Berlin - Stadtentwicklung historisches Zentrum

  • Ich empfehle wärmstens die Seiten der 'Planungsgruppe Stadtkern' des Bürgerforums Berlin.

    Zitat

    Verlorene Mitte
    Die Wiedergewinnung der Mitte von Berlin ist eine verständliche und notwendige Aufgabe. Sie ist angesichts des seit 2013 rasch heranwachsenden Humboldtforums auch äußerst dringend. Das Projekt der Bundesrepublik Deutschland strebt einen neuartigen Dialog zwischen den Kulturen der Welt an. Dementsprechend muss die Stadt dem kulturellen Großakteur in ihrer Mitte eine selbstgewisse Antwort zur Seite stellen. Keine Großstadt Europas hat ihre Mitte im 20. Jahrhundert so oft verloren wie Berlin: durch die flächenhaften Abrisse und die Vertreibung jüdischen Lebens vor dem Krieg, durch die Kriegszerstörungen und die Aufbauplanungen der 1960er und 1970er Jahre sowie schließlich nach dem Mauerfall 1989 durch die Abwicklung der DDR und den Abriss einiger ihrer zentralen Bauten.


    Planungsgruppe Stadtkern - Bürger für den Stadtkern

    Ein eindrückliches Video, welches auch hinsichtlich der Stadtraumgestaltung achtlosen Leuten ein Licht aufgehen lassen mag.
    Denn wir wissen nicht, was wir vermissen
    Warum schreiben bloß so viele Menschen Strasse statt Straße?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ja Berlin war einmal ein grosses Fest der herrlichen Vorkriegs Architektur....
    Im Winter mit Schnee besonders reizvoll.
    Sehr urban, sehr gemütlich, äusserst abwechselend.......wenn Zeitreisen möglich wäre kehrte ich zurück nach Berlin

    Die Neuer Markt: wahnsinnig schön diese Fassaden, welch ein ausgeklugeltes Ensemble.....
    Petri Kirche: hoch filigran, super Bilder......
    Königstrasse mit Wertheim: top
    Alexanderplatz mit sehr hohen Turm einer "Wunderkirche".

    Friedrich und Leipzigerstrasse, Neuer Markt....die richtige Perlen und Hotspots Berlin

  • Wenn unser Berliner Schloßplatz in "Nelson-Mandela-Platz" umbenannt werden sollte, fordere ich - und hoffentlich nicht nur ich - meine Spendenbeträge für das Humboldtforum zurück !!

  • Schon allein wegen Kommentaren wie den beiden Vorhergehenden hoffe ich, dass es möglichst bald noch viel mehr "Multikulti" in unserem Land geben möge!
    Klar ist eine Umbenennung des Namens Schlossplatz (in was auch immer!) geschichtsvergessener oder noch besser ignorierender Unsinn. Doch wenn ich Eure Deutschtümeleien lese, werde ich beinahe schon zu einem Befürworter dieser m.E. völlig unwahrscheinlichen Umbenennung.
    Was kann man denn gegen Nelson Mandela haben? Kommt Ihr mit dem Namen Humboldtforum klar? Geht diese Bezeichnung, weil die beiden Brüder in Berlin gelebt hat? Wo zieht Ihr da die Grenze?

  • Lassen wir mal die Frage außen vor, wie man die Entwicklung Südafrikas nach Ende der Apartheit bewerten will, über die man relativ wenig bzw. immer nur sporadisch in den großen Medien erfährt. Meist herrscht ja Reise-Berichterstattung vor.

    Ein paar Berichte aus der ganz unverfänglichen etablierten Presse:
    http://www.abendblatt.de/politik/auslan…-mit-Queen.html

    http://www.spiegel.de/politik/auslan…e-a-560670.html

    http://www.faz.net/aktuell/gesell…a-12056200.html

    Oder mal diese Coetzee-Verfilmung anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=NANLQb6qMWk

    Abgesehen davon aber, was der gemeine West-Pressekonsument noch als "gerechte Strafe" für die "Sünde" der Apartheit bewerten mag, kann man sich die Frage stellen, weshalb ein deutscher Platz (zudem ein ganz zentraler) nach Mandela benannt werden sollte? Was hat er mit unserer Geschichte zu tun? Was bezwecken diejenigen, die ihn zu einer Ikone stilisieren und damit den öffentlichen Raum dominieren möchten? Weshalb, wenn man nur "international" sein will, benennt man keinen Platz nach dem japanischen Premierminister Shinzo Abe oder nach Indiens Premier Narendra Modi oder nach Russlands Präsident Putin? Wofür soll Mandela stehen? Und welchen Nutzen bringt das dem gegenwärtig herrschenden politischen Überbau? Fragen über Fragen... :zwinkern:

  • Doch wenn ich Eure Deutschtümeleien lese


    Oh je, oh je. So einen Satz liest man auch nur in Deutschland. Vor allem diese Verballhornung des Kulturbegriffs Deutschtum kann ich nicht mehr hören, denn die kommt aus einer ganz bestimmten politischen Ecke in unserem Land. Es ist völlig normal, daß sich Bürger größtenteils mit Persönlichkeiten und Kulturbegriffen aus dem eigenen Land identifizieren, vor allem an zentralen Orten in ihren Städten. So wie man im Herzen von Paris bestimmt nicht den Place de la Concorde in Place de Ghandi umbenennen wird, so wird man auch den Trafalgar Square nicht in Willy-Brandt-Platz ändern. Und der Schloßplatz Berlins hat mit Nelson Mandela nicht das Geringste zu tun. Nach ihm kann man gerne einen zentralen Platz in Kaptstadt oder Pretoria benennen. Allerdings sollte man auch Willem de Klerk nicht vergessen, denn der war doch der eigentliche Gorbatschow Südafrikas, der die Apartheid abschaffte und sich in einem Referendum die Zustimmung der weißen Wähler für seinen Reformkurs holte. Er hat also die ganzen Veränderungen erst ermöglicht. Nelson Mandela gebührt es eigentlich nur, auf Rache verzichtet zu haben und sich trotz seines langen Gefängnisaufenthaltes für eine gemeinsame friedliche Zukunft mit seiner Persönlichkeit zur Verfügung gestellt zu haben.
    Wenn die Deutschen hieraus eine Ableitung für ihre eigene Geschichte herauslesen wollen, dann müssten sie eher einen Platz in Berlin nach Ben Gurion benennen. Es gibt aber in ganz Deutschland keinen Platz mit diesem Namen, obwohl der Mann sich nur 15 Jahre nach dem Holocaust mit Konrad Adenauer im Hotel Waldorf Astoria in New York zu einem versöhnlichen Gespräch traf.
    Also, entweder benennt man seine Straßen und Plätze konsequent nach Begriffen aus dem "Deutschtum", sprich der deutschen Kulturgeschichte, oder nach internationalen Persönlichkeiten, die einen positiven Bezug zu Deutschland haben. Es ist vielleicht politisch korrekt, Gandhi, Mandela und Martin Luther King zu bewundern, aber alle haben eines gemeinsam: Sie haben nichts mit Deutschland zu tun.
    PS: Übrigens gibt es in Deutschland drei Staßen, die nach Mahatma Gandhi benannt sind und in den USA sind es vier. Aber in ganz "Multikulti"-Großbritannien gibt weder eine Straße noch einen Platz mit diesem Namen. Komisch oder?

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

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    Allgemein eine Straße nach Mandela zu benennen, hielte ich für durchaus angebracht, denn in Berlin würdigen ja viele Straßennamen Personen und Orte, die mit 'unserer' Geschichte wenig zu tun haben. Mal ganz willkürlich: Pablo-Neruda-Straße, Straße der Paris Kommune, Edinburger Straße, Yitzhak-Rabin-Straße, Puccinistraße, Washingtonplatz etc.

    Vieler derart benannte Straßen liegen in Stadtvierteln, die während das Berliner Baubooms der späteren Gründerzeit entsprechend dem Hobrechtplan in schneller Folge errichtet wurden und zwar außerhalb des bereits existierenden Straßennetzes. Es wurden thematisch zusammengehörige Straßennamen vergeben (nach britischen Städten, belgischen Flüssen, romantischen Komponisten etc.) die die Orientierung in der Stadt erleichterten und es noch heute tun. Andere international Straßennamen stammen aus Zeiten der Umbenennungswut

    Wenn heute neue Straßennamen vergeben werden, sollten dies m.E. vorrangig mit neuen oder bislang unbenannten Straßen geschehen. Auch politisch inoportun gewordene Straßennamen könnten z.T. ruhig ersetzt werden. Nach der Wende hat man sich ja schnell vom Leninplatz, der Wilhelm-Pieck-Straße und der Dimitroffstraße getrennt (und letztere sogar ganz verwegen wieder Danziger Straße genannt [heute würde man sicher Gdansker Straße sagen müssen]). Meinethalben könnte man die Rosa-Luxemburg-Straße gern nach Mandela umtaufen – aber auch nur, weil sie ihren historischen Kontext ohnehin längst verloren hat und eine Rückbenennung in Kaiser-Wilhelm-Straße fast ausgeschlossen scheint. Auch im Umfeld des Regierungsviertels schiene mir eine neue Mandelastraße (besser als Nelson-Mandela-Straße) durchaus passend.

    Eine Umbenennung des Schloßplatzes hingegen sehe ich nicht angezeigt. Weder ist der Name (jenseits bestimmter ideologischer Zirkel) historisch belastet, noch irgendwie anstößig oder beleidigend.

    Besser verstehen kann ich die Forderung nach Umbenennung der Mohrenstraße, wenn sich die Argumentation nicht schlicht gegen den Namen selbst wendet, sondern gegen den historischen Kontext der Benennung. Aber auch hier wäre ich gegen Mandela als neuen Namensgeber. Das würde in die barocke Altstadt so wenig passen wie die diversen Annamaria-Louise-Müller-Dingenskirchen-Straßen, die neuerdings überall entstehen. Den Vorschlag einer Umbenennung nach Anton Wilhelm Amo hingegen könnte ich durchaus unterstützen – am liebsten dann auch ganz klassisch als Amostraße.

    Einmal editiert, zuletzt von Atticus (2. April 2015 um 20:10)

  • Danke Münchner für die Steilvorlage: http://en.wikipedia.org/wiki/Willy_Brand…nt_%28Warsaw%29
    Scheint als wären die Polen etwas weiter mit der Europäisierung als wir Deutschen - oder zumindest als einige in diesem Forum.

    Bei dem Begriff "Deutschtum" läuft es mir wirklich eiskalt den Rücken hinab! Liegt wahrscheinlich an meiner Prägung als Ossi!

    Anscheinend hast Du meinen Beitrag überhaupt nicht verstanden, denn Willy Brandt hat ja einen Bezug zu Warschau. So wie Ben Gurion auch eher einen Bezug zu Deutschland hat als Nelson Mandela. Allerdings ging man auch nicht soweit, den zentralsten Platz Warschaus nach Brandt zu bennenen. Wieso sollten sie auch?
    Und "Ossis" sind normalerweise sogar noch bewußter "deutsch" als Wessis, die schon seit den Sechzigern durch Massenzuwanderung und antinationales Politikpersonal geprägt wurden. Wem es bei dem Begriff "Deutschtum" eiskalt den Rücken runterläuft, der sollte sich ernsthaft fragen, wie er es unter sovielen Deutschen mit deutscher Sprache und Kultur solange aushalten konnte (vor allem zu DDR-Zeiten, als fast alles nur deutsch war ausser der sozialistischen Propaganda ). Vielleicht warst Du ja mental schon Bürger von Taka-Tuka-Weltbürger-Land.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Guck doch mal einfach im Strang "Berlin in alten Ansichten" unter den Stichworten: Königstraße, Neuer Markt, Klosterstraße, Jüdenstraße. Da finden sich etliche historische Ansichten.

  • 11 Säulen mit Informationen zur Stadtgeschichte und zahlreichen Ansichten der historischen Mitte Berlins stehen seit dem letzten Wochenende unweit des Neptunbrunnens an der Spandauer Straße.

    Für viele Passanten, Touristen und wahrscheinlich auch für viele Berliner vielleicht die erste Begegnung mit dem Umstand, dass der Standort der Säulen das Zentrum der Berliner Altstadt war und sich dort nicht schon immer ein dröhnend-monotoner Freiraum befunden hat.

    Wenn jemand das lobenswerte Anliegen des Bürgerforums Berlin unterstützen mag:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ja, ein wertvoller Beitrag zur Wissenserweiterung.

    Beim ersten "Bürgerdialog" der Senatsveraltung für Stadtentwicklung liess Senatsbaurektorin Regula Lüscher Flyer für diese Open-Air-Ausstellung verbieten, da sie diese Ausstellung als unzulässige Parteinahme in den "ergebnisoffenen" Prozess der Konzeptfindung für eine Neugestaltung des Areals des "Großen Freiraum" empfindet. So ist das in Berlin: schon die bloße Darstellung der Geschichte eines Ortes ist Propaganda; Berlin möchte man als jungfräuliche Projektionfläche für alles und jedes betrachten, unbeschwert durch 800 Stadtgeschichte.

  • Seit Stimmann ist schon eine ganze Weile vergangen...wann ist denn bitte die Zeit von Frau Lüscher endlich vorbei? Ihre ideologische Leitlinie hat doch mittlerweile schon das zeitliche gesegnet und deshalb sollte sie nun endlich einem "Young Urbanist" den Platz machen, den diese Stadt wieder verdient und noch immer notwenig hat! Berlin braucht rund ums Schloss ein Zentrum (sic!) und keine Leere! Ich will Stadt!

  • Müller und Geisel sind doch auch solche verlüscherten Chaoten.

    Anderenfalls wären sie längst eingeschritten.

    Wenn man die vorletze Aufnahme der Ausstellung mit der Rathausbrücke und der Spreepromenade auf der Ostseite sieht weiß man : Das Heilig-Geist-Viertel MUSS einfach in dieser oder ähnlicher Form wiederentstehen !

    Warum tun sich eigentlich soviele so schwer damit, die richtige Phantasie zu entwickeln, wenn es darum geht, wertvolle wie urbane Stadträume wieder zurückzugewinnen ?

    Dieser Entwurf hätte doch das Zeug, einen versöhnlichen Kompromiß darzustellen; er ist weder rekonstruktiv historisch noch überbordend historisierend. Aber er zeigt eine hinreichend kleinteilige Parzellierung mit angenehm vertikaler Fassadengliederung und nimmt offenbar zumindest in Teilen die alten Straßenverläufe wieder auf.

    Nur in Deutschland und vor allem in Berlin kann man hierüber weitere Jahre diskutieren.

    Das entstehende Humboldtforum hat ein würdiges, städtebauliches Pendant auf der Spree-Ostseite verdient; Planung und Umsetzung jetzt !

  • Das entstehende Humboldtforum hat ein würdiges, städtebauliches Pendant auf der Spree-Ostseite verdient; Planung und Umsetzung jetzt !

    Du weißt hoffentlich mittlerweile, dass das rechtlich "jetzt" gar nicht geht. Zum anderen dürfte angesichts des derzeitigen Personals zu erwarten sein, was bei einer Bebauung an dieser sensiblen Stelle herauskommt. Das Wehklagen im Stadtbild-Forum dürfte groß werden. Deshalb betone ich nochmals, Energien auf das Klosterviertel/Molkenmarkt zu verwenden. Hier kann man fordern, dass auf die Tube gedrückt wird, hier kann man üben und Erfahrungen sammeln, wie es später mal im Heilig-Geist-Viertel/Marienviertel laufen könnte oder nicht.