Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Letzteres ist aus ingenieurtechnischen Gründen eben nicht möglich. Es hat schon seine Bewandnis, dass man den Sockel des Technischen Rathauses bis kurz vor Beginn der Bauarbeiten wird stehen lassen. Durch das Bekenntnis zur Tiefgarage, die durch die Hochbauten am Aufschwimmen gehindert wird, ist man auf Verdeih und Verderb darauf angewiesen, das ganze Quartier an einem Stück hochzuziehen. Ein Vorgehen wie in Dresden ist daher ausgeschlossen.

  • Tja, leider richtig - die Tiefgarage, auf die natürlich auch niemand verzichten will bzw. kann. Gibt es keine andere technische Lösung? Beim Palast der Republik hieß es doch auch zunächst, wenn man ihn abreißt, wären historische Bauten im Umfeld bedroht, weil dann die Fundamentwanne mangels Balstung aufschwimmt.

  • Naja, die Tiefgarage braucht eigentlich kein Mensch – wer in der Innenstadt arbeitet, ist mit dem ÖPNV in jeder Hinsicht schneller als mit dem Auto, die paar wichtigen Herren und die Dame im Rathaus, die wirklich einen Dienstwagen brauchen, haben eh dedizierte Parkplätze am Römer. Zumal gemunkelt wird, dass der Umbau der Tiefgarage (also Abbruch des oberen Levels, um das historische Geländeniveau wiederherzustellen), eher einem Neubau nahe kommt, vor allem was die Kosten angeht. Die Lösung wäre also, die Tiefgarage komplett aufzugeben, aber in Zeiten, wo man selbst unter intakte Altstädte wie Pirna Tiefgaragen bohren will, ist sowas wohl gelinde gesagt schwer vermittelbar.

  • Nachdem die Thematik mühelos die Feuilletons der Printmedien errreicht hat, erweitert sich nun die mediale Präsenz auf die TV-Berichterstattung. Am Sonntag wurde der Beitrag "Die Zukunft unserer Städte Rekonstruktion oder Moderne?" bei ttt im Ersten ausgestrahlt. http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~uid,rg1qvm5nlgzdw9mj~cm.asp\r
    http://www.daserste.de/ttt/beitrag_dyn~ ... 9mj~cm.asp
    Zitat von Albert Speer junior: "Ich finde, es war richtig, in Frankfurt den [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wieder aufzubauen. Ob da jetzt noch zwei oder drei alte Häuser hingestellt werden müssen, das hat für den Bürger überhaupt keine Bedeutung. Das ist mir zu sehr Nostalgie".

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  • Zitat

    Zitat von Albert Speer junior: "Ich finde, es war richtig, in Frankfurt den [lexicon='Römerberg'][/lexicon] wieder aufzubauen. Ob da jetzt noch zwei oder drei alte Häuser hingestellt werden müssen, das hat für den Bürger überhaupt keine Bedeutung. Das ist mir zu sehr Nostalgie".

    Das ist ja der reine Hohn und auch völlig ohne Sachverstand. Zahlreiche Bürgerinitiative belegen ja anderes. Der Mann gehört zurück in die 50er Jahre des 20. Jh!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Was will man auch vom Sohn eines NS-Architekten erwarten?! Der Senior hätte ja am liebsten ganz Berlin nach seinen Vorstellungen neu gebaut. Speer sagte auch: "Das kommt natürlich auch daher, dass die Architekten oft nicht in der Lage sind, Gebäude zu planen und zu bauen, die irgendeine Emotion ausstrahlen, sondern die kalt und abweisend sind. Emotionen sind ein ganz wesentlicher Teil der Stadt, genau wie Gerüche, und Bewegung und Lärm" - Und er zählt sich selber nicht zu diesen Architekten? - Genau wegen Aussagen wie dieser, verstehe ich nicht warum man immer Architekten zu Wort kommen lässt. Sie sollen gefälligst das entwerfen was die Bevölkerung möchte, und nicht das, womit sie auf dem schnellsten Wege in den Geschichtsbüchern landen.

    Die Fassade allein reicht nicht - Na ja. Das sehe ich aber etwas anders. Denn wenn ich eine Stadt besuche, werde ich nicht jedes Gebäude betreten. Schlösser, Kirchen, Rathäuser sieht man oft nur von außen. Wenn im Inneren etwas anderes zu finden ist als man erwartet hat, stellt das für mich kein Problem dar. Es ist die Gesamtwirkung, das Stadtbild das zählt und mich in einer fremden Stadt wohlfühlen lässt.

    Das neue Braunschweiger Schloss, welches, anders als im Text behauptet, erst seit 3 Jahren wieder steht, gefällt mir sehr gut. Die Fassade wurde teilweise mit Originalteilen konstruiert und auch der Standort stimmt. Die Reiterstandbilder sind auch wieder da. Für mich ist das allemal besser als eine grüne Wiese oder ein Park. Der Kompromiss mit dem Einkaufszentrum lässt sich gut verkraften.

  • Ich habe die traurige Nachricht heute Morgen in der FAZ gelesen. Ich kannte die Dame leider nicht näher, aber sie war vor vier Jahren auch mal bei einer Vereinssitzung von Stadtbild Deutschland zu Gast.

  • Die Nachricht vom Tod von Frau Christensen ist ja wirklich erschütternd. Ich hatte viel mit ihr zu tun und bin jetzt einigermaßen sprachlos. Weiß man denn, was die Ursache war?

    Es ist vor allem schmerzlich, daß sie selbst das wiedererstehende Dom-Römer-Areal nicht mehr sehen wird.

  • Habt Ihr schon von der neuen Ausstellung im Hist. Museum gehört?

