Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Klasse, danke!

    So sehr ich Bäume mag... Aber ausgerechnet an der Goldenen Waage dieses Teil, welches den Genuss der wichtigsten Fassade im Areal verstellt?! Der sollte weg und durch ein niedriges Kugelbäumchen ersetzt werden, wenn überhaupt. Vor das spröde Haus am Dom kann ja dafür ein größerer Baum. ;)

    Sehe ich jetzt etwas anders - Urbanität und Bauwerke sollten schon irgendwie miteinander in Verbindung gebracht werden. Dieser Spagat ist nicht immer ganz einfach und da kommt es auch schon mal vor, daß ein Bäumchen vielleicht unglücklich plaziert wurde. Aber Kugelbäume? Die passen doch überhaupt nicht in unsere Kultur.

  • Sehe ich auch nicht so. Die Platane macht die Situation dort erst richtig urban und heimelig. Gerade durch den Baum wirkt es, als würden die Gebäude dort schon Jahrhunderte stehen. Außerdem verdeckt er die Fassade der Goldenen Waage nicht wirklich, sondern eher die Fassade des Hauses am Dom. Und das ist gut so, denn das Haus am Dom ist der eigentliche Störfaktor an dieser Stelle.

  • Nein, ich muss hier Stadtbildfreund erbse bedingungslos recht geben. An dieser Stelle hat ein Baum nichts zu suchen. Für heimelige Ecken soll man sich weniger bedeutendere, anonymere Fassaden aussuchen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vor Ort stört der Baum aber wirklich gar nicht. Da gibt`s in Frankfurts Innenstadt wirklich 1000 andere Dinge über die es sich aufzuregen und schreiben lohnt.

  • Genau. Der Baum steht genau an der richtigen Stelle, mit seinem Schatten schützt er sogar die Goldene Waage vor zu viel Sonneneinstrahlung. Und diese Strahlung wird eher immer aggressiver werden. Deshalb sind solche Bäume Gold wert.

  • Der Baum steht eben nun. Ich halte es da wie "Andreas", dass man sich wirklich über Wichtigeres in Frankfurt aufregen kann. Vielleicht wird er in Folge des Klimawandels ja irgendwann vertrocknen. Dann braucht man keinen Baum nachpflanzen. Aber "Goldsteins" Theorie von der Sonneneinstrahlung ist schon reichlich schräg, um es mal so zu sagen. Erstens habe ich noch nie gehört, dass Sonne einem Fachwerkhaus schadet. Es ist ja nicht aus Butter oder Leberwurst. Zweitens liegt die Goldene Waage in einer stark von der Sonne "geschützten" Stelle. Eigentlich scheint Sonne nur in den frühen Morgenstunden ein wenig auf das Haus. Danach spenden der Domturm und das Stadthaus Schatten. Ab der Mittagszeit, wenn die Sonne im Süden steht, kommt gar nichts mehr. Vom Belvederchen abgesehen. Aber das soll ja etwas Sonne abbekommen, und dort steht auch der Baum nicht.

  • Ich war vor 2 Wochen auch endlich dort. Sehr schön und auch viel los. Die Straße hinterm Lämmchen ist leider etwas weniger frequentiert, hat etwas von ner Seitenstraße. Verglichen mit Dresden ist es eben aber eine (gefühlt) winzige Fläche, sodass man leider schnell durch ist.

  • Die Frankfurter Altstadt ist an der Stelle eben sehr kompakt. Gerade die Wege durch die Hinterhöfe machen es natürlich erst intensiver und ausschweifender. Eine spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Fachwerkaltstadt ist aber eben was anderes als eine überwiegende Barockaltstadt. Dennoch gilt es natürlich, das Projekt Stück für Stück auszuweiten. Die ganze Frankfurter Altstadt war ja im Grunde flächenmäßig gar nicht so riesig, aber eben sehr verwinkelt und mit exzellenter Qualität bestückt.

    Den Baum finde ich weiterhin blöd, da bleibe ich dabei. Allein schon, weil die zum Dom gerichtete Fassade der Goldenen Waage dank diesem Stengel praktisch unfotografierbar ist. Weg damit.

  • Ich finde generell, dass man in den vergangenen Jahrhunderten die Belange der Hobbyfotografen des 21. Jahrhunderts zu wenig berücksichtigt hat. Unter diesem Gesichtspunkt müsste man einige Altstädte nochmal durcharbeiten. Schliesslich ist die Fotografierbarkeit eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste (ach was sag ich - das einzige!) Kriterium für Rekonstruktionen und Restaurierungen!

  • UrPotsdamer, lustige Polemik, aber auch nicht mehr. Man kann durchaus kritisieren dass heutzutage viele Baudenkmäler durch unüberlegt positionierte Bäume in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Das stelle ich auch in Stuttgart vielerorts fest. Nichts gegen Natur in der Stadt, aber was habe ich von einer wertvollen und schönen Fassade wenn sie von Bäumen verdeckt wird? Ich finde, beides sollte gleichberechtigt existieren aber nicht zum gegenseitigen Störfaktor werden. Das ist eine Kunst, die heute wohl nicht mehr selbstverständlich beherrscht wird.

    In dubio pro reko

  • Im vorliegenden Fall handelt es sich um a) einen ca 40 Jahre alten Baum und b) ein zwei Jahre altes Haus. Möchte sich irgendwer die Empörung vorstellen, mit der wir konfrontiert werden, wenn der Baum weichen muss? Mit der Begründung, sonst könne man die schöne neue Fassade ja gar nicht fotografieren?
    Grundsätzlich sehe ich das ja durchaus ähnlich - gerade wurde hier in Potsdam die Charlottenstraße völlig gegen die Tradition mit Bäumen versehen, weil sie der Bevölkerung zu kahl war (und diese Bäume verstellen nun den Blick auf die friderizianischen Fassaden). Aber Bäume sind lebendige Wesen, d.h. irgendwann (wahrscheinlich spätestens im übernächsten Dürresommer) sterben sie, und dann kann man sich neu überlegen, ob man nachpflanzen will. Eine solche Forderung, Bäume abzuholzen - und dann noch mit der Begründung, sie stünden den schönen Fotoaufnahmen im Weg - ist aber nur kontraproduktiv.

  • Vor Ort ist der Baum nicht so störend, er lenkt immerhin auch vom hässlichen „Haus am Dom“ ab (das wesentlich störender ist) und gibt dem Platz etwas ‚Gemütlichkeit‘. Bzgl der leeren Gassen/Hinter dem Lämmchen: die meisten Touristen meinen vermutlich, dass Krönungsweg und Hühnermarkt alles ist (dementsprechend sind diese Bereiche überlaufen)- wir erkunden natürlich jeden Winkel und das mehrmals, schauen, wo noch ein unentdeckter Hof ist oder suchen nach liebevoll gestalteten Fassadendetails, die die meisten Leute wohl kaum registrieren. Das wird sicherlich noch kommen, wenn die Altstadt bekannter wird. Und ich war ganz froh, dass man sich an manchen Ecken ungestört bewegen kann.

  • Im vorliegenden Fall handelt es sich um a) einen ca 40 Jahre alten Baum und b) ein zwei Jahre altes Haus.

    Das ist doch der Punkt. Der Baum wurde gepflanzt als noch kein Mensch daran dachte, dass sich an der Stelle einmal wieder eines der bedeutendsten Frankfurter Altstadthäuser erheben würde. Daher ergibt sich jetzt, da dies eingetreten ist, eine gänzlich neue Situation, bei der man zumindest abwägen kann was die größere Existenzberechtigung hat.

    Da aber einige hier schreiben die Beeinträchtigung wäre nicht groß (ich war noch nicht vor Ort), kann man es ja auf sich beruhen lassen.

    In dubio pro reko

  • Das ist doch der Punkt. Der Baum wurde gepflanzt als noch kein Mensch daran dachte, dass sich an der Stelle einmal wieder eines der bedeutendsten Frankfurter Altstadthäuser erheben würde. Daher ergibt sich jetzt, da dies eingetreten ist, eine gänzlich neue Situation, bei der man zumindest abwägen kann was die größere Existenzberechtigung hat.
    Da aber einige hier schreiben die Beeinträchtigung wäre nicht groß (ich war noch nicht vor Ort), kann man es ja auf sich beruhen lassen.

    Der Baum passt sehr angenehm ins Gesamtbild und gibt der Ecke etwas natürlich gewachsenes. Als ich im letzten Jahr dort war, lag es nicht zuletzt an diesem Baum, dass ich nicht sofort erkennen konnte, wo die "neue" Altstadt endet und wo etwas schon länger steht. Und insbesondere jetzt im heißen Sommer dürfte dieser Baum eher für Wohlgefallen als für Missstimmung unter den Besuchern sorgen.

  • Bäume sind im Stadtraum ungemein wichtig. In Düsseldorf wurde vor einigen Jahren mal ein großer Baum in der Mitte einer Straßengabelung gefällt. Seitdem ist diese Stelle sehr kahl und wirkt trostlos. Ärgert mich heute noch. Der Baum in Frankfurt sollte stehen bleiben. Etwas Grün wertet die Szenerie auf. Auch sehr wichtig finde ich den einzelnen Baum am Sockel des Berliner Nationaldenkmals. Der muss auch unbedingt bleiben.

  • Bäume sind auch für die klimatischen Bedingen unheimlich wichtig, unbegrünte Flächen heizen sich schneller auf und kühlen langsamer wieder ab. Gerade für eine Stadt wie Frankfurt ist die Vegetation wichtig.

  • Ich weiß nicht, wieso ich immer missverstanden werde? Machen wir hier Stille Post oder was?

    Ich habe doch ausdrücklich gesagt, dass die Natur unbedingt zur Stadt gehört. Jetzt redet ihr so, als ob irgendjemand generell Bäume aus dem Stadtbild verbannen wollte. Ich habe nur zum Ausdruck gebracht dass es gut überlegt sein will, WO man Bäume platziert. Wenn es auf Kosten von aufwändigen historischen Fassaden geht, die dadurch zum Großteil verdeckt werden, finde ich das eben sub-optimal. Architektur soll zur Geltung kommen und Bäume das Stadtbild ergänzend bereichern. Beides soll nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Nur um diesen Punkt ging es.

    Perfektes Beispiel wie beides wunderbar harmoniert ist für mich die Straße Unter den Linden in Berlin.

    In dubio pro reko

  • Genau, wir brauchen hier nicht das Pro und Kontra von Bäumen diskutieren, da werden wir ohnehin großen Konsens pro haben. Es geht aber um wohlüberlegte Standorte. Auch lassen sich Bäume durchaus versetzen.

    Wäre durchaus mal ein eigenes Thema wert. Ich ärgere mich regelmäßig über ungünstig platziertes Stadtgrün, welches wertvolle und sehenswerte Fassaden oder Aussichten und Blickachsen verstellt. Da fehlt heute das Gespür irgendwie. In der Gründerzeit gab es noch viel mehr Bäume in unseren Städten, sie störten aber praktisch nie, sondern waren sehr clever platziert, um die Architektur zu rahmen und sogar zu betonen. Eine Kunst, die im 20. Jahrhundert verloren ging und erst allmählich wieder entdeckt wird.