Dresden, Neumarkt - Allgemeines

  • Das schlimmste an dem Gebäude sind die Fensterjalousien, wenn sie herangelassen sind! Die Farbe kann und wird man ändern, aber diese Jalousien sind mir jedes Mal übel aufgefallen. Aber wie Matielli bereits richtig feststellte. Dieses Gebäude ist sicherlich kein Problem für den Neumarkt, da gibt es viele wirkliche Bausünden, die es zukünftig umzugestalten gilt.

  • Ich begreife nicht, dass Ihr Euch an diesem Haus abarbeitet. Da gibt es am Neumarkt wirklich wesentlich größere Fehlplanungen.

    "Abarbeiten" ist hier völlig unzutreffend. Man diskutiert ganz einfach über ein Detail.

    zeitlos hat ja nun zwei mögliche Farbvarianten gezeigt, vielen Dank! Ich finde beide passend.

  • zeitlos hat ja nun zwei mögliche Farbvarianten gezeigt, vielen Dank! Ich finde beide passend.

    Die Fassung in Apricot würde ich mir noch gefallen lassen. Die Version in Violett ist mir, ehrlich gesagt, etwas zu poppig. Dann schon lieber in Rot lassen. Ansonsten gefällt mir einfach die Idee einer farblichen Absetzung des Erdgeschosses am besten. Und, ich muss "Mattielli" insofern schon Recht geben: Es gibt wahrlich größere Probleme bzw. Dissonanzen im Neumarkt-Areal, vom Rest Dresdens mal ganz abgesehen.

  • Ich habe mich immer gefragt, warum die Rocaillen an der Landhausstraße 4 so aufgeklebt wirken, also gar nicht als Teile der Fassadenarchitektur erscheinen. Ein Grund ist sicher der starke Farbkontrast. Viel schwerer wiegt aber, dass sie falsch rekonstruiert wurden. Die Kartuschen waren nämlich mehr gefüllt, bestanden also nicht einfach nur aus geschwungenes Lineament. Natürlich gibt es auch Rocaillen, die nur aus Linien bestehen, aber die finden sich meist in anderem Kontext, etwa an Möbeln oder an Deckenspiegeln. Darüber hinaus sind in der Landhausstraße 4 die einzelne Formen nicht detailgetreu übernommen, sondern nur paraphrasiert worden. Die Formensprache des Rokoko wurde nicht wirklich nachvollzogen.

     

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Die Fassung in Apricot würde ich mir noch gefallen lassen. Die Version in Violett ist mir, ehrlich gesagt, etwas zu poppig. Dann schon lieber in Rot lassen. Ansonsten gefällt mir einfach die Idee einer farblichen Absetzung des Erdgeschosses am besten. Und, ich muss "Mattielli" insofern schon Recht geben: Es gibt wahrlich größere Probleme bzw. Dissonanzen im Neumarkt-Areal, vom Rest Dresdens mal ganz abgesehen.

    Heimdall

    Die "lila" oder "violette" Variante ist ein Pastellblau ohne Gelbanteil. Je nach Bildschirm kann dies optisch täuschen. Ich habe Jakob s Anregung (ein fades Blau) als Variante gerne aufgegriffen, um dem aufgehellten Rotton, von Dir als "apricot" gesehen, gegenüber zu stellen.

    Von welchem Gebäude sprichst Du? Landhausstraße 2 oder 4. Das größere Problem stellt doch die Nummer 2 dar und nicht die 4. So habe ich das in der Entwicklung der Diskussion zumindest wahrgenommen.

  • Danke für die Erläuterung, "zeitlos", auf meinem Bildschirm sehe ich eine Art Lila und Apricot. Jetzt weiß ich, dass das wohl gar nicht so gemeint ist.

    Ich meinte Landhausstraße 4. Die 2 ist natürlich wegen der Tiefgarageneinfahrt und der zu niedrigen Erdgeschosszone ein Problem.

  • Man liebte im Rokoko sehr zarte Farben, z. B. ein zartes Grün, ein zartes Rosa, ein zartes Gelb oder auch ein zartes Blau, das Friedrich d. Gr. bleu mourant, das heißt sterbendes Blau. Das bleu mourant war eine der Lieblingsfarben des "Alten Fritz", es findet sich auf vielen kostbaren KPM Servicen der Zeit, so auf dem Service für das Breslauer Schloss. Auch für Hausanstriche in Deutschland waren die zarten Farben im Rokoko recht beliebt.

  • Wenn ich diese kleine Exkursfrage stellen darf: Seid Ihr sicher, dass dieses Zartblau bei Gebäuden vor 1850 vorkam? Das hätte dann ja aus natürlichen Quellen, soweit ich weiß Indien, stammen müssen.

  • Wenn ich diese kleine Exkursfrage stellen darf: Seid Ihr sicher, dass dieses Zartblau bei Gebäuden vor 1850 vorkam? Das hätte dann ja aus natürlichen Quellen, soweit ich weiß Indien, stammen müssen.

    Nicht unbedingt. Indigo wurde vor allem für das Färben von Textilien verwendet. Für Anstriche hat man vor 1706 meist Azurit oder Smalte (ein sehr fein geriebenes blaues Glas) oder den sehr teuren Lapislazuli verwendet (letzterer wurde ja auch in der Malerei verwendet).

    1706 wurde dann das "Berliner Blau" bzw. Preußisch Blau erfunden, die erste synthetische blaue Farbe: https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Blau#Geschichte

    Mit dem Berliner Blau konnten sich dann auch breitere Schichten Anstriche in Blau leisten. Von daher passt das schon.

    P.S.: Ich weiß das auch nur, weil ich mir die Frage nach den für Hausanstriche verwendeten Farbstoffen auch schon mal gestellt und dann nachgelesen habe.

  • Alle Farben, die einen hohen Weißanteil haben, harmonieren mit den weißen Stuckaturen besser als das gegenwärtige Rot.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Nicht unbedingt. Indigo wurde vor allem für das Färben von Textilien verwendet. Für Anstriche hat man vor 1706 meist Azurit oder Smalte (ein sehr fein geriebenes blaues Glas) oder den sehr teuren Lapislazuli verwendet (letzterer wurde ja auch in der Malerei verwendet).

    1706 wurde dann das "Berliner Blau" bzw. Preußisch Blau erfunden, die erste synthetische blaue Farbe: https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Blau#Geschichte

    Mit dem Berliner Blau konnten sich dann auch breitere Schichten Anstriche in Blau leisten. Von daher passt das schon.

    P.S.: Ich weiß das auch nur, weil ich mir die Frage nach den für Hausanstriche verwendeten Farbstoffen auch schon mal gestellt und dann nachgelesen habe.

    Sehr interessant, das mit dem Azurit und Smalte. Das war mir bisher noch nicht bekannt, dass es in Anstrichen eingesetzt wurden, das Lapislazuli war zu teuer.

    Das Problem mit Berliner Blau ist, dass es ein organisches Pigment ist. Dazu nicht alkalisch stabil, sprich jeder Kalkputz wäre ein Problem. Daher nahm ich an, dass dieses nicht zur Fassadenfärbung dienen kann. So kam ich dann auf Ultramarin (https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramarin), das rein mineralisch ist. Dieses wurde aber eben erst Mitte des 19. Jahrhunderts etwa industriell synthetisiert. Ultramarin ist auch das Pigment, das aus Lapislazuli gewonnen werden kann.

    Edit: Ich habe jetzt nachgelesen, Azurit ist wohl auch zu instabil und wird grün mit der Zeit. Ein heißer Kandidat, zu dem mich Dein Hinweis auf Smalte hinleitete ist auch Ägyptisch Blau:

    2021 gelang der Nachweis von frühmittelalterlichem Ägyptisch Blau (5./6. Jahrhundert) an einem Wandmalereifragment aus der Kirche St. Peter ob Gratsch (Südtirol, Norditalien). Mittels eines neuen analytischen Ansatzes wurden erstmals 28 verschiedene Minerale mit Gehalten vom Prozentbereich bis zu 0,1 Promille in der Malschicht erfasst. Durch Einbeziehen von Wissen aus benachbarten Disziplinen gelang es, die in den bislang nicht zugänglichen Spurenbestandteilen konservierten Informationen über Art und Herkunft der Rohmaterialien, Herstellung und Anwendung des Pigments bis hin zur Alterung der Malschicht auszulesen und die individuelle „Biographie“ des Ägyptisch Blau aus St. Peter zu rekonstruieren. Dieser Paradigmenwechsel in der Forschungsgeschichte zu Ägyptisch Blau lieferte naturwissenschaftliche Evidenzen für die Produktion in den nördlichen Phlegräischen Feldern, die Verwendung eines sulfidischen Kupfererzes und Pflanzenasche als Flussmittel in der Rohstoffmischung. Außerdem fanden sich Belege für eine von Festkörperreaktionen dominierte Synthese, wogegen das Aufschmelzen zu Glas eine vernachlässigbare Rolle gespielt haben dürfte.

    Bleibt aber die Frage, ob diese seltenen Pigmente (auch das auf seltenem Cobalt basierende Smalte) für mehr als Wandmalerei verwendet wurden und stattdessen tatsächlich flächig zum Einsatz kamen.

  • Die 2 ist natürlich wegen der Tiefgarageneinfahrt und der zu niedrigen Erdgeschosszone ein Problem.

    Richtig, danke für deine Klarstellung.

    Das Gebäude Landhausstraße 2 hatte ich aus genannten Gründen im Fokus.

    Es trägt wie geschrieben zum diskutierten Unbehagen innerhalb der Häuserzeile entscheidend bei und sollte in seinem Ist-Zustand

    nicht auch noch als guter Füllbau bezeichnet werden. Damit erweist man dem Anliegen der Stadtbildthematik einen Bärendienst.

  • Viel schwerer wiegt aber, dass sie falsch rekonstruiert wurden. Die Kartuschen waren nämlich mehr gefüllt, bestanden also nicht einfach nur aus geschwungenes Lineament.

    Der optische Effekt wäre leicht korrigierbar, wenn für das Innere der Kartuschen dieselbe Farbe wie für die Kartuschen genommen werden würde.

  • Wenn ich diese kleine Exkursfrage stellen darf: Seid Ihr sicher, dass dieses Zartblau bei Gebäuden vor 1850 vorkam? Das hätte dann ja aus natürlichen Quellen, soweit ich weiß Indien, stammen müssen.

    Ein interessanter Einwand. Spontan fallen mir jedenfalls der Turm der Kirche von Dürnstein und der Katharinenpalast in Zarskoje Selo ein.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:D%C3%BCrnstein_(1).JPG

    https://de.wikipedia.org/wiki/Katharinenpalast

  • Der optische Effekt wäre leicht korrigierbar, wenn für das Innere der Kartuschen dieselbe Farbe wie für die Kartuschen genommen werden würde.

    Zumindest wäre der Effekt verbessert. Denn eigentlich bedarf es noch einer plastischen Modellierung der Füllung, durch welche die Rocaille mit dem Wandspiegel erst richtig verbunden wird.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Alle Rastrellibauten in Russland sind blau.

    Spontan fallen mir jedenfalls der Turm der Kirche von Dürnstein und der Katharinenpalast in Zarskoje Selo ein.

    Das ist ziemlich interessant, weil man genau die weiter oben schon diskutierten Effekte beobachten kann. So ist die Eremitage, also der Winterpalast in St. Petersburg zwischenzeitlich Grün, weil offenbar ein Azuritpigment verwendet wurde, dagegen das Türkisblau des Katharinenpalast sehr wahrscheinlich auf Cobaltbasis erstellt wurde.

    Die Kirche Dürnstein könnte aufzeigen, dass keine gigantischen Unsummen nötig waren für einen blauen Anstrich. Vielleicht auch durch die Nähe zu den ungarischen Abbaugebieten.

    Gibt es denn am Dresdner Neumarkt blaue Fassaden? Ich glaube ein Gebäude direkt neben der Frauenkirche ist leicht bläulich. Das wird ja wahrscheinlich begründet sein. Von der Farbe sieht es jedoch aus wie ein Ultramarin.

    2 Mal editiert, zuletzt von Majorhantines (14. Juli 2021 um 12:08) aus folgendem Grund: Fehlschluss