Hildesheim - Rekonstruktion 'Umgestülpter Zuckerhut'

  • Es ist schon sehr seltsam, wie hier seitens der Stadt agiert wird. Dass das Pfeilerhaus nicht wieder kommt, ist schon die erste Fehlentscheidung, jetzt auch noch die Pommesbude oder was das auch immer sein mag, zu erhalten, wenn es soweit kommt, dass schon solche Bauten unter Schutz stehen, dann kann man auch nicht mehr helfen.

    Aber bitte, stellt den Zuckerhut mit Glasfuge und transparentem Erdgeschoß an einen 50-er Jahre Allerweltsbau und direkt neben die Pommesbude. Schlimmer geht es wohl nimmer :augenrollen:

    APH - am Puls der Zeit

  • Zitat von "Däne"

    Zumindest bekommt das (neue) Pfeilerhaus jetzt vertikale Sprossen. Eine kleine Verbesserung.

    Das kann ich nicht nachvollziehen. Das jetzige Pfeilerhaus hat doch bereits eine Gliederung? Oder meinst Du Sprossenfenster?
    Im übrigen ist das Pfeilerhaus (und das anschließende Ensemble) ein Werk von August Albert Steinborn, einem nicht unbedeutenden Hildesheimer Architekten - immerhin hat er die Michaeliskirche wieder aufgebaut.

  • Zitat von "Der Herzog"

    ....allerdings leicht verfälschend wiederaufgebaut. Der Ostchor ist zu klein geraten

    Ich bin sicher, dass sich bei allen wiederaufgebauten Kirchen "Verfälschungen" finden lassen. Im Westwerk des Domes wurde mit Beton nicht gegeizt, bei St. Andreas gibt es Abweichungen vom Vorkriegszustand... Stellt sich die Frage, welcher Zustand ist denn "richtig"? Hätte man Andreas wieder auf den Turmstumpf von vor 1880 (oder so) abtragen müssen? (Im übrigen wurde überlegt, das baufällige Schiff von Andreas nach 1945 abzureißen und den Turm als Mahnmal stehen zu lassen - das hätte dann wohl so ähnlich wie bei St Marien in Wismar ausgesehen...)

    Ich finde, das Werk der Wiederaufbaugeneration wird allzu eilfertig als minderwertig beurteilt. Die gewaltigen Leistungen, die dahinterstehen, kann ich als Nachgeborener nur ansatzweise nachvollziehen, und habe großen Respekt vor den Leuten, die es binnen zehn, fünfzehn Jahren geschafft haben, aus diesen Trümmerwüsten wieder Städte zu machen. Manche Bauleistung aus dieser Zeit ist notwendigerweise mangelhaft, weil eben Mangel herrschte. Trotzdem hat diese Generation großes geleistet, und deren Leistung verdient es, auch im Stadtbild sichtbar zu bleiben. Nicht alles ist es wert, aufgehoben zu werden, das ist sicher. Aber eben auch nicht alles verdient es, abgerissen zu werden.

  • Die Tatsache, dass man unbedingt aus den Trümmerwüsten binnen kürzester Zeit wieder Städte machen wollte (die mit dem klassischen Stadtbegriff kaum noch etwas zu tun haben, da hier teils quadratkilometergroße Areale à la Brasília binnen weniger Jahre aus dem Boden gestampft wurden) ist aber gleichzeitig die Ursache, dass die deutschen Großstädte so hässlich sind. Trotz allen Verständnisses für die Nöte der Zeit kann leider nichts diese Tatsache verhehlen.

  • Wissen.de hat geschrieben:

    Zitat

    Es ist schon sehr seltsam, wie hier seitens der Stadt agiert wird. Dass das Pfeilerhaus nicht wieder kommt, ist schon die erste Fehlentscheidung, jetzt auch noch die Pommesbude oder was das auch immer sein mag, zu erhalten, wenn es soweit kommt, dass schon solche Bauten unter Schutz stehen, dann kann man auch nicht mehr helfen.

    Aber bitte, stellt den Zuckerhut mit Glasfuge und transparentem Erdgeschoß an einen 50-er Jahre Allerweltsbau und direkt neben die Pommesbude. Schlimmer geht es wohl nimmer

    Es war sogar der Grund für meinen Eintritt hier ins Forum, als sich das vor etwa anderthalb Jahren abzuzeichnen begann. Unglaubliche Fehlentscheidungen an wichtigster Stelle. Was den Wert der Nachkriegsarchitektur betrifft, muss ich RMA beipflichten. Zwar ist sie in Hildesheim mancherorts etwas besser als durchschnittlich (vielerorts auch nicht), aber im Vergleich zum Vorkriegszustand ists Schrott. Deshalb sollte man jede möglichkeit für die Rekonstruktion eines Teils des Außerordentlich wichtigen Vorkriegsstadtbild voll benutzen, wo eine Totalrekonstruktion des Stadtbildes sowieso für immer unmöglich bleiben wird.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hallo Brandmauer,
    auch ich habe vor mehr als einem Jahr zufällig den Beitrag über dem Umgestülpten Zuckerhut im APH - Forum entdeckt und mich deshalb hier angemeldet.
    In der Hildesheimer Bevölkerung gibt es eine breite Zustimmung für die Rekonstruktion des Umgestülpten Zuckerhuts, der komplette Rat der Stadt steht ebenfalls dahinter. Auch die benachbarte Andreasgemeinde (Platzeigentümer) hat sich einstimmig zuletzt für den Abriss des Schmuck-Pavillons ausgesprochen. Ob nun eine Translokation möglich ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. In der Stadt würde sich sicherlich ein Plätzchen finden…
    „Wir sind kompromissbereit“, sagt Baudezernent Dr. Kay Brummer. „Der Pavillon sei zwar schön, passe aber nicht zum Zuckerhut. Geyer solle nun zeigen, wie verträgliche Eingriffe in den Pavillon aussehen könnten.“
    Auch die Altstadtgildenversammlung sprach sich vor 14 Tagen geschlossen für den Abriss aus. Und viel Zeit bleibt da auch nicht mehr. Im März soll es schon losgehen und im Juni möchte man Richtfest feiern…
    Eigentlich wollte die Altstadtgilde den Pfeilerhaus abreissen und das ungleiche Ensemble aus Umgestülpten Zuckerhut und Pfeilerhaus pünktlich bis zum 500.Jubiläum rekonstruieren.
    Später gab es die Idee wenigstens die Fachwerkfassade des Pfeilerhauses zu rekonstruieren. Doch die Denkmalbehörde hat sich da rigoros in den Weg gestellt…
    Ich hoffe sehr dass der Bauantrag von der Stadt bis Jahresende abgesegnet wird, damit der Zeitplan auch eingehalten werden kann. Die Zeit für Machtspielchen sollte vorbei sein, dafür hatte man zuletzt mehrere Jahre Zeit.
    Mein Wunsch bleibt weiterhin, dass nach dem Zuckerhut auch das Pfeilerhaus als Ensemble in alter Fachwerkpracht wieder erstrahlt.



    Andreasplatz und Pfeilerhaus im Herbst`08 (rechts am Bildrand steht das Bronzemodell vom Umgestülpten Zuckerhut)




    Heinz Geyer mit dem Modell vom Umgestülpten Zuckerhut

  • Das Jubiläum ist ein sehr fragwürdiges Datum. Ein Prof. an der hiesigen Fachhochschule hat neulich einen Vortrag über den Zuckerhut gehalten. Das Datum 1509 kommt demnach von einer Inschrift am Rautenbergschen Hof (stand bis 1945 neben der Michaeliskiche), und da die Zierformen am Zuckerhut sehr ähnlich aussahen, hat ein kluger Mensch im Jahre 1908 geschlossen, dass dann der Zuckerhut folglich auch von _etwa_ 1509 sein müsse... Mittlerweile hat sich das als Baujahr verfestigt, ist aber unter wissenschaftlicher Betrachtung nicht zu halten. Der Zuckerhut ist genauso von 1509 wie das Tempelhaus was mit einem Tempel zu tun hat...

    Der Prof. hat auch gesagt, er habe sich die spätgotischen Zierformen des Fachwerks genauer angesehen (alte Fotos gibt es ja etliche) und würde das Haus eher noch älter schätzen, so auf etwa 1480/90, rein von den Zierformen her zu urteilen. Eine Inschrift am Zuckerhut ist jedenfalls nicht überliefert. (gegen Ende des 19 Jh. wäre er übrigens beinahe abgerissen worden, wegen Baufälligkeit...)

    Was auch noch völlig offen ist, ist die Frage der Bausituation: Der Zuckerhut ist vom Gefüge her deutlich älter gewesen als das Pfeilerhaus (das war von 1634 oder so, jedenfalls Renaissance), es sieht aber so aus, als lehnte sich der Zuckerhut früher an das alte Pfeilerhaus an. Hat der Zuckerhut da also gestanden, als das Pfeilerhaus gebaut wurde? Ist der Zuckerhut evtl. damals transloziert worden ? (Was ja durchaus früher schon vorgekommen ist.)

  • Ohne dass ich jetzt ein Spezialist für niederdeutsches Fachwerk wäre, aber der Zuckerhut zeigte bauliche Merkmale, die wohl kaum älter als 1. Hälfte 15. Jahrhundert zu datieren sind. Vor allem die zweiseitige Auskragung, die bereits über ein Gratstichgebälk realisiert ist, und das Fehlen von Überblattungen - soweit auf den leider nur recht undeutlichen Bildindex-Fotos zu erkennen - deuten jedoch eher auf eine fortschrittliche Konstruktion aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts oder sogar das genannte Jahr 1510 hin. Verschiedene Teile des Hauses, u. a. das Giebeldreieck sowie das Erdgeschoss zur Straße vom Andreasplatz weg (leider kenne ich die Örtlichkeiten zu wenig) waren darüber hinaus wohl mal im 19. Jahrhundert repariert worden, was man an den deutlich vom gotischen Bestand abweichenden, sehr dünnen Balken an diesen Stellen erkennen kann. Aus der gleichen Zeit dürfte dieser kabäuschenartige Anbau zum Pfeilerhaus hin gestammt haben. Auf dem obigen Modellfoto ist übrigens auch zu erkennen, dass man die Reko offenbar explizit *mit* den Veränderungen des 19. Jahrhunderts durchführen möchte und auf eine historisierende Annäherung verzichtet. Ob dies aufgrund mangelnder Unterlagen über das ursprüngliche Aussehen oder bewußt nach einer Maxime geschieht, den Vorkriegszustand wiederzugeben, weiß ich natürlich nicht zu sagen.

    Zum Pfeilerhaus: wenn man sich die Bilder so anguckt, halte ich es am ehesten für vorstellbar, dass der mit Renaissanceschnitzereien verzierte, zum Platz "herausragende" Teil des Pfeilerhauses an einen älteren Bestandsbau angefügt worden ist, der bündig in der Straßenflucht stand. Leider ist dies nicht mehr zu beweisen, aber auf diesem Bild ganz gut zu sehen:


    (Klicken zum Vergrößern)

  • Zitat von "RMA"

    Ohne dass ich jetzt ein Spezialist für niederdeutsches Fachwerk wäre, aber der Zuckerhut zeigte bauliche Merkmale, die wohl kaum älter als 1. Hälfte 15. Jahrhundert zu datieren sind. Vor allem die zweiseitige Auskragung, die bereits über ein Gratstichgebälk realisiert ist, und das Fehlen von Überblattungen - soweit auf den leider nur recht undeutlichen Bildindex-Fotos zu erkennen - deuten jedoch eher auf eine fortschrittliche Konstruktion aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts oder sogar das genannte Jahr 1510 hin.


    Ja, grundsätzlich richtig. Auf 1509, worauf so gerne rumgeritten wird, gibt es aber keinen konkreten Hinweis. Es dürfte also innerhalb eines Zeitraumes von etwa einem halben Jahrhundert (1470 bis 1520) entstanden sein.

    Zitat von "RMA"

    Verschiedene Teile des Hauses, u. a. das Giebeldreieck sowie das Erdgeschoss zur Straße vom Andreasplatz weg (leider kenne ich die Örtlichkeiten zu wenig) waren darüber hinaus wohl mal im 19. Jahrhundert repariert worden, was man an den deutlich vom gotischen Bestand abweichenden, sehr dünnen Balken an diesen Stellen erkennen kann.


    Das EG wurde Ende des 19 Jh. fast komplett neu gebaut, da sich die Nord- und Südwand nach Süden geneigt hatten. Man hat dann gerade Wände druntergestellt und das Grundstück entsprechend angepasst - die entsprechenden Akten finden sich im Stadtarchiv.

    Zitat von "RMA"

    Aus der gleichen Zeit dürfte dieser kabäuschenartige Anbau zum Pfeilerhaus hin gestammt haben.

    Der Anbau ist nach dem Fachwerk zu urteilen 1 Hälfte 19 Jh., für diese Zeit sind die Doppelständer typisch.

    Zitat von "RMA"

    Zum Pfeilerhaus: wenn man sich die Bilder so anguckt, halte ich es am ehesten für vorstellbar, dass der mit Renaissanceschnitzereien verzierte, zum Platz "herausragende" Teil des Pfeilerhauses an einen älteren Bestandsbau angefügt worden ist, der bündig in der Straßenflucht stand.

    Das ist denkbar, das Dach scheint fast komplett eigenständig zu sein, der Anschluss an den hinteren Teil sieht eher nach Traufe aus. Vielleicht ist ja auch der hintere Teil später einmal erneuert worden.

  • Kehrwieder am Sonntag vom 16.11.2008
    (Der "Kehrwieder" ist ein regionales sonntägliches Anzeigenblatt mit eine Auflage von ca. 130.000 Ex.)

  • Ich wollte am letzten Montag zu dieser Veranstaltung der HAWK, war jedoch zeitlich daran gehindert. Jetzt kann ich sagen: Zum Glück!
    Diese beabsichtigte Veranstaltung nur 4 Wochen vor der Ratsentscheidung soll wohl das Ganze Projekt in Frage stellen. :boese: Aber warum kommt man jetzt plötzlich mit der Frage ob das Zuckerhut-Jubiläum tatsächlich stimmt? Mit diesem Vortag wollte man wohl den zeitlichen Druck (laut HAZ) –sprich Rekonstruktion bis zum Herbst 2009- nehmen und somit denke ich die Ratsentscheidung beeinflussen…

    Zitat

    Es mangele Hildesheim nicht an historischen Spuren und es reiche, wenn auf im Krieg zerstörte Plätze oder Bauwerke aufmerksam gemacht werde, meint der Architektennachwuchs unisono. So wie am Pferdemarkt mit der Reliefplatte oder durch die Stele mit dem Zuckerhut-Modell am Eingang zum Andreasplatz. "Es gibt in der Stadt Wallanlagen, Mauerreste, Klöster. Altes muss nicht neu gebaut werden."

    Anscheinend haben es einige Architekturstudenten nicht verstanden bzw. wissen es stadtgeschichtlich nicht, was für einen Stellenwert der Umgestülpte Zuckerhut für Alt-Hildesheim hatte! :boese: Es war mit dem Knochenhauer-Amtshaus das Wahrzeichen für die Hildesheimer Fachwerkarchitektur. Gemeinsam mit dem Knochenhauer-Amtshaus, dem Wedekindhaus wird der Umgestülpte Zuckerhut das Trio komplettieren. Ich hoffe sehr, dass die Ratsherren und Damen wissen, wie wichtig dieses Projekt ist und dementsprechend dem Bauantrag zustimmen.




    Foto 1: Wollenweberhaus Nr.27/28 von 1469
    Foto 2: Rautenbergscher Hof(Michaelisheim), Langer Hagen von 1509
    Foto 3: Umgestülpter Zuckerhut 1509
    Fotos aus dem Kehrwieder

  • Nicht aufregen, Hildi. Das einzige, was das zeigt, ist, wie viele Leute sich heutzutage bereit sind, ihre Person und Individualität zu verleugnen, um vom Professor das Examen hinterhergeschmissen zu bekommen und möglichst schnell mit 30 den ersten Ferrari in der Garage stehen zu haben. Ist mit den jungen Architekturstudenten hier in Frankfurt nicht anders, die teilweise nur zum Klatschen für miese Entwürfe auf irgendwelche Veranstaltungen geholt werden und von der Vorkriegsarchitektur im Gespräch dann nicht den blassesten Schimmer haben. :grinsenlachen:

    P. S.: Was wolltest du uns mit den Detailbildern einiger Bürgerhäuser denn sagen? Ist mir irgendwie entgangen?

  • Kann Dir voll zustimmen RMA. Wenn man solche Sachen hört von Architekturstudenten, wird einem bange was die Zukunft angeht…Ich erwarte gerade von dieser Studentenschaft, dass sie sich mit der Geschichte und der Vorkriegsarchitektur einer Stadt beschäftigen (informieren), wenn sie dort leben und studieren.
    Ich hätte wohl doch lieber Architektur studieren sollen…
    Mit den drei Detailbildern wollte ich die Vergleichsmerkmale Trapezfries und Auskragungen zeigen, die an allen drei gotischen Fachwerkbauten zu erkennen sind und der Zuckerhut in diese Zeitspanne einzuordnen ist.


    Ein sehr interessanter Leserbrief einer ehemaligen Bewohnerin des Pfeilerhauses:

    Reaktion auf den Leserbrief zum
    Wiederaufbau des Zuckerhutes von Dr. Ralph Singelmann am 31.Dezember:

    Mit Interesse habe ich den Leserbrief zum Wiederaufbau des Zuckerhutes im KEHRWIEDER am Sonntag, 31. Dezember, von Dr. Ralph Singelmann gelesen. Als ehemalige Bewohnerin des Pfeilerhauses bin ich auch für den Wiederaufbau des umgestülpten Zuckerhutes. Unsere Familie betrieb dort über Jahrzehnte eine Bäckerei. Der Name Honigkuchen- Schubert war für Hildesheim ein Begriff.
    Für uns Kinder war der Zuckerhut ein fester Treffpunkt. Es herrschte dort ein reges Leben und Treiben. Neben dieser persönlichen Reminiszenz möchte ich daran erinnern, dass der umgestülpte Zuckerhut und das Pfeilerhaus in Hildesheim - man kann wohl sagen weltbekannt waren.
    Dieses Gebäudeensemble stellt eine originelle Rarität dar, deren Architektur besonders in Fachkreisen bestaunt und positiv bewertet wurde. Für die Stadt Hildesheim bedeuteten die Häuser mit ihrer urwüchsigen Einmaligkeit einen Wert, der gar nicht hoch genug eingeschätzt werden konnte. Ein Wiederaufbau des umgestülpten Zuckerhutes wäre für alle ein Gewinn und historisch und kulturell ein wichtiges Baudenkmal.
    Hanna Wolde, Hildesheim

  • Zitat

    "Hildesheim mangelt es nicht an historischen Spuren"

    Da wird eine Stadt zu 90% plattgemacht, sprich 90% ihrer historischen Spuren beraubt ... und dann wollen einem irgendwelche Schnösel erzählen, es mangele nicht an historischen Spuren. Unfassbar.

  • Zitat von "RMA"

    Das einzige, was das zeigt, ist, wie viele Leute sich heutzutage bereit sind, ihre Person und Individualität zu verleugnen, um vom Professor das Examen hinterhergeschmissen zu bekommen und möglichst schnell mit 30 den ersten Ferrari in der Garage stehen zu haben.

    Ach Gott, wie drollig. Stirbt das dumme Klischee von den vier A-Berufen denn nie aus? Die Architekten, die hunderttausende verdienen und sich einen Ferrari leisten könnten, kann man an einer Hand abzählen. Frag mal bei der Architektenkammer, wie viele Büroneugründungen es in den letzten Jahren gegeben hat. Wenn Du da was anderes als leere Blicke erntest, würde es mich sehr wundern. Natürlich gibt es einige, die sehr gut verdienen (von Gerkan, Marg und Partner fallen mir da ein.). Die meisten Architekten mit eigenen Büros kommen mehr oder weniger gut über die Runden, die Tendenz geht eher dahin, die Büros zu verkleinern oder ganz aufzulösen. Und es fahren sicher etliche Architekten Mercedes - als Taxi. Ich kenne hier in Hildesheim zwei oder drei Fälle, in denen die Architekten ihre Büros in den letzten Jahren aufgegeben haben und sich eine Festanstellung gesucht haben - bestimmt, weil sie nicht wussten, wohin mit ihrem ganzen Geld. Wie viele man gar nicht mitkriegt, ist eine andere Frage.
    Denkmalpflege als Masterstudiengang klingt natürlich voll nach Massenbetrieb, bei dem man seine Individualität verleugnen muss - deswegen waren auch auf dem Foto die Massen an Studierenden zu sehen. Denkmalpfleger sind ja auch unglaublich gefragt... :augenrollen:

  • Wie du sicher gemerkt hast, war der Beitrag polemisch und überspitzt. Dass Äußerungen wie die getroffene bezüglich der historischen Spuren jedoch einzig von einem ideologisch begründeten Realitätsverlust herrühren können, wirst du mir sicher zugestehen. Bei klarem Menschenverstand wird nämlich keiner ausgerechnet im ausradierten Hildesheim ein derartiges Blech von sich geben, wenn er den Vorkriegs- mit dem Jetzt-Zustand vergleicht - oder?

  • Natürlich ist das meiste an historischen Bauwerken zerstört oder im Falle der Kirchen fast zerstört worden. Deswegen fände ich persönlich es wichtiger/schöner, wenn Herr Geyer die MIttel seiner Stiftung für die Erhaltung des verbliebenen Restes an originalen alten Häusern (und anderen Dingen, wie Stadtmauern, Kirchen etc.) bereitstellen würde, anstatt eine Rekonstruktion zu betreiben. Aber des Menschen Wille ist ja nun einmal sein Himmelreich.
    (Böse Zungen haben schon behauptet, dass der Zuckerhut eine Wiedergutmachung sein soll für die Häuser, die er in seiner Architektenkarriere gebaut hat. Wer von Hildesheim aus Richtung Alfeld fährt, sieht am Ortsausgang rechts drei Hochhäuser stehen - die könnten zu diesem bösen Spruch geführt haben, denn die sind alles andere als schön.)

  • Zitat

    Deswegen fände ich persönlich es wichtiger/schöner, wenn Herr Geyer die MIttel seiner Stiftung für die Erhaltung des verbliebenen Restes an originalen alten Häusern (und anderen Dingen, wie Stadtmauern, Kirchen etc.) bereitstellen würde, anstatt eine Rekonstruktion zu betreiben. Aber des Menschen Wille ist ja nun einmal sein Himmelreich.

    Wie immer in solchen Fällen: das Eine schließt dem Anderen nicht aus. Ein paar Rekonstruktionen (mehr sind ohnehin nicht machbar) würden im Ensemble mit den verbliebenen Resten Alt-Hildesheims das Ganze enorm aufwerten. Und auch das Interesse für das alte Hildesheim vergrößern. Aber auf so einer Gedanke kommt kein zuständiger Stadtplaner, Architekt oder Politiker..

    VBI DOLOR IBI VIGILES