Spiegel zum 100. Geburtstag von Sep Ruf

  • http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,569968,00.html\r
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 68,00.html

    Die mainstream-Presse ergeht sich mal wieder in den schleimigsten Lobhudeleien für das ach so demokratische Nachkriegs-Bauhaus. Diesmal ist Sep Ruf an der Reihe, der Münschen und Nürnberg übel verschandelt hat wie kaum ein anderer.

    Seine Heiligkeit, Sep Ruf, hat unter anderem diese widerliche Betonplattenbau an die Stelle eines der größten und schönsten Renaissance-Schlösser Deutschlands, die Maxburg, gesetzt:

    http://www.pmt-online.de/images/sehensw_gal_gr_maxburg.jpg\r
    http://www.pmt-online.de/images/sehensw ... axburg.jpg

    Außerdem ist er verantwortlich für den Abriß der problemlos wiederaufbaufähigen Ruine des Augustinerklosters in Nürnberg, das er im Zuge des "Wiederaufbaus" des Germanischen Nationalmuseums platt machen ließ:

    So sieht's da heute aus:

    [Copyright für die Fotos bei baukunst-nürnberg]

    Natürlich hat Sep Ruf übrigens auch unter den Nazis fleißig gebaut, aber laut Spiegel war das natürlich alles total subversiv ... nun ja, mit anderen geht man da nicht so nachsichtig um.

  • Dann schreib doch gleich mal einen Leserbrief an den Spiegel!

    Ich habe in der FAZ auch schon anläßlich eines einseitigen Artikels den großen Ernst May verbal angegriffen und diese wandelnde Abrißbirne mit Walter Ulbricht verglichen. Wurde gedruckt. Er wird sich im Grab umgedreht haben... :gg:

  • Ich habe gerade schon einen passenden Eintrag im Online-Forum des Spiegel hinterlassen. Da ist aber nicht los, zuvor nur 2 Einträge in 4 Stunden...

  • Naja, das neue Frankfurt von Ernst May, diese riesigen Siedlungen, finde ich schon interessant und eindrucksvoll... hab daher immer eher positive Assoziationen mit ihm gehabt. Bis ich gehört habe, dass er Wiesbadens Villenviertel für eine Betonstadt abreißen wollte. Gut dass er es nicht geschafft hat. Aber ohne ihn sähe Wiesbaden jetzt vielleicht noch schöner aus als es ohnehin schon ist.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Schön ist auch in dem Artikel folgendes:

    Zitat

    ...ätzte Adenauer: "Ich weiß nicht, welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber der verdient zehn Jahre."

    Adenauer war immer so schön direkt und treffend!
    oder:

    Zitat

    Nicht eine einzige Publikation erschien zu Lebzeiten (1908–1982) über den gebürtigen Münchner, es gab keine Festschriften, keine Retrospektive.


    Warum nur? Für so ein Architektenmüll auch noch Lob bekommen? :gehtsnoch:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ich würde ihn nicht so pauschal beurteilen. Wenn ich seine Nürnberger Bauten ansehe, dann gibt es deutliche Unterschiede.

    • Wiederaufbau des Germanischen Nationalmuseums
      In der Altstadt einfach unpassend, und auch unter Vernachlässigung des städtebaulichen Kontextes zwischen eher unschön und potthäßlich (Ostbau!); teilweise auch für die Nutzung als Museum ungeeignet (aus konservatorischer Sicht, z. B. Ausbleichung von Exponaten in den Obergeschossen des Südbaus durch starken Lichteinfall durch die Glasfassade trotz Nordexposition). Der Abriß der im späten neunzehnten Jahrhundert hierher translozierten Reste des Augustinerklosters ist natürlich unverzeihlich. Allerdings gab es auch Planvarianten, die den Erhalt beinhalteten, und ich kann nicht beurteilen, wer letztendlich den Abriß durchgedrückt hat (evtl. Ludwig Grote?).
    • ehemalige Bayerische Staatsbank, heute Raiffeisenbank
      Durch die Verwendung von Sandstein und den Verzicht auf ein richtiges Flachdach - wenngleich der Neigungswinkel sehr klein ist - ist ein einigermaßen passabler Bau entstanden. Für den Standort gegenüber des Ostchors der Lorenzkirche könnte man sich zwar passenderes vorstellen, aber ganz schlecht ist der Bau nicht.
    • Wohnanlage Hirschelgasse
      Der dominante, zum Äußeren Laufer Platz hin orientierte Kopfbau nimmt die architektonische Tradition Nürnbergs leider nicht auf und wirkt deshalb ziemlich beliebig, wenngleich er besser ist als vieles andere in sehr stark zerstörten Gegenden der Altstadt (Steppe!). Der Flügel zur Äußeren Laufer Gasse strahlt die typische unprätentiöse Eleganz der Fünfziger aus, die in Altstadtlage etwas deplaziert, für sich genommen aber durchaus reizvoll ist.
    • Akademie der bildenden Künste
      Losgelöst von der Altstadt und klassischen städtebaulichen Strukturen, auf einem Waldgrundstück in Stadtrandlage, zeigt Ruf mit der Akademie, daß die frühe Nachkriegsmoderne, wie bei der Wohnanlage Hirschelgasse schon angedeutet, durchaus elegant sein kann. Da es sich hier nicht um eine ganze Wohnanlage oder eine andere größere städtebauliche Struktur handelt, die als aufgelockerte Stadtlandschaft errichtet wurde - die hochproblematischen Ergebnisse kennen wir v. a. aus den späten Sechzigern und den Siebzigern zur Genüge - sondern um eine sehr kleine Hochschule in ziemlich isolierter Lage, haben wir hier eine der seltenen, aber durchaus möglichen Situationen, in denen die frühe Nachkriegsmoderne wirklich schöne Gebäude hervorgebracht hat, die auch aus städtebaulicher Sicht nicht zu beanstanden sind.
  • @ Norimbergus:

    Na, so richtig positiv klingen deine Bewertungen zu den besagten Bauten mit Ausnahme der Akademie der Künste allerdings nicht :lachen:

    Zitat

    zwischen eher unschön und potthäßlich

    Zitat

    für die Nutzung als Museum ungeeignet

    Zitat

    könnte man sich zwar passenderes vorstellen

    Zitat

    wirkt deshalb ziemlich beliebig

  • Traurige nichtssagende Architektur ! Manche Industriehallen sind schöner als diese Museumsbauten, die nur noch ein Nachhall einer menschenverachtenden Epoche sind.

  • Aus psychologischer Sicht ist die Epoche dennoch sehr interessant. Wie verwüstet muß das geistige Innenleben dieser Architekten und Planer gewesen sein, daß sie alles wirklich Lebendige abtöten wollten, zugunsten perfekter Ausdruckslosigkeit und Sterilität. Man könnte es sogar als eine Art Totenkult interpretieren, willentliche Auslöschung des schöpferischen Ichs.

    Diesen Geisteszustand überhaupt erreicht zu haben - ich glaube, dazu bedarf es einer Tiefe der weltanschaulichen Stellungskriege, die heutzutage unbegreiflich und auch unerreichbar ist. Wir verfügen bei allem
    hundertfach vermehrten und komprimierten Wissen nicht über die Vorstellungskraft und Bildung, die unterschiedslos alle Bau- und Philosophischen Epochen ungeachtet der jeweiligen Frontwahl zu Waffen schmieden läßt.

    Gerade weil die mitteleuropäische Geistesweit eine der tiefgründigsten überhaupt war, konnte damit ein solches Maß an (weltanschaulicher) Verwüstung erreicht werden. Aus dem Bewußtsein tiefverwurzelten Wissenserbes erwuchs die Unbedingtheit und der Wille zur restlosen Deutungshoheit, die noch hundert Jahre später keine sachliche und objektive Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert zuläßt.

    Ich denke, auch auf diesem Gebiet hat Deutschland Rekorde gebrochen...:?

    Nein, die werden gedünstet

  • Dieser Architekturtrend wollte die Häuser auf ihre pure Funktion reduzieren. Kein Schmuck, Gestaltung nur durch Gliederung des Baukörpers. Dass so etwas funktionieren KANN, zeigen die sogenannten "Ranches" des amerikanischen Midcentury. Als Beispielarchitekt sei hier Frank LLoyd Wright genannt. Durch Verzicht auf Dekor gestaltete sich der Übergang vom Wohn- zum Außenbereich - und umgekehrt - vergleichsweise fließend. Das funktioniert aber nur, wenn es außerhalb des Hauses Natur gibt und die verschiedenen Bungalows weit genug voneinander weg stehen. Hätte ich beispielsweise ein 1ha Waldgrundstück an der Elbe ganz für mich alleine, so würde ich mir wahrscheinlich einen Bungalow nach Frank LLoyd Wright oder Bauhaus dahin stellen. Auch aus ökologischen Gründen: Eine Gründerzeitvilla bspw. "funktioniert" nur in Verbindung mit einem großen und gut gepflegten Parkgrundstück. Im Wald wirken Gründerzeitbauten verloren.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Fallingwater\r
    en.wikipedia.org/wiki/Fallingwater

    Stehen Schachtelbauten aber so nahe beieinander, dass das menschliche Auge nichts natürlches mehr wahrnimmt, so müssen die Schachtelbauten die Natur optisch ersetzen. Das gelingt ihnen nicht, da schon in ihrem Konzept keinerlei Dekoration vorgesehen ist. Deshalb sind schmucklose Schachtelbauten für Städtebau ungeeignet.

    Dazu kommt in vielen deutschen Städten noch die fehlende Abwechslung in der Architektur. Dieses Haus: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/94/Wrightfallingwater.jpg\r
    upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... gwater.jpg stammt aus dem Jahre 1935, ist mittlwerweile also 73 Jahre alt. Wenn mir jemand gesagt hätte, vorige Woche wäre das Ende der Bauarbeiten und Schlüsselübergabe gewesen... Nun, das hätte ich ihm ohne weiteres abgenommen. 73 Jahre - wann gab es das, dass ein Architekturstil über so eine lange Zeit dominierend war?

  • Zitat von "Booni"

    Naja, das neue Frankfurt von Ernst May, diese riesigen Siedlungen, finde ich schon interessant und eindrucksvoll... hab daher immer eher positive Assoziationen mit ihm gehabt.

    Ohne das hier vertiefen zu wollen - gegen seine Römerstadt in Ffm habe ich auch nichts. Aber WI verdankt ihm die Plattenbausiedlung Klarental und beinahe verschiedene Flächenabrisse historischer Bauten (Bergkirchenviertel, Altstadt uvm). Und in Ffm fand er es nach dem Krieg nach einem Zitat "unfaßlich, über den (originalgetreuen) Wiederaufbau der Altstadt auch nur nachzudenken".

    Es ging mir (wie wohl auch Philon bei seinem Wutausbruch) ja in erster Linie darum, daß man in einem Nachruf beide Seiten einer Person beleuchten sollte, also nicht nur "ja, was hat der doch schöne moderne Sachen gebaut", sondern auch "dafür hat er leider mit historischen Bauten kein Erbarmen gehabt". Lobhudeleien nach dem Motto "Über die Toten nur Gutes" finde ich auch völlig daneben. Nach Harald Juhnkes Tod hat sich schließlich auch kein Nachruf auf seine große Schaupielkunst beschränkt; selbstverständlich hat jeder Artikel auch erwähnt, daß Juhnke sich zu Tode gesoffen hat.

  • Zitat von "Wissmut"

    Aus psychologischer Sicht ist die Epoche dennoch sehr interessant. Wie verwüstet muß das geistige Innenleben dieser Architekten und Planer gewesen sein, daß sie alles wirklich Lebendige abtöten wollten, zugunsten perfekter Ausdruckslosigkeit und Sterilität. Man könnte es sogar als eine Art Totenkult interpretieren, willentliche Auslöschung des schöpferischen Ichs.

    Der Bauhaus ist ein Kind des Hygienefanatismus, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts aus Deutschland in die ganze Welt ausbreitete. Es fing an mit der gezielten Zerstörung mittelalterlicher Stadtkerne und endete mit der Ersetzung der gewachsenen Architektur durch hygienisch "reine Architekturformen". Im Prinzip könnte man sagen, daß Max von Pettenkofer die ideelle Keimzelle der "Säuberung unreiner Architektur" ist.

    Zitat von "Wissmut"


    Diesen Geisteszustand überhaupt erreicht zu haben - ich glaube, dazu bedarf es einer Tiefe der weltanschaulichen Stellungskriege, die heutzutage unbegreiflich und auch unerreichbar ist.

    Wissmut, diesen Geisteszustand würde ich als "militanten Putzfimmel" bezeichnen, der aus einem ganz praktischen Hintergrund entstanden ist. Heutige Bauhaustheoretiker wollen diesen rein praktischen Ursprung natürlich durch ihre philosophischen Hirngespinste (Glas=Demokratie etc.) verschleiern.

    Zitat von "Wissmut"


    Wir verfügen bei allem
    hundertfach vermehrten und komprimierten Wissen nicht über die Vorstellungskraft und Bildung, die unterschiedslos alle Bau- und Philosophischen Epochen ungeachtet der jeweiligen Frontwahl zu Waffen schmieden läßt.

    Denke mal praktisch, also auf Bauhausniveau ! Jede Architektur wurde damals auf ihren hygienischen Wert abgeklopft und natürlich kam heraus, daß verwinkelte Strukturen generell anfällig für jegliche Arten von Schmutz sind und deshalb generell Krankheitskeime darstellen. Nur kubusartige Architekturformen, so dachte man und denken manche unverbesserlichen Leute noch heute, seien keine Krankheitskeimherde.

    Zitat von "Wissmut"


    Gerade weil die mitteleuropäische Geistesweit eine der tiefgründigsten überhaupt war, konnte damit ein solches Maß an (weltanschaulicher) Verwüstung erreicht werden. Aus dem Bewußtsein tiefverwurzelten Wissenserbes erwuchs die Unbedingtheit und der Wille zur restlosen Deutungshoheit, die noch hundert Jahre später keine sachliche und objektive Auseinandersetzung mit dem 20. Jahrhundert zuläßt.

    Das haben sich Theoretiker später als Legitimation einfallen lassen, um die praktischen Gründe für diese Bauten zu verschleiern. Die gleiche Philosophie könnte man für jeden Architekturstil als Legitimation nehmen.

    Zitat von "Wissmut"


    Ich denke, auch auf diesem Gebiet hat Deutschland Rekorde gebrochen...:?

    Da hast Du recht. Ist es ein Wunder, daß der Begründer der Hygieneforschung ein Deutscher war ? Hier wollte man eben besonders reinlich sein.

  • In der F.A.Z. schreibt Dieter Bartezko über Sep Ruf:

    Zitat

    Wir Deutschen bauten ganz anders

    Von Dieter Bartetzko - 07. August 2008 Nach den Bombennächten des März 1944 ragte in Frankfurt ein romanischer Wohnturm über die Schutthaufen der Altstadt. Er war zum Vorschein gekommen, als Feuer die umstehenden Fachwerkhäuser niedergebrannt hatten. 1948 genügte die Notiz einer Trümmerkommission, durch die Südwand laufe ein armdicker Riss, um das kostbare Denkmal kurzerhand zu sprengen. Heute packt jeden Frankfurter der Neid, wenn er daran denkt, dass im selben Jahr München eine Bausperre über seine zertrümmerte Altstadt verhängte, um Vorgänge wie die Barbarei am Main zu verhindern. [...] Manche werden sich noch an den Architekten des 1963 als „armselige Glaskiste“ verhöhnten Bonner Kanzlerbungalows erinnern. Dass er alles andere war als ein radikaler Glaskistenmann, dass er nicht die damals als allein seligmachend geltende Konfrontation von Alt und Neu betrieb, sondern deren Kombination, beweist nun eine Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne.

