• Es gibt eine schöne Seite über Kiel.

    Dort werden Aufnahmen von früher und heute gegenübergestellt.
    Da Kiel im 2. WK ein ähnliches Schicksal wie Braunschweig erlitten hat (Zerstörung der Stadt über 90%), ist es eine historisch beeindruckende Sammlung und zeigt, wie schön Kiel früher einmal war.

    http://www.kiel.ingowelt.de/index.htm

    Ricarda Huch:
    Wer rückwärts sieht, gibt sich verloren, wer lebt und leben will, muß vorwärts sehen...

  • Die Altstadt von Kiel stellt heute wirklich nur noch ein Ansammlung von billigstem Schmodder dar. Ein paar Kaufhäuser, einige fünftklassige Bürohäuser oder Mietskasernen. Die Stadtplaner haben hier offenbar den teils schlechtesten Geschmack der Republik bewiesen. Die Stadt ist eigentlich ein Komplettsanierungsfall. Jede kleine Stadtreparatur (von Rekonstruktion gar nicht zu reden) würde das Niveau dort schon massiv anheben.

  • Amen. Kiel gehoert zu den Staedten, von denen es zu unrecht oft heisst, sie seien auch vor der Zerstoerung nicht so interessant gewesen. Andere solche sind Magdeburg, Hannover und manchmal selbst Koeln (wegen der gruenderzeitlichen Ueberformung).

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • ich stelle mir oft die Frage, wie würden Deutschlands Städte aussehen, hätte es den 2. WK nicht gegeben ?

    Wenn ich dann alte Bilderbücher anschaue, :weinenstroemen:

    Ricarda Huch:
    Wer rückwärts sieht, gibt sich verloren, wer lebt und leben will, muß vorwärts sehen...

  • Auch nicht viel anders, ist meine Meinung. Schaut euch mal britische Städte an, die haben historische Substanz vernichtet, ohne dass es viele Kriegsschäden gab. Stattdessen hat der Sozialwohnungbau seine Opfer gefordert und man hat Betonbrutalismus von der allerfeinsten Sorte hingeklotzt. Das wäre in Dtl. auch so gekommen.

    Im übrigen hätten wir ohne den Krieg unser heutiges historisch-denkmalpflegerisches Gewissen gar nicht. Wer viel alte Substanz unter ständiger Nutzung hat und schon immer darin und mit ihr lebte, nimmt sie für selbstverständlich wahr. Aus dieser Sicht treffen Rekos und Historienschnickschnack viel häufiger auf Unverständnis. In Amsterdam und Paris wird Altes oft genug für Neues abgerissen einfach so. In Deutschland hat man eben auch durch die Kriegsfolgen ein anderes Bewußtsein. Und wir hätten ohne den Krieg das gleiche Denken wie in Amsterdam und Paris. Da gibts nichts zu weinen. :augenrollengruen: :verrueckteaugengelb:

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Das sehe ich ganz anders.
    Dass Altes durch Neues ersetzt wird, ist unbestreitbar ud normal.

    Ich spreche mal nur für meine Heimatstadt.
    Was da im Krieg allein durch Bomben platt gemacht wurde, wäre durch Bauplanungen niemals ersetzt worden. Allein die Stadtgestaltung wurde durch den Krieg dermaßen beeinflußt, daß historisch gewachsene Achsen dem Nutzwert weichen mußten um zu überleben.

    Ich brauche mir nur Städte wie Lüneburg, Celle, Wolfenbüttel, Hornburg anschauen. Diese durch den Krieg weitestgehend verschonten Städte haben sich auch entwickelt, aber ihre Substanz erhalten.

    Braunschweig, Kiel, Hamburg und Hannover würden sonst heute zu den beeindruckendsten Städten Deutschlands gehören; was die Architektur angeht. Wobei es Braunschweig und Hamburg noch am besten geschafft haben sich zu entwickeln.

    Ricarda Huch:
    Wer rückwärts sieht, gibt sich verloren, wer lebt und leben will, muß vorwärts sehen...

  • Maxileen

    Zitat

    Wo wir denn behauptet, Hannover sei vor der Zerstörung nicht so interessant gewesen?

    Also eine Literaturangabe kann ich nicht geben, aber es wird manchmal behauptet, vor allem im Vergleich zu Braunschweig oder Hildesheim. Hannover sei in der vorindustriellen Epoche nur ein "Dorf mit Stadtmauer" gewesen, solche Sachen. Hannover hatte als schlichte aber weitlaeufige Residenzstadt vor der Zerstoerung aber einen ganz eigenen Stil, was vielleicht nicht jeder einzusehen vermag. Zudem stand in der Altstadt eine Unmenge von grossartigen und auch wirklich besonders grossen Fachwerkbauten. Dazu einige schoene Giebel aus dem Backsteingotik, und viele schoene Renaissancegiebel.

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  • @ Braunschweiger:

    Hätte, wäre, wenn! Eine nicht zielführende Diskussion. Das bringt uns im Heute nicht weiter.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Zitat von "Brandmauer"

    Zudem stand in der Altstadt eine Unmenge von grossartigen und auch wirklich besonders grossen Fachwerkbauten. Dazu einige schoene Giebel aus dem Backsteingotik, und viele schoene Renaissancegiebel.

    Jepp, seh ich ganz genauso. Vor allem hatte Hannover reichlich Beispiele von Steingiebeln im Stil der Weserrenaissance, von denen aber leider kein einziger den Krieg überlebt hat, weil sich dahinter meist Fachwerkhäuser befanden.

    Deshalb wundert's mich, dass manche denken, Hannover sei vor dem Krieg nicht so bedeutend gewesen wie andere niedersächsische Städte. Aber vielleicht ist das einfach in Vergessenheit geraden, eben weil die Stadt immer etwas im Schatten von Braunschweig und Hildesheim stand.

  • Zitat von "Wolfsheim_Jena"


    Im übrigen hätten wir ohne den Krieg unser heutiges historisch-denkmalpflegerisches Gewissen gar nicht. Wer viel alte Substanz unter ständiger Nutzung hat und schon immer darin und mit ihr lebte, nimmt sie für selbstverständlich wahr. Aus dieser Sicht treffen Rekos und Historienschnickschnack viel häufiger auf Unverständnis. In Amsterdam und Paris wird Altes oft genug für Neues abgerissen einfach so. In Deutschland hat man eben auch durch die Kriegsfolgen ein anderes Bewußtsein.

    Ach ja? Den Eindruck habe ich gar nicht. Dazu habe ich den passenden Link gefunden:
    Kiel gestern Serie Sophienblatt vor dem Abriss - Bild & Foto von Andreas Niedermeier aus Kiel mit der Förde - Fotografie (11730977) | fotocommunity

    Was den Brunnen auf dem Rathausplatz angeht. Wieso zur Hölle, wird der eigentlich nicht rekonstruiert? Der Schwertträger ist noch vorhanden und der Brunnen an sich, war ja offensichtlich nicht sonderlich aufwändig gestaltet. Das ist mir völlig unverständlich. Ein neuer Brunnen würde dem Platz gut tun. Wenn man sich aber alleine die Dächer des Rathauses ansieht, kann man schon meinen, die hatten damals gar keinen Bock auf den Wiederaufbau.
    http://www.kiel.ingowelt.de/kleiner-kiel6.htm

  • "Im übrigen hätten wir ohne den Krieg unser heutiges historisch-denkmalpflegerisches Gewissen gar nicht."

    Da möchte ich auch widersprechen - in Stuttgart wurde bis in die siebziger Jahre massiv abgerissen, selbst heute zählt der Erhalt historischer Gebäude praktisch überhaupt nichts.

    Andererseits blieben beispielsweise die meiste Städte der Toskana unzerstört, dennoch wird auf Denkmalschutz größter Wert gelegt.

  • Zitat

    ich stelle mir oft die Frage, wie würden Deutschlands Städte aussehen, hätte es den 2. WK nicht gegeben ?

    Zitat von "Wolfsheim_Jena"

    Auch nicht viel anders, ist meine Meinung. Schaut euch mal britische Städte an, die haben historische Substanz vernichtet, ohne das es viele Kriegsschäden gab. Stattdessen hat der Sozialwohnungbau seine Opfer gefordert und man hat Betonbrutalismus von der allerfeinsten Sorte hingeklotzt. Das wäre in Dtl. auch so gekommen.

    Im übrigen hätten wir ohne den Krieg unser heutiges historisch-denkmalpflegerisches Gewissen gar nicht. Wer viel alte Substanz unter ständiger Nutzung hat und schon immer darin und mit ihr lebte, nimmt sie für selbstverständlich wahr. Aus dieser Sicht treffen Rekos und Historienschnickschnack viel häufiger auf Unverständnis.

    Ganz falsch.

    Wie erklärst Du Dir dann die Tatsache, daß italienische und französische Städte häufig noch völlig unversehrte Altstädte haben und daß sämtliche bedeutenden Kirchen, Palais und andere Großbauten erhalten sind und selbstverständlich auch nicht zur Disposition stehen?

    Sicher, auch im Ausland wurde (und wird) hier und da eine modernistische Bausünde in ein historisch gewachsenes Viertel gerammt, und dafür müssen dann einige alte Gebäude weichen - aber schau Dir doch Paris an: Les halles und Centre Pompidou fallen mir ein, und an den Champs Elyssées stehen auch ein paar Nachkriegsklötze. Aber ansonsten bietet diese Stadt immer noch Panoramen, die sie berühmt gemacht haben und die eine Stadt wie Berlin eben - vor allem infolge des Kriegs - nicht mehr bietet, nicht einmal ansatzweise.

    Kennst Du irgendeine europäische Großstadt in einer Demokratie, in der in Friedenszeiten eine komplette intakte Altstadt mal eben ausradiert wurde wie in Frankfurt oder Dresden? Die im Krieg praktisch unversehrt gebliebene Heidelberger Altstadt weist eine Reihe von Bausünden auf, für die in der 24 Jahre dauernden Amtszeit des abrißfreudigen OB Zundel (nur afrikanische Dikatoren halten sich noch länger) Altstadthäuser fallen mußten; alles unter dem zynisch-euphemistischen Etikett "Altstadtsanierung". Trotzdem zieht die Altstadt immer noch zu recht jede Menge Besucher an, weil sie immer noch weit mehr intakte Häuser hat als praktisch alle anderen deutschen Großstädte. Vereinzelte Abrisse ja, Flächenabrisse nein.

    Die einzigen, die heutzutage noch rücksichtslos gewachsene Altstadtkerne plattmachen, sind die Chinesen. Ulbricht hat es in Ost-Berlin (Fischerinsel) gemacht. Und Fürst Rainier hat in Monaco auch sehr viele Altbauten abreißen lassen - aber das sind alles keine Demokratien; kein Denkmalschützer hatte dort irgendetwas zu sagen.

    Ich behaupte deshalb: Deutschland würde ohne den 2. WK zwar nicht mehr genauso aussehen wie vor 80 Jahren. Aber ähnlich - und ganz anders als heute.

  • und ich möchte zu bedenken geben, dass monaco in den letzten 10 Jahren überwiegend modern-traditionelle formengebung einsetzt, unter verlangen des fürstenhauses...

    brandneu und grosses bau-volumen
    http://www.monte-carlohotels.com/montecarlobay.php\r
    http://www.monte-carlohotels.com/montecarlobay.php

    noch aus den 80ern, grosses volumen auf der grünen wiese, aber angepasst, der ganze stadtteil ist neu, und akzeptabel:
    http://www.francesouthcoast.com/Port/de-Fontveille.html\r
    http://www.francesouthcoast.com/Port/de-Fontveille.html

    hat noch ein neubauviertel im zentrum, komplett traditionell, finde aber keine bilder

    tja, und ein neues krankenhaus ist geplant 2010, diesmal in glasstahl... :(

    infos:
    http://www.gouv.mc/\r
    http://www.gouv.mc/

  • Zitat von "Brandmauer"

    Amen. Kiel gehoert zu den Staedten, von denen es zu unrecht oft heisst, sie seien auch vor der Zerstoerung nicht so interessant gewesen. Andere solche sind Magdeburg, Hannover und manchmal selbst Koeln (wegen der gruenderzeitlichen Ueberformung).

    Kiel war vor dem Krieg nicht besonders interessant. Die Altstadt war sehr, sehr klein und bestand aus einer eher unharmonische Mischung aus Gründerzeit und ältere Bauten. Mit Köln und Hannover konnte sich Kiel überhaupt nicht messen - eher mit Neumünster oder Rendsburg.

    Leider wurden in Krieg fast alle interessante Bauten zerstört (Kiel spielte für die Dänische Geschichte eine sehr wichtige Rolle):

    - Die Klosterkirche: totalverlust, war wirklich total zerstört
    - Das mittelalterliche Rathaus: total zerstört, einige Keller gibt es noch
    - Der Hauptbau des Schlosses: Die Ruine wurde nach dem Krieg abgetragen

    Was ich in Kiel am schlimmsten finde, sind diese Betonbuden am Markt. Furchtbar! Eine Reko des Rathauses würde hier gut tun. Nür die Dänische Strasse geht einigermassen. Die Lage der Stadt ist aber nach wie vor Traumhaft. Und einige schöne Ecken gibt es noch - z.B Gründerzeitbauten.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich finde zumindest auch diese ehemaligen "Persianischen Haeuser" am alten Markt sehr interessant. Und diese Verkaufsbuden, die jetzt dort stehen, sehr schrecklich.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Genau. Das Rathaus Stand auch direkt am Markt. Übrigens ist die Nikolaikirche auch teilweise modern - Innen. Am interessantesten in Kiel ist eigentlich Laboe...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker