. Sie ist für mich eine urbane Notwendigkeit für die es m.E. keine Alternative gibt. Die Modernisten haben z.b. in Dresden und in Frankfurt an so vielen Orten versagt, es gibt keine "moderne" Alternative zur historischen Altstadt. Die dritte und letzte Alternative wäre die Brache und somit das Gegenstück zur Urbanität , und auch diese Alternative fällt bereits aus Kostengründen völlig weg. Vor allem aber lässt sich die Brache als Anti-Urbanität im urbanen Context nicht dauerhaft aufrechterhalten.

    Die Empfindung "Vertrautheit" etc. lässt sich schwer messen. Der Dresdner Neumarkt z.b. müsste mir als Frankfurter, aufgewachsen zwischen Betonklötzen , völlig unvertraut sein. Ist er seltsamerweise nicht - eher ein Traum der wahr wurde. Die Frankfurter Altstadt ebenso, da ich als Kind nur das "Haus Wertheim" kannte wo wir uns im Sommer Brezeln und/oder Eis holten (es war eine Konditorei im EG), und ich mich als Kind immer wunderte "wie kommt denn dieses alte Haus in die moderne Stadt". (Es war das einzige den Krieg überlebende Fachwerkhaus in der Frankfurter Altstadt). Heute weiss ich, es ist umgekehrt und ich müsste eher fragen wie kommen denn die hässlichen Neubauten in die früher so schöne Altstadt.

    Mir müsste also die Frankfurt Altstadt ebenso unvertraut sein. Ist sie tatsächlich auch ein wenig, aber sie ist eher so eine Art "neues, schönes Wunder" das einem vielleicht (noch) nicht vertraut ist, aber es sehr bald wird. Da man einfach spürt: Es ist das richtige.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Das schwierigste, was man in einer Stadt verändern kann, ist wohl der Stadtgrundriss. Straßenschneisen zu verschmälern, Plätze zu vergrößern oder zu verkleinern, ist nur mit sehr großem Aufwand zu erreichen.

    Direkt danach kommt die Architektur. Der Eigentümer muss willens für einen Umbau sein, den richtigen Geschmack und das genügende Kleingeld haben, das Bauamt muss die Pläne absegnen. Und in komplett wieder bebauten Städten wir Nürnberg oder Köln müssten viele, viele Eigentümer neu bauen, damit sich die Situation überhaupt substanziell verbessern würde.

    Was sich dagegen recht einfach ändern lässt, sind Straßenbelag, Stadtmöbelierung, Blumenkübel oder Straßenlaternen.

    Es ist zudem so, dass auf Aufwertungsprojekte der Städte meist die Initiative privater Eigentümer folgt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Ursache etwa darin liegt, dass es dann mit solchen Entwicklungsgebieten auch mehr Förderung gibt, aber ich habe das unzählige Male bereits beobachten dürfen, dass auf eine Aufwertung das Straßenraums eine Sanierungswelle der angrenzenden Gebäude einsetzte.

  • Die angeblich hohen Baukosten hatten die Reko-Gegner beim DomRömer-Projekt umgetrieben. Mit Abzug der Einnahmen dürften diese bei etwa 100 Mio. Euro gelegen haben. Gestern ist die Gorch Fock zu ihrer ersten Rundfahrt nach der Sanierung aufgebrochen. Sanierungskosten: 135 Mio. Euro. Aber es kommt noch besser: Das neue Bundesbankgebäude dürfte deutlich über eine Milliarde Euro kosten: https://www.faz.net/aktuell/wirtsc…o-17625796.html

    Das sind 10x die Neue Frankfurter Altstadt...

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  • Die angeblich hohen Baukosten hatten die Reko-Gegner beim DomRömer-Projekt umgetrieben. Mit Abzug der Einnahmen dürften diese bei etwa 100 Mio. Euro gelegen haben. Gestern ist die Gorch Fock zu ihrer ersten Rundfahrt nach der Sanierung aufgebrochen. Sanierungskosten: 135 Mio. Euro. Aber es kommt noch besser: Das neue Bundesbankgebäude dürfte deutlich über eine Milliarde Euro kosten: https://www.faz.net/aktuell/wirtsc…o-17625796.html

    Das sind 10x die Neue Frankfurter Altstadt...

    Und das Geld sieht man dem Gebäude noch nicht mal an...

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Und das Geld sieht man dem Gebäude noch nicht mal an

    Ich fürchte, das ist einer der Gründe, warum die hohen Baukosten unter der Wahrnehmungsschwelle laufen. Bei schönen Gebäuden läuft bei vielen der Reflex "sieht aufwändig aus, muss also teuer sein", mit der Schlussfolgerung "hätte man es einfacher gehalten, weniger protzig, hätte man viel Geld sparen können", bei optisch einfach gestrickten Gebäuden geht man davon aus, dass es so oder so eine kostengünstige Lösung ist, und achtet nicht mehr auf den Preis. (Wenn die Leute mehr drauf achten würden, würde sich hier freilich auch Protest regen.)

    Um das zu überwinden, muss man 2 Schritte gehen: erstens, dass gute Gestaltung einen höheren Preis wert ist, und zweitens muss man wahrnehmen, dass klassisch schön wirkende Gestaltungen auch nicht unbedingt teurer sind als aufwendig hergestellte einfache Gestaltungen.

  • Ich fürchte, das ist einer der Gründe, warum die hohen Baukosten unter der Wahrnehmungsschwelle laufen. Bei schönen Gebäuden läuft bei vielen der Reflex "sieht aufwändig aus, muss also teuer sein", mit der Schlussfolgerung "hätte man es einfacher gehalten, weniger protzig, hätte man viel Geld sparen können", bei optisch einfach gestrickten Gebäuden geht man davon aus, dass es so oder so eine kostengünstige Lösung ist, und achtet nicht mehr auf den Preis. (Wenn die Leute mehr drauf achten würden, würde sich hier freilich auch Protest regen.)

    Um das zu überwinden, muss man 2 Schritte gehen: erstens, dass gute Gestaltung einen höheren Preis wert ist, und zweitens muss man wahrnehmen, dass klassisch schön wirkende Gestaltungen auch nicht unbedingt teurer sind als aufwendig hergestellte einfache Gestaltungen.

    Sehr gut zusammengefasst! Interessant ist , dass z.B. in Frankfurt in der Regel nicht über Baukosten von Hochhäusern und anderen Großbauten geredet wird oder zu hohe Baukosten kritisiert werden. Dagegen waren angeblich zu hohe Kosten beim DomRömer-Projekt von Anfang an bei Altstadtkritikern ein großes Thema.

    ...

  • Mal wieder Stephan Trüby aufgewärmt, der nochmals in der klassischen "Antifa"-Argumention vorgeben darf, dass das, was man real zu lesen und hören bekommt, ja eine Täuschung "rechter" Kreise sei. Und der selbst ernannte Experte "gegen rechts" ist somit dazu erkoren, das zu decodieren, was seiner Meinung nach "in Wirklichkeit" dahinter steckt.

    Und plötzlich behauptet derjenige Trüby, der einst nur mit nur mit Widerwillen bekundete, er werde vielleicht irgendwann mal in der Frankfurter Altstadt einen Kaffee trinken, er sei nicht gegen Rekonstruktionen und traditionell beeinflusste Architektur. :lachen: Ich denke, hier hat mal wieder ein ganz anderer "Kreide gefressen" und möchte die Öffentlichkeit täuschen. Somit inszenieren sich Leute wie Trüby als gutmeinende "Warner" und als solche, die für eine "bessere Gesellschaft" eintreten würden.

    Recht typisch für solche Leute: Vieles, das sie angreifen, ist eine Projektion dessen, was sie in Wirklichkeit selbst sind.:zwinkern:

    Ansonsten ein halbwegs gemäßigter, nicht übelmeinender podcast, dem aber leider mangelt, das nur ausgiebig mit den Kritikern der Altstadt, nicht aber mit deren Befürwortern gesprochen wurde. (Abgesehen von Nutzern, z.B. einem Gastronomen)

    Das Herz der Stadt voller Widersprüche - Frankfurts Neue Altstadt

    https://www.hr-inforadio.de/podcast/kultur…sode-97212.html