Frankfurt a. M. - Alte Börse am Paulsplatz

  • An der Paulskirche wird ein Haus der Demokratie entstehen - im Römer gibt es dazu laut der FR "eine riesige Mehrheit". Zunächst soll es nun einen städtebaulichen Ideenwettbewerb geben. Woanders habe ich gelesen, dass wohl kein "großer Klotz" dort gebaut werden soll - die ehemals vorgelegte moderne Stararchitekten-Variante ist wohl vom Tisch (war bestimmt auch zu teuer). Geprüft wird wohl jetzt bestehende, städtische Immobilien zu Nutzen oder mit kleineren (An-)Bauten zu arbeiten. Wie dem auch sei: Nach bisherigen Zeitplan geht es wohl nicht vor 2028 los. Die Rekonstruktion der Alten Börse (mit Nutzung als Demokratiezentrum) ist auf jeden Fall keinerlei Thema. Hier noch einmal der interessante Vortag von 2022 von Prof. Scheiblauer zur Alten Börse

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  • Eben musste ich mit Erschrecken im DAF mitbekommen, daß es nun Ergebnisse zum Wettbewerb des Hauses der Demokratie gibt.

    Haus der Demokratie

    Mir war bisher gar nicht bewusst, daß auch das Kämmereigebäude zum Haus der Demokratie verunstaltet werden könnte. Ich bin immer von einem Neubau auf dem Paulsplatz ausgegangen.

    Hier kann man seine Meinung zu den durchweg fiesen Entwürfen äußern. Bitte zahlreich daran beteiligen.

    Haus der Demokratie

  • Bemerkenswert, dass kein einziger der doch recht zahlreichen vorgestellten Entwürfe es auch nur versucht mit dem Altbau in Kontakt zu treten, dessen Räumlichkeiten man hier nutzen möchte. Einzig jenen einen Entwurf darf man dabei positiv herausheben von der Kritik, der vom Büro Lorenzten. Hier scheint tatsächlich der Anspruch gegeben über die Optik eines Nachkriegsprovisoriums hinauszukommen. Äußerst vorsichtig und abstrakt zitiert man ein klein wenig aus der Fassade und betont außerdem die symmetrische zentrale Fassadenpartie mit Portal. Ein moderner Anbau in Sockelfarbe soll des Weiteren den Willen zur Einpassung untermauern. Dennoch drängt sich überdeutlich die Distanziertheit auch bei diesem Entwurf zum Bestand auf.

    Wenn die Stadt Frankfurt in unmittelbarer Umgebung des Rathauses, das mit großem Engagement wieder ein wertiges Dachbild in Form der Kriegsreparatur des Turmes Langer Franz erhalten soll, sich keine Blöße geben will, sollte es auf eine Aufwertung der Dachlandschaft des Kämmereigebäudes besondere Aufmerksamkeit legen.

    An eine naheliegende Rekonstruktion ist hierbei sowieso nicht zu träumen:

    Frankfurt_Am_Main-Roemer-Rathausneubau_vom_Paulsplatz_aus_gesehen-um_1905.jpg

    Es zeigt sich im Vergleich allerdings die offensichtliche Schwäche aller Entwürfe, und damit die Missachtung eines Berufskollegen, dessen Werk wohl durch Krieg und Aufstockung verstümmelt wurde und verdient hätte, repariert und ggf. weiter entwickelt zu werden, indem man die ursprüngliche Fassung zumindest reflektiert.

  • Es zeigt sich im Vergleich allerdings die offensichtliche Schwäche aller Entwürfe, und damit die Missachtung eines Berufskollegen, dessen Werk wohl durch Krieg und Aufstockung verstümmelt wurde und verdient hätte, repariert und ggf. weiter entwickelt zu werden, ...

    Sehr gutes Argument! Das wird durch die modernen Architekturkollegen einfach niemals berücksichtigt, was ich sehr ignorant finde. Dabei reiten sie gerne auf dem Urheberrecht herum.

