Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • jörg

    Nur bitte nicht aufgeben! Es scheint so, als gäbe es in Frankfurt ebenso "Dresdner"-Verhältnisse. Die mehr oder meist weniger fähigen Verantwortlichen dürften anscheinend überall aus dem selben morschen Holz geschnitzt sein.

    Wichtig bei der ganzen Debatte ist, wie ich finde, eine größtmögliche Informationoffensive gegenüber der betreffenden Bevökerung, die ihrerseits Druck auf die entscheidenden Stellen ausüben kann und auch wird, wie man ám Beispiel von Dresden gut nachvollziehen kann.

    Die Meldung "Um Gottes Willen, dann wollen die Leute ja noch mehr Rekonstruktionen!“ finde ich gut. Die haben anscheinend panische Angst! Sehr gut, das ist die Voraussetzung dafür, dass sie lauter Fehler machen werden, da ihnen ein kühler Kopf fehlt...

  • Ich war eben im Technischen Rathaus, und hab dort mal die Ergebnisse der Planungswerkstatt begutachtet (befinden sich wie schon die bei der Sonderaausschusssitzung erwähnten Schautafeln am Frankfurt-Modell).

    Also angesichts der Tatsache, dass die Rekonstruktionsbefürworter ja extrem nachteilig behandelt wurden, kann man mit den Ergebnissen sogar relativ zufrieden sein.

    Nebenbei noch eine Bitte: Alle die für die Rekonstruktion sind, und auch die Möglichkeit haben noch diese Woche beim
    Technischen Rathaus vorbeizuschaun, mögen dies auch bitte tun
    . Dort liegen nämlich Zettel aus, auf denen jeder Bürger
    die Möglichkeit hat, seine persönlichen Anregungen zu dem Areal aufzuschreiben
    und am eigens dafür aufgestellten Briefkasten
    beim Pförtner einzuwerfen.
    Ich persönlich hatte auch diese Möglichkeit genutzt und uA darauf hingewiesen, dass der Original-Grundriss wiederhergestellt werden muss,
    ganze Ensembles (vA die Gebäudegruppe vom Roten Haus bis zur Goldenen Wage) und nicht nur einzelne Gebäude rekonstruiert werden sollten,...

    Zu den Ergebnissen: Das Beste wäre natürlich Einer von euch geht mit einer Digicam hin, fotografiert die Plakate und stellt sie hier online.
    Ich persönlich bin ja leider kein Besitzer einer solchen. Also hier meine Zusammenfassung:

    Es sind 5 A1-oder A2-Plakate, auf denen in Stichpunkten die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen zusammengefasst wurden.
    Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, am Rebstock kein Hotel unterzubringen, sondern wenn schon dann so ein Backpacker Hotel. Wohnungen sollen ab den 2. OGs entstehen, die EGs zur Nahversorgung, Gastronomie, Spezialeinzelhandel, 1. OGs je nach Bedarf genutzt.
    Der Archäologische Garten soll öffentlich zugänglich bleiben und auch öffentlich genutzt werden. Als Beispiele wurden aufgeführt: Wachsfigurenkabinett (mein Favorit, "Madame Tussaud's" in Frankfurt quasi, oder auf frankfurterisch: "Frau Rauscher's" :D), Karrikaturenmuseum (auch nicht schlecht), Ausstellungen über Migration und Integration, und orientalisches Zentrum mit Moschee (meiner Ansicht nach absolut indiskutabel für diesen Ort, da hat sich wohl das KAV-Mitglied verewigt...).

    Eine Gestaltungssatzung wird abgelehnt, dafür soll eine Gestaltungsleitlinie mit einem Moderator (dahinter stand noch: "mit Macht") geben. Wobei, wenn dieser Moderator dann Dreysse oder Von Lüpke heißt, dann gute Nacht.
    Zur Braubachstraße hin spricht man sich für Lochfassaden aus, im restlichen Gebiet Putzfassaden mit davon unterscheidbaren Erdgeschossen (also steinern, man will aber auch Ausnahmen zulassen) und Fensterbändern. Materialien ansonsten Holz, Schiefer und roter Mainsandstein. Rekonstruktion wird scheinbar einstimmig gefordert für Rotes Haus, Goldene Wage, Goldenes Lämmchen und Haus Esslinger. Bei der Bebauung zwischen Rotem Haus und Goldener Wage, teilen sich die Meinungen, ob historisch oder modern.
    Für den südlichen Archäologischen Garten gab es (wie auch bei der Rekonstruktions-AG) zwei unterschiedliche Ansätze: Einerseits Schaffung eines durchgehenden Blocks von Langer Schirn bis zum Dom, andererseits Wiederherstellung des Tuchgaden. Forderung von "zurückhaltender Bebauung zum Dom hin".

