Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Berliner Gründerzeitbauten zählten in ursprüngliche Formen (mit Hamburg, Magdeburg, Kassel und Dresden) zu der hochwertigsten in ganz D.

    Besonders in schicken Westen waren sie äusserst detailreich und hochwertig gestalltet.
    Liebe selber die mehr einfachen "Preussisch" gestallteten Fassaden im Kreuzberg oder Prenzlauerberg.

    Vor 1914 waren die Gr. Ztler sehr üpich mit Details und Schmuck versehen, danach wurde dass schon weniger mit der Reformstill.

  • Berlin hat viele sehr gute und wahrscheinlich auch wegweisende Gründerzeitler hervorgebracht; vor allem im Bereich der Kaufhausarchitektur. Wenn ich aber Bilder von gründerzeitlichen Strassenzügen von Berlin und Frankfurt miteinander vergleiche, empfinde ich Berlin immer als chaotische Stadt, während in Frankfurt die Strassenzüge mehr Ruhe ausstrahlen. In Berlin wurde viel geprotzt, auch an Ecken, wo dies nicht berechtigt war. Auch sind dort die Traufhöhen und Gründstücksbreiten viel unterschiedlicher als in Frankfurt.

    Für Fotos von endlos langen gründerzeitlichen Strassenräumen in Berlin habe ich mich noch nie begeistern können, wohl aber für viele Einzelbauten.

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (31. Januar 2019 um 20:23)

  • Ich bin berufsbedingt seit Jahren fast jeden Tag am Kudamm. Dass die Berliner Gründerzeit nicht qualitätvoll wäre, kann man so nicht sagen. Die Gebäude sind sehr unterschiedlich. Ja, es gibt einige Berliner Altbauten die sind tatsächlich nicht so doll (gibt es in Ffm allerdings auch), während einige andere echte Schmuckstücke sind, z.b. das ehemalige Café Möhring am Ubahnhof Uhlandstrasse, eigentlich die ganzen Gründerzeitbauten bis hoch zur Bismarckstrasse, ein sehr grosses Viertel. Dass die Kudamm-Bauten generell schlechter wären als Ffm kann ich so nicht bestätigen. Ich sehe da auch keinen Sinn im Ausspielen der einen Stadt gegen die andere, bezüglich Altbausubstanz. Ich mag Gründerzeitbauten generell, so wie wohl die meisten hier, und würde mir gerne einen solchen schenken lassen, egal ob in Ffm oder in Berlin ;)

    Die Frankfurter Kaiserstrasse ist qualitätsbezogen auf jeden Fall TOP, logisch. Aber ich nenne sie eine kleinere Version des Kudamm. Wobei die Kaiserstrasse den Vorteil hat, dass hier fast nichts zerstört wurde, während beim Kudamm mehr als die Hälfte weggebombt wurde. (An manchen Stellen ist er echt hässlich). Alleine diese Türmchen im ersten Block der Kaiserstrasse vom Bfh. kommend fand ich schon als Kind herrlich und konnte bereits mit 12 oder 14 nicht verstehen, warum die Erwachsenen nicht mehr schön, sondern nur noch Dreck bauen. (Und das kann ich heute noch immer nicht verstehen). Ich bin mit 12 mit einem Freund immer zum Hbf gefahren, den ich noch heute faszinierend finde. Der Platz ist absolut weltstädtisch, fast noch mehr als der Berliner Kudamm. Ich meine nicht (nur) die Kaiserstrasse, sondern der Platz. Das gesamte Gebiet. Wir taten das so oft, bis eine Mitschülerin mal fragte "was macht ihr denn immer am Hauptbahnhof" ...? Sie konnte das gar nicht verstehen. Als 10 - und 12-jährige, sogar mit 14 noch, fanden wir das klasse. Man hatte das Gefühl, man sei in einem spannenden Film. Auch die neue Ubahn die dort gebaut wurde, was eine gigantische Station. Heute leider ist die Zwischenebene gar nicht mehr benutzbar, ich jedenfalls gehe dort nicht hinein, man steigt hinab in eine andere Welt voller Drogenabhängiger...... weiss nicht ob es heute noch so ist, vor einigen Jahren war es so.