    Wenn das Gebäude der Kämmerei nun tatsächlich für das Haus der Demokratie in Betracht gezogen wird, und sehr wahrscheinlich viele Millionen Euro in den Umbau investiert werden, sollte die Dachrekonstruktion ein MUSS sein. Diese Chance kommt so schnell nicht wieder. Da sollte unser Verein aktiv werden.

    Der Fragebogen ist sehr allgemein gehalten. Die Fragen beziehen sich nicht wirklich auf die jeweiligen Entwürfe. Trotzdem sollten bitte möglichst viele Nutzer des APH sich dort beteiligen. Am Ende ist beim Freitext auf die Anzahl der Buchstaben/Zeichen zu achten. Wenn man mehr als 1000 tippt, ist der gesamte Text weg und man muss ihn neu schreiben.

  • Urheberrecht ist kein Argument für die völlige Verunstaltung.

    Sehr gutes Argument! Das wird durch die modernen Architekturkollegen einfach niemals berücksichtigt, was ich sehr ignorant finde.

    Respektlos möchte ich noch ergänzen. Auch der Umgebung gegenüber.

    Bevor wir alle Architekten verdammen sollten wir im Kopf behalten, dass das lediglich zehn von 128 Arbeiten sind. Schwer vorzustellen, dass es dabei keine einzige gibt die sich zumindest näher am historischen Vorbild orientiert. Ich denke es ist von der Jury schlicht nicht gewollt.

  • (...) Ich denke es ist von der Jury schlicht nicht gewollt.

    Eben. Echte Bürgerbeteiligung sieht anders aus. Die besten Ideen bekommt man wahrscheinlich erst gar nicht zu Gesicht. Weil nämlich schon klar wäre, wofür sich der gemeine Bürger entscheidet. - Gegen moderne Experimente und für die Schönheit.

  • Eben. Echte Bürgerbeteiligung sieht anders aus. Die besten Ideen bekommt man wahrscheinlich erst gar nicht zu Gesicht. Weil nämlich schon klar wäre, wofür sich der gemeine Bürger entscheidet. - Gegen moderne Experimente und für die Schönheit.

    Wir leben aber nunmal in Deutschland, wo man dem Pöbel nicht traut.

    Zumal ich mir relativ sicher bin, dass die einzelnen Jurymitglieder klammheimlich auch traditionelle Entwürfe besser fänden. Aber in der "Des-Kaisers-neue-Kleider"-Welt des Modernismus können sie das vor den anderen nicht zugeben, dann würden sie ja als "gestrig" und "rückwärtsgewandt" gelten.

  • Was Architekten wollen oder können, ist das eine. Die Schuldigen sitzen aber wie so oft in der Politik. Gebaut wird, was bestellt wird. Eine Rekonstruktion der Fassade und des Daches wäre für mich zwingend. Es muss endlich einmal Schluss sein mit dieser Verschandelung von historischen Gebäuden!

  • Ich habe gestern im Fernsehen einen Bericht über den Wettbewerb gesehen. Wenn ich es richtig verstanden und gesehen habe, sind alle 125 Entwürfe auf dem Platz ausgestellt. Könnte da nicht eventuell mal ein Einheimischer vorbeigehen und Fotos machen?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Quote

    Die SPD-Fraktion im Römer spricht sich gegen die Bebauung des Paulsplatzes mit einem Haus der Demokratie aus. „Ich teile die Meinung von Oberbürgermeister Mike Josef, dass die Paulskirche auch in Zukunft das zentrale Bauwerk des Ensembles sein muss. Zudem hat sich der Paulsplatz bei Bürger:innen und Tourist:innen zu einem beliebten und gern genutzten Treffpunkt entwickelt. Anstatt ihn zu bebauen, sollte hier die Steigerung der Aufenthaltsqualität im Mittelpunkt stehen“, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Busch.

  • Dem ist vollumfänglich zuzustimmen. Der Paulsplatz ist ein gut genutzter Platz mit Aufenthaltsqualität. Allenfalls ein Riegel zu Berliner Straße mag sinnvoll sein, aber auf keinen Fall eine vollständige Bebauung und schon gar nicht in der Weise wie in den vorgestellten Entwürfen.