    AG Rekonstruktion: Das Engel-Modell wird abgelehnt - der Original-Grundriss soll wiederhergestsllt werden, ansonsten gibt es aber zwei unterschiedliche Ansätze: Einerseits weitgehende Rekonstruktion, andererseits die Position der Befürworter der Moderne.
    Die Rekonstruktionsbefürworter fordern das Absenken der Tiefgarage um ein Geschoss und Bebauung in zwei Phasen, nämlich zuerst dem was sofort möglich ist, und in einer späteren Phase, nach Abriss von Kunstverein und Haus-am-Dom-Anbau, weitere Gebäude (Markt 8, Zu den 3Römern, Haus Mohrenkopf).
    Rekonstruiert werden sollen Ensembles (Hühnermarkt, Zu den 3 Römern, Rotes Haus, Goldene Wage - keine Ahnung was die da genau mit Ensembles meinen) und einzelne Gebäude (Rebstock, Esslingern, Goldenes Lämmchen, Klein-Nürnberg).
    Die Anhänger der Moderne fordern nur die Rekonstruktion der 4 eingangs genannten Gebäude. Desweiteren will man die Nachkriegsgebäude stehen lassen, den Nürnberger Hof zur Schirn hin verlängern (dessen Ostseite soll dann den westlichen Abschluss des Baublocks zwischen Lämmchen und Markt bilden) und die Parzellierung innerhalb dieses Baublocks und dem östlich des Hühnermarkts mehr oder weniger stark abändern (gab dazu auch eine Skizze). Kleinteilige Fassaden vor größeren Baublöcken werden abgelehnt.

    So, mehr fällt mir jetzt nicht ein. Wie gesagt, ich hoffe irgendein Digicam-Besitzer unter euch schafft es, noch diese Woche da vorbeizuschauen und die Plakate online zu stellen.

  • Vielen, vielen Dank an Jörg und Rohne für die Berichte!

    Und keine Sorge: Ich denke, weder Jörg noch irgendjemand von den anderen Beteiligten wird zu diesem Zeitpunkt ans Aufgeben denken.

    Außer den von Sauerländer verlinkten FR- und FAZ-Artikeln ist auch noch was in der FNP erschienen:

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=3255949\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=3255949

    Und dieser Kommentar:

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=3256308\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=3256308

    Übrigens habt ihr ja alle die Möglichkeit, auf den Seiten dieser drei Zeitungen selbst Kommentare zu verfassen. Einfach den Links folgen und dort dann entsprechend klicken. Ihr habt die Chance, eure Meinung kundzutun - nutzt sie!

    Und beherzigt zudem, was Rohne gesagt hat: Schaut beim Technischen Rathaus vorbei und schreibt dort eure Anregungen nieder! Jetzt bloß nicht nachlassen...

  • Interessante Infos, Rohne - danke für die umfangreiche Zusammenfassung. Auf den ersten Blick erscheint es mir im Moment als einzig ziemlich paradox, dass selbst die Modernisten für eine Rekonstruktion des Roten Hauses sind, aber den Tuchgaden nicht wieder herstellen wollen - wie sähe das denn bitte aus? :augenrollen:

    Auch eine Verlängerung des Nürnberger Hofes in Richtung Schirn erscheint mir etwas rätselhaft bzw. bildlich nicht vorstellbar.

    Ich werde diese Woche versuchen, dort mit der Kamera vorbeizuschauen.

  • Übrigens gibt es in der Rundschau mittlerweile auch einen Kommentar:

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/lokalnachrichten/frankfurt/?em_cnt=985369\r
    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_h ... cnt=985369

    Zitat

    Ein Jahr währte der Streit, ob Leute, die gegen eine Rekonstruktion argumentieren, die Heimat verraten. Ob andererseits Leute, die sich die unter Bomben verbrannte Altstadt zurückträumen, inkompetent und vor allem vorgestrig sind. Manche Schläge gingen dabei knapp unter die Gürtellinie.

  • Zitat von "RMA"

    Auf den ersten Blick erscheint es mir im Moment als einzig ziemlich paradox, dass selbst die Modernisten für eine Rekonstruktion des Roten Hauses sind, aber den Tuchgaden nicht wieder herstellen wollen - wie sähe das denn bitte aus? :augenrollen:

    Na, da sollst Du als Laie doch die "spannenden architektonischen Kontraste" bestaunen! :gg:

    Eine Unverschaemtheit, dass sie Joerg als Darmstaedter ausgeschlossen haben, obwohl er doch offensichtlich ein Experte ersten Ranges ist. Aber so wird eben der Buergerwille umgangen und von vornheraus ausgeschaltet da die Agende der zukunftsgerichteten Stadtplaner und Architekten unbedingt durchgesetzt werden muss. :traurigboese:

  • Heute hat sich laut FAZ der SPD-OB-Kandidat Frey für eine möglichst weitestgehende Rekonstruktion ausgesprochen. Damit wird dem Thema einen überaus großen Stellenwert bei den anstehenden Wahlen zugesprochen.

    Weiter hat Frey sich für einen (von der SPD schon mal vorgeschlagenen) Bürgerentscheid ausgesprochen.
    Jetzt kommt's: Gegenstand sollte aber nur noch, zumal ein Bürgerentscheid eigentlich nur zwei Möglichkeiten (zur Beantwortung mit Ja oder Nein) offen lässt, die Frage sein: weitestgehende Rekonstruktion oder die vier genannten Gebäude mit modernen Füllbauten.
    Laut Frey sei eine vollständig moderne Bebauung inzwischen vom Tisch!!!!!

    Wir haben noch lange nicht gewonnen, sind aber wieder ein Stück näher am Ziel!

    Ich bin übrigens, wer es noch nicht weiß, Mitglied bei der CDU.
    Mal sehen, wie "meine" Partei und deren Kandidatin für die OB-Wahl darauf reagiert...außer der JU haben sie sich ja nicht gerade mit "Detailwissen" und sachkundiger Abwägung hervorgetan...zumindest die Wortführer.

    P.S.: Ist mir egal, ob sich hier jemand an den 66% der FAZ Umfrage nur für seinen Wahlkampf orientieren könnte (er ist übrigens auch der Meinung, die er da geäußert hat, weiß ich aus persönlicher Nachfrage)...es hätten schon viel mehr Volksvertreter (!) sich an dem Willen ihrer Auftraggeber orientieren sollen...

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Hier der Artikel:


    Quelle: FAZ vom 10.10.2006

    Die Frage ist nur:

    1. Meint er das ernst, wird er das im Falle eines Wahlsieges auch wirklich durchfechten - oder ist es nur ein Wahlkampfversprechen zum Stimmenfang? :?

    2. Wenn ja - hat Frey gegen Roth überhaupt eine realistische Chance? :?

    Sofern man für sich Frage 1 mit ja beantwortet - Wählt Frey, denn Frage 2 bleibt zwar offen, aber auch Petra Roth war damals die Überraschungssiegerin, der kaum einer ernsthafte Chancen eingeräumt hatte... 8)

  • Nun ja, die Frage ist auch: Könnte der kleine Populist seine Versprechen im Falle seiner Wahl überhaupt durchsetzen, sofern Schwarz-Grün andere Pläne haben sollte? Die Antwort dürfte Nein lauten, denn angesichts der großen Bedeutung sollte der Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung obliegen und dort hat eben Schwarz-Grün die Mehrheit. Daran ändert auch die großspurige Ankündigung des sozialdemokratischen Schaumschlägers nichts, im Falle eines ausbleibenden Konsenses mit Schwarz die Zuständigkeit an sich zu ziehen.

  • Wenn sich jetzt nur noch eine weitgehende Rekonstruktion des Altstadtviertels und eine Variante mit vereinzelten Rekonstruktionen, die aber ansonsten noch unklar ist, gegenüberstehen, dann ist die erste Alternative schon deshalb die stärkere, weil sie viel prägnanter ist. Das hat Frey erkannt und im richtigen Zeitpunkt Position bezogen. Die CDU muss jetzt antworten. Im schlimmsten Fall flüchtet sie sich in inhaltsleere allgemeine Formulierungen wie "Kleinteiligkeit, harmonische Verbindung von Tradition und Moderne". Mit solchen Formulierungen streuen Modernisten den Bürgern bekanntlich gern Sand in die Augen. Dann werden langweilige Durchschnittsfassaden oder harte Kontraste gebaut.

    Rohne

    Danke für die wertvollen Informationen! Erfreulich ist, dass eine städtische Arbeitsgruppe jetzt auch (langfristig) den Abriss des langweiligen, unpassenden Kunstvereins-Gebäudes vorgeschlagen hat. Nur so werden die Häuser "Zu den drei Römern" und "Mohrenkopf" wieder möglich werden.
    "Zu den drei Römern" ist das wichtigste Haus für die Blickbeziehung vom [lexicon='Römerberg'][/lexicon] in den Alten Markt hinein Richtung Dom. Für eine geschlossene Ensemblewirkung ist es unentbehrlich.
    Haus "Mohrenkopf", mit gotischem Erdgeschoss, ist als westlicher Abschluss der Straße Hinter dem Lämmchen entscheidend für eine geschlossene Wirkung dieser Straße. Schon vom Hühnermarkt her würde man darauf blicken.

  • Zitat von "Henk Frost"

    Nun ja, die Frage ist auch: Könnte der kleine Populist seine Versprechen im Falle seiner Wahl überhaupt durchsetzen, sofern Schwarz-Grün andere Pläne haben sollte? Die Antwort dürfte Nein lauten, denn angesichts der großen Bedeutung sollte der Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung obliegen und dort hat eben Schwarz-Grün die Mehrheit. Daran ändert auch die großspurige Ankündigung des sozialdemokratischen Schaumschlägers nichts, im Falle eines ausbleibenden Konsenses mit Schwarz die Zuständigkeit an sich zu ziehen.

    Möglich - aber man weiß nie, wen ein amtierender OB alles umstimmen kann, wenn er entschlossen ist. Aber Du scheinst ja keine allzugroßen Stücke auf den Mann zu halten. Naja, ich bin sowieso nicht wahlberechtigt...

  • Heute in der FAZ: drei Leserbriefe zum Thema "Planungswerkstatt". Und zwei davon sind mit Namen unterschrieben, die mir doch sehr bekannt vorkommen... :zwinkern:

    Der erste Brief weist die Behauptung zurück, dass der Engel-Entwurf tatsächlich vom Tisch sei, dies sei nur die persönliche Ansicht von Jürgen Aha. Der zweite Brief kommt auf die vielen Merkwürdigkeiten zu sprechen, die mit der Planungswerkstatt verbunden waren und hier im Forum auch dargestellt wurden (=Benachteiligung der Reko-Befürworter). Der dritte Brief weist auf Dreysses Glaubwürdigkeitsproblem hin.

    Außerdem in der FAZ: Ein Artikel, der davon berichtet, dass das TR wohl nicht vor 2008 abgerissen wird.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Heute in der FAZ: drei Leserbriefe zum Thema "Planungswerkstatt". Und zwei davon sind mit Namen unterschrieben, die mir doch sehr bekannt vorkommen... :zwinkern: ....

    Hallo Restitutor,
    in meiner Ausgabe sind sie nicht drin. Scheint wohl nur in der Frankfurter Ausgabe drin zu stehen... :x

  • Es gibt immer eine D-Ausgabe und eine R-Ausgabe der FAZ, zu erkennen oben auf dem Titelblatt, dort wo u. a. auch Datum und Verkaufspreis stehen. Nur Letztere enthält zusätzlich die sogenannte Rhein-Main-Zeitung, das ist ein Lokal- und Regionalteil. Dort sind Briefe dieser Art in der Regel zu finden. Außerhalb der Rhein-Main-Region erhält man im Einzelverkauf wohl ausschließlich die D-Ausgabe.