Potsdamer Stadtschloss

  • Zitat von "Sagebiel"

    Keiner eine Meinung dazu?!

    Habe mir das Video gerade mal angeschaut. Nach diesem Videogespräch alleine könnte man vermuten, dass Plattner ein typischer Deutscher ohne besonderes Architekturwissen und -interesse ist, der sich gerade eben mal zu diesem Thema äußern soll, auch wenn er im Grunde keine Ahnung hat und sich darüber bisher wenig Gedanken gemacht hat. Ein Beispiel: so sagt er zum einen, dass (sinngemäß wiedergegeben:) "mehrere historisierende Bauten (Rekos) nebeneinander vermieden werden sollten, da sie alle zusammen in ihrer Wirkung abfallen" (mehrere modernistische Gebäude nebeneinander etwa nicht, fragt man sich?), andererseits aber, dass "alle meine Gäste vom Alten Potsdam begeistert waren", obwohl dies wohl offensichtlich gerade auf die von ihm nicht gewünschte Ensemblewirkung traditioneller Architektur zurückzuführen sein dürfte.

    Ein Glück, dass ein solcher Mann trotzdem 20 Mios für den (halbwegs rekonstruierenden) Bau gespendet hat. Und das zählt letztendlich.

  • Wahrscheinlich ist der Zug leider schon abgefahren, aber ich bin sicher, dass wenn Platter mit jemandem von Mitteschön vorab gesprochen hätte, dieser bei der peinlich inszenierten Videokonfi anders gesprochen hätte.

    Mir gefällt die jetzige Planung immer weniger. Ich bin zwar froh, dass kein Allerweltsbau kommen wird, aber als Stadtschloss kann man diesen Mutanten nicht bezeichnen. Kulka und Speer sind zwei schlechte Köche zuviel. Könnte man Knobelsdorff nur klonen, dann bräuchte man nicht auf diese Hilfshackler zurückgreifen.

  • @ Sagebiel: Dank fuer das Video!

    Ich muss gestehen, ich dachte zuerst, das sei ein Scherz. Dank der vielen anderen von verschiedenen Leuten verlinkten Presseberichte wurde mir aber klar, dass dem nicht so ist.

  • Zitat von "Palantir"

    Geschichte tilgen ich und Du übrigens regelmäßig und sogar mehrmals täglich - nicht zuletzt bei jedem Betätigen der Klospülung.

    :lachen:

    Aber mal im Ernst: Solche Argumente kann man immer relativ leicht entkräften, indem man darauf hinweist, daß auch mit dem leeren Platz 50 Jahre lang Geschichte getilgt wurde - nämlich die Geschichte Potsdams vor 1945. Umgekehrt wird also ein Schuh draus: Mit dem Wiederaufbau des Schlosses wird die Geschichte wieder sichtbar gemacht. Und den Teil der Geschichte, der den Krieg betrifft, erkennt jeder, der ein bißchen genauer hinschaut und sich ein wenig informiert.

  • @schlossgespenst:
    dieses an sich selbstverständlich anmutende Argument ist bei näherer Betrachtung gar nicht so ohne, denn es zwingt diejenigen, die dauernd von Geschichtstilgung reden, zu bekennen, dass sie unter 'Geschichte' in Wahrheit nur die Jahre 1933-45 - und nichts anderes! - verstehen, dass ergo sie, die dauernd das Wort 'Geschichte' im Maul führen, für die eigentliche Geschichte überhaupt nichts übrig haben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ursus hat geschrieben:

    Zitat

    dieses an sich selbstverständlich anmutende Argument ist bei näherer Betrachtung gar nicht so ohne, denn es zwingt diejenigen, die dauernd von Geschichtstilgung reden, zu bekennen, dass sie unter 'Geschichte' in Wahrheit nur die Jahre 1933-45 - und nichts anderes! - verstehen, dass ergo sie, die dauernd das Wort 'Geschichte' im Maul führen, für die eigentliche Geschichte überhaupt nichts übrig haben.

    Nicht ganz, denn ich habe auch schon eine solche getroffen, die es schlimm fand, daß durch solche Rekonstruktionen wie in Dresden und jetzt auch in Potsdam die DDR-Geschichte getilgt würde - ich: "In Warschau haben die Polen ja auch alles rekonstruiert" - Antwort: "Ja, aber dort machten die das gleich nach dem Krieg!, also vor 50 Jahren." Die wunderbare DDR-Stadtplanung und die Kriegsruinen dürfe man nicht überbauen, und wenn schon, dann ganz modern - "dann müssen die Dresdner sich halt mit dem Neuen identifizieren!"
    Meinte jemand aus der niederländischen Kulturelite. Man darf die Wertschätzung der DDR in den Niederlanden damals nicht unterschätzen (und weiß ich wo sonst) als ein "Deutschland, wovon keine militärische Bedrohung ausging." Ach wozu waren wir doch in der NATO?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat

    Meinte jemand aus der niederländischen Kulturelite. Man darf die Wertschätzung der DDR in den Niederlanden damals nicht unterschätzen (und weiß ich wo sonst) als ein "Deutschland, wovon keine militärische Bedrohung ausging."


    zum Glück hat sich laut Statistik das Bild Deutschlands bei der niederländischen Bevölkerung stark zum positiven gewandelt, und man höre und staune: Deutschland steht ganz oben auf der Reiseliste des fahrenden Volkes, in D sind sie laut übernachtungszahlen die stärkste Gruppe ( http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Binnenhandel/Tourismus/Tabellen/Content50/UebernachtungenHerkunftslaender,templateId=renderPrint.psml\r
    http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... Print.psml )

  • Heute ein ganz aktueller Beitrag aus dem Nordkurier (wer auch immer die Zeitung kennt). Auf jeden Fall kommen auch sehr vernüftige Stellungnahmen von Architekten aus Potsdam!

    http://www.nordkurier.de/index.php?obje…rmark&id=574071

    Es gibt durchaus auch zum Glück auch noch den einen oder anderen Architekten ohne ideologische Gehirnwäsche. Hoffen wir, dass aus dem jetzigen Baumarktschloss ein richtiges Stadtschloss a la Knobelsdorff wird!

  • Und weiter geht es: Allerdings befürchte ich, dass Frau Hüneke Hern Kulka hier auf eine Idee bringen könnte, die uns in Bezug auf den Innenhof als auch das Treppenhaus überhaupt nicht gefallen wird... . bei anderen Punkten hat sie wiederum recht. "Speer und er" sind der Aufgabe warscheinlich nicht gewachsen.

    Fragen über Fragen, die jedoch sehr wichtig sind. Aus "denkmalpflegetheoretischer Sicht"...sollte man lieber keine überholtphilosophischen Thesen mehr verbreiten, sondern mit einer möglichst exakten Rekonstruktion beginnen.

  • @Kind: ja das ist sehr erfreulich, das Problem liegt nicht bei der Bevölkerung.

    Was Herr Kil da alles hinein problematisiert, ist kaum noch nachzuvollziehen. Die Bedenken von Herr Elz und seine Vorschläge finde ich an sich sinnvoll, wäre es denn möglich gewesen, das Schloß ohne den Landtag darin zu bekommen.

    Das Wichtigste scheint mir, daß die rekonstruierten Fassaden selbsttragend und traditionell gemauert sind, wie z. B. auch beim Schloss in Braunschweig, und kein Beton mit Vorhang. Wenn dann auch einige Innenräume wieder kommen, sind zumindest diese Teile als authentische Rekonstruktionen zu betrachten, die für das Potsdamer Stadtbild enorm wichtig sind. Wenn sie nur auf diese Weise (mit Landtag darin) realisiert werden können, ist das besser als nichts.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @Palantir

    Zitat

    Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Wieland Niekisch, erklärte, Kulka sei mit seinem Entwurf die „Quadratur des Kreises“ gelungen. Die Umsetzung zentraler Elemente des Entwurfs sollte aber noch einmal überdacht werden. Einwände hatte es unter anderem wegen des Dachs aus Zinkblech gegeben. Ein Kupferdach wäre nach Schätzungen Kulkas rund 600 000 Euro teurer. Für Finanzminister Speer sind solche Kostensteigerungen jedoch indiskutabel.

    Also die 600.000 sollten noch einbringbar sein! Dieser Speer und dieser Kulka sind so etwas von kleinbürgerlich verbohrt - igitigit. Dass man Kulka aus Dresden geholt hat, wird seine Gründe haben. Da haben manche eine Höllenangst vor weiteren Rekos in Potse :P

    Danke für die aktuellen Beiträge. Wenn man Kulkas Aussagen liest, dann merkt man erst, welche Katze da im Sack sitzt.

  • Zitat von "Exilwiener"


    Also die 600.000 sollten noch einbringbar sein! Dieser Speer und dieser Kulka sind so etwas von kleinbürgerlich verbohrt - igitigit.

    Na dann oeffne mal dein Portemonnaie oder bist Du etwas auch "kleinbürgerlich verbohrt - igitigit"?

  • Aber Phipse, wenn Du wüsstest, was ich schon alles gespendet habe :zwinkern: . Aber für dieses (Klein-)Geisterschloss spende ich so wie es momentan geplant ist, sicher nix. Ich zieh mir ja auch keinen schwarzen Anzug an und schlüpf dann in weiße Tennissocken, wenn Du verstehst, was ich meine.

  • Schwarzer-Anzug-weisse Tennissocken Kombination hatte ich erst letztes Jahr an Fasching fuer mein Blues Brothers Kostuem an. War ein grosser Hit! ;)

    Aber im Ernst. Ich finde Deine (eure) Forderungen zu extrem. Es war von Beginn an eine Anforderung, dass das Gebaeude nichts als Schloss wieder ersteht, sondern als Landtag in aehnlicher Kubatur, Gliederung und Gestaltung neu entsteht. Fuer eine 1:1 - Schlosskopie gibt es in Potsdam 1.) keinen Bedarf, 2.) kein Geld und 3.) keine politische und auch buergerliche Unterstuetzung. Die Anhaengerschaft einer absoluten Kopie ist relativ klein, da jedem bewusst ist, dass die 1.) und 2.) einfach gewichtigere Punkte sind.

    P.S.: Bitte nicht irgendwelche merkwuerdigen Spitznamen verwenden, Wiener. Danke!

  • @PhilipK: Du bist Dir anscheinend der bedeutung der reko nicht bewußt. Des weiteren sind Speer und Co. tatsächlich kleinbürgerlich oder besser sie tun anscheiend so als ob, um dem verantungsvollem Steuerzahler weitere Penunzen aus dem Kreuz leiern und auf der anderen seite als Hüter des staatlichen Sparstrumpfes darzustehen..

  • Anscheinend bin ich mir der Bedeutung tatsaechlich nicht bewusst. Kannst Du mir erklaeren, welche Bedeutung ein weiteres Schloss fuer ein Stadt hat, die bereits ein gutes Dutzend rumstehen hat und deren baulichen Zustand nicht einmal gewaehrleisten kann?

    Anstatt sich darueber zu freuen, dass alte Stadtschloss weitestgehend wieder vom Aeusseren her rekonstruiert wird, motzt man hier nur rum. Man kann es doch nicht als Selbstverstaendlichkeit ansehen, dass der Staat Steuergelder in die Hand nimmt, um die Beduerfnisse einer kleinen Gruppe (und nichts anderes sind die Anhaenger einer absoluten Rekonstuktion) zu befriedigen. Ich finde hier wurde ein guter Mittelweg gefunden.

    Zitat von "Der Herzog"

    Des weiteren sind Speer und Co. tatsächlich kleinbürgerlich oder besser sie tun anscheiend so als ob, um dem verantungsvollem Steuerzahler weitere Penunzen aus dem Kreuz leiern und auf der anderen seite als Hüter des staatlichen Sparstrumpfes darzustehen..

    Hae? Jetzt kritisierst Du die Investition also im Allgemeinen?! Verstehe dich hier nicht wirklich.

  • Die Fassadenrekonstruktion wird durch Spendengelder finanziert, nicht durch Steuern.
    Das scheinst du zu vergessen, Philipp.


    Das ergibt einfach nicht viel Sinn, was du da schreibst. Es geht hier um eines der kunsthistorisch bedeutendsten Schlösser Deutschlands, Teil des zentralen Marktensembles von Potsdam, einer Landeshauptstadt. Da kann man nicht nach Belieben modifizieren, wie es einem gerade so in den Sinn steht. Das gibt den Rekonstruktionsgedanken der Lächerlichkeit preis und gibt den Rekogegnern unnötig Angriffsfläche. Mit kleineren Anpassungen in der Raumaufteilung, bei Ornamentdetails etc. würde ich noch mitgehen, aber Veränderungen der GESAMTproportionen sind eine unumkehrbare Veränderung, die nicht im Sinne des Erbauers ist und eine Chimäre von einem Gebäude ergibt. Darum kann man sich auch mit der Berliner Variante nicht zufriedengeben.


    Zumal kein Mensch diese größere Landtagsversion benötigt. Man könnte den zusätzlichen Raum ebenso gut unter die Erde oder auf externe Gebäude verlegen. Aber: Ein vereintes Bundesland Brandenburg-Berlin wird es auf absehbare Zeit sowieso nicht geben. Und selbst wenn, das Schloss in seinen originalen Ausmaßen gibt genügend Platz her. Man schaue sich einmal andere Landtagsbauten an (Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg etc.) - kein Mensch braucht XXL-Landtagsgebäude.

    Wenn man wollte, könnte man hier mit Leichtigkeit eine große Lösung zum gleichen Preis finden.
    Offenbar will man aber nicht. Das ist sehr traurig, ich hatte Potsdam da anders eingeschätzt.

  • Also, ich bin mir nicht sicher ob es sich um so eine kleine Gruppe von Reko-Befürworter handelt. Habe bisher nur eine Umfrage bzgl. dieses Thema gefunden.

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?p=234611#post234611\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... post234611

    Von 123 Teilnehmer haben sich 100 für Rekos ohne wenn und aber ausgesprochen, 18 befürworten eine Reko wenn orginal Bauteile vorhanden sind, nur 4 sind gegen Rekos und 1 hat keine Meinung. Das DAF gilt eigentlich nicht als Hort der Reko-Fans, aber es ist nun mal so, dass moderne Architektur bei weitem nicht die selbe positive Wirkung erzielt als Gebäude aus der Vor-Bauhaus-Zeit. Moderne Gebäude wirken meiner Meinung nach eher deprimierend, speziell wenn sie in Innenstadt-Bereichen stehen.
    Potsdam ist da ein gutes Beispiel. Wenn man vom Bahnhof Richtung Stadt läuft, hat man den Eindruck diese Stadt ist menschenleer und potthäßlich. Wenn man sich aber in den Stadtvierteln mit historischer Bebauung befindet sieht man plötzlich viele Menschen und Touristen.

    Was nun das [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon] angeht, wäre ich schon zufrieden wenn zumindest die Fassade wieder so aufgebaut wird wie vor der Zerstörung. Bitte, keine modernen Anbauten oder Glaskuppeln oder sonstige die Wirkung zerstörende Eingriffe. Wenn im Inneren des Gebäudes allerdings nichts rekonstruiert wird ist das zwar bedauerlich, aber für das Stadtbild nicht wirklich schädlich.

    Denn ich, bin ein Mensch und habe als solcher in jedem Menschen, der vor mir war, gelebt und werde in einem jeden, der nach mir kommt, leben...
    (Mika Waltari /Sinuhe der Ägypter)