Dresdner Bausituation II

  • Gerade an der Wilsdruffer muss man sich wundern, dass es für die Erweiterung der Galerie keinen Fassadenwettbewerb gegeben hat. Wobei die Ergebnisse sicherlich nicht besser gewesen wären, als der grottenschlechte Bau, den wir jetzt bekommen werden und der keine Verbesserung gegenüber der vorherigen Situation darstellt, außer dass man vorher noch Hoffnung auf Verbesserungen hatte.

    Ist euch eigentlich schon einmal etwas aufgefallen: wenn in Dresden Wettbewerbe stattfinden, gibt es immer, aber auch immer, einen ersten Preis und die Jury ist meist einstimmig, also demokratisch absolut legitimiert, zum Urteil gelangt. In anderen Städten und oder vergangen Zeiten scheint man sich nicht mit so wenig zufriedengegeben zu haben bzw. war weniger verantwortungslos oder korrupt.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Städtebau
    - Wiener Platz (1. Platz: Mronz u. Partner)
    - Postplatz (1. Platz: Schürmann u. Partner)
    - Prager Straße Mitte (1. Preis: Trojan u. Trojan)
    - Altmarkt (1. Platz: WES u. Partner)

    Gebäude:
    - Wilsdruffer Kubus (1. Preis: Schulz u. Schulz)
    - Tesar-Riegel (1. Preis: Heinz Tesar)
    - Altmarkt-Hotel (1. Preis: Pfau-Architekten)
    - Hotel Rampische Straße (1. Preis: Wörner u. Partner)
    - Hotel Herzogin Garten (1. Preis: Heinle, Wischer, Partner)
    - Gewandhaus (1. Preis: Cheret u. Bozic)
    - Quartier V/I (1. Preis: f29 Architekten)
    - Landhausstr. 6 (1. Preis: Heike Böttcher)

    usw.

    Natürlich ist mein "Bauchgefühl" damit nicht empirisch belegt und man kann sich im Einzelfall natürlich streiten, ob der eine oder andere Entwurf wirklich gut ist oder nicht. Meiner Meinung nach hat der Schürmann-Plan für den Postplatz trotz allem viel Potential. Insgesamt muss man aber sagen, dass niemand bisher recht glücklich mit unseren ersten Plätzen war. Ein Beweis dafür ist u.a. der nun vermehrt einsetzende Versuch der Stadt, unsere "schönen" neuen Plätze (siehe oben) aufzuwerten, mit spießigen Blumenkübeln!

    Ein besonderes "Schmankerl" habe ich noch vergessen:

    - WALDSCHLÖSSCHENBRÜCKE (1. Preis: Eisenlöffel u. Sattler (Ingenieure), Kolb u. Ripke (Architekten)

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Na da sind wir uns ja fast über den Weg gelaufen, ich war gestern auch in Dresden. Hier noch ein paar ergänzende Eindrücke:








    Ausblick aus Q1

    Die letzten orginalen oberirdischen Reste des bürgerlichen Dresdens, die dran glauben müssen


    betrifft das auch diese Mauer?

    Schloss


    Vom Altan ist immer noch nicht all zu viel zu sehen


    An der schönen Pforte scheint schon fleißig gewerkelt zu werden

    Eigentlich nicht wirklich Bausituation. Der Innenhof des Taschenbergpalais. Ich war seit langen mal wieder drin und muss sagen: Nach Schloss, Oper und Frauenkirche eine der gelungensten Rekonstruktionen Dresdens!

    Baggerarbeiten um den KP



    Das alte Dresden fängt zumeist immer noch wenige cm unter dem Pflaster an:
    Wilsdruffer

    Altmarkt Ostseite

    Abrissarbeiten der unsäglichen Altmarktgalerie


    dem Block weint bestimmt keiner eine Träne nach, nur was kommen soll ist fast noch schlimmer...

    von hinten

    Infotafeln in der Altmarktgalerie
    das übliche blubb, man beachte- die zu entstehenden Gebäude haben "altstädtische Dimensionen" :augenrollen:

    schade um die Keller

    Dippoldiswalder Platz

    interessante Pflasterung, soll warscheinlich den ehem. Verlauf der Stadtmauer darstellen. Seit wann ist das denn?


    An dieser Stelle befand sich das Zentraltheater

    Reitbahnstraße
    (willkommen in der Barockstadt Dresden...)



    Prager Straße


    Altmarkt

    British Hotel von hinten

    Auch hier nur wenige Meter zur Wilsdruffer Bebauung. Hoffentlich werden wir es noch erleben, dass diese zugunsten des Palais de Saxe und der Moritzstraße abgerissen werden.

    von vorn

    Zum Schluss noch 2 Bilder des Modells im Pavillon

  • Die Seite zur Wilsdruffer Straße hin bekommt ein sehr flaches Walmdach, zumindest ist das so im Modell geplant.
    Der Kopfbau auf Höhe Wilsdruffer Kubus zum Postplatz hin bekommt ein Flachdach.

    Die Löbtaupassage finde ich wiederrum um Welten schlechter als die Erweiterung der Altmarktgalerie.

  • Soviel ich weiß soll die graue Stallhofmauer mit den Blendarkaden nicht dran glauben müssen, also erhalten bleiben. Sie ist ja nur eine Hofmauer und gehörte nie zu einem Gebäude.
    Die Pflasterung, die den Verlauf der alten Stadtbefestigung nachvollziehen soll, ist quasi schon ein alter Hut und entstand an dieser Stelle mit dem Umbau des Posplatzes, also etwa 2006
    Die Altmarktgalerie bekommt übrigens wirklich ein Walmdach, das allerdings so flach geneigt ist, dass man es wie bei den schon bestehenden Blöcken von der Straße aus nicht sehen können wird. Die Architekten dieser Banalität haben entgegen meiner Annahme doch erstmal eine Jury von den Qualitäten ihres Bauwerkes überzeugen müssen, was zu einem gewissen Teil meine These mit untermauern kann.
    Die Löbtaupassage ist in meinen Augen eine blanke Katastrophe. So wie ich das zur Zeit sehe, werden doch nur im Erdgeschoss Läden untergebracht und die oberen Etagen sind reine Parkdecks. Ist die Löbtaupassage so gesehen auch nicht nur reine Kulissenarchitektur, so wie es viele den Rekonstruktionen am Neumarkt vorwerfen? Hier ist es aber absolut schauderhafte.
    Und nochmal zur Centrum-Galerie: War am Dienstag auch in der Stadt und habe mir die "Blechbüchse" mal von hinten angesehen. Zwischen ihr und dem letzten Hotel ist ja jetzt eine Gasse entstanden, die nicht gerade Passanten zum Flanieren einlädt. Das mag auch zu einem gewissen Teil an dem eigenartigen Bahnhofsdach liegen, das hier steht. Meiner Meinung nach kann man diesen Stadtraum nur retten, wenn man die Gasse mit zwei Reihen Bäumen gestalten und so vielleicht auch endlich mal eine Querverbindung zu den umliegenden Quartieren schafft, was man bisher gröblichst vernachlässigt hat.

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  • Mir gefällt die Löbtaupassage aber auch viel besser als die Altmarktgallerie! Ist scheinbar Geschmackssache. An der Tharandter Straße führt der Bau halt zu einer angenehmen Verdichtung. Positiv sind symetrische Fenster und der Erker am geschwungenen Eingang, das macht ihn schon was harmonischer als der Altmarktgallerieklotz. Die Integration des Altbaus ist auch löblich! An der Altmarktgallerie passt doch wirklich gar nix und dann noch die Länge, seht Euch doch mal die Visualisierungen auf tour-dresden an!

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"


    Die letzten orginalen oberirdischen Reste des bürgerlichen Dresdens, die dran glauben müssen

    Ich kann's irgendwie kaum glauben, daß das einfach so abgerissen wird. :schockiert:
    Wenn man bedenkt, wieviel Kritik es bereits gab wegen der Abrisse der historischen Keller - und wie in zumindest zaghaftes Umdenken einkehrte, als die meisten und die am besten erhaltenen bereits vernichtet waren (beim British Hotel werden Keller erhalten, und bei AdF 16/17 wurde wenigstens aus den Originalsteinen des abgerissenen Kellers ein neu-altes gewölbe nachgebaut). Und die Rückwand eines Bürgerhauses ist weniger wert als ein Keller?

    Was mich aber vor allem interessiert: Wieso wurde diese Rückwand eigentlich zu DDR-Zeiten erhalten und nicht wie alles andere abgerissen?

  • Was wundert dich daran? Die Keller waren doch "nicht erhaltenswert". Und auch der Denkmalschutz lässt sich leicht aberkennen. Mit genug Druck von oben wird schon das richtige Gutachten geschrieben. So passiert es eben jetzt auch mit der historischen Mauer. Und nachher schimpfen die paar elitären Fachleute über "Disneyland" und geben die Schuld der GHND. So läufts in Dresden.

  • @ Schlossgespenst

    Die Wand ist wahrscheinlich erhalten worden, weil die DDR mit großem denkmalpflegerischen Aufwand bis etwa 1979 den Stallhof mit dem Fürstenzug wiederhergestellt hat (u.a. wurden die Sgraffito am Langen Gang wierderhergestellt) und dabei den Eindruck des Abgeschlossenen bewahren wollte. So hat man z. B. auch eine Wand im Bereich des Kanzleihauses erhalten (das auch nicht mehr bestand), die dann nach der Wende beim Wiederaufbau des Gebäudes mit einbezogen wurde. Da gab es scheinbar keine Probleme.

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  • Da inszenieren die Investoren vom Holiday Inn Hotel großspurig und medienwirksam eine archäologische Grabung und wollen „möglichst schnell“ zum Bauen kommen – und jetzt: still ruht der See! Haben die Herren doch glatt noch lange vor der Finanzkrise kalte Füße bekommen!
    Jetzt besitzt DD neben dem legendären Wiener Loch auch noch ein Dr.-Külz-Loch. Beste Voraussetzungen zu einer gigantischen Golfanlage.

