Potsdamer Stadtschloss

  • Kann sich ein Bauherr diese Urheberrecht vom Architekten vertraglich eventuell abtreten lassen? Dann hätte es der Bauherr doch komplett selbst wieder in der Hand und man wäre nicht von irgendwelchen Launen des Auftragnehmers abhängig. Für mich persönlich ist der Urheber ohnedies Knobelsdorff und nicht der Rekonstrukteur, den man mit der Knobelsdorff Fassade et cetera beauftragte.

  • Kann sich ein Bauherr diese Urheberrecht vom Architekten vertraglich eventuell abtreten lassen? Dann hätte es der Bauherr doch komplett selbst wieder in der Hand und man wäre nicht von irgendwelchen Launen des Auftragnehmers abhängig. Für mich persönlich ist der Urheber ohnedies Knobelsdorff und nicht der Rekonstrukteur, den man mit der Knobelsdorff Fassade et cetera beauftragte.

    Soweit ich weiss, kann das Urheberrecht nicht einfach so abgetreten werden. Aber der Bauherr kann mit dem Architekten Verträge schliessen, die Änderungsrechte auf ihn übertragen.

  • Keine der Potsdamer Figuren. Die Figuren auf dem Hauptportal sind Kopien aus den 1950er Jahren (bis auf Jason, der den Bombenangriff überlebte).

    Die acht in #3.145 dargestellten Figuren zieren die beiden Seitenflügel des Palais des Prinzen Heinrich bzw. der Friedrichs-Wilhelm-Universität, das nach 1945 und starken Schäden zur Humboldt-Universiät umgebaut wurde.

    Schade ist, daß damit 1) das ursprüngliche Bildprogramm des Mittelrisalites, die berühmtesten Liebespaare aus Ovids Metamorphosen, nicht mehr fortgeführt wurde und 2) durch um einen Fuß (ca. 32 cm) kleineren Figuren des Potsdamer Stadtschloßes die Proportionen verzerrt sind. Entscheidend war zu DDR-Tagen wohl das Kostenargument beim Wiederaufbau der Universisät, die guten Kopien des Haupteingangs aus Dresden kosteten viel Geld.

    Hier sind die Kopien der Liebespaare im Jahr 1953 zu sehen:

  • Nein, das ist alles maßkorekt. Das Foto ist im falschen Maßstab eincollagiert. Das Baumarktgitter von heute hat nach Brandenburgischer Bauordnung > 80 cm Höhe während das historische Bronzegitter der Engeltreppe ca. 68 cm maß. Der Schloßverein hat den Sockel anhand der Baupläne von 1841 maßlich geprüft.

  • Naja, auf dieser Montage von "potsdam-fan" ist aber am Sockel schon ein deutlicher Höhenunterschied zu sehen. Es fehlen auf dem rechten Bild ja sogar die untersten zwei Treppenstufen im Vergleich zur linken, historischen Ansicht. Offenbar liegt das Bodenniveau heute ca. 20 cm höher als damals - oder liegt der ganze Neubau tiefer? huh:)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Der Schloßbau liegt auf der gleichen Höhe wie vor dem Krieg und der Treppensockel hat die gleichen Maße wie nach dem Neubau 1841. Daß das Bodeniveau in der Gestaltung mit Betonplatten höher sein kann ist möglich - spielt aber für die Treppen und für das kunstvolle Gitter erstmal keine Rolle.

    Von dem Gitter sind ja noch maßgebliche Teile erhalten - Bronzeguß, feuervergoldet. Allerdings wurde die barocke Treppe 1838 abgerissen und bis 1841 neu errichtet. Hier bei sind nur etwa 1/3 der barocken Gitterteile wiederverwendet worden. Zudem gab es eine nächste, große Sanierung in den 1920er Jahren. Deshalb ist das Bild der Fahnentreppe, das wir auf Fotos sehen, eine - zwar ästetisch anprechende - aber bunter Mischung aus klassizistischen und barocken Teilen. Auch der Wasserspeier und der Antefixartige Sandsteinabschluß sind aus den 1840ern.

    Die Putti waren im Barock aus Blei und wurden 1841 in Zinkguß wiederholt. Ob sie mit ihren etwas unnatürlichen Handhaltungen einmal Gegenstände hatten, z.B. Musikinstrumente, bleibt unklar.

  • Ja die Armstellung der Putti passt nicht so recht zum Geländer.Sie sind von der Körper und Armstellung her eher nicht für die Treppenanlage entworfen worden.Sie bilden keine Harmonie zum Geländer.
    Vielleicht stammen sie von woanders her.

  • Was ist denn der Löwenkopf? Ein Regenabfluss?

    Ich finde das Gerede von Shared Identity problematisch. Letzten Endes bleibt es dabei, dass die Potsdamer Figuren gar nicht zum Denkmal gehören laut Denkmalrolle (anders als gerne kolportiert) und der Begriff Leihgabe eigentlich solche Spielchen nicht erlauben sollte. Gerade wenn es um Kontinuitäten geht, mit denen Baupolitik des Ostregimes in Deutschland weitergeschrieben wird. Aber das macht alles nichts, denn erst werden die vorhandenen Figuren mal aufs Dach zu bringen sein. Weiterhin hat ein Verfassungsorgan wie der Brandenburgische Landtag politisch mehr Gewicht als eine nachgeordnete Bildungsinstitution oder Denkmalbehörde. Wenn er sie zurück fordert, kann die HU nicht nein sagen.

  • Na, Agon eine "Denkmalrolle" gibt es schon lange nicht mehr. Nach der Denkmalliste des Landes Berlin gehört der Wiederaufbau durch die DDR schon zum Denkmal. Link hier. Die HUB steht unter Schutz wie sie steht und liegt und jede Veränderung ist erlaubnispflichtig.

    Wem die Figuren gehören ist nach wie vor umstritten. Die SPSG behauptet sie sei Eigentümerin, weil zu DDR-Tagen die "Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci" Eigentümer waren. Die unterstanden aber der Stadt Potsdam. Bei der Gründung der SPSG ist jedoch bewußt eine Neugründung erfolgt und die Kontinuität durch eine abschliessende Aufzählung des übernommenen Kulturgutes vermieden worden (Text des Gründungs-Staatsvertrages von 1995 hier.) Das Wort "Stadtschloß" kommt im Staatsvertrag nicht vor.


    Deshalb gehören die Figuren entweder der Stadt Potsdam oder dem Land Brandenburg - dieses war ja auch nach 1945 Rechnungsempfängerin aller Ausbesserungsarbeiten. Vermutlich ist recht allerdings nur in einem längeren Prozeß zu bekommen. Hierzu gehört, daß der letzte Band des Grundbuches des Stadtschloßes nach 1941 im Brandenburgischen Landesarchiv "verschwunden" ist. Letzter Eintrag 1941: Freistaat Preußen (dem war die Schlösserverwaltung unterstellt). Vielleicht müsste man mal den wissenschaftlichen Dienst des Landtages bemühen.

  • Ja, das ist bitter. Nach der Brandenburgischen Bauordnung hätte es 90 cm hoch sein müssen (statt 72) und hätte keine Lücken in den Gittern von mehr als 11 cm aufweisen dürfen.

    Deshalb hat die Bauaufsicht eine hinterblendete ESG-Scheibe mit 90 cm Höhe und einem zweiten Handlsuf gefordert - das hätte das Kunstwerk vollständig zerstört.

    Aus diesem Grund durfte Peter Kulka etwas eignes designen. Quat erat visitandum.

  • Das schreiben heute die PNN (08.01.19)

    "Eine halbe Million Euro: So viel Geld spendet die Cornelsen Kulturstiftung für die Wiederherstellung der sogenannten Puttentreppe am Landtagsschloss."

    Weitere interessante Details sind auf der PNN-Seite zu finden.
    Da war es doch gut, dass wir uns schon mal vorab mit der Puttentreppe/Engeltreppe/Fahnentreppe beschäftigt haben :D .

  • Nachdem eine Bestätigung von "höchster Stelle" vorliegt, können wir nun auch mal offizielle Farbaufnahmen präsentieren.


    Quelle: SPSG - Potsdamer Stadtschloss, Fahnentreppe (gen. Puttentreppe)

    "Mit knapp einer halben Million Euro wird bis 2020 die berühmte Puttentreppe des Stadtschlosses, in dem der Brandenburger Landtag sein Domizil hat, wiedererrichtet. Finanziert wird die Restaurierung und Teilrekonstruktion der vergoldeten Bronzegeländer mit musizierenden Putten von der Cornelsen Kulturstiftung." heißt es in der offiziellen Mitteilung.

    In der "Einladung für Presse und interessierte Öffentlichkeit" wird bekannt gegeben:
    "Die Puttentreppe - auch Fahnentreppe genannt - war nach einer Zeichnung König Friedrichs des Großen 1752 entstanden und goldglänzender Höhepunkt der Lustgartenfassade. Als Meisterleistung der Bronzeure Preußens im 18. Jahrhundert war das Treppengeländer bis zur Zerstörung des Schlosses eines der beliebtesten Fotomotive Potsdams. Zahlreiche Fragmente haben sich in den Depots der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg erhalten, die die Wiederaufbauarbeiten unter der Ägide des Vereins Potsdamer Stadtschloss unterstützt."

    Am Montag, dem 14. Januar 2019, 11.00 Uhr, gibt es einen offiziellen Fototermin zum o.g. Thema.

  • So sehr mich die Nachricht darüber erfreut hat, dass die Cornelsen Kulturstiftung dieses bezaubernde Kunstwerk des Rokoko wiederherstellen lässt, so sehr fürchte ich andererseits, dass, nachdem dieses wunderschöne Werk der Schmiedekunst wieder fest installiert wurde, Menschen ohne Liebe zum Schönen, aber stattdessen mit Hass in ihrem Herzen oder etwa aus aus Geldgier, danach trachten könnten, dieses einzigartige Kunstwerk zu zerstören. So hoffe ich inständig, dass alles nur erdenklich mögliche zum Schutze der Treppe unternommen wird. Vermutlich ist diese Treppe frei zugänglich. Was, so frage ich, kann man von vorne herein gegen jedweden Vandalismus oder Diebstahl unternehmen? Kameras könnten wohl auf jeden Fall helfen.