Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Richtig, gegen die über hundert zu bebauenden Parzellen in Dresden, ist Frankfurt wahrlich ein Kindergeburtstag.
    Trotz der Gefahr, leicht vom Thema abzukommen, möchte ich noch schnell etwas anmerken. Meiner Meinung nach ist es schlichtweg illusorisch, in einer wirtschaftlich wenig potenten Stadt wie Dresden, derart viele Einzelinvestoren zu akquirieren. Hier hat Frankfurt natürlich eine ganz andere Ausgangssituation, gerade auch weil die Kommune investiert und damit eine Art Initialzündung setzt. Was aber auch nötig ist, ist eine konzertierte Bebauung der Areale, da so sinnvolle und leider notwendige, da meist immer noch gesetzliche vorgeschriebene Einrichtungen wie Tiefgaragen, gemeinsam gebaut werden können. Das ist wirtschaftlich, technisch sinnvoll und ästhetisch wahrlich befriedigender, will man doch nicht an jedem dritten Haus das Rolltor einer Garageneinfahrt bestaunen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Egal von welchem Punkt aus ich mir bei dem Panorama die Situation ansehe, irgendwie kommt an kaum einer Stelle das Gefühl einer richtigen Altstadt auf. Überall steht mindestens ein "modernes" Gebäude im Weg und trübt den Eindruck eines stimmigen Ensembles.


    Kann ich so eigentlich nicht bestätigen. Ich finde, da kommt auf jeden Fall Altstadtgefühl auf. Eben keine zu 100% erhaltene Altstadt, sondern eine, die hier und da mit sich mehr oder weniger einfügenden Neubauten ergänzt wurde - das gibt es anderorts ja auch. Schade ist eben, dass teilweise gerade nicht die wirklich gelungenen, sehr "altstädtisch" wirkenden Füllbauten verwirklicht werden, daß sondern die deutliich schlechtern und eher grobschlächtig gestalteten.

    Aber - was soll's. Ich freue mich darauf, dort durchlaufen zu können. Ich bin mit dem fiesen Ensemble "Technisches Rathaus, Leerflächen, Historischer Garten" großgeworden und wußte als Jungspund überhaupt erst, daß da früher Häuser und Gassen waren, nachdem ich mit Verblüffung das Treuner-Modell im Historischen Museum gesehen hatte. Viele Frankfurter wissen vermutlich bis heute nicht, was da früher mal war. In ein paar Jahren werden sowohl Besucher als auch Einheimische ein recht gute Vorstellung davon haben.

    Und - gebetsmühlenartig - verweise ich auch hier wieder auf das, was an dieser Stelle mal geplant war, nämlich den KSP-Engel-Sigerentwurf und das das zuvor entworfene Luxushotel - ein gläserner Keil namens "Hotel Römer") (zur Orientierung: Hinten links sieht man die Schirn, rechts oben das Steinere Haus, im Vordergrund die Braubachstraße)

  • Zitat

    Altstadtforum kritisiert Hausentwürfe

    Aus Protest gegen acht moderne Architektenhäuser zwischen Dom und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] hat das Frankfurter Altstadtforum am Samstag eine Hundehütte aufgestellt. Sie war das Originalmodell eines der geplanten neuen Altstadthäuser.

    Zitat

    Aha und seine Mitstreiter halten fünf Häuser der Zeile "Markt 30 bis Markt 40" für misslungen und fordern, dass sie durch Rekonstruktionen ersetzt werden sollen. Die Entwürfe, die gebaut werden sollen, seien "Architektur zum Heulen", findet Aha, Sprecher des Altstadtforums. Er will "keine Hundehütten in der Altstadt". Schließlich stünden die kritisierten Häuser direkt am ehemaligen Krönungsweg.

    Im Gegensatz zum pittoresken Originalgebäude "Altes Kaufhaus" sei das Haus "Markt 30" ein düsteres, dunkelbraunes Gebäude (Anmerkung: siehe Das DomRömer Projekt :: Markt 30), das nicht an den Ort passe und das niemand wolle. Aha forderte, die fünf Häuser als Rekonstruktionen zu errichten und die Planungen neu zu vergeben.

    Zitat

    Bleibt es bei den modernen Entwürfen, fürchtet Aha, "dass wir die zweite Saalgasse bauen". Über diese werde ebenfalls diskutiert, während die Ostzeile des Römerbergs über alle Kritik erhaben sei.

    Quelle: Architektur zum Heulen | - Frankfurter Neue Presse - Frankfurt

  • Warten auf Altstadt-Beschluss

    Zitat

    15 von 35 Häusern auf dem Altstadt-Areal zwischen Dom und [lexicon='Römerberg'][/lexicon] werden nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Die meisten davon werden an private Investoren verkauft. Zwar hat die städtische Dom-Römer GmbH schon eine Auswahl unter den Interessenten getroffen. Doch das letzte Wort über die Vergabe der Erbbaurechte haben die Stadtverordneten. Ursprünglich sollte schon im Frühjahr entschieden werden, dann stand die vertrauliche Vorlage des Liegenschaftsamtes auf der Tagesordnung der letzten Sitzung vor der Sommerpause in der vergangenen Woche. Verabschiedet wurde sie nicht. Inhaltliche Bedenken soll es nicht gegeben haben. Wegen der Amtseinführung des neuen Oberbürgermeisters Peter Feldmann (SPD) fehlte schlicht und einfach die Zeit. Jetzt soll der Beschluss nach den Ferien am 6. September nachgeholt werden.

    Investoren warten bereits ungeduldig, dass sie den Kaufvertrag unterschreiben und loslegen können. Kirsten Fries zum Beispiel, die mit ihrem Mann ein Haus am Markt kaufen und dort ein Feinkostgeschäft eröffnen möchte. "Wir hängen in der Luft", sagte sie der FNP. Jetzt baut sie erst einmal einen Internet-Shop auf, um die für die Altstadt vorgesehenen Produkte auch ohne Haus schon einmal anbieten zu können.

    .........

    Zitat

    Intensiv geplant wird derzeit auch an den 20 Neubauten. Am Donnerstag erörterten die Architekten mit dem Gestaltungsbeirat verschiedene Details. Thomas Kirchner ist überzeugt, dass bei den meisten Häusern ein gutes Ergebnis herauskommt. "Es wird Altstadt-Gefühl entstehen", sagte er. Kirchner wies die Forderung von Altstadt-Freunden zurück, vor allem die geplanten Neubauten am Markt durch Rekonstruktionen zu ersetzen. "Umfragen zeigen, dass die Bürger diese Frage differenziert beurteilen." Und Patrick Brummermann verweist darauf, dass man weit zurückgeworfen werde, sollte man die Pläne noch einmal ändern müssen. Dann komme es tatsächlich zu Verzögerungen.

  • "Kirchner wies die Forderung von Altstadt-Freunden zurück, vor allem die geplanten Neubauten am Markt durch Rekonstruktionen zu ersetzen. "Umfragen zeigen, dass die Bürger diese Frage differenziert beurteilen."

    Diese Umfragen mit entsprechendem Ergebnis soll er bitte vorlegen.

    ...

  • Diese Umfragen mit entsprechendem Ergebnis soll er bitte vorlegen.


    Da wäre ich vorsichtig.
    Je nachdem, welche Leute gerade befragt werden, sind solche Umfragen sehr Tagesform-abhängig. Der Schuß könnte nach hinten losgehen.
    Besser keine schlafenden Hunde wecken. In Hinblick auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung halte ich einen baldigen Baubeginn für erstrebenswert.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Kirchner spricht ja sogar von "Umfragen". Das würde alles was bisher dazu in der Frankfurter Presse publiziert wurde auf dem Kopf stellen. Ich glaube er meint da eher sein subjektives Empfinden, das sich im Gespräch mit der modernistisch geprägten Architektenzunft herausgebildet hat.

    ...

  • Zitat

    Die Arbeiten für die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt gehen voran. Für den Abriss des Tisch-Bauwerks, das zum Ensemble der Kunsthalle Schirn gehört, wird von nächsten Montag an ein Schutzgerüst aufgestellt, wie die DomRömer GmbH am Donnerstag mitteilte.

    Altstadt-Rekonstruktion - Schirn-Tisch wird abgerissen -
    Frankfurt -
    Bild.de

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Bei dem abzureißenden Tisch wird es sich um den markierten Gebäudeteil handeln. Oder irre ich? Vielleicht läuft der Abriss positiv schief und sie reißen noch mehr von der Schirn-Halle ab, die sich hier dezent in die Umgebung einfügt. Überhaupt ist das eine ganz interessante Aufnahme mit dem verblichenen Technischen Rathaus links außen.

    Bildquelle: Wikipedia, Bild von dontworry

  • Interessantes Bild!

    Ja, das ist der sogenannte Tisch. Die dazugehörige Kunsthalle scheint sich in einem recht schlechten Zustand zu befinden. Da kommen in den nächsten Jahren enorme Kosten auf die Stadt zu. Das muss man sich erst einmal leisten können/wollen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dieser weiße Treppentrakt wird doch hoffentlich auch noch wegkommen?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Na toll, da sah ja der Tisch fast besser aus!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Bloß ging es gar nicht um das Aussehen des "Tisches", sondern darum, dass er den Dom-Römer-Plänen einfach real im Wege stand. Sie werden das Treppenhaus noch ein wenig optisch aufwerten, außerdem wird es ohnehin teilweise durch das "Stadthaus" verdeckt werden. Insofern sehe ich da momentan kein so großes Problem.

  • Zeit ein erstes Fazit zu ziehen: Das DomRömer-Projekt ist bisher eine einziger Erfolgsgeschichte und kann wohl jetzt schon als größte Niederlage der Modernistenzunft im Nachkriegsdeutschland bezeichnet werden. Was wurde im Vorfeld nicht alles von der Modernistenzunft bestehend aus Architekten, Denkmalschützern und Stadtplanern gegen das Projekt ins Feld geführt: Es gäbe nicht genügend Investoren für die Häuser, der Wiederaufbau sei technisch (Stichwort Tiefgarage und U-Bahn-Eingang) nicht möglich, er sei nicht finanzierbar und es gäbe keine mehrheitliche Zustimmung bei den Bürgern
    - alles widerlegt.

    Und wir erinnern uns an folgenden immer wieder von den Modernisten in den Diskussionen so oder ähnlich hervorgetragenen Satz: "Niemand wolle in der wiederaufgebauten Altstadt, in engen, unkorfortablen Altstadthäusern leben". Nun ist auch das letzte und eines der stärksten Gegenargumente wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Ich zitiere den schon im Reko-Thread benannten Artikel "Die Sehnsucht nach der alten Stadt ist ungebrochen" (Welt Online, 26.08.12): "... Was alle Begriffe sprengt, das ist inzwischen auch die konkrete Nachfrage nach den achtzig Wohnungen in den neuen "Altbauten".... Es liegen demnach lt. Guntersdorf "...schon jetzt 600 Bewerbungen vor, obwohl noch nicht einmal mit dem Bau eines einzigen Gebäudes begonnen wurde."

    ...

  • Zeit ein erstes Fazit zu ziehen: Das DomRömer-Projekt ist bisher eine einziger Erfolgsgeschichte


    Das ist leider nicht so. Es ist soweit im Allgemeinen vielleicht schon ein großer Erfolg und im Hinblick auf die "Modernistenzunft" für mich persönlich eine sehr beachtenswerte Erkenntnis, wie nun mit Herrn Jochem Jourdan jemand, der gewiss immer sehr gegen die Rekonstruktion im Allgemeinen war, nun mit seinen Vorplanungen zur Goldenen Waage wirklich großartige Arbeit geleistet hat und auch persönlich sehr akribisch dieses Thema bearbeitet.

    Mein Einwand kann auch hier direkt anschließen. Ich wünschte mir, daß mit diesem Engagement, das Jourdan als, wie ich mich nun selbst überzeugen konnte, sehr fähiger Architekt, der seine damalige persönliche Meinung der Aufgabe hinten an stellt, eine Qualität vorlegt, die wohl leider bei den anderen Häusern nicht erreicht wird, weil die zuständige GmbH nach wie vor nicht mal das Interesse an den notwendigen Details zeigt und sich darauf verlässt, daß beauftragte Büros das schon hinbekommen, bzw. diese ja auch nicht zu genau arbeiten dürfen, weil man selbst sonst überfordert ist.

    Immer wieder gebe ich folgendes Beispiel: Internetseite der GmbH, Studie zur Rekonstruktion vom Februar 2011. Herzliche Einladung zur Fehlersuche! Kleiner Tipp: fast alle Höhenangaben sind falsch.

    Und natürlich können alle Häuser, gerade am Markt und Hinter dem Lämmchen, rekonstruiert werden! Die notwendigen Unterlagen sind da, das Fachwissen wäre auch da, um die notwendigen Erkenntnisse daraus zu ziehen (der bisher gefragte "Experte", welcher bestimmt hat, welche Häuser rekonstruierbar sind, hat dieses Fachwissen nämlich eindeutig nicht) und es sind immer noch genügend Interessenten da für Rekonstruktionen, auch wenn die GmbH schon einige aktiv (!!) vergrätzt hat.

    Die Feder ist mächtiger als das Schwert...wenn das Schwert sehr stumpf ist und die Feder sehr spitz!

    -Terry Pratchett