Dresden, Neumarkt - Allgemeines

  • Agon, es wäre effektiv, wenn Du Deine Widerlegungen den verantwortlichen Stellen (Stadtplanungsamt, Baubürgermeister, Stadträte) sowie der Presse zukommen lassen würdest. Kontaktadressen sind ganz einfach im Web zu finden und wurden hier auch schon oft verlinkt.

    Die standardmäßig abstrusen Äußerungen sind so einfach auseinanderzunehmen - ich hoffe, die GHND lässt sich ihre Chance nicht entgehen. In der Gestaltungssatzung ist alles ganz konkret und differenziert beschrieben (Sattel + Mansarddächer, rote Dachziegel, konkrete Materialangaben, usw...) - natürlich blöd, wenn man sie nie gelesen hat oder sich die Dinge dreist und oberflächlich so zurechtbiegt, wie es in Dresden an der Tagesordnung ist. Da wünscht man sich gleich mehrere Machtworte, aber leider bleibt es meistens ruhig und das obere Elbtal protestiert lieber gegen die bösen Auswärtigen (Blobel, Knöllmann, KIB, ...). Dass das eigentliche Übel der Stadt selber entspringen könnte, kann und darf nicht sein. Und so hat man im Stadtplanungsamt seit Jahren leichtes Spiel: Der Widersacher ist die GHND - eine angreifbare Minderheit.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Habe mich vorhin auch mal wieder per Leserbrief an die SZ gewandt. Muß Youngwoerth in dem Fall auch immer wieder zustimmen - wir müßen in der jetzigen Situation, wo endlich die Chance besteht das Stadtplanungsamt/die Gestaltungskommission an den Pranger zu stellen, Briefe schreiben ohne Ende.
    Hatte auch geschrieben, daß es unter Berücksichtigung der möglicherweise heranziehenden finanziellen Horrorszenarios auf dem Weltmarkt einfach unglaublich ist, wie mit Investoren umgegangen wird, die sich in der Vergangenheit stets für Dresden eingebracht haben und sich mit der Stadt aus unterschiedlichen Gründen verbunden fühlen. Auch Hr. Dietze kann/sollte man zitieren, der sich über immer neue Hindernisse und, so wortwörtlich, "Boshaftigkeiten" von Seiten der verantwortlichen Instanzen beschwert hat.

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Mal die Sicht eine "Frankfurters" zu der Diskussion. Zum Hintergrund: Dresden hat mich schon immer fasziniert, ich bin seit 1991 mindestens 40 mal in der Stadt gewesen,kenne/habe auch die gängige Literatur zur Stadtgeschichte und glaube daher mir ein Urteil erlauben zu dürfen.

    Ich habe den Eindruck, Dresden ist seit 1945 zu einem -teilweise verklärten- Mythos geworden. Es wird immer wieder die vernichtete Schönheit beklagt (die enormen Menschenverluste seien hier mal nicht thematisiert) "letzte zerstörte Großstadt" etc. (was ja auch nicht stimmt, siehe Würzburg etc.).

    Wie wurde Dresden allerdings vor/bis 1945 gesehen?! Wenn wir einen Blick auf die Bildbände, bzw. die Ansichtskartenproduktion bis 1945 werfen, so stellen wir schnell fest, das die gezeigten Sehenswürdigkeiten (mit Ausnahme der Gründerzeitviertel) bis jetzt wieder hergestellt wurden (Elbansicht, Zwinger, Theaterplatz, Frauenkirche, Schloß etc.). Die Bürgerhäuser der Stadt waren bis zur Zerstörung mit wenigen Ausnahmen kaum ein Thema.

    Warum??? Hier genügt ein Blick in "Das alte Dresden" von Nadler, bzw. das "Neumarkt- Buch" von Hertzig. Die Häuser befanden sich zum Zeitpunkt der Zerstörung oft in katastrophalem Zustand. Seht Euch mal den Zustand des Fraumutterhauses, der Rampischen Gasse 1, des Bosehauses, Taschenbergpalais, Postgebäude anstelle Hotel Desaxe (Austockungen, falsche Fenster, Bemalung usw.) etc.etc.etc. bis dato an......Auch gab es massiv Abbrüche, bzw. Maßstabsbrüche in der Bebauung seit der Gründerzeit (Wilsdruffer Straße, Postplatz, Altmarkt, etc.)