    Kann sich eine Touristenstadt so etwas gefallen lassen?

  • Zitat von "Braunbär"

    Auschlussreiche Bilder von oben: Unglaublich, wie das Schloß aus dieser Perspektive verunstaltet ist! Wenn man schon den Innenhof überdachen muß - hätte es dann nicht ein leicht gewölbtes Dach sein können, das den Hof abdeckt und Tageslicht durchläßt - mußte es unbedingt so eine gigantische Luftblase sein, die die Blicke auf sich zieht und vom Rest des Schlosses ablenkt? Da wollte sich mal wieder ein angeberischer Stararchitekt selbst ein Denkmal setzen - und das war wohl die wichtigste Funktion des Daches.

    Dafür macht das Hotel an der Rampischen Straße von oben eine erstaunlich gute Figur: Tatsächlich eine Dachform, die man als Spitzdach bezeichnen kann! Wem das nicht spitz genug ist, der vergleiche einfach noch mal mit den praktischerweise mitgelieferten Bildern von den stümperhaften Dächern der Baywobau-Quartiere (Q III u. Q IV). Anschaulicher geht's kaum. Bleibt abzuwarten, womit das neue Hoteldach gedeckt wird, aber bei der Dachform kann man schon mal Entwarnung geben.

  • @ Schloßgespenst, sehe ich genauso!!!
    Die Schloßhofüberdachung ist ein Plastikgeschwür im Antlitz des Schloßes und wird in dieser Form nicht viele Jahre überleben. Dank des großzügigen Innenhofes und beidseitig in etwa symmetrisch geneigter Dächer ist der Hotelblock von oben betrachtet nicht so massig und fügt sich erstaunlich gut ein. Allerdings wird jetzt umso deutlicher wie verengend an dieser Stelle sich das "Neue Palais" auswirkt. Sein Flachdach nimmt sich jetzt als Fremdkörper aus, die Salzgasse und das neue Hotel werden verschattet, eine enge Gassenschlucht entsteht, die Fassade des Cosel-Palais kann nicht mehr wirken, eine Grünanlage ist längst verloren und Verdichtung entstanden an unnötiger Stelle bei soviel Freiraum an anderer Stelle. Irre das!
    http://www.neumarkt-dresden.de/baubilder/bild…/rundblick4.jpg
    http://www.neumarkt-dresden.de/baubilder/bild…/rundblick9.jpg

  • Ich finde auch, dass sich das Hotel gut einfügt - jedenfalls von oben. beim Schloss ist es genau umgekehrt, von außen sieht es schrecklich aus, von innen dagegen sehr gelungen. Zum Thema "Neues Palais" habe ich ein Bild, das den schlechten Zustand des Hauses zeigt. Keine Ahnung welcher Tölpel das "Grillrost" gerammt hat, aber wenn noch mehr solche Unfälle passieren, fällt der Bau eines Tages hoffentlich in sich zusammen.

  • Zitat

    Wenn man schon den Innenhof überdachen muß - hätte es dann nicht ein leicht gewölbtes Dach sein können, das den Hof abdeckt und Tageslicht durchläßt - mußte es unbedingt so eine gigantische Luftblase sein, die die Blicke auf sich zieht und vom Rest des Schlosses ablenkt? Da wollte sich mal wieder ein angeberischer Stararchitekt selbst ein Denkmal setzen - und das war wohl die wichtigste Funktion des Daches

    Nein, das ging eben leider gerade nicht und zwar aus statischen Gründen!!

    Das Dach war der Wunsch der SKD und nicht Kulkas. Kulka hat definitiv das Beste draus gemacht. Die einzige Alternative wäre ein Glasdach mitten durch den Hof gewesen (war schon so geplant!). Kulka und die Denkmalpflege planten es dann um, um die Ganzheitlichkeit der Renaissacearchitektur zu retten.

    Anders als bei diesem Dach liegt die Wahrheit meistens so irgendwo in der Mitte.

  • Zitat

    Keine Ahnung welcher Tölpel das "Grillrost" gerammt hat, aber wenn noch mehr solche Unfälle passieren, fällt der Bau eines Tages hoffentlich in sich zusammen.

    Wenn wenigstens der türkise Grillrost demontiert würde, wäre in optischer Hinsicht ja schon einiges gewonnen. Das "Neue Palais" wäre immer noch keine Schönheit, würde sich aber besser einfügen. Hat das Gitter eigentlich eine Funktion, oder handelt es sich um Fassadentünnef, mit dem man leichter in Architekturfachzeitschriften kommt?

    @ Oktavian

    Danke für die Erläuterungen - ich finde den Anblick allerdings trotzdem grauenhaft; dann hätte man ganz auf die Überdachung verzichten sollen.

    Zitat

    Die einzige Alternative wäre ein Glasdach mitten durch den Hof gewesen

    Was heißt das? Die jetzige Blase überspannt doch auch den Hof. Daß sie sich so extrem nach oben wölbt, ist das, was mich so stört.