Hildesheim - Hildesheimer Bau- und Sanierungsprojekte

  • In diesem Thread möchte ich die Hildesheimer Bau- und Sanierungsprojekte vorstellen. Bald beginnen in der Innenstadt große Neubauprojekte; die Sanierungsarbeiten an/um den Welterbestätten und sonstige Bau-/Sanierungsprojekte in Hildesheim.

    Beginnen möchte ich mit dem barocken Stadtarchiv (1715):


    Bild 1:Stadtarchiv heute (UNESCO Archive)
    Quelle:Stadtarchiv Hildesheim/Stadt Hildesheim
    Das 1975 wieder aufgebaute "Haus der Landschaft" wurde 1715 vom Freiherrn Anton von Bocholtz erbaut und war Sitz der Stände des ehemaligen Fürstentums Hildesheim. Im März 1945 wurde es zerstört. Heute beherbergt es alte Urkunden, Amtsbücher, Akten und Zeitungen sowie eine wissenschaftliche Bibliothek mit rund 78.000 Bänden.


    Bild 2:Stadtarchiv vor dem Bombenangriff(Quelle:Stadtarchiv Hildesheim)


    Bild 3:Eingangsportal, Seitenportikus und Dachgauben mit seinen Türmchen gut zu erkennen(vor dem Luftangriff)


    Bild 4:Aufnahme von 1960

    Der Wiederaufbau fand von 1971 bis 1975 statt. Der barocke repräsentative Bau von 1715 wurde zum Domizil vom Stadtarchiv und Stadtbibliothek. Seit 1995 ist es alleiniger Sitz des Stadtarchivs Hildesheim. Das Archiv enthält sehr wertvolle Dokumente und Urkunden der Stadt(10.000) die bis in frühe Mittelalter zurückreichen.

    Man könnte es auch ganz kurz fassen: Der ursprüngliche Bau muss ohne wenn und aber wiederhergestellt werden!
    Es ist nicht zu fassen, das die Vorbauten einfach "abmontiert" wurden! :boese::kopfschuetteln: Und die Dachgauben mit den Türmchen müssten auch wiederaufgebaut werden.

  • Hatte man die Urkunden in Hildesheim wenigstens ausgelagert, oder ist dort auch so entsetzliches passiert wie in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] oder Kassel, wo die Bestände des halben Stadtarchivs abgefackelt sind?

  • Zitat

    Es ist nicht zu fassen, das die Vorbauten einfach "abmontiert" wurden! Und die Dachgauben mit den Türmchen müssten auch wiederaufgebaut werden.

    Was den Vorbauten betrifft, stimme ich zu. Die Dachgauben mit den Tuermchen waeren auch ein Gewinn fuer das Stadtbild, wie eigentlich jede zerstoerte Ornamentik. Aber sie waren neogotisch und passten stilistisch nicht zum Barockgebaeude (wohl aber zum spaetgotischen Stadtbild) Die Gauben muessen wieder her, aber statt Tuermchen darauf koennte ich mir auch einfache Dreiecksgiebeln ("Frontons") darauf vorstellen, das wuerde besser zum Barockbau passen. Das heutige kahle Dach ohne Gauben tut dies auf jeden Fall nicht. Ist die Dachneigung eigentlich noch dieselbe als vor dem Krieg?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "RMA"

    Hatte man die Urkunden in Hildesheim wenigstens ausgelagert, oder ist dort auch so entsetzliches passiert wie in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] oder Kassel, wo die Bestände des halben Stadtarchivs abgefackelt sind?

    Nach Stadtarchiv-Info konnte man zumindest die Urkunden(10000St.) und den größten Teil des wertvollen Altbesitzes der Stadtbibliothek in einem 770 m tiefen Stollen in der nähe von Hildesheim vor den Bomben sicher aufbewahren. Dennoch konnte man so einiges nicht rechtzeitig abtransportieren, so das leider einiges (vollständige Reihen von Zeitschriften/eine Anzahl von hist.Karten) beim verheerenden Bombenhagel verbrannt wurden (die fertiggepackten Kisten standen in der Bibliothek in der Kreuzstrasse/nahe Regierungsgebäude). :(
    Es ist schon schlimm, das der halbe Bestand in Frankfurt a.M. und in Kassel abgebrannt ist. War man den nicht vorgewarnt in Frankfurt/Kassel :?::augenrollen:

  • Zitat von "Brandmauer"

    Was den Vorbauten betrifft, stimme ich zu. Die Dachgauben mit den Tuermchen waeren auch ein Gewinn fuer das Stadtbild, wie eigentlich jede zerstoerte Ornamentik. Aber sie waren neogotisch und passten stilistisch nicht zum Barockgebaeude (wohl aber zum spaetgotischen Stadtbild) Die Gauben muessen wieder her, aber statt Tuermchen darauf koennte ich mir auch einfache Dreiecksgiebeln ("Frontons") darauf vorstellen, das wuerde besser zum Barockbau passen. Das heutige kahle Dach ohne Gauben tut dies auf jeden Fall nicht. Ist die Dachneigung eigentlich noch dieselbe als vor dem Krieg?

    Ich glaube schon, das die Dachneigung zumindest die gleiche wie vor dem Luftangriff ist. Da müsste ich mich mal vielleicht erkundigen. Ich hoffe ja sehr, das man bald diese Wiederaufbau-Bausünden aus den 70er-Jahren bald wieder korrigiert. :!: Kann sein, das man zumindest die Säulen vom Vorbau in einem Keller auslagert- hier in Hildesheim kommt manchmal so einiges an Tageslicht, was man vorher nicht so auf der Rechnung hatte. :gg: Der Untergrund vom Vorbau ist vorhanden, eine Reko dürfte nicht so schwer sein denke ich mal. Wenn das Wetter zulässt, werde ich morgen mal einige Nahaufnahmen machen.

  • Zitat

    Es ist schon schlimm, das der halbe Bestand in Frankfurt a.M. und in Kassel abgebrannt ist. War man den nicht vorgewarnt in Frankfurt/Kassel Fragezeichen


    ...natürlich wussten die, was auf die Städte zukommt.
    Und jetzt stell Dir ein Land vor, das von der Außenwelt abgeschnitten ist, einen Krieg an zwei Fronten führt, in dem alle arbeitsfähigen Männer entweder an der Front oder in kriegswichtigen Betrieben arbeiten, in dem es nichts mehr oder wenn etwas, dann nur noch mit riesigem bürokratischen Aufwand zu kaufen gibt (10 x schlimmer als in der DDR) und dann stell Dir nochmal die Frage, warum nichts ausgelagert wurde... Wenn nicht der Staat daran Interesse hatte (und der hatte im Frühjahr 1943 genug mit Stalingrad zu tun), dann konnte da gar nichts passieren. Ausserdem ging ja immer noch das Märchen vom "Endsieg" herum und man wollte den verbliebenen Bewohnern der Städte natürlich ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, dem hätte ein fluchtartiges Abfahren der Kulturgüter widersprochen. Und Aktionen dieser Größenordnung wären kaum zu verheimlichen gewesen. Das ist auch der Grund, warum die meisten Museen, Theater und ähnliche Einrichtungen bis September 1944 noch im Betrieb gehalten wurden.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Zitat von "Hildi"

    Nach Stadtarchiv-Info konnte man zumindest die Urkunden(10000St.) und den größten Teil des wertvollen Altbesitzes der Stadtbibliothek in einem 770 m tiefen Stollen in der nähe von Hildesheim vor den Bomben sicher aufbewahren. ...:

    Ganz schön viele Urkunden ! Soll das ein Stadtarchiv sein oder ein Staatsarchiv ?

  • Zitat von "Hildi"

    Nach Stadtarchiv-Info konnte man zumindest die Urkunden(10000St.) und den größten Teil des wertvollen Altbesitzes der Stadtbibliothek in einem 770 m tiefen Stollen in der nähe von Hildesheim vor den Bomben sicher aufbewahren. Dennoch konnte man so einiges nicht rechtzeitig abtransportieren, so das leider einiges (vollständige Reihen von Zeitschriften/eine Anzahl von hist.Karten) beim verheerenden Bombenhagel verbrannt wurden (die fertiggepackten Kisten standen in der Bibliothek in der Kreuzstrasse/nahe Regierungsgebäude). :(
    Es ist schon schlimm, das der halbe Bestand in Frankfurt a.M. und in Kassel abgebrannt ist. War man den nicht vorgewarnt in Frankfurt/Kassel :?::augenrollen:

    Schön zu hören, dass wenigstens der wertvollere Teil des Archivs gerettet wurde. Aufgrund der Bedeutung der Stadt im Hochmittelalter dürfte sich unter den Beständen wohl einiges befinden, was von überregionaler Wichtigkeit für die Geschichtsforschung ist.

    Zu Frankfurt: Klar war man vorgewarnt, man hat nur zu lange gezögert. Das Bittere ist, dass das Stadtarchiv von Frankfurt nicht im Stadtarchiv, sondern auf dem Verladebahnhof verbrannt ist, gerade auf dem Weg zum Abtransport ins Salzbergwerk. Und dass ausgerechnet das verbrannt ist, was man nach dem Krieg am ehesten hätte brauchen können, sämtliche Akten zu allen Hochbauten seit dem Mittelalter bis 1945 sowie allen Rechen- und Baumeisterbücher. Daneben sämtliche Steuerbücher ("Bedebücher"), die in Frankfurt als, soweit ich weiß, fast einziger Stadt Deutschlands, nahezu vollständig seit dem 14. Jahrhundert überliefert waren und ein genaues Bild der Bevölkerung für ein jedes Jahr (!) lieferten.

    Ich finde diese Verluste persönlich fast noch schlimmer als die Zerstörung der Städte selbst, denn sie haben ganz erhebliche Teile der Geschichte unwiderbringlich negiert. Stichwort Identitätsverlust.

  • Das innerstädtische St.-Bernward-Krankenhaus erhält derzeit den Neubau eines Eltern-Kind-Zentrums, welcher eine recht ansprechende Erscheinung haben wird:

    So soll das neue Eltern-Kind-Zentrum aussehen | St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim (bernward-khs.de)

    Allerdings wurde dafür ein ebenfalls recht ansprechender Bau abgerissen, welcher aus den 1970ern stammen soll:

    Geplanter Neubau: St. Bernward Krankenhaus beginnt mit Abriss des alten Verwaltungsgebäudes – Die Bagger am BK rollen – Hildesheimer Presse (hildesheimer-presse.de)

    St.-Bernward-Krankenhaus Hildesheim - Architektur-Bildarchiv

    Luftbild des St.-Bernward-Krankenhauskomplexes

    Weitere Berichte sind kaum zu finden - wie sieht's aktuell aus mit dem Bau?

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Altes und neues Gebäude sollen gleichermaßen "recht ansprechend" sein? Das alte traufenständige war von den Proportionen, dem Dach sowie dem Obergeschoss im Fachwerkstil und dem Unterbau in Natursteinoptik her an die links anschließenden historischen Gebäude angepasst, es hat sich harmonisch eingefügt. Das neue mag zwar hochwertig sein, stellt aber einen modernistischen Bruch dar.

    Eine klare Verschlechterung - wieder mal. Und das im einzigen Altstadtviertel, das noch eine halbwegs geschlossene historische Bebauung aufweist. :wuetenspringen:

  • Der alte Bau war definitiv ein Traum und architektonisch genau das, was Hildesheim auch heute wieder mehr bräuchte. Ich bin aber kein Experte darin, ob dieser 70er Jahre-Bau heute auch noch so möglich wäre, baurechtlich usw. Weiß man Genaueres, wer den damals baute und ob das echtes Fachwerk war?