Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Schon immer wieder erschreckend, mit welchen Tricks "Politik" betrieben werden soll.
    Fast scheint mir, die Kleine Hufeisennase wohnt nun auch in Frankfurt...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Kardinal"

    ...

    Die Koalition aus Grünen und CDU muß in dieser Anhörung so weit öffentlich unter Druck gesetzt werden, daß sie sich eine Zustimmung zum Rahmenplan des Planungsamtes nicht mehr leisten können!!!

    Vielfach liegt es aber an den Stadtverwaltungen ! Das ist nicht zu verwechseln mit dem Stadtrat ! Wenn man Pech hat, ist die gesamte Verwaltung durchsetzt von Altmodernisten, die dann mehr oder weniger diktieren wie die Stadt auszusehen hat. Politiker segnen das ab und da wird sich selten als Fachfremder (die wenigsten Politiker sind Architekten/Städtebauer etc.) in eine große Diskussion mit Städtebauern und Architekten trauen. Aber man muss sie motivieren, ihrem normalen Menschenverstand zu vertrauen. :zwinkern:

  • Da ist was wahres dran. Wenn man einige Äußerungen von Politikern gehört hat, merkt man, dass selbst die zuständigen Ausschussmitglieder (= Stadtverordnete) von der Materie keine große Ahnung haben. Ich erinnere mich da an die berühmte Äußerung, in der Frankfurter Altstadt habe kein einziges Holzhaus gestanden, der gute Mann, den ich jetzt nicht nennen werde, dachte wohl, Verputz mit Steinhaus gleichsetzen zu müssen.

    Andererseits geht es um derart architektonische und kunstgeschichtliche Komplexe, dass ich schon sagen muss: es ist kaum wirklich zu erwarten, dass die Politiker alle diese Details in ihrer vollen Tiefe kennen und daher in einem gewissen Maße von der Stadtverwaltung abhängig sind.

    Als jemand, der selber in der Stadtverwaltung arbeitet (und das ist sicher unabhängig von Frankfurt) kann ich aber sagen, dass das generell bzw. themenunabhängig so ist.

    Schade ist dann nur, wenn, wie es offenbar gerade geschieht, einzelne Leute aus der Verwaltung diese Abhängigkeiten zu ihren Gunsten (bzw. was ich eher vermute, zu Gunsten nahestehender Lobbyisten, hier z. B. BDA) auszunutzen versuchen.

  • Zitat von "RMA"

    ...
    Schade ist dann nur, wenn, wie es offenbar gerade geschieht, einzelne Leute aus der Verwaltung diese Abhängigkeiten zu ihren Gunsten (bzw. was ich eher vermute, zu Gunsten nahestehender Lobbyisten, hier z. B. BDA) auszunutzen versuchen.

    Nun ja, wenn der Baustadtdirektor bei dem Supermodernisten X Y Architektur studiert hat, ist der natürlich auf Altmodernistenlinie gleichgeschaltet. Diese Leute haben alles in der Hand ! Sei es die Zusammensetzung von Jurymitgliedern bei Architekturwettbewerben oder die Ausarbeitung von Gestaltungsnormen oder Flächennutzungsplänen. Als Freizeit-Kommunalpolitiker hast Du einfach keine Möglichkeit Dich in diese ganzen Gebiete vollständig einzuarbeiten, weil der Stadtrat sich ja auch noch mit anderen Sachen beschäftigen muss. Deswegen ist es gut, wenn möglichst viele Menschen auch in den Parteien ihre Meinung zu den jeweiligen Projekten kundtun, denn nur so werden Stadtratsmitglieder auf Besonderheiten aufmerksam. Ansonsten wird alles so durchgewunken, was die Stadtverwaltung vorschlägt.

