Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Stimmt, auch hier in Stuttgart wurde unter dem Motto der "autogerechten" Stadt vieles abgerissen, was nur minimal beschädigt war und teilweise sogar wieder genutzt wurde - und dies bis in die 70er Jahre hinein. Aber es mußten ja "unglaublich wichtige" Parkplätze, Tiefgaragen und mehrspurige Straßen gebaut werden.

    Besonders absurd der Abriß des Kronprinzenpalais - hier sollte ein Straßendurchbruch erfolgen, es kam aber ein Tunnel. Dummerweise wurde vorher schon mal auf Verdacht abgerissen...

  • Zitat von "der_Sauerländer"


    Ich habe gerade gelesen, dass in den 80ern im Westen nur noch ca. 30 % der Bebeauung Vorkriegsbauten waren. Nur leider gibt es keine vernünftigen Zahlen zu Abrissen in der Nachkriegszeit.

    Naja, nur 30%? Das kann ich kaum glauben. Vielleicht sind es mittlerweile knapp über 30%, dennoch würde ich behaupten, dass im Westen noch 60-70% aller Vorkriegsbauten wenigstens ein Teilen noch vorhanden sind...

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Na, die Zahl stammt immerhin aus dem bekannten "Kriegsschicksale deutscher Architektur..."

    Im Übrigen musst du die riesigen Einfamilienhaussiedlungen einberechnen, da kommt schon ne hohe Zahl zusammen. Interessanter wäre die Frage, wieviel Prozent der Vorkriegsbebauung noch steht. Da kommt dann natürlich ne höhere Zahl raus. Vielleicht wurden aber auch viele entstuckte, modernisierte und vereinfachte Gebäude nicht mit einberechnet.

    Aber das gehört nicht in diesen Faden, zurück nach Frankfurt.

  • OT: Die 60-70% bezog sich auf die noch stehenden altbauten, mit den EFH-Siedlungen könnte es hinhauen. Maybe... BTT

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • @ Kardinal (und andere)

    Ich würde gerne eine Frage aufgreifen, die im "anderen Forum" angerissen, aber nicht richtig geklärt wurde (nachzulesen hier), und zwar die U-Bahn-Station "Dom/Römer", die direkt unter dem zu bebauenden Areal liegt.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, würde einer der Aufgänge, wenn er verlgt wird, auf dem Krönungsweg liegen. Sähe das nicht seltsam aus, wenn sich mitten auf der Gasse zwischen Fachwerkhäusern plötzlich die Erde auftut und eine Rolltreppe in die Tiefe führt? Gäbe es nicht vielleicht die Möglichkeit, den Aufgang unauffällig in einem Hinterhof verschwinden zu lassen? Oder direkt vor die Schirn, also irgendwo neben den Eingang (Rotunde)? Kannst Du dazu nochmal was sagen?

    Ich denke, wenn das Ganze wegen Tiefgarage & U-Bahn eventuell 10, 20 cm höher gelegen ist als vor dem Krieg, wäre das zu vernachlässigen, aber für die Zugänge der U-Bahn sollte man vorzeitig eine anständige Lösung haben - denn die müssen nunmal da sein.

  • Ich glaube, das ist Ansichtssache.
    Sieht bestimmt nicht toll aus, eventuell kann man Richtung Markt 8 (Da geht aber dann die Zufahrt zur Tiefgarage entlang) verlegen, welches ich eventuell sogar ganz weglassen würde, weil das Bistum Limburg ihr Haus am Dom so dämlich verlängert haben.
    Allerdings ist es bestimmt auch nicht hilfreich, wenn man den U-Bahn Zugang zu sehr versteckt...wegen Ortsunkundigen. Und so breit ist er nun auch nicht...

    Also als Teil des Hauses Markt 8, oder an dessen Stelle, die Idee gefällt mir. Kann man mit entsprechenden Schildern bestimmt auch gut kennzeichnen.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Zitat

    Allerdings ist es bestimmt auch nicht hilfreich, wenn man den U-Bahn-Zugang zu sehr versteckt...wegen Ortsunkundigen.

    Dieses Problem wäre mit Hinweisschildern und Pfeilen leicht zu lösen. Allerdings sehen zu viele Schilder in einer Altstadtgasse auch nicht gerade toll aus...

  • Aber mal im Ernst: Ist soetwas ein wirkliches Problem? Wohl kaum, solche Sächelchen löst selbst ein durchschnittlicher Städtebauer doch mit links.

    Es bleibt doch dabei: Will man das Große: ja/nein? Wenn ja, dann wird's am U-Bahn-Eingang nicht scheitern. Aber es ist wichtig, über solche potenziellen Scheineinwände von Reko-Gegnern bereits ex ante nachzudenken.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Aber es ist wichtig, über solche potenziellen Scheineinwände von Reko-Gegnern bereits ex ante nachzudenken.

    Genau deshalb hab' ich's ja angesprochen. Es gibt schließlich nicht nur ideologische Einwände der Gegner, und man sollte auf möglichst alles eine Antwort haben.