    Wahrhaft modern und bestechend schön

    Es waren die Fanatiker der Moderne , vor allem aber die allerorten mächtigen Allianzen der Mittelmäßigen, die nach 1945 unsere Städte so unsäglich hässlich und bieder wieder aufbauten. Mit dieser Erkenntnis verlässt man die Ruf-Ausstellung, die einen Mann präsentiert, der, jenseits von Fanatismus und Mittelmaß, wahrhaft modern und bestechend schön baute, weil er die Tradition nicht, wie so viele seiner Kollegen, verachtete oder nur im Mund führte, sondern respektierte. [...]

    http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E07CE862086F943F29CE125CFF6C75EDA~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell\r
    http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... ss_aktuell

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Vielleicht war es auch einfach das große schwarze Loch in der politischen Autorität des verbliebenen deutschen Staates - denn die Möglichkeiten, ein Wirtschaftswunder ZUSAMMEN mit einem "Nürnberger" oder "Münsteranen" Wiederaufbau der historischen Stadtkerne hinzulegen, waren unzweifelhaft vorhanden. Das Neue-Heimat-Gestrüpp aus Planungsstäben, Seilschaften und dem ganzen bautechnisch-industriellen Komplex hatte den Krieg nur leicht beschädigt überstanden und hätte entsprechende (Bundes)Gestaltungssatzungen mitgetragen. Selbst wenn dieses Agreement zwischen Politik und Wirtschaft nur anderthalb bis zwei Jahrzehnte gehalten hätte - es wäre ausreichend gewesen. Der Fehler war, daß man den Komplex und seine Macher einfach sich selbst überlassen hat.

    Das ganze urbanistische Wissen, was heutzutage mühsam wiederentdeckt und als neu angepriesen wird (inklusive ökologisches Bauen), war zu Beginn des Wiederaufbaus längst vorhanden...übrigens auch eine der Leistungen des damaligen Komplexes.

    Nein, die werden gedünstet

  • Offtopic: wovon spricht Bartetzko bezüglich des Wohnturms in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]? Meint er den Rest des "Hauses zu den drei Sauköpfen"? Ich habe nie eine Bestätigung gesehen / gelesen, dass der wirklich romanisch war?

  • Meine Güte, muss dieser Typ ein Dilettant gewesen sein. Offenbar ist nicht nur sein Neubau des Germanischen Nationalmuseums Pfusch, sondern auch die Kiste, die er an die Stelle der Maxburg gesetzt hat. Aus der "Zeit":

    Zitat

    Seit das Münchener Amtsgericht im Frühjahr 1956 in das siebenstöckige Gebäude an der Pacellistraße einzog, hat sich die Justiz ihres Domizils denn auch nie so recht von Herzen freuen können. Zu vielfältig und offenkundig sind die Mängel in diesem Haus. Die Richter haben dort nicht die nötige Ruhe. Die Räume, in die zur Zeit die Gefangenen gesteckt werden, ähneln eher Käfigen. Ebenso fehlen Zeugenzimmer; eine der wichtigsten Forderungen — den Zeugen während der Hauptverhandlung von jeder Beeinflussung fernzuhalten — wird also nicht erfüllt.

    Die Gerichtssäle können überdies während des Prozesses nicht, gelüftet werden, denn draußen tost der Verkehr mit so gewaltigen Phonstärken vorüber, daß er, falls die Fenster geöffnet sind, drinnen jedes Wort erstickt. Im Sommer ist die Hitze in den Sälen schier unerträglich. Dazu kommen noch die ständigen Reparaturen, die das erst 1956 fertiggestellte Gebäude verlangt. _ In den Jahren 1590 bis 1596 hatte es dem bayerischen Herzog Wilhelm V. als Alterssitz gedient. Im zweiten Weltkrieg wurde das alte Schloßgebäude von Bomben getroffen; jahrelang war es eine der größten Ruinen mitten im Stadtzentrum, bis man sich schließlich entschloß, die Ruine einzureißen und an ihren Platz ein modernes Bürohaus aufzubauen. Nur ein Renaissance-Turm blieb erhalten.

  • also das wichtigste klassische laber-zitat aus dem artikel, in sich dümmlich da anhand der optisch konterkarikaturierenden fakten wiederlegt (erst den link anklicken und dann das zitat unten lesen 8):(

    http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407798B1CE808F1F6632/Doc~E07CE862086F943F29CE125CFF6C75EDA~ATpl~Ecommon~SMed.html#B638551228A04B239F1D2DB557A89298\r
    http://www.faz.net/s/RubEBED639C476B407 ... B557A89298

    Zitat

    Rufs Max-Burg beispielsweise wird zwar dominiert von den unverkennbar funktionalistischen Großbauten des Justizministeriums und des Erzbischöflichen Ordinariats – Rasterfassaden, feingliedrige Fensterreihen, überschlanke, rhythmisch geordnete Träger, verkleidet mit Muschelkalk. Doch ordnet sich alles dem Maß und den Proportionen der Renaissance unter, die der freistehend vor den Neubauten restaurierte alte Turm vorgibt. Auch im Inneren, mit einer swingenden Wendeltreppen-Ellipse und einem Lichthof, den grazile Galerien umschließen, ein Konzentrat der Nierentisch-Ära, klingt dennoch das einstige München an. Denn man wird an die Arkadenhöfe der Altstadt erinnert.

    Prinzip der Transparenz

    Diese Neigung, Tradition in der Moderne zu bergen, besaß schon der Debütant. 1931 gestaltete Sep Ruf die Bogenhausener Villa des Schriftstellers Karl Schwend als lupenreinen weißen Bauhauskubus, fügte ihr aber ein rundbogiges Portal ein, wie es jeden bayerischen Barockbau hätte zieren können. Das hat nichts Heimattümelndes, sondern bereichert die Moderne des Bauhauswürfels und unterstreicht seine pathetische Nüchternheit. Vielleicht war es diese Vorliebe für Traditionalismen

  • Man ist einfach fassungslos, wenn man sich die Bilder anschaut.
    Gegenüber dieser "Murksburg" (Münchner Volksmund) ist der Palast der Republik ja noch ein ästhetisches Highlight (gewesen).

  • murksburg...

    :gg:

    noch eimal zur moderne, hier sind ja soeben einige theorien ('sauberkeitsfimmel' usw.) neu geboren wurden, bravo :lachen:

    fallingwater und der barcelona pavillon zBsp. sind wie viele andere bauhaus bauten auch, sicher grossartige design-leistungen.
    mir gefallen diese und ich verstehe die gestalterischen ideen welche hinter den entwürfen standen.
    hier von sauberkeitsfimmel zu reden ist vielleicht etwas sehr ignorant.

    die fragestellung ist ja doch eine ganz andere:
    wer in den 60ern und 70ern die herren taut, van der rohe, behrens, sharoun, gropius, corbusier usw. nachbaut, ist doch bereits ein mainstream künstler.
    ausgesprochen lachhaft aber ist, wer diese gestaltungsideen in 2008 anwendet und sich trotzdem als moderne avantgarde selbstdeklariert...

    weiterhin ist die fragestellung auch, WANN und WO man 'modernismus' anwendet (nicht ob dieser an sich nur völlig hirnrissiges hygienestreben darstellt... :gg: )

    in Kalifornien zBsp (...sh. auch tel aviv) habe ich einige modernistische villen in meeresnähe als durchaus sehr angenehm empfunden, in lugano wiederum gibt es ein bauhausgebäude auf einem berg, als aussichtsrestaurant, dieses ist dort eigentlich sehr schön eingefügt, nur um einmal 2 Bsp zu nennen.
    wenn man also diese architektur endlich als solitärstil versteht, welcher u.U höchstleitungen an ausgewählten orten erbringen kann, aber eben kaum für ein flächendeckendes stadtbild angewendet werden sollte, dann wären wir mit dieser aussage in unserer forumsdiskussion ein stück differenzierter und würden nicht die selben fehler machen, wie viele modernistische sektierer mit ihrem ideologischen ausschliesslichkeits-geschreibsel.