Gute Sache.
Interessant ist natürlich, dass man erkennt, wie weit weg eigentlich Krieg und Elend in dieser Gesellschaft sind. Sie sind zwar als Mythen, als bedrohliches Dauergrollen im gesellschaftlichen Überbau permanent präsent, aber der Lebenspraxis dabei völlig entrückt.
Was will ich damit sagen? Was weit weg ist, übt eine fast schon erotische Anziehungskraft aus. Weil Krieg nur noch als Schauergeschichte bekannt ist, muss jedes Einschussloch sichtbar bleiben und wird vermutlich mühevoll konserviert. In einer Gesellschaft, die Krieg und Gewalt noch ganz unmittelbar kennt, würde man vermutlich versuchen, Einschusslöcher möglichst zu kitten, um wenigstens auf einigen befriedeten Inseln eine heile Welt zu schaffen, in der man nicht an den Schrecken denken muss. Mir ist nicht bekannt, dass bei der Rekonstruktion des Königspalastes in Kabul bewusst Kriegsschäden sichtbar gelassen wurden.
Das jetzige Potsdamer Beispiel ist natürlich eine Sache von viertrangiger Wichtigkeit. Vielleicht hätte auch ich als Konservator das Einschussloch in der Kinderfigur gelassen. Es stört mich an dieser Stelle auch nicht riesig. Aber die Plastik ist ja kein Einzelfall. In Berlin z.B. wurden in letzter Zeit ja oft Kriegsverletzungen von Gebäuden bewusst konserviert, bis hin zum Neuen Museum. Eine Art Grusel-Tourismus.
Dazu wollte ich einfach ein paar Zeilen verlieren.