    Wenn Architekten träumen dürfen...

    http://www.historisches-museum.frankfurt.de/index.php?article_id=247&clang=0\r
    http://www.historisches-museum.frankfur ... 47&clang=0

    "Was geschähe, wenn es in Frankfurt alle diese wirtschaftlichen, planungsrechtlichen und politischen Vorgaben nicht gäbe? Was wäre, wenn die Baumeister einen Wunsch frei hätten?"
    ich fordere Traumverbot für Architekten...

    Aber wer weiß, vielleicht hat einer mutig das Treunermodell neben die Entwürfe des Grauens gestellt...

    Ich weise im übrigen auf die beiden Podiumsdiskussionen hin. Wer Zeit hat kann ja mal versuchen den einen oder anderen Architektentraum zerplatzen zu lassen und die Wünsche der Bevölkerung vertreten.
    15.9 Großer Wurf oder kleine Korrekturen - Welche Bauprojekte braucht Frankfurt?
    1.10 Gute Architektur, schlechte Architektur - Wer soll in Frankfurt entscheiden?

  • Ahem, diese neue Ausstellung bei der oder fuer die Architekten traeumen duerfen laesst mich nicht auf Grosses hoffen.

    Zitat

    Die Ausstellung soll zeigen, was denkbar ist.

    Was "denkbar" ist haben wir doch landauf, landab aus Quellen aller Arten oft genug gehoert: Eine Kombination von Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss, darueber Bureaus, Praxen oder (mit Vorliebe) Wohnungen.

    Also was soll denn da noch so grossartig "denkbar" sein? Etwa eine Kita, ein Theater oder ein Begegnungszentrum? Ist ja eradezu bahnbrechend. In anderen Worten: Ich verspreche mir rein gar nichts von diesen Architektentraeumen, fuege aber (die Hoffnung stirbt zuletzt) hinzu, dass die Traeume einer kleinen Anzahl (von mir) ausgesuchter Architekten mich geradezu faszinieren und wahrscheinlich in helles Entzuecken versetzen wuerden.

  • Stadthaus als Ensemble - Meurer Architekten setzen sich durch

    Zitat

    Das Stadthaus über dem Archäologischen Garten in Frankfurt soll nun nach einem Entwurf des Büros Meurer Architekten errichtet werden. Das hat ein Beratungsgremium am Mittwoch mit großer Mehrheit beschlossen. Damit hat sich in der zweiten Überarbeitungsrunde des Wettbewerbs das zunächst viertplazierte Büro gegen den ursprünglichen Sieger Bernhard Winking Architekten durchgesetzt. Auch der nach der ersten Überarbeitungsphase favorisierte Entwurf von Kleihues + Kleihues ist nun ins Hintertreffen geraten.

    In der Sitzung des Sonderausschusses Dom-Römer wurden die abermals überarbeiteten Entwürfe gestern zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Der Entwurf von Meurer Architekten, an dem auch das Büro CBA aus Luxemburg beteiligt ist, will den Archäologischen Garten fast komplett überbauen. Zu diesem Zweck rückt das Stadthaus recht nahe an den Domturm heran. Um eine kleinteilige Anmutung nach dem Vorbild der historischen Altstadt zu erreichen, gestalten die Architekten die Baumasse als Ensemble von fünf Elementen. Zum Dom hin ist ein Haus mit drei Spitzgiebeln vorgesehen. Parallel zum Langhaus der Schirn soll ein schmales, sich verjüngendes Gebäude errichtet werden. Im Westen, zur Schirn-Rotunde hin, wollen die Architekten ein weiteres Haus mit Satteldach bauen, in dem Wohnungen untergebracht werden sollen.

  • Kommentar dazu aus der heutigen Papier-FAZ:

    Im Vergleich dazu wirkt der unterlegene Winking-Entwurf wie eine einfallsloser Neuaufguß der benachbarten Schirn (links im Bild). Da kann ein überarbeiteter Meurer-Entwurf eigentlich nur besser sein - wenn er denn wirklich überarbeitet wird.

  • ^

    Auf was beziehst du dich? Wenigstens zu schreiben, worüber man schreibt, sollte noch drin sein...

    Dass eine Überbauung des Archäologischen Gartens erfolgt, stand schon seit 2006 fest, wenn man nur richtig gelesen hat. Dass dabei nur Müll wie dieser herauskommen würde, indirekt auch.

  • Steinigt mich, aber mir gefällt der Winking-Entwurf gar nicht so schlecht. Auch der Meurer-Entwurf geht an, aber
    Hier ist endlich mal eine Situation, in welcher der viel beschworene Kontrast zwischen Alt und Neu funktioniert, zumindest in meinen Augen. Beide Entwürfe sind modern, nehmen aber dennoch auf interessante Weise zur Goldenen Waage Bezug, durch die hohen, damit unweigerlich gotisierenden Fensterschlitze nämlich. Auch wenn es sich um eine Modeerscheinung handeln sollte- sie passen nicht schlecht. Eine normale Fensteranordnung auf glatter, ornamentloser Fassade wäre zu banal, dergleichen kennen wir aus der Wiederaufbauzeit zur Genüge. Aber das hier hat gewisse Rhythmik und Struktur, ist gleichermaßen Kontrast wie unaufdringliche Anpassung, wobei mir der Winking-Entwurf sogar noch mehr zusagt, weil seine Traufständigkeit die Waage noch besser zur Geltung kommen lässt, als es bei Meurers unruhiger Wiederholung des Giebelmotivs der Fall ist. Aber das ist Geschmacksfrage und liegt sicherlich auch an der günstig gewählten Persepektive dieses Bildes.
    Ich jedenfalls freue mich auf die Waage und lasse mir das nicht durch diese Neubautenentwürfe, mit denen man, finde ich, recht gut leben kann, vermiesen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.