Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Mir ist schon klar, dass der Erfolg am Ende viele Väter und Mütter hat, wie in Dresden und Berlin ja auch. Doch bei welchen Leuten schätzt ihr den Einfluss am größten ein?
    Der Grund warum ich frage ist, dass wir als Verein meines Erachtens wichtige Akteure des Frankfurter Projektes für eine oder mehrere hochdotierte Auszeichnungen vorschlagen sollten.
    Z.B. für den amerikanischen Henry Hope Reed Award (50.000$), den dieses Jahr Torsten Kulka (GHND) erhielt. :)

    Danke schon mal für die Antworten!

  • Erbse, ich habe auch noch mal gegooglet. Villeicht hilft dieser Artikel der Frankfurter Neuen Presse etwas weiter >> Link
    (darin wird übrigens auch das Internetforum von "Stadtbild Deutschland" als Ideengeber genannt :wink: )

  • Mir ist schon klar, dass der Erfolg am Ende viele Väter und Mütter hat, wie in Dresden und Berlin ja auch. Doch bei welchen Leuten schätzt ihr den Einfluss am größten ein?

    Dominik Mangelmann, Wolfgang Hübner und Jürgen Aha.

    Mäckler auf keinen Fall, da er die Totalreko des Viertels bewußt hintertrieben hat. Zumindest meinem Eindruck nach waren wir zu einem bestimmten Zeitpunkt so weit, dass die Politik bereit gewesen wäre, einer Rekonstruktion des größten Teils der Bauten zuzustimmen. Dann sprang plötzlich Mäckler wie das Kaninchen aus dem Zylinder und legte der Politik seinen Vorschlag eines Mixes aus Rekonstruktionen und traditionellen Neubauten vor. Damit war die Totalreko des Viertels vom Tisch.

    Seitdem bin ich auch dezidiert gegen dieses ganze Geschwurbel von "traditionellem Bauen". Normalerweise dient das nur zur Reko-Verhinderung. Reko first!

  • Medienwirksam hat die Frankfurter Feuerwehr in der Frankfurter Altstadt ein Glühweinbüdchen abbauen lassen. Michael Guntersdorf, der Geschäftsführer der DomRömer GmbH sagte dazu "... er habe die Sorge, dass an die neue Altstadt Brandschutz-Maßstäbe angelegt würden, die nirgendwo anders in Frankfurt gälten...".
    https://www.hessenschau.de/panorama/altst…schutz-100.html
    Mir ist auch nicht bekannt dass die Frankfurter Feuerwehr mit so einem Eifer z. B. jemals eines der beliebten Glühweinbüdchen bei den Weihnachtsfeiern in den Foyers der Bankentürme geräumt hat.

    ...

  • Die neue Altstadt ist derart beliebt, dass mittlerweile so mancher Lokalpolitiker versucht sich mit fremden Federn zu schmücken und keck behauptet, angeblich schon immer ein glühender Verfechter des Projekts gewesen zu sein. Da muss man als Reko-Freund schon ein wenig schmunzeln >> Link zur Hessenschau :lachen:

  • Jaja. So ist es immer. Am Ende war jeder dafür. Oh Wunder. Auch wenn hier im aph jeder weiß dass dem nicht so war.
    Aber wenn man wenigstens draus gelernt hätte. Aber was ist das Resümee? Die neue Altstadt ist ein riesiger Erfolg den ja heute scheinbar jeder schon immer wollte aber diesen großen Erfolg fortsetzen? Ne. Das will dann doch wieder niemand. Merkst du was?

    Ich nenne das zynisch und Volksverdummung. Und da wundern sich diese Leute dass immer weniger Menschen diese Strategien bei Wahlen goutieren.

    APH - am Puls der Zeit

  • So ähnlich wird es auch beim Berliner Schloss sein wenn es fertig ist. Da denke ich an Adenauer:“Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“. Nur, öffentlich die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, nämlich dass Rekonstruktionen ein Erfolgsmodell für die Zukunft sind, soweit reicht's bei den meisten Volksvertretern dann doch nicht. Sie fürchten den shitstorm der Architektenlobby und anderer einflussreichen Gegner. Man hat das Gefühl, da wird in Sachen Überzeugungsarbeit jedes mal die Uhr wieder auf Null gestellt, und das nur wegen Opportunismus und Kleingeist.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (7. Dezember 2018 um 07:40)

  • Ich verstehe manchmal die Denke der beteiligten Leute nicht. Weil es eigentlich gegen jede menschliche Logik ist.
    Ich hatte das im Forum vor einiger Zeit ja schonmal geschrieben.
    Schauen wir doch mal auf ein Beispiel und nehmen Apple. Die waren in den 70-ern sehr erfolgreich, danach ebbte es zusehends ab und man war in den 90-ern fast am Ende. Doch dann kam ein Geistesblitz, man veränderte etwas und ging mit völlig neuen Ideen an die zugegebenermaßen triste Lage und ersann erst den i-Mac und dann folgte das i-Phone. Gerade letzteres war ein riesiger Publikumserfolg und prägt die Gesellschaft bis heute.
    Dieses Beispiel ließe sich eins-zu-eins auf die städtebauliche Situation in Deutschland übertragen. Man hatte in den 70-ern eine Idee, die führte aber sukzessive in den Ruin bis man dann neue Wege beschritt und nach 30 Jahre nun endlich wieder Projekte hat, die die Menschen begeistern.
    Aber jetzt kommt das Problem. Niemand käme ja bei Apple auf die Idee, ein Produkt, was sehr erfolgreich ist, einzustellen, weil man meint, man hat die Menschen genug beglückt, jetzt holen wir einfach den Kram wieder aus den Regalen, den schon in den 80-ern keiner mehr wollte.
    Und genau das macht man im Städtebau. Man hat endlich ein Konzept, was von den Menschen angenommen wird und was breiten Erfolg hat und dann sagt man: Moment, neeee, jetzt reicht es, weg damit und her mit dem alten Kram. Das ist gegen jede menschliche Logik. Es ist schlicht irre!

    APH - am Puls der Zeit

  • Und genau das macht man im Städtebau. Man hat endlich ein Konzept, was von den Menschen angenommen wird und was breiten Erfolg hat und dann sagt man: Moment, neeee, jetzt reicht es

    Das beweist dir, dass der Städtebau keinen ökonomischen, dem Menschen dienenden, sondern ideologischen Paradigmen unterliegt. Aber das mach mal dem einfachen Mann auf der Straße klar! Das Problem haben wir ja sicher alle bei unserem Engagement auf lokaler Ebene.

  • Was die politischen und journalistischen Wendehälse betrifft: wie damals nach 1945 keiner "dafür gewesen" sein wollte, so will jetzt, nach Vollendung der Frankfurter Altstadt, keiner dagegen gewesen sein.
    Der Erfolg hat viele Väter - der Misserfolg ist ein Waisenkind. Also schaffen wir weiter positive Fakten und setzen auf den Opportunismus der übrigen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich sehe das ganz simpel. Diesen Opportunismus wird es immer geben. Das ist einfach menschlich. Insofern, nutzen wir das doch für uns. Im Grunde und tief im Inneren weiß ja jeder, dass Projekte zur Gesundung einer Altstadt oder eines Stadtviertels immer pures Gold sind. Doch wir müssen von Anfang an in den Prozessen dabei sein. Von Anfang an das ganze als potentiellen Wahlerfolg vermarkten.

    Winwinwin denken! Der Lokalpolitiker, der Investor, die lokalen Architekten und Planer, Handwerker, und vor allem die Bürger, alle müssen etwas davon haben und gewinnen. Dann ist die Zustimmung auch so breit wie wir sie benötigen! :)

  • Frage:

    Kennt jemand von euch das Video in dem der Architekt Christoph Mäckler in seinem Büro, über der Skyline von Frankfurt sitzt und über die verschandelten Plätze und das Versagen der heutigen Architekten spricht? Er sagte auch, dass die Architekten nicht mehr schaffen schöne Städte zu bauen.

    Es gab ein Video da war viel von diesem Interview reingeschnitten, es gibt auch eine Szene in der er durch ein typisches Neubaugebiet (glaube da rund um das Union Investment Hochhaus) fährt und zeigt was so schief gelaufen ist.

    Wäre großartig, wenn ich dazu einen Link erhalten könnte! Vielen Dank! :)

  • Es gibt nach wie vor einen bislang unfertigen Bereich im schönen Dom-Römer Areal:

    Den historischen Torbogen-Durchgang in der Braubachstraße 33, also vom Nürnberger Hof zur Braubachstraße. Dieser wurde seit den Umbaumaßnahmen noch immer nicht wiedereröffnet.

    Dessen Decke wurde Anfang des 20. Jhds. im Zuge der Durchbruchs der Braubachstraße mit Originalelementen und Wappen des abgebrochenen Originalbaus ausgekleidet und hat Krieg und die Abrissorgien der Nachkriegszeit überstanden.

    Auf Nachfrage bei der Dom-Römer Gmbh erhielt ich sinngemäß folgende Auskunft:

    Aufgrund einer nicht sachgemäß eingebrachten Bauteilabdichtung ist Oberflächenwasser über die Jahre in die Konstruktion eingedrungen. Dies hat dazu geführt, dass die Bewehrung in der darunterliegende Kellerdecke korrodierte. Derzeit besteht bei übermäßiger Belastung Einsturzgefahr. Es ist eine neue Kellerdecke unter dem Durchgang einzubauen. Dafür ist der darunterliegende Keller von technischen Installationen zu befreien. [i]Die Planung ist angelaufen und mit der Umsetzung ist im 1. Halbjahr 2019 zu rechnen.

    Nachfolgend ein Bild aus Richtung "Hinter dem Lämmchen". Das Bild ist einige Monate alt, die Situation hat sich seitdem aber nicht verändert.

  • An Weihnachten war mein Schwager zu Besuch - bis hierhin uninteressant. Er arbeitet und wohnt unter der Woche allerdings in Frankfurt, und hat sich natürlich mittlerweile auch die neue Altstadt angeschaut. Sein Urteil fällt jedoch alles andere als begeistert aus. Er meint, das wirke alles total künstlich, wie eine Filmkulisse, unglaubwürdig. Diese Rekonstruktionen wären überhaupt nicht sein Fall (wobei er damit nicht von irgendeinem ideologischen Standpunkt argumentiert, sein Eindruck war eben nur negativ). Ich beließ es bei dem Einwand, dass die Gebäude ja mit den Jahrzehnten Patina annehmen und auch teilweise erst bewohnt werden müssen, damit sich dort authentisches Leben einstellt. Allerdings finde ich, man muss auch solche Urteile respektieren, zumal wenn sie von Leuten kommen, die nicht im Verdacht stehen irgendwie voreingenommen zu sein. Der Weihnachtsfrieden nahm jedenfalls keinen Schaden, da wir es damit bewenden ließen.
    Ich selbst habe die neue Altstadt noch nicht besucht, ich weiß also nicht wie mein Eindruck wäre. Grundsätzlich glaube uch, dass Rekonstruktionen von mittelalterlichen Gebäuden schwierig sind, weil sie naturgemäß nie den durch Jahrhunderte entstandenen Charme der Abnutzung, Unvollkommenheit und Alterung ihrer Vorbilder erreichen, krumme Balken kann man eben nicht einfach so nachahmen. Eine Reko eines z.b. klassizistischen Gebäudes wirkt sicherlich glaubwürdiger, weil bereits das Vorbild mit fortgeschrittener Bautechnik errichtet wurde. Ist also was dran an der Kritik?

    In dubio pro reko

  • @Stuegert

    ich verstehe was dein Schwager meint und kann seine "Kritik" in gewisser Hinsicht verstehen. Mir geht und ging es partiell ähnlich, wobei es deutliche Unterschiede gibt, was die Qualität der Rekos angeht, ich hatte darauf ja bereits hingewiesen.
    Woher kommt dieser leicht künstliche Eindruck?

    1. Zunächst einmal ist alles neu. Keine Altstadt sieht so perfekt und geleckt aus. Nicht mal wenn die Bauten saniert wurden, denn man würde ja nie einen ganzen Altstadtblock auf einmal sanieren, so fehlt jegliche Patina, was einem das Auge etwas übel nimmt, weil es das so eben nicht kennt, schon gar nicht in Deutschland.

    2. Man muss leider festhalten, dass es sich um Neubauten handelt. Und wenn man etwas Anhung hat, dann sieht man das leider auch. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich seitens der Architekten etc. keine Mühe gegeben hat, aber bestimmte Dinge lassen heutige Baunormen einfach nicht mehr zu. Am krassesten fällt dies bei den Decken auf. Diese sind, weil es Betondecken sind, auch bei den Fachwerkbauten kerzengrade, wie mit dem Strich gezogen. Kein historisches Fachwerkhaus sieht so aus. Man muss nur zum Römer gehen und dort steht ja noch ein erhaltener Bau. Wenn man diese mit den Rekos vergleicht, dann wird offenkundig, woran es hapert. Es sind die kleinen schiefen Ecken, die durchhängenden Decken, das nicht perfekte Sichtfachwerk, etwas abblätternde Farbe und und und. So wirkt die Altstadt eben nicht nur wegen des aktuell noch perfekten Äußeren, sondern auch konstruktiv so perfekt, dass das Auge in der Summe einen zu cleanen Eindruck bekommt.

    3. Die Farben sind teils nicht besonders glücklich gewählt. Gerade am Rebstockhaus sind sie so speckig und unnatürlich satt, dass man fast den Eindruck bekommt, es ist kein Holz, sondern Plastik, was da im Sonnenschein glänzt. Gerade der Rebstock fällt bei den Rekos deutlich ab. Dazu diese völlig unnatürliche Brandschutzwand, eine völlig missglückte Idee!

    4. Letztlich ist alles vielleicht ein bisschen zu gut geraten, das Pflaster ist perfekt, der Brunnen neu, alles durchsaniert. Auch der Stadtraum an sich ist eben komplett neu und vollkommen einheitlich. Auch das trägt ein bisschen zum Filmseteindruck bei, weil auch sowas findet man in historischen Altstädten so nicht.

    Als Fazit muss man sagen, dass man dem Projekt etwas Zeit geben muss, einige der genannten Faktoren werden sich mit der Zeit abschwächen, die konstruktiv leider notwendigen Einschränkungen werden aber bleiben. Ich muss sagen, dass die Ostzeile am Römerberg wesentlich organischer wirkt. Und dies trotz gerade erfolgter Sanierung und obwohl fast alles Sichtfachwerk ist. Ob dies an den Alterungsprozessen liegt oder ob man beim Wiederaufbau etwas anders gemacht hat, das weiß ich nicht zu beurteilen, als Laie finde ich die Rekos am Römerberg in der Summer zum aktuellen Zeitpunkt aber gelungener.

    APH - am Puls der Zeit