Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Hallo Kardinal, schön zu hören, dass noch so viel erhalten ist. Ich glaube, ich wäre auch sehr gerührt, wenn ich das sehen würde.

    Selbst wenn der Besitzer die Fragmente nicht für die Reko zur Verfügung stellt könnte man dennoch sehr genaue Kopien anfertigen. Insofern auf jeden Fall sehr positiv zu bewerten. Auch die Denkmalschützer kann man vielleicht so langsam überzeugen.

  • Tja, in der Rundschau waren ja auch mehrere, aber überwiegend mit Kommentaren wie "Man sollte das TR, stehenlassen, denn es ist das einzige Nachkriegsgebäude, das sich in die Altstadt einfügt" (hallo, direkt am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] ist ein guter Optiker!); und von der "Ostzeile mit ihrem Betonkern" ist die Rede (Leser hat offenbar Betonkern im Kopf). Alles voll mit sachlich falschen oder dümmlichen Behauptungen - da liest sich die FAZ besser...

    Kardinal

    Tolle Neuigkeiten! Gibt's auch Bilder von den Teilen der Goldenen Waage? Ich kenne nur ein Schwarz-weiß-Bild, aber richtig groß und in Farbe wäre natürlich besser.

  • Ich glaube, in der FAZ ist auch einer von dir, Schlossgespenst.

    Ich kann mich nämlich leider nicht mehr an deinen Nachnamen erinnern, aber Vorname, Wohnort und Inhalt stimmen schon mal. Hattest du einen Brief geschrieben, in dem du Dreysse sein Verschweigen der Altstadtfreunde vorwirst und dich irritiert über den Psycho-Onkel zeigst?
    (Lustigerweise sind das gleichzeitig auch Inhalte meines Briefs.)

  • Ja, wir haben fast dasselbe geschrieben... :gg: Ist aber egal, denn es weiß ja keiner, daß wir uns kennen, also haben wir eben zufällig dieselben Beobachtungen bzw. Erfahrungen gemacht (so war's ja eigentlich auch...)

  • Danke - dito! :zwinkern:

    Auf Seite 34 - aber tu's Dir nicht an, es war eine eher ärgerliche Lektüre.

    Wie gesagt: Wenn jemand sinngemäß einfach sagt "wir leben im 21. Jh, und da sollte die Architektur auf der Höhe der Zeit sein, daher bin ich gegen ein Reko", dann akzeptiere ich das natürlich. Ich habe eben eine andere Meinung. Aber es kommt viel zu viel dümmliches Zeug von den Gegnern, polemisch, arrogant, mit sachlichen Unwahrheiten - das geht mir auf die Nerven. Kaum einer der Gegner sagt das so sachlich, wie ich's oben angedeutet habe...

  • Auf der Rundschau-Website ist momentan nur die Ausgabe von gestern als E-Paper abrufbar... ich werde also noch warten müssen.

    Ein kleiner Bericht zu den Leserbriefen in der FAZ (Teil 1):

    Die einleitende Passage der FAZ klingt schon mal ziemlich positiv: Da ist die Rede davon, dass es ein deutlich gewachsenes Geschichtsbewusstsein gebe sowie das Bedürfnis, stadtplanerische Fehlentwicklungen zu korrigeren. Nun, so die FAZ, böte sich die Gelegenheit, die Altstadt-Strukturen wieder in Grundrissen und baulichen Dimensionen erkennbar zu machen - "vielleicht sogar eine Rekonstruktion?"

    Der erste Leserbrief stammt von Franz Frey, dem Vorsitzenden der Frankfurter SPD. Er weist darauf hin, dass eine Stadt Tradition und Modernität braucht. Er hält eine Mischung aus Rekonstruktionen und angepasseten modernen Bauten für vorstellbar. Und in Richtung Frau Flagge äußert er, dass sich diejenigen beruhigen sollten, die befürchten, Frankfurt würde künftig mit Rothenburg ob der Tauber konkurrieren. Wichtig noch: die Baumasse des TR solle nicht zum ökonomischen Dogma werden.

    Der zweite Leserbrief ist gleich auch der negativste: Hier äußert sich Raimund Schöck aus Darmstadt, er nennt Frau Flagges Persiflage "herrlich" (hat sogar ein lustiges Wortspiel parat: Frau Flagge habe Flagge gezeigt...). Schöck vermute, viele Architekten hätten Angst vor der FAZ, die eine Disneylandisierungs-Kampagne betreibe. Das TR sei ein zur Erbauungszeit bewundertes Gebäude gewesen.

