Dresdner Bausituation II

Danke für die Fotos!
Auf den ersten Blick fehlt nur noch das Quartier VI und man hätte den Eindruck, in einer richtigen (etwas zu stark sanierten) Altstadt zu stehen. Dresden hat seit Beginn der Bauarbeiten am Neumarkt vor etwa 5 Jahren viel gewonnen.

Auch wenn es tagsüber vielleicht nicht so ganz "rüberkommt", abends und beleuchtet ist der Weihnachtsmarkt am Neumarkt sehr romantisch und gut gelungen. Und wenn - wie bilderbuch richtig sagt - erst noch Q VI bebaut ist, wird er bestimmt ein Renner...

@ Wrba

erst mal danke für die tollen Fotos und deinen wirklich gelungenen blog.

Ich hätte aber mal eine Frage zu den Quartieren III und IV. Insbesondere das Q IV wirkt auf Fotos immer sehr steril/künstlich oder irgendwie komisch. Ich kann es kaum beschreiben, aber die Rekos sehen irgendwie nicht echt aus. Täuscht der Eindruck bzw. wie ist der Eindruck vor Ort?

Das Quartier IV (Hotel de Saxe) war der erste fertiggestellte Komplex am Neumarkt. Bei der Reko der Fassaden sind sicherlich viele Fehler gemacht worden. Unter anderem hat man auf der Dämmschicht keine Ziegelverblendung angebracht. Die Natursteinteile wirken hier besonders steril und teilweise (Salomonis-Apotheke) nicht wirklich passend. Außerdem sind die Mansarddächer nur vorgetäuscht. Der gesamte Komplex hat ein Flachdach.
Die Rekonstruktionen im Quartier IV (3 hist. Fassaden) sind also nicht sonderlich gelungen, sodass ich deinen Eindruck durchaus teilen kann, leider!
Das Quartier III ist auch von einigen fragwürdigen Buwerken geprägt, über die hier schon ausreichend dirkutiert wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass die Baywobau bei ihrem neuen Bauprojekt einen etwas höhreren Qualitätsanspruch anlegen wird.

Nach eigener Anschauung empfinde die Wirkung des NM schon als etwas künstlich. M.E liegt es an den Anstrichen, die zu perfekt sind. Auch die Dachziegel sind heute von einer Qualität ( sprich Uniformität), die früher nie erreicht wurde. Zudem wurde aufgrund deutscher Bauvorschriften (oder aus Bequemlichkeit) sehr oft auf gezimmerte Dachstühle verzichtet. Stattdessen Betonverschalungen an Wänden und den Dächern eingesetzt. Die, selbst wenn sie mit Ziegeln verblendet wurden, natürlich 100% eben sind. Eine rein mit kleinformatigen Ziegeln gemauerte Wand würde diese Planheit sicher nicht erreichen.

Bei Q IV beeinträchtigen ganz klar die verblendeten Flachdächer die Wirkung und vorallem die großflächige Styropordämmung des Hotel des Saxe, was Dank der neuen Energiesparverordnung allerdings auch echten Altbauten droht. Das de Saxe ist m.E. keine wirkliche Reko. Ich würde hier eher von einem historisierendem Neubau sprechen, der allerdings das Quartier (vllt. sogar den ganzen Neumarkt) dominiert.

Bei Q III ist die Fassade der 22 farblich und materialtechnisch misslungen. Die Rekos dagegen sind OK.

Ich bin dennoch begeistert vom Erreichten. Was wir dort sehen ist allemal besser als jede denkbare modernistische Variante. Dächer und Wände werden mit der Zeit patinieren, Farben unterschiedlich stark verblassen. Der Stuck wird Staub ansetzen und für Plastizität sorgen. Die Frage ist eigentlich nur, wie lange es bei diesen Materialien und der in den letzten Jahrhunderten nie so vorhandenen Luftqualität dauern wird. Aber bitte, wer will den Dreck alter Kohleöfen wirklich wiederhaben?

Zitat von "Wissen.de"

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Ich hätte aber mal eine Frage zu den Quartieren III und IV. Insbesondere das Q IV wirkt auf Fotos immer sehr steril/künstlich oder irgendwie komisch. Ich kann es kaum beschreiben, aber die Rekos sehen irgendwie nicht echt aus. Täuscht der Eindruck bzw. wie ist der Eindruck vor Ort?

Steril/künstlich ist vielleicht das falsche Wort. Eher ungewohnt, denn man hat ja von "Altbauten" meist ein gewisses Bild im Kopf. Ansonsten ist es in natura super, vorallem in Anbetracht dessen, was sonst so gebaut wird. Als Verweis bring ich mal die Töpfergasse an, da hilft auch alles schönreden nicht, die ist extrem versaut! Ich denke, wenn etwas Patina an den Häusern zu sehen ist wird sich der künstliche Eindruck legen (Beispiel Coselapalais). Ist ja auch ne Reko mit viel Beton und da sieht man heute auch nix künstliches mehr.

Durch die alte Struktur kann man an machen Stellen durch neue/alte Blickbeziehungen erahnen, wie schön Dresden mal gewesen sein muß.
Was mich aber stört bzw. nicht so schön ist, sind die enormen Spaltmaße zwischen Sockel und Gehweg. Ist bei fast allen Quartieren zu beobachten.

@ Wrba

ich meine ja auch nicht, dass die Architektur nicht stimmt. Im Vergleich zum Q II wirken die Fassaden der Baywobauquartiere aber immer irgendwie seltsam, ob es die Farben sind, die teils misslungen sind oder ob es an der Oberflächenbeschaffenheit, den verwendeten Materialien oder am Putz liegt, ich weiß es nicht. Ich kann nicht mal beschreiben, was es genau ist.
Es ist irgendwie so, als ob man einer Person ins Gesicht sieht und sieht, dass da irgendwo operiert wurde, man weiß aber nicht so genau, was gemacht wurde. Man sieht nur, dass irgendwas nicht stimmt

Zitat

Es ist irgendwie so, als ob man einer Person ins Gesicht sieht und sieht, dass da irgendwo operiert wurde, man weiß aber nicht so genau, was gemacht wurde. Man sieht nur, dass irgendwas nicht stimmt

Der Vergleich ist gar nicht so schlecht. In der Tat ist es bei manchen rekonstruierten Fassaden (auch im Q I hatte ich immer den Eindruck) ähnlich wie bei einer gelifteten oder "gebotoxten" Frau: An sich und auf den ersten Blick eine sehr attraktive Erscheinung, aber es wirkt alles eine Spur zu glatt, gerade und zu makellos - und damit irgendwie unecht (und ich sprach jetzt nur vom Gesicht... ).

Auf Bildern kommt immer alles etwas anders rüber. Persönlich würde ich, abgesehen von den Flachdächern bei Q4 keinen Unterschied zu den restlichen Quartieren machen.
Wie Wrba schon schrieb fehlt halt einfach der Ansatz einer Patina und die kommt halt erst frühestens in zehn Jahren.

War mal vor paar Wochen im GHND Pavillion und da meinte jemand von GHND, dass der Stuck an Rampische Straße 19 völlig falsch wäre. Mehr konnte man(n) mir nicht sagen...Weiß hier jemand mehr? Octavian perhaps?
Und mit den Spaltmaßen würde mich auch mal interessieren! "Setzt" sich das irgendwann mal? Das sieht nämlich echt blöd aus!

Ich war am verlängerten Wochenende endlich wieder einmal in Dresden. Es war wunderschön und auch die neuen Quartiere konnte ich nach langer Zeit endlich auch in natura auf mich wirken lassen!

Facit:

- Köhlersches Haus und Schütz Haus finde ich fantastisch. Die Bemalung des Erkers ist mir allerdings too much und der Anstrich des Köhlerschen in zitronengelb – naja. Die Farbgebung wie sie im Neumarktmodell vorgenommen wurde gefiele mir besser.

- Im QIII finde ich das Haus AdF 22 (weiß mit Metallzargen) einfach nur grässlich. Hoffentlich wird diese Fassade einmal korrigiert werden.

- Das Köllmann-Hotel stört vor Ort noch viel mehr als auf den Fotos. Dafür werden die restlichen Häuser in der Rampischen wiederum wunderbar werden.

- British Hotel wird sicherlich auch sehr schön werden. Bin schon auf die Fassade gespannt, die ja schon sehr bald (Dezember?) kommen wird!

Insgesamt war ich von der positiven Wirkung des Neumarkts beeindruckt und freue mich schon auf die restliche, rekonstruktionistische Bebauung (QVI, QVII und QVIII). Möge die Übung gelingen.

Auch außerhalb des Zentrums hat sich wieder viel getan. Die zwei letzen Häuser am Schillerplatz werden derzeit saniert (Fassade leider noch verhüllt). Beim Luisenhof ist die Villa San Remo bereits bewohnt, wenn auch die Gartengestaltung noch nicht vollendet ist. Und direkt zwischen San Remo und Seilbahn entsteht eine Wohnungseigentumsanlage, die zumindest einfühlende Architektur vermuten lässt. Der Keil beim Militärhistorischen Museum hat mich wiederum stark geschockt. Sieht noch brutaler aus als auf den Fotos hier – aber zum Glück pro futuro revidierbar.

So, genug des Geschwafels und ein paar ungeordnete Eindrücke von mir:

Ausblick vom Ausichtsturm der Schwebebahn in Loschwitz auf den Körnerplatz, Blaues Wunder sowie Schillerplatz:

Villa San Remo neben dem Luisenhof (leider kann man beim Luisenhof nimmermehr auf den Turm hinauf...)

Ein bisserl Weihnachtsvorgartenkitsch vom Weißen Hirsch

Endlich Neumarkt mit dem Blick zum Köllmannbunker

British Hotel - herrlich. Habe Angst, wenn ich an das Nachbargrundstück denke...

Wunderbares Detail der Zeibigschen Häuser

Traumhaft rekonstruiertes Portal am Zeibighaus und ja...er ist es wirklich!

Da wird es nun bald, sehr schnell weitergehen! Wunderbar!

Fatamorgana?

Noch lange nicht erreichte Zielvorgabe!

Die Beste Reko aller Zeiten

Thank you! Interesting photos. Still have to visit there sometimes. But, as far as
I wait, the general ensemble becomes more complete and impressive!

@Gil
das habe ich mir auch schon überlegt, auch in Zusammenhang mit Potsdam, wo ich noch nie war. Eigentlich muss man momentan jedem abraten, nach DD zu reisen.
Wenn man bedenkt, was dort (voraussichtlich) in zwei Jahren alles stehen wird, was es heute noch nicht oder noch nicht ganz fertig zu sehen gibt...

Ich finde gerade den Entstehungsprozess sehr interessant. Eine historisch wohl einmalige Chance.

@ Henry, sehe ich genauso!

und Exi vielen Dank für Deine aktuelle Bildertour. Wäre eh schön in diesem Strang wieder mehr Bilder zu bekommen. Wir können ja nicht alles Wrba überlassen!

Wenn die Farbgebung der Häuser früher wirklich so war, so darf man mit der heutigen Farbe mehr als zufrieden sein.

Hallo Hallo

Und hier noch mehr aktuelle Bilder

Neumarkt und Co - Impression Dresden

Waisenhausstrae, Dr. Klz-Ring, Seestrae und Altmarkt - Impression Dresden

Ob sich die holde Maid von dem braven Ritter aus dem fernen Nürnberg bis nach Dresden hat geleiten lassen? Zumindest ziert die Kutsche ein Wappen der fränkischen Reichsstadt!

Auch von mir vielen dank für die Bilder!

Ein Reittier als Kutschgaul. Sehr apart!