  • So, ich habe heute eine wichtige Prüfung hinter mich gebracht (deswegen konnte ich auch Aufforderungen zu Löschungen/Verschiebungen nicht nachkommen, war wirklich beschäftigt). Am Samstag gibt's ne kleine Feier, aber abgesehen davon gehört meine Zeit ganz APH... :zwinkern:

    Mir ist übrigens aufgefallen, dass man in der gesamten Altstadt-Diskussion von diesem anfangs mal erwähnten Unterstützerkreis überhaupt nichts mehr hört. Der Vorsitzende hieß doch Bergner, meine ich. Kardinal, du hast ihn doch (spätestens) bei der Veranstaltung im Historischen Museum kennengelernt. Weißt du irgendwas in dieser Hinsicht?

  • Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich selbst an diesem besagten Abend kein Wort mit ihm gewechselt habe.
    Das ist kein böser Wille gewesen, im Gegenteil, ich hätte es mir sehr gewünscht, zumal ich mit den Oganisatoren anschließend noch im Römer auf einen Ebbelwoi saß. Doch da war Herr Bergner leider nicht anwesend. Und direkt nach der Veranstaltung wollte ich noch so vielen dringend etwas sagen... Mann, Mann, Mann. :peinlich:

    Aber gut, daß Du es schreibst. Muß ich auch noch machen, bevor ich die vier Wochen weg bin...

    Weißt Du eigentlich, wo genau in Götzenhain der Unterbau der Goldenen Waage steht? Ich wollte noch ins historische Museum und mal versuchen, eine Bestandliste zu erstellen über alle geborgenen Teile der betroffenen Häuser. Dann könnte ich meine Kostenkalkulation überarbeiten (zum positiven hin, denn gerade Steinmetzarbeiten sind pauschal fast nicht kalkulierbar).
    So war doch diese fundamentale Denkmaltheorie...solange noch ein Stein erhalten ist, ist es eine Sanierung bzw. eine selbst nach Architekten-Sinn erlaubte Rekonstruktion...also sanieren wir doch nur die Altstadt... :gg:

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett

  • Nein, leider weiß ich nicht, wo sich in Götzenhain die Überbleibsel der Waage befinden... aber das mit der Bestandsliste ist eine gute Idee.

    Übrigens ist heute ein Artikel in der E-Paper-Version der Frankfurter Rundschau. Hier ein Auszug:

    Zitat

    40 000 bis 45 000 Unterschriften brauchen sie, wohl an die 1000 haben sie schon – genau weiß das keiner. Aber Wolff Holtz ist guter Dinge. Der Vorsitzende der Jungen Union (JU) Süd und die Seinen wollen ein Bürgerbegehren zur historischen Rekonstruktion der Altstadt. Die Aktion laufe „auf recht breiter Ebene“, sagt Holtz. Der Traditionsverein „Freunde Frankfurts“ unterstütze sie. Die Entscheidung der SPD für Fachwerk findet er auch gut. Holtz will die SPD deshalb zur Kooperation bewegen.
    Aber die Kampagne steht noch am Anfang. Am Wochenende hat man vor der Kleinmarkthalle und auf der Zeil Unterschriften gesammelt. Holtz: „Das waren in zwei Stunden so an die 300.“ Nächstes Wochenende will die JU wieder los. Und sie ist nicht allein: „Leute kommen und reichen uns volle Listen gleich im Packen rüber.“ Die Bürger „reißen sich darum“.

    usw.

    Negativ hingegen die Erwähnung in dem Artikel, dass CDU-Sprecher Jochem Heumann nur generell von Kleinteiligkeit ausgeht, eventuell noch von Rekonstruktionen der Goldenen Waage und des Roten Hauses. "Das wäre es dann aber auch." :augenrollen:

  • @ Kardinal, in der Frankfurter Rundschau (glaube ich) war mal ein Artikel dazu. Darin stand, dass viele Teile der Goldenen Waage in Götzenhain in der Albert-Schweitzer-Straße 24 eingebaut sind. Da war doch auch irgendwas mit Glasbausteinen... Wer erinnert sich?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Wer fährt mal hin und macht Fotos für's APH? Evtl sogar mal freundlich anklingeln und den Besitzer fragen? Oder geht sowas zu weit?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Kardinal"

    So war doch diese fundamentale Denkmaltheorie...solange noch ein Stein erhalten ist, ist es eine Sanierung bzw. eine selbst nach Architekten-Sinn erlaubte Rekonstruktion...also sanieren wir doch nur die Altstadt... :gg:

    Genau! Man sollte viel mehr als bisher in den Vordergrund stellen, dass erhebliche Bestandteile der Altstadt zwischenzeitlich einfach nur ein bisschen im Archiv lagen, trocken und staubfrei. Dass das die Gegner aus etablierten Architekturbüros kaum beeindrucken dürfte, ist schon klar. Aber bei den Laien, den Frankfurter Politikern und Bürgern, dürfte das den zu erwartenden Einwand fehlender Authentizität doch erheblich entkräften, meint ihr nicht?

  • Vergleich mit einem Fachwerkhaus in Aschaffenburg:

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.ph…icle&id=2576247


    Auszug:

  • In der FNP ist noch ein weiterer Artikel zum Architekten der Löwenapotheke:

    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.php?page=fnp2_news_article&id=2576638\r
    http://www.rhein-main.net/sixcms/list.p ... id=2576638

    Auszug:


    Zitat

    Ein Architekt, der nicht elitär sein will
    Frankfurt. Den Wiederaufbau eines nicht einmal mehr in Resten vorhandenen Gebäudes aus dem 16. Jahrhundert bezeichnet Christian Lauffs als «eher ungewöhnliche Aufgabe im Berufsleben eines Architekten». Tatsächlich war die Rekonstruktion der Löwenapotheke in Aschaffenburg auch das einzige Mal, dass sich der Ingenieur aus Seeheim-Jugenheim bei Darmstadt mit diesem Thema befasste. Nach langen Überlegungen nahm er einen differenzierten Standpunkt ein: Einerseits müssten sich Architekten von der elitären Vorstellung verabschieden, sie könnten zu jeder Zeit an jedem Ort eine neue, ideale Lösung für eine Bauaufgabe anbieten. Andererseits sei offensichtlich, dass der Wiederaufbau eines historischen Gebäudes eine wohlbegründete Ausnahme bleiben müsse. Damit gehört Lauffs zu einer Minderheit in der Architektenschaft, die Rekonstruktionen größtenteils grundsätzlich ablehnt.


    Vor einigen Wochen gab es ja mal eine Sendung im HR zu dem Thema Wiederaufbau Frankfurter Altstadt, bei der auch Dieter Bartetzko zu Wort kam. Wir hatten damals im Forum darüber gesprochen.

    Für alle, die es verpasst haben: Im Archiv der Website des HR gibt es das Wesentliche der damaligen Sendung zusammengefasst:

    http://www.hr-online.de/website/fernsehen/sendungen/index.jsp?rubrik=3030&key=standard_document_11352936\r
    http://www.hr-online.de/website/fernseh ... t_11352936

    Kleiner Auszug:

    Zitat

    Dieter Bartetzko: "Der Traum war der einer wunderschönen, geborgenen, kleinen, idyllischen Lebkuchenstadt – ich kann´s nur so polemisch sagen."

    Kann mir jemand sagen, was an "idyllisch", "wunderschön" und "geborgen" eigentlich negativ sein soll? :augenrollen:

  • ... das ist die Arroganz der Typen, die vergessen haben, das in D über 100 Stadtbilder fast komplett ausradiert wurden...
    Ehrlich - bin jetzt über zwei Jahre hier im Forum aktiv und habe schon viele Statements gehört - aber diese Geschichtslosigkeit und eingebildete Ignoranz von unserem "Didi" (wer heisst schon Dieter?) macht mich echt sauer. Erinnert mich auch an den gegenwärtigen Leitartikel in der ZEIT von Hanno Rauterberg, auch so ein Spezialist, der uns Bürgern die Ästhetik erklären will... :gehtsnoch:

  • :gg: :schockiert: :weinen:

    Ich weiß nicht wie ich es gerade ausdrücken soll...Tränen der Rührung (oder ist es doch nur die Bindehautentzüdung wegen der Grippe, die ich gerade mit mir rumschleppe)...

    Erstmal: Es gibt doch Hoffnung...meine Vorurteile lösen sich eine wenig auf...ich habe gerade einen Architekten kennengelernt, welcher zu den wenigen zuzuordnen ist, die wirklich ihren Beruf verstanden haben...und die vor allem zum Thema Rekonstruktion sagen: "Da rennen sie bei mir offene Türen ein".

    Doch er muß entscheiden, wie er helfen kann, da er gewisse Schwierigkeiten bewältigt werden müssen, bei denen niemand das Recht hat, ihm reinzureden.
    Seine Entscheidung!


    Was ist seine Entscheidung?

    Ich habe gerade die originalen Erdgeschoßteile der Goldenen Waage gesehen und angefasst!!!!

    Es ist, soweit ich es abschätzen kann, bis auf ein oder zwei profilierte Stützen alles an Teilen vorhanden, was bei der Goldenen Waage in behauenem Sandstein gehalten war, inkl. viele der Eckfassungen des Hinterhofes.

    Nach meiner Einschätzung sämtliche Stein-Konsolen (teilweise etwas verstreut), auch die riesige reich behauene Eckkonsole.

    Alles teilweise gebrochen (ist ja beim Bombenangriff aus 5 m Höhe auf die Erde gestürzt) , aber vollständig. Der Sockel ist nicht mehr vorhanden, aber der war auch kaum geschmückt...

    Wundervoll...doch über die Verwendung hat allein der Besitzer zu entscheiden! Und da sollte man ihm die Zeit geben, die er dazu benötigt!

    (Also bitte nicht mehr klingeln und fragen, das habe ich jetzt getan...)

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett