Meldungen aus Dänemark

  • Beispiele der dänischen Moderne:

    Århus Universitet:

    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:%…universitet.jpg

    Grundtvigskirken

    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:G…n-nord-2005.jpg

    DIE Ikone der dänischen Moderne:Arne Jacobsen (auch fürs Brand-Zentrum in Mainz verantwortlich...)

    SAS-Hotel (gilt immernoch als vorbild für den meisten Architekten:
    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:R…gen_2005-01.jpg

    Nationalbanken (Däfur wurde ein ganzes Quartier aus dem 1860er abgerissen - neben an steht eine Kirche aus 1640):

    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:Nationalbanken_1.jpg

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • @ Däne

    Daß eine gewisse Nüchternheit der dänischen Architektur schon immer zueigen war, will ich nicht anfechten. Zumal meine eigene Heimat auch als eher spartanisch-kühl gilt, was Hausbau ect. anbetrifft. Nur: Während selbst die Sechzigerjahre Bauten in ihrem Wesen etwas vom Pragmatismus des Nordens rüberbringen, strahlt das Fostergebäude überhaupt nichts aus - außer eben Foster, der sich zudem keine Mühe gegeben hat.

    Man kann sich das Entstehen dieses Klotzes geradezu bildlich vorstellen: Da trägt ein Untergebener des Großen Generalissimus Foster dem alten Meister in dessen kurzer Kaffeepause das Anliegen der dänischen Bürgermeisterin vor. Foster, schon etwas vertrottelt, skizziert mit etwas mürrischem Grunzen auf einem Notizzettel eine Art äußere Form, vielleicht noch ein Fenster daneben. Blickt seinen Untergebenen kurz an (er hat wenig Zeit und Muße für weitergehende Diskussionen): "Machen sie was daraus!". Der Stab aus Fosters Riesenbüro macht sich an die nähere Planung; alles lauter unbekannte Namen mit Spezialkenntnissen, die jeweils ihre Einsatzgruppen an Zeichnern, Technikern, Bürokraten und Renderingexperten befehligen. Das "Büro" gleicht mehr einer Kommandozentrale einer modernen Armee als einem Architekturbüro. Ähnlich sieht es in den Befehlszentren aller Weltmächte...architekten aus, egal ob Koolhaas, Renzo Piano, Aldo Rossi, Calatrava, Rogers, Jahn, Pelli oder Pei. Das kleine Stück Turm, was jetzt von Reservisten-Untergruppen bearbeitet wird, ist ein winziger Auftrag in der Gesamtmaschinerie. Vielleicht klein und unbedeutend genug, daß der Generalissismus es bis Dienstag, 13.46 haben muß, weil sich zu diesem Termin eine Lücke in seinem überfüllten Terminkalender auftut, in der er nach Kopenhagen melden kann "erledigt". Vielleicht gar nur ein...."Uh!!!" Für mehr reicht die Zeit einfach nicht; Begründungen und philosophische Traktate müssen die Empfänger des Paketes schon selber schreiben.

    Nein, die werden gedünstet

  • Ich war ja erst in K und muss sagen, dass mir das ganze moderne Zeugs kaum aufgefallen ist, jedenfalls nicht unbdingt als störend...Am ehesten haben mich die Anbauten der beiden Kaufhäuser gestört. Sonst noch die Nationalbanken, die aussieht, wie die kleine Schwester des PdR. Wenn ich mich recht erinnere, lag sie an einer großen Straße, die zwar zum Kongens Nytorv führte, aber eben doch eher am Rand der Innenstadt.
    Die Bücherei sieht natürlich wieder aus, wie ein gelandetes UFO, aber eben auch zum Wasser hin. Und ich persönblich muss sagen, dass ich den "Fluss" zw. den beidcen Hälften der Stadt eh nicht sondelich idyllisch fand, insofern...

    Ähm...Was ist denn an der Uni Arhus so schön? Beziehst du dich auf's Bild? Da sieht sie eher aus, wie eine Industriebau...

