Dresden, Neumarkt - Allgemeines

  • Da gibt's doch diesen berühmten Scherz.

    Frage: Wie zettele ich einen Streit im Internet an?

    Anwort: Schreib deine Meinung, und warte ab.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Entschuldigung. Ich wollte niemanden kränken. Es ist halt die Frage, wieviel man von diesen Plattenbauten behalten soll und wie viele davon das Stadtbild verträgt. Sie passen nicht zum barocken alten Dresden. Bei einem Drohnenflug wird das eben besonders deutlich. In Dresden passiert aber wenigstens noch etwas, in städtebaulicher Hinsicht. Die westlichen Schrottstädte (außer Hamburg) kann man tatsächlich vergessen. Eine Nachverdichtung ist in Dresden aber auf jeden Fall geboten. Damit meine ich die Randbezirke, direkt hinter dem Zentrum.
    https://goo.gl/maps/gfkzcnRqseA2


    Tja, es gäbe tatsächlich vieles zu rekonstruieren, z.B. das Belvedere an der Brühlschen Terrasse (ein Investor bot sich bereits an, dies anzugehen- die Stadt ließ ihn aber nicht). Aber es geht einiges in den letzten Jahren, Neumarkt, Narrenhäusel, Orangerie, Palais Oppenheim und eine Barockzeile in der Neustadt- dies kann man womöglich als einen Anfang werten, der sich auch auf die Außenbezirke übertragen könnte. Verdichtung an sich ist gefährlich, da am Ende Postplatz-Resultate winken könnten. Verdichtung und das ferne Ziel eines ‚barocken Dresdens’ kann also letztlich nur durch das nun erprobte Leitbautenprinzip befriedigend ausfallen.

    Es ist eben ein Irrtum, dass das barocke Dresden -außer auf sehr kleinen Inseln- noch erlebbar ist, die Plattenbauten sind vielmehr die Regel. „Barock“ ist ein Aufhänger für Touristen, der sein Versprechen (noch) nicht hält. Man müsste den Dresdnern also eine barocke Alternative erst schmackhaft machen.

    Hier ist letztlich Werbung und Bürgerengagement gefragt. Man sollte vor jedem neuen Projekt rund 200‘000 Flyer per Post verteilen und an öffentlichen Orten auslegen mit einer Visualisierung einer historischen/historisierenden Bebauung (und als Kontrast direkt daneben die geplanten modernen Entwürfe) und damit öffentlichen Druck erzeugen. (Druckaufträge in dieser Größenordnung sind übrigens günstiger, als es auf den ersten Blick erscheint!) Jeder zweite Haushalt muss die Alternativen zu jedem geplanten Projekt kennen. Bürgerdialoge in Ehren, aber wie viele nehmen prozentual daran Teil? Ein gedrucktes „was wäre wenn“-Szenario, das den meisten Menschen gar nicht bildlich bewusst ist, könnte so in die Breite wirken. Das ganze mit provokanten Slogans garniert, inkl. Fotos und Namen der Verantwortlichen.

    Das ist übrigens ein wichtiger Punkt: vielen Reko-Befürwortern fehlt eine gewisse Aggressivität, die den Gegnern seltsamerweise besser liegt. Es fällt auf, dass Reko-Befürworter zu oft die Rolle des devoten Bittstellers einnehmen und für jedes Satteldach, das ein Stadtrat Ihnen gewährt, den Bückling machen. Hier muss man einen „Gegenwahlkampf“ lancieren und die Bevölkerung aufklären, z.B. dahingehend, dass die Kosten für einen modernen Bau öfter höher ausfallen als für Rekonstruktionen. Oder den Bürgern klar machen, dass der öffentliche Raum zuvörderst ihr Raum ist, und sie daher ein demokratisches Mitspracherecht zu dessen Gestaltung haben.

    Aber eben, Dresden geht hier eigentlich -für deutsche Verhältnisse- einen vorbildlichen Weg. Das Ziel müsste aber zumindest in Bezug auf die Stadtbildgestaltung sein, polnische Verhältnisse zu schaffen.

  • Offener Brief: Preisverleihung Immobilienmanager Award 2019


    http://www.neumarkt-dresden.de/offener-brief-…ger-award-2019/

  • https://www.wochenkurier.info/sachsen/dresde…-gelohnt-72618/

    (...) 20 Jahre: Wie geht's jetzt weiter?

    Noch zwei große Bauvorhaben stehen bevor, ehe in zwei, drei Jahren Dresdens Herz komplett schlagen wird. Und dann? »Wir schauen jetzt auf das Königsufer und den Neustädter Markt«, blickt Torsten Kulke voraus. Dort, wo der Goldene August reitet, warten neue große Vorhaben. »Dabei mitzumischen macht uns immer noch großen Spaß«, sagt der GHND-Chef. (...)

