Nicht unbedingt. Indigo wurde vor allem für das Färben von Textilien verwendet. Für Anstriche hat man vor 1706 meist Azurit oder Smalte (ein sehr fein geriebenes blaues Glas) oder den sehr teuren Lapislazuli verwendet (letzterer wurde ja auch in der Malerei verwendet).
1706 wurde dann das "Berliner Blau" bzw. Preußisch Blau erfunden, die erste synthetische blaue Farbe: https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Blau#Geschichte
Mit dem Berliner Blau konnten sich dann auch breitere Schichten Anstriche in Blau leisten. Von daher passt das schon.
P.S.: Ich weiß das auch nur, weil ich mir die Frage nach den für Hausanstriche verwendeten Farbstoffen auch schon mal gestellt und dann nachgelesen habe.
Sehr interessant, das mit dem Azurit und Smalte. Das war mir bisher noch nicht bekannt, dass es in Anstrichen eingesetzt wurden, das Lapislazuli war zu teuer.
Das Problem mit Berliner Blau ist, dass es ein organisches Pigment ist. Dazu nicht alkalisch stabil, sprich jeder Kalkputz wäre ein Problem. Daher nahm ich an, dass dieses nicht zur Fassadenfärbung dienen kann. So kam ich dann auf Ultramarin (https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramarin), das rein mineralisch ist. Dieses wurde aber eben erst Mitte des 19. Jahrhunderts etwa industriell synthetisiert. Ultramarin ist auch das Pigment, das aus Lapislazuli gewonnen werden kann.
Edit: Ich habe jetzt nachgelesen, Azurit ist wohl auch zu instabil und wird grün mit der Zeit. Ein heißer Kandidat, zu dem mich Dein Hinweis auf Smalte hinleitete ist auch Ägyptisch Blau:
2021 gelang der Nachweis von frühmittelalterlichem Ägyptisch Blau (5./6. Jahrhundert) an einem Wandmalereifragment aus der Kirche St. Peter ob Gratsch (Südtirol, Norditalien). Mittels eines neuen analytischen Ansatzes wurden erstmals 28 verschiedene Minerale mit Gehalten vom Prozentbereich bis zu 0,1 Promille in der Malschicht erfasst. Durch Einbeziehen von Wissen aus benachbarten Disziplinen gelang es, die in den bislang nicht zugänglichen Spurenbestandteilen konservierten Informationen über Art und Herkunft der Rohmaterialien, Herstellung und Anwendung des Pigments bis hin zur Alterung der Malschicht auszulesen und die individuelle „Biographie“ des Ägyptisch Blau aus St. Peter zu rekonstruieren. Dieser Paradigmenwechsel in der Forschungsgeschichte zu Ägyptisch Blau lieferte naturwissenschaftliche Evidenzen für die Produktion in den nördlichen Phlegräischen Feldern, die Verwendung eines sulfidischen Kupfererzes und Pflanzenasche als Flussmittel in der Rohstoffmischung. Außerdem fanden sich Belege für eine von Festkörperreaktionen dominierte Synthese, wogegen das Aufschmelzen zu Glas eine vernachlässigbare Rolle gespielt haben dürfte.
Bleibt aber die Frage, ob diese seltenen Pigmente (auch das auf seltenem Cobalt basierende Smalte) für mehr als Wandmalerei verwendet wurden und stattdessen tatsächlich flächig zum Einsatz kamen.