  • Frag ich mich auch. Aber die Grundtvigskirken ist ein wirklich starkes Ding. Fast ein Idealbild des Weges, der uns dann doch verschlossen blieb. Anstatt ihn zu gehen, hat man lombardische oder italienische Kirchentypen des Frühmittelalters genommen, in Beton gegossen und das ganze verhundertfacht in Westmitteleuropas Zwischenstädte geschüttet. Billig und traurig; Baumarktromanik.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zur Uni in Århus: es ist wirklich ein schöner Bau (eingentlich 30-40 Bauten in einem Park), habe aber kaum gute Bilder gefunden. Ich versuche es nochmals:

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    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat

    Ich war ja erst in K und muss sagen, dass mir das ganze moderne Zeugs kaum aufgefallen ist, jedenfalls nicht unbdingt als störend...Am ehesten haben mich die Anbauten der beiden Kaufhäuser gestört. Sonst noch die Nationalbanken, die aussieht, wie die kleine Schwester des PdR. Wenn ich mich recht erinnere, lag sie an einer großen Straße, die zwar zum Kongens Nytorv führte, aber eben doch eher am Rand der Innenstadt.
    Die Bücherei sieht natürlich wieder aus, wie ein gelandetes UFO, aber eben auch zum Wasser hin. Und ich persönblich muss sagen, dass ich den "Fluss" zw. den beidcen Hälften der Stadt eh nicht sondelich idyllisch fand, insofern...

    Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens ist der älteste Teil der Altstadt sehr gut erhalten - es gibt dort ganze Viertel aus der Zeit um 1800. Dort sind auch die meisten Touris. Darüber hinaus gibt es die Neustadt die nach 1600 erbaut wurde. Die 1/2 davon ist die heutige Frederiksstad, eine der kostbarsten Stadtbilder des Barocks und Rokokos Europas. Die andere Hälfte wurde in den 50er Jahren abgerissen. Südlich der Altstadt befindet sich die Schlossinsel und Christianshavn, das ebenfalls um 1600 angelegt wurde. Dort gibt es teils schöne Bauten, teils schlimme Bausünden. Der "Fluss" ist der Innenstadthafen. Bis etwa 1940 sah es dort ziemlich schön aus. Gerade hier gab es auch einige Brachflächen die jetzt bebaut werden. Die letzte Fläche wird demnächst von .... Kolhaas gebaut. Direkt nebenan steht ein Speicher aus 1600.. :boese:

    @ Johan: wird in Schweden traditionell gebaut? Ich war vor kurzem im ältesten Teil Malmøs. Dort direkt am schönsten Haus einen ziemlich hässlichen Neubau hochgezogen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Hier werde ich nach und relevante Nachrichten aus Dänemark einstellen. Wir fangen gleich mit einer schlechten Meldung an:

    Jedes Jahr werden 1000 Fachwerkbauten in Dänemark abgerissen

    Der Dänische Rundfunk meldet: Pro Jahr werden 1000 Fachwerkbauten abgerissen. Beispiel Aalborg: Hier verschwindet jedes 5. Jahr ein Renaissance- oder Barockfachwerkhaus [anm: Aalborg war bis in den 30er Jahren die wichtigste Fachwerkstadt in Dänemark] Tendenz steigend. Heute gibt es noch 58.000 Fachwerkbauten - in den letzten 12 Jahren sind 12.000 abgerissen worden.

    Auf Fünen sind 90 % der Fachwerkhäuser jetzt weg. Gerade soll einer der letzten Vierseitenhöfe bei Odense abgerissen werden:

    http://www.christinasietam.dk/picture.aspx?id=40447

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Traurig. Tja, so ist das wohl, wenn man noch historische Bausubstanz "im Überfluss" zur Verfügung hat. Teilweise sehen ja im Krieg unzerstörte Städte anderer europäischer Staaten (besonders in Skandinavien) schlimmer als ihre zerstörten deutschen Pendants aus. Vorallem in den Niederlanden und in Dänemark ist mir das aufgefallen, da ich dort schon ein wenig rumgekommen bin.
    Die europäische Baukultur ist einer unerträglichen Unkultur gewichen. Ich hoffe, dieser Trend kehrt sich baldmöglichst wieder um.

    Aber bitte hier nicht nur schlechte Nachrichten posten! 8)

  • Eine traurige Sache, jedoch fehlt mir zu einer Beurteilung der Lage einiges an Hintergrundwissen zur Ausgangslage in Dänemark.

    Inwieweit ist der dänische Denkmalschutz mit dem deutschen in "Wort und Tat" vergleichbar ?
    Wie alt sind die ältesten dänischen FW-Bauten, wo konzentrieren sie sich und wie hoch sind die Verluste in den letzten Jahrzehnten gewesen ?

    Ist der Bewußtseinsgrad in Bevölkerung, Wirtschaft und Politik betreffs des Wertes der FW-Gebäude ähnlich ausgeprägt wie in Deutschland ? Gibt es ähnliche Kontaminierungen aufgrund nationalistischen Mißbrauchs in der Vergangenheit ?


    Auf den ersten Blick erschreckt es mich, daß Aalborg früher als Fachwerkstadt galt. Ich habe sie immer als modern wahrgenommen. Sicher, die Stadt ist angenehm für Besucher; das ist aber der dänischen Bevölkerung und nicht der Architektur zuzuschreiben, die Kiel, Cuxhafen und Bremen sehr ähnelt. Das Depressive unserer Innenstädte fehlt jedoch; aber das wohl wirklich das Land an sich, was diese ansonsten selbstverständlichen Eindrücke abfedert.

    Sind es in Aalborg Kriegszerstörungen gewesen oder Nachkriegsverluste ?

    Nein, die werden gedünstet

  • @ Wissmut

    Das waren schon eine Menge Fragen. Ich werde versuchen, diese so gut wie möglich zu beantworten.

    Es gab in Dänemark KEINE Kriegsverluste ausser Bornholm.

    Der dänische Denkmalschutz ist sehr wohl mit dem deutschen vergleichbar: konservieren statt restaurieren. Rekos hat es nur bei herausragende Bauwerke in Kopenhagen gegeben: Die Schlosskirche in Kopenhagen und das Odd-Fellow Palais (auch in Kopenhagen). Beide waren mitte der 90er Jahren ausgebrannt. Wenn ein Eigentümer sein Haus zerfallen lässt, kann die Behörde kaum was tun. In den Innenstädten werden mehr und mehr modernistisch gebaut, allerdings werden bei Altbauten fast zu 100 % Sprossenfenster eingebaut. Ein riesen Unterschied zu D. Das Problem der FW-Bauten ist aber vor allem auf dem Land anzutreffen. Dort gab es bis etwa 1930 vor allem dreiseiten- und vierseiten Höfe aus Fachwerk mit reetdach. Die meisten haben bis zum Krieg überlebt, unzählige sind aber seit dem Verschwunden oder modernisiert (schlimmer als in D!): Das heisst: Eternitdächer, sprossenlose Fenster, Abrisse der Nebengebäude usw.

    Das entscheidene Problem ist aber, dass die Höfe nicht mehr gebraucht werden! Heute gibt es auf dem Land nur Grossbetriebe. Im besten Fall überlebt ein Flügel (von ehemals 4) als Wohnhaus – oft werden die Höfe einfach abgerissen. Dieser Prozess hat in den letzten Jahren Fahrt genommen.

    (wird fortgesetzt)

    Ein typisches Bauernhaus aus Fünen:

    http://da.wikipedia.org/wiki/Billede:D…ndsby-house.jpg

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • @ Däne: Das sind aber genau die gleichen Probleme, die in Deutschland gerade auf dem unzerstörten Land geherrscht haben und es bis heute tun. Was an bedeutenden Fachwerkbauten zwischen 1945 und den frühen 1970ern, als die Denkmalschutzwende kam, weggekommen ist, übertrifft die kriegszerstörten Bestände bei weitem (wenngleich auch nicht in den zusammenhängenden Ensembles, die in den Städten vorhanden waren). Die Stadtflucht stellt für bedeutende Fachwerkregionen wie Nordhessen, Franken, den Harz-Raum (teils schon heute katastrophal) sowie in gewissem Maße auch Baden-Württemberg (wobei da nach meinem subjektiven Empfinden eh Hopfen und Malz verloren ist, was den Modernisierungswahn angeht) eine gigantische Herausforderung dar, um es mal noch positiv zu formulieren.

  • Zwei interessante Bauprojekte aus Dänemark:

    Zuerst etwas von den Färöer-Inseln im Nordatlantik. In Eysturkommuna wurde ein aussergewöhnlicher Rathausbau verwirklicht, der mit der spektakulären, rauen Landschaft geradezu verschmilzt. Das Dach dient als Brücke über den Fluss und in der Mitte des Sitzungszimmers befindet sich ein durchsichtiges Plexiglas mit Blick auf das durchfliessende Gewässer. Ich bin in dieser Hinsicht vielleicht nicht objektiv genug, da ich ein grosser Fan dieses minimalistischen, nordischen Designs mit seinen Naturmaterialien bin und selber ein paar Designobjekte besitze.

    Zitat

    Nur um Mimese geht es hier aber natürlich nicht, wie der für das Projekt zuständige Partner Ósbjørn Jacobsen anmerkt, der selbst von den Inseln stammt. Man habe sich nicht einfach an der traditionellen Architektur orientiert, sondern vielmehr jene Prinzipien untersucht, die dieser zugrunde liegen. Und dann landet man eben bei der spektakulären Landschaft und dem typischen Insel-Motiv, die Grenzen zwischen Haus und Natur verschwinden zu lassen.


    Ein Gebäude als Brücke - Rathaus auf den Färöer-Inseln von Henning Larsen


    Ein anderes Projekt ist in der Nähe von Aarhus realisiert worden. Um günstigen Wohnraum für Studenten der hiesigen Universität zu schaffen, haben Kopenhagener Architekten einen Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert umfassend saniert und durch Holzbauten im dänischen Design erweitert. Dadurch wurde eine Art "Dorf" mit kleinen Plätzen und Gassen geschaffen.

    Zitat

    Städtebaulich orientierten sich die Architekten am historischen dänischen Straßendorf. Die Neubauten greifen in ihrer Kubatur den Bestandsbau auf, rahmen ihn und schaffen eine kompakte Abfolge an Gassen und kleinen Plätzen. Bei den Neubauten klingt die strukturelle Logik des ländlichen Bauens mit Holz an. Typologisch griff man auf eine bewährte Konfiguration zurück: Im Erdgeschoss wird gewohnt, auf der Galerie im offenen Dachbereich geschlafen. Ein großer Gemeinschaftsraum in der ehemaligen Scheune und der Innenhof des Bauernhauses fungieren als logisches Zentrum der Anlage.


    Feiern im Fachwerkhaus - Studentenwohnheim bei Aarhus von lenschow + pihlmann

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Hm, ja das könnte ein Präzedenzfall werden... andererseits, in Kopenhagen oder nahe einer schönen Altstadt würde ich diesen Stengel auch nicht sehen wollen. Malmö wäre wohl am geeignetsten in der Region dafür, das liegt allerdings schon in Schweden. Bislang wüsste ich nicht, wo es in Dänemark überhaupt nennenswerte Hochhäuser gibt ehrlich gesagt.

  • Bislang wüsste ich nicht, wo es in Dänemark überhaupt nennenswerte Hochhäuser gibt ehrlich gesagt.

    - ja, es scheint bislang in der Tat kaum welche zu geben, der derzeitige Rekord von 120m in Herlev bei Kopenhagen würde mit diesem Bauwerk gleich um 200m (!) überboten werden - s. Wikipedia.

  • Diese Hochhäuser sind in Dänemark eine Plage geworden. Jede Kleinstadt will ihr eigenes haben. In Aalborg, Aarhus und Odense werden die Innenstädte damit vollgestellt. Hochhäuser sind bei uns einfach unpassend: es ist viel zu windig und die dänischen Häuser sind normalerweise 2-3 Stockwerke hoch. In Kopenhagen werden gerade 5 Hochhäuser am Bahnhof gebaut. Dadurch wird die Kopenhagener Stadtsilhouette zerstört.

    Link

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker