Leipzig - zwischen Abriss und Sanierung

  • Das sieht ja wirklich übel aus! Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es nach der Sanierung ein wahres Schmuckstück mit recht anspruchsvollen Wohnungen sein wird. Wann geht's los?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • DrZott & bilderbuch: Ich kann euch beruhigen, seit heute gehts los! Die erste Schuttrutsche wurde aufgebaut und ein paar Bauarbeiter wuseln herum. :)

    Leipzig - Back to the roots

  • Wenn das stimmt - ohne Ihre Nachricht bezweifeln zu wollen - dann ist das seit langem eine des besten Meldungen für die Sanierung Leipziger Altbauten! Jetzt fehlt nur noch Oelßners Hof und das Frühjahr ist diesbezüglich perfekt! :zwinkern:

  • Seitdem die Plane der GRK-Holding am Gebäude Ostplatz 2 hängt, das war vor mehr als 3 Jahren, gab es im Prinzip keine Zweifel mehr, dass dieses Gebäude gerettet sein würde. Bauprojekte brauchen nunmal eine längere Anlaufzeit, von daher bin ich nur überrascht, dass die Sanierung der Adolf-Bleichert-Werke noch in diesem Frühjahr starten soll. Letzten Herbst erst hat die CG-Gruppe dieses Industriebrache gekauft.

    Dieses Jahr wäre für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] in meinen Augen perfekt, wenn folgende Projekte an den Start gingen (nach Priorität geordnet):

    - Höfe am Brühl
    - Ring-Messehaus
    - Adolf-Bleichert-Werke
    - Hauptpost
    - Hotel de Pologne
    - Oelsners Hof
    - Randbebauung am Bildermuseum
    - Wahrener Rundling
    .
    .
    .
    - Ostplatz 2

    Die Verwirklichung dieser Projekte sind für dieses Jahr realistisch, wahrscheinlich werden aber nicht alle an den Start gehen. Für nächstes Jahr wünsche ich mir, dass das "Stasi"-Gelände in der westlichen Innenstadt und das Gerberviertel in Angriff genommen werden.

  • Endlich mal ein Abriss der uns alle freut! Heute stand es in der LVZ: Die Wahrscheinlichkeit, dass der störende Riegelbau am Deutschen Platz in naher Zukunft abgerissen wird, ist trotz Vollvermietung relativ hoch! Man scheint eingesehen zu haben, dass diese Sichtachse bedeutsamer ist als mancher glauben möchte.
    Um diesen Bau handelt es sich:

    mehr dazu: http://www.staedtebau-forum.de/forum/rekultivierung-der-alten-messe-t82.html\r
    http://www.staedtebau-forum.de/forum/re ... e-t82.html


    Was bin ich heute froh! :lachen:

  • Quote from "madmellow"

    ...dass diese Sichtachse bedeutsamer ist als mancher glauben möchte.

    Und nicht nur das! Die ganze Achse an sich hat unheimlich viel städtebauliches Potential. Wenn ich mir überlege, dass wir 2013, also in knapp 3 1/2 Jahren, das 200. Jubiläum der Völkerschlacht feiern wollen und die entsprechende Straße, die Straße des 18. Oktober, zu besagtem Denkmal in einem Zustand ist, den man mit bestem Gewissen als "unter aller Sau" bezeichnen kann, dann frag ich mich, ob es nicht zu spät ist bzw. was man bis 2013 überhaupt noch aus dem Areal herausholen möchte?
    Dieses Jubiläum bietet für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] unheimlich große Vermarktungsmöglichkeiten, wie es wohl sonst nur die WM 2006 und die Olympia-Bewerbung vermocht haben. Europaweit kann man dieses Ereignis nutzen, um für Frieden zu mahnen und an die Opfer der beteiligten europäischen Völker, der bis dahin größten Schlacht der Geschichte, würdevoll zu gedenken. Bislang hab ich von Seiten der Stadt nix von einem Masterplan "Völkerschlachtdenkmal" gehört. In diesem Zusammenhang wäre es sicher auch sinnvoll, dass sich der Bund entsprechend beteiligt. Schließlich betrifft das auch die deutsche Außenwirkung auf alle europäischen Staaten. Die in Bezug auf deutsche Geschichte in Europa ja bekanntlich nicht die Beste ist.

    Eine Allee, gesäumt von Bäumen und breiten Fußwegen mit einer gepflasterten Straße im mittleren Bereich bis zu den S-Bahn-Gleisen (oder auch darüber hinaus, je nachdem) wäre sicher wünschenswert und machbar. Fraglich bleibt, inwieweit solch ein Boulevard für reinen Fußgänger-Verkehr sinnvoll und attraktiv wäre, oder man nicht doch PKW-Verkehr zulassen könnte (http://i249.photobucket.com/albums/gg231/TheBassTian/Vlkerschlachtallee.jpg\r
    i249.photobucket.com/albums/gg23 ... tallee.jpg :zwinkern: ). Eine wirklich schwierige Frage. Gegen den PKW-Verkehr spricht nicht allzu viel. Das Areal, vor allem im Bereich des Dr.-Wilhelm-Külz-Parks ist heute so gut wie tot, und nur an sonnigen Wochenendtagen verirren sich ein paar wenige Spaziergänger mal dorthin. So gesehen würde damit ohnehin niemand gestört werden.

    Irgendwelche Neubauten und vor allem Abrisse von historischen, qualitativ hochwertigen und städtebaulich prägenden Messehallen, wie diese Woche in der LVZ zu lesen, sehe ich als den falschen Weg bevor nicht die bestehende hochwertige Substanz revitalisiert wurde. Der Abriss dieses Ungetüms jedoch, egal welchen Vermietungsstand das Ding zuletzt aufgewiesen hat, war ja wohl mehr als überflüssig. Dieser und anderer Schund ist doch dafür verantwortlich, dass dieses an sich höchst geniale Areal als total schäbig wahrgenommen wird und Investoren lieber einen großen Bogen bislang drumherum gemacht haben. Audi hätte seine recht attraktive Leipziger Niederlassung genauso gut auch an die Straße des 18. Oktobers bauen können. Wobei wir dann generell bei der Frage wären, welche Bauwerke in dem Bereich zulässig sind? Öffentliche Prachtbauten wie wir sie von früher kennen wären dort sicher äußerst passend, jedoch ein Wunschgedanke. Aber was sonst? Ein Praktiker-Baumarkt oder ähnliche Gewerbeobjekte sind sicherlich auch ein No-go. Gebäude, wie das der Bundesbank gehen in die richtige Richtung.
    Man sollte wohl eher eine Mischnutzung anstreben, die Publikum anzieht und das gesamte Areal somit mehr in das Blickfeld der Bevölkerung rückt und damit auch für Investoren attraktiver macht. Das derzeitige Aussehen der Messehalle 7 mit dem orange-grellen Anstrich ist sicherlich auch nicht unbedingt das Maß aller Dinge. Und die Tage der Eishalle der Blue Lions sind sicher auch gezählt. Den Ansatz, den Sowjet-Pavillon, ehemals Deutschland-Halle (Achilleion) wieder für Sporteignisse, in diesem Fall als Heimstätte des HCL umzunutzen sind doch ein begrüßenswerter Ansatz. In der Richtung muss noch mehr Geschehen!

    Leipzig - Back to the roots

  • Ich finde, dass die Allee sowieso in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zu sehr vernachläßigt wird aber sehr viel Potential hat. Ich hoffe mit Umgestalltung des Bayerischen Platzes wird auch mal die Sichtachse gerade das Gelände der Messe aufgewertet. Ich bin sehr gern auf der Messe (Autokino, Hitmarkt, Automeile) aber zum Verweilen lädt das Gelände im Moment nicht gerade ein.

  • eine erfreuliche Nachricht:

    die GRK hat die Oststraße 2 / Ostplatz heute eingerüstet.
    Leider hat es geregnet, so dass ich keine Fotos machen konnte.

    Aber es geht auf jeden Fall los

    Deswegen sollte die weitere Berichterstattung dazu unter "Leipziger Sanierungsprojekte" laufen

  • Das Gebäude Dresdener Straße 1/Salomonstraße 2 und 4 wurde 1915 –im ersten Weltkrieg- für die Druckerei Bernhard Meyer erbaut. Baukonstruktiv handelt es sich um einen Betonbau – größtenteils in Skelettbauweise errichtet.

    Nach 1945 zog der grafische Großbetrieb Interdruck ins Haus. Nach jahrlangem leerstand soll die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes durch die CG-Gruppe in Kürze beginnen.
    Die Firma Caruso hat bereits den zuletzt als Hof- und Parkfläche genutzten großen Geländeteil an Dresdener- und Inselstraße beräumt. Abgebrochen wurden hier größtenteils aus der Zeit nach 1945 stammende Gebäude, die nicht erhaltenswert waren. Die Neubebauung des Areals, für das es (wie für so viele Gründstücke) Entwürfe im Vorentwurfsstadium gibt, wird zumindest vorerst nicht realisiert.

    Gesamtansicht in Bau 1915 – mit Musterfassade

    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/bb043853.jpg

    Gesamtansicht in Bau 1915
    http://museum.zib.de/sgml/bilder/gross/bb043854.jpg

    Gesamtansicht nach der Vollendung um 1920 –man beachte die Stein-Statuen im 1.OG, die vermutlich einer Fassadenbereinigung in den 30er oder 50er Jahren zum Opfer fielen.

    Gesamtansicht 2009

    Eingangsbereich nach der Vollendung um 1920 –man beachte die Pfosten der Einfriedung in Form von liegenden Büchern, die auch heute noch erhalten sind

    Eingang 2009 – schon, dass der Sprayer genau das Orange des Schriftzugs getroffen hat

    Rückseite 2009

    Salomonstr. 4 – 2009 – dieser Bauteil wurde nach 1920 stilgerecht an den Altbau angepaßt

    Bildquellen:
    Historische Bilder: Fotografien aus dem Atelier Hermann Walter, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] (Stadtgeschichtliches Museum [lexicon='Leipzig'][/lexicon])
    Bilder 2009: von mir.

  • Danke für die wie immer vorbildhaften Hintergrundinfos, Leipziger. Ein sehr interessantes Gebäude. An der tollen Erhaltung – man beachte, dass im Erdgeschoss noch sämtliche Türen und Fenster aus der Bauzeit vorhanden sind (!) – sieht man mal wieder, was für Schätze es in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch zu heben gibt. Ich vermute mal, dass mit einer Wiederherstellung der entstuckten Partien nicht zu rechnen ist, oder?

    Gleichwohl frage ich mich, wieso es heute nicht mehr möglich ist, Kopfbauten von einer ähnlichen Qualität zu gestalten, obwohl der oben zu sehende Bau schon in den heute noch gängigen Techniken errichtet wurde. Ein vernünftiges, wohlproportioniertes Dach, ein klar abgesetztes Erdgeschoss, Fenster, die diese Bezeichnung auch verdienen – es könnte doch so einfach sein!

  • Sorry, ich kenn mich da jetzt nicht so aus... aber ist das untere Bild vom Paris-[lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Vergleich eine Fotomontage oder echt? Die Bilder kommen sich nämlich schon richtig nahe, lediglich das Pflaster und die behutsameren Markierungen sind in Paris reizvoller, dafür stehen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] keine Hochhäuser im Hintergrund.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ein beeindruckender Beitrag des DDR-Fernsehens aus dem Jahre 1989, der einige Bilder aus dem damals kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Waldstraßenviertel zeigt - und, für mich recht erstaunlich, belegt, das damals der Wert der Bauten erkannt war (für die 1980er keinesfalls selbstverständlich):

    http://www.mdr.de/damals/6069786.html\r
    http://www.mdr.de/damals/6069786.html

    (Danke an hometownLE aus dem DAF für den Link)

  • hallo rma,

    der fernsehbeitrag enstand ende ´89, kurz nach der wende.
    in ganzer länge beleuchtet er drei themen:

    1. die ddr-baupolitik war völlig am ende.
    2. die wohnverhältnisse in den altbaugebieten war katastrophal.
    3. plattenbauten konnten weder ökonomisch noch psychologisch die altbauverluste aufwiegen.

    der beitrag zeigt, was damals letztlich a l l e n klar wurde: so konnte es nicht weiter gehen.
    auch deshalb gab es die leipziger montagsdemos.
    auch darum blieben sie friedlich.

    ostdeutschland hatte das grosse glück, dass es westdeutschland gab. man kann zu recht beklagen, dass die meisten immobilien heute in westdeutschem besitz sind. ostdeutsche hatten ja keine ersparnisse, um die häuser erwerben und sanieren zu können. steuerersparnisse und investitionshilfen, die unter "aufbau ost" liefen, sind zum grossteil letzten endes auf westdeutsche konten zurück geflossen. ich kenne jedenfalls keinen, der seine miete nicht nach westdeutschland überweist. diese haus- oder wohnungsbesitzer zahlen woanders ihre steuern und geben auch woanders ihr geld aus.

    so kommt es, dass reichlich geld "in den osten" fliesst, er trotzdem nicht so recht auf die beine kommt, aber die qualität der altbausanierungen oftmals grandios ist.

    allein schon für letzteres hat sich die wende gelohnt. viele der vorbildlich sanierten altbauten wären sonst inzwischen in sich zusammengefallen.

    der fernsehbeitrag ist gut, um sich das mal wieder in erinnerung zu rufen.

  • Besagter Film "Ist [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch zu retten?" lief am 06.11.89 im DDR-Fernsehen. Ich meine mich aber zu erinnern, dass er vor der Wende, und zwar im Juni '89, bereits gedreht wurde. Der Film durfte im DDR-Fernsehen nicht gezeigt werden, und die DDR-Administration zeigte sich alles andere als erfreut, dass das Filmmaterial in den Westen gelang. Es kann aber sein, dass ich das jetzt mit einem anderen Film verwechsel.

    Hier kann man sich übrigens den ganzen Film bestellen. (Den Titel in die Suchzeile eingeben)

  • ^ Besagter Film führte m.W. übrigens kurzfristig zur 1. Volksbaukonferenz am 6. und 7. Januar 1990, die essentiell für die wiederkehrende hohe Wertschätzung des Altbaubestandes in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war.

  • Das nämliche Gebäude steht an einer Ecke in singulärer Lage. Unmittelbar daneben sind keine anderen Häuser, sondern eine Brachfläche. Das Viertel wurde in den achtziger Jahren großräumig abgeräumt und mit Plattenbauten zugestellt. Der Sanierungsstand hier ist der geringste in [lexicon='Leipzig'][/lexicon].
    Zwar ist der Verlust groß - doch es werden keine gründerzeitlichen Blockrandstrukturen zerstört - die gibt es hier nämlich gar nicht mehr. Zur Orientierung ein Blick:
    http://www.bing.com/maps/default.a…95627&encType=1