Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Aha, komme trotzdem auch mit dem Link nicht auf den Artikel. Hauptsache die FR hat aus eigenem Antrieb den unsachgemäßen Artikel abgeändert. Wenigstens funktioniert dort eine Reflexion.

  • Ich will's nicht verschreien. Aber aber laut einer Grafik in der FAZ (http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…ommon~SMed.html) ist der Markt 30 jetzt ebenfalls als Rekonstruktionskandidat vorgesehen ... Soweit ich weiß ist das eine neue Entwicklung.

    Das wäre natürlich ganz wunderbar - schon allein deswegen, weil das Ergebnis des Architektenwettbewerbs ausgerechnet für dieses Grundstück das schrecklichste Gebäude geliefert hat (eine monotone, industriell wirkende Fassade mit von oben nach unten quasi durchlaufendem Fensterband)

    Weiß jemand genaueres? Recherche-Fehler der FAZ? Oder wissen die mehr ...?

  • Das Haus Markt 30 hat übrigens auch eine Rückfassade zur Gasse hinter dem Lämmchen...genauso wie die 32.
    Der Plan mit den 21 möglichen Rekonstruktionen ist der Alte von vor ein paar Monaten; man beachte dass Braubachstrasse 25 hier noch nicht als Rekokandidat eingezeichnet ist.

  • Für diesen innersten Altstadtkern sollte man bei jedem Haus kategorisch bedenken, daß eine Rekonstruktion immer einem angepaßten Neubau vorzuziehen ist. Die Neubauentwürfe sind aber bis auf einigen Ausnahmen schon eine neue, höhere Form des traditionellen Entwerfens in Deutschland, besser als bisher gesehen. Das Traditionelle wird hier zum erstenmal nicht mehr nur ins abstrakt-schematisch-unörtliche übersetzt.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Was hier mit den zumeist erfreulich gelungenen Entwürfen entsteht ist ein wirklich tolles Projekt, das Vorbild werden kann für andere zu sanierende Altstadtgebiete wie z.B. in Stuttgart. Rekonstruktionen und traditionelle Neubauten, was wollen wir in diesem Forum mehr? Ich freue mich sehr auf die Verwirklichung.

    In dubio pro reko

  • @Dirk: Das sehe ich auch so. Ich denke da vor allem an das hier benachbarte Braunschweig, wo eine Stadtsanierung unerläßlich ist. Erst Dresden dann Frankfurt, dann Stuttgart usw, das wäre wirklich wünschenswert. Laßt uns optimistisch bleiben.

  • Ein ganzes Ensemble nach historischen Maßstäben wiederaufzubauen - das kannte man bisher nur von Polen. Von daher wünsche ich mir, dass dieses rekonstruktionsfreundliche "Zeitfenster" lange geöffnet bleibt. Ich hoffe nicht, dass die Ablehnung der Bürger für den Wiederaufbau der Magdeburger Ulrichskirche ein erstes Zeichen dafür ist, dass die Stimmung der Bürger wieder in eine lethargisch-modernistische Grundhaltung umschwängt.

    Hier noch ein bemerkenswert unsachliches Architekten-Zitat aus den Kommentaren zur Altstadtdebatte vom Baunetz-Portal: "wenn ihr die barocke stadt wieder haben wollt, liebe kollegen, dann akzeptiert den badezuber und das plumpsklo auf dem hof. erst dann seid ihr glaubhaft."

    ...

  • Auch ich bin von dem Projekt positiv angetan und ich gönne es den Frankfurtern. Ich habe eine Frage zu dem zu bebauendem Areal bzw. dessen Größe. Ich habe mir die Fläche schon bei Bing-Maps angesehen, weil ich nicht glauben konnte, dass das alles auf dem Areal des ehemaligen Technischen Rathauses gebaut werden soll. Vielleicht könnten mir die Ortskundigen mal einen Vergleich geben, hinsichtlich der Größe des Areals in Bezug auf die Quatiere des dresdener Neumarkts zur besseren Vorstellung.

    Danke, XFlipX

  • Auch ich bin von dem Projekt positiv angetan und ich gönne es den Frankfurtern. Ich habe eine Frage zu dem zu bebauendem Areal bzw. dessen Größe. Ich habe mir die Fläche schon bei Bing-Maps angesehen, weil ich nicht glauben konnte, dass das alles auf dem Areal des ehemaligen Technischen Rathauses gebaut werden soll. Vielleicht könnten mir die Ortskundigen mal einen Vergleich geben, hinsichtlich der Größe des Areals in Bezug auf die Quatiere des dresdener Neumarkts zur besseren Vorstellung.

    Danke, XFlipX

    Ich denke das Bild gibt einen guten Eindruck über die Größe des Areals. Das technische Rathaus (dunkelgrau) wurde hier auf einen Vorkriegsstadtplan gelegt.

    Der Plan ist aus dem Buch "Rund um den Römer" von Markus Kutscher

  • Im Prinzip ein eigentlich sehr kleiner Teil der ehemaligen Frankfurter Altstadt der hier wieder aufgebaut wird, dafür aber einer der wichtigsten - einfach herrlich! Wenn ich mir das Bild, das Sachsebach dankenswerterweise hier einstellte, betrachte, muss man sagen, dass es ein Glück war, dass dieses Areal zur Gänze davor durch dieses Betonmonster TR optisch und baulich kontaminiert wurde. Wenn dieses Areal allerdings vorher kleinteilig bebaut gewesen wäre, ergäbe sich vermutlich nie mehr die Chance einer solchen Rekonstruktionsleistung!

    Gibt es in der Altstadt eigentlich noch einen ähnlichen Platzhalter etwa in der Größe des TR, welches pro futuro eine weitere Genesung des Zentrums zulässt?

  • Die Kunsthalle Schirn, mit einem Abriss dürfte in den den nächsten 20-30 Jahren, wenn überhaupt, jedoch nicht zu rechnen sein. Dann, wenn auch um einiges kleiner, das historische Museum, das noch in diesem Jahr abgerissen wird. Das Gelände wird allerdings, wie auch bekannt sein dürfte, modern bebaut. Den Entwurf finde ich persönlich gar nicht mal so schlecht, wenn mir Rekos natürlich auch lieber gewesen wären.

  • Ein weiteres Areal wäre das Bundesrechnungshofareal (gerade verkauft) an der Bethmannstraße. Die alte Bebauung wurde größtenteils bereits 1938 abgebrochen. Allerdings wurde das Haus Heydentanz, bzw. das Hofgebäude des Großen Speichers magaziniert, um sie zu einem späteren Zeitpunkt an anderem Ort wiederaufzubauen. Vom Großen Speicher sind Teile bis heute vorhanden (siehe Spolienstudie). Kleines Problem, ein Teil der jetztigen Bebauung steht unter Denkmalschutz.

    Es gäbe aber Möglichkeiten das Stadbild durch Teilrekonstruktionen maßgeblich zu verbessern:

    -Haus zum Kranich am [lexicon='Römerberg'][/lexicon] (Erdgeschoß erhalten)

    -Römer (Teilweise sind Erdgeschosse vorhanden z.B. beim Salzhaus, teilweise ist eine Totalreko nötig: Haus Wannebach, bzw. nur die Dächer: Nordbau und vor allem die Turmspitzen)

    -ganz wichtig: die Kuppel der Paulskirche

    -Bankhaus Bethmann (rudimentär vorhanden, vor allem Rekostruktion der Dächer notwendig)

    Hier habe ich mich nur auf die engere Altstadt beschränkt. Auf der Zeil stehen noch mehrere verkleidete, bzw. verstümmelte Gründerzeitler (z.B. Haus Kirschenbauer), der "Frankfurter Hof" benötigt ein Dach, vom Schauspielhaus (zugegeben ein großer Aufwand, nicht realistisch) wollen wir noch nicht reden, etc. Also, es gibt Arbeit...........

  • Es gibt noch Platz für einige Rekos (z.B. das einstöckige kleine Haus) am Gärküchenplatz direkt am Dom. Heute ist dort ein Parkplatz. Könnte man eventuell auch die Mehlwaage rekonstruieren?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Der Platz der Mehlwaage ist momentan "besetzt". Ich habe vor einigen Monaten ebenfalls die Rekonstruktion der Garküchen ins Gespräch gebracht und halte dies für äußerst sinnvoll (siehe weiter oben im Strang).

    Gründe: Es bildet sich mit den in Blickbeziehung stehenden Gebäuden Dom und Leinwandhaus eine Traditionsinsel in dem sonst denkmalarmen Gebiet. Das Gebäude ist von der Konstruktion her bekannt, bzw. ist die Rekonstruktion nicht sehr aufwendig (keine Keller, konstruktives Fachwerk, allgemein ist das Gebäude zudem recht klein). Weiterer Pluspunkt, die Fläche ist nicht bebaut.

    Da die Altstadtfreunde "Am Markt" wohl nicht zum Zuge kommen. Wäre es vielleicht sinnvoll das Interesse auf die Mehlwaage zu lenken (natürlich erst wenn der Dom-Römer-Bereich "in trockenen Tüchern" ist).

  • Ich habe die Ergebnisse des Wettbewerbs erst heute gesehen und bin auch ganz überwiegend begeistert. :tongue:

    Herzlichen Glückwunsch zu diesen überwiegend schönen und wirklich mutigen Neubauten. :applaus:

    In Dresden mag die Zahl der Rekonstruktionen höher liegen, hier sind dafür die Neubauten umso mutiger. Ortstypische Materialien, geschwungene Formen statt dem Diktat des rechten Winkels, keine Angst vor der Historie, das würde ich mir wirklich öfter wünschen. Über die Gründe könnte man sicherlich lange spekulieren, ich denke dass Frankfurt als Zentrum der europäischen Banken einfach selbstbewusster im Umgang mit den Traditionen ist als Dresden, das sich für seine große Historie in provinzieller Weise zu schämen scheint. Vielleicht sind aber auch die Frankfurter Stadtplaner weniger dogmatisch / ideologisch.

    Ich war 2009 das letzte Mal in Frankfurt und schon ziemlich begeistert, wie sich die Stadt - ausserhalb der Altstadt - entwickelt hat (Opernturm, etc.). Wenn die Rekonstruktionen / traditionellen Neubauten in 1 bis 2 Jahren Form annehmen, werde ich definitiv wieder vorbeischauen müssen.

  • @Dirk: Das sehe ich auch so. Ich denke da vor allem an das hier benachbarte Braunschweig, wo eine Stadtsanierung unerläßlich ist. Erst Dresden dann Frankfurt, dann Stuttgart usw, das wäre wirklich wünschenswert. Laßt uns optimistisch bleiben.


    Man muß die Rahmenbedingungen unterscheiden. In Dresden gab es zuvor nur eine große Freifläche, die zur Bebauung anstand. In Frankfurt wurde ein faktisch im städtischen Besitz befindliches Großgebäude abgerissen, also eine Freifläche geschaffen, die bebaut werden sollte. In Stuttgart indes sind diese Bedingungen gar nicht gegeben. Ich gehe mal davon aus, daß die Marktplatz-Häuser sich in privatem Eigentum befinden. Die Eigentümer müßten also also allesamt entweder dazu gedrängt werden, ihre Häuser abzureißen oder umzubauen oder müßten schlicht enteignet werden. Ein sehr unrealistisches Szenario. In Stuttgart können also nur punktuelle Verbesserungen erzielt werden. Das Rathaus dürfte mittlerweile (mindestens bald) selbst unter Denkmalschutz stehen, der Turm wäre dann also nicht mehr rekonstruierbar (obwohl das sicher ein vorrangiges Rekonstruktions-Projekt wäre). Ansonsten könnte man nur über Gestaltungssatzungen und öffentliche Förderung umbauwilliger Investoren etwas verändern. In Magdeburg wiederum war die Lage wieder anders. Hier hatte man es zwar wieder mit einer Freifläche zu tun, aber mit einer gärtnerisch gestalteten, die offenbar sehr beliebt bei der Bevölkerung ist. Der Rekonstruktion stand also die Angst vor Veränderung einer als angenehm empfundenen Situation entgegen. Man sieht: Die Situation ist jeweils sehr ortsspezifisch bezüglich der Möglichkeiten von Ensemblerekonstruktionen.

  • Jojojetz: So erfreulich auch die Altstadtplanung ist: Ansonsten wird in Frankfurt/M. rigoros abgerissen und bei neuen Bauten wird absolut kein Bezug zum historischen Kontext genommen. In erster Linie entsteht hier "Investorenarchitektur" - massive, renditeträchtige streng-modernistische Geschäftshäuser und an der klassischen moderne angelehnte weiß-getünchte austauschbare Eigentumswohnungs-Solitäre mit Flachdach und Staffelgeschoss ohne örtlichen Bezug. Mir fällt auf Anhieb kein einziger gelungener Neubau der letzten 10 Jahre in Frankfurt/M. ein. Ein eigenes Thema sind die Wolkenkratzer in der Stadt: Hier gibt es zumindestens mit dem Opernturm von Mäckler ein kleines Highligt der letzten Jahre. Ansonsten reichen die Hochhäuser in der jüngsten Vergangenheit nicht mehr an Bauten wie dem Messeturm heran. Mit dem Eingriff in die Großmarkthalle durch den Coop H.- EZB-Bau wird zudem ein neues Kapitel der Stadtzerstörung aufgeschlagen.

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