    Okay, Zusammenfassungen weiterer Briefe folgen später...

  • Zitat

    Das TR sei ein zur Erbauungszeit bewundertes Gebäude gewesen.

    Jedes Gebäude wird von jemandem bewundert. Häufig allerdings nur vom verantwortlichen Architekten...

    Ansonsten Danke für die Zusammenfassung. Ist schon unglaublich wie dumm und arrogant manche Leute auftreten.

  • Aber einfach *wow* die ganze Debatte... ich mein, mittlerweile kommt man doch ohne die ein oder andere Reko eh nicht mehr herum, die Frage ist nur noch, wie viel rekonstruiert wird. Selbst wenn das Konzept von Dominik Mangelmann 1:1 umgesetzt wird, wird sicherlich kein Japaner nur wegen der historischen Altstadt nach Frankfurt kommen.
    Viel mehr würde ein größeres lebenswertes Viertel geschaffen mit großer Aufenthaltsqualität.
    ... aber selbst wenn FFM mit Rothenburg o. d. T. konkurrieren würde... was wäre schlimm daran? Deswegen wird Frankfurt weiterhin Banken- und Businessmetropole bleiben, deswegen wird Frankfurt weiter für Fortschritt, Schnelllebigkeit und Modernität stehen. Aber es gibt eine ruhige Oase mehr in der Stadt, wo man einfach mal die Arbeit draußenlassen kann und seine Mittagspause genießen kann. Hinterher geht es dann wieder in die gläserne und betonierte Hektik.
    Jede Stadt wäre über ein kleines bisschen Rothenburg ganz froh...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Genau so!
    Niemand eifert dem netten Ort an der Tauber nach, schließlich will niemand Gebäude von dort kopieren, sondern wir wollen Frankfurter Gebäude sanieren (nachdem es ja noch so viel von der Goldenen Waage gibt... :gg: ).

    Das bezeichnende des zweiten Leserbriefes der FAZ ist im letzten Satz. Da spricht der Autor vom mangelnden Mut gegenüber der begrüßten "Disneylandisierung" :boese: der FAZ seitens seiner Kollegen, also wieder ein Architekt.

    Ich bin mir fast sicher, daß sich mit der Masse der hier Abgedruckten Kritik die Zahl der entsprechenden Briefe erschöpft, hingegen die der Reko-Befürworter ungleich höher liegt...allein von mir gingen diese Woche ja drei an die FAZ. :zwinkern: Aber wie schon erwähnt, kommen immer noch seitens der Gegner hauptsächlich, fast ausschließlich, unsachliche, unwahre, teils sogar beleidigende Äußerungen...und das ist sehr ärgerlich.

    Man wiederholt den widerlegten Blödsinn ständig und hofft, daß einem das immer noch abgenommen wird. Wenn sich die Gegner doch wenigstens mal mit Daten, Abmessungen, überhaupt Tatsachen auseinandersetzen würden.
    Aber das macht es uns um so einfacher.
    Glücklicherweise wird dieses Verhalten auch von vielen als das gewertet, was es ist: Arroganz (unbegründete noch dazu)!

    Ich habe diese Tatsachen (Abmessungen) auch versucht mit den Briefen in der Presse zu verdeutlichen, wurden jedoch leider nicht abgedruckt...allerdings an anderer Stelle schon genannt, doch die Menschen vergessen leider viel zu schnell. Da bin ich um so dankbarer über den gestern veröffentlichten Artikel in der FNP vom Wiederaufbau der Löwenapotheke. Geballte Tatsachen fürs alle deutlich!!! Und ein herrlicher Kommentar dazu... :D

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Ich habe leider keine Fotos gemacht, da ich dies als unhöflich empfand.

    Zustand ist folgender:

    Die geborgenen Teile sind nahezu komplett wieder aufgebaut, die Zwischenräume sind mit Glasbausteinen gefüllt. Die schmalere Vorderseite (ursprünglich nach Norden) ist komplett zu sehen, inkl. aller Konsolen, nur seitenverkehrt. Die Ecke steht auf der rechten, statt der linken Seite. An die längere Seite schließen sich zwei der vier Bögen an, die restlichen Bögen und Konsolen sind an anderer Stelle auf dem Grundstück verbaut.

    Dadurch, daß der Sandstein ziemlich direkt in Bodennähe aufgesetzt wurde (ca. 90cm niedriger ohne den Sockel) ist das Ganze etwas gedrungener, aber immer noch sehr imposant (aber es ist doch kleiner, als man es sich anhand der Bilder vorstellt...nur 7 m breit!). Darauf ist ein Geschoß aufgesetzt und ironischerweise eine mit Brettern gestaltete Fachwerkimitation davorgesetzt.

