Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Zitat

    Mit dem Argument müßten man eigentlich alle noch verbliebenen mittelalterlichen Altstädte Europas sofort abreißen! Schließlich sind die nicht mit heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen vereinbar. Also bloß schnell weg mit Venedig, Prag, Siena, Regensburg, Lyon! Laßt endlich die Abrißbagger rollen!

    Naja, langsam - zwischen abreißen und nicht rekonstruieren liegt ja noch ein gewaltiger Unterschied.

    Und das Argument, daß einige der Fachwerkhäuser viel zu niedrige Geschoßhöhen haben, ist ja nicht ganz aus der Luft gegriffen.

    Ich selbst würde auch keine Neubauwohnung kaufen oder mieten, sei es in einem rekonstruierten Fachwerkhaus oder sonstwo, deren Deckenhöhe bei 2,20 m liegt, da fühle ich mich (1,88 m) zu sehr eingeengt. So etwas würde ich allenfalls bei einem echt alten Haus in Kauf nehmen. Dieses Manko betrifft aber sicherlich nicht alle zu rekonstruieren Häuser. Und wenn man will, könnte man sicherlich auch für alles Lösungen finden. Zum Beispiel in den zum Wohnen eigentlich zu niedrigen Häusern eben etwas anderes unterbringen, und wenn es Lagerräume für die Geschäfte im Erdgeschoß sind.

    Ja, oder vielleicht einen Kindergarten! :einfall: Warum eigentlich nicht? Die zwei- bis fünfjährigen sind ja so klein, daß denen die niedrige Decke garantiert nichts ausmacht. Und eine Kindheit in einem Fachwerkhaus ist bestimmt inspirierender als in einer Plattenbau-Kita.
    Mit ein bißchen Phantasie kann man alles mögliche machen...

    Ansonsten gebe ich Dir recht. Eine sehr verschwommene Ausdrucksweise der OB - was aber nicht zwingend das Ende der Fahnenstange bedeuten muß.

  • Philon
    Du hast schon recht, aber für mein Dafürhalten haben wir bis jetzt am Dresdner Neumarkt auch nur eine an der ursprünglichen Bebauung orientierten Architektur. Natürlich ist es Schade, dass dort keine barocken Stuckdecken/Deckengemälde und Hinterhöfe mit wie einst sehr dichter Bebauung entstehen sondern nun einer Investorenfreundlichen Nutzung gerecht gebaut wird. Für das Stadtraumerleben ist schadet es weniger.

    Aber man muss in Frankfurt die Latte oben ansetzen, schon allein deswegen, da bei Fachwerkkonstruktionen nur ein "entweder/oder" gibt, und solche Fehler wie in Dresden (Glasdach, Flachdächer, unausgewogene Gaubenstruktur) könnten als Negativbeispiele aufgeführt werden, damit man es gleich besser macht.

  • @schloßg.
    Man könnte das Innenleben der Häuser so gestalten, wie ich es in Isernhagen -einem Straßendorf bei Hannover, welches bewohnt wird von einer viel Geld besitzenden Klientel_ gesehen habe. Dort stehen auch viele Fachwerkhäuser, die meisten sind glaube ich Umgebindehäuser, da wurden Decken bis auf die Balken herausgenommen und somit alles loftmäßig offen gestaltet.
    Ich bin auch 1,94 und würde eher so eine Lösung bevorzugen.

  • Also quasi aus zwei niedrigen Stockwerken ein sehr hohes gemacht?
    Auch ein denkbarer Ansatz, warum nicht....

    Wie gesagt: Man muß wollen, dann finden sich auch Lösungen.

  • Schloßgespenst:

    Zitat

    Zitat:

    Naja, langsam - zwischen abreißen und nicht rekonstruieren liegt ja noch ein gewaltiger Unterschied.

    Das schon, aber das zitierte Argument der Stadtplaner und Architekten besagt: Mittelalterliche Altstädte entsprechen nicht heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen; deshalb sollte es sie nicht geben.
    Und dieses Argument gilt eben logisch gesehen für alle mittelalterlichen Altstädte, also für rekonstruierte mittelalterliche Altstädte ebenso wie für "authentische". Insofern müssten sie nach der Logik ihres Arguments den Abriß aller mittelalterlichen Altstädte und ihre Ersetzung durch "heutigen Bedürfnissen" angepaßte Neubauten fordern.


    Kindvon2dresdnern:

    Zitat

    Du hast schon recht, aber für mein Dafürhalten haben wir bis jetzt am Dresdner Neumarkt auch nur eine an der ursprünglichen Bebauung orientierten Architektur. Natürlich ist es Schade, dass dort keine barocken Stuckdecken/Deckengemälde und Hinterhöfe mit wie einst sehr dichter Bebauung entstehen sondern nun einer Investorenfreundlichen Nutzung gerecht gebaut wird.


    Stimmt schon, aber das meinen Petra Roth und co. nicht. Die meinen eben nicht: Fassade rekonstruieren und dahinter modern bauen, wie es in Dresden der Fall und womit ich kein so großes Problem hab. Sondern was die meinen ist: nicht mal die Fassaden rekonstruieren, sondern irgendwas in Kubatur und Grundriß ähnliches hinstellen.

  • Philon:
    Wenn sie könnten würden die das auch machen, unsere allseitsgeliebten Stadtplaner. Ich glaub kaum das allzu viele zögern würden wenn man sich irgendwo für den Abriss einer Altstadt entscheidet.

    So schlimm würd ich die CDU-Position jetzt nicht einschätzen. Gerade die Äußerungen von Becker, auch im Streitgespräch mit Stein, gingen eindeutig in die historisierende denn die moderne Richtung. Wenn ich mich so an ältere Interviews und so aus dieser Debatte erinnere gehörte die CDU meistens zu den Ersten die eine Bresche für Rekonstruktionen oder zumindest historisierende Bebauung geschlagen hat. Der einzige der da quergeschlagen ist war der Edwin Schwarz.
    Und den Wolff Holtz gibts ja außerdem auch noch.

    Wie schon gesagt, die SPD hat sich bisher noch nirgends für die Rekonstruktion ausgesprochen. Die Äußerung die Frankfurter hätten ein Anrecht auf Fachwerk bedeutet noch lange nicht die Rekonstruktion. Aus Angst vor der eigenen Klientel einen Bürgerentscheid zu fordern ist für uns zwar verlockend da der Ausgang schon so gut wie fest steht, aber ansonsten ziemlich erbärmlich. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass die SPD den aktuellen B&S-Entwurf fürs Historische Museum ja ganz toll findet... Hätte die CDU nicht interveniert würde jetzt wirklich dieser Glaskasten am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] gebaut

  • Zitat

    Für sie ist es ein Ding der Unmöglichkeit, eine Altstadt wiederaufzubauen, die im späten Mittelalter entstand. Das sei mit heutigen Bedürfnissen und Erfordernissen nicht vereinbar.

    Heutige Bedürfnisse?! Wenn das Bedürfnis nicht da wäre, warum gibt es eigentlich diese Diskussion? Es gibt einen Bedarf an guter Architektur und da die heutigen Stadtplaner und "Architekten", besser diese vielleicht als techn. Zeichner zu betiteln, diese nicht im Stande sind zu erschaffen, muss man sich eben an besseren Vorbildern orientieren.

    Der Bürger wird aufgefordert, sich in Form einer "Planungswerkstadt"zu beteiligen. Das könnte eine gewaltige Chance bedeutet, sofern es sich hierbei um keine Augenauswischerei seitens der Politik handelt!

    Anpacken und mit "viribus unitis" - mit vereinten Kräften - wird es ein Erfolg!

  • Zitat

    Allgemeines Treffen in FFM an diesem (5-7 Mai) Wochenende,

    Ja, warum eigentlich nicht?

    Der Modernisten-Workshop ist doch ein guter Anlass für ein kleines APH- bzw. Stadtbild Deutschland-Treffen. Wer kommen kann, der kommt, ich könnte bei mir ein paar Leute unterbringen. Wir zeigen mal kurz Präsenz beim Workshop, schauen uns Frankurt an und vielleicht noch irgendwas Interessantes in der Gegend...

    Also: 5. bis 7. Mai?

  • In der "Online-Ausgabe" der Frankfurter Algemeine Zeitung ist ein Interview mit Christoph Mäckler in dem er sich auch zur Bebauung des Gebietes zwischen Dom und Samstagberges äußert:


    Zitat

    Müßte man nach dem, was Sie sagen, nicht auf dem Altstadt-Areal für eine Rekonstruktion eintreten?

    Nein, ganz klar, nein. Der Ruf nach dem Fachwerkhaus ist als Aufschrei der Bevölkerung zu verstehen, die Angst hat, daß dort etwas passiert, das nicht an diesen historischen Ort paßt. Ist es nicht bezeichnend, daß wir in der Architektur emotional auf vergangene Jahrhunderte zurückgreifen, während wir dies im Automobilbau niemals zulassen würden? Der Architektur hat man ihre Wurzeln gekappt, Ordnung und Regeln über Bord geworfen. Und dies führt ins gegenwärtige Chaos. Es gibt aber eine Proportions- und Farbenlehre. Wenn wir das nicht wahrhaben wollen, werden wir eben weiter Chaos haben.

    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~E75D8F9571A6348F98E2E0773B41197EB~ATpl~Ecommon~Scontent.html\r
    http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2 ... ntent.html

    Seine Ansicht zur Bebauung der Altstadt teile ich zwar nicht, aber der Rest klingt vernünftig...

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Ich finde, Mäckler verhält sich wie Jekyll und Hyde. Einerseits beklagt er die Zerstörung städtebaulicher Charakteristik, fordert Gestaltungssatzungen und ein angepasstes Bauen. Gleichzeitig ist er für den Zoofenster-Hochhausentwurf in Berlin verantwortlich, ein Projekt, das so rein gar nicht zur historischen Gestaltungssatzung von Charlottenburg passt, und diese noch weiter verwischt. Die einstige Höhendominante Gedächtniskirche beispielsweise wird durch diese Hochhausansammlung zur kleinen Kapelle degradiert.
    http://www.maeckler-architekten.de/de/img_pro/zoof_02_gross.jpg
    Und ein "Rückbau" wäre hier später ebensowenig möglich wie im genannten Beispiel Frankfurt Westend. Sieht Herr Mäckler nicht, daß er selbst Akteur dieser von ihm kritisierten rücksichtslosen Städtebaumethoden ist?

    In dubio pro reko

  • Es sieht so aus, als würde er zwar teilweise die Probleme richtig erkennen, aber ex post die falschen Schlüsse daraus ziehen.

    Was er und viele andere allerdings immer noch falsch vermuten, ist, dass der Wunsch nach der alten Altstadt nur in zweiter Linie dem Versagen kontemporärer und vorhergehender Architekten geschuldet ist - nach dem Verlangen nach Geschichte, Heilung und Gerechtigkeit.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    Ganz wichtig für die Parzellierung ist auch, daß die Häuser einzelne Eigentümer haben. Es wird immer gesagt, das gehe nicht. Das ist Unsinn.

    Man sollte also mit dem ganzen Areal auf den Markt gehen?

    Sicher. Es gibt die Sorge, daß die Privaten dann nicht bauen, weil sie kein Geld mehr haben. Aber ich kann doch einen Vertrag machen, in dem drinsteht, daß der Bau bis zu einem bestimmten Termin fertiggestellt ist, andernfalls würde mir das Grundstück wieder abgenommen.

    Das war auch meine Idee gewesen, sowas kann man ja vertraglich regeln. Im übrigen trifft die Sorge, daß dem Eigentümer das Geld ausgeht ja auch auf Investoren und große Grundstücke zu, wie man unter anderem am Dresdner Neumarkt (Q III, Mübau) gesehen hat. Das ist also kein Argument gegen viele "kleine" Bauherren.

    Wichtig wäre allerdings, daß schon beim Grundstückskauf vertraglich auch genau vorgeschrieben wird, was und wie dort gebaut wird, damit kein Käufer noch querschießen oder wie in DD eigenmächtig Veränderungen vornehmen kann. Ein fertiger Entwurf muß Vertragsbestandteil sein. Und den kauft man im Paket mit dem Grundstück oder man läßt es.

    Ich bin relativ sicher, wenn man die Parzellen vernünftig verteilt und nutzbare Fachwerk-Reko-Entwürfe, bei denen auch mal ein Haus hinter zwei Fassaden stecken kann, zum Vertragsbestandteil macht, wird man die Grundstücke auch los. Und das Argument "Wer soll das bezahlen, wir brauchen Kindergärten!" wäre vom Tisch (wobei man wie gesagt ja auch ruhig einen in der Altstadt unterbringen könnte.... 8) )

    Zitat

    Es müssen aber unbedingt die besten Architekten und mehrere engagierte Bauherren sein, die das für ihre Belange machen. Sonst entsteht eine Retortenbebauung.

    Fragt sich, was unter den "besten" zu verstehen ist. Für mich wäre der beste der, der Rekos entwirft, der zweitbeste der, der immerhin nah dran ist. Aber wenn "namhafte" oder "international erfahrene" Architekten gemeint sind, dann arrivederci francoforte....

  • Heute Nachmittag hat es einen durch Bauarbeiter ausgelösten Brand im Haus am Dom gegeben. Aus dem Dachstuhl schlugen meterhohe Flammen, den Brand konnte die Feuerwehr aber nach einer halben Stunde löschen. Mehrere Stockwerke und ein Teil der Fassade wurden beschädigt, der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen 100 000,- €.

    http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=15662&key=standard_document_20863044\r
    http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_20863044

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • So, dann schreib ich auch mal wieder was...

    Ist immer noch viel Arbeit und viel Diskussionsbedarf. Frau Roth hat ja entsprechend der Einweihung vom Portikus diesen Bau als Vorbild für die Altstadtbebauung genannt...Tja, Politiker-geschwätz...bloß keine Seite verübeln, immer einen Kompromiss suchen, wenn er auch noch so sinnlos.
    Wobei ich Herrn Mäckler für eine geeignete Kraft halte, am Hühnermarkt einen gelungenen Entwurf für die Häuser Markt 14 und 16 zu gestalten. Diese waren nämlich vor dem Krieg schon Neubauten und würde man heute wohl auch als Bausünden in der Altstadt bezeichnen, wenn diese noch stehen würde (Markt 16, ein kubischer Beton-Klotz, wohl aus den 20ern).

    Aktuell zum Haus-am-Dom-Vorfall...erstens:
    Ich wurde als Mitglied der römisch katholischen Kirche in meinem Glauben bestärkt! Ein Zeichen, daß genau der Teil in Brand gerät, welcher in den Krönungsweg reinreicht... :P
    Zweitens: Inzwischen schätzt man den Schaden auf 500.000 €. (Wurde das in der Finanzierungsplanung berücksichtigt? Ist modernes Bauen denn nicht billiger?)
    Und der dritte höchst sarkastische Punkt (okay, okay, das ist pure Schadenfreude hier...): Hat man denn nicht immer dagegengehalten, das die Brandbestimmungen eine Rekonstruktion ausschließen würden... :gg:
    :auslachendoppelt:

    ...vielleicht kann man die Brandbestimmungen ja nun als Argument gegen eine Neubebauung nehmen (angeblich wären es ja Schweißarbeiten gewesen, die das Feuer ausgelöst haben...beim Fachwerk ist kein Stahl -> kein Schweißen -> geringere Feuergefahr als beim "modernen" Betonbau... :aetschzunge:
    :kugelnlachen:

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Hier mal eine Luftaufnahme, die verdeutlichen soll, welchen Anteil der - möglicherweise - rekonstruierte Teil der Altstadt (entspricht ungefähr der roten Umrandung) an der Gesamtheit der Stadt Frankfurt haben wird.

  • dazu sollte man vielleicht noch anfügen, daß die Größe der Altstadt, wie sie vor dem Krieg noch stand, nahezu das gesamte Bild eingenommen hat (im Osten bis zur Bubis-Brücke, also bis zu den zwei nahe beinander liegenden). Der Roßmarkt war zwar auch mit relativ modernen Gebäuden versehen (naja...18. - 19. Jahrhundert halt und dann noch diese typischen neo-klassizistischen Gebäude), jedoch auch hier überall noch sehr viele Gebäude aus dem Spätmittelalter oder kurz darauf. Und zum Main hin sowieso. Da wirkt der kleine Kreis, der wieder aufgebaut werden soll (47 Gebäude von ca. 2000) doch sehr bescheiden...

    ...aber die entsprechenden Architekten dulden eben keinerlei Ketzerei, da ist selbst so eine Bescheidenheit des Teufels Werk... :kopfschuetteln:

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber die Webseite könnte wirklich ein bißchen ansehnlicher gestaltet sein. Die Bilder sind furchtbar "pixelig", die Farbgebung seltsam und ...überhaupt :zwinkern:

    Sonst wird das schöne Projekt da "unter Wert verkauft/beworben".

    PS: Dieser meckrige Beitrag gehört natürlich in die Schublade "konstruktive Kritik". Nicht, daß ich sowas besser könnte.

  • davila
    Gebe Dir recht, aber das ist genau eines der Probleme: Vereine/Initiativen wie diese können und wollen ihr Geld nicht für professionelles Webdesign ausgeben, es gibt ja so viele andere Baustellen. Sie sind immer auf jemanden angewiesen, der das umsonst macht.