Dresden, Neumarkt - Allgemeines

  • Die Definition einer Großstadt (über 100.000 Einwohner) stammt zwar von 1887, ist aber immer noch gültig - und bei 4.000 Großstädten weltweit auch nicht übertrieben. Wenn Jakob große Großstädte (über 500.000 Einwohner nach Definition des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung) meinte, hätte er es gewiss ausdrücklich gesagt. Und so pompöse Erklärungen wie die obige sind halt im Vergleich einfach unhaltbar. Wir spielen kein Autoquartett (Mein Auto geht von 0 auf 100 in 7,9 Sekunden!)....

  • Welchen Nutzen haben solche schon periodisch-epidemisch auftretenden Vergleiche? Bei jedem Projekt und in jeder Stadt gilt / gälte es, Details zu berücksichtigen, die zur jeweiligen Entstehung am jeweiligen Ort beigetragen haben. Das marginale, schon fast zu vernachlässigende Detail der deutschen Teilung zwischen 1945 bis 1990 wird man nicht so ganz ausblenden können; blöde, eigentlich; da die Rahmen- und Zeitbedingungen bei allen Projekten zwangsläufig zu grundverschieden erscheinen müssen. Der Mainzer Markt ist schon mit dem Hildesheimer Marktplatz nicht zu vergleichen, die Frankfurter neue Altstadt nicht mit dem direkt anschließenden Römerberg. Die Ausgangssituation in Dresden mit der Wiedergewinnung etwa eines Drittels der ehemaligen Altstadt ex nihil macht Vergleiche kaum möglich, Wertungen und Aufrechnungen erscheinen sinnbefreit und mehr als unangemessen.

  • Hier sind wieder ein paar i-tüpferl-Scheisser unterwegs. Nun gut, jedem Tierchen sein Plaisierchen.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich habe auch Pläne gesehen, die die DDR entwickelt hat. Da wurde sogar in Erwägung gezogen, das Wachgebäude vor der Frauenkirche wieder zu errichten. Aber sonst glaube ich wurde größtenteils modern geplant, sogar abgewandelte Plattenbauten sollten entstehen. Gut, das es so nicht gekommen ist. Die Wache hätte vielleicht die Wirkung der Frauenkirche noch verstärkt, hätte aber heute sicher nicht genügenf Platz mehr. Von Leitbauten war damals vermutlich keine Rede.

    Leitbauten waren von Anfang an geplant , also seit 1978 nur deren Anzahl war nicht klar .....

  • Dinglingerhaus Jüdenhof, evtl. Regimentshaus, Neumarkt 1 ambivalent / tendentiell ja (wegen Raum- und Gesamtbild), Frauengasse überbaut, originaler Verlauf der Moritzstraße ebenfalls überbaut, Schützhaus tendentiell ja, aber wegen der Überbauung der Frauenstraße nicht mehr am authentischen Standort, Stadt Rom auf den Standort vom Hotel de Saxe transloziert, British Hotel tendentiell ja wegen dem hohen Anteil originaler Substanz, Rampische Straße 33.

  • Jacobs ursprüngliche Aussage bezog sich explizit auf deutsche Großstädte und dazu zählt Bamberg nun mal nicht.

    Also dass der Bamberger Dom und seine Umgebung samt Residenz und Alter Hofhaltung "großstädtisch" wirken, steht doch außer Zweifel und kann nicht an heutigen Einwohnerzahlen dingfest gemacht werden. Erfurt wäre übrigens angesichts dieser 500'er Regel auch keine Großstadt. Umgekehrt ist es problematisch, das heutige DD als "großstädtisch" im Sinne von "urban" zu bezeichnen, weil überhaupt nur ein verschwindend geringer Anteil der Stadtfläche überhaupt so etwas wie kunsthistorisch-ästhetisch relevant erscheint. Das ist zB in Hamburg oder München oder Berlin lange nicht so drastisch. Diese Großstädte gehen einfach nicht unmittelbar neben einer "Neumarktinsel" bzw dem auch nicht größeren Schloss-Zwinger-Bereich in trostlose Plattenbau-Peripherie über. Solche Inseln können somit nicht das Gefühl vermitteln, dass man sich in einer Metropole befände. Nicht, dass ich das als besonders wichtig erachten würde. Es hat halt einfach keinen Sinn, den Neumarkt so sehr zu verklären. Sicher ist allerdings, dass das hier Geleistete einzigartig ist, sogar in europäischem Rahmen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also, Dresden ist ja wohl mehr als nur die "Neumarktinsel" und "Plattenbau Peripherie" drum herum. Dresden ist sehr viel größer und besitzt noch einige weitere "kunsthistorisch-ästhetisch" relevante Stadtteile, Schlösser, Kirchen, Parks, Kulturlandschaften, die sogar als UNESCO Weltkulturerbe angesehen wurden.
    Und so klein ist die wiederaufgebaute Dresdener Altstadt (Terassenufer bis Wilsdruffer Straße (Kulturpalast mal rausgerechnet) und Am Zwingerteich bis St. Petersburger Straße) gar nicht.
    Diese Fläche ist genau so groß wie beispielsweise die Salzburger Altstadt (Rudolfskai bis einschließlich der Hohensalzburg und Ursulinenplatz bis Nonntaler Hauptstraße).
    Beide Altstadtflächen sind etwa 450.000m² groß. Und die Salzburger Altstadt würde doch wohl auch keiner allen Ernstes als "verschwindend gering" bezeichnen. Sie ist groß genug, dass alle Welt davon schwärmt und dort hinreist. Der Salzburger Residenzplatz wurden hier sogar noch von ursus selbst als besonders urban genannt.
    Mal abgesehen von diesen Flächenvergleichen wirkt der Dresdener Neumarkt rein architektonisch einfach großstädtisch, und zwar nicht 100.000 Einwohner-großstädtisch, sondern 500.000 und mehr Einwohner-großstädtisch. In einer Liga wie sogar München. Ich kann nicht nachvollziehen, wie man das leugnen kann.
    Wenn die letzte Lücke des Neumarkts durch das Hotel Stadt Rom geschlossen wurde, dann besitzt Dresden sogar wieder drei der schönsten, großstädtischen Altstadt-Plätze Deutschlands: Neumarkt, Schlossplatz und Theaterplatz. Nur München kann da meiner Meinung nach noch mithalten.

  • Ich halte es für schwierig, mit gefühlten Großstädten zu argumentieren. Entweder wir halten uns an objektive, allen zugängliche Fakten und Definitionen, oder jeder schafft sich seinen eigenen Großstadtbegriff - dann werden Diskussionen aber sinnlos. Wenn wir hier nicht mehr von Fakten, sondern von der Großstadt der Herzen sprechen, ziehe ich meinen Beitrag zurück.

  • Sicher, wenn Salzburg eine Großstadt ist, dann ist es Dresden auch. Oder umgekehrt. Nicht anders hab ich argumentiert. Nicht immer die Definition ändern.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ursus und Treverer haben beide recht, finde ich. Das herrliche Neumarkt-zentrum wirkt tatsächlich inselartig, umgeben von einer Plattenbauwüste ohne jegliche urbane Qualität. Die Pragerstrasse hat ihre ehemalige einfache Nachkriegs-Großzügigkeit längst eingebüßt. Besonders nachteilhaft finde ich die fehlende Verbindung zwischen Neumarkt und barocker Annenkirche. Lediglich die Wilsdruffervorstadt mit angrenzender Friedrichstadt wirken m. E. urban, mit einer interessanten Mischung von Alt- und Neubauten.

    Andererseits, ist diese Barockinsel großflächig und wechselhaft genug um jeden kunstinteressierten Tourist für einige Tage festzuhalten und zu faszinieren. Das weiß ich aus mehrmaliger persönlichen Erfahrung. Dresden teilt mit Salzburg (und Würzburg) den unermesslichen Vorteil von einem Flußblick! Es gibt auch wunderbare Vorstädte, imponierende Elbeschlößer und Villenviertel, und praktisch die ganze Neustadt, abgesehen von dem katastrophalen Neustädter Markt. Gefühlsmäßig hat Dresden die kulturelle Ausstrahlung von einer echten europäischen Großstadt: besitzt u.a., Orchester und Oper von Weltklasse.

    Wenn wir allgemein über großstädtische und kleinstädtische Architektur sprechen, sollten wir nicht vergessen daß sie historisch bedingt ist. Erfurt war beispielsweise im Mittelalter eine der größten Städte überhaupt im deutschen Sprachgebiet. Dagegen war Dresden eher eine kleine Residenz Stadt. Wismar und Stralsund, wohl auch Lüneburg, mit jeweils drei grossen Pfarrkirchen, waren wahrscheinlich auch mittelalterliche "Großstädte." Zum Glück, denn sehr viele von den besten Bauschätzen Deutschlands befinden sich-- wie auch schon vor dem Krieg-- in Ortschaften die heute als kleine oder mittlere Städte bezeichnet werden. z.B. Bamberg, Passau, Landshut, Görlitz, Trier, Soest... Eine schier unendliche Liste!

  • Ich finde die wiedererstandene Dresdner Altstadt schon sehr beeindruckend und an einigen Stellen - Zwingerhof, Opernplatz - geradezu majestätisch. Man sollte alles versuchen, den Neustädter Markt wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Hier liegt für mich die große Chance, die eigentliche Altstadt sinnvoll mit der Neustadt zu verknüpfen und einen großen, attraktiven städtischen Rahmen zu schaffen.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • ... dazu noch den Altmarkt verbessern, und die im allgemeinen Bewusstsein meistzerstörte Stadt hätte weit mehr von ihrem Altstadtbestand wiedererlangt als jede andere von Krieg und Abrissen heimgesuchte...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Einfach magisch:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Erstklassiges englischsprachiges Video über den Wiederaufbau Dresdens, Schwerpunkt ist der Neumarkt:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • was zeigt 2: 18 ?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Umzug Ausstellung der Gesellschaft Historischer Neumarkt

    Der eine oder andere Forumsteilnehmer wird es vielleicht schon wissen.

    Es gibt eine kleine, große Neuigkeit vom Verein. Am Freitag ist nochmal der letzte Große Umzugshieb. Nach vielen Jahren am Polizeipräsidium finden Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellung (inklusive Modell!) einen neuen Platz in der QF Passage. Der Vereinssitz bleibt natürlich in der wunderbaren Rampischen.

    Dort ist es freilich beengter, dafür aber nun endlich auch am Ort des Geschehens. Mir persönlich hätte alternativ auch eine Ausstellung am Neustädter Markt gefallen. Diese hätte ggf. weniger nach Abschluss und mehr nach „weiter gehts“ getönt. ;)


    Soweit und kommt doch gerne bald vorbei.