Zlabings / Slavonice (Südmähren) (CZ) (Galerie)

  • Slavonice (Zlabings)

    Nach Pilsen nochmal ein bischen Tschechien...
    Slavonice ist eine Kleinstadt in Südmähren (etwa 2500 Einw.) unweit der österreichisch-tschechischen Grenze. Ende 15./16. Jh. Blütezeit (wichtige Station an der Fernstraße zwischen Wien und Prag).
    siehe auch unter
    Informationszentrum Slavonice: Regionale Informationszentrum Slavonice

    Nachfolgend ein paar Aufnahmen von einem Besuch des Städtchens im Mai 2008 (als Einstimmung auf Telc).

    Ausblick vom Stadtturm auf den Unteren Platz:

    Eine der wohl erhaltenen Kleinstädte Tschechiens mit viel älterer Bausubstanz rund um den Unteren und Oberen Platz. Erfreulich auch das die Erdgeschosse der Häuser kaum entstellt sind und offensichtlich auch im Inneren noch viel ältere Substanz übrig blieb.

    Informationen zu einzelnen Gebäuden finden sich unter
    Sehenswrdigkeiten



    Im Bereich der ehem. hier verlaufenden südlichen Stadtmauer


    Über einen Bach geht es Rtg. Unteren Platz, im Hintergrund der Stadtturm


    ein in der Barockzeit erneuertes Gebäude mit abknickender Fassade und Volutengiebel


    Die Gasse "Nadrazni"


    rechts ein Renaissancehaus mit hochgezogener Fassade und Zinnenabschluß sowie Kratzputz


    ...selbiges Haus vom Stadtturm


    im Hintergrund der außerhalb gelegene Friedhof mit der Kapelle Hl. Kreuz

    Die Nordseite des Unteren Platzes:


    das 2te Haus von links wäre auch innen sehr interessant:
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    das Haus Nr. 479 in der Bildmitte erbaut in den Jahren 1543-49, "Attikafront mit Bogengiebeln und Sgraffitibriefen, im Masshaus Tonnengewölbe, auf den Wänden ein Gemälde des Mälzerwappens, Wappen der Herren von Hradec, der "Löwen aus Rosmittal", im Obergeschoss Halle mit kolorierten Sgraffiti - neutestamentliche Szenen (Hochzeit in Kana von Galilea) mit Wappen und dertschen Texten"

    Nach W anschließend:

    zum Haus ganz links siehe unter
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    Haus Nr. 453 am westlichen Ende des Unteren Platzes: "Auf der Giebelfront sind Sgraffiti-Medaillons mit Bildnissen der Gelehrten und Krieger, Wappen der Kürschnerzunft, Hermenpfeiler entlang des Portals, beim Fenster Bewaffneten und ein dekorativer Kandelaber, Datierung 1573"

    Gasse Rtg. Unterem Tor:


    spätgotische Häuser mit vorkragendem Obergeschoß (vergleichbare Häuser gibt es auch noch vereinzelt in Ober- und Niederösterreich, z.B. Freistadt, Enns oder Krems)


    Auf der Südseite des Unteren Platzes Häuser aus Spätgotik und Renaissance (Nr. 461 und 460)


    weitere Häuser auf der Südseite, links mit Laubengängen, rechts zwei Gebäude mit hochgezogenen Fassaden, siehe unter
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    ähnliche Häuser finden sich auch vereinzelt im benachbarten Niederösterreich (Gmünd, Weitra)


    ...und vom Stadtturm


    Süd- und Ostseite des Unteren Platzes


    Schulgebäude von 1898 anstelle eines spätgotischen Bürgerhauses, im Hintergrund Stadtturm (um 1550) und Kirche, vorne die Mariensäule

  • Markus

    Schöne Eindrücke aus Südmähren!

    Bei uns ist die Stadt noch unter dem Namen Zlabings bekannt. Du hast Recht, dass in Weitra sehr ähnliche Gebäude sind. Ist ja quasi um die Ecke...

    Wusstest Du, dass Zlabings einige Zeit zum heute noch niederösterreichischen Bezirk Waidhofen gehört hat? 1945 wurde die Stadt wieder an Mähren (und somit der CSSR) angegliedert mit all seinen schrecklichen Folgen. Der Friedhof (heute lauter neue Grabsteine) weiß ein sehr trauriges Lied davon zu singen...

    Im nördlichen Niederösterreich finden sich noch weitere sehr böhmisch-mährisch anmutende Städtchen und Dörfer (Gmünd, Eggenburg,...).