  • Aber bedeutet es nicht, dass das Kämmereigebäude dran glauben muss, wenn kein Neubau auf dem Platz kommt? Ich verstehe die Situation gerade nicht so recht. Was genau war denn das Ziel des Wettbewerbs? Die Entwürfe sehen für mich nach "entweder Neubau oder Kämmerei umbauen" aus...?

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Aber bedeutet es nicht, dass das Kämmereigebäude dran glauben muss, wenn kein Neubau auf dem Platz kommt? Ich verstehe die Situation gerade nicht so recht. Was genau war denn das Ziel des Wettbewerbs? Die Entwürfe sehen für mich nach "entweder Neubau oder Kämmerei umbauen" aus...?

    Ein Neubau auf dem Paulsplatz ist wohl vom Tisch. Das Stadtparlament hat es aus verschiedensten Gründen (Baumbestand/hohe Akzeptanz Bürger Platz und Kostengründe) vor einiger Zeit abgelehnt. Das allerdings jetzt so rabiat das denkmalgeschützte Kämmereigebäude verunstaltet werden soll, war in dieser Massivität nicht zu erwarten. In der Ausschreibung hätte man es von vornherein ausschließen müssen. Nun sind die Tore weit geöffnet das Kämmereigebäude modernistisch zu verstümmeln. Die Bürger sollen nun die ausgewählten Entwürfe bewerten; https://deinhausderdemokratie.de/de/fragebogen

  • Urheberrecht ist kein Argument für die völlige Verunstaltung. (...)

    Das war so auch nicht gemeint. - Die heutigen Architekten haben keinerlei Skrupel die Werke ihrer Vorgänger umzugestalten und nach den eigenen Vorstellungen zu verändern. Wenn aber eines ihrer eigenen Bauwerke umgebaut und verändert werden soll, wird plötzlich Einspruch eingelegt.

    Ein Neubau auf dem Paulsplatz ist wohl vom Tisch. (...)

    Da bin ich mir nicht so sicher. Es sind unter den ausgewählten Entwürfen auch welche mit Neubau dabei.

    Damals hatten wir hier ja die Hoffnung, daß dieses Haus der Demokratie (wofür auch immer man das benötigen soll) in einer möglicherweise rekonstruierten Alten Börse realisiert wird. Das hätte ebenfalls die teilweise Bebauung des Paulsplatzes bedeutet. Daher wundere ich mich gerade ein wenig, daß der Ablehnung eines Neubaus "vollumfänglich" zugestimmt werden soll. Wie frank1204 schon richtig festgestellt hat, wird ohne einen Neubau, dieses sinnlose Haus der Demokratie sicher im Kämmereigebäude einziehen. Damit dürfte das Dachgeschoss des Hauses wohl auf ewig verloren sein.

    Deshalb finde ich auch, daß sich unser Verein hier einschalten sollte. Erst recht, wenn die Kämmerei tatsächlich unter Denkmalschutz steht.

  • Das war so auch nicht gemeint. - Die heutigen Architekten haben keinerlei Skrupel die Werke ihrer Vorgänger umzugestalten und nach den eigenen Vorstellungen zu verändern. Wenn aber eines ihrer eigenen Bauwerke umgebaut und verändert werden soll, wird plötzlich Einspruch eingelegt.

    Da bin ich mir nicht so sicher. Es sind unter den ausgewählten Entwürfen auch welche mit Neubau dabei.

    Damals hatten wir hier ja die Hoffnung, daß dieses Haus der Demokratie (wofür auch immer man das benötigen soll) in einer möglicherweise rekonstruierten Alten Börse realisiert wird. Das hätte ebenfalls die teilweise Bebauung des Paulsplatzes bedeutet. Daher wundere ich mich gerade ein wenig, daß der Ablehnung eines Neubaus "vollumfänglich" zugestimmt werden soll. Wie frank1204 schon richtig festgestellt hat, wird ohne einen Neubau, dieses sinnlose Haus der Demokratie sicher im Kämmereigebäude einziehen. Damit dürfte das Dachgeschoss des Hauses wohl auf ewig verloren sein.

