Hirschberger Tal in Polen - ein Reisebericht

  • ursus carpaticus

    Schloss Pischkowitz

    Ein paar Kilometer nordwestlich von Glatz. Man fährt die Landstraße in Richtung Pischkowitz und dann plötzlich... . Wunderbare Lage, wunderbare Architektur. Fragmentarischer erhaltener Garten. Ich war bereits zweimal dort und jedes Mal konnte man durch das Gebäude gehen. Zum Schluß war eine Schule hier untergebracht. Unzählige alte schulhefte und Schulkarten lagen am Dachboden. Die Dorfmädels treffen sich abends dort und trinken ein bisserl Wässerchen und hören dazu Radio. Es gibt wohl wenig Abwechslung für die dortige Jugend. Die waren aber sehr nett und sympatisch und seeeehr hübsch.

    http://dolnyslask.org/palace/obiekty/piszkowice/

  • Silésiendejanté hat geschrieben:

    Zitat

    Richtig - volle Zustimmung. Ich hoffe nur, daß Deutschland nicht wieder so blöd ist, jetzt für den Erhalt dieser Gebäude wieder viele Milliarden bereitzustellen... wenn die neuen Besitzer die neu gewonnenen Besitztümer nicht erhalten können, sollen sie diese halt verfallen lassen.

    Ich glaube, das ist zu einfach. Um soviel wie möglich von den Jahrhunderten deutscher Kultur, die es dort gegeben hat, zu erhalten, braucht es nicht nur der Heimatforschung, sondern auch der Erhalt dieser Gebäude an Ort und Stelle.
    Schlimm ist mMn., dass es ehemaligen dt. Bewohnern, die dort investieren möchten, soviel ich weiß gesetzlich verboten ist, sich dort wieder anzusiedeln (und das innerhalb der EU) während z.B. Holländer, die dort ganz billig ein Bauernhof oder eben so ein Schloss kaufen möchten, dies ohne weiteres tun könnten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @exilant

    Danke für die Ausführungen.
    Der Ort war mir von alten Ansichtskarten bekannt, (teilweise unter dem Naziterminus Sandhübel), ich war aber noch nie dort.
    Danke auch für die finalen Hinweise.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von ursus carpaticus

    Der kulturelle Verfall ist nicht wegzudiskutieren, das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Der Verlust an Schlössern ist gegenüber dem Verlust an städtischer Substanz jedoch beinahe vernachlässigbar. Kaum eine Stadt oder ein Städtchen, dessen Ringplatz nicht zumindest an einer Seite Plattenbauten säumen. Flächenabrisse ganzer Altstadtteile waren lange nach 45 an der Tagesordnung, siehe auch Hirschberg selbst.
    Es gibt auch eine positive Seite (bitte nicht mich misszuverstehen: ich bin keinesfalls bereit, die Vertreibung in irgendeiner Form zu billigen oder auch nur als moralisch vertretbar hinzunehmen).
    Die große Gewinnerin der Vertreibung war die Natur.
    Ein polnisches Buch über die Sudeten brachte das ganz klar zum Ausdruck:
    Dem Hirschberger Tal war es vorbestimmt, eine dicht besiedelte Region wie das Tatra-Vorland zu werden (hier wäre allerdings ein Vergleich mit dem Schwarzwald-vorland angebrachter), aber das Schicksal wollte es anders.
    Damit etwas Positives über die heutigen polnischen Herren gesagt sei: Die Naturschutzgesetzgebung ist vorbildlich und hat beinahe sämtliche Gebirge, obzwar zu Polen stets nur ein verhältnismäßig dünner Rand gehört, vor Zerstörung, etwa durch Anlage von Schigebieten bewahrt.

    Naja. Ich kenne ja nun das tschechiche wie das polnische Riesengebirge sehr gut, und muß sagen das diese Art des Landschaftsschutzes nicht unbedingt von den Besuchern goutiert wird. Der polnische Landschaftsschutz verbietet nämlich auch das Aufforsten. Nachdem die Wälder des Riesengebirges in den 70ern und 80ern praktisch flächendeckend starben begann man bei den Tschechen mit der Neuaufforstung. In Polen macht man gar nix, dort soll alles auf natürliche Art und Weise wiedererstehen. Das ist aber für die nächsten 50 jahre kein schöner Anblick.

    Bezüglich der Schlösser: also ich würde durchaus sagen das der Substanzverlust dort prozentual nicht anders zu werten ist als der Verlust städtischer Substanz. Ich kann nicht mit Zahlen dienen, habe aber den Eindruck das sicher 30% unrettbar verloren und 50% in sehr schlechtem Zustand sind.
    Man könnte ja hiermit eine Statistik erstellen (1070 schlesische Schlösser und Herrenhäuser):
    http://wroclaw.hydral.com.pl/test.php?tyb=05h&hl=n

  • Karasek
    eine interessante Frage, überhaupt in Zusammenhang mit Themen dieses Forums.
    Also ich bevorzuge eindeutig die polnische Vorgangsweise (die übrigens die "deutsche" ist, siehe NP BayWA).
    Natrülich nachwachsende Wälder sind mE erstens ästhetischer als Anpflanzungen und darüber hinaus für ide Zukunft widerstandsfähiger.

    Aber um so ein Detail ging s mir gar nicht. Insgesamt wurde die Koppe nicht dem Schisport geopfert wie etwa der Arber und auch sonst keine neuen Pisten angelegt.
    gleiches gilt für die anderen sudetischen und karpatischen Gebirge:
    An der Heuscheuer durfte der Klettersport nicht Fuß fassen,

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Danke für den Link, Thommy. Das PDF wird gleich mal abgespeichert.

    Hier habt ihr Links zu den meisten Schlössern und Herrenhäusern. Bitte auch die Unterverzeichnisse der Seiten beachten, dort finden sich Details:

    Schloss Schwarzbach:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/15970,obiekt.html

    Altes Schloss Matzdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/10343,obiekt.html

    Neues Schloss Matzdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/10395,obiekt.html

    Schloss Langenau:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/14318,obiekt.html

    Schloss Berthelsdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/9986,obiekt.html

    Burgruine Lausepelz:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/16128,obiekt.html

    Schloss Berbisdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/8478,obiekt.html

    Schloss Kammerswaldau:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/10712,obiekt.html

    Haus Hartau:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/37321,foto.html

    Schloss Maiwaldau:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/5228,obiekt.html
    der Park:http://wroclaw.hydral.com.pl/3275,obiekt.html

    Herrenhaus Seifersdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/16126,obiekt.html

    Schloss Eichberg:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/10199,obiekt.html

    Schloss Boberstein:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/5853,obiekt.html

    Schloß Schildau:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/5854,obiekt.html

    Schloss Lomnitz (übrigens von den deutschen Nachfahren des letzten Besitzers betrieben):
    http://wroclaw.hydral.com.pl/5855,obiekt.html

    Herrenhaus Rohrlach:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/20954,obiekt.html

    Schloss Jannowitz:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/12228,obiekt.html

    Bolzenschloss:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/3074,obiekt.html

    Schloss Kupferberg:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/697,artykul.html

    Herrenhaus Waltersdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/16062,obiekt.html

    Schloss Fischbach:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/5242,obiekt.html

    Villa in Fischbach:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/15956,obiekt.html

    Park Buchwald (äußerst bedeutend!):
    http://wroclaw.hydral.com.pl/11198,obiekt.html

    Schloss Ruhberg:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/16689,obiekt.html

    Schloss Neuhof:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/2998,obiekt.html

    Schloss Arnsdorf:http://wroclaw.hydral.com.pl/10715,obiekt.html

    Schloss Erdmannsdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/2481,obiekt.html

    Kynast:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/1770,obiekt.html

    Schloss Hermsdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/7222,obiekt.html

    Schloss Bad Warmbrunn:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/1914,obiekt.html
    Schlosspark Bad Warmbrunn:http://wroclaw.hydral.com.pl/2396,obiekt.html

    Paulinum:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/3724,obiekt.html
    Park Paulinum:http://wroclaw.hydral.com.pl/3723,obiekt.html

    Schloss Wernersdorf:
    http://wroclaw.hydral.com.pl/16066,obiekt.html

  • ursus carpaticus

    Schloss Pischkowitz

    Ein paar Kilometer nordwestlich von Glatz. Man fährt die Landstraße in Richtung Pischkowitz und dann plötzlich... . Wunderbare Lage, wunderbare Architektur. Fragmentarischer erhaltener Garten. Ich war bereits zweimal dort und jedes Mal konnte man durch das Gebäude gehen. Zum Schluß war eine Schule hier untergebracht. Unzählige alte schulhefte und Schulkarten lagen am Dachboden. Die Dorfmädels treffen sich abends dort und trinken ein bisserl Wässerchen und hören dazu Radio. Es gibt wohl wenig Abwechslung für die dortige Jugend. Die waren aber sehr nett und sympatisch und seeeehr hübsch.

    http://dolnyslask.org/palace/obiekty/piszkowice/

    Durch Zufall bin ich nun auf eine höchsterfreuliche Nachricht aus Niederschlesien gestolpert: Schloss Pischkowitz ist vor dem Zusammenfall gerettet und wird bereits saniert! Aber seht selbst:

    http://blog.grafschaft-glatz.de/ (ca. Anfang 2.Drittel der Seite)

    Gekauft wurde es von einer Familie Schönberg. Der Sohn der Familie kümmert sich um den Wiederaufbau. Es soll später, neben der familiären Wohnnutzung auch ein Gastronomielokal dort eröffnen.

    Ich war das letzte Mal vor 10 Jahren dort und dachte nicht, dass hier noch etwas zu retten ist. Umso erfreulicher, dass hier wieder Leben in das alte Haugwitz-Schloss einkehrt, das schon von weitem sichtbar auf einer Anhöhe des Dorfes steht. Bin schon gespannt, wie es 2017 aussieht, wenn alles fertig ist!

  • Und wieder eine gute Nachricht aus der Grafschaft Glatz. Das alte Herberstein-Schloss in Grafenort wurde gegen den Totalverlust gesichert und die Saneirung und Sicherung des Bauwerks hat begonnen!

    Als ich vor ca. 10 Jahre das letzte Mal in Grafenort war, da war der Anblick inne wie außen katastrophal. Umso schöner, dass auch hier mit der längst notwendigen Rettung begonnen wurde. Sogar die Familie Herberstein und das Land Steiermark engagieren sich ein wenig... :daumenoben:

    http://www.palacgorzanow.pl/index.php/de/g…-jak-ratujemy-k

    https://www.youtube.com/watch?v=VChP9ZWagIQ

  • Da in Niederschlesien und da ich hier auch schon von der wundersamen Erweckung des Schlosses Pischkowitz durch die Familie Schoenberg berichtete, möchte ich Euch eine weitere schier unglaubliche Rettung eine niederschlesischen Schlosses berichten, des Schlosses Brauchitschdorf, das vor nicht allzu langer Zeit noch so aussah...

    und in den letzten Jahren von einem fleissigen Unternehmer (zum Glück gibt es auch heute noch genug solch erfolgreiche Menschen!), der sich neben einem bereits geretteten Schloss und einer wunderbaren Villa am Gardasee auch nun dieses Schloss mit wahnsinnigem finanziellen Aufwand rettete (obwohl es bereits einen totale Ruine war)!


    Wikipedia


    Gemeinde Lubin

    Wenn man bedenkt, welche schreckliche Zeiten diese Gegenden in diesem Jahrhundert durchmachten, dann macht es einen Menschen doch wieder versöhnlich, dass am Ende das Gute einigermaßen wieder die Überhand behält! Wenn ich mir nur vorstelle, wie diese Gegenden während des schreckliche Kommunismus verwüstet waren und auch noch zehn Jahre nach der Revolution aussahen und man es mit heute vergleicht...dann macht das wirklich Hoffnung, auch wenn man beobachtet, dass allein ins Hirschberger Tal allein drei Familien wieder in ihre alten Herrenhäuser zurückzogen und diese wieder aufbauten bzw sanierten. Es ist noch immer viel zu tun, aber es tut sich viel Positives in dieser (auch von mir) einmal bereits beinahe aufgegebenen Gegend.

  • Das Schloss Pischkowitz/Piszkowice (Grafschaft Glatz) wird nun langsam fertig, aber seht selbst! Die Famile Schoenberg hat aus der ehemaligen Ruine (seht Euch die Bilder von damals weiter vorher im Strang an) wieder das alte Schmuckstück gemacht! Barzo Dobsze, ein Träumchen!



    Antiquitäten und Möbel sind auch schon ein paar da...


    ...und irgendwann zieht auch wieder einmal richtiges Leben ein, wie in der alten guten Zeit damals...


    Quelle aller Bilder: dolana.pl

  • Die Famile Schoenberg hat aus der ehemaligen Ruine (seht Euch die Bilder von damals weiter vorher im Strang an) wieder das alte Schmuckstück gemacht!

    Handelt es sich dabei um die ursprüngliche Eigentümerfamilie welche bis 1945 dort gelebt hat?

    Wie ist es allgemein mit verfallenen Gutshäusern und Schlössern in Schlesien (ohne das Hirschberger Tal), gibt es da konkrete Pläne für die einzelnen Immobilien? Es gäbe ja unzählige Nutzungsmöglichkeiten allein im Hotelbusiness: klassisches Hotel, Boutique-, Design-, Wellnesshotels etc. Für ausländische Investoren und Konsortien wäre dies doch sehr lukrativ da in Westeuropa die Möglichkeiten nahezu ausgeschöpft sind. Trotz des hohen Investitionsaufwandes würde man mittelfristig genügend Einnahmen generieren.

    Apropos: Wie steht es um das geschichtsträchtige Kloster Leubus ("Schlesisches Escorial")? Gibt es dort immer noch keine Sanierungspläne?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Nein, die Familie Schoenberg ist eine deutsch-kanadische Familie mit starken auch familiären Bezug zu diesem Land. Die Familie hat schon längere Zeit in Schlesien nach einem geeigneten Herrenhaus gesucht und in Pischkowitz gefunden. Zuerst gehörte es über mehrere Jahrhunderte der Familie Haugwitz, später dann lange der Familie Zedlitz und um die Jahrhundertwende der Breslauer Familie Eichborn. Der letzte deutsche Eigentümer vor der Vertreibung war ein gewisser Herr Salfeld (Offizier von Beruf)...bis in die 1990er Jahre dann Schule. Als ich drinnen war, hingen dort noch Schulkarten an den Wänden und auch ein paar Schulbücher etc lagen auf dem Boden herum. Es dürfte dann relativ rasch aber verfallen sein, weil durch die Decken regnete es durch und die Böden waren teilw schon durchgebrochen.

    Die Lage ist wirklich bezaubernd und als ich das erste und einzige Mal dort ca im Jahr 2003 oder 2004 war, habe ich mich sofort in dieses - damals noch stark verfallene - Haus verliebt. Es hat auch irgendwie die richtige Größe - nicht zu klein, aber auf jeden Fall nicht zu groß und liegt auf einer Anhöhe im Ort. Das kommt auf den Fotos nicht ganz herüber.

    In den letzten Jahren hat sich in der Gegend wirklich sehr viel zum Positiven entwickelt, wie Du auch an den vielen Bildern hier im Strang verfolgen kannst. Auch in Schlesien gibt es nun die sprichwörtlichen Kohl´schen blühenden Wiesen, wenn auch es etwas länger gedauert hat als in Mitteldeutschland. Der Tourismus zieht dort mittlerweile voll an und somit gibt es immer mehr solcher Landsitze, die eine entsprechende Nutzung erfahren. Trotzdem gibt es noch einen Unmenge an sanierungsbedürftigen Objekten, die auf ihren Prinzen warten... .