Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Diese Argumentation kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.

    Ein Dezernent ist nun einmal ein politisch zu besetzender Posten. Das ist auch richtig so, denn sonst wäre es den gewählten Stadtverordneten nicht möglich den politischen Willen (auch der sie Wählenden) in der Verwaltung durchzusetzen.

    Welche Ausbildung sollte denn ein Baudezernent haben, um sein Amt "gut" auszuüben? Hängt seine Meinung dazu, ob weitere Rekonstruktionen in Frankfurt zu errichten sind, wirklich von seinem Abschluss ab? Anders gefragt: Wäre ein Baudezernent der Architektur studiert hätte ein Garant für weitere Rekonstruktionen? Können Menschen, die (wie wohl die meisten hier in diesem Forum) keinen bauspezifischen Beruf haben, keine Meinung zu Rekonstruktionen haben und können diese, wären sie Baudezernent in Frankfurt, nicht eher eine unseren Vorstellungen entsprechende Planung vornehmen auch wenn sie in Syrien geboren und Diplom-Politologen wären?

  • Beides ist richtig.
    Olaf Cunitz war auch Historiker, hat aber gleich nach der Wahl erstmal Unmengen von Fachliteratur gewälzt, um sich ein Grundwissen drauf zu schaffen.
    Es ist, wie von "Andreas" geschrieben, absolut legitim, wenn der Posten nicht mit einem Fachmann besetzt wird, allerdings sollte dieser dann den Willen haben, sich ein grundlegendes Fachwissen anzueignen (oder zumindest solange bei den ihn beratenden Fachleuten nachzufragen, bis er wirklich jedes Problem verstanden hat).

    Leider ist es so, dass die Auffassung des politischen Postens in der Regel so verstanden wird, dass der entsprechende Dezernent außer reden nichts können muss (dazu habe er ja seine Fachleute). Aber gleichzeitig immer so tut, als würde er der Fachmann schlechthin sein, damit die Opposition ihm nicht nachsagen kann, er wäre eine Fehlbesetzung, weil er keine Ahnung habe (was leider jedoch meist der Fall ist, allerdings kann oft auch die Opposition keinen entsprechenden Fachmann aufbieten).
    Wenn es doch Fachleute gibt, kann es mitunter schon bizarr werden. z.B. wenn der Baudezernent, der aber Lehrer ist, dann dem oppositionellen Bauingenieur erklärt, er sehe technisch die Sachlage falsch. Wenn der Bauingenieur dann bittet, ihm zu erklären, was denn genau er technisch falsch sieht und dann keine Antwort kommt, weil das tatsächlich nur eine Phrase war... live erlebt.
    Genau das ist, was derzeit allerorten politisch falsch läuft. Nix Flüchtlinge, nix Bundesregierung. Das Problem ist, wenn Hobbyfachleute meinen den großen Kenner spielen zu müssen, weil alles nur auf den politischen Schlagabtausch für die Schlagzeile reduziert wird. Und Medien wie Bürger machen das mit, weil man dort sich genau verhält (nicht nachfragen, nicht mal zwei Sätze mehr lesen, aber alles wissen und allen die Welt erklären können). Es ist auch an den Bürgern, mal genau zu hinterfragen, wie die Zusammenhänge sind. Das ist meist nicht mit einem einfachen Ja oder Nein zu beantworten, da muss man sich mal Zeit nehmen und nicht irgendwelchen AfD-Scharlatanen hinterherlaufen, nur weil die Ja oder Nein sagen, weil diese Scharlatane die Frage noch nicht mal kapiert haben.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Mag mal wieder jemand aktuelle Fotos vom Quartier knipsen? Jetzt ist doch grad die spannende Phase immer neuer Fassadenenthüllungen! :) Danke.

    Dein Wunsch ist mir Befehl. Fotografieren ist allerdings nicht einfach, da alles gesperrt ist, kommt man leider nicht näher ran. Auf den Krönungsweg, hat man vom Cafe Schirn den besten Blick, da muss man allerdings Geld lassen und dazu hatte ich weder die Lust noch die Zeit.
    Die Bilder habe ich allerdings in die Galerie gestellt, da es mir zu hoch ist, wie ich die im Forum einstellen muss, hat leider nicht geklappt.

  • Auf den Krönungsweg, hat man vom Cafe Schirn den besten Blick, da muss man allerdings Geld lassen und dazu hatte ich weder die Lust noch die Zeit.

    Nein, Du musst dort keinen Kaffee trinken. Ich bin dort auch rein, habe die netten Mädels gefragt, ob ich mal ein Foto machen kann. Dabei habe ich angemerkt, dass ich im Forum den Namen des Cafés nenne, als kleine Werbung. Das war kein Problem.

  • Diesen Neubau finde ich ungemein spannend und sehr gelungen. Es entsteht eine reizvolle Reliefwirkung der Fassade. Man stelle sich vor, die ganze Stadt würde auf diesem Niveau weitergebaut, Frankfurt wäre wieder richtig aufregend.

    In dubio pro reko

  • Aber sehe ich das richtig, daß der Hochbau von Rotem Haus & Neuem Roten Haus noch gar nicht begonnen hat?

    Am Dienstag war ich in Frankfurt. Mit denn Arbeiten am Erdgeschoss des Roten Hauses/Neuen Roten Hauses wurde begonnen.

    Leider konnte ich die Baustelle nur von weitem sehen. Die das Erdgeschoss bildenden Eichenholzsäulen waren aber gut zu erkennen.

  • Diesen Neubau finde ich ungemein spannend und sehr gelungen.


    Das Gebäude sieht im Original noch besser auf als auf dem Bild und passt sich auch sehr gut in die vorhandene Bebauung der Braubachstraße ein.

    Anders als die auf dem rechten Nachbargrundstück stehende Rekonstruktion des Rebstockes. Diese zeigt, wie bereits mehrfach in diesem Strang auch kritisiert, mit der Brandwand, die mit Bruchsteinen verkleidet ist, zur Braubachstraße. Ist auch die Rekonstruktion der Fachwerkbauten des Rebstockes durchaus gelungen, passt dass ganze (wie allerdings auch schon nach dem Braubachstraßendurchbruch Anfang des 20. Jahrhunderts) nicht zur übrigen Bebauung der Straße.

  • Ich denke, das Quartier hat Vorbildcharakter und ist dem Dresdner Neumarkt in vielen Punkten um Meilen voraus. Ich will das auch gerne begründen:

    1. Man sieht, dass Rekonstruktionen nicht zwingend nötig sind, um eine Stadtstruktur neu zu schaffen, es ist eben die Kombinaton aus alt und neu. Ich finde diese Erkenntnis sehr wichtig für die Zukunft. Der oben gezeigte Neubau in rotem Sandstein zeigt exemplarisch, dass neues und urbanes Bauen gleichzeitig möglich ist.

    2. Anders als in Dresden zeigt sich hier, dass moderne Neubauten das Ensemble positiv bereichern können. Während es in Dresden nur billige Stangenware ist, tragen die modernen "Füllbauten" hier positiv zum Quartier bei, mehr noch, sie sind eine wirkliche Bereicherung. Dies hat aber mit wesentlichen Unterschieden zum Wiederaufbau am Neumarkt zu tun und die wären:

    - Die Leitung hat das Dom-Römer-Projekt sehr ernsthaft betrieben. Als man sich für das Rekoprojekt entschlossen hatte, haben alle an einem Strang gezogen. D.h. man wollte es dann so gut wie möglich machen. Das inkludiert auch, dass man seitens der Stadt alle Mittel ergriffen hat, damit das Projekt positiv gelingt.

    - das hieß erstens ein zentrales Quartiersmanagement, was alle Aspekte den Wiederaufbau betreffend zentral koordiniert.

    - ein Qualitätsmanegment, was den Namen verdient. Heißt eine aufrichtige Herangegehnsweise, das man die Rekos so gut wie möglich hinstellen wollte, auch wenn dies Mehrkosten verursacht. So ist die Qualität der Rekos um Längen besser als die vieler Bauten am Neumarkt, die letztlich weitgenend vorgehängte Fassaden sind.

    - Dadurch, dass man das Rekoprojekt ernst genommen hat, war auch die Herangehendweise an die Füllbauten eine ganz andere. Man wollte Füllbauten, die sich an den Rekos orientieren, aber trotzdem eigenen Charakter haben. Dies wurde auch möglich, weil man von Anfang an Kriterien (Gestaltungssatzung) hatte, an die man sich im laufenden Prozess auch gehalten hat.

    - Hervorzuheben ist auch die Architektenschaft, über die gerne geschimpft wird, die hier aber wirklich mal gezeigt hat, dass sie auch urban bauen kann, wenn man sie lässt, wenn man die Chance hat, sich in einem mehrjährigen Prozess an das Endergebnis heranzutasten und man auch dann wirklich mit Entwürfen gewinnen kann, die abseits von Rasterfassaden und Staffeldach liegen.

    - Die Bauten sind deshalb so gut gelungen, weil sie wieder Grundregeln der Architektur einhalten, die vor 1920 über Jahrhunderte Geltung hatten. Dies betrifft die grundlegenden Proportionen- und Masseverteilungen eines Hauses, die Ausformung echter Dächer, das Aufgreifen regionaltypischer Gestaltungs- und Schmuckelemente, die Verwendung regionaltypischer Materialien.

    - Dazu gehört aber auch das Aufgreifen des historischen Stadtgrundrisses, die Beschäftigung der Architekten mit dem Ort, an dem sie bauen und der Wille der Architekten, gewohnte Pfade zu verlassen und sich an eigentlich verteufelte Themen jenseits der modernen Architekturdoktrin heranzuwagen. Dazu gehört auch, dass man bereit war, schon fast verloren geglaubte handwerkliche Techniken wieder aktiv in den Baubetrieb einzubinden.

    4. Letztich muss man auch ehrlich sagen, dass man letztlich eben auch bereit war, Geld zu investieren. Es stand nicht im Fokus, alles so billig wie möglich zu erstellen, sondern man war sich bewusst, das Qualität eben auch ihren Preis hat.

    All diese Faktoren haben in der Summe meiner Meinung nach dazu geführt, dass das Projekt am Römer viel besser gelungen ist als am Neumarkt. Die große Stärke ist meiner Meinung nach, dass die Füllbauten eine eigene, selbstbewusste Sprache entwickelt haben, ohne wie am Neumarkt aber als Provokation oder Konterkarierung des eigentlichen gestalterischen Konzepts empfunden zu werden. Dies liegt aber daran, weil man mit einer völlig anderen Haltung an dieses Projekt herangegamgen ist. Während man in Dresden beständig das Gefühl hatte, die Neubauten sind dazu da, den Rekos zu schaden, hat man in Frankfurt auf das gleichbereichtigte Nebeneinander wert gelegt. Und ich finde diese Passion sieht man dem Projekt überall an.

    APH - am Puls der Zeit

    2 Mal editiert, zuletzt von Apollo (24. November 2016 um 12:25)

  • Wissen.de: Sehr gut analysiert und nachvollziehbar!
    In der Tat, Frankfurts Aktstadtprojekt hat eine andere Ausstrahlung als der Neumarkt. Es wirkt ob des hohen Qualitätsanspruches ganzheitlich integrierter, wie aus einem Guß und dennoch aus einer Vielzahl individueller Häuser bestehend mit stimmiger historischer Note oder zeitgenössischem Individualitätsausdruck, aber eben eingefügt in den Gesamtzusammenhang, als ein städtbauliches Geamtkuntswerk "Altstadt Frankfurt".

  • [...] das Aufgreifen regionaltypischer Gestaltungs- und Schmuckelemente, [...]

    - [...] der Wille der Architekten, gewohnte Pfade zu verlassen und sich an eigentlich verteufelte Themen jenseits der modernen Architekturdoktrin heranzuwagen. Dazu gehört auch, dass man bereit war, schon fast verloren geglaubte handwerkliche Techniken wieder aktiv in den Baubetrieb einzubinden.


    Sehr schöne Ausführungen über die Neue Altstadt. Wenn du Zeit hast würde ich mich freuen. wenn du die beiden zitierten Punkte nochmal vertiefst. Da es sich auf die Neubauten bezieht würde ich einfach gerne wissen welche "schon fast verlorenen Techniken" etc du meinst. Mainsandstein ist ein typisches Frankfurter Baumaterial aber welche Schmuckelemente sind typisch,... also bezogen auf die Neubauten in der neuen Altstadt, die du erwähnst?

    Das ist keine Kritik, würde mich nur über eine kleine Ausführung freuen.

    Eine kleine Kritik habe ich nur ganz allgemein zu den Vergleichen mit Dresden - an sich verstehe ich zwar was gemeint ist und dass man das Gefühl hat in Frankfurt gehe man das Thema sensibler an - aber der Vergleich mit dem Neumarkt ist nicht wirklich möglich, da der Neumarkt VIEL VIEL GRÖSSER ist und auch der Baustil ein völlig anderer, der Neumarkt ist ja Barock, der Römer mittelalterlich/Fachwerk.

    Trotzdem kann ich die Euphorie teilen, was die Qualität angeht und auch die zahlreichen Innen-Rekostruktionen.

  • @Wissen.de Das kann man so sehen oder auch anders. Für mich sind "absolute Statements" erst einmal nicht sehr glaubwürdig und bei Architekturfragen ist man auch sehr schnell bei Geschmacksfragen. Ich finde durchaus, dass es auch am Neumarkt durchaus gute moderne Achitektur gibt. Nicht nur, aber auch. Das es in der Herangehensweise große Unterschiede gibt, ist richtig. Mit dem Frankfurter Modell ist da letztlich durchaus mehr Qualität zu erreichen, das ist richtig. Allerdings behaupte ich mal eines: Man kann nicht diese kleine Traditionsinsel des Römerviertels mit dem deutlich größeren Dresdner Neumarktgebiet vergleichen. Von der Schloßstraße bis zum Kurländer Palais sind es 520 Meter, von der Parzelle des Stadt Rom bis zur Nordseite der Frauenkirche über 200 Meter. Allein das noch zu bebauende Q Hoym misst 100 x 100 Meter. In Frankfurt sind es großzügig gerechnet 160 Meter mal reichlich 90 Meter (inkl. Römer Ostzeile!). Hinzukommt, dass die Flächen in DD zum Teil in Privatbesitz waren. Für ein Frankfurter Modell hätte man diese aufkaufen müssen. Ich wage zu bezweifeln, dass angesichts der deutlich größeren Flächen in DD das gewählte Konzept von Frankfurt umzusetzen gewesen wäre. Weiterhin ist zu bedenken, dass jemand erstmal Fehler machen muss, damit andere dann daraus lernen können! In Dresden sind die ersten Fassaden bereist über 10 Jahre alt - Architektur entwickelt sich! Ein QF würde heute anders aussehen, als vor 10 Jahren, dass ist der normalste Vorgang der Welt. Ein städtebauliches Gesamtkunstwerk kann ich in Frankfurt im übrigen deutlich weniger als in Dresden erkennen! Wo ist Frankfurt selbst mit Römerviertel bitteschön noch ein Gesamtkunstwerk? Diese Minifläche in Frankfurt wird im Süden von "diesem Riegel" begrenzt, der einen brutal aus jeglichen Altstadtträumereien reißt. Im Westen steht dieses Haus am Dom, wo jeder Bau der 60iger in DD eine wahre Schönheit dagegen ist. Im Norden die Braubachstraße... auch alles andere als eine städtebauliche Schönheit. Wenigstens im Osten findet sich mit dem Römer ein anständiger Stadtplatz. Mit guten Willen erkenne ich da eine Fläche von 300 x 100 Metern, die man als intakt betrachten kann. Sehr gelungen und in sich schlüssiger als die Rampische Straße in DD wird wohl die Achse vom Römer zum Dom. Ganz anders als in Frankfurt die Situation eines einst fertigen Neumarkts. Vom Kurländer Palais bis zur Semperoper sind es immerhin 850 Meter und mehr und damit die gesamte ehemalige Altstadt in Ost-West-Richtung. Vom Hotel Stadt Rom bis zur Brühlschen Terrasse sind es über 300 Meter. Die Quartiere des Neumarktes fügen sich auf historischem Grundriss wieder zwischen die erhalten Großbauten Residenzschloss, Stallhof, Ständehaus, Sekundogenitur, Kunsthochschule, Albertinum, Kurländer Palais, Landhaus sowie Frauenkirche. Das Viertel wird im Norden von der Brühlschen Terrasse umfasst und im Westen schließen sich Taschenbergpalais, Zwinger, Oper und Hofkirche nahtlos an. Das sind dann doch etwas andere Dimensionen würde ich behaupten wollen.
    Mag schon sein, dass man heute Dinge anders angeht, als vor über 10 Jahren. Das sieht man auch am Entwurf des ehem. Palais Riesch, dessen Entwurf mindestens die Qualitäten der Frankfurter Entwürfe hat. Der große Unterschied zwischen Frankfurt und Dresden nach Fertigstellung beider ist für mich, das es sich in Frankfurt um eine neu erstellte Alstadtinsel zwischen Römer und Dom handelt und in Dresden um die Nordhälfte der ehemaligen Altstadt mit einer Vielzahl von Baudenkmälern von teils europäischer Bedeutung. Denen fehlte das Grundgerüst der ehemaligen bürgerlichen Bebauung, die man jetzt mit der Bebauung des Neumarktes so gut es die Umstände erlauben wieder herstellt. Als Einzeldenkmal von überregionaler architektonischer Bedeutung kann ich in Frankfurt im Umfeld des Römers einzig und allein den Dom erkennen. Klar hab ich auch von einem in sich schlüssigeren Neumarkt geträumt. Aber das war angesichts der Baufläche nun mal ein Traum...
    Also, das mag schon sein, dass auf der kleinen Fläche in Frankfurt eine nette Sache entsteht. Muss es mir mal anschauen. Dass aber jetzt so dermaßen über Dresden zu stellen??? Haben beide Maßnahmen ihre Vor- und Nachteile. Und der Vorteil von Dresden ist unter anderem die städtebauliche Reparatur eines Altstadtteiles, der mehrere Baudenkmäler von europäischer Dimension beheimatet. Ohne diese Bauten hätte es mit Sicherheit keinen Neumarkt als Rekovorhaben gegeben.

  • @'Kaiserpalast

    das will ich gerne tun:

    - erst einmal möchte ich auf die Gestaltungssatzung verweisen. Denn in Frankfurt gab es wirklich eine und an die wurde sich in weiten Teilen auch gehalten:http://www.domroemer.de/sites/default/…ungssatzung.pdf

    -regionaltypische Gestaltungselemente sind zum Beispiel die Grundproportion der Häuser, die trotz moderner Formensprache als Zitat der Historie des Vorgängers in jedem Fall erkennbar sind. Dazu zählt auch die weitgehende Ausprägung der Dächer als steil gestellte Satteldächer mit Schiefereindeckung (allein die Dachlandschaft mit dem Verzicht auf Brüche wie man es in Dresden macht - dunkle Eindeckung der Neubauten/Staffelgeschosse - sind ein riesiger Fortschritt und tragen viel zum positiven Eindruck des Quartiers bei) und die Verwendung von rotem Mainsandstein zur Ausprägung der Erdgeschosszone.

    - ferner versuchen die Neubauten wesentliche Elemente der Vorgänger aufzunehmen, so z.B. die Auskragungen ganzer Geschosse nach oben hin, die wir z.B. am Krönungsweg finden ( http://www.domroemer.de/markt-36 ) oder die charakteristischen Giebelausprägungen.


    - Interessant ist dabei z.B. auch die neue Interpretation des Spitzdaches beim Stadthaus in goldener Ausführung, auch ein schönes historisches Zitat ( http://www.domroemer.de/das-stadthaus-am-markt )


    - Die Verwenung zahlreicher Spolien tut sein übrigens, welche ja auch in die "Neubauten" eingefügt werden, so z.B. bem Haus zu den drei Römern ( http://www.domroemer.de/markt-40 )


    - Hinzu kommt aber auch das aufgreifen des Ornaments, welches z.B. beim Glauburger Hof wesentliche Elemente des Vorgängers aufnimmt und teils neu interpretiert ( http://www.domroemer.de/braubachstrasse-29)


    - man denke aber auch an den Dachaufbau bei Braubachstraße 25 ( http://www.domroemer.de/braubachstrasse-25 ) welches durchaus als moderne Interpretation des Belvedere der Goldenen Waage, aber zumindest als historisierendes Gestaltungselement gesehen werden kann (ich hoffe es kommt tatsächlich)

    Also in der Summe finde ich das schon ziemlich bemerkenswert. Wenn man sich die Füllbauten am Neumarkt ansieht, die in Wahrheit alle gleich aussehen und alles dafür tun, eben nicht als dresdentypisch wahrgenommen zu werden, finde ich die Leistungen in Frankfurt schon ziemlich einmalig. Das zeigt auch der Vergleich zum Alten Markt in Potsdam. Auch da ist fernab der Rekonstruktionen nicht wirklich eine potsdamtypische Architektursprache zu erkennen.

    Mit den traditionellen Techniken bezog ich mich auf die Rekonstruktionen. Hatte mich da missverständlich ausgedrückt. Ich wollte damit sagen, dass auch in Frankfurt nicht alles perfekt ist, allein schon weil es sich um Neubauten handelt und man hier aufgrund von Brandschutz- und Energieeffizienzvorschriften Reglementierungen unterworfen ist. Trotzdem haben die Bauten in Frankfurt mehr mit einer echten Rekonstruktion zu tun als jeder Bau am Neumarkt. Denn in Frankfurt setzt sich der Bau auch im Inneren fort. Zumindest im Erdgeschoss. Das war in Dresden ja auch bei den Leitbauten mal so gedacht, mit Ausnahe des GHND-Baus wurde das aber nie umgesetzt. So sind die Bauten in Frankfurt zwar nicht perfekt, aber ganz sicher deutlich mehr Rekonstruktion als die Bauten in Dresden, die mehr oder weniger in großer Summe Betonkernbauten mit vorgeblendeter Fassade sind.

    Zudem muss man auch in Frankfurt positiv erwähnen, dass die Bauten wirklich selbstständige Einheiten sind und es eben nicht so ist, dass hinter 3 oder 4 Fassaden in Wirklichkeit nur ein Haus steckt, auch das ist in Dresden leider völlig schief gegangen.

    So. Ich könnte noch ewig weiter schreiben, weil man wenn man ins Detail geht so viele Dinge findet, die in Frankfurt einfach mustergültig gelaufen sind. Und ich denke, man sollte auch mal Herr Guntersdorf und seinem Team danken, die wirklich einen fantastischen Job gemacht haben. Auch an der Öffentlichkeitsarbeit hätte man sich in Dresden mal hinsichtlich Transparenz und Kommunikation eine dicke Scheibe abschneiden können. So wie hier sollte das nämlich überall gemacht werden!!!

    APH - am Puls der Zeit

    3 Mal editiert, zuletzt von Apollo (25. November 2016 um 13:50)

  • @'Arstempano

    ich möchte vorwegschicken und ich denke das weißt du auch mittlerweile, das mein Herz an keiner Stadt so hängt wie an Dresden. Wenn ich daran denke, wie viele Mails ich an Investroren, die Stadt, Zeitungen etc. geschrieben habe, um mit vielen hier im APH das schlimmste zu verhindern, dann kannst du mir gleuben, dass ich das der Stadt gegenüber nicht böse meine, eher im Gegenteil.

    Grade weil ich so viel Herzblut darein investriert habe, stimmt es mich eben so traurig, dass trotz des ganzen Engagements nicht mehr möglich war als das, was jetzt erreicht wurde. Eben weil so viel mehr möglich gewesen wäre wie das Frankfurter Beispiel ja zeigt.

    Die Größe des Areals, ja, da hast du Recht, in Dresden war viel mehr Fläche zu machen, aber wesentliche Grundstücke waren in städtischer Hand oder im Besitz des Landes, wenn man gewollt hätte, wäre also eine ganz andere Qualität beim wiederaufbau möglich gewesen. Dies so beseite zu wischen ist finde ich nicht ganz bei der Wahrheit. Fakt ist, man wollte den historischen Neumarkt nicht. Weder die Politik, noch die Presse, noch die Verwaltung und die Architekten schon gar nicht. Der Neumarkt war einzig und allein das Resultat des Volkswillens. Interessant ist ja, dass es zu Beginn des Projekts in Frankfurt ähnlich war. Nur als man die Strömungen in der Stadt bemerkt hatte, ist man seitens der Politik und auch zumindest von Teilen der Architektenschaft umgeschwenkt und hat das Projekt dann durchgezogen. Und das ist der springende Punkt. In Frankfurt sind die Eliten auf die Bevölkerung zugegangen, in Dresden torpediert man alles bis zum letzen Tag. Und genau diesen Unterschied sieht man beiden Projekten an.

    In Dresden ist man doch nicht an den Investoren gescheitert. Hätte man der Baywobau gesagt, ihr müsst im Q III alles rekonstruieren, es wäre null Problem gewesen. Hätte an die Gestaltungssatzung ernst genommen, wäre nicht nur die Qualiät der Rekos besser gewesen, auch die Neubauten hätten die Chance auf eine eigenständige, das Stadtbild bereichernde Rolle gehabt. All das wurde verschenkt. Und hier ist es völlig unerheblich, wie groß das Areal ist. Auf die Einstellung zum Projekt kommt es an. Und da trennen Frankfurt und Dresden Welten!

    APH - am Puls der Zeit

  • Im Rahmen einer Podiumsdiskussion kam auf Einladung der FAZ und der Lechner-Gruppe Architekt Daniel Libeskind am Dienstagabend auf den Uni-Campus Riedberg, um einige Stationen seines Schaffens Revue passieren zu lassen.

    Dabei brachte er seine Haltung zur Architektur zum Ausdruck. Der Ort war nicht zufällig gewählt, denn nach Entwürfen von Libeskind werden auf dem Riedberg Stadtvillen entstehen, die Lechner unter dem Namen „The Verve“ errichten möchte.

    Libenskind sagte in diesem Rahmen, dass er vom Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt nicht viel halte; Zitat: „Ich bin kein Fan einer Simulation der Vergangenheit“.
    Abfällig und bedenklich hingegen seine Erläuterungen, dass die Rekonstruktion der Altstadt eine gefährliche Sache sei und Zitat: „Das ist ein Donald-Trump-Projekt.“
    Quelle: http://www.faz.net/aktuell/rhein-…g-14542389.html

    Nach Disney nun also Trump als Totschlagargument? Rekonstruktion und historisierende Architektur als Ausdruck des Bösen? Interessant...

  • Das Schlimme daran ist und woraus der meiste Schaden für die öffentliche Meinung entsteht, daß diesen Äußerungen sogenannter Stararchitekten eine gehörige Portion Gehör und Beachtung geschenkt wird. Dabei ist es einfach nur eine Meinung eines außenstehenden Architekten, der zudem noch abtruse arrogante und herablassende Querverbindungen konstruiert, dessen Wirkungen ihm bewußt sein werden und dennoch äußert er sich auf diese Weise. Eine diskretidierende Absicht möchte ich ihm dann schon unterstellen.
    Er soll ja auch Pianist sein, was mir neu war. In seinen Konzerten spielt er sicher nicht nur zeitgenössische Werke, sondern auch Werke der Klassik, sonst bekäme er ja seine Konzerte nicht voll. UND was ist das doch für ein rückwärtsgewandtes Nostalgieren den Schnulzen eines Chopin zu lauschen, oder sich von Bach`s Fingerübungen wohltemperieren zu lassen (Ironie aus).
    Das zeigt doch die Gespaltenheit dieser Leute auf. Sie gönnen den Bürgern nicht den Sinn für das Schöne und Anheimelnde in der Architektur. Und dieser Sinn ist ganz ohne Studium der Architektur noch heil und vorhanden. Er darf sich nur entfalten. Deshalb geht es darum Räume der Entfaltung sich zu erobern und diese gegen die grenzüberschreitenden Übergriffe solcher architektonischen Einfaltspinsel zu verteidigen!
    (nebenbei gemerkt finde ich die bewegte Architektur eines Libeskind nicht schlecht, aber er sollte bei seinen Leisten bleiben und anderen städtebaulichen Projekten nicht in die Suppe spucken!)