Stuttgart und seine negativen Seiten

  • Schön. Das Für und Wider Atomstrom hat aber nicht viel mit dem Einfluß des AKWs Heilbronn auf die "reizvolle Lage" dieser verkommenen Industriestadt zu tun. Schade, dass Hundertwasser nicht mehr lebt - der hat die Müllverbrennungsanlage in Wien ja zu einem Touristenmagneten gemacht.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "AntinomyX"

    Ohne seine Lage hätte Stuttgart erst recht nichts zu bieten. Heilbronn und Pforzheim zeigen ja, dass es noch schlimmer gehen kann.

    Du vergaßt Böblingen, eine der hässlichsten Städte um Stuttgart herum. Diese Stadt ist ein Phänomen: kaum Kriegszerstörungen, aber dort sieht's aus, als ob die Stadt ein einziges Industriegebiet ist. Und ein weiteres Phänomen: jedes Mal wenn ich dort vorbeikomme, sieht's noch schlimmer aus. Scheint auch keinen zu stören. Hauptsache mo schafft boim Daimler ond hat sei Hoisle drom rom...

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Böblingen wurde im Krieg aber schon ziemlich stark zerstört - abgesehen davon bildet es gemeinsam mit dem noch übleren Sindelfingen wirklich ein Ensemble bemerkenswerter Häßlichkeit.

    In Heilbronn gibt es doch kein AKW (?) - die Kühltürme, die von der Autobahn aus gesehen werden können, gehören zu einem Wärmekraftwerk.

  • Zitat von "silésiendejanté"

    In Heilbronn gibt es doch kein AKW

    Danke für die Aufklärung - es handelt sich tatsächlich um ein Steinkohlekraftwerk. Hier eine Visualisierung zur reizvollen Lage von Heilbronn:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/Heilbronn-kraftwerk-vom-haigern.jpg\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... aigern.jpg

    Das nächste AKW steht ein paar Kilometer südlich in Neckarwestheim.

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  • Zitat von "youngwoerth"

    Danke für die Aufklärung - es handelt sich tatsächlich um ein Steinkohlekraftwerk. Hier eine Visualisierung zur reizvollen Lage von Heilbronn:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e5/Heilbronn-kraftwerk-vom-haigern.jpg\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... aigern.jpg

    Booooaaaaahhh neeeeee. :schockiert: Ein Glück ich bin grade in Bautzen.

    Das Bild könnte auch irgendwo aus der Ukraine stammen... Also sowas hab ich jetzt nicht erwartet.

  • Naja, sieht natürlich nicht überall so aus in Heilbronn - aber die Tendenz stimmt schon. :zwinkern:

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  • Also, ich finde die Lage von Heilbronn mit all den Weinbergen und vielen Fachwerk-Dörfern schon recht schön. Das Bild zeigt das Kohlekraftwerk mit Industriehafen und Industriegebiet, an dem ich zahllose Male auf der Autobahn vorbeigefahren bin. Da ist es vielleicht mal 5 Minuten häßlich, die Ansicht ändert sich aber glücklicherweise sehr schnell.

  • Zitat von "silésiendejanté"

    Weinbergen und vielen Fachwerk-Dörfern

    Alles außerhalb von Heilbronn. Die unmittelbare Lage sieht anders aus.

    Zitat

    Da ist es vielleicht mal 5 Minuten häßlich, die Ansicht ändert sich aber glücklicherweise sehr schnell.

    Ja, sobald man das Heilbronner Industrietal wieder verlässt. Heilbronns konkrete Lage war vielleicht mal reizvoll. Aber diese so finanzstarke Stadt hat es geschafft, ihr Tal zu zersiedeln, viele ihrer Gebäude verkommen zu lassen, den Fußgängerzonenbelag durch notdürftige Ausbesserungen wild zu zerstückeln und teilweise sogar mit Teer (!) zu flicken, ihre immer wieder anzutreffenden einstöckigen Nachkriegsnotbauten in der Innenstadt bis heute in unverändertem Zustand zu belassen, und vieles mehr. Schade, dass ich bei meinem letzten Besuch keine Fotos gemacht habe, ich würde das alles zu gerne mit Bildern untermauern.

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  • Zitat

    den Fußgängerzonenbelag durch notdürftige Ausbesserungen wild zu zerstückeln und teilweise sogar mit Teer (!) zu flicken, ihre immer wieder anzutreffenden einstöckigen Nachkriegsnotbauten in der Innenstadt bis heute in unverändertem Zustand zu belassen, und vieles mehr.

    Mit dem Bau der neuen S-Bahn nach Öhringen und mehrerer neuer Einkaufszentren mit einigermaßen annehmbarer, jedoch moderner Architektur hat sich dort in den letzten Jahren was geändert. Jedoch niemals zugunsten Rekonstruktionen und Traditionellen Bauens in der Altstadt.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Mein Eindruck nach drei Jahren Stuttgart: die Stadt hat einen tief sitzenden Minderwertigkeitskomplex ob ihrem zu Recht anhaftenden Ruf der Provinzialität. Um diesem Ruf zu trotzen versuchen sie u.a. durch Bauprojekte aus ihrem Nest eine Weltstadt, bzw. das, was sie sich unter einer Weltstadt vorstellen, zu machen. Regionalität ist schlecht, im Gegensatz dazu ist Modernität = Weltstadt = nicht Provinz. Eine einfache Formel. Die Konsequenz ist: alles regionale, also schwäbische vernichten und andererseits alles moderne, also beliebige fördern. Regionales kann in Esslingen oder Tübingen bleiben, wir sind Weltstadt!. Wenn man diese Denke erst einmal erkannt hat, versteht man die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, von autogerechte Stadt bis Kubus am Schloßplatz. Es tut mir Leid das zu sagen, aber solange die Stuttgarter keine gesundes Selbstverständnis entwickeln sehe ich für Stuttgart mittelfristig ziemlich schwarz.

  • Um nochmal auf Heilbronn und Pforzheim zurückzukommen: Beide Städte haben im Krieg extrem gelitten, ganz besonders Pforzheim. Dazu kamen noch viele Kriegsvertriebene in den Südwesten. Das sind schon ziemlich mildernde Umstände für einen Nachkriegsaufbau, der als erstes Ziel die möglichst schnelle Schaffung von Wohnraum gehabt haben dürfte; auch wenn dies manch heutige Bausünde nicht mehr entschuldigt. M.E. besitzt weniger Heilbronn der Weinberge wegen, sondern weit mehr Pforzheim als mehrfaches Tor zum Schwarzwald eine ganz hübsche Lage. Die Schlagdistanz zur badischen Hauptstadt Karlsruhe samt Rheintal einerseits und zur Schwabenmetropole Stuttgart andererseits wirken sich auf die Attraktivität hinsichtlich Kultur und Leben auch nicht gerade negativ aus. Dem Altbaubestand freilich hilft dies wenig.

  • Stuttgart hat durchaus auch seine schönen Seiten - nur findet man die eben abgesehen vom Schloßplatz nicht im Zentrum.

    Schön finde ich Stuttgart-Süd und -West, rund um Marienplatz und Erwin-Schoettle-Platz, die Karlshöhe darüber mit ihrer Villenbebauung, die vielen Parks (seit 1993 zum "grünen U" miteinander verbunden - man kann vom Killesberg bis zum Schloßplatz 7 km weit nur durch Parks wandern, mitten im Zentrum), die Orte Luginsland, Rotenberg und Uhlbach in den Weinbergen, die legendäre Halbhöhenlage insbesondere im Süden (einfach mal mit der Linie 15 ins Zentrum fahren), die Neue Weinsteige, einige historische Ortszentren wie in Bad Cannstatt, den Neckar weiter bis Remseck mit den Weinbergen ... und natürlich die Lage im Talkessel mit den Wäldern, wo sonst kann man schon in der Stadt Zahnradbahn und Standseilbahn fahren (außer vielleicht in Dresden)?

    Jedenfalls sollte man sich vom Zentrum nicht sofort abschrecken lassen.

  • Der "grüne" Fritz Kuhn hat gerade die Oberbürgermeister-Wahl gewonnen. Auch wenn ich die "Grünen" sehr skeptisch sehe, ist damit nun auch in diesem Posten die Jahrzehnte dauernde CDU-Vorherrschaft gebrochen. Was könnte das für Auswirkungen auf die Stadtplanungspolitik haben? Sind von Kuhn positive Impulse zu erwarten oder geht alles weiter mit den üblichen Investoren-Projekten und der autogerechten Stadt?

  • Ich halte von den meisten anti-freiheitlichen Ökosozialisten überhaupt nichts.

    Ist aber nun auch lachs, das Kind ist ohnehin in den Brunnen gefallen.
    Nun gibt es immerhin die Chance, in Stuttgart mal das Ruder rumzureißen :cool:

    Wie wär's, wenn wir als Stadtbild Deutschland dem neuen Stuttgarter OB einfach mal ein paar Anregungen mitgeben, in einem offiziellen Brief? Eine Art Weihnachtswunschzettel mit Rathaus/Marktplatz-Rekonstruktion, Nichtabriss nahe Schillerplatz, erschwingliche Innenstadtwohnungen... biggrin:)

    (Ansonsten war der Vorschlag durchaus ernst gemeint.)

  • Fritz Kuhn kann für Stuttgart ja auch mal frischen Wind bedeuten! 40 Jahre CDU haben aus der alten württembergischen Königsstadt ja eine grausam verstümmelte autogerechte Stadt gemacht. Neue Köpfe können eben auch neue Ideen bringen. Und die Grünen in Baden-Württemberg sind ja auch eher ökokonservativ, anders als in Hamburg wo die Grünen im Grunde ja nur linksalternative Knallköppe sind. ^^

    Für weniger Ideologie!

  • Sowohl SPD (Hannover) als auch CDU haben die Transformation der bundesdeutschen Städte in Auto-Albträume zu verantworten.

    Der Grüne selbst will aber natürlich auch gepflegt mit seinem ökokorrekten Hybrid-SUV über frisch geteerte Innenstadtautobahnen gleiten (der schlappe 11L schluckt). Und der Strom dafür kommt natürlich aus dem AKW und dem Kohlekraftwerk, aber das muss der Grüne in dem Falle ja nicht so eng sehen. Schließlich kann ja auch nicht immer die Sonne auf den grünen Pelz (oder die giftigen Solarpaneele) scheinen und der Wind nicht immer mitspielen (dafür aber Zugvögel lynchen). Die grüne Heuchelei ist zweifellos tragikomödientauglich.

    Man kann in wirtschaftspolitischer Hinsicht nur auf einen pragmatischen Kurs Kuhns hoffen. Niemandem nützt ein tot gewirtschaftetes Stuttgart.
    Und städtebaulich auf Vernunft im Sinne urbanerer Strukturen, die der altehrwürdigen Schwabenmetropole gerecht werden.

    Letztendlich wette ich aber darauf, dass alles weitgehend so bleibt wie gewohnt. Eher gibt es eine Verschlechterung, hin zu mehr unter Styropor verschwindenden, ökokorrekten Altbaufassaden, verschandelten Solardächern, E-Mobilitätsaktionismus (und damit mehr Straßeninfrastruktur) und gar zum Abriss "ökologisch ineffizienter" Altbauten. Macht euch auf was gefasst mit den Grünen.

  • Jede Partei hat ihre Ecken und Kanten... Ich kenne keine perfekte Partei... Und der Parteienhader in der Bundespolitik ist mir ein Graus. In der Kommunalpolitik sieht das jedoch meistens noch etwas positiver aus. Herr Salomon hat Freiburg in den 10 Jahren seiner grünen Herrschaft ja auch nicht zu Grunde gerichtet. Weder wirtschaftlich, noch was die Bausubstanz angeht. Freiburg/Breisgau ist eine der lebenswertesten Städte Deutschlands.

    Wichtig ist meines Erachtens, dass es keine Erbhöfe gibt. Es ist meist sehr schädlich wenn Städte Jahrzehnte lang von ein und der selben Partei regiert werden. Das fördert vor allem die Lobbypolitik... In Köln sagt man dazu "Knügel"... ;)

    Warten wir doch mal ab was das grüne Ländle in den nächsten Jahren so bieten wird.

    Für weniger Ideologie!

  • Da hast du recht und wir sollten auch das politische Pulverfass hier nicht weiter aufmachen.

    Ich hoffe nur, dass sich in Stuttgart wenigstens städtebaulich einiges zum Besseren wendet. Wir müssen auf jeden Fall mit unseren Forderungen an diese neuen Schalthebel der Macht treten, um uns von Anfang an Gehör zu verschaffen.

    Es sollte ein schwäbisches StadtbildD-Pendant geben :)