    (...) Die Gesellschaft hat übrigens ziemlich cool bewiesen, das Bauen nach historischem Vorbild durchaus machbar und bezahlbar ist in Dresdens neuer Mitte. Das Haus Rampische Straße 8 ist der beste Beweis dafür. Auf einer relaiv kleinen Originalparzelle von 156 qm entstand ein Gebäude mit historischer Fassade, wie es vor der Zerstörung Dresdens hier stand. (...)

    War das nicht die Rampische Straße 29? Dafür hatte ich ja selber gespendet.

  • Die rückseitige Adresse der Rampischen Straße 29 war früher Salzgasse 8. Hier zeigt sich mal wieder das heutige Verständnis von Pressearbeit selbst bei einfachsten Dingen und Zusammenhängen in seiner ganzen Pracht.

  • Trotz all der tollen Rekonstruktionsprojekte der letzten Jahre muss ich einfach sagen, ist immernoch das anno 2000 fertiggestellte Coselpalais mein Favorit am Neumarkt (nach der Frauenkirche, versteht sich).

    Ich liebe solche raumgreifenden und doch kompakten Stadtpalais einfach, zumal mit diesem tollen lebensfrohen Dekor und dem schönen "intimen" Ehrenhof. Dazu die herrliche Lage zwischen Kunstakademie und Frauenkirche, geschützt Richtung Neumarkt und Münzgasse blickend... Und die Gastronomie! Einfach toll.

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2012…Coselpalais.jpg

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2006…rauenkirche.jpg

    Dazu liebe ich solch "südländische" Details im Außenbereich wie diesen kleinen Brunnen:

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2007…Coselpalais.jpg

    Freilich gehört der olle rückwärtige Zahnspangen-Anbau wieder abgerissen oder mindestens historisierend neugestaltet. Dürfte ja bald soweit sein (hier links der graue Kasten).

    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2014…Coselpalais.jpg


    Was ist eure Lieblingsreko am Dresdner Neumarkt, euer absoluter Favorit unter den wiederaufgebauten Bürgerhäusern? Erzählt mal :)


    PS: Das Forum ist wirklich komplett unbrauchbar ohne die Einbindung externer Bilder...

  • Das Coselpalais würde ich auch oben ansiedeln. Ansonsten das Dinglingerhaus am Jüdenhof, wohl eines der schönsten barocken Bürgerhäuser (das Regimentshaus ist auch ein ‚Liebling‘, weil es das Ensemble Jüdenhof wunderbar abrundet, eigentlich finde ich den kleinen Platz insgesamt einen Traum). Ein weiterer Favorit wäre das Palais Riesch gewesen, das mit seiner strengen Symmetrie wohl der klarste Bau geworden wäre und ein wunderbares Licht- und Schattenspiel geboten hätte. Zwar nicht direkt am Neumarkt: aber das Kurländer Palais gefällt mir sehr. Bzgl räumlich kompakt und gleichzeitig von großer Schönheit und Harmonie (eines jener Gebäude, das man sich gerne zuhause als Miniatur aufstellen würde): das Hotel Stadt Rom.

    Beim Neumarkt erlebe ich das Phänomen, dass das Ganze durch jedes seiner Teile begünstigt wird, nichts (von der alten Bebauung) ist ‚falsch‘ oder störend, es ergänzt sich gegenseitig- insofern merke ich grad, wie schwierig es ist, DEN Favoriten rauszupicken.

  • @erbse
    Du hättest doch die einzelnen Coselpalais-Bilder nicht verlinken müssen, und schon gar nicht zweimal. Der Verweis auf den Wikipedia-Eintrag hätte schon ausgereicht.

    Mir gefällt am Neumarkt besonders die Ensemblewirkung, das Miteinander der unterschiedlichen Gebäude, die modernen Entwürfe eingeschlossen. Ich kenne den Neumarkt noch aus der Zeit, wo nur das Coselpalais und die Neubauten direkt hinter der Brühlschen Terrasse standen, die ja noch zu DDR-Zeiten begonnen wurden. Es ist schön, dass das Coselpalais kein Solitär geblieben ist, sondern sich ihm weitere Barockschönheiten zur Seite gesellten. Insgesamt ist eine lebendige Stadtlandschaft entstanden, die immer wieder zu neuen Entdeckungen einlädt.