    Man muss doch bei aller Kritik an der Materialwahl, bzw. der Verluste mancher Keller feststellen, das viele Gebäude, bzw. Ansichten sich heute schön wie noch nie präsentieren.........

    Das soll nicht heißen, dass es nicht besser gegangen wäre/geht. Trotzdem muss man festhalten das die Leistungen -nicht zuletzt Dank der "GHND " wohl unerreicht sind.....Davon können wir in Frankfurt -bisher- nur träumen.

  • Ich finde diesen Beitrag zum Thema Dresden sehr signifikant. Es gilt auch in gewissem Masse fuer Buergerhauser in andere zerstoerten deutsche Staedte, z.B. Wuerzburg.

  • Naja, wenn man aus Wien oder Prag beispielsweise kommt und das erste Mal nach Dresden fährt, dann ist man doch einigermaßen konsterniert, dass es diese Stadt – das was das alte Dresden als Gesamtkunstwerk mitsamt seiner Stadträume und ihrer Urbanität in der Innenstadt ausmachte - nicht mehr gibt – wenn man heutzutage von den 2-3% Innenstadtraum der wiederaufgebaut bzw. erhalten wurde absieht. Stell Dir doch einmal Paris, Prag oder Wien vor, wenn nur noch die 20 in den Reiseführer herausragendsten Gebäude noch stehen würden und der ganze Rest einfach nicht mehr da wäre – katastrophal, nicht auszudenken. In der Dresdner Innenstadt ist das aber so der Fall…

    Für mich war dieser erste Dresdenbesuch Ende der 90er ein Traumaschocker, den ich hatte bis dato so noch nie erlebt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass das Ausmaß der Zerstörung und der katastrophale Wiederaufbau so absolut war – wie auch, da man in Wien ja auch immer erzählt bekam, dass meine Stadt erhebliche Kriegs- und Nachkriegsverluste erlitt und sich diese ebenfalls im Stadtbild deutlich noch abzeichnen. Aber das ist wie 1000:1 im direkten Vergleich.

    Aber gerade dieser absolute Verlust und das Wissen um das alte Dresden ist es wahrscheinlich auch, dass mich diese Stadt nicht mehr loslässt und ich ihr Geschehen lebhaft mitverfolge und jede klitzekleine Verbesserung begrüße. Erst mit der Zeit habe ich auch andere wirklich ganz hervorragende Viertel in Dresden kennengelernt, die zwar allesamt außerhalb der Innenstadt liegen, die aber einfach traumhaft sind. Gerade dieser „Mythos“ ist es, der mich mit Dresden verbindet. Wobei ich auch nicht von Mythos sprechen möchte, weil diese Stadt vor 1945 wirklich einzigartig war – in vielerlei Hinsicht. Heute ist es sie auch – leider im negativen Sinn und am Neumarkt im positiven Sinn. Man fiebert förmlich beim Wiederaufbau mit, wie bei einem WM-Fußballmatch: Die Guten (GHND und Dresdner Bürger) gegen die Anderen (SPA und Ignoranten). Echt spannend!

    Fazit: Abgesehen vom Neumarkt und dem erhalten gebliebenen Barockviertel in der Inneren Neustadt ist die Dresdner Innenstadt rund um diese Bereiche eine der hässlichsten und antiurbansten Städte, die ich in meinem Leben bis dato kennengelernt habe. Eventuell vergleichbar mit dem tschechischen Sokulov. Auch heute tut es mir jedes Mal auch noch weh, wenn ich diese Bereiche irgendwie queren muss.

    Sicherlich, im Vergleich zu Frankfurt ist Dresden, was das innerste Zentrum beider Städte angeht, eine Traumstadt, aber die Urbanität, die es wenigstens in F noch ansatzweise gibt, die wird Dresden aufgrund des katastrophalen DDR Wiederaufbaus wohl nie mehr erreichen – es sei denn, man reisst 90 % des Innenstadtbebauung ab und bebaut die Stadt in geschlossener Bauweise wieder neu auf.

  • @exilant

    erstens heißt Falknov heute Sokolov und zweitens verzerrt deine Darstellung etwas die Gegebenheiten.

    Dass DD mit Wien oder PRag in keiner Weise mithalten kann, ist keine Folge von Zerstörung und Wiederaufbau, sondern war schon zu allen Zeiten so. Zwei wirklich schöne Barockkirchen sind halt nicht richtig abendfüllend, und auch am Ureigensten, den Barockpalästen und -bürgerhäusern konnte es die Stadt nicht mit den übermächtigen Schwestern aufnehmen.

    Gerade was das Verhältnis von zerstörtem und wiedererlangtem (Alt)Stadtraum betrifft, steht DD weit besser da, als andere dt. Städte. Mit Theaterplatz - Neumarkt - Rampische wurde bzw wird die Längsausdehnung der gesamten Altstadt wiederhergestellt, dies in einer Qualität und Dichte, von der jede andere zerstörte Stadt nur träumen kann. Das was wirklich die einmalige Schönheit ausmachte, ist wieder (oder wird irgendwann kommen), sieht man vielleicht von der Großen Meissner ab. Natürlich ist hinter Elbfront, Schloß-und Zwingerbereich, Neumarkt nichts mehr, aber das ist erstens insofern verschmerzbar, als der dortige Vorbestand vor der Zerstörungt keinen besonderen kulturhistorischen oder ästhetischen Rang hatte (was war zB in den 30ern schon von Altmarkt übriggeblieben?) und in anderen, uU weit bedeutendeeren Städten wie Nürnberg nicht einmal von erhaltenen Vorzeigebereichen die Rede sein kann.

    Fazit: Wer Prag sehen will, soll nach Prag fahren. Irgendwo (dh bei Walser) hab ich gelesen, dass irgendwer Wien als Breslau-Ersatz ansieht und daher regelmäßig bereist. Meinetwegen. Dresden jedoch kam niemals als Wien-, Prag- oder auch nur Breslauersatz annähernd in Betracht. Dafür ist bei positiver Betrachtung seine (sich auf eine sehr begrenzte Fläche konzentrierte) Schönheit auch zu einzigartig. Ich schlage als Dresden-Altmarkt-Ersatz übrigens Großenhain vor, als Große Meissner-Straßen-Ersatz die Reichenstraße in Bautzen. Dies stellt die Bedeutung des bürgerlichen Dresdens übrigens in einen mE realistischeren Kontext.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich denke, es war weniger die Ausdehnung der Altstadt oder die Qualität der Profanarchitektur, als viel mehr der "bezaubernde Dreiklang", der dieser Stadt eine Sonderstellung eingeräumt hat - und dies in Teilen noch immer tut. Die Atmosphäre des Elbsandsteins, die natürlichen Flussauen im innersten Stadtzentrum, die einzigartige Qualität der Wohnviertel, Dresden ist doch viel mehr als seine Architektur! Auf Letzteres reduziert, mag Prag oder Wien schon immer gewonnen haben, aber die Aura Dresdens ist anders und intensiv.

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  • Naja, eigentlich befindet DD doch deutlich außerhalb des Elbsandsteingebirges und weist anders als Prag oder auch (Gesamt-Wien) keine besonders schöne landschaftliche Lage auf. Nichts, was so besonders wäre. Und wie du auch schriebst: gerade die Lage ist geblieben. Ich erinnere mich gut an den Moment, in dem ich die Frauenkirche zum ersten Mal gesehen habe. Es war tatsächlich anlässlich einer Wanderung zur Bastei, also von den Sandsteinhöhen aus. Ein wirklich bewegender Augenblick. Ich wusste natürlich, dass es die FK wiedergibt, aber sie so von dort oben aus dieser Ferne zu sehen, 'so als ob sie nie weggewesen wäre', war schon etwas ganz Besonderes!

    Was die schönen Wohnviertel betrifft: so etwas gibt es auch anderswo! Nur haben sie dort keine so vehementen Fürsprecher.

    Keiner von uns hat das 'Alte Dresden' aus eigener Anschauung, dh realiter gekannt. Ich meine, dass da viel Verklärung dabei ist, womit schon Kästner begonnen hat.