    Deshalb finde ich auch, daß sich unser Verein hier einschalten sollte. Erst recht, wenn die Kämmereich tatsächlich unter Denkmalschutz steht.

    Keines der vorgelegten Entwürfe wird zum Glück so umgesetzt werden. Es geht um eine Richtung und Einschätzung in welcher Richtung die weiteren Pläne gehen sollen. Die Entwürfe sollen eine breite Übersicht der Möglichkeiten geben und dabei sind auch zwei Entwürfe für den Paulsplatz, die aber wie weiter oben ausgeführt keine realistische Umsetzungsoption ergeben. Trotzdem ist es sehr erschreckend, wie wenig sich die Architekten mit dem historischen Ort auseinandergesetzt haben und welche Eingriffe in das denkmalgeschützte Kämmereigebäude dabei akzeptiert werden würden.

  • Der Wettbewerb ist informativ sehr gut aufbereitet. Wenn es selbst die Architektur-Enthusiasten hier im Forum nicht schaffen, mal etwas genauer hinzuschauen, bevor gleich geeifert wird, verlässt mich ein wenig der Glauben an Beteiligungsverfahren.

    Der Fragebogen ist sehr allgemein gehalten. Die Fragen beziehen sich nicht wirklich auf die jeweiligen Entwürfe.

    Das stimmt nicht. Der Fragebogen bezieht sich auf die einzelnen Entwürfe. Jeder Entwurf wird einzeln abgefragt und man kann nach den Kriterien der Ausschreibung je fünf eigene Bewertungen abgeben.

    Schwer vorzustellen, dass es dabei keine einzige gibt die sich zumindest näher am historischen Vorbild orientiert.

    Die nicht-prämierten Entwürfe kennen wir noch nicht, aber es gibt auch unter den prämierten Entwürfen einen, der eine Dachrekonstruktion vorschlägt: Entwurf 3080 von Sowatorini und Marcus Wagner. Weil dieses Büro kein buntes Bildchen des rekonstruierten Daches eingereicht hat, nimmt das hier keiner wahr. Es ist aber in der Kurzbeschreibung und der Planzeichnung in der Umfrage deutlich erkennbar.

    Einzig jenen einen Entwurf darf man dabei positiv herausheben von der Kritik, der vom Büro Lorenzten. Hier scheint tatsächlich der Anspruch gegeben über die Optik eines Nachkriegsprovisoriums hinauszukommen. Äußerst vorsichtig und abstrakt zitiert man ein klein wenig aus der Fassade und betont außerdem die symmetrische zentrale Fassadenpartie mit Portal.

    Dieser Entwurf sieht Richtung Paulsplatz eine mittige Gaube über dem Mittelrisalit vor. Auf der Nordseite der Kämmerei wird eine solche Gaube asymmetrisch platziert, was der Fassadentektonik des Gebäudes überhaupt nicht entspricht. Auch die Eckbetonungen, einst durch Turmaufbauten betont, werden nicht aufgenommen. Den vorgesehenen Anbau an der Nordseite finde ich auch unpassend.

    Ein Neubau auf dem Paulsplatz ist wohl vom Tisch.

    Der Magistrat hat widersprüchliche Entscheidungen zu diesem Thema gefällt. Es wird vom Votum bei der Bürgerbeteiligung abhängen, ob der letzte Beschluss revidiert wird. Ich glaube aber nicht, dass eine Mehrheit für einen Neubau anstelle der heutigen Platanen abstimmen wird.

    Keines der vorgelegten Entwürfe wird zum Glück so umgesetzt werden. Es geht um eine Richtung und Einschätzung in welcher Richtung die weiteren Pläne gehen sollen. Die Entwürfe sollen eine breite Übersicht der Möglichkeiten geben

    Das ist genau richtig. Deshalb gibt es ja so ein breites Spektrum an Entwürfen und die Bürgerbeteiligung. Bitte zahlreich teilnehmen, bitte aber vorher auch mal ein paar Minuten damit beschäftigen, worüber man da eigentlich abstimmt. :wink: