Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Es ist richtig, daß den meisten deutschen Großstädten Geschichtsstrata größtenteils fehlen, wie es sie in anderen europäischen Städten gibt. Trotzdem kann ich mit dem Argument 'Identität' wenig anfangen. Hat Frankfurt denn heute keine Identität? Außerdem kennen die meisten, die sich mit der Altstadt identifizieren wollen sie lediglich von Fotos. Für 'schlimm' halte ich es deshalb noch nicht, einen Teil der Altstadt wiederaufbauen zu wollen.
    Was mich persönlich betrifft ist daß der Historische Garten zugebaut werden soll, wo wir als Kinder auf den Mauerresten und Kellertreppen herumgeklettert sind, der also Teil meiner Identität ist, und durch etwas ersetzt werden soll, das mit mir nichts zu tun hat, und sei es eine Goldene Waage. Da erscheint es mir merkwürdig, wenn dann Eingeplackte oder selbst Auswärtige von Identität reden. Wobei eine rekonstruierte Altstadt dann auch irgendwann zur 'Identität' wird, so wie der Samstagsberg, an dessen Wiederaufbau ich mich nicht mehr erinnere und der deshalb halt irgendwie dazugehört.

    Stephan,
    am ehesten bei der Bilddatenbank des Instituts für Stadtgeschichte nachsehen, ein Großteil des Materials der Frankfurtbildbände stammt aus deren Sammlung:
    http://www.ifaust.de/isg/dokwechs.FAU?sid=8A532E081&DM=2\r
    http://www.ifaust.de/isg/dokwechs.FAU?s ... 2E081&DM=2

  • Das mit der Identität ist so eine Sache. Ich selbst würde "Identität" als Argument für Rekonstruktionen auch nicht in den Vordergrund stellen, zumal Rekonstruktionen damit schnell in den Ruch eines "Mittel zum Zweck" (der Herstellung von Identität zu wiederum politischen oder ökonomischen Zwecken).
    Ganz von der Hand zu weisen ist das Argument aber auch nicht. Ich glaube allerdings, daß es erstens komplizierter ist und zweitens nicht auf individuell-subjektive Erfahrungen ( à la "ich habe als Kind auf den Ruinen von xy gespielt") reduziert werden darf. Gerade das, was ich gerne die "Geschichtstiefe" von Städten nenne, ist wohl ein sehr komplexes Spannungsverhältnis von Identität und Fremdheit, ein Erkennen von eigenem in der geschichtlichen Fremdheit oder Distanz.
    Wenn ich z.B. durch die romanischen Teile Altstadt von Genua gehe - um wieder mein Lieblingbeispiel zu bemühen -, weiß ich als Historiker, daß die Häuser, die da stehen, schon da standen, als die Kreuzfahrer des 3. und 4. Kreuzzugs sich in Genua Richtung Jerusalem einschifften und daß die Kreuzritter vor über 800 Jahren so dasselbe sahen, dieselben Häuser und Gassen, die ich jetzt sehe. Jene Zeit ist mir natürlich fremd, auf gewissen Weise unendlich weit weg, und doch zugleich irgendwie Bestandteil meiner Identität (nicht als Individuum, sondern als Europäer!).
    Oder um nochmal ein Genueser Beispiel zu bemühen: Ich habe im Frühjahr in Genua einen älteren Herrn kennengelernt, der sich als pensionierter Apotheker seit Jahren intensiv mit der Stadtgeschichte befasst und der mir einen Tag lang ein wenig die verborgenen Ecken der Stadt zeigte. Einmal meinte er, die Kirche, die er mir jetzt zeigen wollte, hätte einen sehr engen Bezug zu Deutschland, aber es handele sich eher um ein trauriges Kapitel. Natürlich denkt man bei solchen Worten als Deutscher von heute sofort an irgendwelche Nazi-Geschichten.
    Aber weit gefehlt: wir betraten die Kirche - eine in der Gotik und dann nochmal im Barock umgebaute romanische Kirche - und gelangten durch ein labyrinthisches Gewirr von An- und Umbauten schließlich in eine kleine romanische Seitenkapelle, in der mehrere kleine Sarkophage standen: es waren die Sarkophage deutscher Kinder aus dem Rheinland, die beim Kinderkreuzzug 1212 bis nach Genua gekommen und dort dann an Erschöpfung und Entkräftung gestorben waren. Man hatte sie hier quasi als Märtyrer bestattet.
    Das illustriert vielleicht wieder ein wenig, was ich mit Identität und mit dem Spannungsverhältnis von Eigenem und Fremdheit des Eigenen meine.

    Was Frankfurt angeht, so würde ich übrigens "Identität" auch nicht für etwas halten, das nur Einheimische betrifft. Gerade Frankfurt als Wahl-und Krönungsstätte der Deutschen Könige und Römischen Kaiser, als Geburtsstadt Goethes, als wichtigste Messestadt des Alten Reiches usf. spielt eine wesentliche Rolle in der Identität jedes Deutschen. Insofern finde ich es auch völlig legitim, wenn auch jeder mitredet, denn es ist eben auch jeder betroffen.

  • Frankfurter, würdest du den Gebrauch der Bilddatenbank des Instituts für Stadtgeschichte bitte mal kurz erläutern? Ist das nur ein Katalog oder kann man sich auch (gescannte) Bilder auf dem Bildschirm ansehen? Letzteres ist mir bei einem ersten Versuch allerdings nicht gelungen.

  • Zitat

    Was Frankfurt angeht, so würde ich übrigens "Identität" auch nicht für etwas halten, das nur Einheimische betrifft. Gerade Frankfurt als Wahl-und Krönungsstätte der Deutschen Könige und Römischen Kaiser, als Geburtsstadt Goethes, als wichtigste Messestadt des Alten Reiches usf. spielt eine wesentliche Rolle in der Identität jedes Deutschen. Insofern finde ich es auch völlig legitim, wenn auch jeder mitredet, denn es ist eben auch jeder betroffen.

    Darauf wollte ich hinaus. Leider muss man immer auch Erinnerungsorte Einzelner zerstören. Man denke nur an die Dresdner Frauenkirchenruine, an die sich viele Kindheitserinnerungen knüpfen. Bei Rekos, besonders im Umfang wie in Frankfurt, geht es um nationale Identität. Vermutlich ist das aber ein Hauptkritikpunkt der Gegner. Seit 1949 geschieht deutsche Identitätsbildung architektonisch überwiegend mit moderner Formensprache. Z.B. das ehem. Bundestagsgebäude in Bonn usw. Gedanken an das Heilige Römische Reich werden noch allzugern ausgeblendet. Dabei war das doch ein Vorläufer der EU, kein abgeschotteter Nationalstaat. Wir stehen noch zu sehr im Schatten der Katastrophen des 20 Jhs., als dass wir Identität aus der geschichtlichen Tiefe schöpfen könnten und nicht an der seichten Oberfläche (der Moderne) bleiben.

  • Vitruv

    Zitat

    Wir stehen noch zu sehr im Schatten der Katastrophen des 20 Jhs., als dass wir Identität aus der geschichtlichen Tiefe schöpfen könnten und nicht an der seichten Oberfläche (der Moderne) bleiben.

    Meine volle Zustimmung! Ich glaube auch, dass die heutigen Reko-Gegner noch viel zu sehr von "ihrer eigenen Schuld" vereinnahmt werden (gutes Beispiel: der einigermaßen verständlich in seiner Identität irritierte Albert Speer Junior). Auch bei den meisten Alt-68 merkt man noch, wie sehr diese mit ihrere Identität hadern.

    Ich denke, zumindest rede ich hier von vielen Freunden meiner Generation und von mir, dass gerade wir Jungen das Thema der Rekonstruktion viel entspannter sehen. Vielleicht auch, weil wir einen besseren "Draht" zu unseren Großeltern hatten, die von der Schönheit der unzerstörten Städte erzählten und noch erzählen. Wie sagte schon Kaiser Karl VI: Gut Ding braucht Weil! Und siehe da, nach einer Weile bekam er seine Nachfolgerin geboren...

    A la longe gesehen, hoffe ich zumindest, dass gerade durch viele wichtige, positive Beispiele wie Warschau, St. Malo... und bald auch Dresden, der Nährboden für mehr Rekonstruktionsvorhaben auch in D aufbereitet wird.

  • Zitat von "Stefan"

    Wäre Frankfurt daher vielleicht auch die bessere neue (alte) Hauptstadt
    gewesen, statt der Rückgriff auf Berlin...will meinen JA.


    Zumindest sollte Frankfurt ja nach dem Krieg die bundesdeutsche Hauptstadt werden, wenn Adenauer nicht im letzten Moment Nein gesagt hätte. Ihm war wohl der Weg aus dem Rheinischen zu weit gewesen. Meines Wissens sollten die erbauten Wohnungen in F-Griesheim den Abgeordneten und Hauptstadt-Beamten dienen. Und vermutlich wäre Frankfurt auch nach der Wiedervereinigung Hauptstadt geblieben.

    Ob die Stadt dann aber anders wiederaufgebaut worden wäre, mag ich allerdings bezweifeln.

  • Der, für den Fall der Ernennung Frankfurts zur Bundeshauptstadt, erbaute Plenarsaal dient heute als Sendessaal des Hessischen Rundfunks.

    Danke Frankfurter für den Tipp! Ich komme bloß nicht mit der Seite klar. Die ist mir zu verwirrend und verwirrt bin ich schon selbst genug.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • den aspekt des wiederaufbaus hatte ich ich dabei nicht im auge. vermutlich wäre frankfurts schicksal ganz ähnlich, wie in jeder größeren stadt verlaufen...

    ABER, der aspekt der identität mit westdeutschland,
    ab `89 des vereinigten deutschlands, sähe ich mit
    frankfurt spätestens nach der wiedervereinigung
    glücklicher gewählt. berlin stellt zwar als ehemals geteilte
    stadt die wiedervereinigung klarer heraus, jedoch geschichtlich
    ist berlin mehrfach ein problem, auch geografisch bei der
    einmaligen chance einer (neu)orientierung äußerst schlecht gewählt.
    frankfurt wäre nach 1989 sicher wie bonn nach dem 2.Weltkrieg ein echter neuanfang gewesen, der mit der geschichte deutschlands vor 1933 in beziehung steht. und ja, vielleicht , wären wir dann sogar, aber rein spekulativ heute sogar weiter im städtebau und in der architektur...

    aber vielelicht war es auch genau der grund warum berlin gewählt wurde!?

    zumindest halte ich berlin nach wie vor für die schlechteste aller hauptstadtlösungen, auch wenn die würfel längst gefallen sind...

    frankfurt bleibt die hauptstadt der herzen, des neuanfangs und erst recht mit einer rekonstruierten altstadt ; )

  • Meiner Identifikation mit dem archäologischen Garten messe ich keinen absoluten Wert bei, trotzdem ärgert es mich persönlich, daß er mit was auch immer zugeknallt werden soll. Anstelle des Technischen Rathauses soll von mir aus auch die Altstadt wiederaufgebaut werden. Außerdem, was ist Identität anderes als die Summe der Wahrnehmungen der einzelnen? Kann man sich eine von aller Identifikation und Interpretation losgelöste, quasi personifizierte, Identität vorstellen?

    Angeblich soll die Entscheidung für Bonn auch deshalb gefallen sein, weil man befürchtete daß Frankfurt auch nach einer Wiedervereinigung Hauptstadt bleiben würde. Die große symbolische Bedeutung Berlins wiederum kam wohl größtenteils durch seine strategische Bedeutung im Kalten Krieg zustande, war es also beiden Seiten daran gelegen, Berlin zu mystifizieren.

    Zu ISG Bild: links oben kann man zwischen Kurzliste, ausführlicher Liste und Bildansicht wechseln. Nicht alles Material ist auch eingescannt, wenn es kein Bild gibt wird in der Bildansicht auch nichts angezeigt. Die Bilder sind auch, wahrscheinlich aus urheberrechtlichen Gründen, sehr klein.

  • Naja, wie man mit dem Archäologischen Garten verfährt steht ja noch lange nicht fest. Auf jeden Fall dürfte er öffentlich zugänglich bleiben, so dass du auch nach der Rekonstruktion auf einigen Mauern herumtoben kannst wenn du es unbedingt willst. Eventuell bleibt sogar ein Teil vollkommen unbebaut. Wird man ja sehen was man für eine Lösung findet, gibt da ja so viele Möglichkeiten. Dass die Ränder bebaut werden müssen (idealerweise mit Rekonstruktionen - bei den Vorkriegsgebäuden waren ja einige der Mauern gleichzeitig die Kellerwände und ansonsten hat kaum ein Gebäude wirklich weit in den Garten hineingeragt) dürfte doch auch für dich zu verkraften sein. Kaum etwas ist so unurban, wie ein auch von der Straße sichtbares Loch mitten in der Stadt.

  • Zitat von "spacecowboy"


    Zumindest sollte Frankfurt ja nach dem Krieg die bundesdeutsche Hauptstadt werden, wenn Adenauer nicht im letzten Moment Nein gesagt hätte. Ihm war wohl der Weg aus dem Rheinischen zu weit gewesen. Meines Wissens sollten die erbauten Wohnungen in F-Griesheim den Abgeordneten und Hauptstadt-Beamten dienen. Und vermutlich wäre Frankfurt auch nach der Wiedervereinigung Hauptstadt geblieben.

    Ob die Stadt dann aber anders wiederaufgebaut worden wäre, mag ich allerdings bezweifeln.

    Schlimmer noch - der vergleichsweise radikale "Wiederaufbau" und das Schlagen breiter Verkehrsschneisen war nur ein Vorgriff auf die erwartete Hauptstadtrolle. Wie es gekommen wäre, wäre Frankfurt wirklich Hauptstadt geworden, mag man sich wohl nur in Alpträumen ausmalen - obgleich diese selbst mit dem anderen Geschichtsverlauf in Frankfurt allerorten Realität sind. :augenrollen:

    Ich könnte mir z. B. vorstellen, dass man die kompletten Gründerzeitreste, insbesondere das Bahnhofsviertel restlos aus dem Stadtbild getilgt und die historische Straßenstruktur noch weitgehender zerstört hätte, als man es so nur mit den zwei Hauptverkehrsachsen getan hat.

  • Frankfurter,
    es ist ja schon so, dass die Waage höchstens eine Mauer des Gartens belegen würde, alles andere ist davon unabhängig. Ich wäre sogar dafür, denn Rest komplett frei zu lassen, um die Geschichtstiefe des Ortes zu maximieren.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich möchte euch übrigens vorwarnen:

    Dieses Wochenende war ja die "Planungswerkstatt Dom-Römer", von der ja schon öfters die Rede war. Um es kurz zu machen: Die Veranstaltung nahm für uns einen eher unerwünschten Verlauf. Da das Stadtplanungsamt im Vorfeld allerdings alles unternahm, um mir die Teilnahme zu verwehren, könnte ich nur aus zweiter Hand berichten. Das möchte ich aber nicht tun, sondern das Feld der korrekten Berichterstattung Leuten wie Dominik Mangelmann überlassen, die dem unwürdigen Spektakel live beiwohnen "durften".

  • Ohje. Da werd ich mich wohl innerlich schon mal auf massives Unterschriftensammeln einstellen müssen, um das Schlimmste zu verhindern.
    Aber ich hab von anfang an nichts gescheites von der Planungswerkstatt erwartet, bei den Vorgaben und dem Teilnehmerkreis...
    Bin ich ja jetzt mal gespannt was da abging.

  • Klingt ja gruselig. Andererseits haben laut dem Dom-Römer-Ausschuss nicht einmal die Politiker eine Ahnung, welche Impulskraft das Planungswerkstattsergebnis für die laufende Diskussion haben soll, insofern zweifle ich irgendwie, dass das Ergebnis von höherem Wert ist (ähnlich wie der BDI-Workshop, von dem auch keine Sau mehr spricht).

    Inwiefern unternahm das Stadtplanungsamt denn alles, dich von der Diskussion auszuschließen, Jörg? Oder willst du das hier nicht öffentlich berichten? Würde mich brennend interessieren...

  • Zitat von "jörg"

    Ich möchte euch übrigens vorwarnen:

    Dieses Wochenende war ja die "Planungswerkstatt Dom-Römer", von der ja schon öfters die Rede war. Um es kurz zu machen: Die Veranstaltung nahm für uns einen eher unerwünschten Verlauf. Da das Stadtplanungsamt im Vorfeld allerdings alles unternahm, um mir die Teilnahme zu verwehren, könnte ich nur aus zweiter Hand berichten. Das möchte ich aber nicht tun, sondern das Feld der korrekten Berichterstattung Leuten wie Dominik Mangelmann überlassen, die dem unwürdigen Spektakel live beiwohnen "durften".


    ich könnte toben. es ist so offensichtlich, was da von statten geht.
    trotz anmeldeschluss werden die geliebten modernisten ins boot
    geholt und anderen personen, die dem dogma nicht dienlich sind, wird es verwehrt... :boese:

    mit welcher begründung?

    wer zeichnet sich in diesem fall verantwortlich für den umstand?

    kenne dieses gebahren und diese vorgehensweise nur zu gut...
    ob klein- oder großstadt...in beiden fällen kann man bei solchen vorgängen nur von korrupten kloaken sprechen.

  • Ich hoffe mal, dass morgen etwas in der Zeitung steht, denn nach deinem Kommentar, Jörg, bin ich nun schon ziemlich gespannt, was da denn nun passiert ist. Ansonsten wäre ich auch für Infos aus zweiter Hand sehr dankbar!

  • @ RMA:

    Also dass morgen etwas in der Zeitung stehen wird, davon kannst du ausgehen, da das Stadtplanungsamt heute (Sonntag) die Presse eingeladen hat, um die Öffentlichkeit über die Ergebnisse zu informieren. Den Teilnehmern der Planungswerkstatt wurde übrigens davon abgeraten, zu diesem Pressetermin zu erscheinen – ein einmaliger Vorgang, der ahnen lässt, wie heftig sich die verschiedenen Lager während der Veranstaltung bekriegt haben. Auch Worte wie „harmonisch“ oder „Konsens“ wird man morgen eher weniger in den Zeitungen finden.

    @ Stefan, RMA:

    Wieso sie mich nicht eingeladen haben? Nun, gerechtfertigt wäre es allemal gewesen, denn zusammen mit Dominik Mangelmann war ich es ja wohl, der die Stimmung in Frankfurt zu Gunsten der Rekonstruktion hatte kippen lassen. Ich war auch auf fünf Plätzen nominiert, wurde aber nicht ausgewählt, weil ich nicht aus Frankfurt komme. Das war die offizielle Begründung, die ich schriftlich allerdings nie erhalten habe. Für mich rückten dann andere Leute nach, sonst wären die Plätze nämlich verfallen. Sie hätten mich natürlich als Experten laden können, so wie sie es mit Dominik auch getan haben, in meinem Fall haben sie das aber nicht. Und so blieb Dominik der einzige Vertreter pro Rekonstruktion. Kontra Rekonstruktion referierten – das sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt – 7 Referenten. Wenn man diesen Umstand in Bezug auf Ausgewogenheit vorsichtig werten möchte, dann mit folgenden Worten: Na ja!
    Inoffiziell war ich aber doch dabei. Viele Wortmeldungen von Rekonstruktionsbefürwortern schlossen mit der Bemerkung: „Im übrigen finde ich es schade, dass der Herr Ott nicht hier ist...“, was die Gastgeber zunehmend verärgert hat. Es sei ihnen auch von Herzen gegönnt!
    Verantwortlich für die Planungswerkstatt ist der Chef des Stadtplanungsamts Niels Schalk. Den hab ich übrigens mal vor ziemlich genau einem Jahr kennen gelernt, um ihm und einigen seiner Mitarbeiter mein Modell zu zeigen. Schalk ist sehr nett und freundlich zu mir gewesen, da kann man wirklich nicht meckern. Bemerkenswert war allerdings die Reaktion einer seiner Mitarbeiter auf meine abschließende Bitte, die Weiterentwicklung des Altstadtmodells finanziell zu fördern, die sinngemäß wie folgt lautete: „Um Gottes Willen, dann wollen die Leute ja noch mehr Rekonstruktionen!“ Das zeigt sehr deutlich, dass das Stadtplanungsamt genau weiß, dass die moderne Architektursprache bei den Leuten nicht ankommt, auch wenn sie offiziell natürlich etwas anderes behaupten.

    Noch mal @ RMA:

    Na ja, ganz so einfach ist es leider nicht. Die Ergebnisse der Planungswerkstatt sollen den Stadtverordneten als Entscheidungsgrundlage dienen. Und deswegen ist diese Veranstaltung schon als wichtig einzuschätzen. Ich persönlich bin übrigens im Gegensatz zu vielen anderen Rekonstruktionsbefürwortern nie davon ausgegangen, dass die Planungswerkstatt ein Spaziergang wird. Es gab viele die gedacht haben, dass sich außer Anhängern der historischen Lösung eh keiner darauf bewirbt. Ich hab geahnt, dass sich auch viele Architekturbüros diese Chance nicht entgehen lassen würden. Aber ich möchte jetzt hier nicht im Nachhinein besserwisserisch den Zeigefinger heben...