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  • Dresden kann man sehr wohl mit Prag und Wien vergleichen. Immerhin sind alle drei genannten einmal Residenzstädte gewesen, wobei Dresden von der Lage her wohl wirklich einzigartig schön liegt. Subjektiv gesehen fast sogar schöner als Prag - Wien liegt irgendwie in einem Pott und ist von der Landschaft her - meiner Meinung nach - bis auf den Wienerwald total uninteressant eingebettet. Über das Thema Historismus mit Dir zu parlieren macht ohnedies keinen Sinn, wobei dieser in Dresden eine überragende Rolle spielte, aufgrund der uniquen Dresdner Baugesetzgebung und vor allem durch die quasi in Dresden neu wieder auferstandene Villenarchitektur a la Semper. Das ist heute fast alles hin und nicht mehr vorhanden. Von den herrlich gelegenen Villenviertel in Dresden kann Wien und Prag wirklich nur träumen...aber die sind in Dresden zum Glück ja noch erhalten. Im Grunde genommen unterstreiche ich die Meinung unseres lieben Jungingen. Wenn Du jetzt aber Dresden mit Bautzen vergleichst, dann...naja, ich lass das lieber.

  • Nicht polemisieren. Dass Dresden an Bautzen mit seiner geschichtlichen Tiefe herankäme, hat ja niemand behauptet (obwohl dies weniger abstrus wäre, als der Vergleich DD-Wien!). Und das leidige Historismusthema braucht man auch nicht zu strapazieren: Bekanntlich steht in Wien genug von dem Zeugs herum, nur beachtet es keiner. Ob die Prager Straße wirklich um so viel großartiger war als zB die Lerchenfelderstraße, möge dahingestellt bleiben, wir haben Erstere nie gesehen, und die Bilder zeigen nichts wirklich Außergewöhnliches (und leider einiges von durchaus zeittypisch schlechtem Geschmack).

    Und was erst Prag betrifft ... schon allein der mittelalterliche Teil ist eine eigene Großstadt ... wer hat da jemals die gründrzeitlichen Vorstädte durchstreift... was es da an (qualitativ hochwertigem!) Historismus zu entdecken gäbe...

    Und der Mythos dieser Villenviertel - noch einmal: so etwas gibt es doch in (fast) jeder Großstadt. Sicher war der sehr zurückhaltende-klassizistische Dresdner Stil relativ bedeutend. Allerdings sind unsere Vierteln da auch nicht so ohne und zudem erfreulich jugendstilgeprägter (der in DD mE eher blutleer geblieben ist).

    Was Dresden so besonders gemacht hat und noch macht, ist tatsächlich an ein bis zwei Handvoll Bauten dingfest zu machen. Daher ist dein Vergleich mit einem fiktiv zerstörten Wien, von dem nur noch zwanzig Sehenswürdigkeiten übriggeblieben wären, völlig verfehlt.

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  • eigentlich befindet DD doch deutlich außerhalb des Elbsandsteingebirges

    Von dem habe ich auch überhaupt nicht gesprochen. Der Elbsandstein war Baumaterial für Dresden - das prägt ebenso wie Bergischer Schiefer Hückeswagen.

    weist anders als Prag oder auch (Gesamt-Wien) keine besonders schöne landschaftliche Lage auf.

    Bitte? Da wundere ich mich dann natürlich, warum Dresden von allen Seiten immer wieder explizit für seine landschaftliche Lage gerühmt wurde und wird. Schonmal auf der Luisenhöhe gesessen oder am Laubegaster Elbufer gestanden?

    Was die schönen Wohnviertel betrifft: so etwas gibt es auch anderswo!

    Ja, aber anderswo sind sie anders. :wink: Nein, Dresdens Wohnviertel sind in ihrer Qualität etwas ganz Besonderes und ich will auch nicht schon wieder erwähnen, in welchen Büchern Du das nachlesen kannst.

    Nur haben sie dort keine so vehementen Fürsprecher.

    Doch, in Freiburg. :biggrin:

    Keiner von uns hat das 'Alte Dresden' aus eigener Anschauung, dh realiter gekannt.

    Das brauche ich auch gar nicht - mir reicht das, was ich in einem Jahr Dresden von der Stadt aufsaugen konnte, völlig. Solltest Du evtl. auch mal in Erwägung ziehen...


    Übrigens bewegen wir uns gerade ein wenig abseits des Strangthemas.

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    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (3. November 2011 um 16:14)

  • Ich hab mich auch nie länger in Dresden aufgehalten, immer mal Tagesbesuche. Allerdings könnte ich nicht behaupten enttäuscht gewesen zu sein. Das erste mal war ich dort Mitte der 90er also noch als kleiner Furz. Und das prägnanteste woran ich mich entsinne, sind die unendlich vielen Baukräne. Da kann mir einer erzählen was er will, die Touristen machen zu 90% eine Elbfahrt und was man dort zu sehen bekommt, ist aus meiner Sicht ziemlich einzigartig.
    Sicher, der Oberrhein ist Burgen gesäumt aber da fährt man auch eine ganze Weile. Natürlich ist die Altstadt nicht sonderlich groß, aber solche prägnanten Gebäude auf einem Haufen noch dazu zum Teil wieder aufgebaut, mir fällt da spontan keine Stadt ähnlicher Größe ein die sowas bietet.

  • der Oberrhein ist Burgen gesäumt


    Hmm, da wohne ich. Flach und öde. Keine Burgen. :wink:

    --> Mittelrhein

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  • Ja, von Architektur pur konnte Dresden nicht mit weder Prag oder Wien mithalten. Es hat aber ein paar kleine vorteilen uber seine viel grossere Schwestern. Gebenuber Prag hat Dresden wirklich intressante Museums and Kunstsamlingen zu bieten. Die malerische Flusslage gibt es in Wiens Altstadt auch nicht. Bequem ist ja Dresden - Schloss, Frauenkirche, Semperoper, Zwinger ist ja auf kleinste Raum versammelt. Perfekt fur eine Tagesausflug.

    Die vergleich mit Bautzen ist doch gar nicht so schlecht.


    Dresdens mythos ist wahrschelich selbst ein Mythos. Ich bewunder wie manche Leuten hier im Forum fur diese Stadt einsetzt. Die Neumarkt ist wahrscheinlich am Moment in Einmalig in Deutschland. Wo entsteht eine grosse teil die Alstadt in Deutschland in unsere Zeit? Das ist fur mich eine gute Mythos.

    Wenn Potsdam auch teile ihre alte Mitte zuruckkriegt ist ja Ostdeutsche Stadten so weit weit voraus in rekontstruktion als die meisten Grosstadten in Westen.

  • Ich denke, Dresden wird hier zu Unrecht etwas herabgesetzt. Die genannten Städte Wien, Prag und Dresden sind bezogen auf die Wende vom 18. ins 19. Jahrhundert vergleichbar große Städte gewesen. 1800 hatten Dresden 61.000 Ew. und Prag 76.000 Ew. Nur Wien ragte mit 150.000 Ew. 1800 heraus. Wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Barockzeit bis etwa 1770 dauerte, kann man unumwunden davon sprechen, dass das barocke Dresden mit dem barocken Wien in einer Liga gespielt hat. Prag ist weitaus älter und besaß im Vergleich zu den anderen beiden Städten eine stärkere mittelalterliche Bausubstanz zu jener Zeit. Wien war im 19. und beginnenden 20. Jhd. Hauptstadt eines Großreiches, die Unterschiede haben sich erst nach der Barockära herausgebildet. Davor waren die Städte in etwa gleich groß und damit auch in etwa gleich entwickelt in ihrer städtebaulichen Klasse. Nur hat Dresden 1945 und danach zu viel verloren….

  • Vieles sehe ich ähnlich - Wien verzichtet völlig auf das Flußpanorama (was sich viele Menschen aufgrund Straußens` Walzer von der schönen blauen Donau wohl kaum vorstellen können), während die Moldau in Prag sicher noch stadtbildprägender ist; aber dafür ist die Augustusbrücke im Gegensatz zur Karlsbrücke nicht mit fliegenden Händler zugemüllt. Auch ist die Museumslandschaft in Prag eher dürftig, außerdem sprechen sie dort nur noch tschechisch und huldigen immer noch den Benesch - Dekreten, das versäuert einem doch gewaltig den Besuch dieser an sich schönen Stadt.

    Die Villenviertel in Dresden sind in ihrer Abwechslung und Ausdehnung schon einmalig zu nennen, ob links- oder rechtselbig oder in Hellerau - die Schätze rund um den Neumarkt kann man in einem Tag erobern, die Neustadt auch (wenn man die Museen nicht zu gründlich besucht), für die Villenviertel bräuchte man Tage und Wochen, nicht nur wegen der Weitläufigkeit, sondern auch wegen der Vielfalt.

    Letzteres ist m.E. nach ein kleiner Trost in fast jeder zerstörten Stadt, daß die Villenviertel fast immer stehen geblieben sind und auch heute noch zu langen Spaziergängen in die Vergangenheit einladen. Auch die Gartenstädte und Werkssiedlungen sind eine eigene Deutschlandreise wert, ob Marga, Lauta, Piesteritz, Kleefeld und so viele mehr.

  • Na, da habe ich ja eine Diskussion losgetreten.......Aber das Dresden ein Mythos geworden ist, sieht man schon daran, wenn ich immer "Barockstadt Dresden" lese. Was war da seit 1945 bis zum Beginn des Neumarktaufbaus 2004 schon groß Barock? Das gesamte Elbpanorama stammt mit Ausnahme der Hofkirche (der Frauenkirche im Hintergrund) aus der Kaiserzeit. Am Schloß/Theaterplatz das gleiche in grün......Bei einem Dutzend -zugegeben herausragenden- Barockgebäuden von einer Barockstadt zu sprechen, zeigt doch an sich schon die Verklärung......

  • Tja mein Lieber, so ist das, in der "Lutherstadt Wittenberg" haben ja auch noch andere Leute gewohnt und in der "Domstadt Köln" gibts auch noch viele schöne andere Kirchen, so ist das mit den Menschen, sie liebens eben kurz und einprägsam. Und Jossip Wissiaronowitsch (oder wie der Kerl sich auch immer schreibt) war weder in Stalingrad geboren, noch hat er dort auch nur eine Nacht im Hotel verbracht.

    Wobei mir angesichts der Hofkirche manchmal der Gedanke kommt, weshalb sie so im Schatten der Frauenkirche steht:

    sie wurde nicht bis auf die Grundmauern zerstört. Architektonisch gefällt sie mir in ihrer Kühnheit fast noch besser, aber sie hat im protestantischen Dresden leider nur die Aussichten auf einen schlichten zweiten Platz. :foto:

  • Wobei mir angesichts der Hofkirche manchmal der Gedanke kommt, weshalb sie so im Schatten der Frauenkirche steht:

    sie wurde nicht bis auf die Grundmauern zerstört. Architektonisch gefällt sie mir in ihrer Kühnheit fast noch besser, aber sie hat im protestantischen Dresden leider nur die Aussichten auf einen schlichten zweiten Platz.


    Ich denke mal, beide Kirchen wurden in alten Reiseführern durchaus gleichwertig betrachtet.
    Es war ja auch etwas Einmaliges, daß in der 1.Hälfte des 18.Jahrhunderts zeitgleich in Sichtweite eine katholische und eine evanglisch-lutherische Kirche emporwuchsen, ohne daß man sich darüber die Köpfe einschlug. Und zwar schon Jahre bevor Friedrich II. in Preußen verkündete, daß jeder nach seiner Fasson selig werden möge und sehr viele Jahre vor der Verkündung der Toleranzedikte von Kaiser Josephs II. in Wien.
    Die heutige Spitzenstellung der Frauenkirche entstand erst durch die besonderen Umstände des Wiederaufbaus.
    Es war vor 20 oder 15 Jahren nicht unbedingt absehbar, daß sie in derart dominierender Weise den Platz als Wahrzeichen No.1 der Stadt erobern würde, vor Zwinger und Semperoper.

  • Wien als Residenzstadt ist einfach eine andere Kategorie. Die Wiener Bauten deklassieren den Neumarkt. Alles sehr bürgerlich wohlhabend. Mieten in Wien zentral kann sich kaum jemand leisten. Dresden kann sicherlich von Wien lernen. Ich denke, dass jede weitere Rekonstruktion im Zentrum den Markenkern des neuen Dresdens stärkt. Small and beautiful. Man aufhören Dresden nur für Dresdner zu denken und gezielt die wohlhabenen Kreise anziehen, die es auch nach Wien verschlägt. Denn die bringen eine Menge Kaufkraft mit.