    Ich habe vor langer Zeit in einer kleinen Seitenstrasse vom Kudamm ein Haus entdeckt, das so phantastisch war dass ich es fotographiert hatte. Die Fassade war so traumhaft schön, sogar Engel, Feen & Elfen ließen sich dort nieder. Nun muss ich nur noch unter meinen 100 000 Fotos das richtige raussuchen..... wer hilft mir?

    Die Frankfurter Kaiserstrasse erscheint mir zwar sehr qualitätvoll, aber die Berliner Highlights scheinen mehr Statuen, Engel, Allegorien etc zu benutzen. Letztendlich ist beides Gründerzeit, und beides sehr gut. Ich bin allerdings ein Fan von Allegorien, Engeln, Feen etc. auf Gründezeitfassaden, und in Berlin gibt es echt eine wahnsinnige Fülle hiervon. In Frankfurt fiel mir das nicht so auf.

    Ich wollte schon vor langer Zeit mal unzählige Fotos hier hochladen , damals ging das irgendwie nicht, ist das jetzt einfacher?

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Was bedeutet, "eine Stadt gegen die andere auszuspielen"? Wer hat das denn gemacht? Darf man jetzt nichtmal mehr Vergleiche anstellen?

    Was bedeutet "Vergleiche anstellen"? Kann man ebenso fragen. Ich finde es unsinnig, darüber zu reden ob Berliner oder Frankfurter Gründerzeit "besser" ist. Darf ich mir das nicht erlauben zu sagen? Zumal das niemand richtig beurteilen kann, ich kenne niemand der alle Gebäude wirklich kennt. Ich fand als Kind schon immer die Gebäude gegenüber dem Frankfurter Hbf so toll (und den Bhf selber auch), d.h. der erste Block der Kaiserstrasse. Die ist qualitativ Top. Ein kleiner Prachtboulevard, und war im Kaiserreich auch eine "bessere" Gegend", heute eher Prostituierten- und Kriminellen Milieu. Sehr schade. Aber die Architektur fand, und finde ich noch immer, hervorragend. Mir fielen schon als Kind diese Türmchen auf, parallel zur ersten Seitenstrasse (Elbe oder Mosel oder irgendein Fluss). So etwas kannte ich von der ekligen Beton-Nordweststadt gar nicht. Es gibt hervorragende Gründerzeitbauten in Frankfurt, und auch hervorragende in Berlin. Von daher verstehe ich nicht warum einige hier sagten, die Berliner Bauten seien schlechter. Das stimmt doch so einfach nicht.

    Ich bin übrigens der selben Meinung wie Du, schon gemerkt ? ;)

    Unsinn, bedingt durch Unkenntnis. Die Berliner Gründerzeit hat exzellente Bauten hervorgebracht, von denen leider nur noch wenige erhalten sind.


    Genau so seh ich das auch :) Na klar sind die exzellent, wobei ich denke dass es gar nicht so wenige sind.

    Ich finde übrigens das Foto von diesem traumhaften Berliner Altbau leider nicht , ich habe eine alte Festplatte, weiss aber nicht wie man die anschließt. Vermutlich sind sie darauf. Schade, habe so viel tolle Fotos von Berliner Gründerzeitbauten gemacht.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

    2 Mal editiert, zuletzt von Petersburg (1. Februar 2019 um 14:25)

  • Riegel:
    Jo, super, danke! :daumenoben: Werde ich tun.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Was ein Dessousgeschäft dort sucht, erschließt sich mir auch nicht. Für sowas gibts das Bahnhofsviertel. Und ob das an attraktiverem Standort wesentlich besser laufen würde, wage ich zu bezweifeln. Ein Feinkostgeschäft mit Frankfurter Spezialitäten oder ein Buchgeschäft mit mehrsprachigen Büchern zur Geschichte Frankfurts oder ein Restaurant mit ortstypischen Gerichten würde sicherlich einen recht guten Umsatz machen und wäre auch passender.

  • Das ist die übliche Anti-Reko Propaganda. Gar nicht erst ernstnehmen, so etwas. Man versucht, Rekonstruktion als "erfolglos" und schlecht darzustellen.

    Das Geschäft war eine Boutique......hat jemand eine Ahnung, wieviele Frauen Boutiquen aufmachen die nach 12 Monaten pleite sind....? Gibt's in "modernen" Betonklötzen noch viel häufiger - aber das wird ganz elegant verschwiegen.

    Ausserdem ist die Altstadt grade mal paar Monate fertig (seit Sommer 2018). Im Moment hat Frankfurt noch den "hässlichen" Ruf, das ändert sich nicht innerhalb 24 Stunden. Wartet mal paar Jahre ab, bis hier Touristen herkommen. Dann wirds überlaufen sein wie in Prag.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Die FNP macht aber eigentlich keine Anti-Reko-Propaganda sondern berichtet in der Regel recht wohlwollend über die Altstadt. Dass das Quartier nicht zu einer Art Kulissenschau für Touristen werden sollte sondern sich möglichst zu einem integrierten Viertel entwickeln sollte in dem Frankfurter leben und arbeiten, das darf man durchaus kritisch anmerken, und darüber nachdenken mit welcher Nutzungsmischung dies zu erreichen ist, auch wenn es für ein Fazit natürlich noch viel zu früh ist. Ich hatte allerdings auch schon Bedenken, ob in einem isolierten Altstadtquartier in einer ansonsten sehr gegensätzlich geprägten, modernen Innenstadt überhaupt so etwas wie authentisches Altstadtleben, das früher eingebettet war in eine korrespondierende Umgebung, entstehen kann. Bislang ist es ein Versuch mit ungewissem Ausgang. Vielleicht wird es ein paar Jahrzehnte dauern, bis das Viertel wirklich selbstverständlich zur Stadt gehört.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (6. Februar 2019 um 18:49)

  • Abgesehen davon, dass man sich fragen kann, weshalb die Presse diese Meldung für wichtig hält, fällt die Wortwahl auf: "Macht bereits dicht", suggeriert, dass alsbald noch weitere Geschäftsaufgaben folgen werden und das ja irgendwie zu erwarten war.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Wenn man ehrlich ist, werden dort noch viel mehr Läden absehbar dicht machen, denn das ist eben der Nachteil, wenn man ein Gebiet nach dem Wünsch-dir-was Prinzip eröffnet und nicht den Markt entscheiden lässt, was wirklich funktioniert.
    Ja, auch ich wünsche mir vielleicht einen Porzellanladen mit handgetöpferten Tassen aus der Region, aber kauft das auch wer für 30 Euro das Stück? Ja, ein Stofftierladen ist toll, aber gibt es die gleiche Stofftiere nicht bei Amazon 30 Prozent billiger, so dass man als Tourist zwar rein geht und es anschaut, es aber dann nicht kauft?
    Der Versuch, hier eine ordentliche Mischung aus Gastro und eigenständigen kleinen Läden aus der Region hin zu bekommen, ist extrem ehrenwert und ich hoffe, dass er erfolgreich ist, aber bei manchen Läden habe ich da begründete Zweifel, einfach weil die restliche Welt uns lehrt, dass Wunschdenken und Realität eben doch manchmal nicht zusammen kommen.
    Denn eins ist klar, an Publikum fehlt es nicht, es ist nur die Frage, ob die Läden zu den Menschen passen. Und hier sind wir eben mittlerweile an die übliche Stangenware gewöhnt. Ich wette, ein McDonald´s könnte sich vor Kunden kaum retten. Starbucks ebenfalls. Nur genau die Läden, die zusätzliche Frequenz bringen würden und richtig Umsatz machen, wollte man ja bewusst nicht haben. Ich denke, wenn man die Läden frei geben würde, ständen die um 0.00 Uhr im Onlineportal und um 0.01 hätte sich einer der üblichen verrdächtigen den Standort geschnappt.
    Aber da man ja bewusst am Markt vorbei plant, wird man damit leben müssen, dass eben nicht jede Idee funtionieren wird.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich sehe den beinahe schon zur Routine gewordenen Beißreflex gegen Mc Donalds und Co ebenfalls kritisch und denke, dass solche Debatten etwas Anachronistisches an sich haben und „großväterlich“ sind im Jahre 2019. So sprach man, als in den 60ern zum ersten Mal an prominenter Stelle ein Tante Emma Laden dem goldenen „M“ weichen musste- heute ist es einfach Teil des Alltags. Für Kapitalismuskritik ist dies der falsche Ort, da die Gegner genau so argumentieren und mangelnde Wirtschaftlichkeit vorwerfen: seht her, es „rechnet sich nicht“. Und wenn man die Altstadt für den Alltag tauglich machen möchte, kommt man an einer -zumindest in Teilen- ‚kommerziellen‘ Nutzung nicht vorbei, zumal dies auch für jüngere Frankfurter attraktiver ist, die sich abends mal in der Nähe der Altstadt aufhalten. Ich schrieb schon einmal, man kann auch große Ketten an Auflagen binden. Hier ein Beispiel aus der Salzburger Altstadt:

  • Abgesehen davon, dass man sich fragen kann, weshalb die Presse diese Meldung für wichtig hält, fällt die Wortwahl auf: "Macht bereits dicht", suggeriert, dass alsbald noch weitere Geschäftsaufgaben folgen werden und das ja irgendwie zu erwarten war.

    Genau das meinte ich. Der Unterton, dass solche "bösen falschen Rekonstruktionen" einfach keinen Erfolg haben können, ist deutlich darin enthalten.
    Vor allem aber: Wisst ihr, wieviele Deutsche sich jedes Jahr selbstständig machen und dabei scheitern? Alle 12 Monate ca. 90 Prozent. Aber das ist offenbar nur dann eine Meldung wert, wenn es in einem bösen "Disneylandhaus" geschieht. Wäre das im "Technischen Rathaus" geschehen, hätte kein Hahn danach gekräht.

    @Stuegert

    Du hast gleich mehrere Punkte, die sind auch alle legitim. Ich kann dir ja als Frankfurter hier meine Einschätzung geben wenn du möchtest:

    Also eine Isoliertheit befürchte ich nicht, sehe auch keine. Da ist schon mal rein räumlich gar keine. Es ist ja nicht so, dass hier ein anachronistisches Viertel in eine Wolkenkratzerlandschaft gepflanzt wird. Die Hochhäuser sind ganz woanders, am westlichen Rand der City, dies hier ist das südliche Zentrum der City. Die Viertel drumherum sind zum Teil noch ein bischen, wenn auch sehr wenig, historisch (Braubachstrasse) oder haben zumindest "Altstadtcharacter", vor allem aber sind sie ruhig und nicht "modernes Frankfurt", sondern eher tote und langweilige 50er Jahre Neubauten. Von dem Frankfurt wie es das Klischee hat (Urban, schnell, amerikanisch, Wolkenkratzer etc) spürst du selbst in der Töngesfasse schon gar nichts mehr, weiter südlich Richtung Altstadt eher noch weniger. Einzig die Berliner Strasse durchschneidet die Ruhe etwas, wird aber nicht als '"durchschneidend" empfunden. Man wartet halt an der Ampel , das ist alles. Ich bin früher sehr oft von der Hauptwache (modernistisch-hässliches aber urban-lebendiges Zentrum) heruntergelaufen zum Römerberg dann zum Main, und bis zum Römerberg sind wenige Minuten. Ich hatte bereits in den 80ern, als ich dort noch wohnte, durchaus das "Altstadt"-feeling, dass ich bereits am Paulsplatz innerlich ankündigt (den ich seltsamerweise früher nie als "Platz" empfundedn hatte, sondfern nur "an der Paulskirche vorbeilaufen"). Der Römerberg war definitiv bereits früher immer "Altstadtfeeling", auch noch vor 1980, als die Häuserzeile gegenüber dort noch gar nicht stand.- Weil man einfach spürte, hier *war* zumindest eine Altstadt, irgendwie schwingte (schwang?) das mit.

    Also eine Isoliertheit seh ich hier auf keinen Fall. Eher das von dir angesprochene Problem, ob sich "authentisches Altstadtleben" entwickelt. Das sehe ich schon eher als Problem. In Dresden z.b. gab es das Kaufhaus Renner am Altmarkt, das Modehaus Möbius in der Wilsdruffer et cetera. Das waren alles Dresdner Unternehmen, oft Familienbetriebe über Generationen, das ist natürlich alles verschwunden. Das hat natürlich auch einen Einfluss auf das Quartier, denn die Menschen sind ja auch noch da, nicht nur die Gebäude.

    Zu uns kam früher eine Reinigungsfrau, ich nenne sie mal Frau Müller. Die war eine echte Hessin und sprach auch so, und als Kind/Jugendlicher von ca. 12- 14 Jahren hatte ich sie mal über die Altstadt befragt. Da rann ich offenbar offene Türen bei ihr ein, sie schimpfte auch über die moderne Architektur obwohl sie den Begriff nicht kannte ("Ei was die do widder fer en Bleedsinn baue, forschba"). Vor allem aber machte sie immer wieder klar, "Ei unsern Altstadt, ei was wor des schee'". Das war ca. 1977, ich erinner mich noch dass ich bereits damals unbedingt die Altstadt wieder haben wollte, und die dämlichen Erwachsenen mit ihrem intellektuellen Gesülze in FAZ & Co. nicht verstehen konnte. (und kann ich noch heute nicht). Ich muss ganz ehrlich sagen, unsere Putzfrau hatte mehr Intellekt und Einfühlungsvermögen als diese "Reko ist falsch, weil"- Typen alle zusammen.

    Mein Vater, der eigentlich Berliner war aber während des Krieges kurz in Ffm, kannte die Altstadt auch noch und erzählte mir wie schön die "Schirns" oder "Schirne" waren, Metzger wo man sein Frankfurter Würstchen kaufen konnte aber sein Brot mitbrachte. Es muss alles sehr "Echt" gewesen sein".

    Also wegen deiner Frage: Vom Ambiente wird es sicherlich nie mehr so sein wie früher. Auf jeden Fall, vor kurzem sah ich auf Youtube einige Interviews mit Leuten die die Altstadt noch kannten. - Dort lebten Handwerker, einfache Leute, Arbeiter. Das machte aber möglicherweise gerade dem Charme des Viertels aus. Dies wird aber sicher nie wieder so sein.

    Ich fürchte, es wird eher überlaufen sein von Touristen. Meine Prognose ist aber, dass die Frankfurter es genau so annehmen und auch dorthingehen werden. Alleine deswegen, weil es in der Innenstadt sonst kaum so eine authentische Architektur gibt. Ja, klingt wie ein Widerspruch, nicht wahr? Die bösen Rekos, falsch wie eine Perücke, heisst es dohc immer. Ich empfinde aber eher die hässliche und moderne Zeil als unauthentisch. Hier würd ich mich niemals hinsetzen und Kaffee trinken (hab ich früher, als ich dor tnoch wohnte, auch noch nie, glaube ich. Ich konnte die Zeil noch nie leiden). Ich empfinde eher die Rekos als "Authentisch", obwohl ich weiss, dass sie "nachgebaut" sind. Na und? Mir egal. Man merkt nämlich, dass es die "originale" Frankfurter Baukultur ist. Das "My Zeil" (was ein dämlicher Name) könnte auch in Tokyo stehen, die Frankfurter Bürgerhäuser nicht.

    Also langer Rede kurzer Sinn: Es wird natürlich ein Touristrenviertel, die Frage ist, ob die Einheimischen Hinzukommen. Ich denke ja.- Ist ja in Dresden auch so. Ausserdem seh ich keinen Grund, warum die Frankfurter , die sich ja sowieso in der Innenstadt aufhalten, ausgerechnet die schönsten Gassen meiden und nur die hässlichen aufsuchen sollten? Warum sollten sie grade das schönste Viertel meiden? Ausserdem musst du, wenn du von der Hauptwache zum Main willst, zwangsläufig durch die Altstadt (Römerberg) durch.

    Ich jedenfalls bin froh, dass die Frankfurter endlich Vernunft angenommen haben und sich, wenn auch ca. 30 Jahre nach mir , sich endlich für ihre Altstadt interessiert haben. Sie war vor ca. 2005 kein Thema! Niemand sprach darüber, niemand interessierte sich dafür, ich denke viele wussten nicht mal dass es sie einst gab.

    Natürlich wird sie angenommen werden, nur, von wem genau ist noch nicht klar. Da die Altstadt im Sommer völlig von Touristen überlaufen sein wird, stellt sich die Frage mir eher so: Werden sich die Frankfurter das antun und dort auch einen "Äppelwoi" trinken, oder werden sie das Terrain den Japanern, Russen und Amerikanern überlassen? "Ach komm Inge, isch krieg Herzkloppe bei dem Trubel, komm mer gehe lieber in's gemalde Haus in die Schweizer Strass, gell".....Die ist übrigens auch sehr schön :)

    Das einzige Problem das ich in der Altstadt sehe, ist, dass sehr voll sein wird. Dass ausgerechnet ein schönes Viertel in einem eher hässlich-toten Umfeld nicht angenommen wird, kann ich mir kaum vorstellen.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Ein Dessousgeschäft ist abgesehen davon auch kein Maßstab für die Wirtschaftlichkeit eines Viertels. Das Publikum, das sich Dessous kauft (und dann noch im höheren Preissegment) ist überall überschaubar. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Fachgeschäft für Kamera und Zubehör? Oder einem Optiker, der vornehmlich Brillengestelle von hessischen Designern verkauft? Oder etwas ausgefalleneres: das Fachgeschäft für Comics im Raum Frankfurt? Oder -gaaanz böse- ein eleganter Apple Store? Es gäbe so viele Möglichkeiten, ein ganzes Bündel an Kundschaften anzusprechen- ein Dessousgeschäft käme mir dabei gar nicht erst in den Sinn und ich bin beinahe froh darüber, dass sie wieder gehen muss...

  • Hätte das Dessousgeschäft fortbestanden und hätten sich ähnliche Geschäfte erfolgreich in der Nachbarschaft etabliert, hätte die Presse sicherlich auch etwas daraus gemacht: Dom-Römer-Viertel sinkt zur billigen Vergnügungsmeile herab o.ä.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Abgesehen davon, dass man sich fragen kann, weshalb die Presse diese Meldung für wichtig hält, fällt die Wortwahl auf: "Macht bereits dicht", suggeriert, dass alsbald noch weitere Geschäftsaufgaben folgen werden und das ja irgendwie zu erwarten war.

    So ist es. Die meisten Journalisten schreiben heutzutage leider keine neutralen Berichte mehr, sondern verpacken in ihren Texten - mehr ohne weniger geschickt - meist subtil ihre Privatmeinung. Dass dadurch nicht geringe Teile der Bevölkerung den Medien (per se) nicht mehr vertrauen hängt eng damit zusammen.

    Dabei geht es auch anderes, wie diese aktuellen Meldungen zur Frankfurter Altstadt es zeigen:
    https://www.wp.de/reise/frankfur…d216362293.html
    https://www.fr.de/frankfurt/neue…t-11737231.html

  • Man muss sich einfach -auch von unserer Seite- von der Idee eines Freilichtmuseums lösen, das die Altstadt zu einem seltenen Tier macht, das man -im übertragenen Sinne- nur anschauen, aber nicht anfassen darf. Die Altstadt muss, wie in anderen Städten, zur Selbstverständlichkeit werden und dafür braucht es mitunter auch triviale, aber erfolgreiche Geschäfte. Erst wenn dieses Viertel zum Alltag wird, der mit persönlichen Erfahrungen der Menschen verbunden ist, wird auch die Akzeptanz (und damit die Bereitschaft zu mehr Rekonstruktionen) wachsen. Momentan ist es ein exotischer Vergnügungspark mit einer Eingangspforte für Touristen- einerseits natürlich sehr zu begrüßen, andererseits büßt es dadurch seinen Bezug zur Lebenswirklichkeit der Einheimischen ein. Aber ich denke, dass dies -in diesem Ausmaß- ein temporäres Phänomen sein wird. Man sollte sich also beizeiten für die Zeit danach fit machen. Und dazu braucht es -abseits des Tourismusfaktors- auch attraktive Angebote für die Einheimischen, die man im Raum Frankfurt nur in der Altstadt findet.

  • Gott sei dank gibt es hier keinen Streit.
    Ei , des liegt daran, dass mir Frankforder aanfach de Ibberblick behalde.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).