  • Ich fragte ja explizit nach Lieblingsbauten. Dass ein einmaliges Ensemble wiedererstanden ist, steht für jeden hier außer Frage. Doch jeder wird ein oder ein paar Lieblinge haben, das ist dann deutlich individueller und interessanter, als zum 1000. mal festzustellen, dass hier wieder ein Ensemble steht... ;)

    Du hättest doch die einzelnen Coselpalais-Bilder nicht verlinken müssen, und schon gar nicht zweimal. Der Verweis auf den Wikipedia-Eintrag hätte schon ausgereicht.

    Ich hatte sie erst klassisch als Bilder einbinden wollen, doch das untersagt die Forumssoftware mittlerweile. Also habe ich nur die Bild-Tags rausgenommen.
    Im Wikipedia-Artikel sind die Bilder so nicht drin, sondern nur in den Commons, als vier von über 100.

  • @erbse
    Ja, da hast du recht. Man kann die Bilder nur noch zeigen, wenn man sie erst selbst speichert und dann hier hochlädt. Das ist ein bisschen umständlicher. Ich mache das ja auch oft, weil das Bildmaterial in Commons nicht in der Reihenfolge, Auswahl und Kommentierung vorhanden ist, die ich für meine Beiträge brauche.

    Lieblingsbauten - Gut, dann werde ich meine Hausaufgaben noch machen. Das Coselpalais ist nicht mein Lieblingsbau. Das weiß ich jetzt schon. Obwohl es so schön ist. Von den Bürgerhäusern eines auszuwählen und dies zu begründen, wird eine knifflige Aufgabe.

  • Lieblingsbauten am Neumarkt

    Für erbse:

    Neumarkt, Blick zum Coselpalais (Foto: Jörg Blobelt, April 2008, CC-BY-SA-4.0)

    Das Coselpalais ist ja nun wirklich eines der schönsten Gebäude weit und breit. Ich habe speziell dieses Foto ausgewählt, weil es das Coselpalais im stadträumlichen Kontext zeigt. Hinter dem Palais die goldene Fortuna auf der Zitronenpresse der Kunstakademie, links der Chor der Frauenkirche, ein schwarzer Originalabschnitt aus der Zeit vor 1945, rechts im Bild weitere schöne Häuser An der Frauenkirche. Die vielen schönen Einzelgebäude am Neumarkt vereinen sich zu einem Ensemble herrlichster Art. Historische Solitäre findet man ja noch recht oft in Deutschland. Aber ein ganzes Altstadtquartier in dieser Qualität ist schon etwas Besonderes. Am Neumarkt sehen wir, was man durch Rekonstruktionen erreichen kann.

    Das folgende Bild vom Coselpalais soll beispielhaft dafür stehen, dass man an den Neumarktbauten viele schöne Details entdecken kann.

    Coselpalais, Mittelgiebel (Foto: Jörg Blobelt, Oktober 2012, CC-BY-SA-4.0)

    Im Giebel der Ehrenhofseite sehen wir das Cosel'sche Wappen. Erbauer des Palais war der Sohn der Cosel, der nach seinem Vater Friedrich August hieß. Die Insignien militärischen Ruhms weisen auf seine Karriere beim Militär hin. Über dem Giebel eine Vase mit wunderschönen Blumenmotiven - Details, die wohl von den meisten Menschen übersehen werden.

    Nun mein persönlicher Lieblingsbau: Rampische Straße 33.

    Blick in die Salzgasse mit der Einfahrt in die Neumarkt-Tiefgarage, vorn der Kopfbau Rampische Straße 33
    (Foto: Jörg Blobelt, Juli 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Der Kopfbau ist städtebaulich besonders wichtig. Die unregelmäßige Grundrisssituation an der Wegegabelung wurde vorbildlich gelöst. Die Tiefgaragenzufahrt sowie die im Anschluss an den Kopfbau zu sehende moderne Fassade bilden Kontraste, über die sich einige hier im Forum furchtbar aufregen können, die für mich aber Zeichen eines lebendigen, normalen Stadtquartiers im Hier und Heute sind.

    Das Haus Rampische Straße 33, links die Rampische Straße, rechts die Salzgasse, ganz links das Polizeipräsidium, ganz rechts das Albertinum, im Hintergrund die Kuppeln von Frauenkirche und Kunstakademie (Foto: SchiDD, Januar 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Wenn ich vom Pirnaischen Platz zum Neumarkt oder zum Albertinum eile, werde ich von dem Barockgebäude freundlich begrüßt. Müsste ich einem Dresden-Besucher das Phänomen Neumarkt von einem einzigen Standort aus nahebringen, dann würde ich diese Stelle wählen, den Tzschirnerplatz.

