Riga (LV) (Galerie)

  • Zitat von "Brandmauer"

    In der Rigaer Altstadt steht auch eine der schönsten Rekonstruktionen überhaupt, das Schwarzhäupterhaus.
    Die s-Endung beim Herder-Denkmal ist wohl ein Genetivus Objektivus?

    Das Schwarzhaeupterhaus habe ich soeben eingestellt, Brandmauer. :)

    Und die Sache mit Genitivus Objektivus: Da wuerde ich Nein sagen (kenne ich auch gar nicht). Im Lettischen enden nahezu alle Namen, jedenfalls Maennernamen, mit "s." Martins, Arturs, Maris, Gatis, Janis ... Fremdwoertern wird auch gern ein s hinten drangehaengt. Z.B. hast Du hier eine Bar (Bars) in der Altstadt:

    Nachher zeige ich Dir noch mehr Beispiele. :)

  • Ich finde Renovatum für Rekonstruiert ein sehr schönes understatement. Man sollte es öfters so benutzen. Es ist der natürliche Gegensatz zum ostdeutschen "rekonstruieren", womit man nur renovieren meinte (bestenfalls)

    Der Renaissance-Schmuck des Schwarzhäupterhauses erinnert mich sehr stark an die sogenannte Weserrenaissance. Aber auch an die Bauten des Danziger Manierismus. Vor allem das Beschlagwerk und die vielen verzahnten Voluten. Auf jeden Fall ist es eine typisch niederdeutsche Variante der Renaissance (und beim übrigen Bau der Backsteingotik). Das Gebäude würde in keiner norddeutschen Stadt einschließlich Bremens stilistisch als ein Fremdkörper wirken (höchstens dort, wo der Wiederaufbau nur Müll hinterließ)

    Zu Herders: es mag wohl sein, dass im Lettischen zu einem männlichen Substantiv im Nominativ einfach die -s Endung gehört. Ein Genitivus obiectivus ist es sicher nicht, da dieser das Objekt einer Handlung markiert: der Zerstörer des Hauses u.ä.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Brandmauer"

    Die s-Endung beim Herder-Denkmal ist wohl ein Genetivus Objektivus?

    Nun, mit dem Genitivus objectivus ging ich nur auf Deine weiter oben geaeusserte Vermutung ein. Im Grunde sind wir uns wohl einig.

    Und was renovatum angeht: Das ist wahrhaftig ein elegantes understatement! Besonders in diesem Fall, da das Rigaer Schwarzhaeupterhaus (es gibt auch eins in Tallinn) zwischen Krieg und Nachkriegszeit voellig ausgeloescht wurde und darum einen Wiederaufbau, also reconstructionem, in herrlichster Form darstellt. Siehe in diesem Zusammenhang den interessanten Artikel ueber das Haus und seine Geschichte in der Welt vom Januar 2002 von Wilhelm von Boddien, dem spiritus rector der Bewegung fuer den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. :)

    Zitat von "Brandmauer"

    Das Gebäude würde in keiner norddeutschen Stadt einschließlich Bremens stilistisch als ein Fremdkörper wirken (höchstens dort, wo der Wiederaufbau nur Müll hinterließ).

    HA! Du sagst es! :daumenoben:

  • Hallo Jungens!

    Ich fahre demnächst nach Riga und wollte einfach einmal in die Runde Fragen, ob mir jemand von Euch bitte ein paar lettenmäßige Tipps für meinen viertägigen Besuch geben kann?

    Ich vergönne es dem einen oder anderen Tippgeber auch gerne mit einem Dankeschönfoto...

  • Hallo,
    nun die klassischen Sehenwürdigkeiten im Altstadtbereich werden Dir wohl nicht entgehen. Schwarzhäupterhaus (Reko), Jugendstil-Quartier Neustadt usw. Hier einige zusätzliche Tipps:

    - Restaurant "Rozengrals". Mittelalterliche Küche in der Altstadt. Sehr empfehlenswert.
    http://www.rozengrals.lv/d_aboutus.htm

    - Am Stadtrand liegt das ethnographische Freilandmuseum. Es ist mit dem Bus erreichbar, zeigt viele alte Bauernhäuser und bietet bei gutem Wetter einen schönen Spaziergang.
    http://www.latvia.travel/de/sehenswurdi…ichtmuseum-riga

    - Wenn das Wetter gut ist, fahre mal mit der Bahn zum nahen Jurmala ans Meer, um ein wenig an dem endlos langen Strand zu spazieren.

    Gute Reise!

    (P.S.: Habe jetzt übrigens die 3000 Beiträge erreicht. So vergeht die Zeit...)

  • Hallo, das Haus Bruninieku iela 139 ist ein nobler unverputzter Backsteinbau aus der Heiligen Gründerzeit, die hier eine gelunge Synthese mit dem Funktionalismus eingeht. Die beiden linken Fensterachsen zählen zu den besten Rezeptionen der florentinischen Renaissance im Baltikum, rechts darüber ein Fries in typisch norddeutschen Backsteinformen.
    Die ganze Straße ist übrigens ein sehenswertes Ensemble für gründerzeitliche Industriearchitektur.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Riga ist toll. Besonders die prächtigen Jugendstilburgen und -paläste. Bitte unbedingt schöne und detailiierte Fotos mitbringen, auch von Treppenhäusern. Da steht zwar manchmal ein grimmiger Portier im Weg aber ein echter APH-ler lässt sich davon nicht abschrecken ;)

  • Ein paar Bilder und Eindrücke meiner Reise nach Riga. Dadurch, dass die Stadt so weit nördlich liegt und es im Juni nur für ganz kurze Zeit dunkel wurde, besitzt diese Stadte eine ganz eigene und wunderbare Lichtstimmung. Die Architektur ist einfach traumhaft udn die zahlreichen Gründerzeit- und Jugendstilbauten haben mich natürlich besonders fasziniert. An vielen Ecken der Stadt - entweder Aufschriften, Inschriften oder Abbildungen -wird auch an die deutschbaltische Vergangenheit erinnert und aufmerksam gemacht.

    Forsetzung folgt.

  • Eine sehr umfangreiche Galerie.
    Haus Bruninieku iela 139 hast dir nix angeschaut?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Weiter geht es...

    @UC

    Nö, war ich nicht. Was habe ich versäumt - bin bald wieder dort oben und könnte das nachholen?

    Das nächste Mal kann ich noch Bilder von den Resten deutscher Spuren in Riga einstellen. Leider habe ich nur einen Bruchteil davon abfotografiert, aber zumindest eine Auswahl stelle ich zur Verfügung.

  • Exilwiener,

    Riga erinnert mich, wenn ich die Bilder hier betrachte, an [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Sehen das andere mitunter auch so?

    Toll, wo Du schon überall herumgekommen bist! In das Baltikum möchte ich auch einmal fahren.

  • ursus: Ich wurde zwar schon mehr als nur ein wenig skeptisch, als du die Gründerzeit in der Bruninieku iela als "heilig" tituliertest. Genauere Nachforschungen hingegen bestätigten mir dieses Urteil. Dennoch sei erwähnt, dass ich im mittleren Gesims eher andalusische Einflüsse zu erkennen glaube, aber das sei nur nebenbei dahingestellt. Wirklich bemerkenswert ist jedoch das, was auf den ersten Blick verborgen bleibt: Die Bilder im Kopfe jedes Entdeckers jener Perle, die die ihm gewidmeten Zeilen entfesseln, inbesondere vor dem Hintergrund derer Intention eines wahren Geheimtipps für jeden Urlauber.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Gardone

    Ja, zum einen erinnert es dieser Teil der Innenstadt, den Du vermutlich hier meinst, durch das geschlossene Gründerzeitstadtbild angrenzend an die Altstadt (Albertstrasse, Elisabethstrasse et cetera) an das Leipziger Waldstraßen -aber auch an das Musikviertel und zum anderen durch die schönen Jugendstil- als auch Gründerzeitbauten. Wobei ich festhalten muss, dass der Sanierungsgrad an sich sowie die fachgerechte Sanierungsausführung in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] in keiner Stadt übertroffen wird oder wurde - zumindest von allen Städten, wo ich persönlich bis dato war. Selbst in Dresden geht man etwas schlampiger damit um, wenn auch auf höchstem Niveau.

    Und natürlich gibt es auch ein paar andere Gemeinsamkeiten gibt es...abgesehen von der deutschen Einwohnerschaft, hatte und hat die Stadt ein hervorragendes Opernhaus, an welchem zB Richard Wagner engagiert war. Wenn ich mich nicht irre, dann entstand Rienzi in Riga bzw. war die Uraufführung dort.

  • Wann geht es denn mit dieser märchenhaften Galerie bitte weiter? Die deutschen Spuren interessieren mich schon sehr! Könnte mir vorstellen, dass auch die anderen bereits heiß darauf sind!!!

  • Na gut, dann geht´s halt gleich weiter. Aber die Bilder sind nun doch schon ein paar wenige Jahre alt.

    Neustadt:


    (Kino)


    (auch solche schlichten (klassizistischen?) Häuser findet man gelegentlich noch)

    Altstadt:


    (Schwarzhäupterhaus)


    (gelungener angepasster moderner Bau am Platz)

    Sonstiges:


    (Freiheitsdenkmal)


    (Ethnographischer Museumspark)


    (Stalinismus)