  • Danke für die schönen Eindrücke. Gerade südböhmische bzw. -mährische Städte haben immer etwas heiteres und südländisches an sich. Auch die Dörfer machen mitunter einen ausgesprochen paradiesischen Eindruck. Ein krasser Gegensatz zu den oftmals strengen Industrieorten Nordböhmens.
    Abgesehen davon ist es immer wieder schön zu sehen das man Häuser auch so schonend restaurieren kann das sie nicht aussehen wie neu erbaut sondern im Gegenteil ihre Patina erhalten bleibt. Das haben die Tschechen raus, ganz im Gegensatz zu uns hier in Deutschland. Ein besonders gutes Beispiel ist da Krumau/Cesky Krumlov.
    Ich freu mich auf Teltsch/Telc. Ein ausgesprochen idyllischer Ort.

  • Zitat von "Karasek"

    Abgesehen davon ist es immer wieder schön zu sehen das man Häuser auch so schonend restaurieren kann das sie nicht aussehen wie neu erbaut sondern im Gegenteil ihre Patina erhalten bleibt.

    :!: In Deutschland wird geleckt - neuestes Beispiel: Johanneum Dresden

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • @ Exilwiener:
    in Eggenburg war ich auch kurz abends, besonders überrascht war ich dort von der riesigen Kirche, eine kleinere Ausgabe des Wiener Stephansdomes inkl. der Kanzel und wie in manch anderem Städtchen in NÖ zumindest ein (fast obligatorisches) Sgraffitohaus (wie auch in z.B. Horn oder Langenlois).

    Zu der leidvollen dt. Geschichte der Stadt findet sich auch ein bischen was in Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Slavonice#Geschichte\r
    de.wikipedia.org/wiki/Slavonice#Geschichte


    Apropos Bahnhof: Evtl. wird ja offenbar die Bahnstrecke zwischen dem benachbarten niederösterr. Fratres und Slavonice wieder belebt:
    http://www.radio.cz/de/artikel/56244\r
    http://www.radio.cz/de/artikel/56244

  • Weiter geht es mit Gebäuden auf der Nordseite zwischen Unterem und Oberem Platz:


    rechts das 1910 neu erbaute Rathaus
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/476_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 6_mapa.htm
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/525_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 5_mapa.htm


    Eines der prächtigen Renaissancehäuser von 1547, mit vorkragendem Obergeschoß und reich mit Sgraffito verziert
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/522_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 2_mapa.htm


    ebenfalls aus der 2. H. des 16. Jh., wiederum mit hochgezogener gerade abschließender Fassade
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/520_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 0_mapa.htm


    ein weiteres Sgraffitohaus mit Heiligen in den Bögen zwischen den Kragsteinen


    besonders beeindruckend: die Abfolge der Bürgerhäuser auf der Nordseite des Oberen Platzes

  • Ich habe den Eindruck, dass bei den Renaissancehaeusern deutsche Schriftzuege absichtlich ueberpinselt wurden bis zur Unkenntlichkeit, wobei man nur einzelne Buchstaben oder Woerter sichtbar gelassen hat. Stimmt das?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Brandmauer"

    Ich habe den Eindruck, dass bei den Renaissancehaeusern deutsche Schriftzuege absichtlich ueberpinselt wurden bis zur Unkenntlichkeit, wobei man nur einzelne Buchstaben oder Woerter sichtbar gelassen hat. Stimmt das?

    Gut möglich, an ein paar Häusern hatte ich auch den Eindruck, das zumindest Spruchbänder in deutsch offenbar nicht so gerne bei Renovierungen mit erneuert wurden.

  • Weiter geht´s am Oberen Platz und zwar mit den prächtigen, sgraffitogeschmückten Renaissancehäusern auf der Nordseite:



    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/518_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 8_mapa.htm

    und vom Stadtturm:


    Weiter mit Haus 517 aus dem Jahr 1559, m.E. nach eines der schönsten Bürgerhäuser Tschechiens:


    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/517_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 7_mapa.htm


    und nochmals im gesamten

  • Brandmauer hat Folgendes geschrieben:
    Ich habe den Eindruck, dass bei den Renaissancehaeusern deutsche Schriftzuege absichtlich ueberpinselt wurden bis zur Unkenntlichkeit, wobei man nur einzelne Buchstaben oder Woerter sichtbar gelassen hat. Stimmt das?

    Bei allem den Tschechen zu unterstellenden Chauvinismus - das geht zu weit.
    Im Gegenteil: viele Sgraffitohäuser wurden überhaupt erst nach 45 freigelegt. Um 1900 sah das Stadtbild weit nicht so aufregend aus.
    Der Grund lag in der schrecklichen Historie des Städtchens: 1945 war nicht der erst Bevölkerungsaustausch, sondern der zweite nach der Gegenrefomation. Die Katholiken hassten alles Protestantische und übverpinselten daher die Sgraffiti.
    Bedeutend sind in Zlabings darüberhinaus einige an den sächsichen Raum gemahnende großartige Zellengewölbe (in mW Österreich nur nördlich der Donau vertreten, und da eher selten).

    Übrigens bevorzuge ich Zlabings gegenüber Teltsch, vielleicht, weil es "waldviertlerischer" ist (nur, dass es bei uns im Waldviertel eben keine so großartige Stadt gibt, wahrscheinlich auch kaum jemals gegeben hat. Waidhofen ist 1872 allerdings völlig abgebrannt und soll vordem auch sehr altertümlich gewesen sein).
    Teltsch wurde übrigens in seinen Glanzpunkten von Zlabingern errichtet, nämlich von der Baumeisterfamilei Österreicher (Esterreicher).
    Wer diese Gegend bereist, sollte auf keinen Fall auf die Stadt Neuhaus (Jindrichuv Hradec) vergessen. Von dort nahm wiederum der Ausbau von Teltsch seinen Ursprung.
    Die Bahnstrecke Waidhofen-Zlabings wurde übrigens wie s aussieht endgültig ad acta gelegt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man sieht auf den Bildern Unterschiedliches. Hier zum Beispiel:

    scheinen die deutschen Schriftzüge etwas mitkonserviert zu sein.

    Im Gegensatz dazu aber hier:

    sind sie doch unbestreitbar übertüncht.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Ich halte es eigentlich auch für undenkbar das der tschechische Denkmalschutz nach 1989 noch einer Übertünchung zugestimmt hätte. Für denkbar halte ich es allerdings das man zur Zeit der Aufdeckung nicht sonderlich zimperlich mit den deutschen Inschriften umging.

  • @ Oliver: sieht schon nach Wohnhaus aus.

    Bin seinerzeit von Krems aus kurz entschlossen ohne Literatur und Vorstudium (CPU/Internet ging eh nicht) von Krems aus durchs Waldviertel nach Teltsch gefahren (3 Umleitungen im Grenzbereich sorgten auch noch für Zeitverluste). Erwartete schon, das ich in Zlabings nicht so schnell weiterkomme, aber so tolle Häuserensembles hätte ich auch nicht erwartet. Das sie auch noch offenbar innen recht gut erhalten sind, wurde mir auch erst jetzt bewusst...
    Ob es vor Ort etwas genutzt hätte, meist kommt man durch Tore und Türen eh nicht weit...?
    Falls jemand Innenaufnahmen hätte oder im Internet bzw. in der Literatur dazu irgendwo etwas zu finden ist, ich wäre sehr interessiert daran...

    Weiter am Oberen Platz.
    Nachdem die letzten Häuser durch die hochgezogenen Giebel etwas großstädtischer wirkten, geht es auf der Südseite wieder etwas dörflicher weiter:


    der östliche Abschluß des Oberen Platzes mit dem Tor nach Jemnice (mit Briefsgraffitis und Wappen von Wenzel Österreicher)


    die Häuser Nr. 536 (rechts) und 537 wiederum mit Sgraffitis

    Haus Nr. 536 im Detail:
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/536_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 6_mapa.htm

    Haus Nr. 537 im Detail, ergibt zusammen mit Nr. 538 eine umfassende Freiluft-Bibelstunde zum Alten Testament. Hier sind alle deutschsprachigen Schriftbänder ziemlich gut erhalten:


    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/537_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 7_mapa.htm

    Haus Nr. 538

    ehem. Brauerei, Sgraffitis mit Szenen aus der Genesis
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de/PAMATKY/domy/538_mapa.htm\r
    http://www.i.slavonice-mesto.cz/html/de ... 8_mapa.htm

    Details von Haus Nr. 538:



    Soweit zu Slavonice / Zlabings.

  • Der Bestand an Sgraffitofassaden der Renaissance ist tatsächlich herausragend. Teltsch wirkt im Vergleich dazu mit seinen Laubengängen und Giebelreihen am Marktplatz prächtiger, einheitlicher, dafür wirkt Zlabings malerischer. Die Qualität einzelner Bürgerhäuser ist enorm. Im Vergleich zu Teltsch ist die Stadt offenbar viel zu wenig bekannt außerhalb Tschechiens.

  • Zitat

    Falls jemand Innenaufnahmen hätte oder im Internet bzw. in der Literatur dazu irgendwo etwas zu finden ist, ich wäre sehr interessiert daran...

    Prosím:

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.