    Haus Rampische Straße 33, Detail der Fassade zum Tzschirnerplatz (Foto: Jörg Blobelt, Juli 2014, CC-BY-SA-4.0)

    Die Fassaden bieten wunderschöne Details und sind ausgewogen proportioniert. Man beachte zum Beispiel die Fenstergewände der drei mittleren Achsen zur Rampischen. Auch die Dachlandschaft lässt bei diesem Haus keine Wünsche offen.

    Haus Rampische Straße 33, die Fassade zur Rampischen Straße (Foto: SchiDD, Januar 2019, CC-BY-SA-4.0)

  • Meine Favoriten: Palais Beichlingen und Kurländer Palais, beide wegen ihrer vornehm-eleganten Formensprache. Das Kurländer Palais hat in seinem zurückhaltenden Dekor sogar eine besondere Noblesse.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • .... wobei ich nachträglich beim Palais Beichlingen einen kleinen Vorbehalt äußern müsste. In dem zur Mezzaninzone aufgespreizten Fries wirken die beiden mittleren Konsolen unmotiviert. Als Träger allein des Giebelschmucks wirken sie nicht glaubhaft. Andererseits hätte man sie auch nicht fortlassen können.

    Versuchen wir das Ganze also als eine Art Metamorphose zu sehen. Das Kranzgesims wurde nach oben gezogen und dabei von den Konsolen abgetrennt, um Platz für das Wappen zu schaffen. Selbiges wird auf diese Weise weiter aufgewertet. Erinnert entfernt an San Carlo alle Quattro Fontane, wo das von Engeln gen Himmel getragene Heiligenbild das Kranzgebälk durchstößt und dadurch auch besonders prominent wird.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Für mich sind das Coselpalais, das Haus "An der Frauenkirche 16-17, das "Blobelhaus" und das Köhlersche Haus in der Frauenstraße 16 sehr gelungene Beispiele für einen zumindest äußeren originalgetreuen Wiederaufbau.
    Auch das Dinglingerhaus am Jüdenhof gefällt mir sehr gut. Leider passt das Vapiano, nach meiner Ansicht, dort nicht so recht dazu.
    Das Dinglingerhaus in der Frauenstraße 9 halte ich ebenfalls für ganz gelungen. Dort stört mich ein bisschen, dass die Durchfahrt in den Hof durch ein Geschäft versperrt ist und vor allem, dass der Hofbrunnen nicht vom Gewandhaus umgesetzt, bzw. neu realisiert wurde. Dadurch fehlt dem Innenhof ein wesentlicher Teil und das gesamte Haus wirkt auf mich irgendwie unfertig.
    Hoffnungen setze ich nun noch auf das sich nun endlich im Bau befindliche Palais Hoym in der Landhausstraße, dessen erster Innenhof angeblich original umgesetzt werden soll. Auch dort gab es ja einen wunderschönen Hofbrunnen, der dem Brunnen im Coselpalais ähnelt und zu DDR-Zeiten am Neubau des Polizeipräsidiums eingebaut war. Nach dessen Abriss in den 90-iger Jahren wurde er eingelagert und wird nun hoffentlich wieder seinen ursprünglichen Platz im Palais Hoym finden.

  • Das Palais Hoym könnte dem Coselpalais (danke Rastrelli für deinen Beitrag!) in meiner Wahrnehmung tatsächlich ästhetisch gut das Wasser reichen, auch wenn man erst durch den Durchgang in den Hof kommt.
    Dort ist aber wirklich die Ausführung abzuwarten, vor allem in den Details und der Außengestaltung des Hofbereiches. Und ich wünsche mir dort ein Wechselspiel warmer Farben statt dem immer wieder gezeigten drögen monochromen Beige/Altweiß.

    Wäre ja zu schön, wenn es von CG möglichst nah an den Visualisierungen von Andreas Hummel realisiert wird:

    https://www.arstempano.de/dresden/galeri…en/palais-hoym/

  • Für mich sind das Coselpalais, das Haus "An der Frauenkirche 16-17, das "Blobelhaus" und das Köhlersche Haus in der Frauenstraße 16 sehr gelungene Beispiele für einen zumindest äußeren originalgetreuen Wiederaufbau.

    Das "Blobelhaus" ist allerdings weit von einem originalgetreuen Wiederaufbau entfernt.

    Meine Favoriten sind das Coselpalais, Kurländer Palais, Palais Beichlingen, Zehmsches Haus, Heinrich-Schütz-Haus, Dinglinger-Haus am Jüdenhof, Rampische Straße 33 und einige andere sehr schöne Rekos, wo mir auf Anhieb nicht die Hausnummer einfällt. ;)