    Leider ist der obere Teil offen mit dem Rest des Hauses verbunden und darin wird die schwierige Entscheidung des Besitzers stehen. Kann er es seiner Frau und sich zumuten, in ihrem privaten Umfeld so direkte massive Umbaumaßnahmen zu erdulden.
    Wenn die Steine direkt frei auf dem Grundstück gestanden hätten, hätte ich wahrscheinlich schon die Zusage seinerseits zur Verwendung.
    Daher auch der Schluß, daß ihm dahingehend niemand reinreden darf. Auch müssen alle verbundenen Kosten und Maßnahmen getragen werden und mit kalkuliert, um ihm möglichst keinen Nachteil daraus erwachsen zu lassen.
    Letztendlich würde ich sogar eine Bauzeitüberschreitung des gesamten Projektes leichter akzeptieren, als Umstände, die ihm persönlich durch Maßnahmen an seinem Privathaus entstehen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Interessant zu hören. Kann man die Überbleibsel von der Straße aus sehen und hat sich der Besitzer gefreut, dass sich jemand dafür interessiert, oder war er eher erstaunt?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Mann kann es leider nicht sehen...nächstes Problem. Das bedeutet nämlich auch, daß der Abtransport dieser Teile einen gewissen Eingriff in das Grundstück erfordert, also noch mehr in das private Umfeld des Besitzers. Dieser hat das Grundstück übrigens in den 70ern so gekauft, mit den eingebauten Teilen und diese teilweise in Handarbeit wieder ertüchtigt.

    Zu der Frage, ob er erfreut sei...nun, wie gesagt: "sie rennen da bei mir offene Türen ein".
    Also nochmal, wenn die Teile frei stehen würden, könnte ich wohl morgen gleich den Kran bestellen...wahrscheinlich würde er dann dafür nicht mal was haben wollen.

    ...und das als Architekt! Es gibt noch Hoffnung in der Welt! :zwinkern:

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Ich mach mal weiter mit meinem Bericht über die Leserbriefe in der FAZ.

    Als dritter Brief kam mein eigener. Eigentlich muss ich den nicht zusammenfassen, ich kann ihn auch einfach aus meiner Datei rüberkopieren (an meinem eigenen Leserbrief dürfte ich ja das Urheberrecht haben):

    Zitat

    In Ihrem Artikel fehlt ein wichtiges Detail, das unbedingt nachgetragen gehört, um ein vollständiges Bild zu ergeben: In seiner kurzen Zusammenfassung der Geschichte der Frankfurter Altstadt hat Dietrich Wilhelm Dreysse den Bund tätiger Altstadtfreunde und den Namen Lübbecke mit keinem Wort erwähnt, wodurch zwangsläufig der Eindruck entstehen musste, dass die Nazis die einzigen gewesen wären, die sich jemals für den Erhalt der Frankfurter Altstadt eingesetzt hätten. Erst ein Beitrag aus dem Publikum hat auf die Bedeutung der Altstadtfreunde hingewiesen, verbunden mit dem Vorwurf, dass Dreysse mit der Unterschlagung dieser Tatsache die Rekonstruktionsbefürworter in die Nähe von Nazis stellen wollte. Freilich hat Dreysse dies verneint und darauf verwiesen, die Kürze der Zusammenfassung habe es notwendig gemacht, die Tätigkeit der Altstadtfreunde in den 20ern nicht zu erwähnen. Das aber ist in etwa so glaubwürdig wie die Vorstellung, man könne eine kurze Zusammenfassung der Geschichte der Bundesrepublik geben, ohne Korand Adenauer oder Willy Brandt zu erwähnen. Im Rückblick erwies sich Dreysses Verhalten nur als einer in einer Reihe von unsachlichen Diskreditierungversuchen. In diesem Zusammenhang ist auch Ernst Ulrich Schefflers Ausspruch vom "lupenreinen Populismus" zu sehen, den er auf eine demokratische Bürgerbewegung bezog und der auch eine ganz neue Qualität erhält, wenn man eine andere Aussage Schefflers, die ebenfalls im Laufe des Abends gefallen ist, hinzuzieht: "Es eignet sich nicht jedes Thema zur demokratischen Debatte." Einen weiteren traurigen Höhepunkt bildete der hinzugezogene Psychoanalytiker Leuschner, der das Bild einer kranken und irregeleiteten Gesellschaft entwerfen musste, damit die Experten auf dem Podium nicht in die Verlegenheit kommen, die eigene Position kritisch hinterfragen zu müssen. Alles in allem ein enttäuschender Abend, der die Diskussion keinen Schritt weitergebracht hat, da die Podiumsredner leider auf Diffamierung anstelle von Sachlichkeit setzten.

    Übrigens kann ich hiermit jetzt auch beweisen, dass der Schreibfehler in der FAZ (dort steht zweimal "hinzugezogene" vor "Psychoanalytiker") sich ursprünglich nicht in meinem Brief befand :gg: . (Dafür aber haben sie einen Rechtschreibfehler von mir auch verbessert.)

    Der vierte Leserbrief stammt von Dr. Andreas Hansert, der anführt, wie bereits Wiederaufbau von Goethehaus und Ostzeile Kritiker auf den Plan gerufen habe (während es bei der Rekonstruktion der Stadtbibliothek ruhig geblieben sei). Interessanterweise hätten sich allerdings die üblichen Rekonstruktionsgegner im Falle der Frankfurter Judengasse alle für eine detaillierte Rekonstruktion der Steine unter dem Börneplatz eingesetzt: "Reste eines besonderen Stückes des alten Frankfurt wurden so von den geistigen Erben der moralischen Rekonstruktionsgegner von einst wiederhergestellt." Hansert spricht davon, dass man Goetheshaus, Judengasse und Altstadt in einem "engen, wenn auch heterogenen Zusammenhang" sehen müsse und nicht die Geschichte "eifersüchtig in moralische Erbhöfe" einteilen solle. Die Altstadt solle unter dem Betonbrutalismus der 70er Jahre wieder erkennbar werden; es sei aber dahingestellt, ob man bis zur Fachwerkrekonstruktion schreiten solle.

    So, der Rest kommt später. Vielleicht mag Schlossgespenst seinen Brief ja auch hier in voller Länge posten.

  • Wenn's jemanden interessiert:

    Zitat

    Zu dem Artikel „Mut zum Abschied“ oder „Stadtheilung“ (Rhein-Main-Zeitung vom 20.10.2005)

    Ihr Bericht gibt nur teilweise den Verlauf der Podiumsdiskussion im Deutschen Architekturmuseum wieder. Die Aktivitäten des von Ihnen erwähnten „Bundes der tätigen Altstadtfreunde“ in der 20er Jahren verschwieg Diskussionsleiter Dreysse völlig und bemühte sich stattdessen, die aus dem Mittelalter stammenden Fachwerkhäuser der zerstörten Altstadt als Lieblingsobjekt der Nationalsozialisten darzustellen, was als ideologisches Argument gegen Rekonstruktionspläne herhalten sollte. Kein Wunder, denn richtige Argumente fielen den Experten nicht ein, abgesehen von abgegriffenen Schlagwörtern wie „Populismus“ und „Disneyland“. Psychotherapeut Leuschner versuchte schließlich, Rekonstruktions­befürwortern Ängste zu unterstellen, während Adelgard Weyell die originelle Ansicht vertrat, das „von Touristen bewunderte“ Technische Rathaus stehe doch vielleicht am richtigen Ort - womit sie bewies, daß sie sich auf der falschen Veranstaltung befand.

    Eine sachliche Diskussion sieht anders aus, war aber offenbar gar nicht gewollt. Denn die völlig voreingenommene Expertenrunde hatte in den vorderen Reihen rund zwanzig gleichgesinnte Architekten im Publikum plaziert, die auffallend synchron regelmäßig wie auf Kommando applaudierten. Wenn sich bei der anschließenden Diskussion einer der Befürworter einer Rekonstruktion zu Wort meldete, mußte er sich gegen - oft unsachliche - Zwischenrufe der pöbelnden Claqueure durchsetzen.

    Argumente pro und contra gibt es, und einige davon wurden an diesem Abend auch ausgetauscht – jedoch zwischen Frankfurter Bürgern und anderen Interessierten im Publikum. Die Stadtplaner auf dem Podium hingegen waren einer argumentativen Auseinandersetzung kaum zugänglich. Was Sie eine „verblüffende Allianz“ nennen, waren einfach Angehörige mehrerer Generationen, die zu einem aktuellen Thema dieselbe Meinung vertraten – was ist daran so verblüffend?

    Ich hatte es Euch ja vor einiger Zeit schon gesagt: Mit solchen Themen kommt man relativ leicht in diese Zeitung... 8)

  • Das ist ein hervorragender Ausgangspunkt für eine Rekonstruktion, wird man anhand des Vorhandenen schließlich den fehleden Rest in großen Teilen exakt bestimmen können, zumindest was die Größenverhältnisse betrifft. Da hat man schon oft Gebäude mit wesentlich weniger Information rekonstruiert.

    Ob der Besitzer der Steine diese letztenendes herausgibt oder nicht ist sekundär. Schöner wären die Originale, aber exakte Kopien sind für 99,9% der Menschen am Ende dasselbe (die restlichen 0,1% sind Denkmalschützer, die der veralteten Authentizitäs-Doktrin anhängen, und ein paar Architekten, die alles vertreten, solange sie nur eine Rekonstruktion eines Gebäude eines lange toten Konkurrenten verhindern können).

    Was kann man denn insgesamt zum Stand der Dokumentation des Viertels sagen: ich nehme an, es gibt genügend Bilder und Vermessungen, aber wurde auch noch mehr Originalmaterial gerettet, gibt es Depots wie in anderen Städten?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich habe von der Goldenen Waage genaue Pläne (darauf auch ein Frontaufriss des Nachbarhauses) und von dem Bereich zwischen Lange Schirn und Tuchgaden, sowie Markt 31 und 33 (Haus Kellertür bzw. Glißmund und Haus Dracheneck) Aufrisse und Grundpläne (maßstäblich). Die letzten beiden wären aber direkt über dem westlichen Zugang zur U-Bahn. Doch zur Not könnte man das auch lösen. Diese wurden bei der Altstadtaufnahme in den 20ern (soviel zu Nazi...) und dann 1940-42 erstellt.

    Dann habe ich noch genau Aufrisse und Pläne von Hinter dem Lämmchen 2-6, Neugasse 1a von ca. 1900 (Zustand vor Durchbruch Braubachstr., daher dieser auch im Modell), von Klein Nürnberg (H.d.Lämmchen 8 ), dazu Foto des Rückhauses beim Durchbruch der Braubachstr. (gotische Kapelle im EG, Deckenbalken sichtbar, Rundbogenfries neben dem heute noch bestehenden Durchgang).
    Vom Haus Rebstock Fotos, sowie ein Aufmaß des Balkons (beide zusammen sind Grundlage genug für die Bestimmung der Außenkonstruktion. Von innen kann ich nur den Standort der Querwände bestimmen, aber sonst...?). Von den Häusern Nordseite Markt/Südseite H.d.Lämmchen eine Unmenge Fotos und ein Aufmaß vom Eingang H.d.Lämmchen 9...von da aus gehen wir dann mit den Maßen...

    Konstruktion der Balken ist bei fast allen Häusern anhand des Alters in Verbindung mit der Fensteranordnung ermittelt.
    Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wie der Jurist sagt...

    Probleme habe ich bei den Häusern Neugasse 4 und 6, da aber ein Foto des Hofzugangs, außen Rundbogen, innen Spitzbogen...hilft mir aber bei den Häusern nicht so viel...
    Außerdem war das Haus Markt 16 (am Hühnermarkt) ein Neubau aus den, ich meine, 20ern (Betonklotz), der Vorgängerbau war aus dem 19. Jahrhundert, davor stand dort ein größerer gotischer Fachwerkbau mit entsprechender Dachform (Holzschnitt von 1738).
    Das ist ein Gebäude, von dem ich sagen würde, da wäre ein Architekt gefordert, hier einen Neubau zu gestalten, der diese Form von dem Holzschnitt aufgreift, zumindest in der Dachform.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Also die Dokumentation ist gut (und sicherlich würde ein Aufruf an die Bevölkerung und weiteres gezieltes Nachforschen noch mehr Bilder, Risse u.a. zutage bringen), aber gibt es auch noch weitere Reste an Substanz (von der GW abgesehen)? Irgendwas Gerettetes?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Es gibt demnächst wieder ein Podiumsgespräch:

    "Frankfurts Altstadt - zurück in die Zukunft?"
    am 10. November um 20 Uhr, Frankfurter Presseclub, Saalgasse 30

    (das ist das Haus neben dem "Scharzen Stern" an der Nikolaikirche)

    Quelle: http://www.frankfurter-pressclub.de">http://www.frankfurter-pressclub.de

    Gastgeber ist die Frankfurter Rundschau. Christoph Mäckler und Jürgen Engel werden mit Kommunalpolitikern über Art und Maß der Bebauung am Platz des TR debattieren.

    Es könnte diesmal - da nicht nur Architekten & Gleichgesinnte beteiligt sind - bereits auf dem Podium eine echte Diskussion werden. Hingehen & mitreden?