  • Im Juni hat ein Artikel in der FAZ über einen allfälligen Abbruch der Rotunde der Kunsthalle Schirn hier eine kleine Diskussion ausgelöst (s. S. 137 dieses Fadens). Dass dies im Moment eine Illusion ist, war damals ziemlich allen klar; auch hätte der dadurch freigewordene Baugrund nur eine halbherzige Rekonstruktion des Gebietes Fünffingerplätzchen/Handwerkerhöfchen ergeben. Schon damals reizte es mich, eine Überlagerung des heutigen Stadtgrundrisses mit dem Zustand vor der Zerstörung zu erstellen. In Ermangelung eines brauchbaren Stadtplans mit der heutigen Bebauung hätte ich dies mit Hilfe von Google Earth, sowie dem Ravensteinplan von 1861 bewerkstelligt. Daraus könnte man leicht ersehen, dass weder das genannte Plätzchen sowie das Höfchen hätten rekonstruiert werden können; lediglich der Markt wäre zu einer geschlossenen Gasse mutiert. Die Erstellung eines solchen Planes im Gebiet des zum Abbruch vorgesehenen Historischen Museums wäre da vielversprechender...

    Zitat von "Kardinal"

    Vielleicht schaffe ich es ja noch, eine Überlagerung des Magistratsentwurfs und der historischen Situation hier rein zu setzen...

    Hatte ich doch im vorerwähnten Zusammenhang schon eine Weile geplant...: :zwinkern:


    Quelle: Ravensteinplan 1881 / Magistratsentwurf Mai '07 (http://www.frankfurt.de/sixcms/media.p…oemer-Areal.pdf)

    Legende:

    Der Ravensteinplan 1861 zeigt die Gebäude in einem Rotbraun-Ton (die gelben Linien sind nicht zu beachten; sie stellen nur alte Quartiergrenzen dar). Zur Orientierung erkennt man links unten den 1983 rekonstruierten Samstagsberg (Nrn. 16-28 ). Rechts ist der Domturm mit "Pfarrturm" beschriftet. Unmittelbar davor besteht noch die östliche Zeile der Höllgasse (Nrn. 6-12), welche in den 1870-er Jahren ersatzlos abgebrochen wurde. Die Braubachstrasse besteht zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sicher wäre die Verwendung des Stadtgrundrisses von 1944 sinnvoller gewesen, aber ich hatte keinen Zugriff zu einer brauchbaren Ausgabe davon. Zudem veränderte sich der Stadtgrundriss zwischen 1861 und 1944 im fraglichen Gebiet kaum (mit Ausnahme der Braubachstrasse und der Höllgasse).

    Der Magistratsentwurf zeigt die Gebäude in einem dunkeln Lila-Ton. Die Braubachstrasse zeigt sich als breites Band links oben. Rechts oben als senkrecht, leicht gebogen verlaufender Baukörper das "Haus am Dom" (ehem. Zollamt). Am untern Bildrand erkennt man die Schirn mit ihrer Rotunde. Links angeschrieben das "Steinerne Haus" (die leichte Verschiebung rührt nicht etwa von einer unpräzis situierten Rekonstruktion her, sondern von einer leichten Ungenauigkeit der Pläne).

    Das Rote Haus ist rot umrandet. Auf dem Ravensteinplan ist es in ein Konglomerat von Bauten eingebunden, zwischen welchen der Tuchgaden durchführt (das ist schliesslich der Grund, weshalb das Rote Haus auf Säulen errichtet worden ist!). In seiner Rekonstruktion soll es als Kopfbau wiedererstehen...

    Die Goldene Waage ist blau umrandet. Auch sie soll neu ein Kopfbau werden, während der ursprüngliche Bau ein Eckhaus war. Ihr Innenhof mit dem Treppenturm soll nun zum Haus Martkt 7 zugeschlagen werden, die Fläche des Hinterhauses mit dem Belvedere oben drauf dem Haus Markt 9/11 (blau ausgefüllt).

    Gegenüber der Goldenen Waage soll das Haus Markt 8 weiter in den Gassenraum vorgerückt werden, um einen erträglicheren Übergang zum weit vorspringenden Haus am Dom zu erhalten.

    Als Rebstock wurde ursprünglich ein ganzer Hof bezeichnet. Das nur evtl. zur Rekonstruktion vorgesehene Haus gleichen Namens mit seinen markanten Galerien ist grün umrandet. Ich habe hier die Planvariante ohne seine Rekonstruktion gewählt. Stattdessen sind zwei altstadt-untypische Solitäre vorgeschlagen... sowie die von Kardinal erwähnte Verschiebung des Hofzugangs mit der Bezeichnung "Im Rebst-ock".

    Die vier weiteren zur Rekonstruktion vorgesehenen Gebäude "Klein Nürnberg", "Goldenes Lämmchen", "Alter Esslinger" sowie "Junger Esslinger" (Haus der Tante Melber) erkennt man oberhalb des Schriftzuges "Hint. d. Lämmchen" (Nrn. 8-2)

    Eine Knacknuss bildet auch der Anbau des Kunstvereins am Steinernen Haus (ehem. Nr. 42 sowie das nicht numerierte Eckhaus "zum Mohrenkopf"). Dadurch kann der Kopfbau zwischen dem Markt und Hinter dem Lämmchen nicht in ursprünglicher Breite errichtet werden, was auch für die nachfolgenden Nachbarhäuser gilt. Fragwürdig ist in diesem Zusammenhang die Egalisierung der ursprünglich differenzierten Hausbreiten der Nrn. 38 und 36. Das Haus "zum Mohrenkopf" ist sehr gut dokumentiert, vor allem sein Erdgeschoss mit den zweifach konkav gebogenen Spitzbogenarkaden aus dem 15. Jahrhundert.

    Inwieweit die leichten Verschiebungen der historischen und geplanten Parzellengrenzen auf die Planungenauigkeiten zurückzuführen sind, oder bewusst so gewählt werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

  • Kann man die südliche Markt-Zeile denn nicht einfach weiter in den Westen verlängern ? Das muss ja schrecklich aussehen, wenn man am Markt auf einer Seite immer diese Schirn sieht !

  • Um den südlichen Teil vom Markt würde ich mir im Moment noch keine Gedanken machen. Je penetranter die Brache im pseudohistorischen Gefüge wirkt, desto eher wird die Frage der Neubebauung in der Ecke wieder in Gang kommen. Und dann steht auch wieder die bis dahin hoffentlich noch ein wenig marodere Schirn zur Debatte.

    Meine größte Sorge ist jedoch die Abweichung wegen dem Kunstverein-Kasten am Steinernen Haus. Bekanntermaßen ist der Vorgängerbau erstklassig dokumentiert, die Fundamente sollen auch noch erhalten sein. Ich kann nur an alle Frankfurter appellieren, den verantwortlichen Politikern die Situation zu schildern, damit eine mögliche Chance nicht an der Unwissenheit der Entscheidungsträger scheitert. Würde das Haus Mohrenkopf rekonstruiert werden, hätte man eine durchgehende historische Zeile bis zum Hühnermarkt und, was noch wichtiger ist, mit dem historischen Straßengrundriss auch die Möglichkeit, Neubauten später durch Rekonstruktionen zu ersetzen.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Interessantes Interview, wenn ich auch finde, dass Mosebach arg ausweichend und zaudernd antwortet.

    Übrigens mal wieder typisch die folgende Frage hier:

    Zitat

    WELT ONLINE: Wird durch solche Rekonstruktionen nicht Geschichte – genauer: das düsterste Kapitel deutscher Geschichte – architektonisch beschönigt und überpinselt?

    Mosebach: Es kommt doch nur darauf an, den Domturm, das beste Stück Frankfurter Architektur, der wie eine Glucke über der Altstadt saß, zur Geltung zu bringen. Um mehr geht es hier nicht. Den Krieg vergessen machen, das können wir in Frankfurt sowieso nicht. Die die Konstabler Wache, die Berliner Straße, die Kurt-Schumacher-Straße, all diese Unorte werden uns an den Krieg erinnern, so lange wir in dieser Stadt leben. Noch in einem Jahrhundert wird man ihr ansehen, dass ihr mal eine Katastrophe geschehen ist. Sieben Altstadthäuschen können einen Krieg nicht weglügen.

    Ich finde die Antwort Mosebachs übrigens ziemlich schlecht, weil er das Argument des WELT-Interviewers im Prinzip akzeptiert und nur sagt: Ja. stimmt schon, aber es geht ja nur um sieben Häuschen.
    Was ja im Umkehrschluß bedeutet: mehr dürfte man aus dem Grund, den der Interviewer suggeriert, auch wirklich nicht rekonstruieren ... schwach, wirklich schwach von Mosebach.

  • In welcher kranken, neurotischen Gesellschaft leben wir eigentlich, dass permanent alles mit Nazitum in Verbindung gebracht wird? Warum hat man nach dem 30jährigen Krieg denn wieder alles aufgebaut, der in Relation genauso schrecklich nund verheerend war? Naja, gegen Dummheit ist leider kein Kraut gewachsen.

  • [quote="Exilwiener"]In welcher kranken, neurotischen Gesellschaft leben wir eigentlich, dass permanent alles mit Nazitum in Verbindung gebracht wird? quote]

    Vor allem waren es ja nicht die "Nazis", welche die Frankfurter Altstadt zurstört haben, letztlich "gedenken" wir mit den kaputten Innenstädten ja dem anglo-amerikanischen Bombensegen.
    Ich halte dieses "Argument" mit dem zwölfjährigen Reich auch für immer wieder vorgeschoben, letztlich fühlen sich die Apologeten des neuzeitlich Bauens angegriffen; sie müssen von einer panischen Angst besessen sein, daß den Menschen bei einer geschlossenen, harmonisch wirkenden Bebauung, die zwangsläufig an jahrhunderte alte Traditionen anknüpft, vor Augen geführt wird, was die Moderne für ein Kasperkram ist.
    Es ist die Furcht vor des Kaisers neuen Kleidern; wäre das dritte Reich nicht gewesen, kämen sie mit dem Wilhelm II oder Barbarossa. :zwinkern:

  • Nettes Interview. Vorallem der Hinweis, dass man das Vorhaben mit Warschau zu vergleichen habe und nicht mit irgendwelchen Disney-Parks, zeigt, dass der Mann die Bedeutung von Rekonstruktionen erkannt hat.
    Sicherlich hätte er offensiver antworten können, letzlich geht es aber doch nur darum, wie man Frankfurt einen Teil seiner Geschichte zurückgibt und die Altstadt städtebaulich angemessener gestaltet. Da muss man nicht gleich ideologisch werden.

    "Sieben Altstadthäuschen (oder meinetwegen auch 20!) können einen Krieg nicht weglügen." Finde dieses Zitat sehr treffend, so banal es auch sein mag.

  • Zitat


    "Sieben Altstadthäuschen (oder meinetwegen auch 20!) können einen Krieg nicht weglügen." Finde dieses Zitat sehr treffend, so banal es auch sein mag.

    Es ist nicht banal, es ist extrem problematisch in dem Sinn, daß Mosebach damit unterstellt, mehr Fachwerkhäuser würden das. Was wiederum nur den Schluß zulässt, daß jede umfassende Rekonstruktion einer Stadt sich moralisch verbieten würde, weil sie nach Mosebach dann eben doch "den Krieg weglügen" würde.
    Und das ist eben kompletter Unsinn. Keine Rekonstruktion "lügt" irgendetwas "weg". Lügen können nur Menschen; Bauwerke können dies nicht. Allein die Aussage "Der 2. Weltkrieg hat nicht stattgefunden" ist eine Lüge, ein rekonstruiertes Fachwerkhaus aber nicht. Insofern ist das, was der Interviewer wie Mosebach hier sagen - 'tschuldigung - schlicht undurchdachtes Geplapper.
    Würde man dieses sinnfreie Gerede ernstnehmen, dürfte man nicht einmal mehr ein Auto reparieren (jedenfalls nicht, wenn man dem Auto danach nicht mehr ansehen würde, daß es mal kaputt war), weil dadurch ja "weggelogen wird, daß es einmal kaputt war." Oh sancta simplicitas!
    Das heißt, man müsste die Geschichte sozusagen in jedem Moment einfrieren und dürfte an den Resultaten von Ereignissen überhaupt nichts mehr verändern, weil man dadurch vermeintlich diese Ereignisse "weglügen" würde. Geschichte ist aber ein lebendiger Prozess, der sich nicht auf irgendeinen Punkt "einfrieren" läßt .. und das Heilen von Wunden gehört eben auch in diesen Prozess des Lebendigen selbst, der Geschichte heißt.
    Übrigens wären auch die Polen, die Warschau wiederaufgebaut haben, nach der Logik des Interviewers wie auch Mosebachs, der diese Logik indirekt bestätigt, nichts als elende Lügner.

  • Und sollte es doch jemand vergessen, wird uns Guido Knopp schon rechtzeitig daran erinnern. Schließlich wurden Hitlers Bademäntel noch nicht behandelt. :augenrollen:

    Aber im Ernst. Wie kommt denn jemand auf die Idee, man würde den Zweiten Weltkrieg vergessen? Als ob jemand in Quedlinburg mehr oder weniger an den Krieg denkt als jemand in Frankfurt. Eine seltsame Logik.

    APH - am Puls der Zeit

  • Auch bei Kritik im Detail, ich denke wir sollten uns freuen, mit Martin Mosebach einen weiteren prominenten Fürsprecher des Wiederaufbaus zu haben. :) Alles in allem spricht er uns in dem Interview doch aus dem Herzen.

    In dubio pro reko

  • Sag mal, Philon, hast Du Dir 5 Minuten für die Lektüre des Interviews gegönnt, bevor Du hier HB-Männchen spielst?!

    Nicht nur, daß Mosebach ja genau mit dem Polsterbeispiel prägnant formuliert, was Du ihm zu übersehen hier in langem Allgemeinplätzen ("Geplapper") vorwirfst. Außerdem sprciht er sich vorsichtig für eine Komplettreko aus.
    Mit Deiner spitzfindigen Vermutung, daß in den Interviewworten ein Vorwurf der Lüge stecke, liegst Du übrigens bei M.M. aufgrund seines Kunstverständnisses wieder mal kolossal daneben. Aber das führt hier zu weit...

    Ach, was soll's. Jedenfalls ein schöner Beitrag in der Debatte aus einer unerwarteten Ecke!

  • Riegel

    Danke für den sehr beeindruckenden Stadtplanausschnitt! Schade, dass bis jetzt hier noch niemand darauf reagiert hat. Solche genauen Überlagerungen von historischem Stadtgrundriss mit den städtischen Planungen und der heutigen Situation sind unverzichtbar für eine angemessene Diskussion zur Frankfurter Altstadt. Man kann nur hoffen, dass alle Entscheidungsträger im Rathaus auch mit solchen anschaulichen Vergleichsplänen arbeiten können. Ansonsten müsste man sie dringend darauf hinweisen.

    Wenn man einerseits das Vorderhaus der Goldenen Waage wieder aufbauen und andererseits die mögliche Rekonstruktion des berühmten Belvederchens durch eine Planfestlegung verhindern würde, dann könnte man das nur als einen Schildbürgerstreich ansehen.

  • Philon: So wie ich das Gesagte von Mosebach verstehe, stimmt er dem Interviewer bezüglich der vermeintlichen Leugnung des 3. Reichs und seiner Konsequenzen nicht zu. Würde er dies tun, hätte er etwas in die Richtung "Sieben Altstadthäuschen können einen Krieg nicht weglügen, eine Komplettrekonstruktion schon." sagen müssen.

    Es gibt viele, viele Interviews und Artikel, in denen sich irgendwelche Feuilletonisten und sonstige Experten zu Rekonstruktionen äußern und in den meisten Fällen würde deine Analyse dann auch den Nagel auf den Kopf treffen. In diesem einen von Mosebach haust du aber schön daneben. Klar bleibt Mosebach etwas schwammig bei seinen Ausführungen, aber grundsätzlich sollte man froh sein, dass er sich so äußert, wie er das tut...

  • So wie ich Mosebach verstanden habe, ergreift er durchaus Partei für Rekonstruktionen im Bereich der Frankfurter Altstadt, ja für deren originale Ausfertigung in Holzbauweise. Die Äußerungen bezüglich der sieben Häuser, die den Krieg nicht wegdrücken könnten, verstehe ich eher als Beschwichtigung gegenüber den Rekonstruktions-Gegnern und gegenüber dem Interviewführer. Und es schwingt dabei ein Tonfall des Bedauerns über diese tragische Entwicklung der Stadt mit. Also, in dieser Hinsicht wäre ich gegenüber Mosebach nicht so streng.